1 4. Auflage 2010 Autor Wilfried Diwisch Dies Buch ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigungen, Einspeicherungen und Verarbeitung in elektronische Systeme und andere Verwertung sind ohne Zustimmung des Autors und des Verlages, auch auszugsweise, unzulässig. Zitieren der Gedichte, unter Angabe des Autors, ist gestattet, ja sogar erwünscht. 2 Noch kein Schock, aber sieben und ½ Dutzend (Unge-) Reimtheiten Man muss sich nicht streiten bei Ungereimtheiten, weil manchmal der Witz kommt spät wie ein Blitz, nur so, um euch Spaß zu bereiten. 3 Hineingeschmiertes Tintenklecks und Musenkuss Seite 7 Musenkuss Tintenklecks Fantasie Die Idee Echt Deutsche Dichtung So nett Dichterlos Für die Katz Freude und Harmonien 17 Glück Blickrichtung In-die-Welt-komm-Tag Metamorphose Freundschaften In Freundschaft Voll sein Freund Wie das Brot zum Leben Weisheit Der Ton Kein Ton macht Musik Jahreszeitliches 27 Herbst Goldner Herbst Herbstreklame Treibjagd Dunkelheit Blitzeis Eiszapfen Kalter Dieb Gefroren 4 Hineingeschmiertes Seite Adventszeit Tannenbaumwunsch Der Mistelzweig Mogelpackung Weihnachtsmarkt Der Weihnachtsschmaus Weihnacht im 21. Jahrhundert Weihnachtsgruß Jahreswechsel Feuerwerk Sylvesterrakete Die Osterglocke Ein Regenwurm Kriminell Der Lenz ist da Der Frühling Frühlingsgefühle Hasenplage Kokolores 59 Beim Augenarzt Die Pille Das Wolkenschiff Feld-Wald-Wiesen-Gedicht Der Hosenknopf Die Lampe Aufwärts Die Zigarre Die Maus Die Fliege Die Katze lässt das Mausen nicht Mietzekatze Papierlos Hochtechnisch Beziehungskiste 5 Hineingeschmiertes Seite Schutzengel Engel Wortspielereien Flüssiges und Überflüssiges 76 Lukullische Moritat Delikates Kaffee Nüsse Obst ist gesund Letheschwund Hoffentlich Behauptung Ermahnung Wildfang Poet Gesundheit Lob der Lethe Im Wein liegt Wahrheit Kork Schoppenweise Durst Sparsamkeit Streit Schaumlethe 6 Tintenklecks und Musenkuss 7 Es ist nicht alles Geist, was blitzt, und auch so mancher Reim nicht sitzt. Oft ist´s nicht mangelndes Vermögen, dass mancher Reim so schlimm verbögen: Musenkuss Zum Dichter wird man nicht geboren. Es braucht die Muse, die uns küsst. Sonst sind die Verse unvergoren und was man stammelt ist nur – Mist: Das Versmaß hinkt, der Jambus stolpert, so manches ist auch schlecht gereimt, der Satzbau stelzt, der Rhythmus holpert, dass man am liebsten drüber weint. Drum würd´ ich gern die Muse küssen und schau´ mich um im ganzen Lande. “Wie sieht sie aus?“ müsst´ ich nur wissen, weil keine Muse ich erkannte. So küss´ ich deshalb jedes Mädchen, und wünsch bei jeder insgeheim – mein Hoffen hängt am seid´nen Fädchen – sie wird die echte Muse sein! 8 Tintenklecks So manchmal, wenn ich sitz und fechs´*, hab ich auf dem Papier ganz plötzlich einen Tintenklecks, in meinem Reim vor mir. Er grinsend breitet sich da aus, ich bin ganz von den Socken, macht meinen Versen den Garaus, weil ich komm nun ins Stocken. Je mehr er auseinanderfließt, je schwerer fällt es dann, dass Worte ich in Reime gieß, beend´, was ich begann. Es ist, als ob mir die Idee darin mir fast ertrinkt, in einem schwarzen tiefen See haltlos hinab sie sinkt. Kein Löschpapier mich jetzt noch rettet. Der Klecks, der trocknet langsam an, und zwischen Zeilen so gebettet unüberwindlich werden kann. Soll ich von vorne nun beginnen, ergeben mich dem Tintenklecks? Weil droht die Zeit mir zu verrinnen ich einfach weiter los drauf fechs´. Zwar kommt die Dichtung nun zum Ende, doch das Ergebnis wollt´ ich nie. Wie ich es drehe oder wende, der Klecks besiegt mich Reimgenie. *fechsen = mittelhochdeutsch, meint eigentlich „fassen“ aber auch „Schriftstück abfassen“, hier Gedanken fassen und niederschreiben 9 Fantasie Die blauen Blumen „Fantasie“ blühen in Kinderträumen. Unschuldsgedüngt erwachsen sie gar mächtig hoch zu Bäumen. Bauklötzchen werden „Eisenbahn“ ein Kissen wird zum „Hündchen“, die Seifenschale gar zum „Kahn“ – lauscht man dem Kindermündchen. Zum „Püppchen“ wird ein Ringelsöckchen, zur „Flöte“ gar ein blankes Stöckchen, aus Sand ein herrlich lecker „Kuchen“ - zum Spielen brauch kein Kind lang suchen und aus Staniolpapiergeknitter die „Rüstung“ für den edlen Ritter. So ungehemmt Ideen sprießen noch in den ersten Kinderjahren, sie uns dann nach und nach verließen, erwirbt man mit der Zeit Erfahrung. Nur Logik, Zahl, Realitäten, die man berechnen, fassen kann, und Fakten sind die Qualitäten, die zählen in der Welt profan. Die blaue Blume, die verkümmert, wenn Fantasie ein Störenfried, und man nicht mehr so unbekümmert die Welten hinter Welten sieht. Doch wie dem Alltag sich entwinden? Wo frei sich noch entfalten, die blaue Blume wiederfinden zum Träumen und Gestalten? Die Lyrik hilft mit Vers und Reim in Fremdes einzutauchen lädt uns zu Fantasien ein und wieder sie gebrauchen. 10 Und ist sie erst einmal im Kopf wird sie auch bald zu der Tat: Man schneidet ab manch´ alten Zopf, entstaubt ´s Antiquariat. Ideen und Wünsche werden wahr, man traut sich Neues zu, wird unternehmungslustig dann sogar und nichts bleibt mehr tabu. Man hat dann wieder neuen Schwung, lässt Träumen ihren Lauf, wird innerlich auch wieder jung mit Freude, Spaß zuhauf. Dann kann das Leben man genießen, ganz locker, froh und heiter Und – wissenschaftlich auch bewiesen – man lebt viel länger weiter. Wenn Fantasie wieder erblüht, wird ´s Leben leicht wie ´s Spiel, ideenreich es Funken sprüht und nie wird es zuviel! 11 Die Idee Was ich jetzt brauch´ ist ´ne Idee, die Dichtung zu bestreiten, doch die liegt faul am Kanapee, und schläft und döst beizeiten. Ich bring ihr eine Tasse Tee, um sie mal aufzuwecken, doch gähnt sie nur, meine Idee, die Glieder räkelnd strecken. Ich stell´ noch Zuckerkuchen hin um sie hervor zu locken, doch kommt sie mir nicht in den Sinn – bleibt einfach ruhig hocken. Auch die Musik, Mozart und Bach, die aus dem Radio schallen, macht die Idee nicht richtig wach, um mir dann einzufallen. Zu guter Letzt fällt mir doch ein, wie ich sie aktiviere: Es muss ein Glas vom Branntwein sein, oder auch zwei bis viere! Nun endlich hebt sich die Idee und kommt mir in den Sinn, springt munter auf vom Kanapee, dass ich beschwipst fast bin. Gedankenblitze zucken jäh! – Die schreib´ ich sofort auf und reime sie, meine Idee! Da trink´ ich einen drauf! 12 Echt Deutsche Dichtung Vergil´, Sokrates´, Plato´s Sprüche werden als Weisheit gern zitiert. – Mein Kunstwerk dient in Klo und Küche, bis dort wird endlich tapeziert. Shakespeare schrieb englisch in Sonetten, Voltaire französisch und in Reimen. – Was ich hier dichte, möchte´ ich wetten, interessiert mal wieder keinen. So sehr man sich auch tüchtig plagt, bemüht das Hirn und auch Genie, bleibt Anerkennung mir versagt, auch wenn meins „Mäid in Dschämänie“. Denn mein Werk ist – als Qualiteht – mehrfach geprüft mit Akribie: Darin kein einzig Fremdwort steht, gesiegelt: „Mäid in Dschämänie“! Den Zeitgeist such ich einzufangen, auch wenn der Syntax stimmt fast nie, in Reimen soll es mir gelangen, mein Dichtwerk: „Mäid in Dschämänie“! Mein Versmaß humpelt oder stolpert. Fünf Füß´ am Jambus? Doch nur wie? Auch wenn beim Vortrag es dann holpert, seid sicher: „Mäid in Dschämänie“! Kein Plagiat, nichts imitiertes, nichts abgekupfert, ausgelieh´. Nur Eingefall´nes, Hingeschmiertes, doch immer: „Mäid in Dschämänie“! Mein Werk soll in Kalendern stehen, bekannt als Dichtkunst, Poesie, auf dem Plakat allseits zu sehen, geprüftes: „Mäid in Dschämänie“! 13 Für Regeln, wie der Reim sich wechselt, man manchmal wirklich lange drechselt... So nett Auch ich wollt´ ein Sonett gestalten, im Rhythmus und in feinen Reimen, zusamm´gefügt im Insgeheimen, so wie es ehedem die Alten. Bevor ich habe angefangen, mir auch den Syntax eingebläut. An dem Ergebnis merkt ihr heut´, wie schwer mir fiel dies Unterfangen. Es kann halt wirklich nicht ein Jeder, den nicht die Muse auserkoren! Der Vers fließt schwerlich aus der Feder. Solang es aber stört noch keinen – und Dichter werden nur geboren – bleib weiter ich bei Schüttelreimen! 14 Dichter„los“ Ich sitz´ vor einem Blatt Papier und überleg´, was schreib´ ich hier: Soll mahnend ich den Finger heben mit Weisheiten aus meinem Leben? Soll ich hier dichten über Sachen, die bringe meistens mir ein Lachen? Und wie ich sinne und hier sitz´, ich erst einmal die Feder spitz´, dreh´ auf danach das Tintenfass und mache meine Feder nass. So vorbereitet und gerüstet es mich nach Poesie gelüstet: Von Mägdelein und zarten Banden und wie die zwei zusammenfanden, von Blüten und von Rosenduft und der Natur, die sanft uns ruft. Da merke ich es – zwick und zwack – wie packt mich da der Schabernack: Vielleicht kann ich ja auch berichten von Unsinns- oder Sachgeschichten, die mit dem Ende vehement verblüffen, weil es keiner kennt. Da stört des Dichters tiefstes Sinnen vom Küchenherd der Gattin Stimmen: „Was ich gerade denn so treibe?“ – Ich säße hier am Tisch und schreibe. – „Wenn ich zu tun nichts Bess´res wüsste… …dann schreib doch mal die Einkaufsliste!