Vorschau Herbst 2016

Rotpunktverlag.
Vorschau
Herbst 2016
Edition Blau / Belletristik
Sachbuch
Wandern, Reisen & Berge
Foto: Dres Balmer
2 | Editorial
Zürich, im Mai 2016
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
dass Leta Semadenis Dorfgeschichte mit dem geheimnisvollen Namen Tamangur außergewöhnliches Potenzial
birgt, ließen bereits die begeisterten Reaktionen unserer
ersten Leser, die Vertreterinnen und Vertreter, erahnen.
Dass dieses Kleinod dem Verlag aber den größten Verkaufserfolg in der Belletristik seit Ruth Schweikerts Erdnüsse.
Totschlagen (1994) bescheren sollte, davon hatten wir natürlich nicht einmal zu träumen gewagt. Wir freuen uns
über Ihren Zuspruch für dieses Buch – inzwischen ausgezeichnet mit einem der Schweizer Literaturpreise 2016 –,
den viele von Ihnen in Artikeln, Blogs, Radiosendungen
öffentlich gemacht haben, und danken für Ihren großen
Einsatz vor Ort in der Buchhandlung.
Zusammen mit Tamangur haben Daniela Schweglers
Bergfieber, Ueli Mäders macht.ch, Werner Bätzings Streitschrift zur Zukunft der Alpen sowie der Überraschungserfolg Heimat im Kochtopf das Jahr 2015 für uns rund
gemacht.
Gute Winde also, um zu neuen Ufern aufzubrechen!
Mit der Edition Blau bekommt die Belletristik im Rotpunktverlag einen neuen Auftritt: für die Weiterführung
von Schweizer Neu- und Wiederentdeckungen und eine
Erweiterung des Programms um Autorinnen und Autoren
aus den Nachbarländern. Besonders glücklich sind wir, Ihnen in diesem Herbst mit Cesare Paveses Der Mond und die
Feuer ein Hauptwerk der modernen italienischen Literatur
in Neuübersetzung anbieten zu können. Bitte beachten Sie
die eingelegte Extra-Vorschau Edition Blau.
Sachbücher und »Reisen/Freizeit« fi nden Sie natürlich
weiterhin in der Rotpunkt-Vorschau. Unsere Highlights
dort: Loretta Napoleoni legt nach Die Rückkehr des Kalifats
erneut ein hochaktuelles Buch über den islamistischen
Terrorismus vor, die junge Journalistin Tansy E. Hoskins
entwirrt in Fashion Revolution die Fäden, aus denen das
Modebusiness gestrickt ist, und schließlich zeigt das Buch
Handwerkstätten, wie heute in der Schweiz fast vergessene
Berufe zu neuem Leben erweckt werden.
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Auf in den (Wander-)Sommer!
Ihr Team des Rotpunktverlags
3 | Sachbuch
»Das Buch basiert auf profunder Kenntnis
und ist eine pointierte und kühne Alternative
zur gängigen Debatte.«
Susanne Schanda, NZZ Bücher am Sonntag,
über Die Rückkehr des Kalifats
Loretta Napoleoni
Menschenhändler
Die Schattenwirtschaft des islamistischen Terrorismus
Aus dem Englischen von Peter Stäuber
Originaltitel: Merchants of Men. The Business
of Kidnapping inside the Refugee Crisis
ca. 256 Seiten, Klappenbroschur
Format 13,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 21.– | € (D) 19,90 | € (A) 20,50
isbn 978-3-85869-704-2, wg 1972
Erscheint im September
Erscheint zeitgleich
mit der Originalausgabe
und in 10 Sprachen
Wer profitiert von der Flüchtlingskrise?
Die Menschen, die zu Tausenden an Europas Küsten stranden, fliehen vor
dem Krieg in Syrien und Irak, und sie legen ihr Schicksal dafür ausgerechnet in die Hände der Nutznießer dieses Kriegs: Kidnapper, Schmuggler, Dschihadisten. Im Zentrum des Machtvakuums, das die Interventionen des Westens nach 9/11 im Nahen Osten und in Libyen hinterlassen
haben, ist ein einträgliches neues Geschäftsmodell entstanden. Aus der
Not der Flüchtlinge machen Schlepper ein Milliardengeschäft.
Aber auch Entführungen sind eine lukrative Finanzierungsquelle
für den Terror, und ihre Opfer sind zumeist westliche Journalisten oder
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Loretta Napoleonis neues Buch
basiert auf einer Vielzahl von exklusiven Gesprächen mit ehemaligen
Geiseln, Unterhändlern und Mitarbeitern der Vereinten Nationen oder
des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz u. a. Aus diesen Protokollen wird das hochprofessionelle Netzwerk von Menschenhändlern
deutlich, das sich von Westafrika über Libyen und von Syrien bis nach
Loretta Napoleoni, geboren
1955 in Rom, ist Expertin
für die ökonomischen Grundlagen des internationalen
Terrorismus und ist als
Beraterin für verschiedene
Regierungen tätig. Ihr Buch
Die Rückkehr des Kalifats.
Der Islamische Staat und die
Neuordnung des Nahen Ostens
(Rotpunktverlag, 2. Auflage
2015) wurde weltweit in
mehr als zwanzig Sprachen
übersetzt. Loretta Napoleoni
lebt in London.
