Innovations- generator der Hütte - hkm.de

Magazin für die Mitarbeiter der HKM
01 • 2016
Die Abteilung
Verfahrenstechnik:
Innovationsgenerator
der Hütte
Seite 4
3,8
4,1
4,9
4,0
5,9
6,2
5,8
6,0
5,6
5,1
5,2
2,5
7,7
Neues
Ziel
2016:
3,5
FEB
MÄRZ
APRIL
MAI
JUNI
JULI
AUG
SEP
[ 7,7* ] Verletzungshäufigkeit bei HKM bis Februar 2016!
Kompetenz
4
Besser als jede Firewall:
Gut informierte Mitarbeiter
Cyber-Sicherheit bei HKM
8
Mehr als nur Preisreduzierung
Next Generation und
das Modul Beschaffung
Vorträge und Veröffentlichungen
39
Kunden und Partner
Das Ziel noch nicht erreicht
Stand der Arbeitssicherheit
in den Betrieben
Der Hüttenspatz
KVP-Jahresaudit im Bereich TI
22
30
40
32
16
Jahrelang im Dienst der Sicherheit tätig
Ehrung von Sicherheitsbeauftragten
25
Mitarbeiter stellen ihren Alltag vor
26
„WIR AKTIV“
Kundgebung zur Zukunft
der Stahlindustrie am 11. April
Wo sich alles um Geld dreht
Der Entgeltausschuss
Bahn frei für 37 neue Fachkräfte
Lossprechung der Azubis
Fahrt nach Brüssel
29
Warum Ganzkörper-Gymnastik
gut für uns ist
17
Mitarbeiter
Kolumne des Betriebsrats
Das Beste draus gemacht
Kaminsanierung an der Batterie 2
der Kokerei
Entstaubungsprojekte
an der Sinteranlage
„We Care Day-2016“
Alles dicht!
Rohrnetzprüfung der
Medienleitungen im Stahlwerk
24
Grünes Licht für die Raumentstaubung
Fuchs & Bärmann
Verbesserungen auf breiter Ebene
Elternabend auf der Hütte
5.000 Stahlarbeiter protestierten
Projekte mit HKM-Beteiligung
18
FEB
Gekommen und geblieben
Umwelt
17
JAN
Wie wird man Azubi?
35
Ski Heil!
11
DEZ
* Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag
pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden
Hüttenschenke jetzt mit
JOB & FIT-Zertifizierung
Wie von Geisterhand
Hydraulisches Lösen
von Pressverbindungen
NOV
Gesünder essen mit grüner Menülinie
Innovationsgenerator der Hütte
Die Abteilung Verfahrenstechnik
OKT
2
10
Die Sport- und Gesundheitsecke
bei HKM
31
Wilhelm Steigenhöfer mit
dem Bundesverdienstkreuz geehrt
Auszeichnungswürdige
Verdienste erworben
34
Lasershow als Highlight
Verabschiedungsfeier 2016
37
Glockenständer gebaut
14
15
16
Die Azubikolumne
38
Jubilare
39
Austritte, Altersteilzeit,
Freistellungsphase
39
Wir gedenken
39
01 • 2016
Vorwort A
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Situation Stahl hat es mittlerweile bis in
die Tagesschau geschafft, und das Handelsblatt titelte am 17. Februar dieses Jahres: 2016
wird ein Schicksalsjahr für die Stahlindustrie.
Tausende Jobs sind in Deutschland in akuter
Gefahr. Die Gründe für die Stahl-Präsenz in der
Presse sind bekannt. So drohen der Hütte aus
Europa zusätzliche Belastungen durch den
Emissionshandel von 20 Euro je Tonne, national würde die EEG-Abgabe HKM durch zusätzliche zwölf Euro je Tonne belasten.
Allerdings gibt es beim EEG durch unsere
Aktivitäten politische Bewegung. Alle Bundesländer haben sich im Bundesrat dafür ausgesprochen, dass die Stahlindustrie von den
zusätzlichen Kosten verschont bleibt. Im Beschluss heißt es wörtlich „Daher setzt sich der
Bundesrat dafür ein, dass die Eigenstromerzeugung aus Kuppelgasen zukünftig weiterhin
nicht in die EEG-Umlage einbezogen wird.“
Die größte Bedrohung der Europäischen
Stahlindustrie sind aber nach wie vor die
Überkapazitäten aus China. Durch die staatlichen Subventionen und die aktuelle niedrige
Inlandsnachfrage Chinas kann der Stahl unter
Herstellungskosten auf dem Weltmarkt angeboten werden. Im Jahr 2015 waren das rund
112 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Im selben Jahr wurden in der EU 166 Millionen Tonnen produziert. Auch wenn chinesischer Stahl
nur zu einem kleinen Teil im direkten Wettbewerb zu unseren Produkten steht, so sind die
Auswirkungen auf die Preise und damit auch
auf die Markt- und Finanzsituation unserer
Gesellschafter enorm.
Was bedeutet das für die Hütte? – Zwei Programme laufen derzeit parallel: Next Gene-
ration und die Machbarkeitsstudie zur Reduzierung der Produktion um 20 Prozent.
Mittlerweile hinterlässt die damit verbundene
Anspannung allerdings Spuren. Wir werden
dünnhäutiger. Die Sehnsucht, dass man endlich am Ziel ist sowie die maximale Anspannung bei Personalkosten, Verbräuchen, Organisation, Betriebliche Abläufe und damit
massive Veränderungen bald vorbei sind, wird
größer.
All das belastet unseren Arbeitsalltag und
beherrscht auch so manche Diskussion zu
Hause im Kreise der Liebsten. Wie geht es
weiter, ist die Frage, die fast jeden im Kopf
bewegt. Der Kampf um die Zukunft fängt an,
uns zu prägen.
Liebe Kolleginnen
und Kollegen,
all das wird anhalten. Wir sind zwar gut unterwegs, aber noch lange nicht in ruhigen
Gewässern. Doch eines wird jetzt schon klar:
Wir können kämpfen! Das zeigt die tägliche
Arbeit. Das zeigt aber auch, wie Einzelmaßnahmen im Projekt Next Generation bearbeitet werden. So manches Unternehmen
wäre froh, eine solche Mann-/Frau-/schaft
zu haben.
Wir muten uns viel zu. Aber wir schaffen
auch viel. Weil wir wissen: Es geht um die Zukunft der Hütte. Dafür arbeiten und kämpfen wir.
Wir als Geschäftsführung sind jedenfalls
stolz darauf, mit Ihnen gemeinsam dieses
Projekt Zukunft der Hütte zu stemmen.
Die Geschäftsführung
Gerhard Erdmann
Peter Gasse
Rolf Höffken
3
4 01 • 2016
Kompetenz A Die Abteilung Verfahrenstechnik:
Innovationsgenerator der Hütte
Innovationsfähigkeit und -stärke sind für Un-
den an uns herangetragen werden“, sagt
Zukunft zu sichern und sich im Markt und ge-
oft um die Weiterverarbeitung oder um
ternehmen wichtige Eigenschaften, um die
Dr. Weinberg und fügt hinzu: „Dabei geht es
gen den Wettbewerb zu behaupten. Nicht
Werkstoffe.“ Dass dann – etwa bei der Ände-
von ungefähr leisten sich daher vor ­allem IT-
rung von Prozessen – die Verfahrenstechnik
Companies sogenannte Think-Tanks – Ideen-
gefordert ist, liegt daran, dass in den ge-
schmieden, in denen Mitarbeiter nichts ande-
nannten Bereichen nicht unendlich viel Man-
res tun, als über neue Ideen nachzudenken
power vorgehalten wird.
und daran herum zu tüfteln. Ein Luxus, den
novationen auf andere Art und Weise statt-
Kühlkanäle per Endoskopie
untersucht
technik, die sich längst zu einem regelrechten
Wie man sich solche Optimierungsprojekte
HKM sich nicht leisten kann. Hier müssen Infinden. Etwa in der Abteilung VerfahrensInnovationsgenerator gemausert hat. Aller-
vorzustellen hat, verrät ein Blick in die Ein-
dings kommt sie zu den gewünschten Inno-
Dr. Weinberg, Abteilungsleiter Verfahrenstechnik
Vielmehr sind es Optimierungsprojekte, die
abteilungen bzw. Gebiete, in denen die
forderungen ausrichten: Sie sind entweder
erzeugung mit Dr. Andreas Janz an der Spit-
vationen weniger durch bloßes Nachdenken.
den Erfolg bringen und die sich an zwei An-
qualitäts- oder kostengetrieben. Oder beides.
Den Beinamen „Innovationsgenerator“ hat
die Abteilung Verfahrenstechnik erhalten,
weil es ihr immer wieder gelingt, etwas
­Neues zu schaffen. Sie selbst sieht sich
­wesentlich nüchterner. „Wir sind eine Optimierungsabteilung, die Inhouse-Ingenieurdienstleistungen übernimmt und dabei im-
mer wieder auf Konstellationen stößt, die zu
Innovationen führen“, sagt Abteilungsleiter
Dr. Matthias Weinberg, der diese Innovationen daher eher als Nebenprodukte bezeichnet. Zu denen man im Übrigen auch kommt,
indem man immer wieder neue Wege ausprobiert. Fehlschläge sind dabei einkalkuliert. Getreu nach dem Filmregisseur Woody
Allen, der einmal gesagt hat: „Wenn nie was
schief geht, können auch keine Innovationen entstehen.“
­Ver­fahrenstechnik aktiv wird: die Roheisenze; die Stahlerzeugung, die von Wolfgang
Urban geleitet wird; der Strangguss unter
der Leitung von Guido Thönnessen sowie
die mechanische Verfahrenstechnik mit
Dr. Boris Kohnen als Leiter. Während die
Roheisenerzeugung alle Schritte von der
Möllervorbereitung über die Sinteranlage
bis hin zum Hochofen umfasst, beschränken sich die Aktivitäten bei der Stahlerzeugung auf die Phase, in der der Stahl noch
flüssig ist. Und beim Strangguss wird die
Abteilung erst dann tätig, wenn er anfängt
zu erstarren, also praktisch ab der Anlage.
Die Abteilung Mechanische Verfahrenstechnik wickelt hüttenweit Projekte in allen
Bereichen ab.
„Bei vielen der Projekte, mit denen wir
uns beschäftigen, handelt es sich um Pro­
bleme oder Fragestellungen, die von Kun-
zelabteilungen, wie etwa die Roheisenerzeugung und hier speziell der Hochofenbereich.
Vor den Blasformen, durch die der Heißwind
in den Ofen eingeblasen wird, herrschen
Temperaturen von mehr als 2.000 Grad. Daher ist eine effiziente Kühlung dieser Bau­
teile sehr wichtig für deren Haltbarkeit. Ein
wesentlicher Faktor ist dabei die gute
Durchgängigkeit der Kühlkanäle, die aller-
dings nicht immer gegeben ist. Nach einer
Serie von Blasformschäden hat die Verfahrenstechnik im Rahmen eines Qualitätssicherungsprojektes als Erste damit begonnen, diese Kanäle mit einem Endoskop zu
untersuchen und dabei jede Menge Zeug
aufzustöbern, das die Kühlung behinderte.
Auch in anderen Bauteilen der Ofenkühlung
wurden ähnliche Fehler gefunden. Da die In-
spektion allein jedoch nichts brachte und
man auch die Teile nicht ständig zum Liefe-
ranten zurückschicken konnte, entschied
sich der Bereich für Aufklärung als nachhal-
tigen Lösungsweg. Mitarbeiter reisten zu
den Lieferanten und erklärten ihnen, wie
24 Mitarbeiter in
vier Einzelabteilungen
Zuständig für Optimierungsprojekte und
­damit auch für Innovationen ist eine überschaubare Truppe. Auf gerade einmal 24
­Mitarbeiter kommt die Abteilung Verfah-
renstechnik, darunter sechs Techniker sowie
zwei Sachbearbeiter. Die restlichen 16 Ingenieurstellen verteilen sich auf vier Einzel­
Behindern den Kühlwasserfluss: Späne und Drähte (links) sowie Gießgrate (rechts)
01 • 2016 5
und was sie herausgefunden hatten. Oder
anders ausgedrückt: „Wir qualifizierten die
Lieferanten, von denen einige sich inzwischen sogar selbst Endoskope besorgt haben“, fasst Dr. Weinberg das Ergebnis zusammen.
Simulation für
Machbarkeitsstudie
Ein anderes Beispiel für den Einfallsreich-
Endoskopie von Blasformen auf dem Prüfstand bei HKM und von einer Kühlplatte beim Hersteller
der Mechanischen Verfahrenstechnik, in der
klappbare Bühne in Frage kam. Diese bleibt
schriebenen Grenzwertes der Frischprozess
sind. Da geht es um innovative Mess- und
tergeklappt und saugt über eine trompe-
de in enger Zusammenarbeit mit dem Lehr-
tum der Abteilung kommt aus dem Bereich
verschiedene Gebiete zusammengefasst
Regeltechnik, klassische Verfahrenstechnik,
aber um auch Strömungssimulationen, unter anderem mit dem Ziel einer Anlagen­
optimierung. In dem konkreten Fall stand
die Frage im Raum, wie die beim Abstich
entstehende braune Wolke über dem Hochofen zu vermeiden ist. „Unter ungünstigen
Betriebsbedingungen kommt es zu einer
Rauchausschwallung, die nicht entspre-
chend aufgefangen werden konnte“, erklärt
Dr. Weinberg. Problem an der Sache: Dafür
gibt es nichts von der Stange. Es musste al-
während der normalen Tätigkeiten heruntenförmige Ansaugstelle die Abgase ein.
­Lediglich bei Arbeiten an der Poolrinne (z.B.
Rinnenzustellung) wird die Absaughaube
mithilfe eines Flaschenzugs nach oben gezogen, so dass der darunter liegende Bereich für Arbeiten frei wird. Getestet wurde
diese Lösung im Rahmen einer Machbarkeitsstudie anhand von Strömungsmessungen und -simulationen, betriebstauglich
umgesetzt wird das Ganze nun von der
Neubauabteilung.
unterbrochen wird. Aus diesem Grund wurstuhl für Mechanische Verfahrenstechnik
der Technischen Universität Dortmund die
Leistung der Entstaubung zum Thema einer
Doktorarbeit gemacht. Durch zahlreiche
Modifikationen an der Anlagentechnik, die
in enger Abstimmung mit den Ingenieuren
der Instandhaltung umgestellt wurden,
konnte diese Schwachstelle beseitigt werden. Überhaupt versuchen die Verfahrenstechniker bei allem, was sie tun, Kundenanforderungen zu erfüllen und stets auf dem
Stand der Technik zu sein. Bestes Beispiel
nen abzusaugen, zu reinigen und danach
Stets auf dem Stand
der Technik
sen. Allerdings geht es zwischen Abstich-
Auch im Bereich der Stahlerzeugung lassen
gen so beengt zu, dass als Lösung nur eine
projekte finden, die dann zu Innovationen
zeptgenerator, denn: „Wir geben die Kun-
cherlich die Konverterentstaubung, da bei
kommt sozusagen das Rezept heraus.“
so eine Sonderlösung her, um die Emissiodas gereinigte Gas in die Umwelt zu entlasloch und darüber liegender Heißwindleitun-
Absaugung auf Gießbühne im Stichlochbereich
(neuer Absaugkanal in rot)
sich zahlreiche Beispiele für Optimierungsgeführt haben. Dazu zählt zum einen sieiner Überschreitung des gesetzlich vorge-
dafür ist das Ende vorigen Jahres in Betrieb
gegangene neue Prozessmodell, das sämt­
liche Fertigungsvorgaben im Stahlwerk
steu­ert. Nicht von ungefähr bezeichnet
Dr. Weinberg dieses Modell als eine Art Re-
denanforderungen darin ein und unten
Rezepte für mehr
als 3.000 Güten
Das Rezept steht dabei nicht auf dem Papier, sondern gilt als Handlungsanweisung
auf allen Leitständen für mehr als 3.000
verschiedene Stahlgüten. Insgesamt ver-
fügt dieser Rezeptgenerator über mehr als
1.200 Einzelregeln, aus denen dann die jeweiligen Erzeugungswege abgeleitet und
entsprechende Vorgaben in die Leitstände
übertragen werden. „In dieser Form ist das
weltweit
sicherlich
einzigartig“,
glaubt
Dr. Weinberg, der die Idee für dieses Modell
auf die beim HKM aus der Historie stammende Produktvielfalt zurückführt. Denn
dies alles nur über Karteikästen zu steuern,
sei schlichtweg unmöglich. Aus dieser Anforderung heraus ist in den letzten 20 bis
6
01 • 2016
25 Jahren das System gewachsen und jetzt
durch eine neue, hochflexible Generation
abgelöst worden. Allerdings weist der Chef
der Verfahrenstechnik auch darauf hin, dass
man das nicht habe allein machen können
und man für solche und ähnliche Projekte
eng mit anderen Abteilungen vernetzt sein
müsse. In diesem Fall mit Jan Ritzenhoff
von der IT-Verfahrensentwicklung, der bei
der Realisierung des neuen Modells eng mit
Dr. Marco Knepper zusammengearbeitet
hat. Erfolgreich, wie man heute weiß. Denn
herausgekommen ist ein Modell, mit dem
HKM hochflexibel auf Kundenwünsche reagieren kann und hoch automatisiert auch
außergewöhnliche Güten darstellen kann.
Aushängeschild SILENOS
Auch wenn das neue Prozessmodell in der
Stahlerzeugung sicherlich ein Prachtbeispiel
für die Innovationskraft von HKM darstellt,
braucht sich die Abteilung Strangguss nicht
dahinter zu verstecken. Immerhin erlaubt ihr
jüngstes Aushängeschild – das seit Oktober
2015 in einer Großprüfanlage bei HKM zur
Anwendung kommende SILENOS-Verfahren
(Steel Inclusion Level Evaluation by Numerical Optical Systems) – sozusagen einen
Blick in den Stahl hinein. Seit dem Jahr 2006
hatte die Verfahrenstechnik die Idee verfolgt, Stahlproben in vielen dünnen Schich-
ten abzufräsen, um zu sehen, wie viele Fehler und Verunreinigungen drin sind. Auf
Themis – Steigerungsindizes
dieser Basis wurde zusammen mit Hoch-
spektrometer vorgeschaltet ist. So wie bei
prüft, erste Entwicklungsschritte vorange-
ben nach und nach automatisch durch das
schulen die Machbarkeit des Vorhabens getrieben und das alles letztendlich in eine
Großprüfanlage überführt. Wie das Ganze in
etwa funktioniert, haben wir auf dem Rück-
titel der vorigen Ausgabe erklärt. In der Praxis führt das SILENOS-Verfahren dazu, dass
höherwertige Stähle hergestellt werden können. Ganz einfach deshalb, weil man die Feh-
ler und ihre Ursachen nun schnell in einer bis
dahin nicht gekannten Informationstiefe bestimmen und ausmerzen kann. Damit posi-
tioniert sich HKM als Hersteller von hoch-
wertigen Güten. Ein korrespondierendes
Werkzeug ist THEMIS. Während damit in der
griechischen Mythologie die Göttin für Ge-
rechtigkeit und Ordnung gemeint ist, stehen
die Großbuchstaben bei HKM für „Testing
Funkenspektrometer geschoben und untersucht. Aufgrund der Ergebnisse kann die so-
genannte Kernzone in der Mitte der Bramme, die eine Anreicherung mit Kohlenstoff
und Mangan aufweist, verändert werden.