“ 15 Es gibt kein Tier, für das der Mensch so viel tut, wie für die Katz´! Für die Katz´ „´s war für die Katz´´“, so mancher sagt, der sich mit Reimen hat geplagt, und traf doch nicht des Pudels Kern, nur Wortgeschwafel weit und fern. Des Pudels Kern wirklich zu kriegen, und punktgenau im Vers obsiegen, ist leicht gesagt, doch schwer getan, weil meistens kommt man schwer nur ran: Denn kaum ein Pudel hat es gern, wenn schleicht die Katze um den Kern, so dass die beiden sich beizeiten gar heftig um das Spielzeug streiten. Dann geht es manchmal wirklich rund, wenn darum toben Katz´ und Hund, durch Haus und Hof, um alle Ecken, und dabei die Ideen verschrecken. Selbst wenn die Katz´ zeigt ihre Krallen, lässt sich kein Hund das gern gefallen: Des Pudels Kern er laut verkläfft und seinen Dichter er veräfft. Deshalb sei Euch von hier gesagt: Wer stets des Pudels Kern nachjagt, der findet dabei einfach nie die Ruhe für die Fantasie. Drum einfach los, Worte gesetzt und später frei drauf los gefechst*, gebt dem Ergebnis kein Gewicht: Die Katze lässt das Mausen nicht. *fechsen = meint auch Aufgeschriebenes „vortragen“ 16 Freude und Harmonien 17 Glück Die Zukunft und Vergangenheit, die hatten miteinander Streit, denn beide waren nicht gefeit vor Arroganz und Eitelkeiten. Die Alte keift die Jugend an “Du, du bist noch gar nicht dran!“ – doch schnippisch die erwidert dann “Du, du bist schon abgetan!“ Die Gegenwart ist unterdessen still zwischen diesem Paar gesessen. “Das Glück“, denkt sie, „das große Glück, blickt nicht nach vorn und nicht zurück. Das Glück – das ist ein Augenblick.“ Blickrichtung Man fragt sich am Geburtstagstag welch´ Blickrichtung man lieber mag: Den Blick zurück, was ist vergangen, den Blick voraus, was angefangen? Egal, welch´ Blick Ihr lieber habt von beiden: Gesundheit, Frohsinn sollen bleiben! 18 In-die-Welt-komm-Tag Den nächsten In-die-Welt-komm-Tag manch´ einer sich ersehnen mag, der ungestüm, jung, frisch noch lebt, nach Rechten der Erwachsnen strebt. Da kann er es fast kaum erwarten, ins neue Lebensjahr zu starten und sich beileibe gar nicht ziert, wenn sich ein neues Jahr summiert. Doch kommt man etwas in die Jahre man lieber langsamer verfahre, erlebt das Fest wohl Jahr für Jahr, ganz dankbar, was noch gestern war. Auch warnt ganz leise die Erfahrung, Erinnerung und Offenbarung, dass, was demnächst noch kommen mag, sei meistens Mühe oder Plag´. Die Freudentage sind gezählt, das Zipperlein auch manchmal quält, der Arzt verbietet den Genuss und arbeiten man auch noch muss. Bist´ dem Zenit schon wieder fern, so freut man sich stets wieder gern, wenn Freunde sich um einen scharen, die man gewonnen in den Jahren. Und feiern, dass man lang noch lebt, noch kräftigt hoch das Glas mit hebt, das Kind im Manne leben lässt – bis zu dem nächsten Wiegenfest. 19 Metamorphose Silberfäden zieh´n durch´s Haar, das am Kopfe uns umwallt. Unbestreitlich ist es wahr als ein Zeichen: Man wird alt – wenn es nicht vorher ausfallt. Es betonen die Figur, nicht wie früher es mal Brauch, Bizeps-Rundung die Kontur, sondern eher unser Bauch – meist in Rollen mehrfach auch. Von athletischer Natur unser Gang, frisch, federleicht, ähnelt heut´ ´ner Kreatur, die ´nem Dinosaurier gleicht – wenn gebückt man umher schleicht. Unsre Stimme, einst sonor, wenn ein Lied man mitgesummt, heute nichts mehr mit Tenor, nur als Bass man tief mitbrummt – oder besser gleich verstummt. Was der Jugend musste weichen, das erkennst du irgendwann, sind doch nur die äuß´ren Zeichen, denn im Alter wächst heran – erst das wahre Kind im Mann. 20 Freundschaften Die erste Freundschaft, die man schließt, im Sandkasten beim Bauen, wird einem allzu schnell vermiest, wird man vom Freund verhauen. Auch in der Schulzeit sie nicht bleibt, wenn Banknachbarn verpetzen, dass man beim Klassentest abschreibt, und fraglich wird´s Versetzten. Die echte Jugendfreundschaft dann denkt man, die ist von Dauer. Geht´s um ein Mädchen irgendwann wird selbst der Kumpel sauer. Die Freundschaft in der Arbeitswelt wird nur solang gelebt bis nach Karriere, Macht und Geld auch der Kollege strebt. In Kneipen oft bei Bier und Rauch wird Freundschaft schnell geschlossen. Genauso schnell vergeht sie auch ist´s letzte Bier genossen. Oft erst im Alter man erkennt, rückblickend als Beweis, wen man als echten Freund noch nennt, wenn spärlich wird der Kreis. 21 In Freundschaft „In Freundschaft“ – das ist schnell gesagt, der Spruch wird gern genommen, doch wenn man ihn mal hinterfragt, bleibt oft der Sinn verschwommen: So heißt´s: „Was echte Freundschaft muss begleiten ist Mitgefühl am andern Sein. In guten wie in schlechten Zeiten steht für den anderen man ein.“ Gemessen wird der meist der Wert bei Sorgen und Problemen, dass man dann nicht den Rücken kehrt und hilft bei Unbequemen. Doch wahre Freundschaft sich beweist nicht nur in dunklen Stunden. Wer wirklich sich ein Freund denn heißt kann´s fröhlich auch bekunden: Ein Freund, der mit dir lachen kann, für Spaß und Freude sich begeistern, steht auch bei Sorgen seinen Mann, um freudig sie zu meistern. Drum sucht den Freund, der fröhlich ist, ein Optimist im Ganzen, weil der bei Sorgen nicht vergisst dir Hoffnung einzupflanzen. 22 Voll sein Und bringt mir noch ein nächstes Glas, mich dürstet noch nach Lethe*. Mich dürstet noch nach irgendwas, auch wenn ich voll so späte: Bin voll der Freude heute Nacht in Euren dichten Kreisen, wo echte Freundschaft trunken macht – das muss sich nicht beweisen. Bin voll des Lachens, Glücklichsein, den Alltag schnell vergessen. Es ist so gut bei Euch zu sein, bin richtig drauf versessen. Bin voll des Dankes, voller Mut Gefühl in Worte fassen. Es tut mir einfach richtig gut, kann gar nicht davon lassen. Mich dürstete, Ihr merkt es wohl, nach Worten – nicht nach Alkohol. * althochdeutsch für Wein Freund Ein Freund, den findet man nicht eben so einfach mal in seinem Leben. Drum freue dich an dem Geschick, wenn Du hast wirklich soviel Glück. 23 Wie das Brot zum Leben Um Wichtigkeit zu unterstreichen bemüht man sich gern mit Vergleichen. So sagen viele auch mal eben: „Die Freundschaft sei das Brot zum Leben!“ So ganz stimmt wohl nicht der Vergleich: Denn Brot wird altbacken sogleich und bleibt nicht lange wirklich frisch, liegt es herum so auf dem Tisch. Niemand mag solchen trocknen Kanten den gönnt man höchstens noch Vaganten, oder man kann ihn noch verwenden am See beim Füttern von den Enten. Dagegen Freundschaft wird erst fest die man geduldig wachsen lässt. wird aufgefrischt beim Wiederseh´n, je länger diese bleibt besteh´n. Ja, Freundschaft, die ist sehr beliebt, die man mit Freuden weitergibt, von Freundschaft hat man nie genug, man leidet höchstens bei Entzug. Drum ändert den Vergleich gleich hier: Freundschaft ist „Lebenselixier“ wie Wasser, klar und rein halt eben, das braucht der Mensch wirklich zum Leben. Weisheit Oft angemahnt, „Der Ernst des Lebens“ soll Richtschnur sein des eignen Strebens. Doch ernsthaft sein ohne Humor kommt lebenswert mir auch nicht vor. 24 Der Ton Es war einmal ein Ton, der von der Saite sprangt. Er machte eilig sich davon, zu suchen einen Klang. Ein zweiter wurde ausgepresst aus einem gülden Horn. Er hielt sich an dem ersten fest – ein Triller ward gebor´n, Der Fiedel Nummer drei entfloh und schlich sich heimlich fort. Die andern beiden waren froh, klang nun doch ein Akkord. Ein vierter macht´ es ihnen nach, ein fünfter, sechster auch, die anderen folgten gemach im Takt, so wie es Brauch. Vom Clavizimbel hüpfte dann eine Triole weg. Sie schloss sich allen andren an, sorgte für Schwung kokett. Auch perlt ein Notenlauf noch bei, ein Reigen voller Töne, so dass bald klang die Melodei in Harmonie und Schöne. Sie schwebte klingend durch den Raum schlich sich hinein ins Ohr. Auch wenn wir es bemerkten kaum, rief Freude sie hervor! So kann ein leiser Ton gewitzt zur Musik uns verführen und schneller noch als wie der Blitz die Seele uns berühren. 25 Kein Ton macht die Musik „Der Ton macht die Musik“, das Sprichwort leider irrt, denn wer nur einen einzeln kriegt ist musisch schnell verwirrt. Denn ist er laut, oder auch leise, ob hoch, ob tief, ob nah, ob fern, klingt keine Melodienweise, tönt nicht Musik - sondern nur Lärm. Ein Ton allein deshalb nicht klingt! Gemeinsam erst - in Melodie ein jeder Ton an Wert gewinnt, weil nun erklingt die Symphonie. Am Notenblatt sie munter springen, in Achteln, Halben und auch Ganzen, sie aufmarschieren oder swingen in Harmonie und Dissonanzen. Doch sind´s die Töne nicht allein, die dort den Rhythmus mit gestalten, auch Pausen können nützlich sein, wenn hilfreich sie den Takt einhalten. Gemeinsamkeit erst dahin führt, dass Harmonie erklingt und Ehre, die dem Werk gebührt, erst dann den Künstlern winkt. 26 Jahreszeitliches 27 Herbst Die Wolken sind schon aufmarschiert, es naht wohl eine Regenfront. Nur so zum Zeitvertreibe, Wie hinter einer Milchglasscheibe verrollt die rote Sonnenkugel gemächlich hinterm Horizont. Gelbbunte Abschiedswimpel hängen nass tropfend in den Bäumen. Bald segeln sie herab geschwind. Von Zeiten, die vorüber sind, bis sie zu Laub geworden, erschöpfte Blätter träumen. Wie frisch gewaschen riecht die Luft. Der Sommer geht gemach und herbstet immer mehr fürwahr. Zum letzten Mal in diesem Jahr, nur ein paar Grillen zirpen noch verzweifelt ihrer Liebsten nach. Schon kahle Äste recken sich starr in den kalten Wind, der Farben von den Wiesen weht. Dass Winter vor der Türe steht auf leeren Stoppelfeldern weiß, der erste Reif verkündt. Goldener Herbst Nun ist es Herbst! Schon früh am Morgen wird mir der ganze Tag verdorben, weil ich am Fenstern kann erkunden dass draußen ist die Welt verschwunden: 28 Ein schmutzig grauer Dunst nur wabert. Von „gold´nem Herbst“ das Radio labert. Kahl sind schon Buche, Eiche, Esche. Der Herbst, der macht grad große Wäsche, der Staub des Sommers und der Dreck, die müssen nun im Herbstputz weg und mit viel Eifer und Inbrunst verbreitet er Waschküchendunst. Die Sonne hat gleich ihr Bestreben in diesem Dampf schnell aufgegeben, kein Sonnenstrahl kann da durchdringen um „Gold´nen Herbst“ zu mir zu bringen. Bei dieser milchig trüben Suppe bleibt mir das mit dem „Herbst“ auch schnuppe. Schon spät! Zur Arbeit ich jetzt haste. Im dichten Dunst ich nur ertaste den Weg zum Auto. Doch oh Schreck, da wo ich dacht´ ist´s Auto weg. Ich überlege ganz gequält „Wo habe ich´s nur abgestellt?