Europa erstreckt und aus dem heute Terrororganisationen wie al-Quaida
und der sogenannte Islamische Staat buchstäblich Kapital
schlagen – die Mitauslöser der Flüchtlingskrise sind gleich-
Loretta Napoleoni
Die Rückkehr des Kalifats
Der Islamische Staat und die Neuordnung des Nahen Ostens
Aus dem Englischen von Peter Stäuber
160 Seiten, Klappenbroschur, 2. Auflage 2015
ISBN 978-3-85869-640-3, Fr. 19.90 | € (D) 18,90 | € (A) 19,50
Foto: Peter Hodsoll
zeitig deren größte Profiteure.
Foto: Henna Malik
4 | Sachbuch
Weiterlesen?
Leseexemplar als E-Book erhältlich.
Bitte wenden Sie sich an Ihre
Vertreterin oder Ihren Vertreter.
»Ich schreibe diese Zeilen an einem Tag, an dem fast ganz Großbritannien unter
einer dicken Schneedecke verborgen ist und ich sage und schreibe achtzehn Kleidungsstücke trage, um mich warm zu halten. Es scheint offensichtlich, dass Menschen Kleidung brauchen. In der Tat hat man sogar 40 000 Jahre alte Nähnadeln
aus dem Jungpaläolithikum gefunden. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass ich
alle Kleider brauche, die in meinem Schrank hängen. Wieso habe ich sie dann?
Mode kann ein Ventil für Ästhetik, Kreativität und Freude sein, bleibt aber immer den Ansprüchen und der Kontrolle des Markts unterworfen. Mode ist eine
Kunstform, die unglaublich viel Können und Einsatz abverlangt, aber wie jede
Kunst ist auch sie in ein Netzwerk aus Wirtschaft und Wettbewerb verstrickt. Das
menschliche Bedürfnis nach Kleidung und Kreativität ist kommerzialisiert worden, und zwar aus einem Grund: Profit.
Die Idee vom ›Kunden als König‹ verdeckt die Tatsache, dass Mode ein enorm
wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Weil sie sich immerfort verändert, ist sie ein Synonym für Modernität und Wettbewerbsfähigkeit. Modisch zu sein, kann darüber
entscheiden, ob man einen Job oder eine Wohnung bekommt und welchen sozialen Status man hat. Mode ist ein Hamsterrad, und wir alle müssen rennen.«
5 | Sachbuch
»Tansy Hoskins seziert die Modewelt mit
messerscharfem Verstand und Empathie
gleichermaßen. Ihr Buch ist ausgezeichnet
recherchiert, und es wird dazu führen,
dass Sie Ihren Kleiderschrank mit anderen
Augen betrachten.«
Lucy Siegle, The Observer
Tansy E. Hoskins
Fashion Revolution
Das antikapitalistische Buch der Mode
Aus dem Englischen von Magdalena Kotzurek
Originaltitel: Stitched up. The Anti-Capitalist
Book of Fashion
ca. 300 Seiten, Klappenbroschur
Format 13,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 26.– | € (D) 24,– | € (A) 24,80
isbn 978-3-85869-705-9, wg 1970
Erscheint im September
Von Karl Marx bis Karl Lagerfeld
Mode macht Spaß. Mode verleiht Macht. Mode ist das Lieblingskind des
Kapitalismus. Mode ist ebenso großartig und spannend, wie das System
dahinter schmutzig und zerstörerisch ist. Die junge britische Journalistin Tansy Hoskins leuchtet das Geschäft mit der Mode in seinen dunklen Ecken aus. Von Haute Couture bis H&M, von Karl Marx bis Karl
Lagerfeld erzählt sie über die Entstehung des Phänomens Massenmode, über Körper und Kapitalismus, Werbung und Widerstand.
Erfrischend und nie belehrend kritisiert Tansy Hoskins, was
Mode mit uns Konsumenten macht: Junge Leute, die über Nacht vor den
Nike-Shops Schlange stehen, um das neueste Paar Turnschuhe zu
ergattern. Frauen, die hungern für »size zero«. Ist Mode rassistisch
oder warum ist sie eigentlich immer noch ein »weißes« Geschäft? Und
was tun gegen das schwarze Loch des Wollens, das nie verschwindet,
egal wie viel man shoppen geht?
Schritt für Schritt entwirrt dieses Buch die Fäden, aus denen das
Business gestrickt ist, und es zeigt Wege in eine andere Richtung auf,
für faire Produktion, Umweltschutz oder die Emanzipation von gefährlichen Schönheitsidealen. Tansy Hoskins will die Mode revolutionieren, gerade weil sie Mode liebt!
Tansy E. Hoskins, geboren
1981, ist Autorin, Journalistin
und Aktivistin. Für The
Guardian schreibt sie über
Themen rund um Mode und
soziale Gerechtigkeit. Zudem
ist sie als Kommentatorin
für Radio und Fernsehen
tätig, u.a. für BBC, Channel 4
und Al Jazeera. Ihr »antikapitalisches Buch der Mode«
wurde 2015 vom Londoner
Institute of Contemporary
Arts zum Buch des Jahres
gewählt. Tansy E. Hoskins
lebt in London.
www.tansyhoskins.org
6 | Sachbuch
Konzerne stehen weltweit in der Kritik.
Sie reagieren darauf mit neuen Strategien.
Ist das mehr als Imagepflege?
