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leserbriefe
WIRTSCHAFT
Diese Bauern
Bauer
D
as Bauernbundhaus am Bozner Boden erstrahlt seit Monaten in neuem Glanz. Ein Stock, erzählt der Direktor,
sei draufgebaut worden, jetzt haben die Mitarbeiter genügend Platz. Er selbst residiert ganz oben, auf Etage fünf, große
Fenster, viele Pflanzen.
Über 200 Mitarbeiter zählt der Südtiroler Bauernbund
(SBB) heute, nicht alle arbeiten hier, aber die meisten. Der
schmale Rest verteilt sich auf die Bezirksbüros in Schlanders,
Meran, Bozen, Neumarkt, Brixen, Sterzing und Bruneck.
Der Bauernbund ist eine Macht. Er vertritt 17.600 Mitgliedsbetriebe im ganzen Land. Leo Tiefenthaler, ein vornehmer
Herr, Mitte 50, ist als Obmann der oberste Chef des Verbandes.
Er vertritt ihn nach außen, der Obst- und Weinbauer aus Montan gilt als ausgleichende Persönlichkeit.
Ein Mann wie Tiefenthaler braucht einen an seiner Seite, der
auch mal ein bisschen lauter werden kann, wenn es notwendig
ist. Diesen Part im Führungsgespann des Bauernbundes übernimmt Direktor Siegfried Rinner. Er ist Mitte 40 und gilt als
Mann fürs Grobe.
Seit zehn Jahren ist er Direktor des Südtiroler Bauernbundes,
er weiß, wie der Hase läuft. Einige sagen ihm Ambitionen bei
den Landtagswahlen 2018 nach, SBB-Direktoren gingen in der
Vergangenheit gern in die Politik: Herbert Dorfmann wurde
Europaparlamentarier, Thomas Widmann Landtagspräsident
und Luis Durnwalder Landeshauptmann.
Es ist ein Vormittag im April, draußen scheint die Sonne, drinnen führt Direktor Rinner den Gast durch das Haus.
Man merkt, er ist zufrieden mit dem, was der Bauernbund in
den Jahren aufgebaut hat. Der Verband funktioniert, die Mitglieder erhalten auf Wunsch eine Rundumberatung, wohl keine Standesvertretung hat eine solche Schlagkraft wie der SBB.
Trotzdem hat auch der Bauernbund seine wunden Punkte. Die
38
50.000 €
Bemessungsgrundlage2
1.020 €
Anbesetzbeiträge3
1.020 €
Besteuerbares Einkommen
0€
Einkommensteuer Irpef
0€
4
Zusatzsteuer
0€
Wertschöpfungssteuer Irap5
0€
Direkte Steuern gesamt
0€
ff-Grafik/Sabine Rainer
Einkommen1
Südtirols Landwirte starten eine Kampagne,
um ihren Ruf zu retten. Das Thema Steuern
soll dabei keine Rolle spielen. ff holt das an
dieser Stelle nach.
Spritzmittel zum Beispiel. Oder die Steuern. Nun möchte der
Verband sensibilisieren, wie es so schön heißt. Er will die Menschen darauf aufmerksam machen, wie wichtig die Bauern für
Südtirol seien. Blaue Tücher sind an mehr als einem Dutzend
Stellen im Land aufgespannt. Darauf stehen Sätze zu lesen wie
„Deine Landschaft“ oder „Dein Genuss“.
Man tut geheimnisvoll, dabei stand im Landwirt bereits vor
14 Tagen: „Wer steht für Themen wie Landschaft, Wirtschaft,
Ernährung und Genuss in Südtirol? Wer spielt hier eine entscheidende Rolle? Du wirst sehen, die Lösung liegt näher, als
du denkst!“
Die Steuern also.
Ein Thema fehlt bei der Kampagne allerdings: die Steuern. Während alle anderen Kategorien ähnlich hoch besteuert werden,
sind die Landwirte praktisch von jeder Steuer befreit. Warum
nur? Der Bauernbund scheut das heiße Thema, ff tut das nicht.
Wir fragen Bauernbunddirektor Siegfried Rinner, ob es richtig
sei, dass die Bauern so wenig Steuern zahlen?
– Die richtige Frage ist, ob die Steuern angemessen sind. –
Gut. Ist es angemessen, dass die Bauern so wenig Steuern
zahlen?
– Angesichts der strategischen Bedeutung der Landwirtschaft
sind die Steuern angemessen. –
Warum?
– Erstens weil wir die Landwirtschaft nicht nur aus einem rein
wirtschaftlichen Blickwinkel sehen dürfen, sondern auch die zusätzlichen Leistungen der Landwirtschaft berücksichtigen müssen.
Zweitens steht die Landwirtschaft in Südtirol nicht für sich allein,
sondern in Konkurrenz mit der italienischen, europaweiten und
weltweiten Landwirtschaft. Landwirtschaftliche Betriebe werden
in den allermeisten Ländern unterstützt und haben ein eigenes
No. 17 / 2016
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Diese Bauern
Die Kampagne des Bauernbundes und worüber nicht
geredet wird: die Steuern.
ff 17/16 hat das nachgeholt
Steuerbonus für Bauern?
