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1
4. Auflage
 2010 Autor Wilfried Diwisch
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Zitieren der Gedichte, unter Angabe des Autors, ist gestattet, ja sogar
erwünscht.
2
Noch kein Schock, aber
sieben und ½ Dutzend
(Unge-) Reimtheiten
Man muss sich nicht streiten
bei Ungereimtheiten,
weil manchmal der Witz
kommt spät wie ein Blitz,
nur so, um euch Spaß zu bereiten.
3
Hineingeschmiertes
Tintenklecks und Musenkuss
Seite
7
Musenkuss
Tintenklecks
Fantasie
Die Idee
Echt Deutsche Dichtung
So nett
Dichterlos
Für die Katz
Freude und Harmonien
17
Glück
Blickrichtung
In-die-Welt-komm-Tag
Metamorphose
Freundschaften
In Freundschaft
Voll sein
Freund
Wie das Brot zum Leben
Weisheit
Der Ton
Kein Ton macht Musik
Jahreszeitliches
27
Herbst
Goldner Herbst
Herbstreklame
Treibjagd
Dunkelheit
Blitzeis
Eiszapfen
Kalter Dieb
Gefroren
4
Hineingeschmiertes
Seite
Adventszeit
Tannenbaumwunsch
Der Mistelzweig
Mogelpackung
Weihnachtsmarkt
Der Weihnachtsschmaus
Weihnacht im 21. Jahrhundert
Weihnachtsgruß
Jahreswechsel
Feuerwerk
Sylvesterrakete
Die Osterglocke
Ein Regenwurm
Kriminell
Der Lenz ist da
Der Frühling
Frühlingsgefühle
Hasenplage
Kokolores
59
Beim Augenarzt
Die Pille
Das Wolkenschiff
Feld-Wald-Wiesen-Gedicht
Der Hosenknopf
Die Lampe
Aufwärts
Die Zigarre
Die Maus
Die Fliege
Die Katze lässt das Mausen nicht
Mietzekatze
Papierlos
Hochtechnisch
Beziehungskiste
5
Hineingeschmiertes
Seite
Schutzengel
Engel
Wortspielereien
Flüssiges und Überflüssiges
76
Lukullische Moritat
Delikates
Kaffee
Nüsse
Obst ist gesund
Letheschwund
Hoffentlich
Behauptung
Ermahnung
Wildfang
Poet
Gesundheit
Lob der Lethe
Im Wein liegt Wahrheit
Kork
Schoppenweise
Durst
Sparsamkeit
Streit
Schaumlethe
6
Tintenklecks und Musenkuss
7
Es ist nicht alles Geist, was blitzt,
und auch so mancher Reim nicht sitzt.
Oft ist´s nicht mangelndes Vermögen,
dass mancher Reim so schlimm verbögen:
Musenkuss
Zum Dichter wird man nicht geboren.
Es braucht die Muse, die uns küsst.
Sonst sind die Verse unvergoren
und was man stammelt ist nur – Mist:
Das Versmaß hinkt, der Jambus stolpert,
so manches ist auch schlecht gereimt,
der Satzbau stelzt, der Rhythmus holpert,
dass man am liebsten drüber weint.
Drum würd´ ich gern die Muse küssen
und schau´ mich um im ganzen Lande.
“Wie sieht sie aus?“ müsst´ ich nur wissen,
weil keine Muse ich erkannte.
So küss´ ich deshalb jedes Mädchen,
und wünsch bei jeder insgeheim
– mein Hoffen hängt am seid´nen Fädchen –
sie wird die echte Muse sein!
8
Tintenklecks
So manchmal, wenn ich sitz und fechs´*,
hab ich auf dem Papier
ganz plötzlich einen Tintenklecks,
in meinem Reim vor mir.
Er grinsend breitet sich da aus,
ich bin ganz von den Socken,
macht meinen Versen den Garaus,
weil ich komm nun ins Stocken.
Je mehr er auseinanderfließt,
je schwerer fällt es dann,
dass Worte ich in Reime gieß,
beend´, was ich begann.
Es ist, als ob mir die Idee
darin mir fast ertrinkt,
in einem schwarzen tiefen See
haltlos hinab sie sinkt.
Kein Löschpapier mich jetzt noch rettet.
Der Klecks, der trocknet langsam an,
und zwischen Zeilen so gebettet
unüberwindlich werden kann.
Soll ich von vorne nun beginnen,
ergeben mich dem Tintenklecks?
Weil droht die Zeit mir zu verrinnen
ich einfach weiter los drauf fechs´.
Zwar kommt die Dichtung nun zum Ende,
doch das Ergebnis wollt´ ich nie.
Wie ich es drehe oder wende,
der Klecks besiegt mich Reimgenie.
*fechsen = mittelhochdeutsch, meint eigentlich „fassen“ aber auch „Schriftstück
abfassen“, hier Gedanken fassen und niederschreiben
9
Fantasie
Die blauen Blumen „Fantasie“
blühen in Kinderträumen.
Unschuldsgedüngt erwachsen sie
gar mächtig hoch zu Bäumen.
Bauklötzchen werden „Eisenbahn“
ein Kissen wird zum „Hündchen“,
die Seifenschale gar zum „Kahn“
– lauscht man dem Kindermündchen.
Zum „Püppchen“ wird ein Ringelsöckchen,
zur „Flöte“ gar ein blankes Stöckchen,
aus Sand ein herrlich lecker „Kuchen“
- zum Spielen brauch kein Kind lang suchen und aus Staniolpapiergeknitter
die „Rüstung“ für den edlen Ritter.
So ungehemmt Ideen sprießen
noch in den ersten Kinderjahren,
sie uns dann nach und nach verließen,
erwirbt man mit der Zeit Erfahrung.
Nur Logik, Zahl, Realitäten,
die man berechnen, fassen kann,
und Fakten sind die Qualitäten,
die zählen in der Welt profan.
Die blaue Blume, die verkümmert,
wenn Fantasie ein Störenfried,
und man nicht mehr so unbekümmert
die Welten hinter Welten sieht.
Doch wie dem Alltag sich entwinden?
Wo frei sich noch entfalten,
die blaue Blume wiederfinden
zum Träumen und Gestalten?
Die Lyrik hilft mit Vers und Reim
in Fremdes einzutauchen
lädt uns zu Fantasien ein
und wieder sie gebrauchen.
10
Und ist sie erst einmal im Kopf
wird sie auch bald zu der Tat:
Man schneidet ab manch´ alten Zopf,
entstaubt ´s Antiquariat.
Ideen und Wünsche werden wahr,
man traut sich Neues zu,
wird unternehmungslustig dann sogar
und nichts bleibt mehr tabu.
Man hat dann wieder neuen Schwung,
lässt Träumen ihren Lauf,
wird innerlich auch wieder jung
mit Freude, Spaß zuhauf.
Dann kann das Leben man genießen,
ganz locker, froh und heiter
Und – wissenschaftlich auch bewiesen –
man lebt viel länger weiter.
Wenn Fantasie wieder erblüht,
wird ´s Leben leicht wie ´s Spiel,
ideenreich es Funken sprüht
und nie wird es zuviel!
11
Die Idee
Was ich jetzt brauch´ ist ´ne Idee,
die Dichtung zu bestreiten,
doch die liegt faul am Kanapee,
und schläft und döst beizeiten.
Ich bring ihr eine Tasse Tee,
um sie mal aufzuwecken,
doch gähnt sie nur, meine Idee,
die Glieder räkelnd strecken.
Ich stell´ noch Zuckerkuchen hin
um sie hervor zu locken,
doch kommt sie mir nicht in den Sinn –
bleibt einfach ruhig hocken.
Auch die Musik, Mozart und Bach,
die aus dem Radio schallen,
macht die Idee nicht richtig wach,
um mir dann einzufallen.
Zu guter Letzt fällt mir doch ein,
wie ich sie aktiviere:
Es muss ein Glas vom Branntwein sein,
oder auch zwei bis viere!
Nun endlich hebt sich die Idee
und kommt mir in den Sinn,
springt munter auf vom Kanapee,
dass ich beschwipst fast bin.
Gedankenblitze zucken jäh! –
Die schreib´ ich sofort auf
und reime sie, meine Idee!
Da trink´ ich einen drauf!
12
Echt Deutsche Dichtung
Vergil´, Sokrates´, Plato´s Sprüche
werden als Weisheit gern zitiert. –
Mein Kunstwerk dient in Klo und Küche,
bis dort wird endlich tapeziert.
Shakespeare schrieb englisch in Sonetten,
Voltaire französisch und in Reimen. –
Was ich hier dichte, möchte´ ich wetten,
interessiert mal wieder keinen.
So sehr man sich auch tüchtig plagt,
bemüht das Hirn und auch Genie,
bleibt Anerkennung mir versagt,
auch wenn meins „Mäid in Dschämänie“.
Denn mein Werk ist – als Qualiteht –
mehrfach geprüft mit Akribie:
Darin kein einzig Fremdwort steht,
gesiegelt: „Mäid in Dschämänie“!
Den Zeitgeist such ich einzufangen,
auch wenn der Syntax stimmt fast nie,
in Reimen soll es mir gelangen,
mein Dichtwerk: „Mäid in Dschämänie“!
Mein Versmaß humpelt oder stolpert.
Fünf Füß´ am Jambus? Doch nur wie?
Auch wenn beim Vortrag es dann holpert,
seid sicher: „Mäid in Dschämänie“!
Kein Plagiat, nichts imitiertes,
nichts abgekupfert, ausgelieh´.
Nur Eingefall´nes, Hingeschmiertes,
doch immer: „Mäid in Dschämänie“!
Mein Werk soll in Kalendern stehen,
bekannt als Dichtkunst, Poesie,
auf dem Plakat allseits zu sehen,
geprüftes: „Mäid in Dschämänie“!
13
Für Regeln, wie der Reim sich wechselt,
man manchmal wirklich lange drechselt...
So nett
Auch ich wollt´ ein Sonett gestalten,
im Rhythmus und in feinen Reimen,
zusamm´gefügt im Insgeheimen,
so wie es ehedem die Alten.
Bevor ich habe angefangen,
mir auch den Syntax eingebläut.
An dem Ergebnis merkt ihr heut´,
wie schwer mir fiel dies Unterfangen.
Es kann halt wirklich nicht ein Jeder,
den nicht die Muse auserkoren!
Der Vers fließt schwerlich aus der Feder.
Solang es aber stört noch keinen –
und Dichter werden nur geboren –
bleib weiter ich bei Schüttelreimen!
14
Dichter„los“
Ich sitz´ vor einem Blatt Papier
und überleg´, was schreib´ ich hier:
Soll mahnend ich den Finger heben
mit Weisheiten aus meinem Leben?
Soll ich hier dichten über Sachen,
die bringe meistens mir ein Lachen?
Und wie ich sinne und hier sitz´,
ich erst einmal die Feder spitz´,
dreh´ auf danach das Tintenfass
und mache meine Feder nass.
So vorbereitet und gerüstet
es mich nach Poesie gelüstet:
Von Mägdelein und zarten Banden
und wie die zwei zusammenfanden,
von Blüten und von Rosenduft
und der Natur, die sanft uns ruft.
Da merke ich es – zwick und zwack –
wie packt mich da der Schabernack:
Vielleicht kann ich ja auch berichten
von Unsinns- oder Sachgeschichten,
die mit dem Ende vehement
verblüffen, weil es keiner kennt.
Da stört des Dichters tiefstes Sinnen
vom Küchenherd der Gattin Stimmen:
„Was ich gerade denn so treibe?“ –
Ich säße hier am Tisch und schreibe. –
„Wenn ich zu tun nichts Bess´res wüsste…
…dann schreib doch mal die Einkaufsliste!“
15
Es gibt kein Tier,
für das der Mensch so viel tut, wie für die Katz´!
Für die Katz´
„´s war für die Katz´´“, so mancher sagt,
der sich mit Reimen hat geplagt,
und traf doch nicht des Pudels Kern,
nur Wortgeschwafel weit und fern.
Des Pudels Kern wirklich zu kriegen,
und punktgenau im Vers obsiegen,
ist leicht gesagt, doch schwer getan,
weil meistens kommt man schwer nur ran:
Denn kaum ein Pudel hat es gern,
wenn schleicht die Katze um den Kern,
so dass die beiden sich beizeiten
gar heftig um das Spielzeug streiten.
