Video-Thema Begleitmaterialien BIER – MEHR ALS NUR EIN GETRÄNK In der bayerischen Gegend Oberfranken hat die Bierproduktion eine lange Tradition. Es gibt dort viele kleine Brauereien, die für ihre eigene Gaststätte das Bier herstellen. Sie benutzen für die Herstellung keine Computer, sondern brauen von Hand. Doch sie verdienen nicht so viel wie die großen Industriebrauereien und haben deshalb oft finanzielle Probleme. MANUSKRIPT SPRECHERIN: Bier – das ist in Oberfranken mehr als nur ein Getränk. Es ist ein Lebensgefühl. Typisch für die Region in Bayern sind die vielen Gasthöfe mit eigener Brauerei – kleine Familienbetriebe wie die Brauerei Grosch. Hier wird das Bier von Hand gebraut – schon seit mehr als 500 Jahren. Streng nach Reinheitsgebot: Ohne Zusatzstoffe, nur mit verschiedenen Sorten Hopfen und Malz lässt sich der Geschmack des Bieres verändern. Kein Sud ist genau wie der vorherige. REPORTERIN: Und, ist es gut? CHRISTOF PILARCYK (Inhaber Brauerei „Der Grosch“): Ja. Schöne Nase. Der Brauer weiß ganz genau, bei welchem Sud, bei welcher Zeit welche Farbe das Ganze haben soll. In modernen Brauereien, in Industriebrauereien, ist das ein Prozess, der durch Computer läuft. Wir haben keine. Wir sind die Computer. SPRECHERIN: Mehrere Stunden lang muss der Sud aus Wasser und Malz kochen, dann wird der Hopfen dazugegeben. Kleinste Abweichungen bei der Temperatur verändern den Geschmack des Bieres. Bierbrauen ist hier mehr als nur Handwerk. CHRISTOF PILARCYK: Hier hat alles seinen festen Rhythmus. Und dieser Rhythmus, den schmeckt man dann auch später im Bier. Also, all das: die Gefühle, der Rhythmus der Zeit – das geht ins Bier über und das macht die Biergemütlichkeit aus. SPRECHERIN: Der Wettbewerb auf dem Biermarkt ist alles andere als gemütlich. Das handwerkliche Brauen ist aufwändiger und teurer als die Industrieproduktion in den Großbrauereien. Aber die Großen diktieren die Preise. Seite 1/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien CHRISTOF PILARCYK: Der Preis stagniert. Wir haben den gleichen Preis wie vor zehn Jahren. Alle anderen Kosten sind gestiegen, und damit können Sie natürlich hier in der Handwerksbrauerei die nicht auffangen. Deshalb sterben diese kleinen Brauereien. SPRECHERIN: Dabei kommen viele Besucher und Touristen vor allem wegen des guten Biers nach Oberfranken. Es gibt mehr als 250 Privatbrauereien. Vor wenigen Jahrzehnten waren es allerdings noch doppelt so viele. In der Familienbrauerei Meinel führen die beiden Töchter die Tradition fort. Beide Frauen sind gelernte Braumeisterinnen. Rund 18.000 Hektoliter pro Jahr werden gebraut. Meinel-Bier ist auch in einigen Getränkemärkten in der Umgebung zu haben. Auch hier gilt das deutsche Reinheitsgebot. Experimente mit zusätzlichen Aromen oder Gewürzen wollen die jungen Brauerinnen nicht machen. MONIKA MEINEL-HANSEN (Braumeisterin Meinel-Bräu): Wir haben uns in 500 Jahren eine Technologie erarbeitet, auch an Bildung, ja, die seinesgleichen sucht, und ich finde, es ist … es wäre ein Rückschritt, zu sagen, wir brauen jetzt wie alle anderen Länder mit allen möglichen Zusatzstoffen. SPRECHERIN: Die Brauerei hat ihre eigenen Rezepturen aus Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Nach sechs bis sieben Wochen alkoholischer Gärung zeigt sich, ob das Bier gelungen ist. GISELA MEINEL-HANSEN (Braumeisterin Meinel-Bräu): Unser Bier muss keiner großen Masse schmecken, also wenn das jetzt in unserem Raum einfach ein paar Leuten schmeckt und die sind totaler Fan davon, dann sind wir da schon glücklich darüber und freuen uns. Darum kann unser Bier mehr Ecken und Kanten haben und muss nicht im Prinzip wie … sehr schlank, sehr mild sein. SPRECHERIN: 16 verschiedene Sorten gibt es: Helles, Dunkles, Pils, Weizen oder Lager – Biere mit viel oder wenig Hopfen, mit mehr oder weniger Malz. Die Brauerinnen wollen möglichst viele verschiedene Geschmäcker treffen. Hauptsache, es wird nicht langweilig. MONIKA MEINEL-HANSEN: Man braucht schon irgendwas, was einen inspiriert dazu. Genau, also entweder ist das eine Landschaft, andere Menschen, eine andere Kultur oder eben ein neuer Hopfen. SPRECHERIN: Die Gastronomie im eigenen Gasthof ist für viele kleine Brauereien eine wichtige Einnahmequelle. Ein halber Liter