So lässt sich beispielsweise über die Einstellung der Gießanlage eine Vergleichmäßigung dieser Anreicherung erzielen. Um ein
solches Kernzonendesign liefern und damit
Empfehlungen für das eine oder andere
Produkt geben zu können, ist eine Mess-
größe bzw. Methodik erforderlich, die nun
mit THEMIS geliefert werden kann. Im
Fokus stehen dabei Sicherheits- und hochfeste Stähle.
for Heterogeneous Microinclusions and Se-
Das Ziel: höchstwertiger Stahl
Mannesmann Forschungsinstitut entwickelt,
Ob bei dieser oder anderen Innovationen: Es
gussmaterial beschrieben werden.
alisierung ermöglicht. Schritt für Schritt und
gregations“. Gemeinsam mit dem Salzgitter
kann damit die Innenqualität von Strang-
ein Ziel ist, umso weniger planbar ist es. In
der Regel werden daher nach Festlegung
Basis dafür ist die per Funkenspektroskopie
ermittelte
innere
Verunreinigung
ist der Weg, der sie auszeichnet und ihre Reaufeinander aufbauend. Und je innovativer
Wie bei einem
Zigarettenautomat
des
Stahls, die nun mit THEMIS ausgewertet
werden kann. Oder anders ausgedrückt:
„Mit THEMIS können wir neben der normalen Analytik sogar noch eine Aussage über
die mikroskopische Reinheit des Stahls treffen“, erklärt Dr. Weinberg. Dazu werden bis
zu 24 Streifen aus der Bramme herausge-
schnitten. Die kommen dann in das MagaSilenos-Prüfverfahren
einem Zigarettenautomat werden die Pro-
zin eines Automaten, der einem Funken-
des Ausgangspunkts und des Ziels die ers-
ten Schritte aus der Intuition heraus ge-
macht. Wobei interne Kooperationen mit
Abteilungen genauso wichtig sind wie externe mit Hochschulen, Forschungsinstituten und Kunden. Auch Kreativität ist neben
der Intuition und dem Erfahrungswissen eine wichtige Zutat. „Wenn wir nur auf einem
systematischen Vorgehen beharren, nicht
über den Tellerrand schauen und uns als stu-
re Ingenieure erweisen, wird’s nichts mit Innovationen“, weiß Dr. Weinberg. Die zielen
01 • 2016
im Übrigen – wie alles, was bei der Verfah-
Wie eine Spinne im Netz
ab: höchstwertigen Stahl zu produzieren,
Von daher ist auch der Anteil bzw. die Quote
führt wird. So erfordert beispielsweise der
lung gemessen am Umsatz von entscheiden-
rungstechnik gemacht wird – nur auf eines
der immer mehr bis an seine Grenzen gein der Luft- und Raumfahrt, aber auch in der
Automobilindustrie angestrebte Leichtbau
eine immer höhere Festigkeit bei gleich-
zeitig immer geringeren Wandstärken. Laut
einer Studie zu Werkstoff-Trends wird hoch-
fester Stahl künftig herkömmliche Stähle in
vielen Bereichen ablösen und seinen Markt-
anteil in der Automobilindustrie erheblich
steigern. Damit bleibt er der wichtigste
Leichtbauwerkstoff. Allerdings muss der
dünne und hochbeanspruchbare Werkstoff
auch fehlerfrei sein, wofür wiederum die
entsprechenden Mess- und Beurteilungsinstrumente vorhanden sein müssen.
7
sitzt dabei wie eine Spinne im Netz. Die We-
der Investition in Forschung und Entwickder Bedeutung, denn: „Innovationen kosten
zunächst einmal Geld“, weiß Dr. Weinberg.
Dabei hat die Stahlforschung in Deutschland
beste Voraussetzungen. Kooperationen mit
37 Instituten und Universitäten, 13 Fraunhofer-, neun Helmholtz- und zwei Max-Planck-
Institute sorgen im Stahlforschungs-Cluster
Deutschland für eine einzigartige Dichte an
Forschungseinrichtungen für Stahlhersteller
und Stahlverarbeiter. Die enge Zusammenar-
beit von Wissenschaft und Industrie schafft
in diesem Cluster eine hohe Innovationskraft
und trägt damit zur Wettbewerbsfähigkeit
der Industrie in Deutschland bei. Und HKM
ge zu Universitäten und Hochschulen sind
ebenso kurz wie die zu Kunden und Partnern.
Mit ein Grund für den Erfolg von HKM und
der Verfahrenstechnik, deren Mitarbeiter
sich nur zu 50 Prozent betrieblichen Aufgaben widmen und den Rest an Weiterent-
wicklungen und Innovationen arbeiten. Auf
jeden Ingenieur kommen pro Jahr etwa drei
Projekte, was bei 16 Ingenieuren gleichbedeutend mit etwa 50 Projekten jährlich für
die Verfahrenstechnik ist. Wobei ein Garant
für den Erfolg ist, auch früh genug zu erken-
nen, wann ein Projekt aufzugeben ist. Ein
Punkt, den die Verfahrenstechnik von jeher
beherzigt hat und daher ihrem Ruf als Inno-
vationsgenerator noch immer gerecht werden konnte. Auch wenn sie selbst diesen
Namen gar nicht so mag.
Die vier Teams der Verfahrenstechnik:
Verfahrenstechnik Roheisenerzeugung
(v.l.) Dr. Andreas Janz, Felix Haberl, Mikail Dursun, Günter Kussauer,
Lisa Draszba, Cagri Yildirim, Werner Blomenkamp, Dr. Michael Fischer,
Gottfried Kern
Verfahrenstechnik Strangguss
(v.l.) Harald Bogler, Dr. Thomas Schlüter, Markus Schürmann,
Guido Thönnessen, Eldin Halilovic
Mechanische Verfahrenstechnik
(v.l.) Nadine Hoff, Fatima Demirci, Christoph Urbanski, Dr. Boris Kohnen
Verfahrenstechnik Schmelzbetrieb
(v.l.) Ralph Norbeteit, Dr. Marco Knepper, Dr. Jörn Bongers, Wolfgang Urban,
Florian Hümbs, Andreas Sowinski
8
01 • 2016
Manipulation von
Produktionsanlagen
Viren und Trojaner
Passwortdiebstahl
Hacken von
Webseiten
Datenspionage
Denial of Service
Attacken
Adminrechte
Fälschen von
Informationen
Faktor Mensch
Kompetenz A Cyber-Sicherheit bei HKM:
Besser als jede Firewall:
Gut informierte Mitarbeiter
Cyberwar oder Cyberkrieg bezeichnet die
Verändertes Risiko auch für HKM
mationszeitalter. Jeder denkt, der ist weit
Die Frage, ob sich das Risiko auch für HKM
Doch auch dieser Krieg ist real. Und er wird
mit einem klaren Ja. „Sowohl in Bezug auf
hochtechnisierte Form des Krieges im Infor-
weg und virtuell in der Welt der Programme.
nicht in der Cyberwelt geführt, sondern in
der Welt, in der wir leben. Nur mit ganz neu-
en Waffen. Im Fokus gezielter Angriffe ste-
hen dabei neben Regierungen auch Indust-
verändert hat, beantwortet Guido Adam
die Eintrittswahrscheinlichkeit als auch hinsichtlich des potentiellen Schadens hat sich
das Risiko deutlich erhöht“, sagt der IT-Si-
rie-Unternehmen. Speziell Energieversorger
und Chemieunternehmen, aber auch die
Stahlindustrie.
Das Internet ist heute ein idealer Nähr-
boden für das organisierte Verbrechen und
die strategische Kriegsführung. Geld und
Macht sind die Ziele. Und professionell organisierte Gruppen bedienen sich immer
raffinierterer Methoden, diese Ziele auch zu
erreichen. Im Geschäftsumfeld sind das
Wettbewerbsvorteile durch Schädigung der
Konkurrenz etwa durch Manipulation von
Anlagen oder IT-Systemen oder auch Re-
putationsschäden durch Imageverlust, z.B.
durch eine manipulierte Internetseite oder
Falschmeldungen.
Der IT-Sicherheitsbeauftragte auf
der Hütte, Guido Adam:
„Oberstes Ziel ist die
Betriebssicherheit
unserer Produktion.“
cherheitsbeauftragte, der schon seit über 30
Jahren in der Informationstechnik arbeitet.
Vor allem aber sind die Angriffe heute ziel-
gerichtet und viel raffinierter. Man belässt
es nicht beim Versenden von Schadcode wie
Viren oder Trojanern1, die Unruhe stiften
und für einen großen Aufwand in der Informationstechnik und beim Benutzer sorgen.
01 • 2016
„Advanced Persistent Threat“ kurz APT oder
Der Mensch als
Schlüsselfigur
dauernden Bedrohung2. Hierbei wird nach-
Sicherheitsexperten auch aus dem
installiert und dem Angreifer dies gemeldet
dass die größte Gefahr heute vom
Heute sprechen wir von einem sogenannten
auf Deutsch: einer fortgeschrittenen, angehakt, wenn ein Trojaner sich erfolgreich
hat. Der Angreifer nimmt sich jetzt Zeit.
Virenvorfälle gehören zum Alltag
Gefährlich ist das deshalb, weil es heute fast
keinen Geschäftsprozess mehr gibt, der
nicht von der IT abhängig ist. Kaufmännische
Prozesse funktionieren nicht mehr ohne
Email und Internet. Sollte in unserem Netz-
werk ein, wie derzeit durch die Medien bekannter sogenannter Verschlüsselungstroja-
ner aktiv werden, hätten wir keine andere
Möglichkeit, als unsere Systeme vom Netz zu
nehmen. Das bedeutet nicht nur, dass wir
keine Emails mehr versenden und kein Internet oder SAP mehr benutzen können. Auch
die Produktionsplanung und Prozessrech-
nerentwicklung wäre dann für mehrere
macht erst mal nichts Böses, wird meist
noch nicht einmal bemerkt. Er öffnet nur die
Tür. Hierdurch wird dann ein weiterer Schadcode nachgeladen, mit dem dann
Industrieumfeld sind sich einig,
oben beschriebene Angriffe möglich sind. Die PCs unserer Produk-
Menschen ausgeht. Nicht aus böser
tionsanlagen haben zwar keine
Absicht, sondern aus Unwissen-
direkte Verbindung ins Internet. Aber
heit oder Sorglosigkeit. Hat
wir nutzen diesen Weg, um z.B. un-
es ein Angreifer gezielt
seren Lieferanten einen Fernzu-
auf ein Unternehmen
gang einzurichten, damit sie
abgesehen, benutzt er
im Störungsfall schnell
heute eine Kombina-
eingreifen können. An
tion aus Social Engi-
den Schnittstellen setzen
neering- Methoden
wir konsequent Firewalls
und dem Einsatz
ein und haben lediglich
von Schadcode3. Der
notwendige Anwendungen
Weg führt oft über
Partner der Unternehmen, wie beispiels-
weise Ingenieurbüros oder Lieferanten. Die
verfügen zwar über ein großes Fachwissen,
oft aber nicht über ein hohes Sicherheitsniveau.
scheinliches Szenario, denn unsere SicherAngriffsversuche.
Die neuesten Spear-Phishing Emails lassen
heitssysteme registrieren täglich zahlreiche
Virenvorfälle
gehören
zum Tagesgeschäft, jeden Tag erhalten wir
Phishing Mails mit teils gefährlichem Inhalt.
Existenzbedrohliche Ausmaße
Erfolgreiche Attacken werden unter Umständen erst verspätet erkannt. In dieser
Zeit hat der Angreifer aber bereits viele In-
formationen gesammelt, sensible Daten kopiert und Schwachstellen entdeckt. Man
stelle sich nur einmal vor, dass etwa Tempe-
raturdaten manipuliert werden oder unsere
Kühlwasserversorgung gestört wird. Und
das alles nur, weil vergessen wurde, ein
werke. Diese laufen auf Standard-Betriebs4
sogar erkennen, dass der Angreifer sich
vorher über öffentliche Informationen in
sozialen Netzen oder auf der Unterneh-
mens-Homepage informiert hat, um zielgerichtete Emails zu verfassen und sie an
einen bestimmten Empfänger zu senden.
Er erwartet tatsächlich E-Mails zu diesem
Sachverhalt und klickt eventuell auf den
angehängten Link zu einer Seite mit Schadcode. Beispiele hierfür sind öffentliche
Investitions-Ausschreibungen des Einkaufs
oder Stellenausschreibungen auf unserer
Homepage.
kungen einer solchen Störung können exisauch Gefahr für Leib und Leben bedeuten.
Doch auch unbekannte Speichermedien,
einen Fuß in die Tür bekommen.
fundene USB-Sticks, sind eine akute Bedro-
tenzbedrohliche Ausmaße annehmen und
Allerdings muss dafür der Hacker erst mal
wie etwa auf Messen geschenkte oder gehung. Im Internet blüht ein Handel mit
Schadcode, der noch keinem Antiviren-Sys-
1 (https://de.wikipedia.org/wiki/Trojanisches_
Pferd_(Computerprogramm)
2 (http://de.wikipedia.org/wiki/Advanced_
Persistent_Threat)
3 (https://de.wikipedia.org/wiki/Social_
Engineering_(Sicherheit))
4 (https://de.wikipedia.org/wiki/Phishing)
Gleiche Sprache bei Anlagen-IT
und Internet
mehr ohne Informationstechnik und Netz-
Finger weg von
unbekannten Datenträgern
Standardpasswort zu ändern. Die Auswir-
und Zugriffe freigeschaltet;
ein Rest-Risiko bleibt aber.
Heute funktioniert keine Produktionsanlage
Gefährliche Post –
gezielter Angriff
Tage ausgeschaltet. Ein gar nicht so unwahr-
9
tem bekannt ist. Angreifer „verlieren“ prä-
parierte USB-Sticks auf dem Firmenparkplatz und überlassen es dem Finder, in
diesem Fall dem Mitarbeiter, den Schadcode auf seinen Rechner zu übertragen. Der
systemen, die genauso angreifbar sind wie
der Arbeitsplatz-PC. Sie benutzen die gleichen Netzwerkprotokolle, die auch unser PC
im Internet verwendet. Allerdings ist die
Sache noch brisanter: Anlagen-IT wird selten oder nie aktualisiert, da man hier kein
Testsystem hat, um das Update vorher zu
prüfen. Hinzu kommt, dass Produktionsanlagen in der Stahlindustrie sehr lange laufen. Virenschutz ist nur bei neueren Produk-
tionsanlagen möglich. Herstellervorgaben
müssen berücksichtigt werden.
Kein Produktionsprozess ohne IT
Fakt ist: Wenn die IT-Infrastruktur des Leit-
systems ausfällt, ist die Anlage nicht mehr
bedienbar. HKM schützt daher seine Syste-
me und Netzwerke mit den modernsten
Technologien und wird auch in Zukunft
schnell reagieren, wenn eine neue Bedrohung bekannt wird. Anlagen-Instandhal-
tung und Informationstechnik arbeiten dabei eng zusammen. Die Reduzierung auf die
notwendigsten Übergänge zwischen den
Netzen sowie der restriktive Verzicht auf
den Anschluss fremder Geräte wie z.B.
Notebooks oder USB-Geräte, insbesondere
in den Produktionsanlagen sind die wich-
10 01 • 2016
zen, bei der Verteidigung gegen Cyber-At­
tacken zu helfen. Gleichzeitig kann man dabei lernen, auch privat sicherer im Internet
unterwegs zu sein. Für die Mitarbeiter, die
keinen Zugang zu einem PC-Arbeitsplatz
haben, wird eine kurze Schulung im Bildungswesen angeboten.
Ein Wunsch, eine Botschaft?
Einen Wunsch hat Guido Adam tatsächlich:
„Ich würde mir wünschen, dass das Thema
tigsten Maßnahmen. Durch weitere techni-
8280/intranet/imis/richtlinien/pdf/rl_p26_­
wird das Sicherheitsniveau weiterhin konti-
finden ist. Einige wichtige Punkte sind dabei:
sche und organisatorische Maßnahmen
nuierlich verbessert. Aber wir können leider
nur auf die sich immer schneller verändernde Bedrohungslage reagieren.
Umgang_mit_Informationssytemen.pdf zu
Der Umgang mit Benutzer-Rechten, Passworten, E-Mails, Notebooks und USB-Geräten.
Keine Softwareinstallation durch den
Unterstützung
der Mitarbeiter gefragt
­Benutzer.
Reduzierung auf das absolut Nötigste
Jeder Benutzer ist daher aufgefordert mit
zu helfen. Denn kein System ist zu 100 Pro-
beim Umgang mit Social Media, wie z.B.
Facebook, Google oder Cloud-Diensten.
Dies ist nicht nur im Firmeninteresse.
zent sicher. Manchmal genügt schon ein zu
Skepsis bei der Herausgabe von Informa-
nen Lauf. Doch was können die Mitarbeiter
Umgang mit Lieferanten und Dienst­
schneller Klick und das Unglück nimmt seitun? – Das Wichtigste ist das Verständnis
und die strikte Einhaltung der HKM-Richt­
linie „Umgang mit Informationssystemen“,
die im IMIS unter http://imis.hkm.de:
tionen.
leistern.
Zur Schulung gibt es zudem ein E-Learning
Programm. Es soll den Benutzer unterstüt-
Informationssicherheit einen ähnlich hohen
Stellenwert einnimmt, wie die Arbeitssicherheit, wo wir bereits einen hohen Standard erreicht haben“, sagt er. Cyber-At­
tacken sind eine ernste Bedrohung für die
Industrie. Darauf vorbereitet, sind Auswirkungen und Schäden eines Angriffs aber
kalkulierbarer. Und das Wichtigste dabei? –
Geschulte und gut informierte Mitarbeiter.
Denn die sind besser als jede Firewall. Um
den Ernst der ­Sache unmissverständlich klar
zu machen, abschließend noch ein Hinweis
der Geschäftsführung: „Auch in Bezug auf
die Informationssicherheit gilt unsere Null-
Toleranz-Regel. Bitte beachten Sie, ein vor-
sätzlicher Verstoß gegen die Richtlinie wird
zwangsläufig arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Die Sicherheit unserer Informationssysteme ist elementar für die Sicherheit der HKM.“
Mitarbeiter A „We Care Day-2016“:
„WIR AKTIV“
Die Welt in Bewegung setzen: Genau darum
AKTIV eben, denn die Gesundheit seiner
der Arbeitssicherheit werden die Mitarbeiter
in herausfordernden Zeiten. Insgesamt ruht
geht es am 28. April 2016. An diesem Tag
von TI mit persönlichen Schrittzählern ausgestattet, um festzustellen, welche Distanz
gemeinsam zurückgelegt wird. Zusammen
mit den Kollegen von ThyssenKrupp machen
Aktiv
Kondition
Teamfähigkeit
Individuell
Vitalität
wir uns also bildlich gesprochen auf, die
Welt zu umrunden.
Darauf aufbauend startet TI mit seinem
Mitarbeiter liegt HKM am Herzen. Speziell
das Gesundheitskonzept bei HKM, auf den
Säulen „Allgemeine Gesundheitsthemen“,
„Ernährung“ und „Sport“.
Weitere Information zu dem Projekt,
das in Kooperation mit der Leiterin des
­Betriebsarztzentrums, Dr. Silke Hoffmann,
durchgeführt wird und in der Verantwor-
­Gesundheitskonzept „WIR AKTIV“, um die
tung von ­TI-Bereichsleiter Dr. Jens Reichel,
diesem Pilotbereich) zu stärken. Die Groß-
Speckemeier und Fachgebietsleiter bei TI-M
Gesundheitskultur auf der Hütte (vorerst in
buchstaben stehen dabei für Aktiv, Kondition, Teamfähigkeit, Individuell und Vitalität.
Fachgebietsleiter bei TI-S Dr. Christian
Christian Lingk liegt, folgen in den nächsten Tagen.
01 • 2016
11
Marc Meisters (TS-I), Christian Feldhaus (CM-M),
Anna-Maria Leitner (TU-P) und Axel Kiepen (CM)
Kompetenz A Next Generation und das Modul Beschaffung:
Mehr als nur Preisreduzierung
Wo sonst lassen sich mehr Kosten einsparen,
Management. Ist der erste Punkt noch für
mittels zweier Piloten und gemeinsam mit
leistungen? So oder so ähnlich werden viele
ren beiden schon schwieriger. Beim Nach-
schritten
nicht ganz Unrecht. Nicht von ungefähr ge-
jetzt sofort eingekauft werden muss oder
als beim Einkauf von Material und Dienst-
Mitarbeiter denken, und sie haben damit
hört der Bereich Beschaffung daher zu den
wichtigsten Modulen von Next Generation
und hat dabei sein Potenzial auch längst un-
ter Beweis gestellt. Mehr als elf Millionen
Euro wurden bislang schon an Einsparungen
erzielt, allerdings: Davon sind lediglich zwei
Millionen Euro direkt dem Einkauf und seiner
Preispolitik zuzuschreiben, der Rest wurde an
Schnittstellen zwischen Einkauf und Technik
wie etwa der Instandhaltung gehoben.
Überhaupt wäre es falsch, das Thema Beschaffung nur auf Preisreduzierung zu beschränken. „Beschaffung beginnt da, wo der
Bedarf entsteht, also hauptsächlich in den
Betrieben“, unterstreicht Gesamtprozessleiter Axel Kiepen, der daher auch die Zusam-
menarbeit zwischen seinen Einkäufern und
den Technikern vor Ort als das Erfolgsrezept
im Modul Beschaffung bezeichnet.
Drei Hebelarme
Im Wesentlichen setzt der Einkauf auf drei
Hebelarme zur Kostenreduzierung. Das sind
der Klassiker Preisreduzierung sowie das
Nachfrage-Management und Spezifikations-
jeden nachvollziehbar, wird es bei den ande-
frage-Management geht es darum, ob etwas
vielleicht auf einen späteren Zeitpunkt ver-
schoben und damit möglicherweise durch
den Technikern sehr erfolgreiche Wege beund
die
Vorkalkulation
von
Fremddienstleistungen vor Ort und die
Fremddienstleistungs-Koordination (FDLK)
eingeführt.
