Interview mit Hubertus Wasmer - World Wide Sires Deutschland

Hubertus Wasmer: Am Rude r eines neuen Unternehmens,
World Wide Sires Deutschland
Mit dem 1. Januar gibt es ein neues Unternehmen auf dem deutschen Spermamarkt – World Wide Sires Deutschland. Aber auf
viel Neues müssen sich die Kunden in Österreich, Deutschland und Luxemburg dann doch nicht einstellen. WWS Deutschland
wird als direktes Tochterunternehmen von Word Wide Sires, Ltd. weiterhin die Spitzenbullen aus dem Programm von Select
Sires und Accelerated Genetics in den USA sowie Genervations in Kanada vertreiben. Ein Angebot mit exzellentem Ruf, auf das
sich Geschäftsführer Hubertus Wasmer berufen kann.
TEXT: STEPHAN SCHNEIDER / FOTO: CHRISTINE MASSFELLER
D
ie neuen Büroräume im münsterländischen Billerbeck sind gerade erst
bezogen aber von langer Dauer soll
diese `Übergangslösung`, wie sie Hubertus
Wasmer beschreibt, nicht dauern. WWS
Deutschland, das 100-prozentige Tochterunternehmen von World Wide Sires Ltd., ist
gerade erst an den Start gegangen und in
einigen Monaten soll die Interimsphase dem
Alltagsgeschäft in einem professionellen
Umfeld weichen. Hubertus Wasmer, der nach
vier Jahren bei der GGI und acht Jahren als
Geschäftsführer von CRI Genetics seit dem 1.
Januar die Geschäfte von WWS Deutschland
lenkt, versprüht Optimismus. Und er hat
allen Grund dazu. Schließlich kann er den
Milchviehhaltern im deutschsprachigen Raum
ein Produkt anbieten, das nicht nur zu den
etablierten der globalen Zuchtszene zählt
sondern eben auch zu den vielfältigsten und
besten. Und von Anfang an kann er auf ein
Verkaufs- und Beratungsteam setzen, dass
WWS-Genetik seit Jahren in den Milchviehställen Deutschlands verkauft. Kein neues Produkt, keine neue Namen. Ein Neustart könnte
schwieriger sein. Trotzdem gibt es ehrgeizige
Ziele, bei denen auch der Ausbau des
Service und eine stärkere Fokussierung auf
Fruchtbarkeit eine Rolle spielen. Hubertus
Wasmer hat eine klare Vorstellung von
dem, was Kunden im deutschsprachigen
Raum von WWS Deutschland erwarten
können und auch sollen.
Herr Wasmer, seit 1. Januar sind Sie Geschäftsführer von WWS Deutschland. Was
war die Motivation für den Wechsel von
CRI zu WWS?
Wasmer: Es war der Reiz, etwas Neues zu
machen und natürlich war es auch der
Name WWS der durch seine lange Historie
und das seit Jahrzehnten überragende Bullenangebot Anziehungskraft ausübt. Der
Name ist schon etwas Besonderes. Aber es
war auch die Idee, etwas Altbewährtes neu
aufzubauen und um bestimmte Serviceleistungen zu erweitern.
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Sie haben die Qualität der Bullen angesprochen. Wie wichtig ist die denn letztendlich für
den Erfolg eines Unternehmens?
Wasmer: Das Spermageschäft in Deutschland
bedient einen eher hochpreisigen Markt. Ich
denke, in Deutschland ist die Qualität eines
Vererbers, seine Zuchtwerte, Kuhfamilie und
die Zuverlässigkeit eine wichtige Größe. Ob
sich ein Vererber auf diversen Toplisten behaupten kann, wird von Milchviehhaltern hier
noch immer registriert. Und in dieser Hinsicht
ist WWS sehr gut aufgestellt.
Also wird sich das Angebot nicht von dem
Unterscheiden, das durch den bisherigen Distributor, WWS-Germany, angeboten wurde?