Wer Gewinne schreibt, muss
Steuern zahlen und basta!
Sonst muss für Bauer xy der
Arbeitnehmer Picco Pallino
aus der Via Cagliari in Bozen
zweimal Steuern zahlen.
Markus Soini, Klobenstein
Liebe Redaktion, bevor ihr
euch weiterhin bemüht, uns
Bauern ins schlechte Licht zu
rücken, reflektieren wir ein­
mal über „diese Bauern“.
„Diese Bauern“, die der Be­
völkerung und den Urlaubs­
gästen freien Durchgang
Mittagsmagazin
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Gherdeina2 und Radio Nord.
www.nachrichten.it
No. 18 / 2016 Ein-Spruch: „Die Leistungen der Bauern betrachtet jeder als
selbstverständlich. Warum müssen sie dafür immer wieder in
den Medien als Sündenböcke büßen?“
Joachim Bertoldi, Gargazon
durch privates Eigentum ge­
währen und das damit ver­
bundene rechtliche Risiko auf
sich nehmen. Wie wäre es,
wenn unsere Kühe und Scha­
fe in eurem schick angelegten
Garten weiden würden?
„Diese Bauern“, die Wiesen,
Wege und Wälder auch sonn­
tags pflegen, durch die ihr am
Wochenende mit Hund und
Katz spaziert und euch an der
schönen Landschaft ergötzt.
Denkt bitte einmal nach:
Warum ist Südtirols Land­
schaft vom Tal bis zur letzten
Alm in kaum einem Winkel
verwahrlost?
„Diese Bauern“, die es so
leicht haben. Welcher Unter­
nehmer nimmt Aufträge an,
bezahlt Betriebskosten und
Arbeiter im Voraus, wenn er
nicht einmal weiß, zu wel­
chem Endpreis sein Produkt
vermarktet werden kann?
„Diese Bauern“ fragen sich:
Welche Angestellten wür­
den einen Arbeitsvertrag un­
terschreiben, bei dem sie das
Risiko eingehen, dass ihre
Lohnstreifen durch Hagel,
Frost oder eingeschleppte
Schädlinge zerstört werden?
„Diese Bauern“ sind nicht das
Böse. Nur der Blickwinkel ist
falsch und nicht ausgerichtet
auf ein gutes Zusammenleben
in Zukunft.
„Diese Bauern“, die angeb­
lich keine Steuern bezahlen,
sollen für ihre Leistungen für
die Allgemeinheit, die keiner
mehr zu schätzen weiß, im­
mer wieder in den Medien als
Sündenböcke büßen?
Joachim Bertoldi, Gargazon
Der Bauernbund missbraucht
die tatsächlichen ­Bergbauern
zeremonienreich mit Preis­
verleihungen, die andere zah­
len dürfen, und zeremonien­
reichen Ehrungen, um die
Kollegen von BauernbundObmann Tiefenthaler vor der
Steuerbehörde zu schützen
und um lautlos reichlich För­
dergelder für diese zu sichern.
Mit seinen fragwürdigen kost­
spieligen Dienstleistungen für
Ansuchen und Formularaus­
füllungen, die die Bauern un­
ter vernünftiger Anleitung
selber ausführen könnten,
nimmt er den Bergbauern
noch reichlich vom hartver­
dienten Geld ab. Die tatsäch­
lichen ­Bergbauern müssen,
nicht wie Rinner angibt und
anders als die Obstbauern, die
tatsächlich 100 % von 4 %
Mehrwertsteuer in ihre Geld­
tasche stecken können, beim
Verkauf von Lebendtieren
und Milch 80 % von den 10
% MWSt, bei Fleisch 100 %
von 10 % der MWSt. und bei
Holz 82 % von 22 % MWSt.
als Steuer einzahlen.
Josef Fulterer, Kastelruth
Ein Brief an unsere Leser
In ff 16/16 schrieben wir
Josef Unterholzner. Er hat
aus Protest gegen das italienische Recht Teile seines
Unternehmens verkauft.
Sie schreiben, dass es den Ge­
setzgeber wahrscheinlich
kaum interessiert, wenn ir­
gendwo irgendwer das Hand­
tuch wirft. Damit haben Sie
(leider) recht. Ich glaube, wir
täten alle gut daran, uns mehr
dafür zu interessieren. Davon
hängt es nämlich ab, ob neue
Arbeitsplätze entstehen bezie­
hungsweise bestehende erhal­
ten werden.
Andreas Marchetti, St. Lorenzen
Die Angst der Gegner
Der Flughafen Bozen und
der Widerstand dagegen:
„Panorama“-Meldung in
ff 15/16
Landeshauptmann Kom­
patscher sagt, die Flughafen­
gegner verbreiten Halbwahr­
heiten. Wer hat uns 10 Jahre
lang Lügen erzählt?
