zum Bericht von Benedikt

SK Rochade Augsburg
Dillingen Schnellschach
01.05.2016
16. Mai-Open des SC Dillingen 2016 - ein Bericht von Benedikt Förch
Seit 2001 veranstaltet der Schachclub Dillingen jedes Jahr am 1.Mai ein Schnellschachopen.
Gespielt werden neun Runden mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten pro Spieler und Partie. In
den letzten Jahren bekam der Topgesetzte Spieler in der ersten Runde immer einen Gegner
im Bereich zwischen 1800 und 1900 DWZ. Für mich war also mit aktuell 1852 ein Spiel gegen
einen dicken Brocken oder gegen jemand vom anderen Ende der Setzliste zu erwarten. Da der
1.Mai dieses Jahr auf ein Wochenende fiel und das Wetter sehr sonnig war, fiel das
Teilnehmerfeld mit 28 Teilnehmern etwas kleiner aus als in den letzten Jahren. Dadurch sah
mein Setzlistenplatz 12 recht gut aus. In einem Open wie den Augsburger Friedensfestopen
wären das vielleicht 70 oder 80 DWZ-Punkte zur Spitze, hier waren die Abstände aber
deutlich größer. Das Feld wurde von FM Korbinian Nuber angeführt (Elo: 2281, DWZ: 2267),
der das Turnier bereits 2013 gewann. Insgesamt spekulierte ich etwas auf den Ratingpreis
der wohl auf U1900 festgelegt werden würde. Aufgrund der starken, aber nicht ganz so
breiten Spitze wurde er allerdings auf U1800 festgelegt, wodurch ich also nur für einen Platz
unter den besten drei einen Preis mitnehmen könnte. Aber ich war in erster Linie zum Turnier
gekommen um ein bisschen Turnierpraxis zu sammeln, da ich seit meinen Jugendturnieren (Die
U18 spielte ich noch 2008) neben den wenigen Ligaspielen fast nur im Internet spiele, was
man nur bedingt als Gradmesser für die Spielstärke am Brett nehmen kann.
1.Runde: Weiß gegen Martin Hitzler (DWZ: 1358)
In der ersten Runde war ich Favorit. Ehrlich gesagt wäre ich lieber an einem der Topbretter
als Außenseiter angetreten. Einerseits was man vorher nicht ob man im Turnierverlauf noch
einmal die Chance bekommt ganz vorne zu spielen. Andererseits kann man gegen die starken
Jungs eigentlich nur gewinnen, während man als deutlich Favorit eigentlich nur verlieren kann.
Vor dem Turnier hatte ich mitbekommen, dass Martin zuletzt praktisch nicht gespielt hat.
Das zeigte sich dann auch schnell in der Partie als er nach wenigen Zügen Lf8-c5 spielte, was
mir einfach den Bauernvorstoß d2-d4 mit Tempo gestattete. In der Folge hatte Schwarz
zwar einen gut befestigten Bauern auf d5 (durch c6 und e6 gedeckt), aber ich konnte Bauern
auf c5 und f4 etablieren, so dass Schwarz nur wenig Platz für seine Manöver hatte. Durch
Abtausch eines starken Springers gegen einen schwachen schwarzen Läufer brachte ich die
schwarze Bauernformation am Damenflügel zum Kollabieren, was mir zuerst eine Figur und
dann noch dir Qualität einbrachte. In einer vereinfachten Stellung ohne Gegenspiel gab
Schwarz mit noch sieben Sekunden auf der Uhr auf. Da ich nur etwa zwei Minuten verbraucht
hatte, war unsere Partie auf den ersten Blick die erste beendete Partie der Runde. Mir war
es etwas unangenehm gleich als Erster zu melden und so blieb ich noch etwas sitzen und
schaute links und rechts zu. Michael Reif hatte am Nachbarbrett seine Auftakthürde
ebenfalls sehr schnell überwunden.
Für die zweite Runde hatte ich nun einem Gegner aus den Top 6 zu erwarten.
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01.05.2016
2.Runde: Schwarz gegen Vitus Lederle (Elo 2193, DWZ: 2131)
Mit Schwarz gegen die Nr.3 der Setzliste anzutreten war dann aber doch eine große Aufgabe
als ich erwartet hatte. Gegen Leute aus dem 2000er Club habe ich noch nie eine lange Partie
gespielt und bei kürzeren Bedenkzeiten habe ich auch nicht jeden Tag die Gelegenheit dazu.
