Deggendorf Pflanz im Lärm

Deggendorf Pflanz im Lärm-Dilemma
Verschiedene Lärmschutz-Maßnahmen in Arbeit – Stadtbauamt: Auch nach Abschluss nicht alle zufrieden
Die Inline-Hockey-Halle der Deggendorf Pflanz ist den Anwohnern zwar zu laut, die meisten möchten dem
Verein aber keinen Schaden zufügen. − Foto: Archiv dz
Natternberg. Der Lärm aus der Inline-Hockey-Halle der Deggendorf Pflanz ist noch immer ein Streitpunkt in
Natternberg. Das wurde am Mittwochabend bei der WAN-Bürgersprechstunde beim Burgwirt deutlich.
Während der Großteil der Anwohner mittlerweile das Entgegenkommen des Vereins honoriert und den
permanenten Straßenlärm als das viel größere Problem betrachtet, blieb in der Diskussionsrunde ein
Anwohner hart: "Ein Kompromiss interessiert mich nicht", betonte der junge Mann, der mit seinen Eltern in
der Birkenstraße wohnt. Ihn habe niemand gefragt, ob er damit einverstanden sei, dass da so eine Halle
gebaut werde, also verlange er, dass alle im Bebauungsplan geforderten Richtwerte, Zeiten und Vorschriften
eingehalten werden. Und die bergen teilweise Zündstoff.
Ewald Treml, Stadtrat der Wählerliste Altgemeinde Natternberg (WAN), begrüßte in der Runde mit
Alexander Dorn und Andreas Richter zwei Vertreter der Deggendorf Pflanz. Die berichteten, dass ein
Schallschutzgutachten in Auftrag gegeben worden sei. Dieses habe ergeben, dass die Grenzwerte im Bereich
Sandnerhof zwar geringfügig überschritten würden, allerdings sei dies pikanterweise auch der Fall, wenn die
Halle ruhe. Wenn in der Halle ein Spiel stattfinde, würden die Grenzwerte ebenfalls geringfügig
überschritten. "Wir wollen ein kooperatives Miteinander", betonte Alexander Richter, der auch dazu einlud,
das Gutachten einzusehen. "Wir tun wirklich unser Möglichstes."
Treml lobte, dass von Seiten des Vereins ein großes Entgegenkommen vorhanden sei und die Vereinsführung
sich durchaus bemühe, die Probleme zu analysieren und zu lösen.
So habe man bereits die Beschallungsanlagen zurückgedreht, auf die Torsirene und das Trommeln verzichtet
und bemühe sich aktuell darum, die Bande so zu gestalten, dass Banden-Schüsse nicht mehr so laut knallen.
Man könne aber nicht verbieten, dass die Zuschauer klatschten. Nach 20 Uhr würden keine Bundesligaspiele
mehr stattfinden.
Vom Städtischen Bauamt war Hartmut Krause nach Natternberg gekommen, um von fachlicher Seite aus
einen Überblick über den Status quo zu geben. Er betonte, dass das bau- und emissionsrechtliche Verfahren
laufe. "Ich warne Sie, zu glauben, dass Sie nach Abschluss dieses Verfahrens glücklich sein werden", wandte
sich Krause erfrischend offen an die Versammlung. In Natternberg sei die Bebauung "inhomogen", es handle
sich um ein Mischgebiet. Deshalb sei es auch nicht so leicht, zu einer Lösung zu kommen.
Die Anwohner waren anschließend aufgefordert, sich zu melden, was auch fleißig geschah. Einstimmiger
Tenor dieser ersten Runde: Der Lärm aus der Halle sei deutlich zurückgegangen, der Verkehrslärm hingegen
sei ein permanentes und viel größeres Problem. Tag und Nacht würden nicht nur Autos, sondern auch Lkw
fahren, teilweise auch mit stark überhöhter Geschwindigkeit.
Die Einstimmigkeit war allerdings nur von kurzer Dauer, weil der bereits eingangs erwähnte Anwohner aus
der Birkenstraße auf sein Recht pocht. Er habe sich Einsicht in alle relevanten Unterlagen verschafft und
formulierte seine Vorstellungen sehr deutlich: "Bis das nicht entschieden ist, verlange ich, dass die Musik
komplett abgestellt wird. Musik ist kein Bestandteil dieser Sportart." Auch das Bemühen der direkten
Nachbarn, einzulenken und auch dem Verein weiterhin einen einigermaßen problemlosen Spielbetrieb zu
gewährleisten, scheiterte. "Ich will keinen Kompromiss", betonte der junge Mann, so dass auch WANStadtrat Reinhard Janka kapitulierte. Zumal der Anwohner auch noch die Ruhezeiten an Samstagen und
Sonntagen einforderte.
Alexander Dorn und Andreas Richter zeigten sich im Gespräch mit der DZ zu allen Kompromissen bereit: "Wir
haben 18 Jahre lang versucht, eine Spielstätte zu bauen. Das ist dann mit viel Euphorie und Eigenleistung
gelungen, und jetzt müssen wir wie Krisenmanager unser eigenes Publikum einbremsen, damit es nicht zu
laut wird. Außerdem würde uns durch eine Einschränkung der Nutzungszeiten natürlich viel Geld fehlen, weil
wir die Halle dann nicht an Externe vermieten können." Deggendorf Pflanz habe für die Halle ein solides
Finanzierungskonzept aufgestellt, das allerdings nicht zu viele Spielräume lasse.
"Wir wollen nicht, dass der Verein durch uns solche Probleme hat", waren sich einige Anwohnerinnen einig.
"Die sind uns jetzt eh schon sehr entgegengekommen und wenn man weiß, dass ein Spiel ist, dann ist das ja
auch zeitlich beschränkt und damit kann man sich schon arrangieren."
Der Birkenstraßen-Anwohner blieb allerdings bei seiner Position und wurde darin auch von seinem Vater
bestärkt, die Halle bezeichnete dieser als "Biogas-Anlage", wegen der er seine Terrasse nicht nützen könne.
Über den Bau der Kletterhalle und der Schützenhalle wolle er noch gar nicht nachdenken.