Kann mir jemand erklä­
ren, wieso sich unser Landes­
hauptmann nicht mit dem
gleichen Einsatz für die ech­
ten Probleme der Bürger ein­
setzt, den er bei den Werbe­
veranstaltungen für den
Flughafen an den Tag legt.
Willi Schenk, Eppan
Letzthin wird HGV-Präsident
Manfred Pinzger immer wie­
der vorgeworfen, dass er die
Flughafengegner als Träumer
bezeichnet hat. Ich war bei der
Landesversammlung des Ho­
tel- und Gastwirteverbandes
anwesend und habe den soge­
nannten „Träumer“-Satz
gehört.
Pinzger sagte: „Jene Träumer,
die glauben, bei einem Nein
kann aus diesem Areal (ge­
meint Flughafen) ein Naher­
holungsgebiet werden, sollen
weiter träumen“. Nicht mehr
und nicht weniger hat er
gesagt.
Anderweitige Deutungen
sind somit nicht korrekt. Im
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Übrigen haben ­mittlerweile
auch die Flughafengegner
bestätigt, dass der Flugha­
fen weiterhin in irgendeiner
Form seine Funktion verse­
hen wird.
Die Flughafenbefürworter als
„Spinner“ abzustempeln, ist
keine seriöse Art, mit einer
Volksbefragung umzugehen. Die Online-Umfrage auf
www.ff-online.com
20 %
„Soll Luis
Durnwalder in
Südtirols Politik
und Wirtschaft
wieder eine
größere Rolle
spielen?“
Andreas Trenker, Toblach
Die eigentliche Frage des Re­
ferendums müsste heißen:
„Für oder gegen den Ausbau
des Flughafens?“
Schon seit über 20 Jahren
versucht man, den Flugha­
fen Bozen zu beleben – ohne
Erfolg. Die Landesregierung
hat für den ABD bislang 120
Millionen Euro ausgegeben
– der Erfolg blieb aus. Nun
möchte man erneut Millio­
nen von Euro unserer Steuer­
gelder in dieses Projekt pum­
pen – und hofft auf Erfolg.
Der Erfolg der Umsetzung
des geplanten Vorhabens wäre
ein Flughafen halb so groß
wie jener in Innsbruck, mit
den damit verbundenen Vor-
80 %
Ja
stadt soll so bleiben, wie er
ist, die Unternehmer sol­
len sich einen Flieger kaufen,
um ihn nach dem Prinzip des
„plane-sharing“ je nach Be­
darf zu nutzen, und um die
Hoteliers mache ich mir mal
keine Sorgen.
Christine Erlacher, Klobenstein
Wölfe im Schafspelz
Das Ende der Volksparteien:
Leitartikel in ff 17/16
Nein
und Nachteilen, drei, vier
Starts beziehungsweise
Landungen pro Stunde
zum Beispiel.
Man wäre gut beraten, in den
Um- beziehungsweise Ausbau
der Zugbahnhöfe Brixen und
Bozen zu investieren und so­
mit die Vorteile der zukünf­
tigen Brennerroute zu nut­
zen: 50 Minuten von Bozen
bis Innsbruck, sowie Verbin­
dungen nach München, Vero­
na, Rom und so weiter. Der
Flugplatz in unserer Haupt­
Die sogenannten „Volkspar­
teien“ punkten nicht mehr,
weil sie ganz einfach das Volk
nicht mehr vertreten und sich
zu Paten der Mächtigen ent­
wickelt haben. Bei uns über­
leben sie dank mancher
Medien und einer milden ita­
lienischen „Verjährungsjus­
tiz“. Darüber hinaus ist die
Glaubwürdigkeit der SVP
nicht anders als in Österreich
– in meinem Heimatort Wol­
kenstein lag die SVP unter 30
Prozent. Und auch hier wa­
ren Freiheitliche und Grüne
die Sieger.
Klaus Demetz, SantaKlaus,
Wolkenstein
Und wenn Österreich
recht hätte?
Kommentar von Norbert
Dall‘Ò zu den Kontrollen am
Brenner in ff 16/16
Ich finde es respektlos, die
Flüchtlinge in Südtirol un­
ter Anführungszeichen zu set­
zen. Wenn Sie nur für eine
Handvoll Hoffnung haben,
dass sie Anrecht auf Asyl hat,
zeugt das von wenig Kenntnis
über die Situation in deren
Herkunftsländern. Schauen
Sie doch einfach bei Amnesty
nach Gambia, Senegal, Mali,
Nigeria und so weiter.
Michael Bockhorni, Algund
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freies Forum. Jeder Brief ist
uns willkommen, möglichst
sollten alle Platz finden.
Wir bitten Sie, sich kurz zu
halten. Die Redaktion behält
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Fax: 0471 304 510
„Ich bin bei Herzblatt, weil ich auf
der Suche nach einer Partnerin bin,
die mit mir auf Augenhöhe die
Zukunft eigenständig und zugleich
gemeinsam, meistert.“
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