Vitus spielte nach 1.e4 Sc6 schnell 2.Sf3 und verfiel erst nach meiner Antwort 2. … Sf6 ins
Nachdenken. Aus meiner Sicht ist das später von seinem Vereinskollegen Michael Reif
gewählte 2.d4 wesentlich aussichtsreicher für Weiß als 2.Sf3. Nach 3.e5 Sd5 befanden wir
uns in einer für Schwarz recht guten Variante der Aljechin-Verteidigung. Vitus schien auch
zu merken, dass hier etwas nicht optimal lief, vermutete vielleicht auch eine gute
Eröffnungsvorbereitung von mir und spielte deshalb statt des Hauptzuges 4.c4 den
ungewöhnlichen Zug 4.Lb5 mit gewissen Spiel nach c2-c4 und d4-d5, wenn Schwarz zu sorglos
spielt. Nach 4. … a6 5.Lxc6+ bxc6 entstand bald eine Stellung die die Partie prägen sollte.
Schwarz hat am Damenflügel einen Doppelbaurn und im Zentrum etwas Raumnachteil, dafür
aber ein potentiell starkes Läuferpaar und die halboffene Linie gegen einen weißen b-Bauern.
Es entwickelte sich ein langer positioneller Kampf indem feine positionelle Manöver mit
taktischen Momenten, vor allem mit dem Vormarsch der schwarzen Randbauern,
abwechselten. Als wir beide bei etwa drei Minuten waren ergriff ich die Chance die Stellung
zu öffnen. Mein Läuferpaar wurde dabei halbiert, aber ich konnte den Bauern auf b4
gewinnen. Der weiße Königsflügel brach kurz darauf durch gutes Zusammenspiel von läufer
und Turm auch noch zusammen und Vitus ließ sich meine Technik noch mit bis vier
Minusbauern ohne Gegenspiel zeigen. Die neue Dame wollte er dann nicht mehr sehen.
Auch wenn Vitus bei der Stellungsöffnung seinen d3-Springer hätte behalten sollen und damit
deutlich bessere Aussichten als in der Partie gehabt hätte, nehme ich für mich in Anspruch,
dass ich ihn zwar nicht zwingend überspielt habe (das wäre bei einem Spieler dieses Kalibers
auch nicht so leicht möglich), aber mich im positionellen Kampf gleichwertig behauptet und
das Spiel im die Bauernspannung im richtigen Moment aufgelöst habe. Damit bin ich der alten
Regel gefolgt, dass man dem Gegner Möglichkeiten geben muss, Fehler zu machen.
Auch wenn ich die Endphase der Partie objektiv gut gespielt hatte, war ich dabei doch arg
nervös. Und ich fühlte mich schon etwas an das Harald-Schrell-Gedenkturnier (gleiches
Format wie beim Dillinger Open) im letzten Jahr erinnert. Dort startete ich mit 5/5 und
erhöhte trotz Bauerneinsteller gleich nach wenigen Zügen gegen einen 2200er noch auf
5,5/6, konnte damit mehrere Titelträger teilweise um einen ganzen Punkt distanzieren, brach
aber in den letzten drei Runden trotz guter Stellungen völlig zusammen und kam schließlich
nur auf 5,5/9. Das ist eben auch ein grundsätzlicher Vorteil von sehr starken Spielern. Sie
spielen nicht nur in ein, zwei Partien sehr stark, sondern können das in vielen Partien
hintereinander tun.
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01.05.2016
3.Runde: Weiß gegen Georg Knoll (Elo: 1974, DWZ: 1826)
In der dritten Runde spielte ich, trotz meines Sieges, wie schon in der zweiten Runde am
3.Brett. Das hatte den Grund, dass ich aus der Gruppe der Spieler mit 2/2 heruntergelost
wurde zu einem Gegner mit 1,5 Punkten. Der Leipheimer Georg Knoll ist ein alter Bekannter
gegen den ich bereits dreimal in der Liga gespielt hatte. Dieses Jahr hatte ich allerdings
recht unnötig, aber nicht unverdient verloren, da ich meinte übergenau spielen zu müssen,
aber dann in der freiwillig herbeigeführten scharfen Stellung einfach die richtigen Züge
nicht fand. Abgesehen vom damit verpassten Mannschaftssieg gegen Leipheim konnte ich
aber mit dieser Niederlage recht gut leben, da Georg Knoll ein sehr umgänglicher Zeitgenosse
und sowohl ein guter Verlierer als auch ein guter Gewinner ist. Da in unseren bisherigen
Partien immer weiß gewann und „die Jugend“ mit kurzer Bedenkzeit tendenziell etwas im
Vorteil ist, ging ich mit einem psychologischen Vorteil in die Begegnung. Mein Ausrufezeichen
aus der zweiten Runde hatte sich wohl auch schnell herumgesprochen.