Bündelung von Bestellungen ein weiterer
Selbst die Kosten kalkulieren
ge-Management kann aber auch Verzicht
Die Einführung der Vorkalkulation in Teilen
Leistungsreduzierung. Auch beim Spezifika-
eisenerzeugung entspringt einer einfachen
Preisnachlass erzielt werden kann. Nachfra-
bedeuten oder auch nur eine Mengen- bzw.
tions-Management steht am Anfang eine
Frage. Etwa ob es immer das teure Kugellager sein muss oder es vielleicht auch das
etwas günstigere tut. „Manchmal können
wir die hohe Qualität des eingekauften Materials oder einer eingekauften Leistung im
Produktionsprozess gar nicht in eine volle
Wertschöpfung umsetzen“ so Axel Kiepen,
„dann haben wir es eigentlich zu teuer einkauft und damit Geld verschenkt“. Bei der
Beschaffung von Dienstleistungen wird es
ganz besonders interessant: Hier wurden
der Instandhaltung von Stahl- und RohÜberlegung: „Am Anfang steht zunächst
die Frage, ob wir eine bestimmte Fremddienstleistung überhaupt benötigen und
wenn ja: Was will ich genau haben und was
darf sie aus unserer bzw. aus Sicht der Be-
triebe kosten“, erklärt Axel Kiepen und ergänzt: „Das ist wie zuhause. Zunächst wird
überlegt, ob ein neues Auto notwendig ist
und wenn ja, wie muss das neue Auto aus-
gestattet sein. Genau für unseren Zweck,
nicht mehr aber auch nicht weniger. Und
dann, was darf ein solches Auto kosten.“
Next
Generation
12 01 • 2016
Bislang wurde so etwas bei HKM von der
­Arbeitsvorbereitung übernommen, die sich
ihrerseits durch Angebote seitens der Liefe-
schließende Verhandlung mit dem Fremddienstleistungs-Partner bewirken kann.“
der Abteilung Prozess- und Methoden­
optimierung (TU-P) zugehörig, sitzt sie seit
­November vorigen Jahres beim Modul Be­
meisten Fällen die Eigenkalkulation durch
Betrieblich und
kaufmännisch tätig
‚wahren‘ Wert der zu vergebenden Leistung.“
Auf technischer Ebene verhandelt ein Fremd-
out des Projekts in die Medien- und die
Blick in die Instandhaltung des Schmelz­
leistern und fragt beispielsweise, ­warum
schaft von TR sowie die Bereiche Bramme
rantenschaft absicherte. „Da fehlte in den
die Betriebe und damit das Gefühl für den
so Axel Kiepen. Das ist nun anders, wie ein
betriebs im Stahlwerk verrät. Dort ist man
mit Unterstützung der Beschaffung daran
gegangen, selbst zu ­kalkulieren, wie viele
­Arbeitsstunden eine Leistung, die fremd­
vergeben werden soll, tatsächlich wert ist.
„Wir haben dafür gemeinsam mit der
­Möllervorbereitung
Vorkalkulations­blätter
entwickelt. Als Basis dient eine Checkliste
mit Prozessdaten, anhand derer wir Ange­
bote mit der Eigen­kalkulation ­vergleichen
und Einsparungen feststellen können“, sagt
­Sebastian Schneider, der das ­Thema im
Schmelzbetrieb und Konverter­bereich be­
arbeitet. Projektleiter ist der Instandhal-
tungschef Stahlerzeugung, Dr. Michael Holt­
mann, die Schnittstelle zum Einkauf bildet
der Fremddienstleistungs-­Koordinator für
TS-I, Marc Meisters.
Total spannende Sache
Vorangetrieben wurde der Pilot speziell
durch die Instandhaltungsbereiche Krane
(TS-IK) und Medien (TS-IM). Dabei wird die
Vorkalkulation durch diejenigen durchge-
dienstleistungs-Koordinator mit den Dienst­eine Leistung teurer angeboten wird als die
eigene Vorkalkulation sie ausweist. Diese
Fremddienstleistungs-Koordination ist das
zweite Pilotprojekt, das gemeinsam von Be-
schaffung und Instandhaltung durchgeführt
wurde. Zuständig dafür ist im Bereich Be-
schaffung Sönke Schmidtmann. „Der Koor­
dinator nimmt das Wissen aus der Vorkal­
kulation entgegen und setzt es um.“ Die
Koordination selbst besteht dabei aus be-
trieblichen und kaufmännischen Tätigkeiten,
wobei auch Themenschwerpunkte wie etwa
Krane oder der Gerüstbau gebildet werden.
Hier stellen die Koordinatoren beispielsweise
die Frage, ob Synergien etwa durch Bünde-
lung von Terminen oder Mengen zu erzielen
sind. Beim Gerüstbau werden zudem Abrechnungsanforderungen gestellt oder Skiz-
zen über den Gerüstaufbau verlangt. „Mit
diesen Kenntnissen und Informationen kann
man die Abrechnung besser überprüfen“,
sagt Sönke Schmidtmann, der durch die Ko-
ordination eine engmaschigere Begleitung
der Fremddienstleistungen gegeben sieht.
führt, die auch die Bestellungen vorneh-
Rollout auf andere Betriebe
Anfang von Sebastian Schneider und Marc
Bei Vorkalkulation und FDLK federführend
men, also Meister und Ingenieure. Wurde zu
Meisters noch wöchentlich kontrolliert, wie
viele Bestellungen durchgeführt und wie
mit dabei ist Anna-Maria Leitner. Eigentlich
viele davon vorkalkuliert wurden, läuft das
nun ziemlich rund. Inzwischen wurde das
Projekt auch auf die Bereiche Bramme und
Rund ausgedehnt und die Kalkulation-Grenze noch einmal deutlich abgesenkt. Vor­
kalkuliert werden nun auch Leistungen, die
deutlich unter 1.000 Euro liegen. Seit Januar
dieses Jahres verfügt der Schmelzbetrieb
mit Marcel Zimmermann sogar über einen
eigenen Kalkulator, der sich ausschließlich
mit diesem Thema beschäftigt, so dass inzwischen 100 Prozent aller Fremddienstleistungen vorkalkuliert werden. Zwischenfazit
aus Sicht von Sebastian Schneider: „Es ist
­eine total spannende Sache zu sehen, was
man durch die Vorkalkulation und die an-
Review und Abstimmung
der nächsten Schritte.
schaffung für das Pilotprojekt Vorkalku­
lation im Program Management Office
(PMO) und ist seit Dezember mit dem Roll-
Elektrik-Abteilung von TI, die Anlagenwirt(TS-F) und Rund (TS-R) beschäftigt. Zudem
treibt sie den Aufbau eines Nachverfol-
gungssystems (Tracking) voran. „Im Prinzip
stelle ich für die Betriebe und Teilbereiche
Starterpakete zur Verfügung, mit denen sie
dann das Projekt aufnehmen und umsetzen
können“, erklärt sie. Im Wesentlichen sind
das Instrumente wie Checklisten und Formblätter. Auch die Einführung des Projektes
wird von Anna-Maria Leitner begleitet, der
Fortschritt dabei in sogenannten Performance Dialogen überwacht. „Ich schaue
mir dabei den Ablauf an und korrigiere auch
hier und dort, um das gesamte Potenzial
abzurufen.“ So sollen demnächst auch
Preis- und Dienstleistungskataloge eingeführt und die Nachkontrolle zudem auf
­Störungen ausgedehnt werden. Auch ein
hüttenweiter Wissensaustausch wurde bereits durchgeführt, bei dem vor allem die
Einsparpotenziale im Vordergrund standen.
Erfolge sind übrigens auch bereits zu verzeichnen: „Bezogen auf ein Volumen von
120.000 Euro konnten Einsparungen von
13 Prozent realisiert werden, obwohl wir im
Vorfeld nur von zehn Prozent ausgegangen
waren“, sagt Anna-Maria Leitner. Im Bereich
Gerüstbau liegen die Einsparungen bei TS-I
sogar bei 22 Prozent.
01 • 2016 Individuelle Nachlässe definiert
13
Lieferanten via Internet auf und umfasst den
gesamten Beschaffungsvorgang von der
Doch nicht nur bei Vorkalkulation und
­Anfrage über das Angebot bis zur Gutschrift.
Fremd­dienstleistungs-Koordination hat sich
Und das alles auf einer gemeinsamen Daten-
bank, ohne Doppelteingaben. Das reduziert
viel getan, auch die Rahmenverträge wur-
Fehler, spart Zeit und Aufwand auf beiden
den eingehend unter die Lupe genommen.
Seiten und schafft weiteres Einsparpotential
Die Idee zur Nachverhandlung dieser Verträ-
für HKM. Insgesamt zeigt sich Axel Kiepen
ge rührt daher, dass die Hütte ein großes
zufrieden mit dem bisher Erreichten. „Im Be-
Einkaufsvolumen mit festen Partnern hat.
reich Instandhaltung ist der Umsatz beim
Insgesamt geht es dabei im technischen Ein-
Bestellvolumen um 36 Prozent zurückgegan-
kauf um etwa 170 und im Materialeinkauf
gen und die Anzahl der Bestellungen hat sich
um rund 300 Verträge, was übrigens nicht
im Schnitt um 37 Prozent reduziert.“ Als
gleichbedeutend mit der Anzahl von Firmen
nächster Schritt soll nun bis Ende des Jahres
ist. „Wir wollen mit den Lieferanten in partnerschaftlicher Weise darüber reden, wie die
Marc Meisters, TS-I
das Thema Leistungsverzeichnisse ange-
erklärt Christian Feldhaus vom Material-Ein-
kauf war die Resonanz eher durchwachsen.
wie die angefragten Leistungen konkret be-
haltig wirken sollen, wird nur mit den Part-
schaft bei Partnern mit großem Volumen
Bedingungen verbessert werden können“,
kauf. Da die Ergebnisse langfristig und nachnern verhandelt, die über eine langfristige
Perspektive verfügen. Nach der über Vo­
lumen und Potenzialeinschätzung durchge-
führten Einteilung der Lieferanten in A-, Bund C-Cluster werden vor allem Preise
miteinander verglichen, Einsparpotenziale
ermittelt und individuelle Nachlässe als
­Ziele definiert. „Damit gehen wir auf die Lie-
feranten zu, um branchenspezifische und
vertragliche Spezifikationen zu erreichen“,
sagt Sönke Schmidtmann vom Technischen
Einkauf. Erklärte Absicht ist, sich mit allen
Lieferanten zu einigen, allerdings nicht um
buchstäblich jeden Preis. „Wir schauen darauf, was machbar und für alle Beteiligten
„Generell lässt sich sagen, dass die Bereitund damit auch großer Abhängigkeit größer
war als bei kleineren und weniger abhängigen Firmen“, weiß Sönke Schmidtmann. Üb-
rigens kümmert sich die Beschaffung auch
bei den Rahmenverträgen nur um den kaufmännischen Teil, die technische Expertise
steuern die Betriebe bei, mit denen es auch
interne Workshops gibt. Insgesamt, so sa-
Im Augenblick sieht es so aus, dass beim
Material-Einkauf alle Lieferanten angesprochen wurden, während der Technische Einkauf sich mit allen A- und B-Lieferanten im
Dialog befindet und die C-Lieferanten gera-
de kontaktiert hat. Außerdem ist inzwischen
ein Maßnahmenblatt erstellt worden, auf
dem für jeden Lieferanten eine bestimmte
Zielgröße festgelegt ist. Die Reaktion der
Lieferanten ist dabei unterschiedlich. Im
Technischen Einkauf zeigten die Firmen Verständnis für das Ansinnen, im Material-Ein-
dass die Arbeit klar umrissen und umfänglich
beschrieben ist. „Nur so lässt sich eine Ver-
gleichbarkeit von Angeboten sicherstellen
und etwaige Ungenauigkeiten vermeiden,
die die Lieferanten zu Nachforderungen einladen“, bekräftigt Axel Kiepen.
Aus Sicht von Dr. Thomas Schneeberger,
zwei Millionen Euro.
sind die Maßnahmen im Modul Beschaf-
hier eine jährliche Einsparung von etwa
All das soll allerdings nicht dazu dienen, die
Nachverhandlungen
noch bis Mitte des Jahres
Arbeit erleichtern und zugleich sicherstellen,
lungen abgeschlossen sein. Erwartet wird
Mitte des Jahres sollen alle Nachverhand-
Gesprächen abläuft, werden die meisten CLieferanten angeschrieben.
zu vermitteln. Diese Verzeichnisse sollen die
Potenziale
an den Schnittstellen
haus. Während das bei den A- und B-Lie­
feranten in Workshops und persönlichen
schrieben werden, um Technikern Standards
mann ist man auf einem guten Weg. Bis
gen Christian Feldhaus und Sönke Schmidt-
Lieferanten nicht
ausquetschen
auch akzeptabel ist“, betont Christian Feld-
packt werden. Dabei geht es um das Wissen,
Lieferanten wie eine Zitrone auszuquetschen
oder sie gar in eine wirtschaftliche Notlage
zu treiben. Grundsätzlich wird von den Lieferanten erwartet, dass sie dauerhaft die gleiche Effizienzsteigerung und Wirtschaftlichkeit realisieren, die auch von HKM erwartet
wird. Das geht gar nicht anders, in einer
­dauerhaften Leistungsbeziehung. In gemein-
samen Workshops wird aber auch gefragt,
„was wir für den Lieferanten tun können,
­damit er seine Leistung effizienter und damit
für uns preisgünstiger anbieten kann“, sagt
Axel Kiepen. Beispielhaft bietet der Einkauf
unter anderem systemtechnische Unterstützung an. Etwa durch das HKM-Fremddienstleistungs-Management. Es setzt das SAP-
System der HKM mit Vernetzung zum
­Gesamtprojektleiter von Next Generation,
fung ein richtiger und wichtiger Ansatz.
„Nicht nur, weil Beschaffung und Technik
jetzt gemeinsam feststellen, dass an den
Schnittstellen die wahren Potenziale liegen.
Wir müssen auch von den Lieferanten das
Gleiche verlangen wie von uns selbst.“ Fast
noch mehr freut ihn allerdings, dass es zu einem Umdenken gekommen ist. War früher
das Bewusstsein, mit dem ausgegebenen
HKM-Geld dermaßen sorgsam umzugehen
wie mit seinem eigenen nicht so stark ausgeprägt, beginnt sich das jetzt zu wandeln.
„Ich habe wirklich Spaß dran zu sehen, wie
die Vorkalkulation aufgenommen und jetzt
verhandelt wird“, sagt Dr. Schneeberger, der
in diesem Modul einen Hebel von mehr als
zehn Millionen Euro anfangs nicht vermutet
hätte. Umso erfreuter ist er über das Ergebnis. Denn jeder Euro, der bei der Beschaffung eingespart wird, sichert Arbeitsplätze
und entlastet die Produktion. Und darum
geht es im Kern doch bei Next Generation.
14 01 • 2016
Mitarbeiter A Kolumne des Betriebsrats:
Kundgebung zur
Zukunft der Stahlindustrie
mit großer Beteiligung
Der Aufruf des Betriebsrats an alle Kollegin-
de Norbert Keller das weitere Vorgehen des
gebung zur Zukunft der Stahlindustrie am
genoptimierung ist die Adjustage nach Über-
nen und Kollegen zur Teilnahme an der Kund11. April 2016 hat Wirkung gezeigt. Neben
zahlreichen Mitarbeitern anderer Duisburger
Stahlfirmen waren auch viele HKM’ler zu
der Groß-Demonstration auf der Kaiser-Wilhelm-Straße nahe Tor 1 von TKSE gekommen.
Zu der gemeinsamen Aktion von Arbeit­
gebern und Gewerkschaften, die zeitgleich
auch im Saarland und in Berlin durchgeführt
wurde, waren unter anderem auch SPD-Chef
Betriebsrats. Hauptgrund dafür: Mit der Ei-
zwischen beigelegt. Dabei geht es um die
zeugung des Betriebsrats besser für die Zu-
cherheitsfirma Kötter, die nach den in zwei
kunft aufgestellt, als sie in fremde Hände zu
geben. „Wenn ein Fehler passiert, dann wird
der Kunde nicht bei der Fremdfirma, sondern
hier bei HKM anrufen und sich beschweren“,
sagt Norbert Keller, der einen Imageschaden
befürchtet. Denn der Einfluss darauf wäre
seitens HKM nur noch mittelbar.
Während der Betriebsrat bei Next Gene-
und Vizekanzler Sigmar Gabriel, NRW-Minis-
ration vor allem die große Transparenz zu
Vor­sitzender Jörg Hofmann sowie Duisburgs
anderen Projekt: der Machbarkeitsstudie 2025
terpräsidentin Hannelore Kraft, IG MetallOberbürgermeister Sören Link erschienen.
Um die Zukunft und ihre Gestaltung geht es
auch bei HKM und dem Projekt Next Genera-
tion. „Wir sind zufrieden mit dem Fortschritt
und glauben, dass wir uns auf einem guten
Weg befinden, Kosten einzusparen, die weit
über das Ziel hinausgehen“, betont Betriebsratsvorsitzender Uli Kimpel. Umso unver-
ständlicher ist es daher aus seiner Sicht,
dass die Geschäftsführung nach wie vor an
einem Thema festhält: der Fremdvergabe
Adjustage. „Ungeachtet dessen werden wir
mit unserem Berater die Eigenoptimierung
als Gegenvorschlag weiter voran treiben“,
bekräftigt der stellvertretende Vorsitzen-
Ein anderer Konflikt ist dagegen in-
würdigen weiß, vermisst er diese bei einem
zur Senkung der Produktion auf rund 4,2 Mil-
lionen Jahrestonnen. Denn Fakt ist: Wenn
die Produktion reduziert wird, betrifft das
auch Personal. „Wir sehen hier die ganz gro-
ße Frage auf den Betriebsrat zukommen, ob
und in welchem Maße Personal abgebaut
werden soll“, sagt Uli Kimpel. Und Norbert
Keller ergänzt: „Wir sind sauer darüber, weil
wir nicht einbezogen werden und haben ein
Störgefühl, dass die Gesellschafter sagen, was
Durchführung der Torkontrolle durch die Siaufeinander folgenden Kupfer-Diebstählen
von der Geschäftsführung angeordnet worden waren. „Zwar haben wir Verständnis
für die Torkontrolle, da der Kupfer-Diebstahl
die Brammen-Produktion bedroht. Nicht
jedoch für die Art und Weise, die den eige-
nen Werkschutz außen vor lässt“, betont
Uli Kimpel. Es wurde daher eine Betriebsvereinbarung verabschiedet, die klärt, wer
mit wem an den Toren zusammenarbeitet
und dadurch den Ablauf an den Toren regelt. Diese Betriebsvereinbarung gilt bis Ende Juni dieses Jahres. „In der Zwischenzeit
werden Betriebsrat, Werksicherheit und
Personalabteilung zur Kontrolle der Zäune,
Tore und anderer Einrichtungen ein gemein-
sames Werkssicherheitskonzept erarbeiten“,
unterstreicht Norbert Keller, der darauf hinweist, dass der Einsatz der Sicherheitsfirma
Kötter unabgesprochen erfolgte.
Abschließend dankten die beiden noch
sie wollen.“ Gemeinsam fürchten die beiden,
einmal für die große Beteiligung an der
werden und der Betriebsrat daran nicht be-
dass wir mit Mann und Maus dort vertreten
dass nun Weichen für die Zukunft gestellt
teiligt wird. „Die viel gepriesene maximale
Transparenz von Next Generation findet jedenfalls bei 2025 nicht statt“, so die beiden.
Kundgebung vom 11. April. „Es war wichtig,
waren, um die Dringlichkeit unseres Anliegens deutlich zu machen.“
01 • 2016
15
Mitarbeiter A Der Entgeltausschuss:
Wo sich alles um Geld dreht
Wer arbeitet, möchte vor allem eines: ge-
renden Gegenpart der Betriebsräte. „Ge-
es übrigens, wenn Arbeitsplätze neu einge-
nicht nur Ausbildung und Qualifikation,
an und führen eine analytische Bewertung
Vergangenheit bei Kerntätigkeiten in der
recht bezahlt werden. Und dazu gehört, dass
sondern auch die Rahmenbedingungen des
jeweiligen Arbeitsplatzes in die Bezahlung
einbezogen werden. Grundsätzliche Dinge
also, um die sich bei HKM der Entgeltausschuss kümmert. Er setzt sich aus dem Vor-
meinsam schauen wir uns den Arbeitsplatz
durch“, so die beiden. Im Klartext: Es werden
Punkte vergeben etwa für die Art und Weise
der Tätigkeit, ob dafür eine Spezialausbildung
erforderlich ist und vieles mehr.
