Konzept und Massnahmenplan Wald & Hirsch Massnahmen

Konzept
und
Massnahmenplan
Wald & Hirsch
im Eidgenössischen Jagdbanngebiet Säntis
und Umgebung
Akteurs-Workshop Wald
30. April 2016
Konzept und Massnahmenplan
Wald & Hirsch
Akteure und ihre Rollen
Lenkungsausschuss
Bauherr Stefan Sutter und Landeshauptmann Stefan Müller
Projektgruppe
Ueli Nef, Jagdverwalter/Albert Elmiger, Oberförster/Bruno Inauen, Leiter Landwirtschaftsamt/
Ralph Etter, Leiter Amt für Raumentwicklung/Guido Buob, Appenzellerland Tourismus
Externe Fachexperten (Projektleitung): Nicole Imesch, wildkosmos/Norman Nigsch, noniwood
Erarbeiten von Massnahmen
Jäger
Waldbesitzer
Landwirte
Freizeit/Tourismus
Massnahmen umsetzen
Erfolgskontrolle
Nachbarkantone
Raumabgrenzung
nach Prioritäten
Grundsätze
Die Wild- und Waldbewirtschaftung muss eine Koexistenz von
Wald und Wild ermöglichen.
Der Rothirsch kann sich im Kanton etablieren, dort wo er
geeignete Lebensräume findet. Die Bestände werden jedoch
effektiv reguliert.
Das Prinzip des naturnahen Waldbaus gilt auf der gesamten
bewirtschafteten Waldfläche. Die Waldbewirtschaftung
ermöglicht gute Bedingungen für die Naturverjüngung.
Es wird ein integraler Ansatz zur Problemlösung gewählt, indem
alle relevanten Bereiche (Jagd, Forst, Landwirtschaft, Freizeit /
Tourismus, Raumplanung) miteinbezogen werden.
Die Zusammenarbeit der zuständigen Amtsstellen und der
Akteure basiert auf Kooperation und Partnerschaft. Eine gute
Kommunikation fördert das Vertrauen zwischen den Parteien.
Ausgangslage
 Darstellung Wald-Hirsch-Problematik
 Situationsanalyse
 Zielsetzungen
Einflussfaktoren auf
Wildverbiss und Schälungen
Populationsgrösse
Äsungsangebot
Nachfrage
Angebot
Fütterungen
Traditionen
Naturferne
Bestände
Störungen
Fragmentierung
Verjüngungsgunst
Entwicklung Rotwildbestände
Schweiz
Das Rotwild war die Hauptjagdbeute der Jungsteinzeit.
Gemse
Ur
Rehwild
Schwarzwild
Das Schicksal des Hirsches hängt heute vom Menschen ab.
Früher war es durchaus umgekehrt!
Rotwild
Entwicklung Rotwildbestände
Schweiz
Zunahme Rothirsch Bestand in der Schweiz
von 1968 (12’500 Stück) bis 2014 (33’000 Stück)
Entwicklung Rotwildbestände
Schweiz
Zunahme Rothirsch-Abschuss in der Schweiz
von 1933 (264 Stück) bis 2014 (10’715 Stück)
Entwicklung Rotwildbestände
Schweiz
Vorkommen Rothirsch in
der Schweiz (2008)
Bestand & Abschuss Rothirsch
Appenzell
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Total Bestand AI
Total Abschuss
Total Abschuss AR
Faszination Rotwild
Fortpflanzungsökologie
Überwinterungsstrategie
Schutzgebiet
Studie Veterinärmedizinische
Universität Wien,
Prof. Dr. Walter Arnold
Lernfähigkeit
Faszination Rotwild
Überwinterungsstrategie des
Rotwildes:
Reduzierung des
Energieverbrauches im Winter
durch «Herunterfahren» der
Aktivität und des
Stoffwechsels
Quelle: «Saisonale Schwankungen im
Nahrungsbedarf des Rotwildes»,
Prof. Dr. Walter Arnold,
Studie Veterinärmedizinische Universität Wien
Ansprüche des Rotwilds
an seinen Lebensraum
Gutes Äsungsangebot und Austrittsmöglichkeiten
 Einschränkung: naturferne Waldbestände, Störungen im Offenland
Ruhe in den Einstandsgebieten und während der Brunftzeit
 Einschränkung: Freizeitaktivitäten, Tourismus, Jagd
Gesetzgebungen Bund
im Bereich Wald-Wild
 Bundesgesetz über den Wald (WaG; 1991)
Art. 27 WaG: Massnahmen der Kantone zur Verhütung und Behebung von Waldschäden
Abs. 2: Sie regeln den Wildbestand so, dass die Erhaltung des Waldes, insbesondere seine natürliche
Verjüngung mit standortgerechten Baumarten, ohne Schutzmassnahmen gesichert ist. Wo dies nicht
möglich ist, treffen sie Massnahmen zur Verhütung von Wildschäden.