In der Eröffnungen hatten beide Seiten einen recht starken Königsläufer. Der schwarze
erschwerte mir etwas die Entwicklung meines Damenflügels. Eingangs des Mittelspiels konnte
ich diesen schwarzen Läufer allerdings abtauschen und hatte alsbald die Stellung unter
Kontrolle und konnte mit meinen aktiven Zentralfiguren das Brett dominieren, während die
schwarzen Figuren auf die Flügel verstreut zwar noch alles halbwegs zusammenhalten
konnten, aber keinen wirklich Plan zu langfristigem Ausgleich hatten. Ausgangs des
Mittelspiels (beide Seiten verfügten noch über fünf Bauern auf beiden Flügeln, Dame, Turm
und Springer) bot Schwarz Damentausch an, mit dem Zugeständnis die eigenen Bauernstellung
am Königsflügel (f7-g6-h7) beim Zurücknehmen mit gxf5 komplett zu entwerten.
Normalerweise spiele ich solche Endspiele ebenso gern wie stark, aber hier fand ich schnell
ein Springeropfer, das noch stärker war. Die Damen werden getauscht, ohne das Schwarz
sich die Bauernstellung aufreißen muss, allerdings gewinnt Weiß dafür die Qualität, die ihm im
sonst reinen Bauernendspiel eine riesige Überlegenheit sichert.
4.Runde: Weiß gegen Uli Bäuml (Elo: 2095, DWZ: 2025)
Diese Paarung am ersten Brett hätte vor dem Turnier wohl keiner für die vierte Runde
vorhergesagt. Uli Bäuml hatte in der dritten Runde den topgesetzten FM Korbinian Nuber
besiegt, während Lothar Hübner, die Nr.2 der Setzliste gegen Jens Weichelt nicht über ein
Remis hinauskam. Damit waren nur noch wie beide mit 100% übrig.
Die Partie war allerdings dann nach wenigen Minuten bereits zu Ende. Nach etwas
asymmetrischer Eröffnung gelangten wir in eine symmetrische Stellung (Weiß: Kg1, Dd1, Ta1,
Tf1, Lg2, Le3, a2, b2, d4, f2, g3, h2, Schwarz: Kg8, Dd8, Ta8, Tf8, Lg7, Le6, a7, b7, d5, f7,
g6, h7). Mit seinem letzten Zug (Lc8-e6) bot Schwarz Remis, was mich etwas überraschte, da
gegen mich bei so einem Turnier die meisten auf Gewinn spielen wollen. Aber von der Stellung
her ist einfach kein wirkliches Potential für Fehler mehr da. Gegen einen Landesligaspieler
muss man hier wirklich nicht zu kneten anfangen. Wir hätten wohl beide nichts gegen einen
weiteren vollen Punkt gehabt, aber das Remis war „stellungsgerecht“ und mit der zusätzlichen
Pause (die andere war nach der fünften Runde) konnten wir uns beide anfreunden.
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01.05.2016
Runde 5: Schwarz gegen Lothar Hübner (DWZ: 2200)
Da Uli Bäuml und ich den gleichen Farbrhythmus hatten, wurde meiner in der vierten Runde
„gebrochen“ (da ich in der Setzliste niedriger stand), so dass ich wie schon gegen den
Setzlistendritten Vitus Lederle, auch gegen den Setzlistenzweiten, Lothar Hübner die
schwarzen Steine zu verwalten hatte. Auch hier kam ich gut aus der Eröffnung. Ich hatte
bereits nach wenigen Zügen die Initiative in der Hand (1.e4 Sc6 hatte sich auch hier sehr gut
bewährt) und gab diese dann für andere Vorteile wieder ab (Damentausch + sehr schwacher
weiße Isolani auf d3). Dass ich zu diesem Zeitpunkt schon recht müde war zeigte sich bald als
ich einfach einen Bauern (meinen Bauern auf h7) einstellte. Da der Bauer d3 nicht zu halten
war, ergab sich daraus kein materieller Nachteil, aber seine Schwäche auf d3 „kostenlos“
loszuwerden, hat die weiße Stellung sicherlich gestärkt. Danach entspann sich ein
positioneller Kampf mit jeweils zwei Türmen und einer Leichtfigur. Hier geriet ich in eine
etwas passive aber solide Stellung. Mit einer Bauernmehrheit am Damenflügel hatte ich
langfristig gute Aussichten, Weiß dafür etwas mehr Aktivität. Ein Turmpaar wurde getauscht,
aber mir gelang mit meinem wenigen Springer nach einer weißen Ungenauigkeit den
gegnerischen Läufer zu gewinnen. Dafür musste ich allerdings meinen g-Bauern fahren lassen.