Markus Mugglin
Konzerne unter Beobachtung
Zivilgesellschaft, Kampagnen und ihre Wirkung
ca. 250 Seiten, Klappenbroschur
Format 13,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 32.– | € (D) 30,50 | € (A) 31,40
isbn 978-3-85869-706-6, wg 1970
Erscheint im Oktober
Multis unter Druck
Die Macht der Konzerne wächst – in der Schweiz und weltweit. Der
Einfluss der Schweizer Multis wie Nestlé, Novartis, UBS, CS, Glencore
und anderer kennt keine Grenzen. Ihr Tun entscheidet über das
Schicksal von Millionen, über die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen aller Art, darüber, wer profitiert und wer nicht. Doch mit der
Macht der global tätigen Konzerne ist auch die Kritik an ihnen gewachsen. Nichtregierungsorganisationen decken auf, wie Multis Menschenrechte missachten, die Umwelt schädigen, Arbeitskräfte ausbeuten,
Profite in Steueroasen verstecken. Die Konzerne reagieren mit neuen
Strategien. Was ändert sich wirklich? Ist »soziale Unternehmensverantwortung« mehr als nur Imagepflege?
Das Buch analysiert, wie Konzerne unterschiedlich auf den Druck
der Zivilgesellschaft reagieren, was sich in der Schweiz verändert hat
und welche Rolle die Politik spielt. Es zieht eine Zwischenbilanz nach
mehr als vierzig Jahren Auseinandersetzungen zwischen NGOs und
Schweizer Konzernen.
Markus Mugglin, geboren
1947, Journalist und Ökonom
mit Spezialisierung internationale Wirtschafts- und
Entwicklungsfragen, arbeitete bis zu seiner Pensionierung
25 Jahre lang für Radio SRF
(früher Radio DRS). Er wohnt
in Marly, Kanton Freiburg.
7 | Sachbuch
»Eine inspirierende Schrift, nach deren Lektüre
der Montagmorgen ein anderer ist.«
Buchmedia Magazin über Und, was machst du so?
Patrick Spät
Die Freiheit nehm ich dir
11 Kehrseiten des Kapitalismus
ca. 170 Seiten, Broschur
Format 10,7 × 16,8 cm
ca. Fr. 11.– | € (D) 9,90 | € (A) 10,20
isbn 978-3-85869-707-3, wg 1970
Erscheint im Juli
Dem Kapitalismus auf den Zahn fühlen
»Es ist inzwischen einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als
das Ende des Kapitalismus«, stellte der amerikanische Kulturtheoretiker Fredric Jameson mit einigem Bedauern fest. Nun, vielleicht
beflügelt es unsere Vorstellungskraft, wenn wir den Mythen des
Kapitalismus einmal gründlich auf den Zahn fühlen.
Der Kapitalismus bringt Wohlstand und Freiheit für alle? Der
Kapitalismus verbreitet die Menschenrechte? Kauf einen Kasten Bier
und rette damit die Welt (oder wenigstens den Regenwald)?
Patrick Spät knöpft sich die kapitalistischen Lebenslügen vor und
entzaubert sie eine nach der anderen. Seine Utopie: Der Kapitalismus
ist von Menschen gemacht, und deshalb kann er auch von Menschen
überwunden werden. Doch zunächst muss man die Maschine verstehen, um ihren Fehler zu beheben – oder eine bessere zu entwerfen.
Dieses Büchlein liefert den Bauplan.
Patrick Spät
Und, was machst du so?
Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch
168 Seiten, Broschur, 2. Auflage 2014
ISBN 978-3-85869-616-8, Fr. 11.– | € (D) 9,90 | € (A) 10,20
Patrick Spät, geboren 1982,
Studium der Philosophie,
Soziologie und Literatur geschichte in Mannheim,
Leipzig und Freiburg. 2010
Promotion in Philosophie
an der Universität Freiburg.
Spät lebt als freier Autor und
Journalist (u. a. für Telepolis,
Spektrum der Wissenschaft
und Zeit Online) in Berlin.
Im Rotpunktverlag erschienen: Und, was machst du so?
Fröhliche Streitschrift gegen
den Arbeitsfetisch (2. Auflage
2014).
8 | Sachbuch
Die afrikanische Stadt muss erst noch erfunden
werden. Der Afrika-Kenner Al Imfeld skizziert,
wie sie aussehen könnte.
Al Imfeld
AgroCity – die Stadt für Afrika
Skizzen zu einer neuen Urbanität
Mit zahlreichen Farb- und SW-Fotos
ca. 260 Seiten, Klappenbroschur
Format 13,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 32.– | € (D) 29,90 | € (A) 30,70
isbn 978-3-85869-709-7, wg 1970
Erscheint im November
Die Versöhnung von Stadt und Landwirtschaft
Nirgends wachsen die Städte heute so schnell wie auf dem afrikanischen Kontinent. Seit der Unabhängigkeit, also seit den 1960er-Jahren,
wurden acht neue Millionenstädte fast aus dem Nichts erbaut – von
Lilongwe (Malawi) und Dodoma (Tansania) bis Abuja (Nigeria) und
Yamoussoukro (Elfenbeinküste). In diesen chaotisch gewachsenen
Megacitys dominiert der europäische Modernismus. Eine »afrikanische« Architektur, ja eine afrikanische Urbanität muss erst entstehen.
AgroCity ist ein Beitrag dazu.
Reportagen aus verschieden gearteten städtischen Vororten zeigen
den Unterschied zwischen Townships, Minenstädten und Slums auf.
Essays beschäftigen sich mit Fragen wie: Wann wird eine Stadt eine
Stadt? Wie könnte einst eine afrikanische Stadt aussehen und lebenswert sein? Wie können aus Bäuerinnen und Bauern Menschen mit
urbaner Orientierung werden? Denn das Städtewachstum in Afrika
ist auch die Folge einer massenhaften Landflucht, weg von übernutzten
und ausgelaugten Böden einerseits und sozialer Langeweile andererseits.