Wasmer: Um alle Verwirrungen auszuräumen:
WWS-Genetik wird es in Zukunft exklusiv
bei uns geben. Gleichzeitig wird World Wide
Sires Deutschland ausschließlich WWS-Genetik anbieten. Wir differenzieren uns vom
bisherigen Vertriebspartner vor allem durch
ein deutlich breiteres Bullenangebot aus dem
Programm von WWS, Ltd. ergänzt durch mehr
Service- und Beratungsleistungen. Wir wollen
alle Kunden bedienen, insbesondere auch die
kommerziellen Milcherzeuger. Die Bedürfnisse
der Kunden ändern sich. Neben der besten
Genetik erwarten die Kunden auch Service
und Managementberatung. Diesen Ansprüchen wollen wir gerecht werden.
Können Sie uns das genauer erklären?
Wasmer: WWS Deutschland hat Zugriff auf
das gesamte Angebot von WWS Ltd. Das sind
500 Bullen, mit denen wir die gesamte Breite
der Nachfrage abdecken können, also sowohl
junge genomische Spitzenbullen, hohe töchtergeprüfte Bullen, Exterieur- und Fitnessvererber oder Red Holstein- und Polled-Genetik
und in all diesen Segmenten auch die Bullen,
die nicht an der Spitze sondern etwas darunter gelistet sind. Für uns ist es wichtig, ein
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten zu
können. Das ist bei einem so breit aufgestellten Angebot in allen Bereichen möglich.
Gibt es weitere Bereiche, auf die sich WWS
Deutschland konzentrieren wird?
Wasmer: Neben der Genetik werden der
Service und die Managementberatung eine
stärkere Rolle übernehmen. Natürlich sind wir
STARKES ANGEBOT
Dass die hinter dem WWS-Angebot stehenden Zuchtprogramme von Accelerated und vor
allem Select Sires auf den Toplisten in Nordamerika eine dominierende Rolle spielen, ist keine Neuigkeit. Wer sich aber die Interbull-Liste auf RZG-Basis etwa bei den töchtergeprüften
Vererbern anschaut, stellt auch auf internationaler Basis nichts anderes fest. Acht Bullen aus
dem WWS-Angebot rangieren in den Top-10 nach RZG, darunter Bookem, Supersire, Robust,
Shotglass und Headliner. In den Top-100 stellt WWS mit 40% den mit weitem Abstand größten Pool der höchsten RZG-Bullen. Deutsche Stationen etwa sind nur mit 11% vertreten.
Das gleiche Bild zeigt sich auch bei den höchsten RZE-Vererbern, wo WWS mit Bullen wie
Atwood, Airlift, Gold Chip oder Dempsey 23% der Interbull-Top-100 RZE-Bullen liefert.
Hubertus Wasmer: „Die
Bedürfnisse der Kunden
ändern sich. Neben der
besten Genetik erwarten
die Kunden auch Service
und Managementberatung.
Diesen Ansprüchen wollen
wir gerecht werden.“
in erster Linie ein Unternehmen, das Sperma
verkaufen möchte, aber wir sehen die Beratung und den Service im Fruchtbarkeitsmanagement in einem direkten Zusammenhang.
Hier werden wir uns um weitere gut ausgebildete Personen für unser `Repro-Team` bemühen, die in Zukunft flächendeckend diesen
Service anbieten. Auch eine stärkere Nutzung
des WWS-Ausbildungszentrums in den USA
für unsere Kunden und Mitarbeiter ist angestrebt. Ein weiterer Punkt ist die Festigung
unserer starken Position in Sachen Fruchtbarkeit. World Wide Sires ist das Unternehmen
in Nordamerika mit dem bei weitem besten
und größten Angebot an Bullen mit hoher
paternaler Fruchtbarkeit. Uns ist es nicht nur
wichtig Bullen zu verkaufen, sondern dass
die Kühe auch tragend werden. Mit dieser
Botschaft gehen wir in die Betriebe.