“ In dichtem Weiß muss lang ich suchen und will den Nebel grad verfluchen als Schmerz am Bein mich jäh´ durchschreckt: Ich hab mein Fahrzeug doch entdeckt. Bin nicht zur Arbeit hingekommen, weil ich ´nen Baum hab mitgenommen, im Schneckentempo an ihn krachte, weil wohl die Straß´ ´ne Biegung machte. Und aus dem Autoradio, tönt´s immer noch von „Herbst“ und so, als wollte er mich so verhöhnen, weil ich muss Abschleppkosten löhnen. Das nächste Mal bleib ich daheim, geb´s lieber aus für „goldnen“ Wein. 29 Wenn Herbst ist so grau, regennass schimpft man meist darüber ganz krass. Das ist das Infame drum mach ich Reklame denn auch nasser Herbst schenkt uns was: Herbstreklame Die Farben sind bunt angerühret, der Herbst die Natur hat berühret um Blätter zu färben, für Lethe frech werben, damit er zum Trunk uns verführet. Der Regen rauscht auf uns hernieder und Kühle kriecht uns in die Glieder. Ein Schirm bietet Schutz, den ich dafür nutz´ dem Liebchen zu nähern mich wieder. In Tröpfchen sprüht´s uns ins Gesicht. Wir schmiegen uns dichter an dicht und geh´n engumschlungen. Mein Herz ist gesprungen, doch leider merkt sie das noch nicht. Ein Gasthaus lädt ein zum Verweilen, wohin wir dem Wetter enteilen. Im Glas funkelt Wein. „Wirt, schenkt noch mal ein, wir haben kein Grund uns zu eilen.“ Ein frischer Wind heimwärts uns fegt wie Blätter vom Baum unentwegt. Beschwingt dann zu Haus´ die Mäntel zieh´n aus und sind beide ganz aufgeregt. „Du Herbst bist mir ein Glücksbereiter!“ Wir rücken zusammen ganz heiter, der Ofen gibt Glut, sich „wärmen“ tut gut. Der Herbst zieht laut pfeifend froh weiter. 30 Treibjagd Der Graf von Hohentux zu Baden, der hat zur Treibjagd eingeladen: Es kam der Adel, hoch und nieder, auch Kirchenfürsten kamen wieder, selbst Prominenz ließ nicht absagen, um teilzunehmen an dem Jagen. Halali – so klingt es bald goldblechern durch den grünen Wald. Die Flinten in der Sonne blitzern, Silberbeschläge funkelnd glitzern. In grünem Loden aufgeputzt die Jagdgesellschaft lebhaft nutzt die Zeit, dass – eh´ die Jagd beginnt – man erst ein Schluck „Zielwasser“ nimmt. S´ bleibt nicht bei einem, sondern vielen, damit noch besser kann man zielen. Die Flaschen schnell die Runde machen bei Jagdlatein und schrillem Lachen. Selbst Bischof Hinz meint, dass es frommt, wenn er auch etwas abbekommt. Halali – so klingt es weiter raukehlig durch die Wälder heiter. Der Landgraf Kunz kann kaum noch stehn´, weil er zu tief ins Glas gesehn´. den kann nur der Baron noch toppen, der intus hat fast zwanzig Schoppen und Bischof Hinz, undeutlich lallen, ist dann beim Segnen umgefallen. Halali – da man vernimmt, dass jetzt der Aufbruch eingestimmt. 31 Die Treiber, leuchtend rot markiert, die sind als erstes losmarschiert mit Lärm und Rufen und mit Stecken das arme Wild wohl aufzuschrecken um es den Jägern zuzutreiben und jeden Fehlschuss zu vermeiden. Die Jagdgesellschaft, meist zu zweit, ist bald danach im Wald verstreut, wo sie, im Anschlag ihre Waffen, es leicht benebelt selten schaffen den armen Tieren machen den „Garaus“, die aus dem Dickicht brechen aus. Halali – so klingt es froh aus den Gebüschen irgendwo. Die Dämm´rung senkt sich langsam nieder, „Halali“ erklingt es wieder, auf dass die Jagd ist endlich aus. Vorm Grafenschloss dann, dort zuhaus´, da wird die Strecke ausgelegt, die Beute, die man hat erlegt: Dort liegen Hasen, Hirsch und Reh, und auch – ein Treiber, ach herrje! Der Landgraf Kunz sieht staunend hin, runzelt die Stirn, reibt sich das Kinn: „Viele von den´ hab ich geseh´n, so leuchtend rot im Walde steh´n. Hätt´ ich gewusst, dass die zum Abschuss frei, dann wär´n gewiss noch mehr dabei!“ Halali – tönt es zum Schluss, auf´s Waidmannshandwerk einen Gruß! 32 Dunkelheit Weich fällt die Schwärze auf die Welt. Das Leben seine Hast einstellt. Der Abend breitet aus die Decke, dass Dunkelheit alles bedecke. Die Straße leert sich, man entflieht, ein jeden es nach Hause zieht, denn fast bedrohlich wirkt es schon. Die dunkle Decke dämpft den Ton. Nur scheint die Decke arg zerschlissen, mit Stopflöchern und eingerissen, denn in der Schwärze scheint es doch, dass Licht blitzt durch so manches Loch. Es sind die Fenster von dem Zimmer, wo man sich abends sammelt immer, gemeinsam um ein Licht vereint: Geborgenheit nach draußen scheint. Nur auf dem Heimweg gebt gut acht, da ist es nämlich tiefste Nacht. 33 Blitzeis Sinkt unter Null die Temperatur gibt es statt Wasser Eis noch nur. Unsanft wird´s jedem eingeblaut, wenn´s ihn auf glattem Eis hinhaut. Auch Autofahrern oft bei Frost es Beulen an sein´m Auto kost´, wenn Kurven er zu schnell genommen und von der Straßen abgekommen. Selbst wenn die Sonne tags auf Auen, versucht das Eis mal aufzutauen – kommt gleich zurück die Kälte wieder, kaum senkt die Dunkelheit sich nieder. Drum merket auf: Ist´s draußen kalt ihr bis zum Morgen es aushalt, bis dass die Sonne früh aufgeht und Wasser auf den Straßen steht! Eiszapfen Am Hausdach hängt er lang und spitz wie Glas im Frost. Ein Sonnenblitz bricht sich im Eis. Mit Perfidie macht dünner das ihn irgendwie. 34 Kalter Dieb Da hat sich doch auf leisen Sohlen der Winter heimlich rein gestohlen und stiehlt uns täglich manches Stundlein, die Wärme, Farben und Gesundsein Erst traut er sich nur her bei Nacht, wenn ihn die Sonne nicht bewacht, schleicht frostig durch das Feld, den Wald und macht mit Reif die Pflanzen kalt. Beim ersten frühen Morgengrauen ist meistens er dann abgehauen und dass nichts von den Taten kündet hat Nebelkerzen er gezündet. Doch mit der Zeit wird er dann keck und geht am Morgen nicht mehr weg, verlangt nach Schal und Pudelmütze mit Eis auf jeder Wasserpfütze. Doch häufig staunt man dann nicht schlecht, von Wintersachen passt nichts recht, denn sie sind scheinbar „eingelaufen“. So müssen wir uns neue kaufen. Doch tun wir erst nach seinem Willen verstreut für Schnupfen er Bazillen. Drum geh´n, für teure Medizin,, wir oft zur Apotheke hin. Mit Kälte haben angefangen sofort die Start- und Autopannen. Wir müssen morgens Eis abstreifen und brauchen nun auch Winterreifen. Man traut sich kaum noch aus dem Haus und sperrt die Kälte lieber aus. Die Heizung wird hoch aufgedreht, so dass der Zähler schneller geht. 35 Auch hat der Winter raffiniert ein Fest g´rad jetzt so arrangiert, dass wir zieh´n los mit Wünschelisten und kaufen päckchenweise Kisten. Auch sonst wird nirgendwo gegeizt, der Backofen oft vorgeheizt dass Plätzchen oder Gänsebraten den ganzen Monat gut geraten. Sind Lichterketten angebracht beleuchten wir die ganze Nacht den Baum, das Haus, die Nachbarschaft, was sich beim Strom bemerkbar macht. Doch wär´ das alles nicht genug verleitet er uns zum Unfug mit bunten Sternchen Geld verbrennen, am Tag, den wir Sylvester nennen. Und wenn der erste Schnee geräumt wird auch vom Skiurlaub geträumt. Doch wie man hat´s befürchte schon ist jetzt gerade Hauptsaison. Beherrscht der Winter erst die Welt greift ständig er zu unserm Geld: Wir brauchen hier und kaufen dort und zahlen so in einem fort. Ihr könnt die Winterszeit verklären und lässt ihn ungestraft gewähren. Doch mir wurd´ klar, als ich dies schrieb: Der Winter ist ein kalter Dieb! 36 Gefroren Hoch droben auf den Tannenspitzen, kristallbestäubt und leicht verschneit, sieht man´s wie silbern Sternlein blitzen. Gefroren hat es – Winterszeit Der Hase hoppelt über ´n Schnee, schlägt Haken voller Wonne, und spiegelblank liegt still der See, gefroren in der Sonne. Am Waldesrand das Reh beäugt Geäst, verziert auf Bäumen, die, puderzuckrig dick bestreut, gefror´ner Reif umsäumen. Das Bächlein gurgelt durch den Hardt, gesäumt mit funkelnd´ Rand, Eiszapfen sind dort schon erstarrt, gefror´n zum Diamant. Das Kirchlein trägt die Haube Schnee, ein Psalm dringt zu den Ohren, an bunten Fenstern in der Höh´ Eisblumen sind gefroren. Im weichen Schnee bricht sich das Licht in tausend Glitzersterne. Den Schneemann stört die Kälte nicht, gefroren hat er´s gerne. Ein Zecher aber, der die Nacht tat sich am Weine laben, bemerkt im Schnee, früh aufgewacht, er liegt erfror´n im Graben. 37 Adventszeit Der Fliegenmutter klagt sein Leid das Fliegenkind, das gern die Zeit in dem Advent erleben wollte, bis auch die vierte Kerze brennen sollte. Denn es, so sagt es der Mama, den Weihnachtsbaum noch niemals sah und dass es sich gerade heute so auf den Weihnachtsabend freute. Die Mutter sagt: „Kind, du vergisst, dass du ´ne Eintagsfliege bist!“ Tannenbaumwunsch Ein Tannenbaum, der reckt sich stolz, damit man ihn zuerst abholz´, um´s Wohnzimmer zum Fest zu zieren, statt draußen steh´n im Wald und frieren. 38 Der Mistelzweig ´Ne Mistel, hoch droben am Baum konnt´ weit in die Landschaft dort schaun´. Vor allem wenn´s kalt und blattlos der Wald mit Fernweh sie träumte manch´ Traum. Als sei dann erhört ihre Bitten wurd´ sie eines Tags abgeschnitten. „Nun seh´ ich die Welt!