Dann geht es manchmal wirklich rund,
wenn darum toben Katz´ und Hund,
durch Haus und Hof, um alle Ecken,
und dabei die Ideen verschrecken.
Selbst wenn die Katz´ zeigt ihre Krallen,
lässt sich kein Hund das gern gefallen:
Des Pudels Kern er laut verkläfft
und seinen Dichter er veräfft.
Deshalb sei Euch von hier gesagt:
Wer stets des Pudels Kern nachjagt,
der findet dabei einfach nie
die Ruhe für die Fantasie.
Drum einfach los, Worte gesetzt
und später frei drauf los gefechst*,
gebt dem Ergebnis kein Gewicht:
Die Katze lässt das Mausen nicht.
*fechsen = meint auch Aufgeschriebenes „vortragen“
16
Freude und Harmonien
17
Glück
Die Zukunft und Vergangenheit,
die hatten miteinander Streit,
denn beide waren nicht gefeit
vor Arroganz und Eitelkeiten.
Die Alte keift die Jugend an
“Du, du bist noch gar nicht dran!“ –
doch schnippisch die erwidert dann
“Du, du bist schon abgetan!“
Die Gegenwart ist unterdessen
still zwischen diesem Paar gesessen.
“Das Glück“, denkt sie, „das große Glück,
blickt nicht nach vorn und nicht zurück.
Das Glück – das ist ein Augenblick.“
Blickrichtung
Man fragt sich am Geburtstagstag
welch´ Blickrichtung man lieber mag:
Den Blick zurück, was ist vergangen,
den Blick voraus, was angefangen?
Egal,
welch´ Blick Ihr lieber habt von beiden:
Gesundheit, Frohsinn sollen bleiben!
18
In-die-Welt-komm-Tag
Den nächsten In-die-Welt-komm-Tag
manch´ einer sich ersehnen mag,
der ungestüm, jung, frisch noch lebt,
nach Rechten der Erwachsnen strebt.
Da kann er es fast kaum erwarten,
ins neue Lebensjahr zu starten
und sich beileibe gar nicht ziert,
wenn sich ein neues Jahr summiert.
Doch kommt man etwas in die Jahre
man lieber langsamer verfahre,
erlebt das Fest wohl Jahr für Jahr,
ganz dankbar, was noch gestern war.
Auch warnt ganz leise die Erfahrung,
Erinnerung und Offenbarung,
dass, was demnächst noch kommen mag,
sei meistens Mühe oder Plag´.
Die Freudentage sind gezählt,
das Zipperlein auch manchmal quält,
der Arzt verbietet den Genuss
und arbeiten man auch noch muss.
Bist´ dem Zenit schon wieder fern,
so freut man sich stets wieder gern,
wenn Freunde sich um einen scharen,
die man gewonnen in den Jahren.
Und feiern, dass man lang noch lebt,
noch kräftigt hoch das Glas mit hebt,
das Kind im Manne leben lässt –
bis zu dem nächsten Wiegenfest.
19
Metamorphose
Silberfäden zieh´n durch´s Haar,
das am Kopfe uns umwallt.
Unbestreitlich ist es wahr
als ein Zeichen: Man wird alt –
wenn es nicht vorher ausfallt.
Es betonen die Figur,
nicht wie früher es mal Brauch,
Bizeps-Rundung die Kontur,
sondern eher unser Bauch –
meist in Rollen mehrfach auch.
Von athletischer Natur
unser Gang, frisch, federleicht,
ähnelt heut´ ´ner Kreatur,
die ´nem Dinosaurier gleicht –
wenn gebückt man umher schleicht.
Unsre Stimme, einst sonor,
wenn ein Lied man mitgesummt,
heute nichts mehr mit Tenor,
nur als Bass man tief mitbrummt –
oder besser gleich verstummt.
Was der Jugend musste weichen,
das erkennst du irgendwann,
sind doch nur die äuß´ren Zeichen,
denn im Alter wächst heran –
erst das wahre Kind im Mann.
20
Freundschaften
Die erste Freundschaft, die man schließt,
im Sandkasten beim Bauen,
wird einem allzu schnell vermiest,
wird man vom Freund verhauen.
Auch in der Schulzeit sie nicht bleibt,
wenn Banknachbarn verpetzen,
dass man beim Klassentest abschreibt,
und fraglich wird´s Versetzten.
Die echte Jugendfreundschaft dann
denkt man, die ist von Dauer.
Geht´s um ein Mädchen irgendwann
wird selbst der Kumpel sauer.
Die Freundschaft in der Arbeitswelt
wird nur solang gelebt
bis nach Karriere, Macht und Geld
auch der Kollege strebt.
In Kneipen oft bei Bier und Rauch
wird Freundschaft schnell geschlossen.
Genauso schnell vergeht sie auch
ist´s letzte Bier genossen.
Oft erst im Alter man erkennt,
rückblickend als Beweis,
wen man als echten Freund noch nennt,
wenn spärlich wird der Kreis.
21
In Freundschaft
„In Freundschaft“ – das ist schnell gesagt,
der Spruch wird gern genommen,
doch wenn man ihn mal hinterfragt,
bleibt oft der Sinn verschwommen:
So heißt´s:
„Was echte Freundschaft muss begleiten
ist Mitgefühl am andern Sein.
In guten wie in schlechten Zeiten
steht für den anderen man ein.“
Gemessen wird der meist der Wert
bei Sorgen und Problemen,
dass man dann nicht den Rücken kehrt
und hilft bei Unbequemen.
Doch wahre Freundschaft sich beweist
nicht nur in dunklen Stunden.
Wer wirklich sich ein Freund denn heißt
kann´s fröhlich auch bekunden:
Ein Freund, der mit dir lachen kann,
für Spaß und Freude sich begeistern,
steht auch bei Sorgen seinen Mann,
um freudig sie zu meistern.
Drum sucht den Freund, der fröhlich ist,
ein Optimist im Ganzen,
weil der bei Sorgen nicht vergisst
dir Hoffnung einzupflanzen.
22
Voll sein
Und bringt mir noch ein nächstes Glas,
mich dürstet noch nach Lethe*.
Mich dürstet noch nach irgendwas,
auch wenn ich voll so späte:
Bin voll der Freude heute Nacht
in Euren dichten Kreisen,
wo echte Freundschaft trunken macht –
das muss sich nicht beweisen.
Bin voll des Lachens, Glücklichsein,
den Alltag schnell vergessen.
Es ist so gut bei Euch zu sein,
bin richtig drauf versessen.
Bin voll des Dankes, voller Mut
Gefühl in Worte fassen.
Es tut mir einfach richtig gut,
kann gar nicht davon lassen.
Mich dürstete, Ihr merkt es wohl,
nach Worten – nicht nach Alkohol.
* althochdeutsch für Wein
Freund
Ein Freund, den findet man nicht eben
so einfach mal in seinem Leben.
Drum freue dich an dem Geschick,
wenn Du hast wirklich soviel Glück.
23
Wie das Brot zum Leben
Um Wichtigkeit zu unterstreichen
bemüht man sich gern mit Vergleichen.
So sagen viele auch mal eben:
„Die Freundschaft sei das Brot zum Leben!“
So ganz stimmt wohl nicht der Vergleich:
Denn Brot wird altbacken sogleich
und bleibt nicht lange wirklich frisch,
liegt es herum so auf dem Tisch.
Niemand mag solchen trocknen Kanten
den gönnt man höchstens noch Vaganten,
oder man kann ihn noch verwenden
am See beim Füttern von den Enten.
Dagegen Freundschaft wird erst fest
die man geduldig wachsen lässt.
wird aufgefrischt beim Wiederseh´n,
je länger diese bleibt besteh´n.
Ja, Freundschaft, die ist sehr beliebt,
die man mit Freuden weitergibt,
von Freundschaft hat man nie genug,
man leidet höchstens bei Entzug.
Drum ändert den Vergleich gleich hier:
Freundschaft ist „Lebenselixier“
wie Wasser, klar und rein halt eben,
das braucht der Mensch wirklich zum Leben.
Weisheit
Oft angemahnt, „Der Ernst des Lebens“
soll Richtschnur sein des eignen Strebens.
Doch ernsthaft sein ohne Humor
kommt lebenswert mir auch nicht vor.
24
Der Ton
Es war einmal ein Ton,
der von der Saite sprangt.
Er machte eilig sich davon,
zu suchen einen Klang.
Ein zweiter wurde ausgepresst
aus einem gülden Horn.
Er hielt sich an dem ersten fest –
ein Triller ward gebor´n,
Der Fiedel Nummer drei entfloh
und schlich sich heimlich fort.
Die andern beiden waren froh,
klang nun doch ein Akkord.
Ein vierter macht´ es ihnen nach,
ein fünfter, sechster auch,
die anderen folgten gemach
im Takt, so wie es Brauch.
Vom Clavizimbel hüpfte dann
eine Triole weg.
Sie schloss sich allen andren an,
sorgte für Schwung kokett.
Auch perlt ein Notenlauf noch bei,
ein Reigen voller Töne,
so dass bald klang die Melodei
in Harmonie und Schöne.
Sie schwebte klingend durch den Raum
schlich sich hinein ins Ohr.
Auch wenn wir es bemerkten kaum,
rief Freude sie hervor!
So kann ein leiser Ton gewitzt
zur Musik uns verführen
und schneller noch als wie der Blitz
die Seele uns berühren.
25
Kein Ton macht die Musik
„Der Ton macht die Musik“,
das Sprichwort leider irrt,
denn wer nur einen einzeln kriegt
ist musisch schnell verwirrt.
Denn ist er laut, oder auch leise,
ob hoch, ob tief, ob nah, ob fern,
klingt keine Melodienweise,
tönt nicht Musik - sondern nur Lärm.
Ein Ton allein deshalb nicht klingt!
Gemeinsam erst - in Melodie ein jeder Ton an Wert gewinnt,
weil nun erklingt die Symphonie.
Am Notenblatt sie munter springen,
in Achteln, Halben und auch Ganzen,
sie aufmarschieren oder swingen
in Harmonie und Dissonanzen.
Doch sind´s die Töne nicht allein,
die dort den Rhythmus mit gestalten,
auch Pausen können nützlich sein,
wenn hilfreich sie den Takt einhalten.
Gemeinsamkeit erst dahin führt,
dass Harmonie erklingt
und Ehre, die dem Werk gebührt,
erst dann den Künstlern winkt.
26
Jahreszeitliches
27
Herbst
Die Wolken sind schon aufmarschiert,
es naht wohl eine Regenfront.
Nur so zum Zeitvertreibe,
Wie hinter einer Milchglasscheibe
verrollt die rote Sonnenkugel
gemächlich hinterm Horizont.
Gelbbunte Abschiedswimpel hängen
nass tropfend in den Bäumen.
Bald segeln sie herab geschwind.
Von Zeiten, die vorüber sind,
bis sie zu Laub geworden,
erschöpfte Blätter träumen.
Wie frisch gewaschen riecht die Luft.
Der Sommer geht gemach
und herbstet immer mehr fürwahr.
Zum letzten Mal in diesem Jahr,
nur ein paar Grillen zirpen noch
verzweifelt ihrer Liebsten nach.
Schon kahle Äste recken sich
starr in den kalten Wind,
der Farben von den Wiesen weht.
Dass Winter vor der Türe steht
auf leeren Stoppelfeldern weiß,
der erste Reif verkündt.
Goldener Herbst
Nun ist es Herbst! Schon früh am Morgen
wird mir der ganze Tag verdorben,
weil ich am Fenstern kann erkunden
dass draußen ist die Welt verschwunden:
28
Ein schmutzig grauer Dunst nur wabert.
Von „gold´nem Herbst“ das Radio labert.
Kahl sind schon Buche, Eiche, Esche.
Der Herbst, der macht grad große Wäsche,
der Staub des Sommers und der Dreck,
die müssen nun im Herbstputz weg
und mit viel Eifer und Inbrunst
verbreitet er Waschküchendunst.
Die Sonne hat gleich ihr Bestreben
in diesem Dampf schnell aufgegeben,
kein Sonnenstrahl kann da durchdringen
um „Gold´nen Herbst“ zu mir zu bringen.