Durch meine Unvorsichtigkeit zuvor mit meinem h-Bauern, hatte Weiß nun einen Freibauern
auf der h-Linie. Ohne ihn wäre das Verwerten der Mehrfigur sehr einfach gewesen. So aber
entstand eine Stellung in der die weißen Züge sehr klar waren, während Schwarz sehr genau
spielen musste, um den Bauern aufzuhalten und in der Folge den Sieg sicherzustellen. Mein
Mehrzeit verflüchtigte sich immer weiter und der weiße Bauer kam langsam aber sicher nach
vorne, während meine Damenflügelbauern als Gruppe nur langsam vorankamen bzw. ich die
meiste Zeit ohnehin kein Tempo für sie frei hatte. An einer Stelle hatte ich noch gut
zweieinhalb Minuten, aber ich konnte irgendwie nicht ziehen. Das eigentliche Problem war
nicht die schlechte Stellung – dafür habe ich in meinem Leben schon genug schlechte Stellung
gespielt und manche davon noch gerettet – aber irgendwie kam aus meiner „Kreativabteilung“,
von meinem Stellungsgefühl, so überhaupt kein einziger Kandidatenzug. Es kann gut sein, dass
ich da eine volle Minute verloren habe, aber irgendwie schien es mir als ob mir jemand den
Stecker gezogen hatte. Als ich die letzte praktische Chance verpasste, meinen Springer
gegen den h-Bauern zu geben, war die Position endgültig gelaufen und mit fünf gegen 27
Sekunden gab es dann auch nicht mehr viel zu erfinden.
Mit 3,5/5 konnte ich aber bei dieser Gegnerschaft sehr zufrieden in die Pause gehen, auch
wenn ich aus dem letzten Endspiel in einer langen Partie womöglich einen ganzen Punkt mehr
herausgeholt hätte.
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6.Runde: Schwarz gegen Hans Hornung (Elo: 2038, DWZ: 1985)
Im Vergleich zu der letzten Runde schien das auf dem Papier ein „leichterer“ Gegner zu sein,
aber ich war gewarnt. Einerseits wurde ich mit 3,5 Punkten zu einem Spieler mit 4,0 Punkten
hochlost. Andererseits hatte mein Gegner beispielsweise schon Uli Bäuml besiegt und nur
gegen FM Nuber Punkte abgegeben, was wirklich jedem passieren kann bzw. einfach das
„normale Ergebnis“ ist.
Im Mittelspiel pochte Weiß auf die e-Linie, die er mit beiden Türmen kontrollierte. Da ich
meine Türme auf der siebten und achten Reihe platziert hatte, konnte ich zwar die Turme
nicht abtauschen, hatte aber in Verbindung mit meinem König auf f8 und einem Bauern auf f7
alle potentiellen Einbruchsfelder unter Kontrolle. Zudem besaß ich die offene a-Linie und auf
der halboffene d-Linie latenten Druck gegen einen weißen Isolani auf d5, der aber vor allem
durch einen Läufer auf g2 gut gesichert wurde. Zudem hatte ich mir mal wieder eine
Doppelbauer auf dem Damenflügel, diesmal auf der b-Linie zugezogen. Einen Läufer hatte ich
zudem auf f5. Vielleicht hätte Weiß in einem günstigen Moment einmal versuchen sollen
seinen optisch schönen d-Bauern gegen den schwarzen b7-Bauern mittels d5-d6 zu tauschen.