Das ist sozusagen die Grundeinstufung im
sitzenden Jürgen Dräger und seiner Stellver-
Rahmen eines insgesamt 20-stufigen Lohn-
Tanja Jaeckel und Sascha Molitor zusammen.
fung durch viele weitere Kriterien. „Das sind
treterin Melanie Scholl sowie Ünsal Baser,
Eine ihrer Aufgaben: „Die Zuordnung von
Arbeitsplätzen bzw. Belegschaftsmitgliedern
zu den Grundlohnstufen im Rahmen der tarif- und arbeitsrechtlichen Bestimmungen“,
sagt Ausschussvorsitzender Jürgen Dräger.
Dabei nehmen der als Vertretung des Betriebsrats agierende Ausschuss bzw. seine
Mitglieder auf Basis des Betriebsverfassungs-
gesetzes die Mitbestimmungsrechte zur Eingruppierung und Umgruppierung bei personellen Einzelmaßnahmen wahr.
sowie aus Vertretern der Arbeitswirtschaft
besteht, dem zur Personalabteilung gehö-
Modalitäten eine Neu-Einwertung verschiedener Arbeitsplätze erforderlich.
Die Zu- und Einordnungen sowie Neu-
henden Rahmenbedingungen schon seit
schwernis- sowie von Funktions- und Sonder-
zulagen“, erläutert Sascha Molitor. Erschwerniszulage wird gezahlt, wenn bestimmte
Erschwernisse zeitlich begrenzt auftreten
wie etwa das Tragen einer Staubmaske. Sind
sie hingegen dauerhaft, gehören sie mit zum
festen Lohn. Unter Funktions- und Sonderzulagen sind beispielsweise nicht zur normalen
Tätigkeit zählende Tätigkeiten zu verstehen
wie etwa Meister-Vertretungen.
Für all das und mehr legt der paritätisch
nung technischer Daten zu den Leistungs-
sion, die aus Tanja Jaeckel und Unsal Baser
bei der Feuerwehr war aufgrund veränderter
beispielsweise die Höhe und Dauer von Er-
begehungen durchgeführt. Zuständig dafür
nannte Arbeitsplatzbeschreibungs-Kommis-
in der Adjustage geschehen musste. Auch
Einwertungen sind erforderlich, weil die im
besetzte Ausschuss Höhe und Dauer fest.
ist auf Seiten des Betriebsrats eine soge-
Produktion für Mess- und Kesselwärter oder
systems. Ergänzt wird diese Grundeinstu-
Um die jeweiligen Bedingungen vor Ort festzustellen, werden daher auch Arbeitsplatz-
wertet werden müssen, wie das in jüngster
Darüber hinaus ist er noch mit der Zuordlohnleitlinien und der Arbeitsplätze zu Leis-
Lohn- bzw. Gehaltsrahmentarifvertrag ste-
Jahren nicht mehr geändert wurden. In den
regelmäßig stattfindenden Tarifverhandlun-
gen geht es lediglich um eine prozentuale
Erhöhung des Entgelts. Die entsprechende
Einstufung wird daher auch auf Basis des
Tarifvertrags sowie anhand interner Kriterien festgelegt. Denn auch wenn es anderen
Tarifbereichen wie etwa der Metallindustrie
schon gelungen ist: „Wir sind bislang an einer
Neuverhandlung der Bedingungen geschei-
tert“, sagt Jürgen Dräger. Trotzdem haben
sich die Mitglieder des Entgeltschusses zum
Ziel gesetzt, wenigstens eine Neu-Bewertung für die Handwerker anzugehen.
tungslohngruppen beschäftigt. Und das alles
nicht nur für die Lohn-, sondern auch für die
Gehaltsempfänger, für die im übertragenen
Sinne das Gleiche gilt. Richtig langwierig wird
Die Mitglieder des Entgeltausschusses (v.l.):
Melanie Scholl (kleines Bild), Ünsal Baser,
Tanja Jaeckel, Jürgen Dräger und Sascha Molitor
16
01 • 2016
Mitarbeiter A Lossprechung der Azubis:
Bahn frei für 37 neue Fachkräfte
In Fortführung der bewährten Tradition,
Elektroniker/in für Automatisierungstech-
fand am 11. Februar 2016 die Lossprechung
striekaufmann/frau,
wenn auch in leicht abgeänderter Form,
der HKM-Auszubildenden in der Gaststätte
am Barbarasee statt. Arbeitsdirektor Peter
Gasse begrüßte die Auszubildenden und
nik, Elektroniker/in für Betriebstechnik, Indu-
Dienstleistungen, Konstruktionsmechaniker/
in, Verfahrensmechaniker/in und Werkfeu-
sprach ihnen in der Laudatio im Namen von
erwehrmann/frau. Sieben Auszubildende
zeigte Leistung aus. Zugleich gratulierte er
bes oder sogar ein ganzes Jahr verkürzen.
ganz HKM seine Anerkennung für die gezu der erfolgreich absolvierten Prüfung.
Losgesprochen wurden an diesem Tag insgesamt 37 Auszubildende in den Berufen,
konnten dabei ihre Ausbildung um ein halEine Super Leistung! Die Berufsbildung und
mit ihr die Hütte wünscht den neuen Fachkräften einen guten Start in ihren Betrieben.
Elternabend bei der
Hüttenwerke Krupp Mannesma
nn GmbH
Mitarbeiter  Elternabend auf der Hütte:
A
Industriemechaniker/
in, Kaufmann/frau für Spedition und Logistik
Wie wird man
Azubi?
Liebe Eltern, liebe Schülerinnen
und Schüler,
am Dienstag, den 10. Mai 2016
um 18 Uhr
veranstalten die Hüttenwerke
Krupp Mannesmann
einen Infoabend zum Thema
„Wie wird man Azubi im Allgem
einen –
und wie bei HKM im Spezie
llen“
im Infocenter an Tor 1.
Hierzu möchten wir Sie herzlic
h einladen.
Der Leiter der Erstausbildung,
Herr Weiler,
wird Sie unter anderem über
den
Bewerbungsprozess informieren.
lle Eltern lädt HKM samt ihrer Kinder herzlich zum dritten Eltern-
Gerne können Sie Ihre Kinder
oder andere
Interessierte mitbringen.
abend auf der Hütte ein. Detlef Weiler, Leiter der Erstausbildung,
Bitte melden Sie sich verbin
dlich bis zum
6. Mai unter [email protected]
e an
(mit Name und Personenanz
ahl).
wird den Teilnehmern dabei das Bewerbungsverfahren im Allgemeinen
und im Speziellen bei HKM erläutern. Außerdem gibt er wichtige Tipps
zum Bestehen des Auswahlverfahrens.
Falls Sie Interesse haben, können Sie sich bis zum 6. Mai 2016 gerne im
Intranet über „Seminare“ oder per Mail ([email protected]) anmelden.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.
Wir freuen uns auf Sie.
GmbH
Mannesmann
erke Krupp
Die Hüttenw
bend
na
er
Elt
m
lädt ein zu
Hüttenwerke Krupp Mannesmann
GmbH
Ehinger Straße 200, 47259 Duisbu
rg
Email: [email protected]
01 • 2016
17
Kompetenz A Hydraulisches Lösen von Pressverbindungen:
Wie von Geisterhand
So, wie es da in der Hauptwerkstatt steht,
aufgebracht werden muss bzw. ein Motor
Einsatz des Hydraulikwerkzeuges zum Lösen
von Öldruckpressverbindungen in der HW
und in metallgrau präsentiert sich das mit
tiert werden sie, indem die Kupplung auf-
gute Botschaft wie für die Betriebe auf der
geschoben wird. Beim Abkühlen ergibt sich
pressverbindungen künftig zu lösen sind
sieht es eher unspektakulär aus. Rechteckig
Schläuchen versehene Gerät, das damit
mehr einem Labor-Utensil als einem Werkzeug gleicht. Allerdings darf man sich von
seinem unscheinbaren Aussehen nicht täu-
schen lassen. Denn das Gerät hat es im
wahrsten Sinne des Wortes in sich.
Für Aufklärung sorgt David Vidovic. „Es handelt sich dabei um ein Hydraulikwerkzeug
zum Lösen von Öldruckpressverbindungen“,
sagt der Fachgebietsleiter Produktverbesserung in der Fertigung Anlagenkomponenten. Was dem Laien wenig, dem Techni-
ker hingegen sehr viel sagt. Denn was früher
im Segment Maschinenbau gar nicht oder
nur sehr schwer los zu bekommen war, geht
jetzt zur Freude von Segmentleiter Ralf
Gaertner fast wie von Geisterhand.
Hydraulikwerkzeug
bringt die Lösung
Öldruckpressverbindungen gibt es überall
dort, wo etwa eine Kupplung auf eine Welle
etwas über eine Kupplung antreibt. Mongewärmt und anschließend über die Welle
dann eine feste Verbindung, die sogenannte
Schrumpf- oder auch Pressverbindung. Diese Verbindung kann so stark sein, dass be-
stimmte Bauteile nicht mehr demontiert
werden können. Oder besser: nicht mehr de-
montiert werden konnten, denn das neue
Hydraulikwerkzeug bringt im wahrsten Sinne des Wortes die Lösung. Dazu wird erst an
zwei äußeren Stellen hochviskoses Öl in die
Hütte. Heißt das doch, dass solche Öldruck-
und die Teile nicht – wie sonst früher oft geschehen – zerstört werden müssen. Als Chef
der Hauptwerkstatt hofft Rainer Küppers
daher auch darauf, dass sich die Neuigkeit
schnell herumspricht. „In der Vergangenheit
sind solche Verbindungen seltener zu uns
gebracht worden, was sich jetzt hoffentlich
ändern wird.“
Erste Erfolge gibt es bereits. Seit Novem-
Pressverbindung eingeführt, um sie abzu-
ber 2015 ist das von einer Spezialfirma kons-
dünnes Öl mit etwa 2.500 bar in die Verbin-
Hilfsgerät bestehende Werkzeug bereits
dichten. Anschließend wird an allen Stellen
dung gedrückt, so dass sich die Flächen voneinander lösen und die Kupplung deutlich
leichter von der Welle herunter zu ziehen ist.
Schon mehrfach
erfolgreich eingesetzt
Für die Hauptwerkstatt und speziell das
Segment Maschinenbau ist das Vorhanden-
sein eines solchen Werkzeugs eine ebenso
truierte und aus einem Haupt- und einem
mehrfach eingesetzt worden. Erfolgreich,
versteht sich, so dass in der Hauptwerkstatt
niemand dran zweifelt, dass sich die Inves-
tition von rund 12.000 Euro langfristig aus-
zahlen wird. Zumal das Konstrukt mobil ist.
Wenn also jemand nicht in die Hauptwerk-
statt kommen kann, kommt die Hauptwerkstatt zu ihm. Oder zumindest das neue
Werkzeug. Als Lösung für alle Öldruckpressverbindungen.
18
01 • 2016
Kompetenz A Stand der Arbeitssicherheit in den Betrieben:
Das Ziel noch nicht erreicht
In Sachen Arbeitssicherheit war 2015 für
Wochen. Allerdings wollen wir diesmal
in dem Sinne, dass wir uns sicherheitstech-
Jahr. Nicht nur wegen der Unfälle im Roh-
tionsimpulse an die Belegschaft senden,
auch andere Punkte anschauen und diese
HKM nicht unbedingt ein sehr erfolgreiches
eisenbereich, die sich in der ersten Jahres-
hälfte häuften und sofortige Maßnahmen
nach sich zogen. Auch das Gesamtziel einer
Unfallhäufigkeit von 3,5 pro eine Million Ar-
mehr als nur darüber sprechen und Motiva-
sich noch eingehender mit dem Thema Arbeitssicherheit zu befassen.
? Herr Wischermann, Ihr Bereich Rohei-
beitsstunden wurde nicht erreicht. Stattdes-
senerzeugung war ja im vorigen Jahr be-
Hütte schon einmal bei 2,8 war. Gründe ge-
rauf legen Sie künftig besonderes Gewicht?
sen gab es eine 5,2 und das, obwohl die
nug also, sich für das laufende Jahr einiges
vorzunehmen, zumal in den letzten Wochen
und Monaten erneut zahlreiche Unfälle geschehen sind. Was genau sie dagegen unter-
sonders stark von Unfällen betroffen. Wo-
! Markus Wischermann: Auf Einbin-
dung und Kommunikation. Kommunikation
nische Themen wie Zwischenfälle, aber
ansprechen. Wir wollen versuchen, das so in
die Fläche zu bekommen, dass jeder Mitarbeiter Bescheid weiß. Bei der Einbindung
haben wir speziell die Sicherheitsbeauftragten im Fokus. Ihre Wertigkeit und Wertschätzung wollen wir steigern, indem wir
sie mehr in die sicherheitstechnischen Prozesse einbeziehen.
? Wie soll das geschehen?
! Markus Wischermann: Wir haben sie
nehmen wollen, dazu befragten wir mit
Dr. Jens Reichel, Markus Wischermann und
beispielsweise zur Arbeitssicherheits-Messe
und TS sowie den Leiter der Arbeitssicher-
te Themen wie etwa die Persönliche Schut-
Chris Lindner die Leiter der Bereiche TI, TR
in Düsseldorf eingeladen, auf der bestimm-
heit, Andreas Hennen.
zausrüstung im Mittelpunkt standen und
bei der es um Verbesserungen ging. Ein Zei-
? Herr Hennen, nachdem die zweite Hälf-
chen der Einbindung ist aber auch die frei-
te des vergangenen Jahres etwas besser
willige Teilnahme an den Frühbesprechun-
verlaufen ist, waren in jüngster Zeit wieder
gen, um Arbeitssicherheitsthemen sofort
verstärkt Unfälle zu verzeichnen. Muss Ar-
adressieren zu können. Ein weiteres Ele-
beitssicherheit also erneut thematisiert
ment ist die Beteiligung an Prozessen durch
werden?
eine verbesserte elektronische Kommunika-
tion wie etwa eine E-Mail-Adresse für jeden
! Andreas Hennen: Arbeitssicherheit ist
der Sicherheitsbeauftragten.
immer ein Thema. Erst recht natürlich vor
dem Hintergrund der ersten Hälfte des ver-
gangenen Jahres und der zurückliegenden
Dr. Jens Reichel, TI-Bereichsleiter
? Und was ist sonst noch geschehen?
01 • 2016
! Markus Wischermann: Bei den bei-
chie. Die Moderation hatte im ersten Schritt
kleine Dinge im Sinne von Best Practice
zweiten Schritt haben wir dann Mitarbeiter
den genannten Schwerpunkten sind viele
durchgeführt und durch die Einbindung der
Mitarbeiter auch einige Verbesserungen erreicht worden. Der Effekt durch die Einbeziehung besteht darin, dass jetzt bei allen
eine gewisse Grundeinstellung und ein
Grundverständnis vorhanden ist.
? Was sind die nächsten Ziele und Maß-
nahmen?
! Markus Wischermann: Als nächstes
werden wir Workshops mit den SicherheitsMarkus Wischermann, TR-Bereichsleiter
! Markus Wischermann: Wir haben da-
mit begonnen, die Sicherheitsbeauftragten
freiwillig anhand von Fotos sichtbar zu machen. Der Start dazu wurde auf der Kokerei
gemacht, wo die Gesichter und Namen der
Sicherheitsbeauftragten auf einem Infor-
mationsmonitor zu sehen sind. Das Ganze
dient auch der Aufwertung ihrer Funktion.
19
beauftragten durchführen und damit beim
Hochofen starten. Dabei sollen stets be-
stimmte Themen in Gruppenarbeit behandelt werden. Also: Wo liegen die Schwer-
punkte ihrer Tätigkeit, was ist ihre Funktion.
Die Erfahrung zeigt, dass dabei viel rumkommt. Übrigens hat auch die offizielle Er-
nennung der Sicherheitsbeauftragten gezeigt, dass diese Leute das gerne machen
ein externer Berater übernommen. In einem
aus den Betrieben gefragt, ob sie moderieren wollen. Wir haben diese dann geschult
und sie sind mit einem unglaublichen Enga-
gement an die Moderation der Seminare herangegangen. Zwei davon haben das sogar
im Zentralen Sicherheitsausschuss gemacht,
was sehr gut angekommen ist und auch eine Veränderung der Gesprächskultur erzielt.
Allerdings ist in der Nachbetrachtung deut-
lich geworden, dass immer noch eine gewisse Diskrepanz zwischen der Erwartungshaltung und dem Alltag besteht. Deshalb
haben wir versucht, Führungskräfte sowie
Meister und Obermeister stärker einzubin-
den. Dabei ist die Form des Seminars „Mit
Sicherheit in Führung gehen“ besonders auf
diese Gruppe zugeschnitten, weil damit
Mechanismen in Führungsarbeit vermittelt
werden.
? Gibt es noch weitere Maßnahmen, die
und etwas bewegen wollen.
geplant sind?
? Kommen wir zum Stahlwerk. Was ist da
! Chris Lindner: Ja, wir wollen im Stahl-
? Was ist mit den Fünf-Minuten-Gesprä-
bisher geschehen Herr Lindner?
werk gemeinsam mit dem Bildungswesen
! Markus Wischermann: Ja, bei Schicht-
und Gießbetrieb durchgeführten Seminare
! Chris Lindner: Durch die im Schmelz-
bisherigen Schritte zu festigen und auszu-
wieder für einige Minuten thematisiert. Am
viele Mitarbeiter erreicht. Dabei ging es
chen: Haben die sich inzwischen etabliert?
beginn wird die Arbeitssicherheit immer
Hochofen findet das beispielsweise stets
mit Bezug zu den aktuell anstehenden Tä-
tigkeiten statt. Wenn es etwa um den
Wechsel von Kühlschläuchen geht, wird
„Schau hin und sprich drüber“ haben wir
im Schwerpunkt um die innerbetriebliche
Kommunikation zu Arbeitssicherheitsthemen unabhängig von der Führungshierar-
auch besprochen, welche Gefahren dabei
auftauchen können und worauf man achten muss. Gleiches gilt für das Handling von
Hebezeugen oder die Benutzung von Kranen: Es werden immer konkrete Themen
angesprochen.
? Funktioniert das ganz von alleine?
! Markus Wischermann: Nein, das ist
immer auch eine Frage des Engagements.
Aber wir werden durch die Führungskräfte
sehr gut unterstützt, die wirklich ausführlich informieren.
? Was ist heute bei der Arbeitssicherheit
Stand der Dinge in der Roheisenerzeugung?
Andreas Hennen (Mitte), Leiter Arbeitssicherheit
ein weiteres Seminar konzipieren, um die
bauen. Schwerpunkt dabei ist: Wie kann
man die Kommunikation innerhalb der
Schicht zum Thema Arbeitssicherheit ankurbeln bzw. am Laufen halten. Können wir
die SGA-Sitzungen dafür nutzen? Wie muss
so eine SGA vorbreitet werden? Kurzum: Es
20
01 • 2016
ten zu entwickeln. Übrigens ist ein wichti-
ger Bestandteil dieses Dialogs, dass die Si-
cherheitsbeauftragten verstärkt die SGAs
moderieren. Das ist zum einen ein Stück
Wertschätzung und zum anderen das Verteilen von Wissen auf mehr Schultern. Das
Ziel besteht darin, neben der Safety FirstArbeit auch die operative Arbeit zu erledi-
gen und das alles in Verbindung mit Ar-
beitssicherheit zu setzen. Dass wir das
können, haben wir in allen Bereichen ge-
zeigt. Wir waren überall ereignisfrei. Kein
Zufall, denn wir haben methodisch eine erfolgreiche Arbeitssicherheits-Arbeit eingeführt und zum Standard gemacht.
geht darum, die im Seminar „Schau hin und
nehmen. Oder dass die Seminare nur schwer
Betriebsalltag zu überführen.
Schicht daran teilnehmen, und dass ein Mix
sprich drüber“ praktizierten Inhalte in den
? Herr Dr. Reichel, und wie sieht es in Ihrem
Bereich TI mit der Arbeitssicherheit aus?