Bei dieser milchig trüben Suppe
bleibt mir das mit dem „Herbst“ auch schnuppe.
Schon spät! Zur Arbeit ich jetzt haste.
Im dichten Dunst ich nur ertaste
den Weg zum Auto. Doch oh Schreck,
da wo ich dacht´ ist´s Auto weg.
Ich überlege ganz gequält
„Wo habe ich´s nur abgestellt?“
In dichtem Weiß muss lang ich suchen
und will den Nebel grad verfluchen
als Schmerz am Bein mich jäh´ durchschreckt:
Ich hab mein Fahrzeug doch entdeckt.
Bin nicht zur Arbeit hingekommen,
weil ich ´nen Baum hab mitgenommen,
im Schneckentempo an ihn krachte,
weil wohl die Straß´ ´ne Biegung machte.
Und aus dem Autoradio,
tönt´s immer noch von „Herbst“ und so,
als wollte er mich so verhöhnen,
weil ich muss Abschleppkosten löhnen.
Das nächste Mal bleib ich daheim,
geb´s lieber aus für „goldnen“ Wein.
29
Wenn Herbst ist so grau, regennass
schimpft man meist darüber ganz krass.
Das ist das Infame
drum mach ich Reklame
denn auch nasser Herbst schenkt uns was:
Herbstreklame
Die Farben sind bunt angerühret,
der Herbst die Natur hat berühret
um Blätter zu färben,
für Lethe frech werben,
damit er zum Trunk uns verführet.
Der Regen rauscht auf uns hernieder
und Kühle kriecht uns in die Glieder.
Ein Schirm bietet Schutz,
den ich dafür nutz´
dem Liebchen zu nähern mich wieder.
In Tröpfchen sprüht´s uns ins Gesicht.
Wir schmiegen uns dichter an dicht
und geh´n engumschlungen.
Mein Herz ist gesprungen,
doch leider merkt sie das noch nicht.
Ein Gasthaus lädt ein zum Verweilen,
wohin wir dem Wetter enteilen.
Im Glas funkelt Wein.
„Wirt, schenkt noch mal ein,
wir haben kein Grund uns zu eilen.“
Ein frischer Wind heimwärts uns fegt
wie Blätter vom Baum unentwegt.
Beschwingt dann zu Haus´
die Mäntel zieh´n aus
und sind beide ganz aufgeregt.
„Du Herbst bist mir ein Glücksbereiter!“
Wir rücken zusammen ganz heiter,
der Ofen gibt Glut,
sich „wärmen“ tut gut.
Der Herbst zieht laut pfeifend froh weiter.
30
Treibjagd
Der Graf von Hohentux zu Baden,
der hat zur Treibjagd eingeladen:
Es kam der Adel, hoch und nieder,
auch Kirchenfürsten kamen wieder,
selbst Prominenz ließ nicht absagen,
um teilzunehmen an dem Jagen.
Halali – so klingt es bald
goldblechern durch den grünen Wald.
Die Flinten in der Sonne blitzern,
Silberbeschläge funkelnd glitzern.
In grünem Loden aufgeputzt
die Jagdgesellschaft lebhaft nutzt
die Zeit, dass – eh´ die Jagd beginnt –
man erst ein Schluck „Zielwasser“ nimmt.
S´ bleibt nicht bei einem, sondern vielen,
damit noch besser kann man zielen.
Die Flaschen schnell die Runde machen
bei Jagdlatein und schrillem Lachen.
Selbst Bischof Hinz meint, dass es frommt,
wenn er auch etwas abbekommt.
Halali – so klingt es weiter
raukehlig durch die Wälder heiter.
Der Landgraf Kunz kann kaum noch stehn´,
weil er zu tief ins Glas gesehn´.
den kann nur der Baron noch toppen,
der intus hat fast zwanzig Schoppen
und Bischof Hinz, undeutlich lallen,
ist dann beim Segnen umgefallen.
Halali – da man vernimmt,
dass jetzt der Aufbruch eingestimmt.
31
Die Treiber, leuchtend rot markiert,
die sind als erstes losmarschiert
mit Lärm und Rufen und mit Stecken
das arme Wild wohl aufzuschrecken
um es den Jägern zuzutreiben
und jeden Fehlschuss zu vermeiden.
Die Jagdgesellschaft, meist zu zweit,
ist bald danach im Wald verstreut,
wo sie, im Anschlag ihre Waffen,
es leicht benebelt selten schaffen
den armen Tieren machen den „Garaus“,
die aus dem Dickicht brechen aus.
Halali – so klingt es froh
aus den Gebüschen irgendwo.
Die Dämm´rung senkt sich langsam nieder,
„Halali“ erklingt es wieder,
auf dass die Jagd ist endlich aus.
Vorm Grafenschloss dann, dort zuhaus´,
da wird die Strecke ausgelegt,
die Beute, die man hat erlegt:
Dort liegen Hasen, Hirsch und Reh,
und auch – ein Treiber, ach herrje!
Der Landgraf Kunz sieht staunend hin,
runzelt die Stirn, reibt sich das Kinn:
„Viele von den´ hab ich geseh´n,
so leuchtend rot im Walde steh´n.
Hätt´ ich gewusst, dass die zum Abschuss frei,
dann wär´n gewiss noch mehr dabei!“
Halali – tönt es zum Schluss,
auf´s Waidmannshandwerk einen Gruß!
32
Dunkelheit
Weich fällt die Schwärze auf die Welt.
Das Leben seine Hast einstellt.
Der Abend breitet aus die Decke,
dass Dunkelheit alles bedecke.
Die Straße leert sich, man entflieht,
ein jeden es nach Hause zieht,
denn fast bedrohlich wirkt es schon.
Die dunkle Decke dämpft den Ton.
Nur scheint die Decke arg zerschlissen,
mit Stopflöchern und eingerissen,
denn in der Schwärze scheint es doch,
dass Licht blitzt durch so manches Loch.
Es sind die Fenster von dem Zimmer,
wo man sich abends sammelt immer,
gemeinsam um ein Licht vereint:
Geborgenheit nach draußen scheint.
Nur auf dem Heimweg gebt gut acht,
da ist es nämlich tiefste Nacht.
33
Blitzeis
Sinkt unter Null die Temperatur
gibt es statt Wasser Eis noch nur.
Unsanft wird´s jedem eingeblaut,
wenn´s ihn auf glattem Eis hinhaut.
Auch Autofahrern oft bei Frost
es Beulen an sein´m Auto kost´,
wenn Kurven er zu schnell genommen
und von der Straßen abgekommen.
Selbst wenn die Sonne tags auf Auen,
versucht das Eis mal aufzutauen –
kommt gleich zurück die Kälte wieder,
kaum senkt die Dunkelheit sich nieder.
Drum merket auf:
Ist´s draußen kalt
ihr bis zum Morgen es aushalt,
bis dass die Sonne früh aufgeht
und Wasser auf den Straßen steht!
Eiszapfen
Am Hausdach hängt er
lang und spitz
wie Glas im Frost.
Ein Sonnenblitz
bricht sich im Eis.
Mit Perfidie
macht dünner das ihn
irgendwie.
34
Kalter Dieb
Da hat sich doch auf leisen Sohlen
der Winter heimlich rein gestohlen
und stiehlt uns täglich manches Stundlein,
die Wärme, Farben und Gesundsein
Erst traut er sich nur her bei Nacht,
wenn ihn die Sonne nicht bewacht,
schleicht frostig durch das Feld, den Wald
und macht mit Reif die Pflanzen kalt.
Beim ersten frühen Morgengrauen
ist meistens er dann abgehauen
und dass nichts von den Taten kündet
hat Nebelkerzen er gezündet.
Doch mit der Zeit wird er dann keck
und geht am Morgen nicht mehr weg,
verlangt nach Schal und Pudelmütze
mit Eis auf jeder Wasserpfütze.
Doch häufig staunt man dann nicht schlecht,
von Wintersachen passt nichts recht,
denn sie sind scheinbar „eingelaufen“.
So müssen wir uns neue kaufen.
Doch tun wir erst nach seinem Willen
verstreut für Schnupfen er Bazillen.
Drum geh´n, für teure Medizin,,
wir oft zur Apotheke hin.
Mit Kälte haben angefangen
sofort die Start- und Autopannen.
Wir müssen morgens Eis abstreifen
und brauchen nun auch Winterreifen.
Man traut sich kaum noch aus dem Haus
und sperrt die Kälte lieber aus.
Die Heizung wird hoch aufgedreht,
so dass der Zähler schneller geht.
35
Auch hat der Winter raffiniert
ein Fest g´rad jetzt so arrangiert,
dass wir zieh´n los mit Wünschelisten
und kaufen päckchenweise Kisten.
Auch sonst wird nirgendwo gegeizt,
der Backofen oft vorgeheizt
dass Plätzchen oder Gänsebraten
den ganzen Monat gut geraten.
Sind Lichterketten angebracht
beleuchten wir die ganze Nacht
den Baum, das Haus, die Nachbarschaft,
was sich beim Strom bemerkbar macht.
Doch wär´ das alles nicht genug
verleitet er uns zum Unfug
mit bunten Sternchen Geld verbrennen,
am Tag, den wir Sylvester nennen.
Und wenn der erste Schnee geräumt
wird auch vom Skiurlaub geträumt.
Doch wie man hat´s befürchte schon
ist jetzt gerade Hauptsaison.
Beherrscht der Winter erst die Welt
greift ständig er zu unserm Geld:
Wir brauchen hier und kaufen dort
und zahlen so in einem fort.
Ihr könnt die Winterszeit verklären
und lässt ihn ungestraft gewähren.
Doch mir wurd´ klar, als ich dies schrieb:
Der Winter ist ein kalter Dieb!
36
Gefroren
Hoch droben auf den Tannenspitzen,
kristallbestäubt und leicht verschneit,
sieht man´s wie silbern Sternlein blitzen.
Gefroren hat es – Winterszeit
Der Hase hoppelt über ´n Schnee,
schlägt Haken voller Wonne,
und spiegelblank liegt still der See,
gefroren in der Sonne.
Am Waldesrand das Reh beäugt
Geäst, verziert auf Bäumen,
die, puderzuckrig dick bestreut,
gefror´ner Reif umsäumen.
Das Bächlein gurgelt durch den Hardt,
gesäumt mit funkelnd´ Rand,
Eiszapfen sind dort schon erstarrt,
gefror´n zum Diamant.
Das Kirchlein trägt die Haube Schnee,
ein Psalm dringt zu den Ohren,
an bunten Fenstern in der Höh´
Eisblumen sind gefroren.
Im weichen Schnee bricht sich das Licht
in tausend Glitzersterne.
Den Schneemann stört die Kälte nicht,
gefroren hat er´s gerne.
Ein Zecher aber, der die Nacht
tat sich am Weine laben,
bemerkt im Schnee, früh aufgewacht,
er liegt erfror´n im Graben.
37
Adventszeit
Der Fliegenmutter klagt sein Leid
das Fliegenkind, das gern die Zeit
in dem Advent erleben wollte,
bis auch die vierte Kerze brennen sollte.
Denn es, so sagt es der Mama,
den Weihnachtsbaum noch niemals sah
und dass es sich gerade heute
so auf den Weihnachtsabend freute.
Die Mutter sagt: „Kind, du vergisst,
dass du ´ne Eintagsfliege bist!“
Tannenbaumwunsch
Ein Tannenbaum, der reckt sich stolz,
damit man ihn zuerst abholz´,
um´s Wohnzimmer zum Fest zu zieren,
statt draußen steh´n im Wald
und frieren.
38
Der Mistelzweig
´Ne Mistel, hoch droben am Baum
konnt´ weit in die Landschaft dort schaun´.
Vor allem wenn´s kalt
und blattlos der Wald
mit Fernweh sie träumte manch´ Traum.
Als sei dann erhört ihre Bitten
wurd´ sie eines Tags abgeschnitten.
„Nun seh´ ich die Welt!“
Doch leider für Geld
am Weihnachtsmarkt hat sie gelitten.
Dort in einem ganz großen Haufen
tat sie um´s Verreisen sich raufen.
