Zu Gast bei der Forschung

Saarbrücker Zeitung vom 03.05.2016
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Zu Gast bei der Forschung
Die Zahl der Gasthörer an der Saar-Universität nimmt deutlich zu
Der Name ist Programm: Das Zentrum für lebenslanges Lernen an der Universität des
Saarlandes bietet Hochschulbildung für Menschen jeden Alters an. Die Zahl der Anmeldungen
ist beim Gasthörerstudium in den vergangenen fünf Jahren um rund 400 gestiegen.
Von SZ-Mitarbeiter Christian Leistenschneider
Saarbrücken. Da ist die junge Frau,
die an der Fernuni Hagen Rechtswissenschaften studiert und gerne ein paar
Kurse im Hörsaal besuchen möchte. Da
ist der mittelalte Mann, der im öffentlichen Dienst arbeitet und durch einen
Informationszettel auf interessante
Kurse aufmerksam geworden ist. Die
Dame im fortgeschrittenen Alter daneben, früher Steuerfachangestellte, nutzt
das Angebot schon seit Jahren. Und der
junge Teilnehmer aus Syrien, der just
diesen Beruf anstrebt, will sich auf den
neuesten wissenschaftlichen Stand bringen.
Sie alle sind gekommen, um sich über
ein Angebot der Saarbrücker Uni zu
informieren, das in den vergangenen
Jahren immer mehr an Beliebtheit
gewonnen hat: das Gaststudium. Dabei
handelt es sich um eine Möglichkeit, die
jedermann offen steht – Reinschnuppern in die Welt der Wissenschaft.
Dafür gibt es zwar keinen Abschluss
und in der Regel auch kein Zertifikat,
aber es löst ein Versprechen ein, das mit
dem Wort Bildung ursprünglich verbunden ist: den eigenen Horizont zu erweitern.
Gemischtes Publikum
Federführend ist das Zentrum für
lebenslanges Lernen (Zell), welches das
Angebot zentral organisiert. „Unser
Publikum ist sehr gemischt“, sagt AngeWörter:
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lina Müller vom Zell und tritt damit dem
Vorurteil entgegen, Gasthörer seien ausschließlich Rentner und Pensionäre. Die
Zahlen des Zell besagen, dass rund 40
Prozent der Gasthörer unter sechzig
Jahre alt sind. Über 150 Gasthörer
waren im letzten Semester sogar jünger
als Dreißig: „Die Jungen nutzen vor
allem unsere Sprachangebote“, erklärt
Müller.
Das heißt aber nicht, dass Menschen
älteren Semesters nicht willkommen
wären. Im Gegenteil: „Die sind meist
überaus motiviert und begeistert bei der
Sache“, sagt Müller. „Gerade bei den
Frauen merkt man: Sie sind sehr intelligent, hatten aber früher nicht die Möglichkeit, zu studieren, weil sie sich um
den Haushalt kümmern oder Geld verdienen mussten.“ Dem Zell sei besonders daran gelegen, Menschen mit Wissenschaft und Bildung in Kontakt zu
bringen, die in ihrer Biografie dazu
nicht ausreichend Gelegenheit hatten.
Das scheint zu gelingen, denn die Nachfrage ist groß. Im vergangenen Semester waren nach Angaben des Zell 728
Gasthörer eingeschrieben. Beliebt seien
vor allem Veranstaltungen aus dem
geschichtlichen und geisteswissenschaftlichen Bereich. Naturwissenschaftliche Kurse seien hingegen kaum
nachgefragt.
Das Angebot ist beachtlich. Rund 600
Veranstaltungen stehen zur Auswahl. In
Absprache mit den Fakultäten stehen
dabei ausgewählte Kurse aus dem regulären Curriculum offen. Daneben gibt es
speziell vom Zell organisierte „Brückenkurse“, die lebenspraktische und wissenschaftliche Fragestellungen verbinden
wollen. Eine Psychologin ergründet in
diesem Semester etwa „Das Geheimnis
kluger Entscheidungen“. Und in den
speziellen „Techniken wissenschaftlichen Arbeitens“ werden Menschen an
wissenschaftliches Denken und das
zugehörige Handwerk herangeführt.
Dabei lernen die Gasthörer etwa die
Möglichkeiten von Textverarbeitungsprogrammen kennen, professionelle
Bildbearbeitung und erfahren, wie eine
Webseite nutzerfreundlich gestaltet
wird.
Auf einen Blick
Für Gasthörer an der Saar-Uni gibt es
drei Gebührenstufen. Der Besuch eines
einzelnen Kurses kostet 75 Euro pro
Semester. 100 Euro werden bei bis zu
sechs Semesterwochenstunden (entspricht drei Kursen) fällig. Wer darüber
hinaus noch Kurse belegen will, muss
140 Euro zahlen. Allgemeine Infos zu
Einschreibung, Semestertickets und Terminen sowie über die angebotenen
Kurse gibt es im Studienführer Weiterbildung und im Internet. lec
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