! Dr. Jens Reichel: Wir setzen künftig
auf drei Programmschwerpunkte. Das erste
Feld ist ein besserer Umgang mit den Zwi-
schenfallberichten, will heißen: nicht nur
immer auf andere zeigen, sondern sich auch
selbst mit einbeziehen. Dazu gehört ein
analytischer Umgang mit den Ergebnissen
laufen, wenn Mitarbeiter von nur einer
Einblick in die verschiedenen Bereiche – das
besser ist. Oder dass die Hierarchie noch im-
aus?
mer stark ausgeprägt ist, obwohl es um ei-
nen Austausch auf Augenhöhe geht und
den wir arbeiten. Außerdem haben wir fest-
3,5, zu erreichen. Die Herausforderung für
fährdungen zu vermeiden sind. Daran wergestellt, wie wichtig der Dialog zwischen
Sicherheitsbeauftragten und Führungskräf-
ten ist und appellieren deshalb an die Beteiligten, damit nicht zu lange zu warten.
davon dann die richtigen Schritte abzulei-
! Dr. Reichel: Nicht darauf zu warten,
Fünf-Minutengespräche und im Rahmen
unseres Kontinuierlichen Verbesserungs-
! Andreas Hennen: Das generelle Ziel
für 2016 lautet, das nicht geschaffte Ziel
? Was genau meinen Sie mit dem Appell?
ten. Das zweite Feld ist in Anlehnung an die
generelle Ziel der Arbeitssicherheit für 2016
gemeinsam festgelegt werden soll, wie Ge-
bzw. die Analyse des technischen, organisa-
torischen und persönlichen Verhaltens, um
? Herr Hennen, wie sieht denn – nach dem
dass der eine große Informationsaustausch
stattfindet, sondern lieber kleinere Einhei-
von 2015, nämlich eine Unfallhäufigkeit von
TI, TR und TS besteht sicherlich darin, eine
gewisse Nachhaltigkeit bei ihren Anstren-
gungen zu erreichen. Über die jeweilige
Abteilungsorganisation muss daher sicher-
gestellt werden, dass eine strukturierte
Kommunikation mit dem Ziel von Verbesserungen vorhanden ist. Das gilt für Zusammenkünfte auf allen Ebenen. So hat die
Rückmeldung der Sicherheitsbeauftragten
vom Hochofen gezeigt, dass sie die Teilnah-
prozesses der Schichtauftakt am Team-
board. Da wird besprochen, wer was in welcher Reihenfolge macht und was dabei zu
Es ist daher ein Kulturwandel notwendig,
um nachhaltig Null Unfälle zu erreichen
beachten ist. Dabei geht es auch um Sicherheitsaspekte, aber nicht allgemein, sondern
konkret auf die jeweilige Situation bezogen.
Also: Welche Gefährdung besteht und wor-
Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH
Autoritär
Führungsstil
Coaching
Reaktiv
Arbeitsstil
Proaktiv
auf muss man aufpassen.
Null Toleranz ?
Fehlt noch das dritte Feld.
! Dr. Reichel: Ja, genau. Das sind die
Erfahrungen aus dem Seminar „Schau hin
und sprich drüber“, das wir in TI nun fast
flächendeckend durchgeführt haben. Wir
verfügen daher bereits über einige strukturierte Erfahrungsergebnisse. So haben wir
festgestellt, dass es alle als Gewinn betrachten, wenn auch Betriebsfremde daran teil-
Reaktiv
Abhängig
Unabhängig
• Sicherheit als
natürlicher Instinkt
• Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen
• Verantwortung liegt
beim SHE Manager
• Mangelndes Interesse
des Managements
• Management zeigt
Engagement
• Einstellungsbedingung
• Disziplin und Regeln
• Überwachung, Kontrolle,
Ziele
• Starker Fokus
auf Schulungen
• Persönliches Wissen
und Engagement
• Prinzipien
Verinnerlichung
• Fürsorge für eigene Person
Übung, Gewohnheit,
Anerkennung des
Individuums
ZSA 05.03.2015
„Unterstützend
• Anderen helfen
„mitzumachen”
• Hüter
• Beitrag leisten
• Sorge für andere
• Stolz auf die Organisation
6
01 • 2016
me an den Frühbesprechungen als sehr kon-
ren möchte. Die Mehrzahl ist geblieben. Im
genommen zu werden und teilhaben zu
nur eben wesentlich hierarchischer organi-
struktiv erleben. Sie haben das Gefühl, ernst
können.
? Und was ist aus Sicht der Abteilung
Arbeitssicherheit wichtig?
! Andreas Hennen: Der Erfahrungsaus-
tausch unter den Sicherheitsbeauftragten,
das gegenseitige Vertrauen, sich dabei frei
Übrigen war ja früher nicht alles schlecht,
siert. Heute ist das alles stärker in den einzelnen Betrieben verankert.
? Und was sind nun die Gefühle von Ihnen
allen bezüglich Arbeitssicherheit im Jahr
2016?
! Dr. Reichel: Pessimismus hilft uns nicht
äußern zu können und die allgemeine Wert-
weiter. Wir haben zwar noch einige Baustel-
waren sie auf Lebenszeit ernannt, heute nur
davon überzeugt, dass wir 2016 wieder in
schätzung. Der Unterschied dabei: Früher
len, aber daran werden wir arbeiten. Ich bin
ihre Tätigkeit richtig ausüben können, ist
die richtige Spur finden.
! Markus Wischermann: Ich glaube,
wichtig. Einfach um zu checken, ob jemand
und Kommunikation immer mehr Mitarbei-
noch für eine Legislaturperiode. Damit sie
der Dialog zwischen ihnen und dem Betrieb
nach Ablauf der Legislaturperiode weiter
machen will oder wo er Schwierigkeiten
hat.
? Wie viele Sicherheitsbeauftragte gibt es
denn auf der Hütte und wie viele davon
sind neu?
! Andreas Hennen: Wir haben insge-
samt 130 Sicherheitsbeauftragte auf der
dass durch Möglichkeiten wie Einbindung
ter Sicherheit im Fokus haben. Voraussetzung ist allerdings, dass sich alle Führungs-
lichkeiten zur Verbesserung und ich bin mir
ke durch die Rückmeldung der Sicherheits-
engagieren. Es gibt noch genügend Mögsicher, dass wir uns steigern können und
auch werden. Dafür muss man aber immer
neue Lichtblitze setzen und die eigene Pers-
pektive verändern.
! Chris Lindner: Sicheres Arbeiten, übri-
eingesetzt. Wir haben im Vorfeld jeden ein-
Neue erarbeitet werden. Ich denke, dass wir
die Hintergründe und Erwartungen erklärt.
Jeder konnte dann zu seinem Vorgesetzten
gehen und sagen, ob er bleiben oder aufhö-
! Andreas Hennen: Wir müssen weiter
hart an dem Thema und auch am Verhalten
gens genau wie Prozess- und Qualitätssi-
zelnen persönlich angesprochen und ihm
Chris Lindner, Leiter Bereich TS
kräfte bis hin zum Top-Management auch
Hütte. Etwa 20 sind im Zuge der Neuaufstellung zurückgetreten, rund 25 wurden neu
21
cherheit auch, muss immer wieder aufs
mit den für 2016 eingeleiteten Schritten die
Sensibilität und Eigenverantwortung unse-
rer Mitarbeiter für ihre eigene Sicherheit
stärken.
der Mitarbeiter arbeiten. Ich persönlich merbeauftragten, dass sich etwas verändert
und das Thema in den Köpfen angekommen
ist. Jetzt heißt es nur, keine Hektik aufkom-
men zu lassen, sondern konzentriert den gemeinsamen Weg zur Umsetzung zu finden.
Dass wir mit Blick auf dieses Gemeinsame
gut vorankommen, zeigt auch der Blick auf
die Verlaufskurve von Safety First. Daran
wird deutlich, dass wir seit März 2015 beim
Team-Gedanken weiter gekommen sind.
Das gibt Anlass zu Optimismus.
? Und wie wollen Sie auf die jüngste Ent-
wicklung mit wieder mehr Unfällen rea-
Maßnahmen
Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH
gieren?
Andreas Hennen: Die sind vor allem desweBest Practice: Welche PSA zu
welchem Zeitpunkt/Ort durch Mitarbeiter
USO-Rundgänge durch Ingenieure mit
Dokumentation und Rücksprache
Intensive Gespräche in der
„Meister“-SGA
Ziel:
Kommunikation
5 Minuten-Gespräch über
Arbeitssicherheit
Sicherheitsbeauftragte
bekanntmachen, in die Themen
mit einbeziehen. (läuft noch)
Einbindung
Null Unfälle
Teilnahme der Sicherheitsbeauftragten
an den Frühbesprechungen / Übergabegesprächen (freiwillig)
Workshop mit
Sicherheitsbeauftragten
(in Planung)
Gespräch nach Messebesuch
A+A 2015 in Düsseldorf
gen sehr ärgerlich, weil sie aufgrund mangelnder Konzentration bei Routine-Tätigkeiten vorgefallen sind. Basierend auf unserem
Leitsatz „Volle Aufmerksamkeit statt Rou-
tine“ entwickeln wir derzeit eine „Stop-vorStart“-Karte. Sie soll jeden Mitarbeiter vor
Beginn seiner Tätigkeit dazu anregen, sich
kurz Zeit zu nehmen und zu überlegen, was
er jetzt zu tun hat und wie das am besten
geschieht.
Gerade
bei
Routinearbeiten.
Denn Routine gibt zwar Sicherheit, doch die
kann auch trügerisch sein. Daher einfach
mal kurz innehalten und über die nächsten
Schritte nachdenken. Ich bin mir sicher,
damit kommen wir weiter.
22
01 • 2016
Kompetenz A KVP-Jahresaudit im Bereich TI:
Verbesserungen auf breiter Ebene
Die Etablierung und Umsetzung von KVP im
Schließlich geht es darum, das Auftragsma-
audits noch von externen Auditoren durch-
das inzwischen dritte Jahresaudit, das übri-
den Werkstätten optimiert und somit Zeit
diesmal dazu entschlossen, das ganze selbst
Bereich TI geht weiter. Das zeigt nicht nur
gens erstmals in Eigenregie durchgeführt
wurde. Auch die erzielten Ergebnisse können
nagement so einzusetzen, dass Abläufe in
und Geld eingespart werden können.
sich sehen lassen. Immerhin steigen viele der
Internes Audit-Team
mit Blick auf Next Generation hat sich eini-
So viel zum Projekt Next Generation und
haltung bekannte IH-Schnecke in das KVP-
tierung des Managementsystems. Wobei
Teams damit in ein nächstes Level auf. Auch
ges getan. So wurde die aus der InstandLevel 2 integriert, so dass die Inhalte des
Auftragsmanagements dort nun mit den bewährten Schritten Meldung, Prioritätenvorgabe, Arbeitsvorbereitung, Terminierung,
Durchführung und Rückkopplung vermittelt
werden können.
Vornehmliches Ziel dieser Integration ist es
damit hin zum Jahresaudit sowie zur Audi-
sich das eine um die Überprüfung und Zerti-
fizierung der einzelnen Teams in den Werkstätten drehte, während das andere Auf-
schluss darüber geben sollte, wie das
Management bei TI für KVP auf- und einge-
stellt ist. Nachdem die ersten beiden Jahres-
geführt worden waren, hatte man sich
durchzuführen. Vor allem deshalb, „weil die
Sichtweise der externen Auditoren nicht im-
mer auf HKM übertragbar war“, sagt Udo
Heinrichs. Und weil mit ihm sowie mit
Henry Kramp zwei ausgebildete KVP-Mana-
ger vorhanden sind, die aus den eigenen
Reihen stammen. Während der nicht zu TI
gehörige Udo Heinrichs dabei die Rolle des
externen Auditors übernahm, fungierte
Henry Kramp als interner Auditor bzw. als
Koordinator. Zum Audit-Team gehörte zudem ein ständig wechselnder Prozessleiter,
der allerdings nicht in seiner eigenen Abteilung eingesetzt wurde.
zu schauen, welche Prozesse bereits vor-
Die einzelnen Level
mit heben lassen. Im Vordergrund stehen
Vom 25. bis 29. Januar 2016 wurden jeweils
gen bei TI und eine grobe wöchentliche Pla-
ben Abteilungen auditiert. 22 Teams stan-
handen sind und welche Potenziale sich da-
dabei zunächst die Priorisierung von Auftränung. „Wie wir damit umgehen, haben wir
von zwei Teams bei TR und TS gelernt“, er-
klärt KVP-Manager Henry Kramp, der betont, dass die IH-Schnecke komplett im
KVP-Prozess abgebildet werden kann und
bei TI als Arbeitsprozess verstanden wird.
von 7 bis 15 Uhr insgesamt 29 Teams in sie-
den dabei vor dem Aufstieg in Level 2 und
sieben Teams vor dem Aufstieg in Level 3.
Während aus der ersten Gruppe insgesamt
sieben Teams den Aufstieg schafften, waren es aus der zweiten Gruppe fünf Teams.
Zur Erinnerung: Level 1 beschäftigt sich im
01 • 2016
Die Auditoren Udo Heinrichs und Henry Kramp
lassen sich durch den Mitarbeiter Dominik
Luszowski einen Standard zur Materialverfügbarkeit erklären.
Ergebnis
23
Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH
5S-Audit 2015; Level 1 und 2 Ergebnis in %
Levelwechsel
100
Best in Class
Wesentlichen mit den Bedingungen am Ar-
90
Levelwechsel
beitsplatz. In Level 2 geht es um die Verbes-
wertschöpfend ist. Hier stehen die Fragen
im Raum, wer wo arbeitet und was macht
und woran es gelegen hat, wenn etwas
nicht wie geplant geklappt hat. In diesem
Level wurde auch – wie bereits erwähnt –
die Schnecke aus der Instandhaltung für das
Auftragsmanagement und damit Next Ge-
84
80
83
80
70
70
serung der Sichtbarkeit und damit um Prozesse und Abläufe oder um all das, was
84
80
60
Soll
55
50%
50
40
30
20
10
0
TI-E: 2 Teams
TI-F: 14 Teams
TI-K: 3 Teams
Überprüfung auf Basis des Level 1
TI-M: 3 Teams
TI-I: 2 Teams
TI-S: 4 Teams
TI-W: 1 Teams
Überprüfung auf Basis des Level 2
neration integriert. Im Level 3 dreht sich al-
les um Prozessverbesserungen. Letztendlich
soll hier all das umgesetzt werden, was in
Level 2 bereits erkannt und teilweise schon
angepackt wurde. Konkret geht es um das
Audit einbrachten. So wurde bei Teams in
lichen Unterschied zwischen den Teams in
Problemen. „In Level 3 findet die eigentliche
schaut und diese festgestellt. Diesmal frag-
den die Teamboards hauptsächlich als Infor-
Erkennen von Engpässen und das Lösen von
Wertschöpfung von KVP statt, denn hier
können wir so richtig den monetären Hebel
ansetzen“, bekräftigt Henry Kramp.
Neue Perspektiven
eingebracht
Die Auditierung mit ausschließlich eigenen
Kräften stieß bei den Teams auf ein positives Echo. Zumal die Auditoren mehr auf
einen Dialog mit den Mitarbeitern setzten
und durchaus neue Perspektiven in das
Level 1 bisher nur nach Abweichungen geten die Auditoren nach dem Grund für die
Abweichungen und bezogen in ihre Bewertung auch die individuellen Bedingungen
ein. Bei Teams in Level 2 stand dagegen das
Verständnis darüber im Vordergrund, wie
Prozesse funktionieren, wie sie visualisiert
Level 1 und 2 festgestellt hat. „In Level 1 wermationsinstrument genutzt, während sie in
Level 2 als Steuerungselement dienen.“ Da
wird anhand von Kennzahlen beispielsweise
verglichen, warum am Ende der Woche das
Ergebnis von der Planung abweicht.
deln sind. „Wir haben uns viel zeigen und
Auch Handlungsempfehlungen
erteilt
mit Arbeitsvorräten umgehen und wie sie
In jeder Abteilung war der Prozessleiter mit
ren“, sagt Udo Heinrichs, der einen wesent-
Teams durch das Ausfüllen von Fragebögen
werden können und wie Aufträge zu behandabei auch erklären lassen, wie die Teams
eine Tages- oder Wochenplanung durchfüh-
seinem Koordinator bei der Bewertung der
anwesend. Als Ergebnis erhielt jedes Team
Noten (Bewertungen) in den Schritten 0, 2,
4, 6, 8 und 10 bewertet, wobei die Noten
(Bewertungen) für einen prozentualen Entwicklungsgrad stehen. Die Null besagt, dass
noch gar nichts geschafft wurde, die 10,
dass alles perfekt ist. Die Note 8 steht zu-
dem dafür, dass 80 Prozent der Anforderun-
gen erfüllt sind und ein Team damit fit für
den Aufstieg ins nächste Level ist. Im
Schnitt wurden bei gesamt TI Ergebnisse
von 65 Prozent im Level 1 und von 80 Prozent im Level 2 erreicht, wobei Ausreißer sowohl nach oben als auch nach unten zu ver-
zeichnen waren. Neben den Bewertungen
gab es auch noch Handlungsempfehlungen
an die Koordinatoren. Daraus sollen in dieDie KVP Manager Udo Heinrichs und
Henry Kramp in einem Gespräch zur
Integration der IH-Inhalte in KVP.
24
01 • 2016
phase (die ersten zwei Jahre), die EntwickHüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH
lungsphase (die nächsten drei Jahre) und
die Anwendungsphase (ab dem fünften
Jahr). Für diese drei Phasen erreichte das
Managementsystem im Hinblick auf Umsetzungs- und Entwicklungsgrad Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr.
Ergebnisse vor Ort erklärt
Das Fazit beider Maßnahmen und auch die
Begründung für ihre Durchführung: „Besser
werden kann man nur, wenn man den Ist-
Zustand kennt“, betont Henry Kramp. Aus
den Ergebnissen dieses Ist-Zustands leiten
sich auch die Ziele für das laufende Jahr ab,
die am Ende im Rahmen eines erneuten Audits wieder überprüft werden. Aus diesem
Grund wurden die Ergebnisse auch direkt
sem Jahr Verbesserungs-Maßnahmen abge-
mentsystems auf dem Programm. Anhand
wurden auch strategische Empfehlungen
zessleiter gemeinsam mit den Koordinato-
leitet werden. Neben Einzelempfehlungen
für den gesamten TI-Bereich erteilt.
Rund 100 Fragen
für die Prozessleiter
Neben dem Jahresaudit in den Werkstätten
stand zudem die Auditierung des Manage-
von Fragebögen beantworteten die Proren im Rahmen eines Selbstaudits rund 100
Fragen. Themen waren unter anderem Organisation, Qualifizierung, Kernindikatoren
und Zielauflösung, also das Herunterbre-
chen von Zielen von oben nach unten, sowie der werkstattspezifische Total Flow und
TPM. Unterteilt war das Ganze in die Start-
vor Ort von den KVP-Koordinatoren mit den
Teams besprochen und erklärt. „Das ist
ganz wichtig für das Verständnis und die
Akzeptanz“, weiß Udo Heinrichs. Genauso
wichtig wie Anerkennung. Und deshalb erhalten alle Teams, die 80 Prozent und damit
den Aufstieg ins nächste Level geschafft
haben, auch ein Zertifikat. Nicht zuletzt
auch als Ansporn, weiter zu machen und
dran zu bleiben.
Hallo zusammen,
bei meinen zahlreichen Rundflügen vom
ter auf dem Radweg montiert, an dem die
„alten Schreinerei“ ist mir durch das Ver-
die es anscheinend sehr eilig haben, stört
TOR 1 über den Fahrradweg in Richtung der
kehrsverhalten einiger Fahrradfahrer schon
des Öfteren der Schreck in mein Federkleid
gefahren. Denn die fädeln sich häufig mit
viel zu hohem Tempo und teilweise auch mit
fehlender Fahrradbeleuchtung vom Radweg
längs der ISE-Halle auf die Straße 200 ein.
Aufgrund dessen sind sie für die Verkehrsteilnehmer auf der Straße 200 nicht immer
rechtzeitig zu erkennen. Das hat schon zu
mehreren brenzligen Situationen geführt,
was unter anderem allerdings auch auf das
unvorsichtige rückwärtige Ausparken von
PS: Mir kann man auch schreiben.
E-Mails lese und schreibe ich unter:
[email protected]
Fahrzeugen zurückzuführen ist.
Zum Schutz aller Verkehrsteilnehmer und
nicht zuletzt der Fahrradfahrer wurde in
Höhe der „alten Schreinerei“ ein Drängelgit-
Fahrradfahrer absteigen sollen. Doch einige,
das wenig. Sie nutzen ganz einfach die
Abkürzung vor dem Drängelgitter über die
Wiese. Damit umgehen sie nicht nur die
Sicherheitseinrichtung, sie bringen sich auch
selbst in Gefahr. Erst vor kurzem ist ein Fahrradfahrer auf der nassen Wiese gestürzt.
An dieser Stelle sei gesagt: Die Zeit zum
kurzen Absteigen sollte jeder haben! Bitte
gebt mehr Obacht auf Euer eigenes
Sicherheitsverhalten und das Eurer Kolleginnen und Kollegen.
