UNTERNEHMEN TAK KO den Auslandsvorstands des Verlagshauses Gruner + Jahr, Torsten-Jörn Klein (52), zerschlug sich. Dann empfahl die Personalberatung Spencer Stuart dem inzwischen für Takko zuständigen Apax-Partner Tom Hall (47) den Kandidaten Michael Strehler (54). Der hatte bis Juli 2013 für die DeutschlandTochter der Jeansfabrik Levi’s gearbeitet und war dort einer Restrukturierung zum Opfer gefallen. Obwohl Strehler keine nennenswerte Erfahrung im Einzelhandel besaß, wurde er Ende 2013 zum Takko-Chef bestellt. Mansson zog sich wieder in den Beirat zurück. Strehler erklärte Takko nun zum „Value Retailer“ – ein Schlagwort, das aber kaum mit Inhalt gefüllt wurde. Er machte etliches von dem, was Swinka eingeführt hatte, wieder rückgängig. Um Geld zu sparen, unterließ er vorübergehend die TV-Werbung. Das Wort Fashion strich er aus dem Firmenlogo – allerdings nicht überall, denn das wäre zu teuer gekommen. So ist der Markenauftritt wieder zum gestalterischen Mischmasch geworden. Den Slogan „Alle wollen gut aussehen“ schaffte Strehler ab. Nun heißt es stattdessen: „Takko – glücklich steht uns besser“, ein Spruch, der in der Firma zu zotigen Verballhornungen führte. Das Zweitlabel 1982 ließ Strehler verkümmern. Kürzlich wurden die weit gediehene Umstellung der Warenwirtschaft auf SAP und die Einführung eines Lagerverwaltungssystems gestoppt – man scheute Stress und Kosten. Startinvestitionen waren damit freilich vergebens, knapp acht Millionen Euro schrieb die Firma ab. Aus einem Joint Venture mit 60 Läden in Russ- land zog sich Takko im März 2016 zurück. Gewiss, für die Probleme auf dem russischen Markt kann bei Takko niemand etwas. Doch alles in allem wirkt das Management in Telgte strategisch völlig planlos. Das Unternehmen will kein Discounter sein wie etwa die erfolgreiche Kette KiK, die einst als Abspaltung von Takko entstand. Takko wäre gern Nahversorger, doch dazu sind die Lagen vieler Läden nicht gut genug. Noch immer offline Auch über einen echten Onlineshop mit Versandoption verfügt Takko nicht. Schon zu Swinkas Zeiten hatte Apax eine Einführung abgelehnt, weil angeblich die richtige Software fehlte. Mitte 2015 hieß es, das Projekt solle „in naher Zukunft“ angegangen werden. Auf mehr als eine solch vage Prognose lässt sich Takko bis heute nicht ein. Der schwache Euro verteuert die Wareneinkäufe, die größtenteils in Fernost auf US-Dollar-Basis erfolgen. Und daheim in Europa zieht Konkurrent Primark zunehmend Umsätze auf sich, während die Flächenproduktivität bei Takko trotz ein paar positiver Quartale zu wünschen übrig lässt. Wohl auch wegen hoher Abschreibungen rutschte das Ebit, also der Gewinn vor Zins- und Steuerzahlungen, im jüngsten Weihnachtsquartal kräftig ins Minus. So fiel das Ergebnis des im Januar beendeten neunmonatigen Rumpfgeschäftsjahres mager aus. FOTOS [M]: GETTY IMAGES, PR FALSCH ANGEZOGEN HANDELSVETERAN Der ehemalige Tchibo-Vorstand Stephan Swinka diente Takko immerhin fünf Jahre als Chef. Vieles, was er eingeführt hatte, schaffte sein Nachfolger wieder ab. 76 KURZZEITCHEF Michael Strehler trat 2013 bei Takko an. Sein größtes Manko: Ihm fehlte Einzelhandelsexpertise. Ohne erwähnenswerte Ergebnisse zu hinterlassen, ging er zwei Jahre später. manager magazin M A I 2 0 16 N A C H L A S S V E RWA LT E R Apax-Partner Tom Hall erbte das Takko-Engagement von einem Kollegen. Wie Apax ohne massive Verluste aus dem Investment herauskommen soll, weiß er nicht. Personell gesehen war 2015 ein Jahr voller unwillkommener Bewegung. Vier von fünf Geschäftsführern verließen das Haus. Im Januar ging Chief Merchandising Officer Hardy Schulz (45) nach gut zwei Jahren, im Mai Finanzchef Hannes Rumer (39) nach drei Jahren und im November dann Vertriebsmann Andreas Kromer (57) nach der für TakkoVerhältnisse fast wie eine Ewigkeit anmutenden Periode von fast sechseinhalb Jahren. Für den CEO war ebenfalls im November Schluss – nach nur zwei Jahren. Bei Apax hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass mit dem ebenso freundlichen wie durchsetzungsschwachen Strehler keine Wende gelingen würde. Die Vakanz traf Takko und seinen Gesellschafter abermals unvorbereitet. Den Vorsitz der Geschäftsführung übernahm kommissarisch Thomas Helmreich (50), selbst gerade sechs Monate zuvor auf die Planstelle des Finanzchefs gerückt. Für den CEO-Posten lässt Apax-Partner Tom Hall die Personalberatung Heads einen Nachfolger suchen. Der muss – nach dem misslungenen Experiment mit Strehler – unabdingbar Handelskompetenz im In- und Ausland mitbringen. Allerdings wird der Job alles andere als einfach. Der künftige Chef steuert auf eine bedrohliche Klippe zu. Im April 2019 ist die Tilgung der beiden Anleihen in Höhe von gut einer halben Milliarde Euro fällig. Und bis dahin drückt eine hohe Zinslast. Möglicherweise muss Apax das Unternehmen rekapitalisieren, um überhaupt einen geeigneten CEO verpflichten zu können. Das hieße allerdings, dem schlechten Geld gutes hinterherzuwerfen. Am Kapitalmarkt gelten die Schuldpapiere trotz der hohen Zinssätze als nicht sonderlich begehrenswert. Der Kurs dümpelt zwischen 50 und 60 Prozent des Ausgabepreises – wozu auch das lausige Kreditrating beiträgt. Im November 2014 stufte Moody’s Takko auf Caa1, also Ramschniveau, herab. Zeitweise fiel der Kurs unter 30 Prozent. Damals stieg der Geierfonds Apollo ein, der auch einen Teil der Bankkredite kaufte – beides in der Hoffnung, ein Schnäppchen zu machen. Es stimmt schon: Stillstand kommt für Takko nicht infrage. 1 Sören Jensen Wertschöpfung beschleunigen Hewlett Packard Enterprise, die Nummer 1 bei Cloud-Infrastruktur*, hilft Unternehmen auf der ganzen Welt, ihre Geschäftsergebnisse zu verbessern. hpe.com/de/transformation © Copyright 2016 Hewlett Packard Enterprise Development LP. *Synergy Research. Daten für das 4. Quartal 2015. Berücksichtigt sind kombinierte Umsätze mit Cloud-Infrastruktur, -Software und -Services. hpe.com/cloud/research
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