Bei weißen Bauern auf c3 und b3 spielte Schwarz Lf5-c2 und auf b3-b4 trotzdem Lc2-b3
wodurch der d-Bauer unter Druck geriet. Nach einer Ungenauigkeit von Weiß war dieser nicht
zu halten und Weiß sprengte mit d5-d6 cxd6 (um mit dem Turm auf der siebten Reihe den
Bauern b7 zu decken) noch die schwarze Bauernformation am Damenflügel um diese Bauern
dann leichte angreifen zu können. In der Folge gab ich meinen Mehrbauern wieder ab um
dabei ein Turmpaar zu tauschen und die aktiveren Figuren zu bekommen. Ein wenig stolz bin
ich dabei auf ein Manöver das scheinbar nach einem Angebot für eine Zugwiederholung
aussah, aber die Falle beinhaltet einen weißen Turm auf a7 mit Lc4-a6 abzusperren. Deshalb
konnte Weiß der folgenden Abwicklung nicht ausweichen (ohne praktisch mit einem Turm
weniger zu spielen) und es ergab sich eine Stellung mit beiderseits Turm, Läufer den Bauern h
bis f, sowie einem Bauern auf der b-Linie. Hier gelang es mir in diesem scheinbar aber nicht
objektiv remislichen Endspiel meinen Bauern so abzuschirmen, dass er gleichzeitig die
Verteidigung des weißen b-Bauern verhinderte. Danach war mein ursprünglich schlechter
Damenläufer ein absoluter Riese, da er gleichzeitig die eigenen Bauern am Königsflügel
verteidigte und den eigenen b-Freibauern unterstütze. Der Rest war nicht schwer und ging
auch recht schnell.
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01.05.2016
7.Runde: Weiß gegen FM Korbinian Nuber (Elo: 2281, DWZ: 2267)
Der Lohn für meinen Sieg war mit 4,5 Punkte gegen jemand mit 4,0 Punkten heruntergelost zu
werden. Allerdings war das in diesem Fall der Setzlistenerste! Hier gingen die Parallelen zum
Harald-Schrell-Turnier weiter. Dort hatte ich um in Runde 7 gegen FM Vuckovic verloren nur
um dann in Runde 8 gegen Korbi in gewinnträchtiger Stellung den endgültigen Genickbruch zu
erleiden.
Hier spielte er gegen mein Königsfianchetto einen slawischen Aufbau. Hier hob ich früh mit
cxd5 cxd5 die Bauernspannung auf und führte damit einen Stellungstyp herbei, der objektiv
für beide Seiten nicht besonders viel Gewinnpotential zu bieten scheint, in dem ich bisher
aber bereits 2/2 gegen zwei 2000er im Schnellschach gesammelt hatte und den ich mit
gutem Gefühl spielen konnte. Außerdem war natürlich anzunehmen, dass Korbis Gegner in der
Landesliga oder auf anderen Turnieren eine ambitioniertere Fortsetzung wählen würden, er
hier in diesem Stellungstyp also keinen großen Erfahrungsvorsprung haben würde.
Ausgangs des Mittelspiels sah ich mich – nachdem ich meine Bauern lange still gehalten hatte
– doch genötigt die Bauernstruktur am Damenflüge mit a2-a3 und b3-b4 etwas zu lockern, da
seine Dame auf a5 zusammen mit den Türmen auf der c-Linie und den schwarzen
Leichtfiguren auf den Damenflügel einige Schnittpunktsideen auf c3, d2, und c2 auftauchen
ließen. Dadurch erhielt Korbi mit dem Feld c4 für seine Türme und dem angreifbaren Bauern
auf b4 erste Anhaltspunkte für sein Spiel. Diesen latenten Druck auf meine Stellung konnte
ich allerdings durch ein schönes Manöver anschütteln: Weiß möchte natürlich nicht auf c4
tauschen. Idealerweise tauscht Schwarz auf c2 (was er aber nicht freiwillig tun wird) oder
Weiß tauscht den schwarzen Turm auf einem anderen Feld als c4. Da ich meinen weißfeldrigen
Läufer bereits für einen Springer auf c4 hergeben musste, und nun mit Läufer und Springer
gegen das Läuferpaar spielen musste, war klar, das der Springer den Turm angreifen musste.