Die Beeren war´n weg,
sie sah aus wie Dreck,
da wollte sie keiner mehr kaufen.
So ist sie halt übrig geblieben.
Ein Pärchen sah schließlich sie liegen.
Den Brauchtum sie wissen,
so sich drunter küssen,
weil sie herzlich innig sich lieben.
„Nicht viel von der Welt ich gesehen“,
die Mistel musst´ sich eingestehen,
„doch der schöne Brauch
tut´s schließlich doch auch –
Denn dafür war ich ausersehen.“
39
Mogelpackung
Erst nach dem Einkauf man entdeckt
was wirklich in der Packung steckt.
Drum glaubt bloß nicht ganz unbesehen
was auf der Packung mag draufstehen:
Mir fallen gleich „Wachs“kerzen ein,
die, statt zu wachsen, werden klein.
Der „Rausch“goldengel eben nicht
kein bisschen rauscht, wie man verspricht.
„Lamm“etta – nicht einmal zum Schein –
hat nichts mit einem Lamm gemein.
Mit „Leb“kuchen dasselbe eben,
weil die sind längst nicht mehr am Leben.
Auch „Plätz“chen, welcher Art auch immer,
die platzten bisher nie und nimmer.
Und nicht vom Himmel weit und ferne
herabgefallen sind Zimt“sterne“.
Auch feiner „Spekk“ulatius,
enthält kein Speck für den Genuss.
Selbst „Glüh“wein, den man dunkel stellt,
kein bisschen glüht oder erhellt.
Und die Schok´laden-Niko“laus“
springt nie aus dem Stanniol heraus.
So wird zu Weihnacht – ungelogen –
beim Einkauf stetig man betrogen.
40
Weihnachtsmarkt
Wenn endlich dann in dem Advent
zuhaus´ die erste Kerze brennt,
dann denkt man, nun kommt wohl die Zeit
der Ruhe und Besinnlichkeit.
Deshalb will man, trotz Einkaufsrummel,
gemütlich übern Markt nun bummeln,
nach Buden und nach Ständen schauen
sich an den Glühweinstand mal trauen,
um familiär in Einigkeit
genießen dort die Weihnachtszeit.
Warm eingepackt, weil Schnee schon rieselt
im Auto man zum Markt hindieselt.
den irgendwo man dann einparkt,
weil Frau und Kinder woll´n zum Markt.
Am Karussell ist erster Halt,
die Kinderschar sich um mich ballt,
weil alle wollen, für Sekunden,
zu Pferd, in Kutsche, dreh´n paar Runden.
im Karussell den Markt umrunden.
Vom Bratwurststand ein leckrer Duft,
die Meute zu dem Imbiss ruft.
Ob nun mit Ketchup oder Senf
werden die Brötchen heiß umkämpft.
Nun geht´s zum Stand mit Schokolade.
Bevor ich falle in Ungnade
kann ich mit diesen Süßigkeiten
den Kindern Freude leicht bereiten.
Dann kommt noch Schmuck und solch Gezier´,
die Frau wegzieh´n misslingt mir hier,
weil´s Glitzern lässt ihr Auge strahlen,
was ich darf schließlich dann bezahlen.
41
Endlich der Halt am Glühweinstand.
Gleich hab ich mir die Händ´ verbrannt
an heißem Wein mit Anis, Zimt,
von dem man gern paar Schlückchen nimmt.
Wird´s Port(e)monnaie auch langsam dünn
treibt ´s uns zum nächsten Stand gleich hin.
„Der Weihnachtsschmuck, der sei so nett“,
sagt meine Frau, die ihn gern hätt´
„was ich denn davon halten tät,
zum Einkauf wär´s noch nicht zu spät.“
Aus vielem, was ihr da gefällt,
wird eifrig vieles ausgewählt,
als ob zuhause nicht aus Kisten,
wir manches wollten schon ausmisten.
Noch andre Stände und auch Buden
verzaubern Mädchen, Frau und Buben.
Ich werd´ gezerrt und hingeschoben,
um zu bezahlen die Kostproben.
Es wird ja wirklich schon vertrackt,
inzwischen tütenschwerbepackt,
muss ich am Stand für Weihnachtskuchen
nach meinen letzten Groschen suchen.
Ich will der Hektik nun entflieh´n:
„Lasst endlich uns nach Hause zieh´n,
wo Ruhe herrscht ohne Gewühl
und etwas mehr Weihnachtsgefühl.“
Trotz Murren, kann ich nur noch sagen,
wir fanden endlich unsern Wagen,
und unterm Scheibenwischer klemmt,
ein Knöllchen.
„Fröhlicher Advent!“
42
Der Weihnachtsschmaus
Bei uns daheim, hübsch anzuschau´n,
steht ein geschmückter Weihnachtsbaum.
Mit Äpfeln, kleine Weihnachtsmännchen,
silbern´ Lametta, gold´nen Bändchen,
mit bunten Kugeln ganz aus Glas,
mit Rauschgoldengeln gar fürbass,
mit Christbaumspitze bis zur Decken,
mit Schokokringeln, Zuckerschnecken,
mit Kugelketten, spitzen Sternen,
mit Zinnfiguren und Laternen,
mit hunderten von Lichtleinblitzen
die leuchten von den Tannenspitzen.
Darunter Krippe mit Figur aus Holz –
die ist des Vaters ganzer Stolz.
Am Tisch, zum Essen schön geschmückt,
sind Stühle schon bereit gerückt.
Platzdeckchen und auch Stoffservietten,
wo silbern sich Bestecke betten.
Zum Fest die Gläser aus Kristall,
werden benutzt auch wieder mal,
wie´s Porzellan, das feine, gute,
das wartet auf die Weihnachtspute,
die duftend auf dem Tische steht –
weil Vater Wein noch holen geht.
Aus Schüsseln dampft Kartoffelkloß,
in Schalen die Burgundersoß´,
vom Pudding zum Danachgenießen
in Strömen Schokolade fließen,
und Rotkrautduft nach Nelken, Zimt,
der auf den Weihnachtsschmaus einstimmt,
durchzieht verlockend unsern Raum;
mit unserm schönen Weihnachtsbaum.
Endlich kommt Vater mit den Flaschen,
dass anfängt unser leckres Naschen
von allen schönen Köstlichkeiten,
die Mutter konnte zubereiten.
43
Aus seinen Flaschen voller Wein
schenkt er mit Schwung die Gläser ein,
da – an ´nes Sternes spitzer Zacke
verheddert sich die Festtagsjacke:
Der Christbaum kippt, man glaubt es nicht,
ganz langsam aus dem Gleichgewicht!
Vater versucht den Baum zu retten,
verfängt sich in den Lichterketten,
und reißt ihn, mit Verwunderung,
in Richtung Tisch nun richtig um.
Wir sind erstarrt vor großem Bangen,
wie er versucht ihn aufzufangen,
doch weil er noch die Flaschen trägt
der Baum voll auf dem Tisch einschlägt.
Gleich sieht der schöne Weihnachtsschmaus
verwüstet wie ein Schlachtfeld aus:
Die Teller, Gläser und Besteck
die fegt der Baum vom Tische weg.
Die Christbaumspitze steckt im Braten,
der knusprig und so gut geraten,
Klöße verteilt an Tannenspitzen,
im Pudding silbrig´ Sternchen blitzen,
in Schokolade, milchzartfein,
da tummelt sich die Engelein,
Äpfel und Kugeln, klein und große,
die schwimmen in Burgundersoße,
und in den Zweigen hängt das Kraut,
als der Lamettasturm abflaut.
Was alles war am Baum zur Zier,
hat sich verteilt im Essen hier.
Die Lichterkette noch mal zischt,
bis schließlich sie dann auch verlischt.
Der Vater brummelt nur geknickt:
„Mein Gott, was bin ich ungeschickt!
Der Baum ist hin und nichts zu essen –
die Weihnacht werd´ ich nicht vergessen!“
Derweil vom Radio tönt voll Freud:
„Oh du fröhlich´ Weihnachtszeit!“
44
Weihnacht im 21. Jahrhundert
Früher, da wurde noch gesungen
und Hausmusik dabei gemacht:
Aus allen Kehlen hat´s geklungen,
das Weihnachtslied der „Stillen Nacht“.
Im Reich von Nussknacker und Mäusekönig
lag unterm bunten Tannenbaum,
beim familiären Chorgesang volltönig,
vom Wunschzettel manch´ Kindertraum:
Da war die Puppenstube aufgebaut,
bestückt mit winzig´ Miniaturen.
Indianer hat man angeschaut,
ein Heer aus zinnernen Figuren.
Für´s Kinderherz warteten dort
Puppen zum Schmusen und zum Lieben,
mit Teddybär spielt´ man sofort,
mit Blechautos zum Schieben.
Wollene Mützen, Schals, ein Tuch,
von Oma lieb gestrickt,
Holzschlitten, Steckenpferd und Märchenbuch
man unterm Baum erblickt´.
Da stand die Krippe mit dem Jesuskind,
die Spieluhr klimperte ganz leise,
ein Bauernhof mit Schaf und Rind,
und eine Eisenbahn fuhr rund im Kreise.
Nachdem bewundert war die Pracht
zum Freuen, Schmusen, Herzen
wurde die Zeit im Spiel verbracht,
bis abgebrannt die Kerzen.
Elektrisch Licht hängt heut´ im Baum,
kein Flackern oder rußen
und Wunschlisten enthalten kaum
etwas zum Herzen oder Schmusen.
45
Vom CD-Player kommt die Musik,
die „Stille Nacht“ im Quadrosound.
Niemand singt heut´ mehr dazu mit,
festlich gestimmt und frohgelaunt.
Auch hat sich der Geschenke Wahl
inzwischen schwer verändert,
nur die Verpackung bleibt noch rustikal,
mit Schleifen goldgerändert.
Die Elektronik und High-Tech,
der Arbeitswelt entliehen,
vertreiben Spielzeuge aus Blech
und Kinderfantasien:
Transformer und der Action Man,
funkferngelenkte Rennmaschinen,
Roboter, Star-Wars-Capitän –
nur mit Computer zu bedienen.
Puppen, die sprechen, laufen, nässen,
aus Plastik bunt und sehr zerbrechlich,
lassen die Kinder auch vergessen
wie man kann spielen doch vortrefflich.
Nintendo, X-Box, Software-Kriege,
Gameboy advance, der letzte Schrei.
Dass es mit Highscore endlich siege,
da braucht das Kind niemand dabei.
Ist das, was ich hier so beschriebe,
tatsächlich noch das Fest der Liebe?
46
Weihnachtsgruß
Ein Weihnachtsgruß, so denk man oft,
zu Weihnacht kommt nicht unverhofft,
denn viele fühlen sich verpflichtet,
dass man denselben an den richtet,
der einem selbst wohl schreiben sollte,
damit Verbundenheit er zollte.
So gehen Briefe hin und her,
der Briefträger trägt daran schwer,
weil wir sind so darauf versessen
auf den Beweis für´s „Nichtvergessen“
und reiht sie auf, ganz voller Stolz,
sichtbar auf dem Kommodenholz.
Das führt so manchmal gar soweit,
dass Freundschaft wird zur Fleißarbeit
doch in den Karten, die man fechst*,
steht immer nur derselbe Text
obwohl die Freunde so verschieden:
Persönliches ist weggeblieben.
Erspart Euch doch das Kartenschenken;
fangt lieber an, an sie zu denken.
* althochdeutsch: „erstellen“, „schreiben“
47
Jahreswechsel
Der Sekt steht kühl. Zwei Jahre warten,
dass bald der Wechsel sich vollzieht.
Bevor Raketen in den Himmel starten
sinnen sie nach, was bald geschieht.
Dem alten Jahr ist´s eine Qual,
die letzten Stund´ zu überstehen,
weil es doch 365 mal
zu viel von Streit und Leid gesehen.
Es hatt´ sich´s anders vorgestellt,
als es dereinst begonnen.
Doch leider drehte sich die Welt
nicht all zu sehr besonnen.
Mit Grausen denkt das alte Jahr
was Schlimmes ist geschehen,
denn was an schönen Dingen war,
wurd´ dadurch übersehen.
Das neue Jahr sitzt auf dem Sprung,
nun endlich selbst zu starten.