Was tun in dieser doppelten Krise? Dieses Buch präsentiert Skizzen
für eine städteplanerische Mischung und Versöhnung von Stadt und
Landwirtschaft. Eine solche AgroCity hat südlich der Sahara durchaus
eine Chance, und Al Imfelds Überlegungen bergen zahlreiche Anregungen auch zum urbanen Zusammenleben hier bei uns.
Al Imfeld, geboren 1935,
aufgewachsen im Luzernischen. Studium der Theologie, Philosophie, Soziologie,
dann Journalismus und
Agrarwissenschaften. Nach
Aufenthalten in afrikanischen Ländern, wo er u. a.
Agrarwissenschaften unterrichtete, lebt er heute in
Zürich. Entwicklungsexperte,
Mitarbeit bei Radio und
Zeitungen. Geschichtenerzähler. Zahlreiche Buchveröffentlichungen. Zuletzt
im Rotpunktverlag: Auf
den Straßen zum Himmel.
Missionsgeschichten aus der
Schweiz und aus Afrika (2013).
9 | Sachbuch
Nepal hat schwierige Jahre hinter sich.
Ein gründliches Umdenken wäre angesagt.
Ansätze dazu gibt es in dem Land am Himalaya.
Hans Dieter Sauer
Nepal bebt
Das Land am Himalaya
zwischen Katastrophe und Chance
Mit zahlreichen Fotos
ca. 250 Seiten, Klappenbroschur
Format 13,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 26.– | € (D) 24,– | € (A) 24,80
isbn 978-3-85869-708-0, wg 1970
Erscheint im September
Bergparadies am Abgrund?
Aus Nepal häufen sich die Katastrophenmeldungen. Dem schweren
Erdbeben 2015 folgten zwei politische Erschütterungen: Zum einen
rührten Regierung und Parlament kaum einen Finger für den Wiederaufbau, zum anderen verabschiedeten sie gegen heftige Einwände eine
Verfassung mit so viel Konfliktstoff, dass es fast zum Bürgerkrieg kam.
Ein Jahr zuvor hatte der Tod von 16 Sherpas in einer Eislawine auf
schreckliche Weise vor Augen geführt, wohin das kommerzialisierte
Bergsteigen am Everest führt.
Als »einziges Hindu-Königreich der Erde« galt Nepal lange als ein
Hort der Harmonie. Doch in Wahrheit war es, wie Hans Dieter Sauer
aufzeigt, eine religiös verbrämte Diktatur. Die aus dieser Zeit überkommenen Denkweisen und Machtstrukturen stehen einem durchgreifenden gesellschaftlichen und politischen Wandel noch immer im Wege.
Trotzdem mangelt es nicht an vernünftigen Vorschlägen, wie den
vielfältigen Problemen beizukommen wäre, sei es die Verfassungskrise,
das Verhältnis zu Indien, die Sanierung der Wirtschaft und so fort. Sie
kommen von Vereinigungen in Nepal und von Auslandsnepali und
werden in den Medien lebhaft diskutiert. Soll Nepal eine bessere
Zukunft haben, müssen die progressiven Kräften eine breite Reformbewegung ins Rollen bringen.
Hans Dieter Sauer, geboren
1941, schreibt über geowissenschaftliche Themen
für verschiedene Medien u. a.
für die Neue Zürcher Zeitung.
Er hat Nepal seit 1972 immer
wieder besucht und hat in
früheren Jahren im Alleingang den 8200 Meter hohen
Cho Oyu bestiegen.
10 | Sachbuch
Kathrin Fritz, geboren
1962 in Winterthur, studierte
europäische Volksliteratur,
Germanistik und Komparatistik an der Universität
Zürich. Sie arbeitet als
Redaktorin bei der Zeitschrift Schweizer Familie.
Sie lebt in Winterthur.
Maurice K. Grünig, geboren
1964 in Biel, lebt in Zürich.
Als freie Fotografin ist sie im
In- und Ausland unterwegs.
Ihre Reportagen, kulina rischen Geschichten und
Lang zeit arbeiten werden in
ver schiedenen Zeitschriften
publiziert sowie in Einzelund Gruppenausstellungen
gezeigt.
Von oben links nach unten rechts:
Baststreifenmacherin, Seiler, Musikdosenmacher,
Pfeifenbauer, Handweberin, Silberschmiedin
11 | Sachbuch
Seiler, Gerber, Messerschmiedin,
Küfer, Lederschnitzerin, Schlittenbauer,
Bastreifenmacherin – dieses Buch
ist eine Hommage an fast vergessene Berufe.
Kathrin Fritz, Maurice K. Grünig
Handwerkstätten
Vom Messerschmieden, Pergamentmachen
und anderen fast vergessenen Arbeiten
Mit zahlreichen Farbfotos
ca. 260 Seiten, gebunden
Format 18 × 24 cm
ca. Fr. 42.– | € (D) 39,– | € (A) 40,–
isbn 978-3-85869-710-3, wg 1753
Erscheint im September
Altes Handwerk
1905 existierten in der Schweiz 230 Gerbereien. Heute hat der Gerbereiverband noch sieben Mitglieder. Die Kunst, aus Tierhäuten Pergament herzustellen, beherrschen in Europa noch zwei Familien. Eine
davon ist die Familie Graber in Huttwil. Auch die Messer schmiedin
Maja Zbinden, der Seiler Martin Benz, der Rosshaar matratzen macher
Heinz Roth oder der Turmuhrbauer Oliver Baer gehören zu den
Letzten ihrer Zunft. Was sie und die anderen im Buch porträtierten
Handwerkerinnen und Handwerker verbindet, ist die Leidenschaft
und Hingabe, mit der sie ihre finanziell oft nicht lohnende Tätigkeit
ausüben. Das Buch ist eine Hommage an diese fast vergessenen Berufe.