“ Doch leider für Geld am Weihnachtsmarkt hat sie gelitten. Dort in einem ganz großen Haufen tat sie um´s Verreisen sich raufen. Die Beeren war´n weg, sie sah aus wie Dreck, da wollte sie keiner mehr kaufen. So ist sie halt übrig geblieben. Ein Pärchen sah schließlich sie liegen. Den Brauchtum sie wissen, so sich drunter küssen, weil sie herzlich innig sich lieben. „Nicht viel von der Welt ich gesehen“, die Mistel musst´ sich eingestehen, „doch der schöne Brauch tut´s schließlich doch auch – Denn dafür war ich ausersehen.“ 39 Mogelpackung Erst nach dem Einkauf man entdeckt was wirklich in der Packung steckt. Drum glaubt bloß nicht ganz unbesehen was auf der Packung mag draufstehen: Mir fallen gleich „Wachs“kerzen ein, die, statt zu wachsen, werden klein. Der „Rausch“goldengel eben nicht kein bisschen rauscht, wie man verspricht. „Lamm“etta – nicht einmal zum Schein – hat nichts mit einem Lamm gemein. Mit „Leb“kuchen dasselbe eben, weil die sind längst nicht mehr am Leben. Auch „Plätz“chen, welcher Art auch immer, die platzten bisher nie und nimmer. Und nicht vom Himmel weit und ferne herabgefallen sind Zimt“sterne“. Auch feiner „Spekk“ulatius, enthält kein Speck für den Genuss. Selbst „Glüh“wein, den man dunkel stellt, kein bisschen glüht oder erhellt. Und die Schok´laden-Niko“laus“ springt nie aus dem Stanniol heraus. So wird zu Weihnacht – ungelogen – beim Einkauf stetig man betrogen. 40 Weihnachtsmarkt Wenn endlich dann in dem Advent zuhaus´ die erste Kerze brennt, dann denkt man, nun kommt wohl die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit. Deshalb will man, trotz Einkaufsrummel, gemütlich übern Markt nun bummeln, nach Buden und nach Ständen schauen sich an den Glühweinstand mal trauen, um familiär in Einigkeit genießen dort die Weihnachtszeit. Warm eingepackt, weil Schnee schon rieselt im Auto man zum Markt hindieselt. den irgendwo man dann einparkt, weil Frau und Kinder woll´n zum Markt. Am Karussell ist erster Halt, die Kinderschar sich um mich ballt, weil alle wollen, für Sekunden, zu Pferd, in Kutsche, dreh´n paar Runden. im Karussell den Markt umrunden. Vom Bratwurststand ein leckrer Duft, die Meute zu dem Imbiss ruft. Ob nun mit Ketchup oder Senf werden die Brötchen heiß umkämpft. Nun geht´s zum Stand mit Schokolade. Bevor ich falle in Ungnade kann ich mit diesen Süßigkeiten den Kindern Freude leicht bereiten. Dann kommt noch Schmuck und solch Gezier´, die Frau wegzieh´n misslingt mir hier, weil´s Glitzern lässt ihr Auge strahlen, was ich darf schließlich dann bezahlen. 41 Endlich der Halt am Glühweinstand. Gleich hab ich mir die Händ´ verbrannt an heißem Wein mit Anis, Zimt, von dem man gern paar Schlückchen nimmt. Wird´s Port(e)monnaie auch langsam dünn treibt ´s uns zum nächsten Stand gleich hin. „Der Weihnachtsschmuck, der sei so nett“, sagt meine Frau, die ihn gern hätt´ „was ich denn davon halten tät, zum Einkauf wär´s noch nicht zu spät.“ Aus vielem, was ihr da gefällt, wird eifrig vieles ausgewählt, als ob zuhause nicht aus Kisten, wir manches wollten schon ausmisten. Noch andre Stände und auch Buden verzaubern Mädchen, Frau und Buben. Ich werd´ gezerrt und hingeschoben, um zu bezahlen die Kostproben. Es wird ja wirklich schon vertrackt, inzwischen tütenschwerbepackt, muss ich am Stand für Weihnachtskuchen nach meinen letzten Groschen suchen. Ich will der Hektik nun entflieh´n: „Lasst endlich uns nach Hause zieh´n, wo Ruhe herrscht ohne Gewühl und etwas mehr Weihnachtsgefühl.“ Trotz Murren, kann ich nur noch sagen, wir fanden endlich unsern Wagen, und unterm Scheibenwischer klemmt, ein Knöllchen. „Fröhlicher Advent!“ 42 Der Weihnachtsschmaus Bei uns daheim, hübsch anzuschau´n, steht ein geschmückter Weihnachtsbaum. Mit Äpfeln, kleine Weihnachtsmännchen, silbern´ Lametta, gold´nen Bändchen, mit bunten Kugeln ganz aus Glas, mit Rauschgoldengeln gar fürbass, mit Christbaumspitze bis zur Decken, mit Schokokringeln, Zuckerschnecken, mit Kugelketten, spitzen Sternen, mit Zinnfiguren und Laternen, mit hunderten von Lichtleinblitzen die leuchten von den Tannenspitzen. Darunter Krippe mit Figur aus Holz – die ist des Vaters ganzer Stolz. Am Tisch, zum Essen schön geschmückt, sind Stühle schon bereit gerückt. Platzdeckchen und auch Stoffservietten, wo silbern sich Bestecke betten. Zum Fest die Gläser aus Kristall, werden benutzt auch wieder mal, wie´s Porzellan, das feine, gute, das wartet auf die Weihnachtspute, die duftend auf dem Tische steht – weil Vater Wein noch holen geht. Aus Schüsseln dampft Kartoffelkloß, in Schalen die Burgundersoß´, vom Pudding zum Danachgenießen in Strömen Schokolade fließen, und Rotkrautduft nach Nelken, Zimt, der auf den Weihnachtsschmaus einstimmt, durchzieht verlockend unsern Raum; mit unserm schönen Weihnachtsbaum. Endlich kommt Vater mit den Flaschen, dass anfängt unser leckres Naschen von allen schönen Köstlichkeiten, die Mutter konnte zubereiten. 43 Aus seinen Flaschen voller Wein schenkt er mit Schwung die Gläser ein, da – an ´nes Sternes spitzer Zacke verheddert sich die Festtagsjacke: Der Christbaum kippt, man glaubt es nicht, ganz langsam aus dem Gleichgewicht! Vater versucht den Baum zu retten, verfängt sich in den Lichterketten, und reißt ihn, mit Verwunderung, in Richtung Tisch nun richtig um. Wir sind erstarrt vor großem Bangen, wie er versucht ihn aufzufangen, doch weil er noch die Flaschen trägt der Baum voll auf dem Tisch einschlägt. Gleich sieht der schöne Weihnachtsschmaus verwüstet wie ein Schlachtfeld aus: Die Teller, Gläser und Besteck die fegt der Baum vom Tische weg. Die Christbaumspitze steckt im Braten, der knusprig und so gut geraten, Klöße verteilt an Tannenspitzen, im Pudding silbrig´ Sternchen blitzen, in Schokolade, milchzartfein, da tummelt sich die Engelein, Äpfel und Kugeln, klein und große, die schwimmen in Burgundersoße, und in den Zweigen hängt das Kraut, als der Lamettasturm abflaut. Was alles war am Baum zur Zier, hat sich verteilt im Essen hier. Die Lichterkette noch mal zischt, bis schließlich sie dann auch verlischt. Der Vater brummelt nur geknickt: „Mein Gott, was bin ich ungeschickt! Der Baum ist hin und nichts zu essen – die Weihnacht werd´ ich nicht vergessen!“ Derweil vom Radio tönt voll Freud: „Oh du fröhlich´ Weihnachtszeit!“ 44 Weihnacht im 21. Jahrhundert Früher, da wurde noch gesungen und Hausmusik dabei gemacht: Aus allen Kehlen hat´s geklungen, das Weihnachtslied der „Stillen Nacht“. Im Reich von Nussknacker und Mäusekönig lag unterm bunten Tannenbaum, beim familiären Chorgesang volltönig, vom Wunschzettel manch´ Kindertraum: Da war die Puppenstube aufgebaut, bestückt mit winzig´ Miniaturen. Indianer hat man angeschaut, ein Heer aus zinnernen Figuren. Für´s Kinderherz warteten dort Puppen zum Schmusen und zum Lieben, mit Teddybär spielt´ man sofort, mit Blechautos zum Schieben. Wollene Mützen, Schals, ein Tuch, von Oma lieb gestrickt, Holzschlitten, Steckenpferd und Märchenbuch man unterm Baum erblickt´. Da stand die Krippe mit dem Jesuskind, die Spieluhr klimperte ganz leise, ein Bauernhof mit Schaf und Rind, und eine Eisenbahn fuhr rund im Kreise. Nachdem bewundert war die Pracht zum Freuen, Schmusen, Herzen wurde die Zeit im Spiel verbracht, bis abgebrannt die Kerzen. Elektrisch Licht hängt heut´ im Baum, kein Flackern oder rußen und Wunschlisten enthalten kaum etwas zum Herzen oder Schmusen. 45 Vom CD-Player kommt die Musik, die „Stille Nacht“ im Quadrosound. Niemand singt heut´ mehr dazu mit, festlich gestimmt und frohgelaunt. Auch hat sich der Geschenke Wahl inzwischen schwer verändert, nur die Verpackung bleibt noch rustikal, mit Schleifen goldgerändert. Die Elektronik und High-Tech, der Arbeitswelt entliehen, vertreiben Spielzeuge aus Blech und Kinderfantasien: Transformer und der Action Man, funkferngelenkte Rennmaschinen, Roboter, Star-Wars-Capitän – nur mit Computer zu bedienen. Puppen, die sprechen, laufen, nässen, aus Plastik bunt und sehr zerbrechlich, lassen die Kinder auch vergessen wie man kann spielen doch vortrefflich. Nintendo, X-Box, Software-Kriege, Gameboy advance, der letzte Schrei. Dass es mit Highscore endlich siege, da braucht das Kind niemand dabei. Ist das, was ich hier so beschriebe, tatsächlich noch das Fest der Liebe? 46 Weihnachtsgruß Ein Weihnachtsgruß, so denk man oft, zu Weihnacht kommt nicht unverhofft, denn viele fühlen sich verpflichtet, dass man denselben an den richtet, der einem selbst wohl schreiben sollte, damit Verbundenheit er zollte. So gehen Briefe hin und her, der Briefträger trägt daran schwer, weil wir sind so darauf versessen auf den Beweis für´s „Nichtvergessen“ und reiht sie auf, ganz voller Stolz, sichtbar auf dem Kommodenholz. Das führt so manchmal gar soweit, dass Freundschaft wird zur Fleißarbeit doch in den Karten, die man fechst*, steht immer nur derselbe Text obwohl die Freunde so verschieden: Persönliches ist weggeblieben. Erspart Euch doch das Kartenschenken; fangt lieber an, an sie zu denken. * althochdeutsch: „erstellen“, „schreiben“ 47 Jahreswechsel Der Sekt steht kühl. Zwei Jahre warten, dass bald der Wechsel sich vollzieht. Bevor Raketen in den Himmel starten sinnen sie nach, was bald geschieht. Dem alten Jahr ist´s eine Qual, die letzten Stund´ zu überstehen, weil es doch 365 mal zu viel von Streit und Leid gesehen. Es hatt´ sich´s anders vorgestellt, als es dereinst begonnen. Doch leider drehte sich die Welt nicht all zu sehr besonnen. Mit Grausen denkt das alte Jahr was Schlimmes ist geschehen, denn was an schönen Dingen war, wurd´ dadurch übersehen. Das neue Jahr sitzt auf dem Sprung, nun endlich selbst zu starten. Es ist so unbekümmert jung und will nicht länger warten. Mit Neugier, Eifer und Elan will´s alles besser machen: Dass Frieden, Freude herrschen kann und in der Welt mehr Lachen. An´s alte Jahr, da denkt es nicht, vergisst, was einmal war, verspricht uns Glück und Zuversicht, darum: „Prosit Neujahr!