Sechs Jahre nach Zollitsch-Skandal

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25.04.2016
Presseinformation
REPORT MAINZ, 26.04.2016, um 21.45 Uhr im Ersten
Sechs Jahre nach Zollitsch-Skandal:
Missbrauchsopfer fühlten sich von katholischer Kirche bei
Verhandlungen um Geldzahlungen unter Druck gesetzt
Ehemaliger Ministrant: „Entweder wir geben uns mit 20.000 Euro
zufrieden oder wir bekommen halt nichts“
Mainz. Missbrauchsopfer aus dem baden-württembergischen Oberharmersbach
kritisieren im Interview mit dem ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ das Verhalten der
katholischen Kirche bei den Verhandlungen um eine freiwillige Geldzahlung zur
Anerkennung des erlittenen Leids. So lehnten acht Opfer ein Angebot in Höhe von
20.000 Euro zunächst ab. Danach seien sie von der Kirche unter Druck gesetzt worden.
„Es hieß damals, entweder geben wir uns mit 20.000 zufrieden oder wir bekommen halt
nichts“, sagte das Missbrauchsopfer Raphael Hildebrandt im Interview mit REPORT
MAINZ. Sein Vorwurf wird durch ein REPORT MAINZ exklusiv vorliegendes Schreiben
der Rechtsanwälte der Erzdiözese Freiburg an den Anwalt von acht Opfern vom 6. Juli
2011 erhärtet. Darin heißt es wörtlich: „Für den Fall, dass ihre Mandanten das Angebot,
je 20.000 EUR zu leisten, endgültig nicht annehmen wollen, bitten wir um schriftliche
Nachricht. In diesem Fall würde unser Mandant den Gesamtbetrag in Höhe von
160.000 Euro dem Präventionsfonds der Erzdiözese zuführen.“ Daraufhin akzeptierten
die Opfer das Angebot der Kirche. Die Erzdiözese Freiburg weist diesen Vorwurf
gegenüber REPORT MAINZ zurück: „Es gab keine Drohungen oder vergleichbare
Äußerungen, vielmehr nur den korrekten Hinweis darauf, dass es sich um freiwillige
Leistungen handelt.“
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Die Opfer kritisieren auch das Verhalten der katholischen Kirche, nachdem die
freiwillige Zahlung geleistet wurde. „Man bekommt die 20.000 Euro und dann hört man
nichts mehr von der Kirche. Für die ist der Fall abgeschlossen und gut ist“, sagte
Missbrauchsopfer Gerhard Maier im REPORT MAINZ Interview. Auch Raphael
Hildebrandt fühlt sich von der Kirche im Stich gelassen: „Ich warte eigentlich auch bis
heute noch drauf, dass sich seitens der Kirche jemand bei uns mal meldet und vor allen
Dingen auch mal fragt, wie es uns überhaupt heute damit geht. Und das finde ich schon
beschämend, weil seither ist da nichts gekommen.“ Dazu sagt die Erzdiözese
gegenüber dem ARD Politikmagazin: „Wir sind nach wie vor mit den Opfern im
Gespräch, kümmern uns um sie, vermeiden dabei aber eine dauernde
Retraumatisierung durch regelmäßige Rückfragen. Einige Opfer nutzen auch aktuell
weitere Hilfen: Über die in Aussicht gestellte Erstattung von Therapiekosten hinaus
begleiten wir Menschen in Krisen- und Umbruch-Situationen mit unserer
Unterstützung.“
Beim Oberharmersbacher Missbrauchsskandal gab es 2010 Vertuschungs-Vorwürfe
gegen den damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.
Ein Ortspfarrer hatte sich in dem Schwarzwalddorf über Jahre an mindestens 22
Kindern und Jugendlichen vergangen.
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