Es ist so unbekümmert jung
und will nicht länger warten.
Mit Neugier, Eifer und Elan
will´s alles besser machen:
Dass Frieden, Freude herrschen kann
und in der Welt mehr Lachen.
An´s alte Jahr, da denkt es nicht,
vergisst, was einmal war,
verspricht uns Glück und Zuversicht,
darum: „Prosit Neujahr!“
PS:
Nur eins sollt´ man dem Neujahr sagen,
in knapp 365 Tagen,
viel länger wird es auch nicht währen,
wird man auch dies zusammenkehren!
48
Feuerwerk
Raketen in den Himmel starten!
Auf´s neue Jahr die Menschen warten
mit Wünschen, die bunt glitzernd sind. –
Den Rauch danach vertreibt der Wind.
Man hat sich so viel vorgenommen
kaum hat das neue Jahr begonnen,
denn in dem Schein der Funkenpracht
man gute Vorsätze sich macht:
Da fällt es auf – als wär´ es gestern:
Man nimmt´s sich vor jedes Sylvestern!
Doch schnell, wie Leuchtsterne zerstieben,
ist es beim Vorsatz dann geblieben…
Doch wird ein Neujahr wiederkommen,
die gleichen Wünsche neu ersonnen,
weil Hoffnung bleibt uns Jahr für Jahr:
Ein Vorsatz wird auch einmal wahr!
49
Sylvesterrakete
Im Pappröhrchen mit hölzern Stil.
Schwarzpulver drin – grad nicht zuviel,
liegt die Rakete, jedes Mal,
kurz vor Sylvester im Regal.
Ihr Wunsch ist – denn das ist ihr eigen –
hoch in den Himmel aufzusteigen,
um dort die Menschen zu beglücken,
zu deren staunendem Entzücken.
„Ach ja, ich wär´ nur allzu gern
am Himmel droben auch ein Stern“,
träumt sie vom fernen Firmament,
mit Böllern dort im Sortiment.
Noch als sie liegt da ganz versonnen,
wird sie gekauft und mit genommen.
In Ungeduld die Zeit verrinnt
bevor das neue Jahr beginnt.
Dann schlägt die Turmuhr 12mal klar
und es ertönt „Prosit Neujahr“.
Jetzt braucht sie nicht mehr abzuwarten!
Die Sektflasche dient ihr zum Starten,
stolz sie die Lunte von sich streckt,
auf dass ein Zündholz sie ansteckt.
Die Lunte brennt, die Funken stieben,
sofort wird sie hinauf getrieben,
und näher sich dem Firmament,
weil gleißend hell der Treibsatz brennt.
Noch weiter steigt sie hoch empor
und kommt sich selbst als Stern nun vor,
weil sie zum Himmel raufgezischt,
bis dass der Treibsatz dann verlischt.
Jetzt platzt sie auf!
50
In kleinen Stücken,
mit buntem Leuchten, zum Entzücken,
verteilt sie sich am Himmelszelt,
für die dort unten auf der Welt.
Während sie leuchtet, Stück für Stück,
da wünschen sich die Menschen Glück,
die froh und ausgelassen sind,
auf dass ein gutes Jahr beginnt.
Im Schein der bunten Funkenpracht
man gute Vorsätze sich macht:
Sich bessern, ändern, korrigieren!
Die Vorsätze sehr variieren,
die oft, wie Funken, schnell zerstieben,
wie Rauch vom Nachtwind weggetrieben.
Auch der Rakete ist´s bestimmt,
dass sie in Schnuppen jetzt verglimmt.
Ihr Leuchten, silbern, grün und rot,
besiegelt ihren schnellen Tod,
wofür sie sich hat selbst zerlegt.
Am Morgen wird sie weggefegt.
51
Die Osterglocke
Die Osterglock´ im Blumenbeet
hat Angst, sie käme noch zu spät,
stemmt sich empor durch harschen Schnee,
dass sie die Frühlingssonne seh´.
Doch Frühling ist´s auf keine Weise,
um sie herum nur Schnee und Eise.
Gelb steht sie da – zu früh genau –
ein Farbtupfer in kaltem Grau.
Der Hausfrau hat´s an´s Herz gegriffen
und flugs wurde sie ausgerissen,
steht leuchtend nun am Kanapee:
Drinnen ist Frühling – draußen Schnee!
Ein Regenwurm
Die Erde ist nicht mehr gefroren,
der Boden endlich aufgetaut.
Nun kann der Wurm sich aufwärts bohren,
wo nach dem Weibchen er ausschaut.
Doch aus dem Loch, aus dem er kroch
ist einzig er auf eisig´ Flur.
Sein Ende steckt im Erdenloch
und auf der Erde – er ist nur!
Tät´ er sich ganz von Erd´ befreien
merkt er, er braucht kein Weibelein:
Er könnt´ am andern End´ sich freien
und einsam, zweisam glücklich sein.*
*Der Regenwurm ist beidgeschlechtlich
52
Kriminell
Wenn´s im Kalender stehen mag
des Frühlings erster Ankunftstag,
auf dass Herr Winter sich verzieht
und die Natur endlich aufblüht,
so warten wir noch lang vergebens
auf Zeichen eines Frühlingslebens.
Warum der Frühling es nicht schafft?
Er sitzt in Untersuchungshaft!
Der Grund für seinen Aufenthalt:
Er frönt angeblich der Gewalt!
Man will ihn nun dafür anklagen!
dass die Natur er lässt „ausschlagen“.
Der Staatsanwalt ermittelt auch
von wegen Schusswaffengebrauch:
Statt dass der Frühling lässt sie sprießen
soll´n Blumen aus dem Boden „schießen“!
Und weil ein Schneemann wird vermisst,
die Polizei am Tatort ist,
ob den – entführt für Lösegeld –
der Frühling wohl gefangen hält.
Vielleicht geht es sogar um Mord,
denn schließlich ist der Schneemann fort?!
Da diese Taten so verrucht,
wird noch nach Mittätern gesucht:
So soll, wenn Wolken sie durchbrechen,
der Sonne Strahlen schrecklich „stechen“!
Und auch der Weidekätzchen Fell
erscheint als Tarnung kriminell.
Wir hoffen derweil unverdrossen,
dass die Ermittlung abgeschlossen
und, weil er so ist nicht zu fassen,
der Frühling wird bald freigelassen.
Die Polizei, Herr Winter, rät: Verhütet Kriminalität!
53
Der Lenz ist da
Die jungen Blümlein sprießen,
der blaue Himmel lacht,
bei Sonne wir genießen:
Der Lenz ist jäh erwacht.
Heraus nun aus der Stube,
der Frühlingsduft verlockt:
Kein Mädchen und kein Bube
allein zu Hause hockt.
Aus feuchter Erde recken
sich Triebe schon empor
und an den Weidenstecken
steh´n Weidenkätzchen vor.
Auch unter dicken Jacken
regt sich manch feiner Trieb:
Man will sein Liebchen packen,
keimt Liebe im Gemüt,
um sie dann mit Entzücken
ganz fest an sich zu drücken!
Im Baum die Vögel singen,
verlockend froh und hell,
uns auf Gedanken bringen,
die sind des Lebens Quell.
54
Der Frühling
Der Frühling, der ist eingezogen
und hat die Welt frisch renoviert.
Mit Blau streicht er den Himmelsbogen,
die Wiesen neu grün tapeziert.
Auf lindem Grund der Ackerkrumen,
leuchten die Farben Gelb, Weiß, Bunt:
Krokus, Narzissen, Schlüsselblumen
sprießen zur Sonne aus dem Grund.
Bäume verziert mit grünen Spitzen,
glitzernder Tau wie Diamant,
in dem die Sonnenstrahlen blitzen,
und prallem, bunten Blütenstand.
Noch steh´n vom großen Saubermachen
von kaltem Schnee am Waldesrand
die letzten klaren Wasserlachen,
denn frischgewischt ist nun das Land.
Im Sonnenschein auf weiter Flur,
hell leuchtend wie durch Feenhand,
zeigt das Erwachen der Natur
sich nun im schönsten Festgewand.
Es summt und zwitschert in den Lüften,
ein Wolkenschiff treibt sanft vorbei.
Ein milder Wind mit süßen Düften
verspricht den Wonnemonat Mai.
Des Frühlings Haus ist frisch gestrichen,
und alles herrlich anzusehen:
Das Grau des Winter ist gewichen
für Farben, die für´s Leben stehen.
55
Frühlingsgefühle
oder die hübsche Gärtnerin
Ich geh´ im Garten vor mich hin
und seh´ die hübsche Gärtnerin.
Mein Sinn erwacht, mich zu bemüh´n
um…
meinen Garten, frühlingsgrün.
Natürlich regen sich die Triebe.
Mich lockt der Lenz, ich denk an liebe…
Freunde, die wie ich bedacht,
dass endlich die Natur erwacht.
Die Gärtnerin, jung und gesund,
mit einem lockend´ roten Mund.
Ich sehne mich nach einem Kuss…
der Sonne, die gleich scheinen muss.
Nun, um die frauliche Figur,
zeichnet die Sonnen scharf Kontur.
Sofort ich mich geschickt so wende,
damit…
die Sonne mich nicht blende.
Das hübsche junge Mädchen lacht.
Die Hitze steigt mir auf mit Macht,
ich spüre froh Frühlingsgefühle…
auch wenn es trotz der Sonne kühle.
In dieser Frische sie wohl fror.
Die zarten Knospen steh´n hervor,
die…
in der Sonne bald austreiben
an Bäumen- und an Büschenzweigen.
Adrett trägt sie die engen Blusen.
Und mir gelingt ein Blick zum Busen…
der Natur, die jung und grün
ist hier im Garten anzuseh´n.
Die Beine schlank bis zu dem Po.
Ich schaue hin, bewundre froh,
was wohlgeformt da vor mir steht…
ein Buchsbaumstrauch im Blumenbeet.
56
Sie pflegt die Blumen und sie schafft.
Wohl schnell steigt auf der drängend Saft
in…
Pflanzen, bis die Blüten sprießen
und wir die Farbenpracht genießen.
Emsig sie schafft nach vorn gebückt.
Ich bin vom Ausblick hell entzückt,
welch´ Wonne man hat zu erwarten,
wenn…
richtig pflegt man seinen Garten.
Nun reckt sie sich, stutzt eine Hecke.
Derweil seh´ ich die nackte Schnecke*,
die…
kriecht über ein Blatt Salat,
an dem sie sich wohl gütlich tat.
Ein Windstoß fährt ihr untern Rock.
Ich weiß, ich hab´ ganz sicher nun den Bock
zum…
Gärtner wirklich nicht gemacht,
der über meinen Garten wacht.
Und…
wer bei „Frühling“, „Gärtnerin“
hatte was Schlimmes mal im Sinn,
der schäme sich! – Ich nicht,
ich schrieb nur einfach dies Gedicht.
* in der Pfalz mehrdeutig
57
Hasenplage
Alle wissen, jetzt im Lenz
kriegen Hühner Konkurrenz,
wenn die Hasen weit und breit
mühen sich zur Osterzeit.
Osterhasen Eier legen,
um den alten Brauch zu pflegen.
Auch der Malermeister stöhnt,
weil er mehr für Farbe löhnt,
wenn die Hasen Eier färben,
um für Ostern so zu werben.
Osterei in großer Fülle
produziert mit bunter Hülle.
Auch dem Bauer Stroh tut fehlen,
das die Hasen emsig stehlen,
weil ein Ostereiernest
wird erst damit auch stoßfest.
Grünes Stroh im Osternest
schützt die Eier bis zum Fest.
Erste frische Frühlingsblumen
zählen bald zu den posthumen,
bis ein Hase hat entdeckt,
wo die Nester er versteckt.
Kinderfüße tun den Rest,
wenn sie suchen nach dem Nest.
Selbst Spazierngeh´n führt zu Frust,
ist zu Ostern keine Lust:
Wo man hintritt, es uns schüttelt,
überall liegt Hasenküttel.
Wenn nur Ostern wär´ vorbei
und die Hasenhoppelei.
58
Kokolores
59
Beim Augenarzt
Wie ich zur Brille kam? Wollt ihr es wissen?