Eine unfallfreie Zeit
wünscht Euch
Der Hüttenspatz
01 • 2016
25
Mitarbeiter A Ehrung von Sicherheitsbeauftragten:
Jahrelang im Dienst
der Sicherheit tätig
Auf 20 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als
dabei war die neue Leiterin des Bereiches
Andreas Hennen, der in diesem Zusammen-
Detlef Schmidt, Uwe Brouwers, Guido
Dr. Silke Hoffmann. Sie nutzte die Gelegen-
heitsniveaus bei HKM in den letzten Jahren
Sicherheitsbeauftragte bei der HKM können
Hebrock, Andreas Klemenz, Klaus-Peter Cornelissen, Peter Hermes, Andreas Snelinski,
Silvia Unterberg, Markus Lohbeck und Burk-
hard Schareck zurückblicken, die Anfang des
Jahres in der Hüttenschenke geehrt wurden.
Die für HKM zuständige Aufsichtsperson
Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit,
heit, sich auch diesem Kreis vorzustellen
und wies auf die große Bedeutung der Aufgabe der Sicherheitsbeauftragten hin.
Gutes Sicherheitsniveau
gehalten
Dr. Günter Klein bedankte sich im Namen
Im Namen der Geschäftsführung bedankte
für die geleistete Arbeit. Die Glückwünsche
heit, Andreas Hennen, für die geleistete
der Berufsgenossenschaft Holz und Metall
seitens
des
Betriebsrates
übermittelte
Wolfgang Keller. Stellvertretend für die Füh-
rungskräfte der Hütte waren zudem Jürgen
Gertz, Dr. Marco Russ, Wilhelm Schulte-
Werflinghoff und Thomas Meier sowie die
Fachkräfte für Arbeitssicherheit Norbert
Grabowski, Friedhelm Dunkel und Andreas
Hennen bei der Ehrung anwesend.
Zum ersten Mal
sich der Leiter der Abteilung ArbeitssicherArbeit und überreichte Präsente der HKM.
„Ohne die Bereitschaft der insgesamt 130
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eh-
renamtlich in dieser Aufgabe wirken, wäre
die erfolgreiche Sicherheitsarbeit der Hütte
kaum möglich“, betonte
hang auf das Erreichen eines guten Sicherhinwies. Die Sicherheitsbeauftragten haben
hier in hohem Maße mitgeholfen, diese von
Geschäftsführung
und
Betriebsrat
ge-
wünschte Sicherheitsarbeit erfolgreich zu
gestalten. Hier gilt es auch in Zukunft, die
Aufsichtführenden dadurch zu unterstützen,
insbesondere auf die Einhaltung sicherer Ar-
beitsweisen zu achten und auf Sicherheitsprobleme, Mängel und Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen.
26
01 • 2016
Name:
Jürgen Witte
Alter:
58 Jahre
Familienstand :
verheiratet, 1 Tochter
Ausbildung:
chinenbau
Diplom-Ingenieur Mas
Heutige Tätigkeit:
ng
Leiter Neubauabteilu
Bei HKM seit:
1983
Mitarbeiter A Mitarbeiter stellen ihren Alltag vor:
Gekommen und geblieben
Er ist nicht nur ein Urgestein der Hütte.
maschinenbau mit seinen vielfältigen, kom-
denkt er zu dieser Zeit nicht, vielmehr
tungsfähigkeit von HKM wesentlich mitge-
Lösungen hat es ihm angetan und so be-
genbau vor. Der Kontakt zu dem damaligen
Jürgen Witte hat auch das Bild und die Leis-
prägt. Zahlreiche Projekte sind in den letzten
Jahren und Jahrzehnten unter der Führung
des Leiters der Neubauabteilung realisiert
worden, aus denen allein schon wegen ihrer
Größe die Erweiterung der Kokerei sicherlich
herausragt. Stolz ist der 58jährige aber nicht
nur darauf, sondern auf eine Vielzahl von
Projekten. Und das, obwohl ihm eine Tätig-
keit in einem Hüttenwerk am Anfang seiner
Laufbahn gar nicht im Sinn gestanden hat.
Schon früh steht für Jürgen Witte allerdings
plexen und immer wieder individuellen
schließt er, sich in eine der beiden damaligen
deutschen Universitäten, die auch den Mon-
tanbereich, also das Berg- und Hüttenwesen
als Studienrichtung angeboten haben, einzuschreiben. Dies waren Aachen und Clausthal.
Er entscheidet sich für Clausthal, „weil es
dort spezielle Institute für Schwermaschinenbau und Hüttentechnik gab, mit direktem Bezug zu den parallelen Studiengängen
des Berg- und Hüttenwesens“, erinnert er
sich. An eine Tätigkeit in einem Hüttenwerk
fest, dass er irgendetwas mit Technik ma-
chen will. Aufgewachsen in der Nähe von
Lüneburg im landwirtschaftlichen Betrieb
der Eltern kommt er schnell mit technischen
Dingen in Berührung und beschließt noch in
der Jugendzeit, dies auch beruflich weiterzuführen: Er will Maschinenbauingenieur
werden.
Nach dem Diplom zur Hütte
Nach dem Abitur hat Jürgen Witte die Wahl
zwischen diversen deutschen Universitäten,
die teils sehr unterschiedliche Fachrichtun-
gen im Maschinenbau anbieten. Der Schwer-
Noch viel zu
tun – Projektleiter für den
Löschturm 2
Josef Schwärzl
und Jürgen
Witte besprechen das weitere Vorgehen.
schwebt ihm eine Beschäftigung im Anla-
„Hüttenwerk Huckingen“ der Mannesmannröhren-Werke AG als dem Vorgängerunternehmen der HKM kommt daher auch eher
zufällig zustande. Sein Institutsprofessor
Friedrich Wilhelm Griese schlägt ihm zum
Ende seines Studiums drei potenzielle Arbeit-
geber vor und fragt, ob er daran interessiert
sei. Eine besonders enge Beziehung pflegt
dieser Professor zum damaligen Instandhal-
tungsdirektor Karl Friedrich Wesemann auf
der Hütte und auch diverse Institute der Uni
01 • 2016
27
selbst stehen wegen der Bearbeitung zahl-
reicher theoretischer und praktischer Problemstellungen in engem Kontakt zu diversen Hüttenwerken. Jürgen Witte stimmt
schließlich zu und landet 1983 unmittelbar
nach seinem Diplomabschluss in Duisburg-
Huckingen und damit in einer der schlimms-
ten Gegenden Deutschlands, wie er damals
denkt. Schnell hat er diese Meinung nach
dem Umzug ins Zentrum der deutschen
Schwerindustrie geändert. „Es gibt in NRW
und im Ruhrgebiet wunderschöne Ecken und
man kann hier hervorragend leben“, weiß er
längst.
Start in der Instandhaltung
Auf der Hütte fängt der frischgebackene
Inspektion der neuen Druckerhöhungsstation, die die Löschturmwasserkreisläufe
mit frischem Brunnenwasser versorgt.
Diplom-Ingenieur als Betriebsingenieur in
nes Betriebes mit circa 100 Mitarbeitern wei-
seiner Tätigkeit muss er für Führungsaufga-
zunächst für Teilanlagen verantwortlich.
Umbauvorhaben im Hochofenbereich ver-
bauabteilung aufwenden, die restliche Zeit
der Instandhaltung Hochofenwerk an und ist
Später übernimmt er auch die Verantwor-
tung für größere Bereiche der Hochöfen A
ter für Zustellungen und viele andere große
antwortlich.
und B inklusive ihrer Nebenanlagen und für
Wechsel zur Neubauabteilung
mals und auch heute neben dem Stahlwerk
Sechs Jahre später wechselt Jürgen Witte in
Hütte, mit denen man am meisten Geld ver-
für den Roheisenbereich, also Werkshafen,
die Schlackenbrechanlage. „Das waren damit der Konverteranlage die Kernanlagen der
nichten oder bei guter Prozessführung und
Instandhaltung einsparen konnte“, blickt er
auf die damalige Zeit zurück. Und die ist prall
gefüllt. Etwa mit der Teilzustellung und Zustellung der Hochöfen. Wenn einer fertig ist,
muss er sofort mit der Planung für den
nächsten anfangen. Mehr noch: Mit der gro-
ßen Zustellung des Hochofen A im Jahr 1989
wird noch vor 1990 eine der maßgeblichen
Grundlagen für die Gründung der Hütten-
werke Krupp Mannesmann GmbH gelegt. Da
damit zahlreiche Aufgaben konstruktions-
technischer Natur verbunden sind, wechselt
Jürgen Witte 1988 für ein Jahr in das Konstruktionsbüro der Instandhaltung, bereitet
in dieser Zeit die Zustellung in Kernbereichen
vor und kehrt danach wieder in die Instandhaltung zurück, um die entsprechenden
Teilgewerke während der Zustellung durchzuführen. „Das war damals eine Gemein-
schaftsaufgabe der Neubauabteilung sowie
des Instandhaltungs- und des Baubetriebes,
die bestens funktioniert hat“, erinnert er
sich. 1990 wird er zum Betriebsleiter des In-
standhaltungsbetriebes Hochofenwerk be-
fördert und ist in dieser Funktion neben der
fachlichen und disziplinarischen Führung ei-
die Neubauabteilung und ist dort zunächst
Sinteranlage, Kokerei und Hochofenwerk zuständig. Grund für den Wechsel ist, dass im
Roheisenbereich der Neubauabteilung eine
Stelle vakant ist, die dringend besetzt wer-
den muss. Eher zähneknirschend stimmt der
eingefleischte Instandhalter Witte zu, der an
ben in der Ingenieursmannschaft der Neukann er sich mit technischen, betriebswirt-
schaftlichen, kaufmännischen, terminlichen
und organisatorischen Aufgabenstellungen
in den Neubauprojekten beschäftigen. Konsequent arbeitet die Abteilung daran, zum
schnelleren und direkteren Informationsaus-
tausch näher an die Betriebe auf der Hütte
heranzurücken. Was gar nicht so einfach ist,
da ihr Gebäude zu der Zeit außerhalb des
Hüttengeländes liegt. Ein Umstand, der Jür-
gen Witte bei seinem Wechsel besonders
stört.
diesem Job hängt. „Wir waren neben der In-
Strukturelle Neuordnung
Produktionsbetrieb, brauchten für ein erfolg-
Besser wird es im Jahr 2000, als die Neubau-
die dortigen Abläufe und waren durch die
somit mittendrin im Anlagenpark der HKM
standhaltungstätigkeit eingebunden in den
reiches Arbeiten detaillierte Kenntnisse über
tägliche enge Zusammenarbeit mit den Produktionskollegen unheimlich tief in der Ma-
terie drin“, sagt er. Zugleich ist der Instand-
haltungsbetrieb Hochofenwerk ein sehr
großer Bereich, der mit einem Stamm von
etwa 100 Ingenieuren, Meistern, Technikern,
Obermonteuren und Handwerkern aus dem
mechanischen und elektrischen Bereich sowie einem entsprechend großen Budget ei-
nem mittelständischen Betrieb gleicht. Die
Aufgaben verteilen sich zur Hälfte auf die
Führung der Mannschaft und zur anderen
Hälfte auf technische Themen. In der Neu-
bauabteilung sind die Gewichte anders verteilt, und das lernt Jürgen Witte schnell zu
schätzen. Nur noch etwa zwanzig Prozent
abteilung in die Verwaltung 3 umzieht und
ist. Jetzt können die Ingenieure, statt zuerst
ins Auto zu steigen, zu Fuß in die Anlagen ge-
hen und die für sie so wichtigen Anlagenbe-
gehungen und regelmäßigen Kontakte mit
den Betriebsleuten wahrnehmen. Im glei-
chen Jahr beginnt auch eine strukturelle Neu-
ordnung. Bis zu diesem Zeitpunkt besteht die
Neubauabteilung aus einer Gruppe eher the-
oretisch ausgerichteter Mitarbeiter, die sich
mit der Planung beschäftigen, sowie aus
Baustellenabwicklern, die die Aufgaben von
der Planung übernehmen und umsetzen. Im-
mer wieder kommt es an dieser Stelle zu
Reibungsverlusten, da die Baustellenabwick-
ler in viele Vorgespräche nicht eingebunden
sind und die Planer die Inhalte auf Grund ih-
28
01 • 2016
rer Fülle nicht immer 100prozentig weiterver-
wand von 125 Millionen DM; die Schlacken-
auch die Zustellung des Hochofen B im Jahr
Jürgen Witte – zunächst für die Roheisener-
2003; die Hafenbeckensanierung von 2006
Sonderstellung ein. Schließlich konnte die
Bereiche, im Jahr 2002, als er die Leitung der
im Jahr 2009; die über circa 25 Jahre laufen-
mitteln können. Ab dem Jahr 2000 startet
zeugung – die Zusammenführung der beiden
Neubauabteilung übernimmt, für den ge-
samten Neubaubereich. Die Ingenieure erhalten nun die volle Projektverantwortung von
der Planung bis zur Übergabe an den Betrieb.
Der Effekt davon ist eine noch wesentlich
vielseitigere Tätigkeit der Neubauingenieure,
die neben der planerischen Tätigkeit jetzt
auch unter anderem Themen zur Qualitäts-
überwachung bei Fertigung und Montage,
das Organisieren und Einrichten der Baustel-
le, die Übernahme von Verantwortung als
Koordinator, die Umsetzung der Maßnahme
sowie die Inbetriebnahme und den Probebe-
trieb mit den Auftragnehmern und Auftraggebern bis zur Abnahme umfasst.
granulationsanlage am Hochofen B im Jahr
bis 2010, die PCI-Anlage für beide Hochöfen
den Kranbahn- und Stahlbausanierungs-
maßnahmen im Stahlwerk; der über viele
Jahre verteilte Neubau bzw. die Instandset-
zung diverser Krananlagen im Stahlwerk
und im Werkshafen; die aktuell anstehende
erneute große Zustellung des Hochofen B,
die ebenfalls aktuell anstehende Sanierung
der Halle 1 im Stahlwerk inklusive einer er-
heblichen Verbesserung der Schrottlogistik
durch neue Kombikrane und ein Schrottfäh-
renkonzept zur Schrottversorgung der Konverteranlage, sowie natürlich ab 2004 die
Kokerei-Erweiterung als Langläufer, die 2014
zu einem vorläufigen Ende gebracht werden
konnte und mit einem Aufwand von mehr
2000 nimmt in der Vielzahl der Projekte eine
Leistungsfähigkeit des Ofens und auch sein
Lebenszyklus – die sogenannte Ofenreise –
durch eine Vielzahl von sehr anspruchsvollen
eigenentwickelten
Innovationen
deutlich gesteigert werden. So stieg die
Roheisen-Erzeugungskapazität um 27 Pro-
zent auf bis zu 8.400 Tagestonnen und die
Roheisen-Erzeugung pro Ofenreise immer-
hin von 16,3 Millionen Tonnen in der vorigen
Ofenreise auf – bis September 2016 – mehr
als 36 Millionen Tonnen. „Da waren zahlreiche Umbauarbeiten dabei, die schon viel in-
genieurtechnischen Einfallsreichtum erforderten“, sagt er.
Sauer auf die Politik
Dieser Einfallsreichtum hat nach Überzeugung von Jürgen Witte über viele Jahre hin-
Die neu entwickelten
Emissionsschutzeinbauten werden
sorgfältig
geprüft.
weg die gesamte Hütte ausgezeichnet.
Etwa in den Jahren 1986 bis 89, als man
ums Überleben gekämpft und sich mit vie-
len guten und pfiffigen Ideen durchgebissen hat. Richtig sauer ist er in diesem Zu-
sammenhang auf die Politik, die durch ihre
Entscheidung immer wieder das Überleben
der Hütte gefährdet hat. In den 1980-er Jah-
ren durch die Hochsubventionspraxis von
vielen verstaatlichten Stahlerzeugern sowohl durch diverse europäische Nationalstaaten als auch durch die EU. „Wir haben
damals kaum Unterstützung von der Politik
Jeder Tag prall gefüllt
Wenn man den Chef der Neubauabteilung
heute auf Projekt-Highlights während seiner
langen Tätigkeit anspricht, weiß er zunächst
gar nicht, wo er anfangen soll. Doch dann
sprudelt es nur so aus ihm heraus: Der Um-
als 420 Millionen Euro das größte Einzelprojekt in der Geschichte der HKM darstellt. Es
ist nur eine kleine und sicherlich nicht voll-
ständige Liste, die Jürgen Witte hier aufzählt, denn: „Jeder Tag war prall gefüllt, immer zu kurz und hätte eigentlich 40 Stunden
haben müssen.“
bau der Hochbahn- und Erzlagerlogistik Teil
An der richtigen Stelle
ursprünglichen Eisenbahn- und Brücken-
Er selbst hat schon kurze Zeit nach seinem
inklusive eines Stacker-Reclaimer-Gerätes im
dass er hier richtig ist. Weil man hier den
1 und Teil 2 für die Hochofenversorgung vom
kranbetrieb auf eine Förderband-Logistik
Sinter- und Erzlagerbereich, durch die die
Materialstoffströme umfänglich automatisiert wurden; die beiden Großzustellungen
für den Hochofen A im Jahr 1998 mit einem
Aufwand von 115 Millionen DM sowie im Jahr
2000 für den Hochofen B mit einem Auf-
Wechsel in die Neubauabteilung erkannt,
Betrieben nahe sein kann und noch mehr
Freiraum für die technische Gestaltung des
Hüttenwerkes hat als im Hochofenbereich.
Besonders stolz ist er natürlich auf die Kokerei, „denn etwas von einer solchen Projekt-
größe baut man nur einmal im Leben.“ Doch
bekommen, so dass über Jahre hinweg keine
großen Investitionen getätigt werden konnten“, sagt er. Aber die Mannschaft der Hütte
hat gekämpft und durch viele pfiffige Ideen
das eigene Überleben sichergestellt. Sie
wurde auf die heute noch betriebenen Kernanlagen zusammengeschrumpft und hat
trotzdem ihre Leistung sowie ihre Performance deutlich steigern können. Anfang des
letzten Jahrzehnts dann eine erneute Krise,
als die Stahlpreise aus konjunkturellen
Gründen in den Keller fallen. Und schließlich
das Katastrophenjahr 2008/2009 mit der
ebenfalls politisch ausgelösten Wirtschaftsund Finanzkrise. Und heute sieht es ähnlich
aus: Da verhageln die eventuell mit enor-
men Zusatzlasten einhergehende EEG-Umlage aus Berlin und der CO2-Emissionshandel
aus Brüssel die Aussichten. Darüber hinaus
schafft es der hochbezahlte Eurokraten-
01 • 2016
29
apparat in Brüssel einmal mehr nicht, in
gebotener kurzer Reaktionszeit auf die seit
Ausblick auf die
Hütte von der
42,5 m-Ebene
innerhalb des
Löschturmes.
längerem zu beobachtende Stahlpreisdumpingpolitik der größten politisch gelenkten
Planwirtschaft dieser Erde angemessen mit
Strafzöllen zu reagieren. „Erneut sind die po-
Viele weiße
Fahnen der
Hüttenbetriebe
signalisieren
einen vollen
Betrieb der
jeweiligen
Teilanlage.
litischen Rahmenbedingungen wieder so,
dass wir große Probleme haben, damit fertig
zu werden“, sagt Jürgen Witte.
Noch weitere
arbeitsintensive Jahre
Dennoch bleibt er zuversichtlich, dass HKM
auch diesmal wieder die Kurve kriegt. Er
Zugleich weiß er, dass es auch in Zukunft
Witte mit Fotografieren, Reisen mit seiner
acht Jahre Berufsleben, die er noch vor sich
sind in Vorbereitung, dass auch die kom-
Touren auf dem Fahrrad. Schließlich hat er
selbst sieht jedenfalls gute Chancen, die
hat, in Huckingen zu erleben. Schließlich hat
er sich hier immer wohl gefühlt und stets
den Eindruck gehabt, dass es ihm gut geht,
wenn es auch dem Unternehmen gut geht.
nicht ruhiger werden wird. So viele Projekte
menden Jahre sehr arbeitsintensiv werden
dürften. Doch das bedauert er keineswegs,
„denn das macht doch den Reiz aus.“ Die
knapp bemessene Freizeit verbringt Jürgen
Frau durch halb Europa oder auch längeren
gelernt, dass auch das Ruhrgebiet seine
schönen Seiten hat. Und die will er weiter
erkunden. Denn er ist vor vielen Jahren hierhin gekommen, um zu bleiben.
Mitarbeiter  Fahrt nach Brüssel:
5.000 Stahlarbeiter protestierten
Für viel Aufsehen sorgten am 15. Februar
Natürlich war auch HKM mit von der Par-
da dies einen effektiven Handelsschutz
europäischen Ländern, die sich im Brüsseler
ebenso an der Kundgebung teil, wie Per-
machen würde. Protestiert wurden zu-
2016 rund 5.000 Stahlarbeiter aus zehn
Europaviertel zu einer Protestkundgebung
gegen die Verleihung des Marktwirtschafts-
status an China und gegen Dumping-Im-
porte aus dem Reich der Mitte zusammen-
gefunden hatten. Organisiert hatte die
Demonstration als gemeinsamen Auftritt
von Arbeitgebern und Gewerkschaften der
europäische Stahlverband Eurofer in Brüssel
zusammen mit der Industrieallianz AEGIS.
tie. Arbeitsdirektor Peter Gasse nahm
sonalleiter Jens Loock, Betriebsratsvorsitzender Uli Kimpel und sein Stellvertreter
Norbert Keller. Nicht zu vergessen die 150
Azubis von der Hütte, die in voller Mann-
gegenüber dem Land nahezu unmöglich
dem gegen die Stahlimporte aus China zu
Dumping-Preisen, die sich seit 2014 verdoppelt haben.