Mit einer Dame auf d2, den Türmen auf c2 und c1, dem Läufer auf b2 und dem Springer auf
e2, realisierte sich der Plan mit dem Manöver Lb2-a1, Se2-f4-d3-b2. Meine Stellung war so
fest, dass Schwarz die Zeit, die dieses aufwändige Manöver kostete, nicht nutzen konnte (ein
kleiner Raumgewinn am Königsflügel änderte nicht wirklich etwas an der sonstigen Bewertung
der Stellung. Vermutlich wäre es stärker gewesen den schwarzen König in dieser Zeit zu
zentralisieren, da der weiße bereits auf halben Wege zum Damenflügel stand). Als Springer
Sd3-b2 drohte, versuchte er noch mit La4 den Turm c2 zum Tausch zu bewegen, aber nach
Tc2-c3 ist Weiß am Ziel. Nach dem Abtausch der Türme und bald auch der Damen in der cLinie hat Schwarz nicht mehr. Den Hebel a7-a5 nutzte ich um mit bxa5 die b-Linie zu öffnen
und so mehr Einbruchsfelder für meinen König und meine Leichtfiguren zu schaffen. Hier
hätte Korbi die Abtausch der a-Bauern forcieren können, womit für beide Seiten nicht mehr
als ein halber Punkt drin gewesen wäre. Er brachte stattdessen seinen König heran, der zwar
rechtzeitig nach b5 kam um meinen König vor dem Eindringen zu hindern, aber in der
Zwischenzeit hatte ich meine beiden Leichtfiguren derart aktiviert, dass ich mit Springer
und Läufer seine Läuferpaar dominieren konnte. Schließlich standen beide schwarze Läufer
durch ihre Verteidigungsaufgaben so passiv, dass ich einen davon erobern konnte. Der
schwarze König kam zwar noch rechtzeitig für einen Doppelangriff auf beide Figuren, aber
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dafür hatte er nicht nur seinen Damenflügel aufgeben müssen, sondern musste auch noch
zwei Bauern geben um eine der beiden Leichtfiguren schlagen zu können. Als er nach einem
Zwischenzug der nicht funktionierte doch keine der beiden weißen Leichtfiguren schlagen
konnte, gab Korbi auf.
Damit hatte ich mein Ergebnis des Harald-Schrell Turniers nach sechs und neun gespielten
Runden hier nach sieben Runden egalisiert, mein ersten Titelträger außerhalb des Internets
geschlagen und gegen alle 2100er Spieler des Turniers bereits gespielt. Die 2,5/3 gegen die
drei im Turnier spielenden Landesligaspieler waren auf jeden Fall unabhängig von den letzten
zwei Runden ein schönes Ergebnis.
Einen wirklichen Blick auf die Tabelle warf ich hier allerdings nicht. Zum einen stand die
nächste Runde kurz bevor und zum anderen war ich schon seit ein paar Runden recht müde,
wenngleich es mir zumindest während der Partien meist gelang meine Konzentration zu halten
(von der fünften Runde einmal abgesehen).
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8.Runde: Schwarz gegen Michael Reif (Elo: 1884, DWZ: 1977)
Diese Paarung hätte es in dieser Saison bereits am ersten Spieltag in der Liga geben können.
Beim unglücklichen 1:7 spielte jedoch Helene am ersten Brett.
Michael behandelte mein 1. … Sc6-System sehr gut und verbesserte die (auch nicht
schlechte) Spielweise meines Gegners vom Ligaspiel gegen Zusamspringer. Auf c3 und f4
tauschten sich bald alle Leichtfiguren bis auf die weißfeldrigen Läufer aus. Weiß hatte bereit
g2-g4 gespielt und hatte in einer sonst recht geschlossenen Stellung nur einen aktiven Plan:
den Vormarsch des h-Bauern (was für Schwarz potentiell gefährlich gewesen wäre, da Weiß
lang und Schwarz kurz rochiert hatte). Hier entschloss ich mich für den riskanten Plan meine
Dame nach h4 zu stellen. Damit steht die stärkste Figur relativ im Abseits. Andererseits hat
Weiß eigentlich keinen aktiven Plan, da selbst ein Bauernopfer wie e4-e5 zur Diagonalöffnung,
durch einen schwarzen Turm wirkungsvoll blockiert ist. Nach einem Angriff auf den Bauern f4
lehnte, ich meine Dame und mich mit g6-g5 noch weiter aus dem Fenster. In der Folge konnte
Weiß allerdings keine Linie im Zentrum und am Königsflügel öffnen während Schwarz am
Damenflügel auch keine nennenswerten Erfolge verbuchen konnte (zu forsch durfte Schwarz
mit der abseits stehenden Dame natürlich auch nicht vorgehen). Nach einigen
Vorbereitungszügen begann der schwarze Schwenk zur h-Linie. Während Weiß (Dg2, Tg1,
Th1) die h-Linie besetzte konnte Schwarz (nach bereits gezogenem h6-h5) den Zug Dh4-g3
anbringen, der Weiß vor einige praktische Probleme stellte. In der Partie ergab sich
Damentausch, ein Mehrbauer und größere Figurenaktivität für Schwarz. Die Stellung war
objektiv klar gewonnen, aber Weiß hatte noch einige Möglichkeiten zu kämpfen. Vor allem da
immer mehr Bauern vom Brett verschwanden, musste Weiß nicht ohne praktische Chancen.