Art. 31 WaV:
1Treten
trotz Regulierung der Wildbestände Wildschäden auf, so ist ein Konzept zu ihrer Verhütung zu erstellen.
2
Das Konzept umfasst Massnahmen zur Verbesserung der Lebensräume (Biotop-Hege), den Schutz des Wildes
vor Störung, den Abschuss einzelner schadenstiftender Tiere sowie eine Erfolgskontrolle.
3
Es ist Bestandteil der forstlichen Planung.
 Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSG; 1986)
Art. 1 JSG: Dieses Gesetz bezweckt:
a. die Artenvielfalt und die Lebensräume der einheimischen und ziehenden wildlebenden Säugetiere und
Vögel zu erhalten;
b. bedrohte Tierarten zu schützen;
c. die von wildlebenden Tieren verursachten Schäden an Wald und an landwirtschaftlichen Kulturen auf ein
tragbares Mass zu begrenzen;
d. eine angemessene Nutzung der Wildbestände durch die Jagd zu gewährleisten.
Art. 3 JSG: Die Kantone regeln und planen die Jagd. Sie berücksichtigen dabei die örtlichen Verhältnisse sowie
die Anliegen der Landwirtschaft und des Naturschutzes. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und
die natürliche Verjüngung mit standortgemässen Baumarten sollen sichergestellt sein..
Subventionen Bund: NFA
Programmvereinbarungen
 Schutzwald:
60,0 Mio. Fr. pro Jahr
 Waldbewirtschaftung: 11,0 Mio. Fr. pro Jahr
 Waldbiodiversität:
9,5 Mio. Fr. pro Jahr
Qualitätsindikator:
Berücksichtigung
„Vollzugshilfe Wald & Wild“
Link zum Herunterladen
Wildbiologisch orientierte
Jagdplanung
Rothirsch
Ziel: Stabilisierung des Bestandes
GV
1:1
Jungtieranteil
25% Kälber und
Schmaltiere/Spiesser
Abschussquote
Zuwachs
Ziel: Senkung des Bestandes
GV
1 : > 1,3
Jungtieranteil minimal
35% Kälber und
Schmaltiere/Spiesser
Abschussquote

Zuwachs
Ziel: Anhebung des Bestandes
Jungtieranteil
Link zum Herunterladen
25% Kälber und
Schmaltiere/Spiesser
Konzept und Massnahmenplan
Wald & Hirsch
Situationsanalyse
 Fazit Jagd
Hirschbestand zunehmend, Jagdstreckenzusammensetzung erfüllt Bundeskriterien, Abschussquote ≤ Nachwuchsrate, Jagdplanung im Wildraum!
 Fazit Landwirtschaft
Im Eidgenössischen Jagdbanngebiet (JBG) Säntis ausschliesslich Sömmerungsgebiet, Intensität durchschnittlich, Frassverlust durch Rothirsch, nur beschränkte Nutzbarkeit des Offenlandes (Zäune am Waldrand, Gülle im Herbst)
1383 Rindergrossvieheinheiten (RGVE) Kühe/Rinder gegenüber 45 RVGR
Hirsche im JBG
 Fazit Freizeitaktivitäten/Tourismus
Wegegebot im JBG oft nicht eingehalten, intensive touristische Nutzung
Kronberg-Nordseite und Kronberg-Schwägalp, Störungen sind ein wichtiges
Thema.
Die aktuelle Waldsituation
Wo stehen wir ?
Wohin wollen wir?