Bier vom Fass kostet bei der Brauerei Grosch zwischen drei und vier Euro. Und dazu gibt es deftige fränkische Küche. Seite 2/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien GLOSSAR Oberfranken (n., nur Singular) – eine Region in Bayern Gasthof, Gasthöfe (m.) – die Gaststätte; das Restaurant Brauerei, -en (f.) – die Fabrik, in der Bier hergestellt wird Familienbetrieb, -e (m.) – eine Firma, die von einer Familie geführt wird von Hand – so, dass man etwas selbst macht und nicht von einer Maschine machen lässt brauen – Bier herstellen (Person, die Bier herstellt: der Brauer/die Brauerin) Reinheitsgebot (n., nur Singular) – die gesetzliche Festlegung der Inhaltsstoffe, die ein Bier, das in Deutschland hergestellt wird und dort auch verkauft werden soll, haben darf (seit 2005 Bestandteil der Bierverordnung) Zusatzstoff, -e (m.) – eine Substanz, die bei der Herstellung von etwas (z. B. von Lebensmitteln) hinzugefügt wird Hopfen, - (m.) – eine Kletterpflanze, deren Dolde (Frucht) zur Bierherstellung verwendet wird Malz (n., nur Singular) – ein Produkt aus Getreide (meist Gerste, aber auch Weizen oder Roggen); ein Hauptbestandteil von Bier Sud, -e (f.) – hier: die erhitzte Flüssigkeit bei der Bierherstellung, die vor allem für den Geschmack verantwortlich ist Nase (f., hier nur Singular) – hier: der Eindruck, den man beim Riechen an einem alkoholischen Getränk (z. B. beim Wein) hat Abweichung, -en (f.) – der Unterschied Rhythmus, Rhythmen (m.) – hier: die Reihenfolge von regelmäßigen Handlungen in etwas über|gehen – hier: sich in etwas bemerkbar machen etwas aus|machen – hier: typisch für etwas sein; das Besondere und Gute von etwas sein Biergemütlichkeit (f., nur Singular) – gemeint ist hier: der gute Geschmack des Bieres und das gute Gefühl, das man beim Biertrinken hat Wettbewerb (m., hier nur Singular) – hier: die Konkurrenz aufwändig – so, dass etwas viel Zeit und Arbeit braucht; teuer Seite 3/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien etwas diktieren – hier: etwas vorschreiben; etwas bestimmen stagnieren – sich nicht verändern; gleich bleiben etwas auf|fangen – gemeint ist hier: etwas Negatives ausgleichen etwas fort|führen – etwas weitermachen gelernt – so, dass jemand eine Ausbildung in einem Beruf gemacht hat Braumeister, -/Braumeisterin, -nen – jemand, der Bier herstellt Hektoliter, - (m.) – eine Maßeinheit; 100 Liter zu haben sein; etwas ist zu haben – hier: etwas kann gekauft werden; man kann etwas bekommen Getränkemarkt, -märkte (m.) – das Geschäft, in dem nur Getränke verkauft werden Aroma, Aromen (n.) – ein bestimmter Geschmack oder Geruch seinesgleichen suchen – einzigartig sein; einmalig sein Rückschritt, -e (m.) – die Entwicklung zu einem früheren, schlechteren Zustand Rezeptur, -en (f.) – die Zusammenstellung von verschiedenen Zutaten; das Rezept Hefe, -n (f.) – eine bestimmte Pilzart, die z. B. zum Backen und bei der Bierherstellung verwendet wird Gärung, -en (f.) – der Prozess, bei dem sich in etwas nach längerer Zeit Alkohol bildet Raum, Räume (m.) – hier: die Umgebung total – hier: sehr groß Fan, -s (m., aus dem Englischen) – jemand, der etwas/jemanden toll findet Ecken und Kanten haben – nicht perfekt sein, hier: nicht jedem gefallen schlank – hier: so, dass der Geschmack eines Bieres mild und leicht ist Helles (n.) – hier: eine Biersorte in Bayern, die nicht sehr bitter ist und eine helle Farbe hat Dunkles (n.) – eine Biersorte, die mit geröstetem → Malz hergestellt wurde Pils (n., nur Singular) – eine Biersorte Seite 4/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien Weizen, - (n.) – ein Bier, das aus Weizen hergestellt wird und eine sehr helle Farbe hat Lager, - (n.) – eine bestimmte Biersorte, die erst bei der Lagerung ihren Geschmack bekommt jemanden inspirieren – jemanden auf neue Ideen bringen Gastronomie (f., nur Singular) – der Bereich der Wirtschaft, zu dem Restaurants und Lokale gehören Einnahmequelle, -n (f.) – etwas, das man nutzen kann, um Geld zu verdienen deftig – hier: so, dass Essen einfach zubereitet ist und viele Kalorien hat Autoren: Claudia Laszczak/Benjamin Wirtz Redaktion: Stephanie Schmaus Seite 5/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle
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