Anders als in Ihrem vorherigen Unternehmen CRI gibt es keine vertraglichen Partnerschaften mit deutschen Zuchtunternehmen.
Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit von
WWS Deutschland mit den etablierten Zuchtverbänden vor?
Wasmer: Grundsätzlich ist es so, dass der
Spermavertrieb speziell im Westen Deutschlands, wo 75% aller Milchviehhalter von
Verbands-Technikern bedient werden, ohne
eine Zusammenarbeit mit den Stationen nicht
funktioniert. Eine vernünftige Kooperation
mit den Verbänden liegt uns schon aus diesem
Grund am Herzen. Aber wir wollen uns auch
nicht abhängig machen. Der Direktvertreib
bleibt ein Punkt, an dem wir arbeiten werden.
Letztendlich ist der Kunde König. Er bestimmt
den Weg, den wir nutzen.
Wird WWS Deutschland sich auch auf anderen Geschäftsfeldern betätigen, etwa ein
eigenes Zuchtprogramm führen?
Wasmer: Nein, das ist aktuell überhaupt
nicht geplant. Wir konzentrieren uns auf den
Aufbau der Struktur- und Vermarktungswege.
Auf Genetik, Fruchtbarkeit und Service. Da
liegen unsere Kompetenzen.
Kommen wir zu den Vererbern selbst. WWS
ist mit seinen Bullen sowohl auf genomischer wie auch töchtergeprüfter Basis eine
dominierende Größe in Nordamerika. Gibt es
Präferenzen für den deutschen Markt?
Wasmer: Um ehrlich zu sein, gibt es da von unserer Seite keine Bevorzugung der einen oder
anderen Gruppe. Auch hier gilt, dass wir das
liefern werden, was der Kunde verlangt. Wir
sind in beiden Segmenten so gut aufgestellt,
dass wir alle Bedürfnisse befriedigen können.
Eine Tatsache ist, dass sich das amerikanische
System in Sachen Genomics mehr als bestätigt
hat. Die hohen und intensiv genutzten genomischen Jungbullen stehen auch auf Töchterbasis wieder an der Spitze. Deshalb haben wir
kein Problem damit, wenn der eine Milchviehhalter nur junge DNA-Bullen und der andere
nur töchtergeprüfte Bullen nutzen wird.
Welche Bullen sind denn gefragt?
Wasmer: Unter den töchtergeprüften Verer-
bern laufen aktuell vor allem Bullen wie Epic,
Bookem, Brewmaster, Shandro oder Shotglass
gut. Bei den genomischen sind es County,
Frost, Kingpin, Kal, McDougal, Synergy, Shakespeare, Modesty und Jedi.
Und wie sieht es mit der Verfügbarkeit
heißer, junger Bullenväter aus?
Wasmer: Wir sind bemüht, von jedem
Bullen so schnell wie möglich Sperma zu
importieren, sobald er verfügbar ist. Es gibt
viele Zuchtprogramme und private Züchter,
die die hohen WWS-Bullen für Spülungen
und IVF nutzen. Natürlich haben wir den
Anspruch, sie auch so schnell wie möglich
zu beliefern. In den ersten beiden Monaten seit dem Start von WWS Deutschland
hat das bereits sehr gut funktioniert. Unser
Mutterunternehmen WWS Ltd. ist sich sehr
wohl bewusst, dass Deutschland ein Markt
mit hohem züchterischem Niveau ist und entsprechend bedient werden muss.
Noch ein paar Sätze zu ihrem aktuellen
Außendienst. In welchen Gebieten sind sie aktuell gut und in welchen weniger gut vertreten?
Wasmer: Unser Außendienst besteht aktuell
aus 9 Zuchtberatern sowie mehreren freien
Technikern. Hier wollen wir nach und nach
weiter aufstocken, aber das geht nicht von
heute auf morgen. Es gibt noch reichlich
unbesetzte Gebiete. Wir sind also stetig auf
der Suche nach qualifizierten Beratern in
den Bereichen Genetik, Fruchtbarkeit und
Management. n
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