“ PS: Nur eins sollt´ man dem Neujahr sagen, in knapp 365 Tagen, viel länger wird es auch nicht währen, wird man auch dies zusammenkehren! 48 Feuerwerk Raketen in den Himmel starten! Auf´s neue Jahr die Menschen warten mit Wünschen, die bunt glitzernd sind. – Den Rauch danach vertreibt der Wind. Man hat sich so viel vorgenommen kaum hat das neue Jahr begonnen, denn in dem Schein der Funkenpracht man gute Vorsätze sich macht: Da fällt es auf – als wär´ es gestern: Man nimmt´s sich vor jedes Sylvestern! Doch schnell, wie Leuchtsterne zerstieben, ist es beim Vorsatz dann geblieben… Doch wird ein Neujahr wiederkommen, die gleichen Wünsche neu ersonnen, weil Hoffnung bleibt uns Jahr für Jahr: Ein Vorsatz wird auch einmal wahr! 49 Sylvesterrakete Im Pappröhrchen mit hölzern Stil. Schwarzpulver drin – grad nicht zuviel, liegt die Rakete, jedes Mal, kurz vor Sylvester im Regal. Ihr Wunsch ist – denn das ist ihr eigen – hoch in den Himmel aufzusteigen, um dort die Menschen zu beglücken, zu deren staunendem Entzücken. „Ach ja, ich wär´ nur allzu gern am Himmel droben auch ein Stern“, träumt sie vom fernen Firmament, mit Böllern dort im Sortiment. Noch als sie liegt da ganz versonnen, wird sie gekauft und mit genommen. In Ungeduld die Zeit verrinnt bevor das neue Jahr beginnt. Dann schlägt die Turmuhr 12mal klar und es ertönt „Prosit Neujahr“. Jetzt braucht sie nicht mehr abzuwarten! Die Sektflasche dient ihr zum Starten, stolz sie die Lunte von sich streckt, auf dass ein Zündholz sie ansteckt. Die Lunte brennt, die Funken stieben, sofort wird sie hinauf getrieben, und näher sich dem Firmament, weil gleißend hell der Treibsatz brennt. Noch weiter steigt sie hoch empor und kommt sich selbst als Stern nun vor, weil sie zum Himmel raufgezischt, bis dass der Treibsatz dann verlischt. Jetzt platzt sie auf! 50 In kleinen Stücken, mit buntem Leuchten, zum Entzücken, verteilt sie sich am Himmelszelt, für die dort unten auf der Welt. Während sie leuchtet, Stück für Stück, da wünschen sich die Menschen Glück, die froh und ausgelassen sind, auf dass ein gutes Jahr beginnt. Im Schein der bunten Funkenpracht man gute Vorsätze sich macht: Sich bessern, ändern, korrigieren! Die Vorsätze sehr variieren, die oft, wie Funken, schnell zerstieben, wie Rauch vom Nachtwind weggetrieben. Auch der Rakete ist´s bestimmt, dass sie in Schnuppen jetzt verglimmt. Ihr Leuchten, silbern, grün und rot, besiegelt ihren schnellen Tod, wofür sie sich hat selbst zerlegt. Am Morgen wird sie weggefegt. 51 Die Osterglocke Die Osterglock´ im Blumenbeet hat Angst, sie käme noch zu spät, stemmt sich empor durch harschen Schnee, dass sie die Frühlingssonne seh´. Doch Frühling ist´s auf keine Weise, um sie herum nur Schnee und Eise. Gelb steht sie da – zu früh genau – ein Farbtupfer in kaltem Grau. Der Hausfrau hat´s an´s Herz gegriffen und flugs wurde sie ausgerissen, steht leuchtend nun am Kanapee: Drinnen ist Frühling – draußen Schnee! Ein Regenwurm Die Erde ist nicht mehr gefroren, der Boden endlich aufgetaut. Nun kann der Wurm sich aufwärts bohren, wo nach dem Weibchen er ausschaut. Doch aus dem Loch, aus dem er kroch ist einzig er auf eisig´ Flur. Sein Ende steckt im Erdenloch und auf der Erde – er ist nur! Tät´ er sich ganz von Erd´ befreien merkt er, er braucht kein Weibelein: Er könnt´ am andern End´ sich freien und einsam, zweisam glücklich sein.* *Der Regenwurm ist beidgeschlechtlich 52 Kriminell Wenn´s im Kalender stehen mag des Frühlings erster Ankunftstag, auf dass Herr Winter sich verzieht und die Natur endlich aufblüht, so warten wir noch lang vergebens auf Zeichen eines Frühlingslebens. Warum der Frühling es nicht schafft? Er sitzt in Untersuchungshaft! Der Grund für seinen Aufenthalt: Er frönt angeblich der Gewalt! Man will ihn nun dafür anklagen! dass die Natur er lässt „ausschlagen“. Der Staatsanwalt ermittelt auch von wegen Schusswaffengebrauch: Statt dass der Frühling lässt sie sprießen soll´n Blumen aus dem Boden „schießen“! Und weil ein Schneemann wird vermisst, die Polizei am Tatort ist, ob den – entführt für Lösegeld – der Frühling wohl gefangen hält. Vielleicht geht es sogar um Mord, denn schließlich ist der Schneemann fort?! Da diese Taten so verrucht, wird noch nach Mittätern gesucht: So soll, wenn Wolken sie durchbrechen, der Sonne Strahlen schrecklich „stechen“! Und auch der Weidekätzchen Fell erscheint als Tarnung kriminell. Wir hoffen derweil unverdrossen, dass die Ermittlung abgeschlossen und, weil er so ist nicht zu fassen, der Frühling wird bald freigelassen. Die Polizei, Herr Winter, rät: Verhütet Kriminalität! 53 Der Lenz ist da Die jungen Blümlein sprießen, der blaue Himmel lacht, bei Sonne wir genießen: Der Lenz ist jäh erwacht. Heraus nun aus der Stube, der Frühlingsduft verlockt: Kein Mädchen und kein Bube allein zu Hause hockt. Aus feuchter Erde recken sich Triebe schon empor und an den Weidenstecken steh´n Weidenkätzchen vor. Auch unter dicken Jacken regt sich manch feiner Trieb: Man will sein Liebchen packen, keimt Liebe im Gemüt, um sie dann mit Entzücken ganz fest an sich zu drücken! Im Baum die Vögel singen, verlockend froh und hell, uns auf Gedanken bringen, die sind des Lebens Quell. 54 Der Frühling Der Frühling, der ist eingezogen und hat die Welt frisch renoviert. Mit Blau streicht er den Himmelsbogen, die Wiesen neu grün tapeziert. Auf lindem Grund der Ackerkrumen, leuchten die Farben Gelb, Weiß, Bunt: Krokus, Narzissen, Schlüsselblumen sprießen zur Sonne aus dem Grund. Bäume verziert mit grünen Spitzen, glitzernder Tau wie Diamant, in dem die Sonnenstrahlen blitzen, und prallem, bunten Blütenstand. Noch steh´n vom großen Saubermachen von kaltem Schnee am Waldesrand die letzten klaren Wasserlachen, denn frischgewischt ist nun das Land. Im Sonnenschein auf weiter Flur, hell leuchtend wie durch Feenhand, zeigt das Erwachen der Natur sich nun im schönsten Festgewand. Es summt und zwitschert in den Lüften, ein Wolkenschiff treibt sanft vorbei. Ein milder Wind mit süßen Düften verspricht den Wonnemonat Mai. Des Frühlings Haus ist frisch gestrichen, und alles herrlich anzusehen: Das Grau des Winter ist gewichen für Farben, die für´s Leben stehen. 55 Frühlingsgefühle oder die hübsche Gärtnerin Ich geh´ im Garten vor mich hin und seh´ die hübsche Gärtnerin. Mein Sinn erwacht, mich zu bemüh´n um… meinen Garten, frühlingsgrün. Natürlich regen sich die Triebe. Mich lockt der Lenz, ich denk an liebe… Freunde, die wie ich bedacht, dass endlich die Natur erwacht. Die Gärtnerin, jung und gesund, mit einem lockend´ roten Mund. Ich sehne mich nach einem Kuss… der Sonne, die gleich scheinen muss. Nun, um die frauliche Figur, zeichnet die Sonnen scharf Kontur. Sofort ich mich geschickt so wende, damit… die Sonne mich nicht blende. Das hübsche junge Mädchen lacht. Die Hitze steigt mir auf mit Macht, ich spüre froh Frühlingsgefühle… auch wenn es trotz der Sonne kühle. In dieser Frische sie wohl fror. Die zarten Knospen steh´n hervor, die… in der Sonne bald austreiben an Bäumen- und an Büschenzweigen. Adrett trägt sie die engen Blusen. Und mir gelingt ein Blick zum Busen… der Natur, die jung und grün ist hier im Garten anzuseh´n. Die Beine schlank bis zu dem Po. Ich schaue hin, bewundre froh, was wohlgeformt da vor mir steht… ein Buchsbaumstrauch im Blumenbeet. 56 Sie pflegt die Blumen und sie schafft. Wohl schnell steigt auf der drängend Saft in… Pflanzen, bis die Blüten sprießen und wir die Farbenpracht genießen. Emsig sie schafft nach vorn gebückt. Ich bin vom Ausblick hell entzückt, welch´ Wonne man hat zu erwarten, wenn… richtig pflegt man seinen Garten. Nun reckt sie sich, stutzt eine Hecke. Derweil seh´ ich die nackte Schnecke*, die… kriecht über ein Blatt Salat, an dem sie sich wohl gütlich tat. Ein Windstoß fährt ihr untern Rock. Ich weiß, ich hab´ ganz sicher nun den Bock zum… Gärtner wirklich nicht gemacht, der über meinen Garten wacht. Und… wer bei „Frühling“, „Gärtnerin“ hatte was Schlimmes mal im Sinn, der schäme sich! – Ich nicht, ich schrieb nur einfach dies Gedicht. * in der Pfalz mehrdeutig 57 Hasenplage Alle wissen, jetzt im Lenz kriegen Hühner Konkurrenz, wenn die Hasen weit und breit mühen sich zur Osterzeit. Osterhasen Eier legen, um den alten Brauch zu pflegen. Auch der Malermeister stöhnt, weil er mehr für Farbe löhnt, wenn die Hasen Eier färben, um für Ostern so zu werben. Osterei in großer Fülle produziert mit bunter Hülle. Auch dem Bauer Stroh tut fehlen, das die Hasen emsig stehlen, weil ein Ostereiernest wird erst damit auch stoßfest. Grünes Stroh im Osternest schützt die Eier bis zum Fest. Erste frische Frühlingsblumen zählen bald zu den posthumen, bis ein Hase hat entdeckt, wo die Nester er versteckt. Kinderfüße tun den Rest, wenn sie suchen nach dem Nest. Selbst Spazierngeh´n führt zu Frust, ist zu Ostern keine Lust: Wo man hintritt, es uns schüttelt, überall liegt Hasenküttel. Wenn nur Ostern wär´ vorbei und die Hasenhoppelei. 