Ich hab´ versucht, den Hund zu küssen,
statt meine Frau! – Ich bin nicht dämlich,
doch er schien mir ihr ziemlich ähnlich.
Als sie es merkt, erbost sie schreit:
“Du gehst zum Augenarzt noch heut´!
Die Sehkraft wird mir doch zu schlecht,
du findest dich nicht mehr zurecht!“
Ich mach sogleich einen Termin
und fahr zum Ärztehaus dann hin.
Leicht hab´ den Weg ich nicht gefunden,
gestehe ich ganz unumwunden:
An fünf Autos schramm´ ich vorbei,
erfahr´ ich von der Polizei.
Den Eingang find´ ich ziemlich bald,
am Türstock auch den Schilderwald
aus Blech geprägt. Zum Glück, das passte,
und jedes einzeln ich abtaste:
“Im 10. Stock“, kann ich erspüren
und eile zu den Fahrstuhltüren.
Die Sprechstund´hilfe weist, wie immer
arbeitsvertieft, zum Wartezimmer,
in dem ich heut´ nur Frauen find´.
„Werden nur Männer langsam blind?“
Zwei Stunden sitz´ ich wartend schon,
Zeitschriftenberge lachen Hohn,
dann bin ich dran. „Bitte Raum zwei“,
tönt´s übers Mikro, „der ist frei.“
Ich geh´ hinein – ein spitzer Schrei –
es war nämlich Raum Nummer drei.
Die Frau war jung und hübsch – und nackt!
Ein leiser Zweifel mich nun packt:
„Wozu muss man sich denn entkleiden“,
frag ich mich „bei ´nem Augenleiden?“
60
Nur noch in Unterhose wart´ ich dann
bis zur Visite ich bin dran.
Der Doktor, der mir öffnet, lacht:
“Was denn ein Mann bei ihm hier macht?!“
Ich stürz´ hinaus, erkenn´ verschwommen,
ich bin zum Frauenarzt gekommen!
Statt in das Stockwerk Nummer 10
muss ich zum neunten Stockwerk geh´n.
Ich eil´ zur Augendoktorpraxis runter,
wo Hilfe ich erhoff´ - profunder.
Jetzt bin ich vorsichtig und frage,
ob ich auch in der richtigen Etage.
Der Doktor nimmt mich hier gleich dran
und fragt, was ich noch sehen kann.
Sogleich erzähl´ ich das Malheur
und dass es meine Frau wohl stör´.
Er hat die Augen inspiziert,
und mich anschließend instruiert:
“Legen den Kopf Sie ins Gerät“ –
verzweifelt hab ich rumgespäht –
“seh´n Sie die Zahlen an der Wand?“
Dort ich nur dunkle Flecken fand,
wie ich auch blinzle und verharre,
zur Tafel hin, auf die ich starre,
und muss dem Arzt ehrlich gestehen:
„Ich kann dort keine Zahlen sehen“,
Mit seinem Linsenarsenal er macht
viele Versuche, was nichts bracht´.
Zuletzt setzt er gar Glasbaustein´
als okulare Hilfe ein.
Die Zahlen blieben unerkannt!
So er zur Diagnose fand:
„Gestatten, dass ich ...“ fragt er milde
... den Hund zum Blindenhund ausbilde?“
61
Die Pille
In einem Haushalt irgendwo,
da hing im Bad, grad über´m Klo,
mit rotem Kreuz ein weißer Kasten,
in den hinein Arzneien passten.
Dort drin, den Blicken noch verborgen,
da macht sich eine Pille Sorgen,
ob man sie findet und auch nimmt
zum Helfen, wie ihr vorbestimmt.
Sie kann fast alle Schmerzen lindern,
bei den Erwachsnen, wie auch Kindern,
macht jedem Wehleid den Garaus,
ist unentbehrlich so im Haus!
Doch zwischen Dosen, Tuben, Flaschen
Verbandszeug und Gummigamaschen,
und allen Schachteln, die rumstehen
kann man sie leicht auch übersehen.
Darum will sie nach vorne rollen,
vor Arzneie´n, die helfen sollen.
Während sie rollt und drückt und schiebt,
staunt sie, was es noch alles gibt:
In einem Glase sie erblickt
Arznei, wenn´s Zipperlein mal zwickt.
Die Kapseln, die lackroten-grünen
wohl gegen Magendrücken dienen.
Des weiteren sind auch noch da
Dragees bei Influencia,
auch Kapseln mit Vitamin C,
Pastillen gegen Halswehweh,
Ginseng-Extrakt-Intelligenz,
Tabletten blau für die Potenz,
Zäpfchen, die nicht oral sind, weil
man nimmt sie ganz am Gegenteil,
Tabletten, die zum Schlafen nützen,
und Pasten, die den Magen schützen,
62
so kleine Pillchen zum Verhüten,
auch Schlankheitstee in braunen Tüten,
ein Nasenspray und Hustensaft,
der auch den stärksten Husten schafft.
So rollt sie weiter hin zur Türen,
vorbei an Tropfen, die abführen,
auch an Tinkturen kurzerhand,
an Wundpflaster und Schnellverband,
an Baldrian zum Nerven stillen,
an Ilja-Strogoff´s Knoblauchpastillen,
an Wundsalbe vor Infektion …
bis sie sich naht der Schranktür schon.
Sie drängt sich vor und ist schon froh,
doch liegt im Weg ein Placebo!
Das scheint der Pille sehr zu gleichen
und will partout kein Stückchen weichen.
Der Hausherr, nach durchzechter Nacht
mit einem Kater aufgewacht,
die Pille sucht. Doch weil benommen
hat er die falsche eingenommen.
Beraubt des Zwecks, die Pille so
stürzt lebensmüde sie ins Klo.
Fazit: Soll Dir was helfen, gut und recht,
achte darauf, das es auch echt!
Vor allem: Lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder
Apotheker!
63
Das Wolkenschiff
Es war ein schöner Sommertag,
sonnig und warm, wie man es mag.
Da liege ich auf grüner Wiesen,
schläfrig, die Ruhe zu genießen.
Ich schau zum blauen Himmel auf
wo Wolkenschiffe fahr´n zuhauf,
erkenn in manchem Wolkenballen
dort Formen, die mir sehr gefallen.
Da fällt mir Schatten aufs Gesicht,
ich blinzle auf und glaub es nicht:
Beugt eine junge Frau sich nieder
über die hingestreckten Glieder.
Zwei braune Augen schau´n mich an.
Ihr Körper mich verlocken kann,
anmutig, zart und schlank – ein Bild,
vom dünnen Kleid fast nicht verhüllt.
Als unters Kleid ein Windstoß fuhr,
bewunderte ich die Natur
durch ihre offenstehend Blusen
mit einem Blick auf ihren Busen.
Ihr lächelnd´ Antlitz kommt mir nah.
Ich fass´ es nicht, was dann geschah:
Sie beugt sich tiefer zu mir nieder,
verlockend nah ihr pralles Mieder,
spitzt dann den süßen roten Mund,
küsst zärtlich mich zuerst mal und...
…und???
Hat dieses Bild Euch angeregt?
Eure Gefühle tief bewegt?
Die Brust beim Atmen eingeengt? –
Ein Schlimmer, der was Böses denkt!
64
Was da geschah auf grüner Au
war nicht der Kuss der schönen Frau.
Mich hat die Phantasie geneckt
und eine Kuh mich abgeschleckt.
So wird durch Macht der Phantasie
zur jungen Frau sogar das Vieh.
Feld-Wald-Wiesen-Gedicht
Ein Feld liegt in der Gegend rum.
Es schmollt und ist vor Ärger stumm,
weil es – trotz gründlicher Rasur –
ein Stoppelfeld bleibt trotzdem nur.
Ein Wald, das sei nicht unerwähnt,
sich jetzt zurzeit ganz heftig schämt,
weil er – bisher sich schön geglaubt –
nun nackt da steht, so ganz entlaubt.
Ganz ähnlich geht es auch der Wiesen,
auf deren Grün sonst Blümlein sprießen.
Sie nur – wenn´s Grün ist ausgelaugt –
wie „Feld“ und „Wald“ zum Reimen taugt.
65
Der Hosenknopf
Der Hosenknopf, der Hosenknopf,
das ist gar kein so dummer Tropf!
Er geht den Männern gern zur Hand,
ist zuverlässig und galant,
denn er verhüt´ mit Takt und Stil,
was sonst gar leicht zu Boden fiel
und hilft somit alles verstecken,
was würde Frauen sonst erschrecken.
Die Glühbirne – ein Symbol des leuchtenden Einfalls.
Doch manches scheint wohl eher einer Energiesparlampe entsprungen zu sein.
Die Lampe
Es ist ´ne Selbstverständlichkeit:
Ein Schalterklick bringt Helligkeit!
Dann machen Lampen ohne Frage
die Dunkelheit sofort zum Tage.
Die Glühbirn´ als Symbol auch steht,
dass einem auch ein „Licht aufgeht“:
Wir knipsen an und – Heureka! –
ist plötzlich die Idee schon da
und sind erleuchtet voller Geist,
was scheinbar das Genie beweist.
Nur geb´ ich zu, ganz unumwunden,
der Schalter wird nicht leicht gefunden,
denn manchmal geht es nicht so schnelle,
dass einem wird´s im Kopf auch helle.
Vor allem wir recht dumm dreinschauen,
hat´s uns die Sich´rung rausgehauen.
66
Aufwärts
Ein Fahrstuhl soll Gewähr uns leisten,
dass er uns wirklich aufwärts bringt.
Doch wenn ihm dieses nicht gelingt,
dann ärgert es zumeist die meisten,
wenn schuld ist auch ein Schildchen nur
auf dem man liest: „Reparatur“.
Die Zigarre
Wer schätzt den Genuss, weiß ihn zelebrieren,
und lässt sich von einer „Havanna“ verführen?
Zur Feier des Tages wird sie angezündet,
damit sie den Duft der Karibik verkündet,
mit sonnendurchtränktem Tabakblatt
und feinem Aroma, ganz mild und satt.
Ihr Rauch kräuselt schwer in kreisrunden Ringen,
als wollte sie Lotusgirlanden mitbringen.
Die Farbe so braun, mit hauchzartem Gold,
wie die Haut der Mädchen, die sie einst gerollt.
So feurig die Glut, die glosend uns blinkt,
als wenn die Sonne im Meere versinkt.
Und als edles Zeichen die Banderole,
die kündet davon:
„Ich koste echt Kohle!!!“
67
Die Maus
Es eilte eine Maus behände
schnell fast bis an das Schreibtischende,
eilte zurück und ließ ´ne Spur
von Kratzern auf der Politur.
Ganz emsig huscht´ sie hin und her,
vor und zurück und manchmal quer,
wobei ihr langer Mäuseschwanz
fast übern Schreibtisch reichte ganz.
Nur Tatzenklicken war zu hören,
als wollt´ die Maus die Katz´ nicht stören.
Doch der war´s schnurzenpiepegal,
ob sie herumhuscht wieder mal.
Doch für die Hausfrau ist ´ne Maus
im Haus der allergrößte Graus!
So schimpft sie auf den Stubentiger,
legt der sich, statt zu jagen, nieder.
Ich aber seh´ die Maus viel frohgemuter,
erleichtert sie mir doch…
… die Arbeit am Computer.
Die Fliege
´ne Fliege fiel in ein Glas Sekt
und stellte fest, wie gut der schmeckt.
Sie sagt, weil sie nur kannte Wein:
„Wie schön ist´s ein Insekt zu sein.“
68
Die Katze lässt das mausen nicht
Als kleines Kätzchen noch verspielt
in Socken, Schuhen sie rumwühlt.
Die Aufziehmaus ihr Spaß verspricht.
Das Kätzchen lässt das mausen nicht.
Wenn größer sie, will´s ihr gefallen
zu zeigen ab und zu die Krallen,
an Sofa, Sesseln und Teppich.
Die Katze lässt das mausen nich(t).
Auch wenn gefüttert wird sie täglich,
ist´s Betteln manchmal unerträglich
Sie mauzt um was, das schmeckt köstlich.
Die Katze lässt das Mausen nich(t).
Und ist´s ein Kater, diese Katze,
der stromert rum auf leiser Tatze,
wenn eine Kätzin ums Haus strich.