Was die technische Verwertung eines Vorteils betrifft, war diese Partie wahrscheinlich
meine beste Turnierleistung, noch vor die Siegen gegen Vitus Lederle und Korbi. Schwarz
schaffte es trotz des reduzierten Materials immer wieder Tempi mit Mattdrohungen und
Zwischenzügen zu gewinnen, während der schwarze König praktisch unbehelligt über das freie
Feld ziehen konnte.
Nach dieser Runde, also vor der letzten Runde, war ich dann doch mal einen Blick auf die
Tabelle. Es zeigte sich, dass Lothar Hübner, Vitus Lederle und ich auf 6,5/8 kamen, während
der viertplatzierte erst auf 5,0 Punkte kam. Damit war klar, dass wir drei die ersten drei
Platze sicher hatten und die genau Rangfolge im Fernduell auszuspielen hatten (untereinander
hatten wir übrigens jeweils 1:1 gespielt).
Die beste Buchholzwertung konnte – trotz der ersten Runde – ich aufweisen, was nach meinen
3/3 Start auch nachvollziehbar war. Allerdings war es hier noch kein uneinholbarer
Vorsprung.
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01.05.2016
9.Runde gegen Jens Weichelt (Elo 2073, DWZ: 1993)
In der letzten Runde gab es folgende Paarung an den ersten drei Brettern:
Lothar Hüber (6,5) – Hans Hornung (5,0)
Vitus Lederle (6,5) – Korbinian Nuber (5,0)
Benedikt Förch (6,5) – Jens Weichelt (4,5)
Hier von Glück zu reden, dass ich heruntergelost wurde, wäre verfehlt. Jens war einfach der
Bestplatzierte gegen den ich noch nicht gespielt hatte.
Aber ich war mit meiner Auslosung nicht wirklich zufrieden. Gegen Vereinskollegen spiele ich
in Turnierpartien meistens mehr oder weniger deutlich unter meinem normalen Niveau. Als
passives Mitglied bei Rochade Augsburg war mein Wunsch in der letzten Runde nicht gegen
Jens oder gegen Dietmar spielen zu müssen, die beide auch unter den besten zehn gesetzt
waren. In der Partie war Jens sichtlich um Abtausch bemüht, aber mehr als eine bessere
Struktur konnte ich dafür nicht bekommen. Auch im reinen Schwerfigurenendspiel spielte
Jens sehr genau, wodurch er die Bauernstruktur symmetrisieren und die Damen abtauschen
konnte. Im Doppelturmendspiel mit beiderseits a- sowie e-bis h-Bauern war mir nicht
wesentlich mehr als der Anzugsvorteil geblieben. Im Endspiel kann das aber immerhin ein
großes praktisches Plus sein, wenn man objektiv manchmal auch nicht wirklich etwas hat. Mit
den Türmen auf d2 und d1 gegen die schwarzen auf c4 und f8 war mein Plan zuerst die siebte
Reihe mit Doppelangriff auf die Bauern a7 und e7 zu besetzen und nach der erwarteten
Antwort Tc4-a4 mit Td1-d2 Tf8-e8 Td2-c2 die Aktivierung beider Türme auf der siebenten
Reihe vorzubereiten und im geeigneten Augenblick auszuführen. Damit konnte ich noch auf ein
Turmendspiel mit vier gegen drei Bauern am Königsflügel hoffen, was (im Gegensatz zu drei
gegen zwei Bauern, das sehr remislich ist) noch gute praktische Gewinnchancen im
Turmendspiel bietet. Jens überraschte mich hier aber mit dem Zug Tc4-c2 was mir erlaubte
meinen e-Bauern gegen den schwarzen a-Bauern zu tauschen und mit dem entfernten aFreibauern deutlich realistischere Gewinnaussichten zu bekommen. In der Zwischenzeit hatte
Lothar Hübner seine Partie ebenso beendet wie Vitus Lederle. Vitus war gegen Korbinian böse
unter die Räder gekommen, aber wie ich dann auf Nachfrage erfuhr hatte Lothar Hübner
seine Partie gewonnen. Das bedeutete für mich, dass nur ein Sieg für den ersten Platz
reichen würde. In der Folge leistete ich mir mehrere für mich ungewöhnlich Ungenauigkeiten
(Endspiele, vor allem Turmendspiele sind eigentlich meine Stärke. Aber ich war physisch
wirklich ziemlich auf Reserve). Da sich Jens ab und an auch ein wenig revanchierte, bekam ich
folgende Stellung zusammen: Weiß: Kd5, Tb6, a6, f2, h4, Schwarz: Kf7, Ta8, f4, g6, h5.