58 Kokolores 59 Beim Augenarzt Wie ich zur Brille kam? Wollt ihr es wissen? Ich hab´ versucht, den Hund zu küssen, statt meine Frau! – Ich bin nicht dämlich, doch er schien mir ihr ziemlich ähnlich. Als sie es merkt, erbost sie schreit: “Du gehst zum Augenarzt noch heut´! Die Sehkraft wird mir doch zu schlecht, du findest dich nicht mehr zurecht!“ Ich mach sogleich einen Termin und fahr zum Ärztehaus dann hin. Leicht hab´ den Weg ich nicht gefunden, gestehe ich ganz unumwunden: An fünf Autos schramm´ ich vorbei, erfahr´ ich von der Polizei. Den Eingang find´ ich ziemlich bald, am Türstock auch den Schilderwald aus Blech geprägt. Zum Glück, das passte, und jedes einzeln ich abtaste: “Im 10. Stock“, kann ich erspüren und eile zu den Fahrstuhltüren. Die Sprechstund´hilfe weist, wie immer arbeitsvertieft, zum Wartezimmer, in dem ich heut´ nur Frauen find´. „Werden nur Männer langsam blind?“ Zwei Stunden sitz´ ich wartend schon, Zeitschriftenberge lachen Hohn, dann bin ich dran. „Bitte Raum zwei“, tönt´s übers Mikro, „der ist frei.“ Ich geh´ hinein – ein spitzer Schrei – es war nämlich Raum Nummer drei. Die Frau war jung und hübsch – und nackt! Ein leiser Zweifel mich nun packt: „Wozu muss man sich denn entkleiden“, frag ich mich „bei ´nem Augenleiden?“ 60 Nur noch in Unterhose wart´ ich dann bis zur Visite ich bin dran. Der Doktor, der mir öffnet, lacht: “Was denn ein Mann bei ihm hier macht?!“ Ich stürz´ hinaus, erkenn´ verschwommen, ich bin zum Frauenarzt gekommen! Statt in das Stockwerk Nummer 10 muss ich zum neunten Stockwerk geh´n. Ich eil´ zur Augendoktorpraxis runter, wo Hilfe ich erhoff´ - profunder. Jetzt bin ich vorsichtig und frage, ob ich auch in der richtigen Etage. Der Doktor nimmt mich hier gleich dran und fragt, was ich noch sehen kann. Sogleich erzähl´ ich das Malheur und dass es meine Frau wohl stör´. Er hat die Augen inspiziert, und mich anschließend instruiert: “Legen den Kopf Sie ins Gerät“ – verzweifelt hab ich rumgespäht – “seh´n Sie die Zahlen an der Wand?“ Dort ich nur dunkle Flecken fand, wie ich auch blinzle und verharre, zur Tafel hin, auf die ich starre, und muss dem Arzt ehrlich gestehen: „Ich kann dort keine Zahlen sehen“, Mit seinem Linsenarsenal er macht viele Versuche, was nichts bracht´. Zuletzt setzt er gar Glasbaustein´ als okulare Hilfe ein. Die Zahlen blieben unerkannt! So er zur Diagnose fand: „Gestatten, dass ich ...“ fragt er milde ... den Hund zum Blindenhund ausbilde?“ 61 Die Pille In einem Haushalt irgendwo, da hing im Bad, grad über´m Klo, mit rotem Kreuz ein weißer Kasten, in den hinein Arzneien passten. Dort drin, den Blicken noch verborgen, da macht sich eine Pille Sorgen, ob man sie findet und auch nimmt zum Helfen, wie ihr vorbestimmt. Sie kann fast alle Schmerzen lindern, bei den Erwachsnen, wie auch Kindern, macht jedem Wehleid den Garaus, ist unentbehrlich so im Haus! Doch zwischen Dosen, Tuben, Flaschen Verbandszeug und Gummigamaschen, und allen Schachteln, die rumstehen kann man sie leicht auch übersehen. Darum will sie nach vorne rollen, vor Arzneie´n, die helfen sollen. Während sie rollt und drückt und schiebt, staunt sie, was es noch alles gibt: In einem Glase sie erblickt Arznei, wenn´s Zipperlein mal zwickt. Die Kapseln, die lackroten-grünen wohl gegen Magendrücken dienen. Des weiteren sind auch noch da Dragees bei Influencia, auch Kapseln mit Vitamin C, Pastillen gegen Halswehweh, Ginseng-Extrakt-Intelligenz, Tabletten blau für die Potenz, Zäpfchen, die nicht oral sind, weil man nimmt sie ganz am Gegenteil, Tabletten, die zum Schlafen nützen, und Pasten, die den Magen schützen, 62 so kleine Pillchen zum Verhüten, auch Schlankheitstee in braunen Tüten, ein Nasenspray und Hustensaft, der auch den stärksten Husten schafft. So rollt sie weiter hin zur Türen, vorbei an Tropfen, die abführen, auch an Tinkturen kurzerhand, an Wundpflaster und Schnellverband, an Baldrian zum Nerven stillen, an Ilja-Strogoff´s Knoblauchpastillen, an Wundsalbe vor Infektion … bis sie sich naht der Schranktür schon. Sie drängt sich vor und ist schon froh, doch liegt im Weg ein Placebo! Das scheint der Pille sehr zu gleichen und will partout kein Stückchen weichen. Der Hausherr, nach durchzechter Nacht mit einem Kater aufgewacht, die Pille sucht. Doch weil benommen hat er die falsche eingenommen. Beraubt des Zwecks, die Pille so stürzt lebensmüde sie ins Klo. Fazit: Soll Dir was helfen, gut und recht, achte darauf, das es auch echt! Vor allem: Lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker! 63 Das Wolkenschiff Es war ein schöner Sommertag, sonnig und warm, wie man es mag. Da liege ich auf grüner Wiesen, schläfrig, die Ruhe zu genießen. Ich schau zum blauen Himmel auf wo Wolkenschiffe fahr´n zuhauf, erkenn in manchem Wolkenballen dort Formen, die mir sehr gefallen. Da fällt mir Schatten aufs Gesicht, ich blinzle auf und glaub es nicht: Beugt eine junge Frau sich nieder über die hingestreckten Glieder. Zwei braune Augen schau´n mich an. Ihr Körper mich verlocken kann, anmutig, zart und schlank – ein Bild, vom dünnen Kleid fast nicht verhüllt. Als unters Kleid ein Windstoß fuhr, bewunderte ich die Natur durch ihre offenstehend Blusen mit einem Blick auf ihren Busen. Ihr lächelnd´ Antlitz kommt mir nah. Ich fass´ es nicht, was dann geschah: Sie beugt sich tiefer zu mir nieder, verlockend nah ihr pralles Mieder, spitzt dann den süßen roten Mund, küsst zärtlich mich zuerst mal und... …und??? Hat dieses Bild Euch angeregt? Eure Gefühle tief bewegt? Die Brust beim Atmen eingeengt? – Ein Schlimmer, der was Böses denkt! 64 Was da geschah auf grüner Au war nicht der Kuss der schönen Frau. Mich hat die Phantasie geneckt und eine Kuh mich abgeschleckt. So wird durch Macht der Phantasie zur jungen Frau sogar das Vieh. Feld-Wald-Wiesen-Gedicht Ein Feld liegt in der Gegend rum. Es schmollt und ist vor Ärger stumm, weil es – trotz gründlicher Rasur – ein Stoppelfeld bleibt trotzdem nur. Ein Wald, das sei nicht unerwähnt, sich jetzt zurzeit ganz heftig schämt, weil er – bisher sich schön geglaubt – nun nackt da steht, so ganz entlaubt. Ganz ähnlich geht es auch der Wiesen, auf deren Grün sonst Blümlein sprießen. Sie nur – wenn´s Grün ist ausgelaugt – wie „Feld“ und „Wald“ zum Reimen taugt. 65 Der Hosenknopf Der Hosenknopf, der Hosenknopf, das ist gar kein so dummer Tropf! Er geht den Männern gern zur Hand, ist zuverlässig und galant, denn er verhüt´ mit Takt und Stil, was sonst gar leicht zu Boden fiel und hilft somit alles verstecken, was würde Frauen sonst erschrecken. Die Glühbirne – ein Symbol des leuchtenden Einfalls. Doch manches scheint wohl eher einer Energiesparlampe entsprungen zu sein. Die Lampe Es ist ´ne Selbstverständlichkeit: Ein Schalterklick bringt Helligkeit! Dann machen Lampen ohne Frage die Dunkelheit sofort zum Tage. Die Glühbirn´ als Symbol auch steht, dass einem auch ein „Licht aufgeht“: Wir knipsen an und – Heureka! – ist plötzlich die Idee schon da und sind erleuchtet voller Geist, was scheinbar das Genie beweist. Nur geb´ ich zu, ganz unumwunden, der Schalter wird nicht leicht gefunden, denn manchmal geht es nicht so schnelle, dass einem wird´s im Kopf auch helle. Vor allem wir recht dumm dreinschauen, hat´s uns die Sich´rung rausgehauen. 66 Aufwärts Ein Fahrstuhl soll Gewähr uns leisten, dass er uns wirklich aufwärts bringt. Doch wenn ihm dieses nicht gelingt, dann ärgert es zumeist die meisten, wenn schuld ist auch ein Schildchen nur auf dem man liest: „Reparatur“. Die Zigarre Wer schätzt den Genuss, weiß ihn zelebrieren, und lässt sich von einer „Havanna“ verführen? Zur Feier des Tages wird sie angezündet, damit sie den Duft der Karibik verkündet, mit sonnendurchtränktem Tabakblatt und feinem Aroma, ganz mild und satt. Ihr Rauch kräuselt schwer in kreisrunden Ringen, als wollte sie Lotusgirlanden mitbringen. Die Farbe so braun, mit hauchzartem Gold, wie die Haut der Mädchen, die sie einst gerollt. So feurig die Glut, die glosend uns blinkt, als wenn die Sonne im Meere versinkt. Und als edles Zeichen die Banderole, die kündet davon: „Ich koste echt Kohle!!!“ 67 Die Maus Es eilte eine Maus behände schnell fast bis an das Schreibtischende, eilte zurück und ließ ´ne Spur von Kratzern auf der Politur. Ganz emsig huscht´ sie hin und her, vor und zurück und manchmal quer, wobei ihr langer Mäuseschwanz fast übern Schreibtisch reichte ganz. Nur Tatzenklicken war zu hören, als wollt´ die Maus die Katz´ nicht stören. Doch der war´s schnurzenpiepegal, ob sie herumhuscht wieder mal. Doch für die Hausfrau ist ´ne Maus im Haus der allergrößte Graus! So schimpft sie auf den Stubentiger, legt der sich, statt zu jagen, nieder. Ich aber seh´ die Maus viel frohgemuter, erleichtert sie mir doch… … die Arbeit am Computer. Die Fliege ´ne Fliege fiel in ein Glas Sekt und stellte fest, wie gut der schmeckt. Sie sagt, weil sie nur kannte Wein: „Wie schön ist´s ein Insekt zu sein.