Und es stellt auch die Frage nach dem Sinn und Wert der Arbeit
jenseits von Gewinnoptimierung und gesellschaftlichem Prestige.
12 | Sachbuch
Fest des Arbeiterturnvereins, Aarau 1930
Gegen den Alkohol kämpften viele: bürgerliche Damen, die hofften, dank Enthaltsamkeit
werde die »Arbeiterfrage« entschärft; SozialistInnen, die glaubten, der befreite Mensch
müsse nüchtern sein. Manche politische Laufbahn begann mit einem Gelöbnis der Abstinenz. Noch in den 1980ern traf man alte Linke, die vom Ende des Kapitalismus träumten
und nie etwas tranken. Dies ist kein Milchstand, sondern eine Kundgebung.
Durchstich im Lötschbergtunnel, 31. März 1911
Im vorangehenden halben Jahrhundert hat sich die Zahl der AusländerInnen etwa verachtfacht. Sie bauen die Bahnlinien, die Tunnels, die Städte. Sie leben zusammengepfercht
in schlechten Unterkünften. Man fürchtet sie, und wenn sie sich wehren, wie 1875 am
Gotthard, kommt schnell die Armee, dann gibt es Tote. Als 1914 der Weltkrieg ausbricht,
müssen 150 000 Erbauer der modernen Schweiz unser Land verlassen.
13 | Sachbuch
Stefan Keller zeigt alte Bilder und Dokumente aus
seiner immensen Sammlung und erzählt witzig und
lakonisch die Geschichten dahinter.
Stefan Keller
Bildlegenden
66 wahre Geschichten
Mit 66 Abbildungen
ca. 120 Seiten, gebunden
Format 21 × 16 cm
ca. Fr. 29.– | € (D) 27,– | € (A) 27,80
isbn 978-3-85869-711-0, wg 1191
Erscheint im September
Im Stoffboot über den Bodensee
Der Autor und Historiker Stefan Keller sammelt alte Bilder und
Dokumente. Er kauft sie auf Flohmärkten, bei Auktionen, im Brockenhaus, er findet sie in den Alben seiner Vorfahren oder in Bibliotheken.
Dann recherchiert er die Bedeutung dieser Dokumente, sucht Quellen,
Literatur und Zeugen – macht daraus eine Geschichte. Eine große
Geschichte mit 30 Zeilen oder eine kleine mit 7 Zeilen. Die knappe
Form bestimmt auch den Inhalt: Es sind historisch-literarische Bildlegenden, die Keller schreibt, mit Lücken und Auslassungen, mit
subjektiven Ergänzungen und Ungewissheiten: Werden diese Männer,
die in Ketten zwischen Soldaten laufen, wirklich zu ihrer Erschießung
geführt? Gehört diese goldene Uhr mit der silbernen Kette vielleicht
dem Knecht Ernst Nägeli, der nach Amerika auswandern wollte und
stattdessen im Appenzellischen starb? Wer war das kleine Mädchen
auf dem Bild um die Wende zum 20. Jahrhundert, das als alte Frau
von der Familie des Autors stets mit größtem Respekt behandelt
wurde? Wie und warum floh jener Russe 1917 in einem Stoffboot über
den Bodensee?
Stefan Keller, geboren 1958
im Thurgau am Bodensee,
wurde vor allem mit seinem
zweiten Buch Grüningers Fall
bekannt, das die Geschichte
des St. Galler Polizeihauptmanns und Flüchtlingsretters
Paul Grüninger (1891–1972)
rekonstruierte und wesentlich zu dessen Rehabilitierung beitrug. Weitere Bücher
im Rotpunktverlag: Maria
Theresia Wilhelm, spurlos verschwunden, Zeit der Fabriken
und Die Rückkehr. Joseph
Springs Geschichte.
14 | Freizeit
Mit dem Fahrrad rund ums Schwarze Meer –
das ist leichter gesagt als getan.
Manchmal geht’s nicht mehr weiter.
Doch Radprofi Dres Balmer weiß den Ausweg.
Dres Balmer
Rund ums Schwarze Meer
Eine Radreise durch sieben Länder
von Istanbul nach Istanbul
Hg. von Velojournal, Magazin für Alltag und Freizeit
Mit Farbfotos, Routenskizzen und Serviceteil
ca. 320 Seiten, gebunden
Format 13,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 38.– | € (D) 36,– | € (A) 37,–
isbn 978-3-85869-712-7, wg 1312
Erscheint im August
Der Autor steht für
Lesungen zur Verfügung
(auf dem Rennvelo).
Launische Art des Unterwegsseins
So oval liegt das Schwarze Meer zwischen Europa und Asien, dass es Lust
weckt auf eine große Rundfahrt – zum Beispiel ab Istanbul im Uhrzeigersinn,
küstennah rund herum. Mit dieser Idee im Kopf hat sich Dres Balmer auf den
Velosattel geschwungen. Und schon bald erwies sich die ovale Harmonie als
trügerisch: Die sieben Länder um das Meer herum haben verschiedene Kulturen, vertreten eigene politische Interessen, zuweilen rabiat. Also trennt das
Schwarze Meer seine Länder mehr, als dass es sie vereint.
Der ausdauernde Radfahrer hat auch erlebt, wie die Politik Reisepläne
beeinträchtigen kann: Von Russland führt die Straße nach Georgien, doch
dessen abtrünnigen Landesteil Abchasien betritt man besser nicht. Der
lange Umweg führt in den ebenfalls unsicheren Kaukasus und erst über
einen schweren Pass zurück ans Meer.