Zuletzt hatte ich meinen König mit Kb3-c4-d5 und dem Spiel auf zwei Flügeln gleichzeitig
dem Feld b7 zur Unterstützung des eigenen Bauern und dem schwarzen Königsflügel
angenähert. Was dann geschah, kann ich zwar mit der Müdigkeit und der Anspannung
erklären, aber schachlich kann ich es aus dieser Stellung nicht nachvollziehen. Hier habe ich
es tatsächlich geschafft die Partie gegen Jens zum Remis zu verderben und damit einen
sensationellen Turniersieg kurz vor dem Ziel zu verspielen. Am Ende der längsten Partie der
letzten Runde hätte ich anstatt Jens neu umgewandelte Dame mit meinen Turm zu schlagen
wonach das Remis mangels Material sofort feststeht wohl leicht auf Zeit spielen (mit 17
gegen 2 Sekunden) und einfach den Turm wegziehen können. Aber wenn ich die Partie nicht
auf Stellung nicht gewinnen kann, dann möchte ich sie auch nicht auf Zeit gewinnen.
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Mein zweite Platz (statt 100€ und Pokal, gab es 50€ und ein Schachbuch zu Französisch)
erhielt aber unter den Teilnehmern und Veranstaltern fast mehr Aufmerksamkeit (mit
Ausnahme meines Erstrundengegners landeten alle meine Gegner am Ende unter den besten
neun) als der Sieg von Lothar Hübner, der sich den Turniersieg redlich verdient hatte und
insbesondere bei seinem Sieg mit Minusfigur gegen mich keine Nerven zeigte.
Jens wurde mit 5,0 Punkten bester (aktiver) Rochade-Spieler. Am Ende hatte er aber die
gleiche Buchholz wie der Sieger Lothar Hübner, was zeigt, dass seine 5,0 Punkte wohl etwas
zu niedrig ausgefallen sind. Er schaffte zudem auch zwei Remis gegen die beiden
Erstplatzierten und zeigte sich in jeder Partie als unangenehmer Gegner.
Für mich persönlich bleibt neben einen unerwarteten zweiten Platz (jetzt muss ich nächstes
Jahr wohl noch einmal mitspielen) vor allem die Zufriedenheit mit meinem Spiel. Wirklich
schlechter stand ich nur in meiner Verlustpartie und da auch erst, als ich es nicht schaffte
eine nicht einfach Gewinnstellung auch zu realisieren. Sonst war das Beste was meine Gegner
erreicht haben eine ausgeglichene bis unklare Stellung (wenn man von einem Fingerfehler von
mir in Runde sechs absieht). Auf der anderen Seite kann man auch sagen, dass ich Spieler wie
Vitus Lederle oder Korbinian Nuber im Mittelspiel nicht überspielt habe, aber ich habe es –
mal mehr mal noch mehr erfolgreich – in jeder Partie geschafft Stellungen zu bekommen in
denen ich mich wohlfühlen konnte und die für meinen Gegner aus diesem oder jenen Grund
unangenehm oder zumindest ungewohnt waren. Gerade mit kurzer Bedenkzeit ist das ein
großes praktisches Plus.
Mein 1. … Sc6-System hat mir diesem Turnier die nächste Prüfung eindrucksvoll bestanden
mit gut brauchbaren Stellungen gegen Lederle, Hübner und Reif. Die einzige Schwarzpartie
mit einem Wackler entstand nach 1.c4 Sf6.
Insgesamt war es mal auch mal schön ein Turnier mit einer Weißpartie mehr zu spielen. Mit
Weiß holte ich zwar meist nicht viel aus der Eröffnung heraus, aber sorgte dafür dass meine
Gegner nichts aus der Eröffnung bekamen und hatte so im Endeffekt immer eine
angenehmere Stellung; wenn nicht immer aus objektiven, dann zumindest aus stilistischen
Gründen.
Benedikt Förch