Die Katze lässt das Mausen nich(t).
Doch ist ´ne Kätzin, diese Katze,
ganz schnell auch Nachwuchs sie dann hatt ´se.
Von vorn beginnt der ganze Reim,
wenn sie das Mausen nicht lässt sein.
Miezekatze
Der Löwe, der ist zweifellos
´ne Miezekatze – nur in groß.
Der Unterschied wird dem gewiss,
den diese Mieze einmal biss.
69
Mit Handy, eMail, Telefon, WARP, SMS, Television,
längst haben wir sie schon: Die neue Kommunikation.
Papierlos
Weil wichtig ist Information,
in Wort und Bild oder auch Ton.
ist Schnelligkeit heute gefragt!
Drum sei es deutlich Euch gesagt:
Auf Schriftlichkeit wird nun gepfiffen –
lieber zum Telefon gegriffen.
Bevor zum Brief der Stift gezückt –
wird schnell ein SMS verschickt.
Keine Buch mehr nötig zum Nachlesen –
man ist im Internet gewesen.
Und eh´ die Zeitung ist gedruckt –
hat man sie längst fernsehgeguckt.
Was bisher auf Papieren steht,
wird als Datei nun abgelegt.
Elektronisch nur noch weit und breit –
so wird „papierlos“ heut´ die Zeit!
Geht´s ohne Papier so munter weiter,
dann wird´s am „stillen Örtchen“ heiter:
In Zukunft reinigt man´s Gesäß
nur noch mit Wasser und Gebläs´.
70
Frauen und Technik – das passt selten.
Man sagt auch, sich begegnen Welten!
Doch wenn man sich mal recht besinnt,
nicht jedes Vorurteil auch stimmt:
Hochtechnisch (High-Tech)
Stromlinienförmig, glatt und schnittig die Figur,
chromblitzend blinkend auch die Armatur,
ein Traum von Stahl und Polymeren,
den Frauen immer heiß begehren:
Leicht zu lenken und zu bedienen,
nimmt Kurven fast so wie auf Schienen,
scheint mühelos dahin zu gleiten,
behände selbst bei Unebenheiten.
Das Herz der Hausfrau schneller pocht,
wenn´s leise brubbelnd in ihm kocht,
entlässt ´s aus festem Griffe nicht
steigt ihr auch Hitze in ´s Gesicht.
Wenn sie den Traum hat eingeschaltet,
technisch versiert sie ihn verwaltet,
brauch keinen Rat von einem Mann,
ja, lässt ihn überhaupt nicht dran.
Denn Männer selten sich erwärmen,
wofür die Frauen heimlich schwärmen.
Nur Berge, die sich Bügelwäsche heißen,
verderben Freude ihr am Bügeleisen.
71
Beziehungskiste
Was warst du einst so wirklich schick,
s´war Liebe auf den ersten Blick;
allein schon wegen den Konturen
schmachtende Seufzer mir entfuhren.
Für deine Kurven ich geschwärmt
mich für dein Temperament erwärmt,
für deine Ausstrahlung und Glanz.
Ich wollte dich – komplett und ganz.
Dann warst du mein – und ich ein König!
Ich war so stolz, verbarg es wenig,
und hab mit dir auch angegeben,
weil du warst Teil von meinem Leben.
Ich hab´ mich gern an dich geschmiegt
dich in- und auswendig geliebt
und Lustgefühle mich befielen
wenn wir dem schnellen Rausch verfielen.
Als guter Stern auf unsren Wegen
hast Freude du mir stets gegeben!
Nun sieht man dir die Jahre an,
Kosmetik ändert auch nichts dran,
der Lack ist ab, du musst gesteh´n,
schön bist du nicht mehr anzuseh´n.
Ich geb´ es zu, ich hab seit langem
´ne Liebelei neu angefangen
und möchte nach den vielen Jahren
was Junges, was ist unerfahren.
Als Stimulanz mit allen Sinnen
ganz neue Eindrücke gewinnen,
und auch Erregendes erleben.
das ist zurzeit mein einzig Streben.
Bist in die Jahre halt gekommen,
hast mir die beste Zeit genommen
und, während du bist angerostet,
zuviel von meinem Geld gekostet
72
für teuren Sprit und Inspektion.
Nun lohnt keine Investition.
So will ich dich nicht mehr verwenden
musst auf dem Schrottplatz deshalb enden,
wo ist für Autos letztes Grab.
Das Neue hol ich morgen ab!
Schutzengel
Die Ehefrau, die uns beschützt,
als Schutzengel uns meistens nützt.
Nur manchmal bin ich was verwirrt,
hab´ ich mich etwa doch geirrt?
Da seh´ ich neben Flügeln, weiß,
zwei Hörner und den Fuß der Geiß.
73
Engel
unsere bessere Hälfte
Ein Engel, wie wohl jeder weiß,
hat Flügel dran, und die sind weiß.
Auch ich kenn´ dieses weiß´ Gefieder,
kommt manchmal auch vom Himmel nieder,
doch glaub´ an Engel ich nicht ganz.
Vielleicht ist es auch nur ´ne Gans?
Ein Engel uns unendlich nützt
weil er uns täglich auch beschützt.
Doch manchmal hat der Engel Pech,
dann ist ´ne Beule in dem Blech
und statt ich spare Taxikosten
fängt´s Auto dort jetzt an zu rosten.
Ein Engel in den lichten Höh´n
kann für uns weit voraus auch seh´n.
Doch manchmal sind die Engel blind
weil in´s Gespräch vertieft sie sind,
am Telefon dann ganze Stunden
sind sie der Wirklichkeit entschwunden.
Ein Engel leitet uns zum Guten,
bewahrt uns vor des Teufels Gluten.
Doch wenn es kommt nur etwas Kälte
bekommt von ihm man gleich die Schelte:
„Wie sorglos bist du doch, mein Mann,
mach mir bloß den Kamin gleich an!“
Doch lasst den Engel „Engel“ sein,
denn ohne ihn wär´n wir allein.
74
Wortspielereien
Jeder will was werden
seit er hier auf Erden:
Der eine will nur werden groß,
ein and´rer viel verdienen bloß,
und mancher will auch Amt und Macht!
Wohin das führt, gebt nun fein Acht:
Der Werdegang
Wenn darin keine „-erde-“ wär´
dann wär´s kein Werdegang nicht mehr.
Doch wie soll man das Leben füllen
um den Karrieredrang zu stillen?
Mit „-ehr-´“ wird es gar kriegerisch,
und ich behaupte frevlerisch,
dass Ellebogentaktik oft
ihn fördert, manchmal unverhofft.
Mit „-ahl-“ es meistens besser geht,
wobei danach so mancher steht
im Amt, das er so nicht gewollt
wenn andre meinen, dass er sollt.
So mancher Werdegang mitunter,
führt auch, wenn er ist mit „-eltunter-“
zu einem Ende, das mit Schrecken
am Anfang man konnt´ nicht entdecken.
Nun endet ohne Sang und Klang
mit „-eg-“ mein Wortspiel Abgesang.
75
Flüssiges und Überflüssiges
76
Lukullische Moritat
über den Spargel
Ein Spargel in der Frühlingszeit
wagt sich hervor – ein Stück zu weit!
Kaum ist sein Köpfchen vorgekrochen,
wird er tief unten abgestochen,
so dass sein junges Leben endet.
Er wird in Kisten rasch versendet.
Beim Kaufmann liegt er im Regal,
da ist es ihm schon längst egal:
Sein schlanker Körper wird erwählt,
zu einem Bündel zugezählt,
und landet dann, noch richtig frisch,
zum Mittag auf dem Küchentisch.
Mit einer Klinge man ihn schneid´
und zieht die Schale ihm vom Leib.
Er weiß noch nicht, wie ihm geschieht,
wird er in heißem Sud verbrüht,
durch eine Zange drangsaliert
und dampfend auf dem Tisch serviert,
mit heißer Butter überschöpft
und dann zuletzt – auch noch geköpft.
Und die Moral von der Geschichten:
Sei vorwitzig – mitnichten!
77
Delikates
Wenn man die Pfalz besuchen kommt,
es allen Gästen meistens frommt,
die Winzerstuben zu studieren,
um köstlich´ Weine zu probieren.
Ein jeder ist auch gern dabei,
besucht man die Schnapsbrennerei,
weil hier der Geist im Glase steht,
bevor er dann zum Kopfe geht.
Auch kehrt man ein zum Kennenlernen,
in Strausswirtschaften und Kavernen
was Pfälzer Küch´ zu bieten hat
und – um zu essen sich mal satt.
Bei Leberknödel, Fleischknepp, Kraut,
in großen Bergen aufgebaut,
ist jeder liebend gern dabei,
wer kräftig frönt der Völlerei.
Jedoch beim Pfälzer Leibgericht
verzieht fast jeder sein Gesicht
und will partout es nicht mal wagen,
zu kosten etwas vom „Saumagen“.
Dabei ich mir ganz sicher bin:
Es ist vom Schwein das Beste drin!
Nur ist die Hülle von der Sau –
vom Magen, nimmt man´s ganz genau.
Bei Weißwurst, Wienern, oder Knackern,
kein Zweifel will da je aufflackern,
da ist im Kopf niemals Alarm.
Jedoch die Hülle ist vom Darm!
Drum besser ihr dort Essen geht,
wo ihr die Speisen nicht versteht
und dann bestellt in nobler Suite:
„L´ estomac de la truie“.
78
Kaffee
„K-A-F-F-E-E,
trink nicht so viel von dem Kaffee!
Denn dieser schwarze Türkentrank,
schwächt nur die Nerven, macht dich krank.
Drum sei doch nur kein Muselmann,
der davon gar nicht lassen kann.“
Dies Lied aus alten Kindertagen
kann ich fast gar nicht mehr ertragen,
denn fehlt mir dieses Elixier
kein Muntermachen hilft dann mir.
Auch hat die Wissenschaft bewiesen,
wenn wir in mäßig nur genießen
hilft er dem Herzen und Verstand,
macht hurtig auch den Bummelant.
Man braucht sich deshalb nicht zu schonen
beim Labsal aus den braunen Bohnen,
und ihn genießen Tag für Tag
egal wie man ihn trinken mag.
Mal mit viel Milch, bis er ist weiß,
mal zuckersüß, gleich löffelweis´,
mal bleibt er schwarz, so ganz natur,
mal mit ´ner Haube Sahne nur.
Mal muss er stark sein, zum Erwecken,
um Lebensgeister aufzuschrecken
und manchmal sei er besser schwach,
damit er nicht so munter mach.
Mal braucht man ihn gleich literweise,
mal nur ein Tässchen, beispielsweise,
mal soll er heiß sein, oder lau…
Egal, mein Kaffee macht mir meine Frau.
79
Nüsse
Oft gilt die Erkenntnis:
Sind gut fürs Gehirn
sie stärkten ´s Gedächtnis,
erhellen die Birn´.
Ich lieber verzichte
auf diesen Genuss
weil bei der Geschichte
ich spür´ die Kopfnuss.
Obst ist gesund
Man sagt so oft: „Obst sei gesund!“
Vor allem Äpfel mit Pektin
bestärken uns in dem Befund
mit Ballaststoff und Vitamin.
Ob Boskop, Gloster, Cox Orange,
Elstar, Berlepsch und Gravensteiner,
genannt sei im Zusammenhange
auch Klarapfel und Rotpass´aimer.
Auch Idared und Granny Smith,
der Jonasgold, Delicius,
was in der Schale liegt am Tisch,
ist sehr gesund und ein Genuss.
Nur eine Apfelsorte stets vermeide:
Den Zankapfel.
Bringt nur Verdruss!
Uns meistens auch das Wohl verleidet,
wenn reinbeißen man manchmal muss.
80
Klagseufzer eines vierfachen Vaters.
Letheschwund
Der Mensch, den man den Pfälzer nennt,
von klein auf er die Lethe* kennt,
hat er sie doch in jüngsten Jahren
schon mit der Muttermilch erfahren.
Gewöhnt an diesen Beigeschmack
ist er als Kleinkind schon auf Zack
die letzten Tropfen auszuschlecken
die in geleerten Gläsern stecken.
Bald zeigt er sich ganz brav bestrebt,
wie Korken man aus Flaschen hebt.