Derart launische Art des Unterwegsseins, auf dem Velo durch brüchige
Gefilde, beschert überraschende Begegnungen, bizarre Seilschaften und
Einsichten der ganz anderen Art in fremde Länder und Kulturen.
Ergänzt wird das reich bebilderte Buch von praktischen Tipps,
Hintergrundinformationen und einem ausführlichen
Serviceteil, einer Einladung an Leserinnen und Leser,
die Strecke nachzuradeln.
Dres Balmer / Velojournal (Hg.)
Route 66
Mit dem Fahrrad von Chicago nach Los Angeles
Mit Farbfotos und Routenskizzen
320 Seiten, Klappenbroschur, 2012
ISBN 978-3-85869-478-2, Fr. 32.– | € (D) 29,50 | € (A) 30,50
Dres Balmer, geboren 1949
in Grindelwald, war Lehrer,
Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten
Kreuz (IKRK). Arbeitet
seit vielen Jahren als Reisejournalist für verschiedene
Zeitschriften, Zeitungen
und Radiosender. Publizierte
belletristische und Reisebücher. Zuletzt im Rotpunktverlag: Route 66. Mit dem
Fahrrad von Chicago nach
Los Angeles (2012). Er lebt
in Bern.
15 | Jetzt aktuell
Naturpunkt in neuem Kleid!
– Abseits des Massentourismus in attraktiven Regionen unterwegs
– Anschauliche »Zwischenstopps« zu Landschaft, Natur und Kultur
– Vom Fachbeirat auf Herz und Nieren geprüft
Werner Bätzing
Grande Traversata delle Alpi
Mit Farbfotos, Routenskizzen und Serviceteil,
Klappenbroschur, 7., aktualisierte Auflage 2016
Teil 1: Der Norden
Remo Kundert, Werner
Hochrein
Bergfloh
Die schönsten Berg- und
Hüttenwanderungen mit
Kindern in der Schweiz
Mit Spielvorschlägen, Farbfotos,
Routenskizzen und Serviceteil
288 Seiten, Klappenbroschur, 2016
ISBN 978-3-85869-678-6
Fr. 39.90 | € (D) 37,– | € (A) 38,–
Andriu Maissen
Im Alpenrheintal
Auf Wanderschaft
zwischen Bodensee,
Alpstein und Sargans
Teil 2: Der Süden
Philipp Bachmann
Jurawandern
Von der Lägern bei Zürich
zur Rhoneklus bei Genf
Grande Traversata delle Alpi
Paket Norden und Süden
Mit Farbfotos, Routenskizzen
und Serviceteil
304 Seiten, Klappenbroschur,
Neuausgabe 2016
ISBN 978-3-85869-679-3
Fr. 39.90 | € (D) 37,– | € (A) 38,–
224 Seiten, ISBN 978-3-85869-680-9
Fr. 26.50 | € (D) 24,– | € (A) 24,80
296 Seiten, ISBN 978-3-85869-681-6
Fr. 28.50 | € (D) 26,– | € (A) 26,80
Mit Farbfotos, Routenskizzen
und Serviceteil
296 Seiten, Klappenbroschur, 2016
ISBN 978-3-85869-683-0
Fr. 39.90 | € (D) 37,– | € (A) 38,–
ISBN 978-3-85869-682-3
Fr. 49.– | € (D) 44,– | € (A) 45,50
Ursula Bauer, Jürg Frischknecht
Antipasti und alte Wege
Valle Maira –
Wandern im andern Piemont
Mit SW-Fotos von Norbert Breidenstein,
historischen Bildern, Routenskizzen
und Serviceteil
304 Seiten, Klappenbroschur
8., aktualisierte Auflage 2016
ISBN 978-3-85869-684-7
Fr. 32.– | € (D) 29,– | € (A) 29,90
Daniela Schwegler
Bergfieber
Hüttenwartinnen im
Porträt
Mit 190 Farbfotos von Stephan Bösch
und Vanessa Püntener
256 Seiten, gebunden, 4. Auflage 2016
ISBN 978-3-85869-668-7
Fr. 38.– | € (D) 37,50 | € (A) 38,50
Rotpunktverlag
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8004 Zürich
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Markus Wieser
wieser @bluewin.ch
Assistenz der Geschäftsleitung
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044 405 44 86
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Daniela Koch
044 405 44 85
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Das neue belletristische Programm
im Rotpunktverlag
Blaue Blume, blaue Stunde, blaues Klavier – Blau ist die
Farbe der Romantik, der Sehnsucht nach dem Ungesagten,
nach dem, was fehlt.
Frischen Wind im Segel bricht die Edition Blau zu neuen
Horizonten auf, sucht die Sphären des Geheimnisvollen, die
freien Zonen, die noch nicht definierten Räume der Lebensund Leseerfahrung.
Edition Blau bedeutet auch mehr verlegerische Selbständigkeit und ein ausgeprägteres Profil: Drei Titel Literatur der
Gegenwart sowie der klassischen Moderne aus der Schweiz
und ihren Nachbarländern werden je Programm erscheinen.
Segeln Sie mit. Lesen Sie blau.
VORSCHAU
HERBST 2016
Bruno Pellegrino ist 1988
geboren und lebt in Lausanne. Studium der Literaturwissenschaften, längere
Aufenthalte in den USA, in
Berlin und Venedig. Zahlreiche Veröffentlichungen in
Literaturzeitschriften. Für
seine Novelle L’idiot du village
(2011) wurde er mit dem Prix
du jeune écrivain ausgezeichnet. Pellegrino ist Mitbegründer von AJAR, einer Gruppe
junger Autor innen und Autoren in der Romandie. Atlas
Hotel ist sein erster Roman.