Die aktuelle Waldsituation
(Projektperimeter mit Waldfläche von 1‘852.3 ha)
Eigentumsverhältnisse
Eigentumsgrösse
Eigentumsform
(234 Eigentümer mit mehr als 1 ha Wald)
Staatswald
5%
48%
47%
Öffentlicher
Wald
Privatwald
Der Wald befindet sich etwa je zur
Hälfte im Besitz von öffentlichen
und privaten Eigentümern.
13%
13%
1 - 5 ha
5 - 10 ha
74%
HK Wilder Bann
HK Schwende
HK Höhe- und Kronbergswald
HK Zahmer Bann
> 10 ha
227.45 ha
213.38 ha
119.71 ha
70.07 ha
Die aktuelle Waldsituation
Waldfunktionen
(Total: 1‘852 ha)
Ergebnisse aus der Waldfunktionenplanung im Jahre 2007
 Schutz und Nutzfunktion mit grösster Bedeutung
Schutzwald
30.0
Schutz mit NF Holznutzung
815.7
Schutz mit NF Erholung
6.3
Holznutzung
519.8
Holznutzung mit NF Schutz
104.7
Holznutzung mit NF Erholung
4.1
Naturschutz
150.6
Naturschutz mit NF Schutz
221.2
0
NF = Nebenfunktion
100
200
300
400 500
Hektaren
600
700
800
900
Die aktuelle Waldsituation
Waldstandorte/Baumarten
Standortstypen (SOLL)
• Buchen-Mischwälder
Buche Tanne Bergahorn
Spitzahorn Kirsche Linde Lärche Bergulme
Esche
• Tannen-Buchen-Wälder
Buche Tanne
Fichte Bergahorn Bergulme Esche
• Tannen-Fichten-Wälder
Fichte Tanne
Bergahorn Vogelbeere
• Fichtenwälder
Fichte
Bergahorn Vogelbeere
aktuelle Waldbestockung (IST)
• oft Fichtenwälder
auf Kosten von Buche und Tanne
Die aktuelle Waldsituation
Waldaufbau
ideal wären:
vorherrschend sind:
stufige, ungleichförmige,
Bestände mit kleinen Lücken
gleichaltrige, kaum strukturierte,
stammzahlreiche und dichte Bestände
SOLL
IST
Die aktuelle Waldsituation
Walderschliessung
Hinter Kau
Sonnenhalb
Ahorn
Kronberg
mit Lastwagen befahrbar
mit Traktor befahrbar
übrige
Nutzung 2012
Nutzung 2013
Nutzung 2014
Nutzung 2015
Die aktuelle Waldsituation
Waldbewirtschaftung
Forstliche Eingriffe 2012-2015
Totalnutzung:
27‘195 fm
Ø pro Jahr:
6‘795 fm
davon im Privatwald: 53 %
(Hiebsatz: ca. 8‘000 fm )
(Total: 1‘852 ha)
3%
Durchforstung
25%
50%
22%
Lichtung
Räumung
Übrige
Die aktuelle Waldsituation
Waldbewirtschaftung
Abbau der Holzvorräte
• Dauernde Walderneuerung ist
das A + O einer nachhaltigen
Waldwirtschaft!
Optimierung der Holzbringung
• Erstellen eines Erschliessungs- und
Holzerntekonzepts
prüfenswerte Beispiele:
Ausbau Obere Sollegg-Wasserschaffen
 Waldungen Sönderli/Wartegg
Ausbau Gächten-Untere Helchen
 Helchenwald
Die aktuelle Waldsituation
Waldbewirtschaftung
Eigentümerübergreifende
Zusammenarbeit
ermöglicht …
• einen optimalen Einsatz der
Rückemittel (Seilkran, Vollernter,
Rückefahrzeug)
• besseren Holzverkauf durch
grössere Nutzungsmengen
• tieferen Verwaltungsaufwand
• Minimierung von Störungen
Die aktuelle Waldsituation
Wildschaden-Situation
Verbiss: Anzeichen von Verbesserungen, aber kein Grund
zur Entwarnung
Wildschaden-Situation
Schälschäden:
dringender Handlungsbedarf
Wildschaden-Situation
• Jagd
 Wirkung kurzfristig
• Grossraubtiere
 derzeit noch keine
bestandesregulierende
Wirkung
• Waldbewirtschaftung
 Wirkung mittel- bis
langfristig
Mitverantwortung
der Waldbesitzer !