“ 68 Die Katze lässt das mausen nicht Als kleines Kätzchen noch verspielt in Socken, Schuhen sie rumwühlt. Die Aufziehmaus ihr Spaß verspricht. Das Kätzchen lässt das mausen nicht. Wenn größer sie, will´s ihr gefallen zu zeigen ab und zu die Krallen, an Sofa, Sesseln und Teppich. Die Katze lässt das mausen nich(t). Auch wenn gefüttert wird sie täglich, ist´s Betteln manchmal unerträglich Sie mauzt um was, das schmeckt köstlich. Die Katze lässt das Mausen nich(t). Und ist´s ein Kater, diese Katze, der stromert rum auf leiser Tatze, wenn eine Kätzin ums Haus strich. Die Katze lässt das Mausen nich(t). Doch ist ´ne Kätzin, diese Katze, ganz schnell auch Nachwuchs sie dann hatt ´se. Von vorn beginnt der ganze Reim, wenn sie das Mausen nicht lässt sein. Miezekatze Der Löwe, der ist zweifellos ´ne Miezekatze – nur in groß. Der Unterschied wird dem gewiss, den diese Mieze einmal biss. 69 Mit Handy, eMail, Telefon, WARP, SMS, Television, längst haben wir sie schon: Die neue Kommunikation. Papierlos Weil wichtig ist Information, in Wort und Bild oder auch Ton. ist Schnelligkeit heute gefragt! Drum sei es deutlich Euch gesagt: Auf Schriftlichkeit wird nun gepfiffen – lieber zum Telefon gegriffen. Bevor zum Brief der Stift gezückt – wird schnell ein SMS verschickt. Keine Buch mehr nötig zum Nachlesen – man ist im Internet gewesen. Und eh´ die Zeitung ist gedruckt – hat man sie längst fernsehgeguckt. Was bisher auf Papieren steht, wird als Datei nun abgelegt. Elektronisch nur noch weit und breit – so wird „papierlos“ heut´ die Zeit! Geht´s ohne Papier so munter weiter, dann wird´s am „stillen Örtchen“ heiter: In Zukunft reinigt man´s Gesäß nur noch mit Wasser und Gebläs´. 70 Frauen und Technik – das passt selten. Man sagt auch, sich begegnen Welten! Doch wenn man sich mal recht besinnt, nicht jedes Vorurteil auch stimmt: Hochtechnisch (High-Tech) Stromlinienförmig, glatt und schnittig die Figur, chromblitzend blinkend auch die Armatur, ein Traum von Stahl und Polymeren, den Frauen immer heiß begehren: Leicht zu lenken und zu bedienen, nimmt Kurven fast so wie auf Schienen, scheint mühelos dahin zu gleiten, behände selbst bei Unebenheiten. Das Herz der Hausfrau schneller pocht, wenn´s leise brubbelnd in ihm kocht, entlässt ´s aus festem Griffe nicht steigt ihr auch Hitze in ´s Gesicht. Wenn sie den Traum hat eingeschaltet, technisch versiert sie ihn verwaltet, brauch keinen Rat von einem Mann, ja, lässt ihn überhaupt nicht dran. Denn Männer selten sich erwärmen, wofür die Frauen heimlich schwärmen. Nur Berge, die sich Bügelwäsche heißen, verderben Freude ihr am Bügeleisen. 71 Beziehungskiste Was warst du einst so wirklich schick, s´war Liebe auf den ersten Blick; allein schon wegen den Konturen schmachtende Seufzer mir entfuhren. Für deine Kurven ich geschwärmt mich für dein Temperament erwärmt, für deine Ausstrahlung und Glanz. Ich wollte dich – komplett und ganz. Dann warst du mein – und ich ein König! Ich war so stolz, verbarg es wenig, und hab mit dir auch angegeben, weil du warst Teil von meinem Leben. Ich hab´ mich gern an dich geschmiegt dich in- und auswendig geliebt und Lustgefühle mich befielen wenn wir dem schnellen Rausch verfielen. Als guter Stern auf unsren Wegen hast Freude du mir stets gegeben! Nun sieht man dir die Jahre an, Kosmetik ändert auch nichts dran, der Lack ist ab, du musst gesteh´n, schön bist du nicht mehr anzuseh´n. Ich geb´ es zu, ich hab seit langem ´ne Liebelei neu angefangen und möchte nach den vielen Jahren was Junges, was ist unerfahren. Als Stimulanz mit allen Sinnen ganz neue Eindrücke gewinnen, und auch Erregendes erleben. das ist zurzeit mein einzig Streben. Bist in die Jahre halt gekommen, hast mir die beste Zeit genommen und, während du bist angerostet, zuviel von meinem Geld gekostet 72 für teuren Sprit und Inspektion. Nun lohnt keine Investition. So will ich dich nicht mehr verwenden musst auf dem Schrottplatz deshalb enden, wo ist für Autos letztes Grab. Das Neue hol ich morgen ab! Schutzengel Die Ehefrau, die uns beschützt, als Schutzengel uns meistens nützt. Nur manchmal bin ich was verwirrt, hab´ ich mich etwa doch geirrt? Da seh´ ich neben Flügeln, weiß, zwei Hörner und den Fuß der Geiß. 73 Engel unsere bessere Hälfte Ein Engel, wie wohl jeder weiß, hat Flügel dran, und die sind weiß. Auch ich kenn´ dieses weiß´ Gefieder, kommt manchmal auch vom Himmel nieder, doch glaub´ an Engel ich nicht ganz. Vielleicht ist es auch nur ´ne Gans? Ein Engel uns unendlich nützt weil er uns täglich auch beschützt. Doch manchmal hat der Engel Pech, dann ist ´ne Beule in dem Blech und statt ich spare Taxikosten fängt´s Auto dort jetzt an zu rosten. Ein Engel in den lichten Höh´n kann für uns weit voraus auch seh´n. Doch manchmal sind die Engel blind weil in´s Gespräch vertieft sie sind, am Telefon dann ganze Stunden sind sie der Wirklichkeit entschwunden. Ein Engel leitet uns zum Guten, bewahrt uns vor des Teufels Gluten. Doch wenn es kommt nur etwas Kälte bekommt von ihm man gleich die Schelte: „Wie sorglos bist du doch, mein Mann, mach mir bloß den Kamin gleich an!“ Doch lasst den Engel „Engel“ sein, denn ohne ihn wär´n wir allein. 74 Wortspielereien Jeder will was werden seit er hier auf Erden: Der eine will nur werden groß, ein and´rer viel verdienen bloß, und mancher will auch Amt und Macht! Wohin das führt, gebt nun fein Acht: Der Werdegang Wenn darin keine „-erde-“ wär´ dann wär´s kein Werdegang nicht mehr. Doch wie soll man das Leben füllen um den Karrieredrang zu stillen? Mit „-ehr-´“ wird es gar kriegerisch, und ich behaupte frevlerisch, dass Ellebogentaktik oft ihn fördert, manchmal unverhofft. Mit „-ahl-“ es meistens besser geht, wobei danach so mancher steht im Amt, das er so nicht gewollt wenn andre meinen, dass er sollt. So mancher Werdegang mitunter, führt auch, wenn er ist mit „-eltunter-“ zu einem Ende, das mit Schrecken am Anfang man konnt´ nicht entdecken. Nun endet ohne Sang und Klang mit „-eg-“ mein Wortspiel Abgesang. 75 Flüssiges und Überflüssiges 76 Lukullische Moritat über den Spargel Ein Spargel in der Frühlingszeit wagt sich hervor – ein Stück zu weit! Kaum ist sein Köpfchen vorgekrochen, wird er tief unten abgestochen, so dass sein junges Leben endet. Er wird in Kisten rasch versendet. Beim Kaufmann liegt er im Regal, da ist es ihm schon längst egal: Sein schlanker Körper wird erwählt, zu einem Bündel zugezählt, und landet dann, noch richtig frisch, zum Mittag auf dem Küchentisch. Mit einer Klinge man ihn schneid´ und zieht die Schale ihm vom Leib. Er weiß noch nicht, wie ihm geschieht, wird er in heißem Sud verbrüht, durch eine Zange drangsaliert und dampfend auf dem Tisch serviert, mit heißer Butter überschöpft und dann zuletzt – auch noch geköpft. Und die Moral von der Geschichten: Sei vorwitzig – mitnichten! 77 Delikates Wenn man die Pfalz besuchen kommt, es allen Gästen meistens frommt, die Winzerstuben zu studieren, um köstlich´ Weine zu probieren. Ein jeder ist auch gern dabei, besucht man die Schnapsbrennerei, weil hier der Geist im Glase steht, bevor er dann zum Kopfe geht. Auch kehrt man ein zum Kennenlernen, in Strausswirtschaften und Kavernen was Pfälzer Küch´ zu bieten hat und – um zu essen sich mal satt. Bei Leberknödel, Fleischknepp, Kraut, in großen Bergen aufgebaut, ist jeder liebend gern dabei, wer kräftig frönt der Völlerei. Jedoch beim Pfälzer Leibgericht verzieht fast jeder sein Gesicht und will partout es nicht mal wagen, zu kosten etwas vom „Saumagen“. Dabei ich mir ganz sicher bin: Es ist vom Schwein das Beste drin! Nur ist die Hülle von der Sau – vom Magen, nimmt man´s ganz genau. Bei Weißwurst, Wienern, oder Knackern, kein Zweifel will da je aufflackern, da ist im Kopf niemals Alarm. Jedoch die Hülle ist vom Darm! Drum besser ihr dort Essen geht, wo ihr die Speisen nicht versteht und dann bestellt in nobler Suite: „L´ estomac de la truie“. 78 Kaffee „K-A-F-F-E-E, trink nicht so viel von dem Kaffee! Denn dieser schwarze Türkentrank, schwächt nur die Nerven, macht dich krank. Drum sei doch nur kein Muselmann, der davon gar nicht lassen kann.“ Dies Lied aus alten Kindertagen kann ich fast gar nicht mehr ertragen, denn fehlt mir dieses Elixier kein Muntermachen hilft dann mir. Auch hat die Wissenschaft bewiesen, wenn wir in mäßig nur genießen hilft er dem Herzen und Verstand, macht hurtig auch den Bummelant. Man braucht sich deshalb nicht zu schonen beim Labsal aus den braunen Bohnen, und ihn genießen Tag für Tag egal wie man ihn trinken mag. Mal mit viel Milch, bis er ist weiß, mal zuckersüß, gleich löffelweis´, mal bleibt er schwarz, so ganz natur, mal mit ´ner Haube Sahne nur. Mal muss er stark sein, zum Erwecken, um Lebensgeister aufzuschrecken und manchmal sei er besser schwach, damit er nicht so munter mach. Mal braucht man ihn gleich literweise, mal nur ein Tässchen, beispielsweise, mal soll er heiß sein, oder lau… Egal, mein Kaffee macht mir meine Frau. 79 Nüsse Oft gilt die Erkenntnis: Sind gut fürs Gehirn sie stärkten ´s Gedächtnis, erhellen die Birn´. Ich lieber verzichte auf diesen Genuss weil bei der Geschichte ich spür´ die Kopfnuss. Obst ist gesund Man sagt so oft: „Obst sei gesund!“ Vor allem Äpfel mit Pektin bestärken uns in dem Befund mit Ballaststoff und Vitamin. Ob Boskop, Gloster, Cox Orange, Elstar, Berlepsch und Gravensteiner, genannt sei im Zusammenhange auch Klarapfel und Rotpass´aimer. Auch Idared und Granny Smith, der Jonasgold, Delicius, was in der Schale liegt am Tisch, ist sehr gesund und ein Genuss. Nur eine Apfelsorte stets vermeide: Den Zankapfel. Bringt nur Verdruss! Uns meistens auch das Wohl verleidet, wenn reinbeißen man manchmal muss. 80 Klagseufzer eines vierfachen Vaters. Letheschwund Der Mensch, den man den Pfälzer nennt, von klein auf er die Lethe* kennt, hat er sie doch in jüngsten Jahren schon mit der Muttermilch erfahren. Gewöhnt an diesen Beigeschmack ist er als Kleinkind schon auf Zack die letzten Tropfen auszuschlecken die in geleerten Gläsern stecken. Bald zeigt er sich ganz brav bestrebt, wie Korken man aus Flaschen hebt. Die Hilfe, zu der Eltern Gunsten, lässt Lethe seltsam schnell verdunsten: Bevor gefüllt das Dubbeglas hat er genascht davon auch was. So kleinliches Stibitzen kann sich zu Verlusten ändern dann, kommt er ins jugendliche Alter. Man wird zum Kellermeister und -verwalter, beginnt die Flaschen abzuzählen, ob denn nicht wieder welche fehlen, kennzeichnet Sorten in den Steigen damit er sich nichts kann abzweigen. Doch alles Rechnen ist vergeblich, der Schwund inzwischen sehr erheblich. Ein Schloss, das Weinverlust verhindert, ihn nur gewisse Zeit vermindert bis dass ein Nachschlüssel parat, den er sich nachgebastelt hat. So Letheschwund, mal aufaddiert, sich kistenweise bald summiert. 