Lydia Dimitrow, geboren
1989, lebt als Songschreiberin, freie Autorin und
Übersetzerin in Berlin.
2012 ist ihre Übersetzung
von Isabelle Flükigers
Bestseller im Rotpunktverlag erschienen.
Foto: Augustin Rebetez
Was er von der Stadt weiß, in der er gleich landen wird, beschränkt sich auf ihren
unendlich langen und unaussprechbaren Namen. Der Rest stammt aus dem Internet und von denen, die da waren: eine brandende Hauptstadt auf Hügeln wie
Wellen, die einem das schwarze Salz der Luftverschmutzung entgegenschlagen,
einen überrollen und zermürben – du wirst sehen, das hat schon was –, die einen
zwischen ihren in die Vegetation verankerten niedrigen Häusern einkeilt, mit ihrem
roten Schlamm und ihrem rissigen Beton umschließt, und die einen schließlich,
nachdem man sie oft verflucht hat, in ihre keineswegs katholischen, halbwegs
menschlichen Geheimnisse einweiht. Für den Moment ist es ihm, in seinen Economy-Sitz gekrampft, egal, was sie erzählen. Er will da sein, will selber sehen, um
es zu glauben. Er hätte absagen können, Putsch, Seuchen, Armut, Naturkatastrophen, jeder hätte es verstanden, wenn er auf diesen Quatsch verzichtet hätte. Jetzt
ist es zu spät, um nervös zu werden. Die Regenzeit wühlt den Himmel auf – Südsommer, feuchte Hitze, du wirst so leiden, Kumpel –, und es gibt fast nirgendwo
wieder Strom seit dem heftigen Zyklon, der vor ein paar Tagen über das Hochland
gefegt ist; davon sagen sie nichts in den Nachrichten, aber du wirst in einer verwüsteten Hauptstadt ankommen, im Moment ist da Notstand.
Antananarivo,
Moskau, Peking,
Tokio – irgendwann weiß der
Lonely Planet
nicht mehr weiter
Bruno Pellegrino
Atlas Hotel
Roman
Aus dem Französischen von Lydia Dimitrow
Originaltitel: Atlas nègre
ca. 180 Seiten, gebunden
Format 12,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 24.– | € (D) 22,– | € (A) 22,50
ISBN 978-3-85869-713-4, WG 1112
Erscheint im September
Am anderen Ende der Welt
Als Twentysomething muss man heute die Welt sehen. Ein Einsatz bei
einer Hilfsorganisation führt den Erzähler in die Hauptstadt von
Madagaskar. Dort erwartet ihn ein Leben abgeschottet in the middle
of nowhere, ohne Freundin, ohne Facebook, und im Büro wird er
bestenfalls zum Kopieren abgestellt. Schockiert von der Armut und
dem Chaos im Land stellt er sich bald die Frage, was er eigentlich
in Madagaskar verloren hat.
Bruno Pellegrino schickt seine Protagonisten ans andere Ende
der Welt. Auch die Reise Moskau – Peking – Tokio, diesmal in Zweisamkeit, wird kein reiner Abenteuertrip. Die tagelange Fahrt
mit der Transsibirischen Eisenbahn vermag noch in Trance zu versetzen,
die asiatischen Metropolen aber erweisen sich als Monster, die
das Paar überfordern, schließlich sogar zerreißen. – Ein rückhaltloser,
welthaltiger erster Roman!
Foto: Helen Baur-Rigendinger
Sie war auf dem besten Weg, das Falsche zu tun,
und es war richtig so. Sie hatte in ihrem Leben oft
das Richtige getan, das sich mit der Zeit als das
vollkommen Falsche herausstellte. Aber sie musste
es halt so tun, damit sie richtig und falsch unterscheiden lernte und weil sich das vermeintlich
Richtige oder das Falsche erst mit der Zeit entpuppte, eine Erkenntnis, die sich Zeit ließ, eine zu
werden. Sie musste etwas beginnen können, ohne
das Ende einer Entwicklung wirklich zu kennen.
Eine Raupe macht vermutlich genau dasselbe,
dachte sie: Zeit durchleben, bis durch Verwandlung anderes entsteht. Sie hatte das bei den verschiedenen Berufen erlebt, bei Freundschaften,
Beziehungen, und es konnte durchaus passieren,
dass die Entwicklungen in die umgekehrte Richtung gingen, dass schönste Höhenflüge mit elenden Abstürzen endeten, das Überleben neues
Überlegen forderte. Aber tot war sie nicht.
Lisa Elsässer, geboren 1951 im
Kanton Uri, schreibt Lyrik und Prosa.
Diverse Ausbildungen, u. a. als
Bibliothekarin und Buchhändlerin.
Von 2005 bis 2008 studierte sie am
Deutschen Literaturinstitut in
Leipzig; heute lebt sie in Walenstadt.
Sie wurde für ihr literarisches
Schaffen mehrfach ausgezeichnet.
2014 Stipendiatin der Pro Helvetia am
Deutschen Haus in New York; 2015
Stipendium der Landis & Gyr Stiftung
für einen Aufenthalt in Berlin. Zuletzt
erschienen: Die Finten der Liebe
(Erzählungen, 2011), Da war doch was
(Gedichte, 2013) und Feuer ist eine
seltsame Sache (Erzählungen, 2013).