Ein Protest, der Wirkung zeigte. Denn
bzw. Frauenstärke in die belgische Haupt-
wie unlängst aus der Presse zu erfahren
Ihr gemeinsamer Protest richtete sich
den Schutzmaßnahmen gegen die Stahl-
stadt gereist waren.
gegen den Plan, China im Herbst 2016 den
Status einer Marktwirtschaft zu verleihen,
war, will sich die EU nun mit weitergehenimporte beschäftigen.
30
01 • 2016
Kompetenz A Rohrnetzprüfung der Medienleitungen im Stahlwerk:
Alles dicht!
So viel ist bekannt: Medienleitungen zur
eine entsprechende Schulung verfügen. Au-
bis zum Januar dieses Jahres dauerte. Dabei
densten Medien ziehen sich quer über das
standhaltung gar nicht ausreichen, um jeden
ter SAG-Mitarbeiter Meter um Meter des
Versorgung der Betriebe mit den verschie-
gesamte Werksgelände von HKM. Allerdings
gibt es über das inzwischen doch deutlich
gewachsene Rohrnetz im Stahlwerk keine
zusammenhängende Dokumentation und
auch keine zusammenhängenden Prüfunterlagen. Ende 2014 wurde daher entschieden,
das Netzwerk – wie auch von der Betriebs-
sicherheitsverordnung gefordert – untersu-
chen zu lassen. Dabei standen zwei Aspekte
im Vordergrund: zum einen, das Rohrnetz
zeichnerisch aufzunehmen, und es zum anderen auf seinen Zustand zu überprüfen.
Eine im Prinzip überfällige Maßnahme. Denn
durch Undichtigkeiten oder Leckagen in
dem Rohrnetz können nicht nur wertvolle
Rohstoffe und Energieträger verloren gehen
und damit auch Kosten verursachen. „Durch
den Austritt von Gasen kann es auch zu Ge-
fährdungen kommen, was unter allen Um-
ständen zu vermeiden ist“, sagt Christoph
Breyer, Projektingenieur der Instandhaltung.
Externe Firma beauftragt
Nun könnte die Untersuchung des Rohrnet-
zes zwar durchaus von Mitarbeitern der Hütte durchgeführt werden, doch müssten sie
dafür über entsprechende Messmittel bzw.
ßerdem würden Zeit und Manpower der In-
Zentimeter des mehr als sechs Kilometer
langen Rohrnetzes eingehend unter die Lupe
zu nehmen. Und da aus Gründen der Neutralität sowieso eine externe Überprüfung ge-
wünscht ist, schauten sich die Verantwortlichen des Stahlwerks gemeinsam mit dem
Einkauf daher Anfang 2015 nach geeigneten
Partnern um. Dabei blieben sie letztlich bei
zwei größeren Unternehmen hängen, von
denen dann die Firma SAG das Rennen
machte. Im Juni erfolgte schließlich der Start
für die große Rohrnetzprüfung, die zunächst
lief ein mit einem Analysegerät ausgestatte-
Rohrnetzes ab und überprüfte, ob irgendwo
Undichtigkeiten festzustellen waren. „Lecka-
gen lassen sich anhand der Konzentration
und der Umgebungsbedingungen ermitteln
und klassifizieren“, erklärt Christoph Breyer.
Geprüft wurden das Leitungsnetz für die
Medien Erdgas, Koksgas, Sauerstoff, Stickstoff und Argon. Parallel dazu fand auch eine
optische Begutachtung der Leitungen und
Aufhängungen statt.
Team TS-IP Rohrnetzprüfung,
Christoph Breyer und Sebastian Schneider
01 • 2016 Schadensbegutachtung durch (v.l.n.r.)
Marc Meisters, Christoph Breyer,
Sebastian Schneider und Peter Loeven
Schwerwiegende Mängel
sofort behoben
Das vorläufige Ergebnis der Untersuchung:
Zwar gibt es im Stahlwerksbereich noch
­
31
Die Sport- und
Gesundheits­ecke
bei HKM
Warum
GanzkörperGymnastik gut für uns ist
­haben wir über die Vorteile und die Vorzü-
Gymnastik hilft nach
körperlicher Arbeit
­Ausdauer- bzw. Muskelaufbautrainings
Vor zehn Jahren fing der Autor dieser Zeilen
gen ebenso sofort behoben wie die regis­
schen eine Ab­­neigung gegen Gymnastik.
­großen Privatpark zu kümmern – mit allen
Zurzeit findet in der Nachbereitung anhand
biegungen und ­Verrenkungen gar nicht
600 offene Mängelpunkte, doch sind die
In den bisherigen Artikeln dieser Reihe
Instandsetzung bedürfen. Die bisher fest­
ge ­eines sinnvollen und individualisierten
nicht so gravierend, dass sie einer direkten
gestellten 20 wirklich schwerwiegenden
Mängel – in der Regel Lecks – wurden dagetrierten Schäden an den Aufhängungen.
einer Foto­dokumentation die detaillierte
Bestandsaufnahme
von
den
einzelnen
­Leckstellen und Bereichen statt, wobei die
bisher vorliegenden Ergebnisse auch digi­
talisiert werden. Gleichzeitig will das Stahlwerk das Rohrnetz künftig in verschiedene
geschrieben. ­Allerdings haben viele Men-
Insbesondere Männer, bei denen diese Vergut ankommen. Deshalb berichtet der
Autor dieser Sport- und ­Gesundheitsecke,
der seit über 35 Jahren Sport- und Ge-
sundheitskurse in der Sportschule Wedau
durchführt, über ­etwas Per­sönliches, um
das Thema den ­Lesern und ­Leserinnen nä-
Bereiche einteilen und damit festlegen, wel-
her zu bringen.
­weniger häufig geprüft werden sollen. Vor-
Lange Jahre haben wir beim Landessport-
sicherheitsverordnung eine Wiederholung
dass in unsere Kurse „nur“ diejenigen
che davon künftig häufiger und welche
geschrieben ist im Rahmen der Be­triebs­
der Prüfung nach längstens fünf Jahren. Da
allerdings noch keine Gefährdungsbeurteilung vorliegt, wird man die erst abwarten
und dann über die Häufigkeit der Prüfung
entscheiden.
Ein Kollege
als ständiger Begleiter
Übrigens waren Mitarbeiter der Instandhaltung trotz der externen Prüfung sehr wohl in
das gesamte Vorhaben eingebunden. „Ein
Kollege musste wegen möglicher Gefähr-
dungen sowie Kenntnissen von den Ört­
lichkeiten die ganze Zeit mit dabei sein“, be-
richtet Christoph Breyer. Geprüft hat der
externe Mitarbeiter allerdings dann alleine,
wobei er für diese Tätigkeit einiges mitbringen muss. Höhentauglichkeit etwa, um Leitungen auch in luftiger Höhe unter die Lupe
zu nehmen. Kein Wunder, dass es gar nicht
so viele Prüfer gibt, die im Industriebereich
tätig sind. Auf der Hütte war jedenfalls ein
solch rares Exemplar vorhanden. Und nach
dessen akribischer Untersuchung und den
daraus abgeleiteten Maßnahmen, kann das
Stahlwerk jetzt von seinem Rohrnetz sagen:
Alles dicht!
bund die Feststellung machen müssen,
­Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
kommen, die ihre Arbeit überwiegend im
Sitzen verrichten. Weil sie sich einmal
richtig bewegen wollen. Und die „richtigen Malocher“? Na klar: Die brauchen sol-
che Kurse nicht. Schließlich bewegen sie
sich doch schon jeden Tag genug. Und
­haben trotzdem so manche körperlichen
Beschwerden.
an, sich um einen 5.000 Quadratmeter
Arbeiten, die so ein Garten verlangt: um­
graben, im Herbst jede Menge Laub zusammenfegen, Bäume fällen, Rasenflächen mit
einem Handrasenmäher pflegen und einiges
mehr. Manches Mal über Stunden hinweg
richtig schwere körperliche Arbeit. Und dabei
habe ich Folgendes festgestellt: Hätte ich
den Körper nicht durch Ausdauer- und Krafttraining sowie Gymnastik auf diese körper­
liche Gartenarbeit vorbereitet, könnte ich
diese Tätigkeit bis heute nicht ohne körperliche Beschwerden ausführen. Und: Die Gymnastik nach der körperlichen Arbeit hilft, ver-
spannte Muskulatur zu lockern und sich zu
entspannen. Sich einfach am nächsten Tag
nicht so kaputt, vielleicht sogar besser zu
fühlen, um einfach wieder weiter ­arbeiten zu
können – ohne Beschwerden, ­ohne Probleme.
Arbeit lockerer und
entspannter angehen
Die Annahme, schwer arbeitende Menschen
benötigen keine zusätzlichen ausgleichenden
Bewegungsprogramme, stimmt so also nicht.
Vielmehr hilft uns ein Ganzkörper-Gymnastiktrainingsprogramm, die tagtäglich anfallenden Arbeiten leichter, lockerer und ent-
spannter anzugehen und auszuführen. Denn
dann kann uns diese Arbeit nicht so fertig
machen, dass wir über schmerzende Gelenke
und/oder erschöpfte Muskeln klagen müssen
und uns die Arbeit von Mal zu Mal schwerer
fällt – bis nichts mehr geht. Wie ein solches
Gymnastik-Programm aussehen sollte, da­
rüber berichten wir in der nächsten Ausgabe.
Wer nicht so lange warten möchte, der kann
ja schon einmal zum Gespräch oder zum
Training vorbei kommen: Trainingsraum Betriebsarztzentrum HKM, montags und mittwochs 15.00 bis 18.30 Uhr.
32 01 • 2016
Kompetenz A Kaminsanierung an der Batterie 2 der Kokerei:
Das Beste draus gemacht
den weiteren Betrieb der Batterie gefährde-
Weiterbetrieb bei
80 Prozent Leistung
und vorübergehend stillzulegen, geht nicht.
Es ist Teilprozessleiter Rainer Jungmann und
Mannschaft vor ein Riesenproblem stellte.
Den Grund dafür erklärt Kokerei-Leiter
­einem Worst-Case-Szenario wie dem Still-
Meter hohen Kamins nicht nur die etwa 200
Material darf nicht unter 800 Grad abküh-
Es war exakt 17.42 Uhr, als am 12. Mai des
ne den Kamin sozusagen dicht machten und
Behei­zungssystem der Batterie 2 einen
ten. Denn diese einfach mal runterzufahren
­vergangenen Jahres eine Verpuffung im
Schaden am Inliner des Batteriekamins ver-
ursachte und damit die gesamte KokereiSchließlich werden durch den Sog des 120
Grad heißen Abgase abgesaugt. Durch den
erzeugten Unterdruck wird auch die Ver-
brennungsluft für das Beheizungssystem
der Batterie angesaugt. Beides funktionierte nach der Verpuffung aber nicht mehr
richtig, da im Innern liegende Feuerfeststei-
Durch die Verpuffung wurde das Mauerwerk nach
außen gedrückt, so dass Fugen entstanden sind.
Heinz-Bernd Beckmann: „Das Feuerfest-­
len, weil es sich sonst zusammenziehen würde und sich dann Risse im Mauerwerk bilden,
die einen Totalschaden der Batterie zur Folge
hätte. Die Anlage kann daher nicht abge-
stellt oder im Stand-by-Verfahren gefahren
werden, sondern muss immer durchlaufen.
Steinausbrüche im Mauerwerk des Inliners
seinem Team zu verdanken, dass es zu
stand der Batterie nicht kam. Gemeinsam
leiteten sie alles Notwendige in die Wege,
um die Batterie am Laufen zu halten. Bei
der gesamten Kokerei-Mannschaft sorgte
die direkte und besonnene Arbeit letztlich
für ein tiefes Durchatmen, als um 21 Uhr die
Beheizung ­wieder gestartet werden konnte.
Und zu diesem Zeitpunkt stand auch end-
Thermographische Untersuchung
des Betonschafts
01 • 2016
33
Benedikt Kopietz (TR-KE), Heinz-Bernd
Beckmann (TR-K), Michael Prittwitz (TR-AK)
und Martin Zinselmeyer (TR-A) auf einem
Gerüst vor der Baustelle am Kamin.
gültig fest: Der Kamin reicht noch zum Be-
heizen aus, es geht noch genügend Rauchgas durch ihn hindurch, wenn auch bei nur
noch 80 Prozent der Leistung. Zustande
gekommen war die Verpuffung übrigens
durch einen Gestängebruch im Beheizungssystem – eine Situation, mit der so niemand
gerechnet hatte. Schließlich hatte es niemand für möglich gehalten, dass zum einen
das Gestänge genau an dieser Stelle und zu
diesem Zeitpunkt brechen könnte sowie
zum anderen Gas und Luft so ein Gemisch
bilden würden, dass es zu einer solchen Verpuffung kommen konnte.
Der Wind spielt eine entscheidende Rolle beim
Ziehen der Bauteile
Die Bauteile des Inliners müssen von oben in
den Kamin eingefädelt werden
Sofort über Sanierung
nachgedacht
lässt sich der Durchmesser des Kamins um
August liefen dann die Abbrucharbeiten an.
nedikt Kopietz, Teamleiter Kokserzeugung.
tel das Engineering und die Fertigung des
Allerdings war bereits einen Tag nach der
Verpuffung, bei der übrigens niemand zu
Schaden kam, auch klar: Ein Notkamin
musste her, um die Produktion aufrecht zu
erhalten und den beschädigten Kamin zu
reparieren. Gleichzeitig wurde die Repara-
tur-Methode abgesprochen. In den Gesprä-
chen über die möglichen Reparatur-Metho-
etwa 20 Zentimeter vergrößern“, erklärt BeWas nicht nur eine 20-prozentige Verbesserung des Unterdrucks bewirkte, sondern
auch noch für eine kürzere Bauzeit sorgte.
Doch bevor es an die eigentliche Kaminsanierung ging, musste zunächst einmal das
weitere Vorgehen einschließlich der Errichtung eines Notkamins geklärt werden.
den wurden auch Varianten zur Steigerung
75 Meter hoher Notkamin
kung des Unterdrucks in dem Kamin war
Durch die schnelle Beauftragung zur Ferti-
ausreichend, so dass wir bereits früher
Ende Mai und damit praktisch unmittelbar
des Kaminzugs diskutiert. Denn: „Die Wirfür das Beheizungssystem nicht immer
überlegt hatten, was zur Abstellung dieses
Mangels getan werden könnte“, sagt Kokerei-Leiter Heinz-Bernd Beckmann. Aufgrund
von Erfahrungen auf anderen Kokereien
und in den Gesprächen mit der Firma Züplin
Chimney Refractory GmbH (ZCR) war
schnell eine Lösung gefunden, wie sich der
Kamin sanieren und zugleich der Kaminzug
erhöhen lässt.
Ein Stahl-Inliner als Lösung
In diesem Gespräch kam man schließlich
darauf, dass die beste Lösung zur Beseitigung des Mangels und des aktuellen Scha-
dens darin bestand, den gemauerten Inliner
durch einen Stahl-Inliner zu ersetzen. Im
Klartext: „Indem wir die etwa elf Zentime-
ter dicken Steine durch ein nur noch sechs
Millimeter dünnes Stahlblech ersetzen,
gung des Notkamins konnte die Firma ZCR
nach dem Schadensereignis beginnen. Er bestand aus gewalzten Blechen, die zu einzel-
nen Rohrstücken gebogen und aneinander
geflanscht waren. Insgesamt brachte er es
auf eine Höhe von 75 Metern und eine Stärke von etwa zehn bis zwölf Millimeter und
wurde an den alten Kamin angelehnt. Das
Abgas wurde dabei vorübergehend durch
den großen Rauchgaskanal über einen
Abzweig durch einen 4 x 5 Meter
großen Rechteckkanal hinaus in
eine Rohrleitung geführt, die
an den Notkamin angeschlos-
sen war. Inzwischen nimmt das
Abgas wieder seinen normalen
Weg. Unmittelbar nach dem Umschluss des Notkamins Mitte
Der Notkamin ist 75m hoch und an
den Betonschaft des Schornsteins
angebunden.
Bereits zuvor waren nach Freigabe der MitStahl-Inliners in die Wege geleitet worden.
34 01 • 2016
Inliner von oben eingehängt
Die Abbrucharbeiten gestalteten sich dabei
als schwierig, da der Kamin bis in 60 Meter
Höhe sehr stark beschädigt war. Insgesamt
rund 300 Tonnen Mauerwerk mussten herausgeholt werden, anschließend der Innenbereich gestrahlt und für die Aufnahme des
Stahl-Inliners saniert werden. Da anstelle
den alten Kamin abgesenkt. Während der
TKMSS übernom­men. Zu erwähnen ist si-
ist, sind die restlichen Teile von oben aufge-
Maßnahmen behördlicherseits genehmigt
erste Schuss fest auf dem Boden verankert
hängt, um die Dehnung aufzufangen. Damit die Pratzen, auf denen der Inliner auf
der Kaminmauer steht, auch greifen kön-
nen, schaut die gesamte Konstruktion oben
um zwei Meter aus dem Kamin heraus.
rial wieder in den Kamin hineinkam, musste
Enge Zusammenarbeit mit
Behörden und TÜV
Selbst das Einbringen des 122 Meter hohen
Insgesamt vier Monate haben Abbruch und
ten ab. Denn der dafür georderte Kran mit
sonders Benedikt Kopietz als Teamleiter
der 300 Tonnen Leerraum weniger an Mateauch noch die Statik überprüft werden.
Stahl-Inliners lief nicht ohne Schwierigkeieiner Hakenhöhe von 156 Metern war unmittelbar vor der Durchführung in einen Unfall verwickelt und fiel aus. Nur mit Glück
konnte ein Ersatzkran in Amsterdam gefun-
den und die gesamte Aktion mit zwei Tagen
Verzögerung endlich gestartet werden. Der
Stahl-Inliner wurde dabei in Einzelteilen aus
sechs jeweils 20 Meter hohen Schüssen in
Neuerrichtung gedauert. HKM und hier beKokserzeugung, Lutz Kemmerling als Fachgebietsleiter Kokserzeugung, Martin Zinselmeyer als Leiter der Instandhaltung, Heinz-
Bernd Beckmann als Leiter Produktion
Kokerei sowie Michael Prittwitz als Team­
leiter Instandhaltung schwarze Seite waren
daran im Wesentlichen beteiligt. Die Errich-
tung des Rechteckkanals hatte da­ge­gen
cherlich auch, dass sämtliche baulichen
werden mussten, wobei die Stadt Duisburg
für die Baugenehmigung und die Bezirks­
regierung Düsseldorf für den Bau und Betrieb (nach Bundes-Immissionsschutzgesetz) des Kamins zuständig waren. Kurz: In
enger Zusammenarbeit mit Behörden, TÜV
und anderen Experten wurde alles so ab­
gestimmt und zur Umsetzung ­gebracht,
dass letztendlich alles noch im Rahmen
blieb. Am 22. Dezember 2015 um 14:00 Uhr
wurde termingerecht der reparierte Kamin
in Betrieb genommen. Schon kurz nach
dem ­Umschluss konnte auch in der Praxis
die Verbesserung des Kaminzugs bestätigt
werden. Und so bleibt es abschließend bei
dem Fazit, das Technik-Geschäftsführer
Dr. Rolf Höffken so formulierte: „Wir haben
aus einer vertrackten Situation das Beste
gemacht.“ Und dem ist wohl nichts mehr
hinzuzufügen.
Mitarbeiter  Auszeichnungswürdige Verdienste erworben:
Wilhelm Steigenhöfer mit dem
Bundes­verdienstkreuz geehrt
Auf der Hütte ist das Engagement von Wil-
helm Steigenhöfer für das Deutsche Rote
Kreuz (DRK) im Bereich des Katastrophen-
schutzes vielen bekannt. Doch anscheinend
hat sich das auch bis nach Berlin zu Bundes-
präsident Joachim Gauck herumgesprochen.
Der hat dem Mitarbeiter des Betriebsärztlichen Dienstes bei HKM in Anerkennung seiner Verdienste um Staat und Volk jetzt das
Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Überreicht wurde es Wilhelm Steigenhöfer
am 16. März 2016 im Rahmen einer kleinen
Feierstunde durch den Duisburger Oberbürgermeister Sören Link.