81 Und wenn man denkt, es geht nicht schlimmer bringt Freunde mit er noch aufs Zimmer – wobei ich längst es nicht mehr wage zu stören deren Trinkgelage. „Paps“ heißt es Tags darauf noch keck, „die letzte Lethe ist nun weg. Geh´ einmal los, neue zu kaufen, sonst hast du morgen nichts zu saufen!“ Sind Kinder groß, ist auch kein Schluss mit ihrem frohem Trinkgenuss, denn wenn sie zu Besuch gekommen wird stets ein kräft´ger Schluck genommen. So geht mein Weinvorrat zur Neige, so pro Besuch ´ne halbe Steige. Drum Eltern in der schönen Pfalz Am besten mit dem Spruch ihr halt´s: Es lohnt sich nicht, den Wein zu horten trinkt ihn mit Freunden aller Orten. „Nun Prost“, gefüllt das Glas zum Wohl, bevor ich noch ´ne Flasche hol´, dem Nachwuchs gönn´ ich die Ration, zu lernen Pfälzer Tradition. * althochdeutsch für „Wein“ Hoffentlich Im Wein liegt Wahrheit, wie ihr wisst, wenn ´s nur in Wahrheit Wein auch ist. Behauptung Nun, die Behauptung leider lügt, dass in dem Wein „die Wahrheit liegt“. Dies mag im großen Fass wohl stimmen – in meinem Glas nur Fliegen schwimmen. 82 Ermahnung Die Pfalz, die ist im ganzen Land als Weinhersteller gut bekannt. Im Angebot wird viel geboten, von Weiß, Rosé bis zu dem Roten. Schnell ist ´ne Flasche auch besorgt, wenn nicht – wird sie halt ausgeborgt, der Kork gezogen, eingeschenkt. Bevor man trinkt sei noch gedenkt: Solang der Wein im Glase funkelt, er unsren Geist noch nicht verdunkelt. Gefährlich wird der Rebensaft dem, der genießen ihn nicht schafft. Denn schüttet Wein man in den Bauch steigt dieser schnell zu Kopfe auch, die Zung´ wird schwer, die Worte lallen, bis dass man untern Tisch gefallen. Trinkt man den Wein jedoch nicht schnell wird Geist und Witz erleuchtend hell kluge Gedanken über Wein, die fallen einem plötzlich ein. Drum Leute glaubt und höret hin: Der Wein kann sein wie Medizin! Er hilft, wenn nur die Dosis klein zum Fröhlich- und zum Glücklichsein. 83 Wildfang An Mauern, Drähten und Gerüsten rankt unverdrossen sie sich rauf, der Rebe mag es gar gelüsten, dass sie auf Bäume wächst hinauf. So unverwüstlich und robust treibt jedes Frühjahr sie aufs neu aus altem Knorzen kraftbewusst, wie Unkraut wuchernd ohne Scheu. Erst unter Winzers Pfleg´ und Händen wird sie zum edlen Strauch gestutzt. dass pralle Beeren sie dann spenden, die reif zum Keltern dann genutzt. Da gärt im Fass der süße Saft, bis aus dem Saft wird Wein und fleißig stets der Winzer schafft bis dass er klar und fein. So wird ein wilder Pflanzensprossen durch Mühe und Geduld erzogen und ganz unverdrossen geformt zu unsrer Huld. Das mir so durch den Kopf durchgeht, denn wer denkt schon daran, wenn funkelnd Wein im Glase steht. Darauf stoß´ ich nun an. 84 Gern wär´ auch ich einmal Poet! Nun weiß ich endlich wie es geht: Poet Der Wein ist uns ein guter Freund, der man sich anvertraut, ein Optimist, ein Architekt, der manches Luftschloss baut. Reicht gar zum Verse schmieden die Muse diesen Trank beflügelt er die Phantasie – drum sagt der Rebe Dank. Nur manchmal reicht ein Schoppen nicht, um die Idee zu fassen, ein dritter folgt dem zweiten nach um Reime einzupassen. Wenn fleißig so ein braver Mann manch´ Liter schon getrunken hat, so nennt man den Genießer dann auch gerne „Liter-at“. Da Wein auch gern den Kopf verdreht, hat er, eh´ man´s gedacht, schnell aus des Kopfes Gegenteil draus ein „Po-et“ gemacht. Wie sonst sollten gelingen mir Verse so im Nu? Auch ich bin ein Poete und proste euch nun zu. Gesundheit Wer täglich einen Schoppen hebt wahrscheinlich hundert Jahre lebt. Nur der die Freude sich verdirbt, wer viel zu früh zuvor verstirbt. 85 Lob der Lethe Am Fenster rinnt Regen hernieder. Wir sitzen zusammen mal wieder. „Schatz, ich hol noch Lethe, auch wenn es schon späte.“ Kaminfeuer wärmt unsre Glieder. Dann schenk´ ich vom blutroten Wein uns beiden ein Gläschen voll ein. Im klingenden Glas als funkelndes Nass kann Lethe so wunderbar sein. Mein Gläschen schmeckt herrlich und fein, da kann es ein zweites auch sein. Der Wein tut so gut und geht mir ins Blut, so füll´ ich ein drittes noch ein. Ich fühl´ mich ganz seltsam belebt, den Arm längst schon um sie gelegt, wir kommen uns nah, wie´s früher oft war. „Mein Schatz, weißt du was mich bewegt?“ „Wenn ich ins Gesicht dir so schau´ ich fast meinen Augen nicht trau´: Dein Fältchen-Gesicht erscheint jugendlicht, ´grad wie du warst als junge Frau. Auch unter der sonst flachen Blusen, da wölben sich wieder zwei Busen und Röllchen am Bauch verschwinden nun auch. Ich möchte so gern mit dir schmusen.“ Mein Gläschen ist schon wieder leer, da muss noch ein weiteres her. Das tut mir so gut und macht mir auch Mut, auch wenn mir die Zunge schon schwer. 86 „Mein Schatz, das muss ich erwähnen, statt grau scheinen goldblond die Strähnen, dein sonst strenger Mund wirkt sinnlich und rund, nach dem ich beginn´ mich zu sehnen.“ Das nächste Glas wurd´ nicht getrunken. Im Kuss sind wir danach versunken. Das Licht geht nun aus. Die Verse sind raus. Oh Lethe, was machst du uns trunken! Im Wein liegt Wahrheit Was Wein so manchmal Wunder macht, darüber der verlegen lacht, wer seine Wirkung hat erlebt, weil er nach Wahrheit hat gestrebt. Wenn oft das Glas geleert´ zum Grund ergab sich häufig der Befund, dass man wohl Wahrheit hat verkündet, doch das Erinnern daran schwindet. Drum hebt das Glas und trinket wohl! Gefährlich ist nur Alkohol. Kork Der Winzer klagt, dass Kork so rar. Ich finde das ganz wunderbar, weil ohne Kork man leichter schafft zu kommen an den Rebensaft und jeder kann nun öfter hoffen, dass schon die Weinflasche ist offen. 87 Schoppenweise Beim ersten Schoppen schmeckt es fein, schenkst du vom gold´nen Wein dir ein, hast an die Menge dich gewöhnt und mit dem Dubbeglas* versöhnt. Beim zweiten hat es angefangen, dass färben rot sich deine Wangen und Worte sprudeln dir empor, voll Witz und Geist und mit Humor. So ab dem dritten wird es heiter, du leerst dein Glas und redest weiter: Die Welt willst aus den Angeln heben und umgestalten aller Leben. Nach weit´ren Schoppen geht´s an Herz, nun packt die glatt der Weltenschmerz. Zwar hört dir keiner bald mehr zu, doch hast du nun zum Trinken Ruh´. Nach jedem weit´ren Glas – in Schüben – beginnt´s Bewusstsein sich zu trüben. Ob du noch schwätzt, ob du nun singst, dich schlicht blamierst oder nur trinkst: Am nächsten Tag du nichts mehr weißt. So sich des Weins Wohltat beweist! * Dubbeglas = Pfälzer Trinkgefäß, ½ Literglas Durst Nicht nur weil ich ein Pfälzer bin geb´ ich mich Trinkgenüssen hin, auch Lob und Stolz, die sind mir Wurst, ich trinke gern, nicht nur zum Durst. 88 Sparsamkeit Beim Weine, da kann man recht sparen, denn Geld wird nur dann klug riskiert, da ist ein jeder sich im Klaren, wer schöppchenweis´* es investiert. Bist du nach dem ersten zufrieden, weil Wirklichkeit endlich verblasst, kippst gleich einen zweiten hernieden, dass Ruhe und Muße du hast. Der dritte wird langsam getrunken, das Schöppchen gemütlich umfasst. In Tagträume danach versunken vergeh´n dir die Eile und Hast. So hast du Genuss lange Stunden, dein Geld wird auch nicht aufgezehrt, weil du, wenn du gehst nach den Runden, hast nur eine Flasche geleert. *Schöppchen = ein Viertele 89 Streit Was wächst im weiten Rebenmeer, gepflegt von Winzermessern, in Vielfalt, die beeindruckt sehr, wenn sie gereift in Fässern. Der Riesling, Thurgau wird genannt der Kerner und Burgund, Traminer, Scheu ist auch bekannt, tut man von Weißen kund. Bei Roten Cabernet man nennt, auch Acolon, Merlot, sowie Dornfelder und Regent, Trollinger, Noir Pinot. Da streiten sich die Leute rum, ob weißer oder rot gesund sei, oder mache dumm in Litern oder Lot. Das Streiten aber stört mich nicht, ich höre gar nicht zu. Ich trinke jetzt mein Weinglas leer und habe meine Ruh´. 90 Schaumlethe Was perlt so herrlich da im Glase und bitzelt mir in meine Nase? Wirft Bläschen gar in meinem Blut und tut der Seele auch so gut? Was ist´s, ...was die Proleten einfach saufen, womit Neureiche Schiffe taufen und Sieger noch auf dem Podest damit die Zuschauer durchnässt? ...was in den Bars, ist Mann beweibt, die Kosten in die Höhe treibt und in Aristokratenkreisen man braucht zum Lebensart beweisen? ...was einzig wegen Korkenknallen uns zu Sylvester will gefallen und dient bei Offiziellen wohl des meistens als Statussymbol. Das scheint mir alles wie Verhöhnung! Die Schaumlethe* ist Lethes Krönung! Wenn Luftperlen im Glas aufsteigen beginnt der Tanz der Feen im Reigen und Leichtigkeit schwebt durch den Raum erfüllt uns damit jeden Traum. Unmerklich machen Feen beschwingt bis es in unsern Herzen singt und man stellt fest ganz unbeschwert: Das Leben ist so lebenswert! * Schaumlethe = Sekt oder Champagner 91 92
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