»Sie war auf
dem besten Weg,
das Falsche zu tun,
und es war richtig
so.«
Lisa Elsässer
Fremdgehen
Roman
ca. 200 Seiten, gebunden
Format 12,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 24.– | € (D) 22,– | € (A) 22,50
ISBN 978-3-85869-714-1, WG 1112
Erscheint im Juli
Höhenflug und Tiefausläufer
Er ist als Gastdozent in einer europäischen Metropole, sie lebt in der Pampa, von
Bergen umgeben. Nur einmal haben sich ihre Wege zufällig gekreuzt, aber irgendetwas muss aus dem »freundlichen Dunkel seiner Augen« übergesprungen sein,
denn sie beginnen, sich zu schreiben. Aus E-Mails werden Briefe, werden langsam
Liebesbriefe. Die Liebe verleiht Flügel, aber stürzt die Schreibenden, beide gebunden,
auch in einen großen Zwiespalt. Was halten sie, was hält so eine Ehe aus?
Lisa Elsässer erweist sich wieder einmal als »Spezialistin für Lebensbrüche«.
Mit Poesie, Sprachwitz und frappierenden Bildern verbindet sie in ihrem ersten
Roman Innigkeit mit Schonungslosigkeit. Fremdgehen wagt sich in die sonst dem
Schweigen unterliegenden Lügengebäude von Liebesbeziehungen vor, legt Ängste
frei: vor Verrat, vor dem, was werden soll, und nicht zuletzt vor dem gesellschaftlichen Abseits. Manchmal, so stellt sich heraus, ist es doch besser, den Zug in die
falsche Richtung zu nehmen.
Ein Dorf braucht man, und wäre es nur
wegen der Genugtuung wegzugehen. Ein
Dorf bedeutet, nicht allein zu sein, zu wissen, dass in den Leuten, in den Pflanzen,
in der Erde etwas von dir ist, das bleibt,
auch wenn du nicht da bist, und auf dich
wartet. Aber es ist nicht leicht, in Ruhe da
zu sein. Seit einem Jahr behalte ich es nun
schon im Auge und komme, so oft ich
kann, aus Genua herüber, doch es gleitet
mir aus der Hand. Diese Dinge begreift
man mit der Zeit und der Erfahrung. Ist
es möglich, dass ich mit vierzig Jahren
und bei allem, was ich von der Welt
gesehen habe, immer noch nicht weiß,
was mein Dorf ist?
Foto: © Fondazione Cesare Pavese,
Santo Stefano Belbo
Cesare Pavese, 1908 geboren, wuchs in Santo Stefano Belbo,
Piemont, und in Turin auf. Als er sechs Jahre alt war, starb
sein Vater. Nach dem Philologiestudium Übersetzung von
englischer und amerikanischer Literatur. 1935 Verbannung
nach Kalabrien. 1938 Eintritt in das Verlagshaus Einaudi, Turin; 1943 Übernahme der Leitung des Büros in Rom.
Pavese gilt als wichtiger Vertreter des Neorealismo. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen neben Der Mond und die
Feuer (1950) Die einsamen Frauen (1949) und sein Tagebuch
Das Handwerk des Lebens (1952).
1950 erhielt Pavese den Premio Strega. Im August desselben
Jahres, auf dem Höhepunkt seines literarischen Erfolgs,
nahm er sich in einem Turiner Hotelzimmer das Leben.
In der Edition Blau sind weitere Werke von Cesare Pavese in
Neuübersetzung in Planung.
Maja Pfl ug hat u. a. Natalia
Ginzburg und bereits einige Werke
von Cesare Pavese ins Deutsche
gebracht. 2011 wurde sie mit dem
Deutsch-italienischen Übersetzerpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Einer der
bedeutendsten
Vertreter der modernen
italienischen Literatur,
in der Neuübersetzung
von Maja Pflug
Cesare Pavese
Der Mond und die Feuer
Roman
Aus dem Italienischen von Maja Pflug
Originaltitel: La luna e i falò
Mit einem Vorwort von Paola Traverso
ca. 200 Seiten, gebunden
Format 12,5 × 20,4 cm
ca. Fr. 26.– | € (D) 24,– | € (A) 24,80
ISBN 978-3-85869-715-8, WG 1112
Erscheint im September
Auswanderung, Heimkehr, Widerstand
Der Roman führt ins Piemont, Ende der Vierzigerjahre. Der Erzähler, gut
zwanzig Jahre zuvor aufgebrochen, sein Glück in Amerika zu machen, kehrt
in sein Dorf zurück. Die Landschaft der Kindheit liegt vor ihm, die Rebhügel,
der Fluss mit dem abschüssigen Ufer, die Eisenbahnlinie. Hier ist er, als
angenommenes Kind, in einer Kleinbauernfamilie aufgewachsen, hier geschah die Entdeckung der Welt.
Aber viel ist seither passiert. Von Nuto, seinem einzigen verbliebenen
Freund, erfährt er, wie der Faschismus das Dorf gespalten hat, dass der
Kampf auf der Seite der Partisanen den Weggefährten das Leben gekostet
hat und nicht Freudenfeuer, sondern Feuer der Wut und Verzweiflung auf
den Höhen entfacht wurden.
In Der Mond und die Feuer, Paveses letztem Roman, leuchtet mit der
mythischen Hügellandschaft der Langhe auch die Schönheit des Erzählens
auf. Urbilder menschlicher Erfahrung – der Baum, das Haus, die Reben,
der Abend, das Brot, die Frucht – erzeugen eine magische Melancholie.
Virtuos verdichtet verhandelt Pavese die großen, auch in unserem Jahrhundert relevanten Themen der Weltliteratur: Auswanderung und Heimkehr,
Verwurzelung und Entwurzelung, Widerstand.
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