Nicht die erste Auszeichnung die das seit
1974 aktive Mitglied des DRK-Kreisverbandes
in der Bereitschaft, wechselte nach zahlrei-
Wilhelm Steigenhöfer mit dem Duisburger
Oberbürgermeister Sören Link
1999 war er mit der Verdienstmedaille des
in den Fernmeldedienst. Von 1996 bis heute
Flüchtlingslager nach Ungarn und begleitet
ters inne. Darüber hinaus hat er eine weitere
Insgesamt also Gründe genug, ihn mit dem
Duisburg e.V. bisher erhalten hat. Bereits
DRK-Landesverbandes für beispielhafte Mitarbeit und hervorragende Unterstützung ge-
ehrt worden. Engagiert hatte sich Wilhelm
Steigenhöfer beim DRK zunächst als Helfer
chen Weiterbildungsmaßnahmen dann 1988
hat er die Funktion des Kreisbereitschaftsleihumanitäre Aufgabe übernommen: Er plant
und organisiert Hilfslieferungen des DRK in
die Hilfstransporte dorthin auch persönlich.
Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen. HKM
gratuliert dazu ganz herzlich.
01 • 2016
35
Ein Teil des Teams vor
der Essensausgabe (v.l.n.r.)
Karsten Storks, Gudrun Disse,
Herbert Junge, Astrid Jung,
Manuela Hoetger, Michael
Uedelhoven, Katja Freylieb,
Canan Bulak
Kompetenz A Hüttenschenke jetzt mit JOB & FIT-Zertifizierung:
Gesünder essen
mit grüner Menülinie
Karsten Storks gefällt es, wenn es seinen
zu ermöglichen. Die DGE bietet unter dem
bei der Mittagsverpflegung. Oder vielleicht
wie Schulen, Universitäten, Senioren oder
Gästen schmeckt. Denn darum geht es doch
Logo „In Form“ in verschiedenen Bereichen
doch um mehr? Auf jeden Fall betrachtet es
eben auch Mitarbeiter Zertifizierungen an,
der Chef der Hüttenschenke mit einem
da jede Gruppe eigene Bedürfnisse hat. Um
zwiespältigen Gefühl, wenn bei Schnitzel,
diesen Bedürfnissen zu genügen, müssen
Currywurst oder unlängst erst bei einem
bis zur Zertifizierung allerdings verschiede-
Burger-Tag reichlich zugelangt wird. Schließlich weiß er, dass dies nicht unbedingt den
ne Kriterien erfüllt werden. Insgesamt gibt
neuesten ernährungswissenschaftlichen Er-
und Leistungsfähigkeit zu erhalten. Aller-
auch dazu entschieden, neue Wege zu be-
Spagat machen muss, „zwischen Linsenein-
kenntnissen entspricht. Deshalb hat er sich
schreiten. Seit dem 12. Februar 2016 verfügt
die Hüttenschenke über eine JOB & FIT-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung e.V. (DGE). Damit hat Karsten
dings weiß er auch, dass er dabei einen
topf und Soja-Gyros“, lacht er. Denn auch
mit der grünen Menülinie bleiben die alten
Gewohnheiten erhalten. Vorerst jedenfalls.
Storks den DGE-Qualitätsstandard für die
Drei Qualitätsbereiche
was auf der Speisekarte mit einer grünen
Davon hat sich Karsten Storks aber nicht ab-
Betriebsverpflegung in die Praxis umgesetzt,
Menülinie gekennzeichnet ist.
Der Grund für die Einführung: „Die Zeiten
ändern sich und die Hüttenschenke muss
mit“, sagt Karsten Storks. Für ihn und sein
Küchenteam heißt das, um- und weiter zu
denken. In Richtung einer vollwertigen Er-
nährung, die dazu beitragen kann, ernäh-
rungsbedingt Krankheiten zu verhindern
halten lassen und bereits im Sommer vorigen Jahres mit den Vorbereitungen für die
Zertifizierung begonnen. Ziel des Qualitäts-
standards ist es, die Verantwortlichen für
die Verpflegung in Betriebsrestaurants bei
der Umsetzung einer bedarfsgerechten und
ausgewogenen Ernährung zu unterstützen
und damit den Gästen die Auswahl aus
einem vollwertigen Verpflegungsangebot
es dabei drei Qualitätsbereiche: Lebensmit-
36
01 • 2016
Vollwerthauptgang mit Reis
erreicht werden, um die Zertifizierung zu
erhalten. Die Hüttenschenke schaffte die
100-Prozent-Marke gleich dreimal und zwar
in den Bereichen Lebenswelt, Lebensmittelauswahl und Hygiene. Lediglich bei Speisenplanung und -herstellung kam man auf
69 Prozent.
Einfach mal probieren
Seit dem 12. Februar 2016 darf sich die
Hüttenschenke also jetzt mit der JOB & FIT-
Zertifizierung schmücken, die in einem Jahr
erneut überprüft wird. Inwieweit die dabei
angebotene grüne Menülinie angenommen
wird, bleibt allerdings abzuwarten. „Eigenttel, Speisenplanung- und -herstellung sowie
Lebenswelt.
Minimal- und
Maximalforderungen
gibt es Überprüfungskriterien, wie etwa ei-
ne umfassende Information der Gäste über
der Verpflegungsangebot bei „JOB & FIT“.
Dreimal 100 Prozent erreicht
Alle Qualitätsbereiche enthalten zahlreiche
Wer glaubt, all diese Kriterien erfüllt zu
derungen. So sollen im Bereich Lebensmit-
ditor überprüfen lassen. Bei der Hütten-
Vorgaben bzw. Minimal- und Maximalfortel beispielsweise mindestens einmal an
fünf Verpflegungstagen Vollkornprodukte
auf dem Speisenplan stehen, Fleisch wiede-
rum maximal an zwei Tagen die Woche an-
geboten werden. In der Hüttenschenke gibt
es zudem jeden Tag Gemüse, Hülsenfrüchte
oder Salat, davon mindestens zweimal pro
Woche Rohkost. Ebenfalls mindestens zweimal die Woche sind frisches oder tiefgekühltes Obst ohne Zuckerzusatz ebenso im
Angebot wie Milch und Milchprodukte.
Fettarm und nährstoffschonend
Bei der Speisenplanung und -herstellung
soll auf eine fettarme und nährstoffscho-
nende Zubereitung geachtet werden. Frittierte oder panierte Produkte werden maximal einmal in der Woche angeboten, Zucker
und Jodsalz sparsam eingesetzt, frische
oder tiefgekühlte Kräuter zum Würzen bevorzugt. Wichtig sind zudem ein saisonales
Angebot an Lebensmitteln, die Berücksichtigung kulturspezifischer und regionaler
Essgewohnheiten sowie religiöse Aspekte.
Auch für den Qualitätsbereich Lebenswelt
haben, kann sich von einem externen Auschenke war das am 12. Februar 2016 der
Fall. Ein Auditor aus Köln kam dazu nach
Huckingen und nahm den gesamten Kü-
chenbereich unter die Lupe. Wichtige Aspekte waren unter anderem die Hygiene,
die verwendeten Lebensmittel, die Küchenausstattung, die Kommunikation mit den
Gästen bezüglich des Angebots sowie die
Kochweise. Hier wurde vor allem unter-
sucht, ob die Speisen schonend zubereitet
werden sowie ausreichend Mineralstoffe und Vitamine enthalten. Außer-
dem wurden der Frischefaktor und die
punktgenaue Zubereitung überprüft.
„Früher“, sagt Karsten Storks, „haben
wir das Essen früh morgens gekocht,
herunter gekühlt, ruhen lassen und
dann bereit gestellt. Heute dürfen die Standzeiten erwärmter Lebensmittel nicht
mehr als zwei Stunden betragen.“ In
allen überprüften
Bereichen müssen
zumindest
zwei-
mal 100 Prozent
lich ist unser Betriebsrestaurant bei vielen
unserer Gäste ein Synonym für Menge und
Deftigkeit“, sinniert Karsten Storks. Und bei
einer durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von 22 Jahren dürfte die Umstellung
schwer fallen. Dabei kommen zwischen 90
und 95 Prozent der mittäglichen Besucher
aus dem Bürobereich und üben eine sitzende Tätigkeit aus. Schwere Kost ist da – wie
das Wort schon sagt – nur schwer zu verdauen. Und aus ernährungswissenschaftlicher Hinsicht auch kaum zu empfehlen.
Dennoch: Es ist die Macht der Gewohnheit,
die viele zum Alten greifen lässt, und weil es
eben so gut schmeckt. Was nicht heißen
soll, dass die grüne Menülinie nur gesund
ist und weniger schmackhaft. „Einfach mal
probieren“, rät Karsten Storks. Der Effekt
der gesunden Ernährung stellt sich dann
ganz von selbst ein.
01 • 2016
37
Mitarbeiter A Verabschiedungsfeier 2016:
Lasershow als Highlight
Verabschiedung durch die Geschäftsführung und
den Betriebsrat
beiterinnen und Mitarbeiter noch lange
Namen der Mitarbeiter
eingeblendet
an diesem Tag in den Ruhestand oder die
Wie immer hatte die Hüttenschenken-Crew
terinnen und Mitarbeiter eine Armbanduhr
wesenheit der gesamten Geschäftsführung
schmackhaftes und abwechslungsreiches
gruß für die Begleitung. Einhelliges Fazit: Es
An den 14. Januar 2016 werden 53 Mitarzurückdenken. Nicht allein deshalb, weil sie
Altersteilzeit verabschiedet wurden. In Anund Betriebsratsvorsitzendem Uli Kimpel
wartete auch ein launiger Abend mit vielen
Höhepunkten auf sie.
Zunächst dankte Arbeitsdirektor Peter Gasse
den zukünftigen Rentnern für die in vielen
Jahren gezeigte Leistung und das dabei an
den Tag gelegte Engagement. Und dann begann für die einschließlich Betreuern rund
100 Gäste auch schon der gemütliche Teil
des Abends.
mit ihrem Chef Karsten Storks wieder ein
Buf fet bereitgestellt, bei dem kräftig zuge-
griffen wurde. Danach gehörte der Saal aber
auch schon Lutz Kniep und seiner Trompete,
mit dem HKM-Emblem sowie einen Blumen-
war ein wunderschöner Abend mit einer unvergesslichen Lasershow als Highlight.
mit der er die Zuhörer förmlich aus den
Stühlen riss. Die anschließende Lasershow,
bei der unter anderem auch die Namen der
verabschiedeten Mitarbeiter eingeblendet
wurden, sorgte schließlich sogar für das eine
oder andere Tränchen vor Rührung. Zum Abschluss gab es als Dank und Erinnerung an
diesen Tag für die nun ehemaligen Mitarbei-
Doris Genschow war für die künstlerische
Beratung und das Konzept der gesamten
Veranstaltung verantwortlich.
38
01 • 2016
Mitarbeiter A Die Azubikolumne:
Glockenständer gebaut
Der Duisburger Philharmonie wurden für ein
In der Ausbildungswerkstatt der Konstruk-
Ständers viel Teamfähigkeit erforderte. Die
das am 13. November 2015 stattfand, zwei
Leitung von Roland Petak sofort in Angriff
den Verantwortlichen mit einer E-Mail und
Konzert mit chinesischer Orchestermusik,
historische Bronzeglocken aus Wuhan zur
Verfügung gestellt. Um die historischen
Glocken mit einem stattlichen Gewicht von
100 und 170 Kilogramm perfekt in Szene zu
setzen, hatte die Duisburger Philharmonie
HKM um den Bau eines geeigneten Glocken-
ständers gebeten. Die Hütte kam dieser
Bitte selbstverständlich nach und gab diese
ehrenvolle Aufgabe an das Bildungswesen
von HKM weiter.
tionsmechaniker wurde das Projekt unter
genommen. Mit Hilfe einer unterstützenden Anfertigungsskizze planten die Azubis
zusammen mit ihrem Ausbilder die weite-
ren Schritte für die Fertigung des Glocken-
ständers. Die angehenden Konstruktionsmechaniker gingen mit voller Motivation
an diese interessante und abwechslungsreiche Aufgabe heran. Wenige Tage vor
dem Konzert wurde das Projekt erfolgreich
Philharmonie bedankte sich herzlich bei
dem hier abgebildeten Foto des Ständers
mit eingehängten Glocken auf der Bühne
der Konzerthalle. Diese Aufgabe anvertraut
bekommen zu haben, hat die Azubis sehr
gefreut. Sie sind auch weiterhin jederzeit
offen für solche Projekte und schauen der
nächsten Herausforderung erwartungsvoll
entgegen.
abgeschlossen, wobei der gesamte Bau des
Geschafft: das fertig gestellte Projekt.
Schwer beschäftigt:
Yannik Arend (l.) und Anna Amberge
(nicht auf dem Foto Ersin Simsek).
01 • 2016 39
Mitarbeiter
Austritte · Altersteilzeit · Freistellungsphase
Erreichung Rentenalter
Ralf Barbion
01.12.2015
Reinhard Rockmann
01.01.2016
Hartmut Borchert
Roland Dickers
01.12.2015
Norbert Roesner
01.01.2016
Manfred Fuetterer
01.12.2015
Eduard Gemeinhardt
01.12.2015
Frank Schilling
01.01.2016
Peter Adler
01.01.2016
Franz-Josef Schwevers
01.12.2015
Hans-Werner Tiedge
01.01.2016
Heinz-Guenter Brandl
01.01.2016
Hans-Arnold Wolter
01.12.2015
Gabriele Ulmer
01.01.2016
Pier Elgersma
01.01.2016
Frank Bukowski
01.01.2016
Detlef Wilms
01.01.2016
Rainer Koch
01.01.2016
Vincenzo Disalvo
01.01.2016
Udo Zucht
01.01.2016
Dr. Wolfgang Panter
01.01.2016
Klaus Fussbahn
01.01.2016
Hans-Gert Gronau
01.02.2016
Heinrich Studlik
01.01.2016
Guenter Hoppe
01.01.2016
Bernhard Joost
01.02.2016
Bruno Mei
01.02.2016
Detlef Luhr
01.01.2016
Roman Patok
01.02.2016
Mitarbeiter 
Kompetenz 
Wir gratulieren
unseren Jubilaren:
Vorträge &
Veröffentlichungen 1/2016
April
Vorlesungsveranstaltung
35 Jahre
Brigitte Sollfrank
25 Jahre
Guido Kueppers
Mai
06.04.
15.04.
Teil 1: „Der Stranggießprozeß, aktuelle
­Entwicklungen an Stranggießanlagen“
07.12.2015
Teil 2: „Tuning einer Stranggießanlage“
14.12.2015
45 Jahre
Karl-Heinz Genschow
Harald Werner
06.05.
11.05.
Teil 3: „Implementierte technologische
­Modelle und ihre Anwendungen“
19.01.2016
35 Jahre
Hans-Juergen Engel
Juergen Gertz
01.05.
01.05.
Teil 4: „Qualitative Herausforderungen
an den Stranggießprozeß“
26.01.2016
25 Jahre
Franz Barg
Frank Thoerner
Nikolaus Floren
Kadir Savci
Juni
21.05.
21.05.
22.05.
29.05.
45 Jahre
Dagmar Wilhelm
Wolfgang Kunkel
01.06.
23.06.
35 Jahre
Bernhard Barwitzki
01.06.
25 Jahre
Andrea Abstoss
Wolfgang Urban
Birk Kluge
Michael Voigt
Holger Kriegel
Halil Canatar
Joerg Doering
Markus Illbruck
Harald Lang
Olaf Christian Ernst
Guenter Steinert
Cornelia Ersoy
Ralf Kersken
01.06.
01.06.
03.06.
03.06.
10.06.
14.06.
14.06.
14.06.
19.06.
21.06.
21.06.
25.06.
26.06.
01.12.2015
Vortragender ist Dr. Kemper, TS-F
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:
„Stranggiessen WS 2015/2016 Stranggießtechnologie, Prozessführung“,
RWTH Aachen – Institut für Eisenhüttenkunde, Zuhörer: Studenten aus dem
­Masterstudiengang
Mitarbeiter a
Wir gedenken:
Rentner:
Fritz Hebisch
Sevket Dedeagili
Siegfried Ullrich
Helmut Skrube
Heinz Ingenpass
Helmut Glodde
Friedhelm Meinolf
Walter Stille
Erwin Ladwig
Werner Bouwhuis
Norbert Wedemeyer
Josef Martinek
Walter Kurtz
Karl-Heinz Bayer
Joachim Hanke
Impressum
„Wir bei HKM“ ist eine Zeitung für Mitarbeiter
der Hüttenwerke Krupp Mannesmann
Herausgeber:
Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH
Verantwortlich:
Peter Gasse
Redaktion:
Walter Klöters
Telefon 0 21 04 3 92 38
Mobil 01 72 21 00 952
E-Mail [email protected]
Redaktionsanschrift:
Ehinger Straße 200 · 47259 Duisburg
Tel. 02 03 999 29 06
Leserbriefe:
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Bildmaterial:
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123rf.com (Giuseppe Ramos);
Fotolia.com (Pico, WoGi);
Shutterstock.com (Ira Yapanda, Olivier Le Queinec,
Lasse Ansaharju, Gulsen Gunel, Lukas Gojda)
Gesamtherstellung:
ZERO Kommunikation GmbH, Moers
Kunden und Partner Produkte aus HKM-Stahl
Kunden und Partner A Projekte mit HKM-Beteiligung:
Headline
Ski Heil!
Oft­ werden­ sie­ nur­ an­ wenigen­ Tagen­ im­
die­ Verfahrensrichtung­ HKM,­ Heißtransport­
bändern­ um­ Produkte,­ die­ individuell­ auf­
Bretter,­ die­ die­ Welt­ bedeuten.­ Zumindest­
Schmalband­ Hoesch-­Hohenlimburg­ produ-
schnitten­ und­ ausgeprägt­ sind.­ Schließlich­
Jahr­ hervor­ geholt,­ dann­ sind­ es­ aber­ die­
für­diejenigen,­die­nichts­schöner­finden,­als­
mit­ Skiern­ unter­ den­ Füßen­ eine­ Piste­ hin-
Warmwalzwerk­ Bochum­ oder­ auch­ HKM,­
ziert­wird.
abzuschwingen.­ Was­ die­ meisten­ dabei­ gar­
Während­ der­ Obergurt­ im­ Ski­ die­ Druckbe-
ein­Stück­HKM­mit.­Die­Kanten­sind­es­übri-
die­ Zugbelastungen­ auf.­ Beide­ Metallbän-
nicht­ wissen:­ In­ vielen­ Brettern­ fährt­ auch­
gens­ nicht.­ Die­ werden­ zwar­ auch­ kalt­ ge-
walzt,­ geglüht,­ gestanzt­ und­ abschließend­
vergütet,­ doch­ ist­ das­ Vormaterial­ Draht­
(Güte­C60-­C67).
Die­ Produkte­ aus­ HKM-Stahl­ befinden­ sich­
im­Innern­des­Skis,­der­sich­aus­acht­verschie-
denen­Elementen­zusammensetzt­(s.­kleines­
Bild).­ Zwei­ davon­ sind­ der­ aus­ Metall­ oder­
lastungen­ auffängt,­ nimmt­ der­ Untergurt­
der,­ ziehen­ sich­ über­ die­ gesamte­ Fläche­
des­ Skis­ hin.­ Nimmt­ man­ die­ übers­ Jahr­
­pro­duzierte­Menge­für­alle­Skier­zusammen,­
so­ würden­ beide­ Metallbän-
der­hintereinander­gelegt­eine­
Strecke­von­etwa­40.000­Kilo-
metern­ ergeben.­ Also­ einmal­
rund­um­die­Welt.
Kunststoff­ bestehende­ Ober-­ und­ Unter-
Auch­wenn­sich­das­jetzt­nach­
spruchten­ Brettern­ wie­ etwa­ Leihskiern­ aus­
stimmt­ das­ so­ nicht.­ Vielmehr­
gurt.­Sie­bestehen­vor­allem­bei­stark­bean-
Vor­material­der­Güte­C75­von­HKM,­das­über­
einem­Massenprodukt­anhört,­
handelt­es­sich­bei­den­Metall-
ihren­ Einsatz­ und­ ihre­ Anwendung­ zuge-
beeinflussen­die­Werkstoffeigenschaften­des­
Stahls­ auch­ das­ Verhalten­ des­ Skis,­ der­ mal­
härter­ oder­ mal­ weicher­ ausgelegt­ ist­ und­
dem­ Brett­ die­ jeweils­ gewünschte­ ­Stabilität­
und­ Steifigkeit­ verleihen.­ Damit­ das­ Pistengaudi­auch­wirklich­zum­Gaudi­wird.­
In­diesem­Sinne:­Ski­Heil!