Die aktuelle Waldsituation
Die grössten Sorgenkinder
• hoher Zuwachs
+ geringe Nutzung
 zu hohe Holzvorräte
• viele dunkle
+ dichte Waldbestände  hohe Schälschadenanfälligkeit
• Baumartenzusammensetzung
Überhang an Fichte
 schlechte Risikoverteilung
• ungenügende Erschliessung
+ Holzerntemethoden  Nutzungs- und Pflegedefizite
• hohe Wildbestände
 ungenügende Waldverjüngung
Konzept und Massnahmenplan
Wald & Hirsch
Oberziel
Die Rothirschbestände und die Tragfähigkeit deren Lebensräume
befinden sich im Gleichgewicht.
Kapazitätsgrenze des Lebensraums nach Aufwertung
Wald-Wild-Probleme
Optimum Wildbestand
Konzept und Massnahmenplan
Wald & Hirsch
Strategische Ziele
 Die Erfüllung der Waldfunktionen und die natürliche Verjüngung mit
standortgerechten Baumarten sind grossflächig gewährleistet.
 Der Rothirsch lebt in artgerechter Weise in günstigen Lebensräumen bezüglich
Nahrung und Störung. Der Bestand ist angepasst an die Lebensraumkapazität.
 Das Eidgenössische Jagdbanngebiet Säntis erfüllt seine Aufgabe als
Wildschutzgebiet.
 Die landwirtschaftliche Nutzung erfolgt ohne einschneidende Beeinträchtigung
durch den Rothirsch.
 Ein vielfältiges Freizeitangebot im Sinne des sanften Tourismus ist gewährleistet.
 Alle relevanten Akteure und Bereiche tragen zur Lösungsfindung bei. Die
Zusammenarbeit basiert auf Kooperation und Partnerschaft.
Konzept und Massnahmenplan
Wald & Hirsch
Massnahmen sind das Kernstück des Konzepts!
Schritte bis zur Umsetzung:
1. Liste möglicher Massnahmen
2. Einbezug Akteure: Auswahl, Konkretisierung
3. Auswahl umzusetzender Massnahmen durch Projektgruppe
anhand Rückmeldung Akteure und Priorität
4. Detailbeschreibung der Massnahmen
5. Entscheid Lenkungsausschuss
6. Einbezug Akteure: Information und Detailplanung Umsetzung
7. Umsetzung
8. Erfolgskontrolle (Vollzug und Wirkung)
Mögliche Massnahmen
Bereich Wald
1. Ausarbeitung Erschliessungs- und Holzerntekonzept
2. Durchforstungs- und Verjüngungsoffensive
gemäss naturnahem Waldbau
3. Lebensraumaufwertung
4. Technische Wildschutzmassnahmen
5. Erweiterung Sonderwaldreservat
Mögliche Massnahmen
in den andern Bereichen
Bereich Jagd
• Jagdplanung im Wildraum
• Bestandesreduktion und dann Bestandesstabilisierung
• Einführung partielles Schutzgebiet im Jagdbanngebiet Säntis
Bereich Landwirtschaft
• Zäunungssystem anpassen
• keine späte Düngung im Waldrandbereich
• Frassverluste quantifizieren
Bereich Freizeitnutzung / Tourismus
• Einhaltung Nutzungslenkung verbessern
• Wildruhezone einrichten
• Hirschexkursionen anbieten
Ziele der Akteurssitzung
 gleicher Wissensstand für alle
 Anliegen und Erfahrungen der Akteure abholen
 Massnahmen gemeinsam erarbeiten
 Abschätzung Bereitschaft Akteure für Umsetzung
„Wie viele Dispute hätten zu einer Randbemerkung
zusammengefasst werden können, wenn die Disputen
gewagt hätten, ihre Anliegen klar zu definieren?“
Aristoteles
Workshops Wald & Hirsch-Konzept
So lieber nicht!
Konzept und Massnahmenplan
Wald & Hirsch
lieber so …
Brücken bauen statt Mauern zementieren!
Ablauf Gruppenarbeiten
1. Frage: Anliegen der Akteure?
2. Frage: Mögliche Massnahmen: Sinnvoll?
Realisierbar? Bereitschaft Umsetzung?
Weitere Massnahmen?
3. Frage: Priorisierung der Massnahmen?
 Diskussion in Gruppen (60 Minuten)
 Fazit im Plenum