Die Hilfe, zu der Eltern Gunsten,
lässt Lethe seltsam schnell verdunsten:
Bevor gefüllt das Dubbeglas
hat er genascht davon auch was.
So kleinliches Stibitzen kann
sich zu Verlusten ändern dann,
kommt er ins jugendliche Alter.
Man wird zum Kellermeister und -verwalter,
beginnt die Flaschen abzuzählen,
ob denn nicht wieder welche fehlen,
kennzeichnet Sorten in den Steigen
damit er sich nichts kann abzweigen.
Doch alles Rechnen ist vergeblich,
der Schwund inzwischen sehr erheblich.
Ein Schloss, das Weinverlust verhindert,
ihn nur gewisse Zeit vermindert
bis dass ein Nachschlüssel parat,
den er sich nachgebastelt hat.
So Letheschwund, mal aufaddiert,
sich kistenweise bald summiert.
81
Und wenn man denkt, es geht nicht schlimmer
bringt Freunde mit er noch aufs Zimmer –
wobei ich längst es nicht mehr wage
zu stören deren Trinkgelage.
„Paps“ heißt es Tags darauf noch keck,
„die letzte Lethe ist nun weg.
Geh´ einmal los, neue zu kaufen,
sonst hast du morgen nichts zu saufen!“
Sind Kinder groß, ist auch kein Schluss
mit ihrem frohem Trinkgenuss,
denn wenn sie zu Besuch gekommen
wird stets ein kräft´ger Schluck genommen.
So geht mein Weinvorrat zur Neige,
so pro Besuch ´ne halbe Steige.
Drum Eltern in der schönen Pfalz
Am besten mit dem Spruch ihr halt´s:
Es lohnt sich nicht, den Wein zu horten
trinkt ihn mit Freunden aller Orten.
„Nun Prost“, gefüllt das Glas zum Wohl,
bevor ich noch ´ne Flasche hol´,
dem Nachwuchs gönn´ ich die Ration,
zu lernen Pfälzer Tradition.
* althochdeutsch für „Wein“
Hoffentlich
Im Wein liegt Wahrheit, wie ihr wisst,
wenn ´s nur in Wahrheit Wein auch ist.
Behauptung
Nun, die Behauptung leider lügt,
dass in dem Wein „die Wahrheit liegt“.
Dies mag im großen Fass wohl stimmen –
in meinem Glas nur Fliegen schwimmen.
82
Ermahnung
Die Pfalz, die ist im ganzen Land
als Weinhersteller gut bekannt.
Im Angebot wird viel geboten,
von Weiß, Rosé bis zu dem Roten.
Schnell ist ´ne Flasche auch besorgt,
wenn nicht – wird sie halt ausgeborgt,
der Kork gezogen, eingeschenkt.
Bevor man trinkt sei noch gedenkt:
Solang der Wein im Glase funkelt,
er unsren Geist noch nicht verdunkelt.
Gefährlich wird der Rebensaft
dem, der genießen ihn nicht schafft.
Denn schüttet Wein man in den Bauch
steigt dieser schnell zu Kopfe auch,
die Zung´ wird schwer, die Worte lallen,
bis dass man untern Tisch gefallen.
Trinkt man den Wein jedoch nicht schnell
wird Geist und Witz erleuchtend hell
kluge Gedanken über Wein,
die fallen einem plötzlich ein.
Drum Leute glaubt und höret hin:
Der Wein kann sein wie Medizin!
Er hilft, wenn nur die Dosis klein
zum Fröhlich- und zum Glücklichsein.
83
Wildfang
An Mauern, Drähten und Gerüsten
rankt unverdrossen sie sich rauf,
der Rebe mag es gar gelüsten,
dass sie auf Bäume wächst hinauf.
So unverwüstlich und robust
treibt jedes Frühjahr sie aufs neu
aus altem Knorzen kraftbewusst,
wie Unkraut wuchernd ohne Scheu.
Erst unter Winzers Pfleg´ und Händen
wird sie zum edlen Strauch gestutzt.
dass pralle Beeren sie dann spenden,
die reif zum Keltern dann genutzt.
Da gärt im Fass der süße Saft,
bis aus dem Saft wird Wein
und fleißig stets der Winzer schafft
bis dass er klar und fein.
So wird ein wilder Pflanzensprossen
durch Mühe und Geduld
erzogen und ganz unverdrossen
geformt zu unsrer Huld.
Das mir so durch den Kopf durchgeht,
denn wer denkt schon daran,
wenn funkelnd Wein im Glase steht.
Darauf stoß´ ich nun an.
84
Gern wär´ auch ich einmal Poet! Nun weiß ich endlich wie es geht:
Poet
Der Wein ist uns ein guter Freund,
der man sich anvertraut,
ein Optimist, ein Architekt,
der manches Luftschloss baut.
Reicht gar zum Verse schmieden
die Muse diesen Trank
beflügelt er die Phantasie –
drum sagt der Rebe Dank.
Nur manchmal reicht ein Schoppen nicht,
um die Idee zu fassen,
ein dritter folgt dem zweiten nach
um Reime einzupassen.
Wenn fleißig so ein braver Mann
manch´ Liter schon getrunken hat,
so nennt man den Genießer dann
auch gerne „Liter-at“.
Da Wein auch gern den Kopf verdreht,
hat er, eh´ man´s gedacht,
schnell aus des Kopfes Gegenteil
draus ein „Po-et“ gemacht.
Wie sonst sollten gelingen
mir Verse so im Nu?
Auch ich bin ein Poete
und proste euch nun zu.
Gesundheit
Wer täglich einen Schoppen hebt
wahrscheinlich hundert Jahre lebt.
Nur der die Freude sich verdirbt,
wer viel zu früh zuvor verstirbt.
85
Lob der Lethe
Am Fenster rinnt Regen hernieder.
Wir sitzen zusammen mal wieder.
„Schatz, ich hol noch Lethe,
auch wenn es schon späte.“
Kaminfeuer wärmt unsre Glieder.
Dann schenk´ ich vom blutroten Wein
uns beiden ein Gläschen voll ein.
Im klingenden Glas
als funkelndes Nass
kann Lethe so wunderbar sein.
Mein Gläschen schmeckt herrlich und fein,
da kann es ein zweites auch sein.
Der Wein tut so gut
und geht mir ins Blut,
so füll´ ich ein drittes noch ein.
Ich fühl´ mich ganz seltsam belebt,
den Arm längst schon um sie gelegt,
wir kommen uns nah,
wie´s früher oft war.
„Mein Schatz, weißt du was mich bewegt?“
„Wenn ich ins Gesicht dir so schau´
ich fast meinen Augen nicht trau´:
Dein Fältchen-Gesicht
erscheint jugendlicht,
´grad wie du warst als junge Frau.
Auch unter der sonst flachen Blusen,
da wölben sich wieder zwei Busen
und Röllchen am Bauch
verschwinden nun auch.
Ich möchte so gern mit dir schmusen.“
Mein Gläschen ist schon wieder leer,
da muss noch ein weiteres her.
Das tut mir so gut
und macht mir auch Mut,
auch wenn mir die Zunge schon schwer.
86
„Mein Schatz, das muss ich erwähnen,
statt grau scheinen goldblond die Strähnen,
dein sonst strenger Mund
wirkt sinnlich und rund,
nach dem ich beginn´ mich zu sehnen.“
Das nächste Glas wurd´ nicht getrunken.
Im Kuss sind wir danach versunken.
Das Licht geht nun aus.
Die Verse sind raus.
Oh Lethe, was machst du uns trunken!
Im Wein liegt Wahrheit
Was Wein so manchmal Wunder macht,
darüber der verlegen lacht,
wer seine Wirkung hat erlebt,
weil er nach Wahrheit hat gestrebt.
Wenn oft das Glas geleert´ zum Grund
ergab sich häufig der Befund,
dass man wohl Wahrheit hat verkündet,
doch das Erinnern daran schwindet.
Drum hebt das Glas und trinket wohl!
Gefährlich ist nur Alkohol.
Kork
Der Winzer klagt, dass Kork so rar.
Ich finde das ganz wunderbar,
weil ohne Kork man leichter schafft
zu kommen an den Rebensaft
und jeder kann nun öfter hoffen,
dass schon die Weinflasche ist offen.
87
Schoppenweise
Beim ersten Schoppen schmeckt es fein,
schenkst du vom gold´nen Wein dir ein,
hast an die Menge dich gewöhnt
und mit dem Dubbeglas* versöhnt.
Beim zweiten hat es angefangen,
dass färben rot sich deine Wangen
und Worte sprudeln dir empor,
voll Witz und Geist und mit Humor.
So ab dem dritten wird es heiter,
du leerst dein Glas und redest weiter:
Die Welt willst aus den Angeln heben
und umgestalten aller Leben.
Nach weit´ren Schoppen geht´s an Herz,
nun packt die glatt der Weltenschmerz.
Zwar hört dir keiner bald mehr zu,
doch hast du nun zum Trinken Ruh´.
Nach jedem weit´ren Glas – in Schüben –
beginnt´s Bewusstsein sich zu trüben.
Ob du noch schwätzt, ob du nun singst,
dich schlicht blamierst oder nur trinkst:
Am nächsten Tag du nichts mehr weißt.
So sich des Weins Wohltat beweist!
* Dubbeglas = Pfälzer Trinkgefäß, ½ Literglas
Durst
Nicht nur weil ich ein Pfälzer bin
geb´ ich mich Trinkgenüssen hin,
auch Lob und Stolz, die sind mir Wurst,
ich trinke gern, nicht nur zum Durst.
88
Sparsamkeit
Beim Weine, da kann man recht sparen,
denn Geld wird nur dann klug riskiert,
da ist ein jeder sich im Klaren,
wer schöppchenweis´* es investiert.
Bist du nach dem ersten zufrieden,
weil Wirklichkeit endlich verblasst,
kippst gleich einen zweiten hernieden,
dass Ruhe und Muße du hast.
Der dritte wird langsam getrunken,
das Schöppchen gemütlich umfasst.
In Tagträume danach versunken
vergeh´n dir die Eile und Hast.
So hast du Genuss lange Stunden,
dein Geld wird auch nicht aufgezehrt,
weil du, wenn du gehst nach den Runden,
hast nur eine Flasche geleert.
*Schöppchen = ein Viertele
89
Streit
Was wächst im weiten Rebenmeer,
gepflegt von Winzermessern,
in Vielfalt, die beeindruckt sehr,
wenn sie gereift in Fässern.
Der Riesling, Thurgau wird genannt
der Kerner und Burgund,
Traminer, Scheu ist auch bekannt,
tut man von Weißen kund.
Bei Roten Cabernet man nennt,
auch Acolon, Merlot,
sowie Dornfelder und Regent,
Trollinger, Noir Pinot.
Da streiten sich die Leute rum,
ob weißer oder rot
gesund sei, oder mache dumm
in Litern oder Lot.
Das Streiten aber stört mich nicht,
ich höre gar nicht zu.
Ich trinke jetzt mein Weinglas leer
und habe meine Ruh´.
90
Schaumlethe
Was perlt so herrlich da im Glase
und bitzelt mir in meine Nase?
Wirft Bläschen gar in meinem Blut
und tut der Seele auch so gut?
Was ist´s,
...was die Proleten einfach saufen,
womit Neureiche Schiffe taufen
und Sieger noch auf dem Podest
damit die Zuschauer durchnässt?
...was in den Bars, ist Mann beweibt,
die Kosten in die Höhe treibt
und in Aristokratenkreisen
man braucht zum Lebensart beweisen?
...was einzig wegen Korkenknallen
uns zu Sylvester will gefallen
und dient bei Offiziellen wohl
des meistens als Statussymbol.
Das scheint mir alles wie Verhöhnung!
Die Schaumlethe* ist Lethes Krönung!
Wenn Luftperlen im Glas aufsteigen
beginnt der Tanz der Feen im Reigen
und Leichtigkeit schwebt durch den Raum
erfüllt uns damit jeden Traum.
Unmerklich machen Feen beschwingt
bis es in unsern Herzen singt
und man stellt fest ganz unbeschwert:
Das Leben ist so lebenswert!
* Schaumlethe = Sekt oder Champagner
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