Pflanzenbau aktuell, 17. Kalenderwoche

Landwirtschaftskammer NRW Münster, 25.04.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Tobias Schulze Bisping Seitenzahl: 4 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Bei Temperaturen um 8 °C bleibt es wechselhaft und kühl. Raps: Vollblütenbehandlung Für Infektionen mit Sklerotinia (Weißstängeligkeit) im Raps ist es deutlich zu kalt. Erst wenn die Temperaturen tagsüber bei mind. 18 °C liegen, können Infektionen, auch bei leichtem Tau, stattfinden. Gegenteilig muss man bei den kalten Temperaturen von einer verzögerten, langen Blütezeit ausgehen. Nachttemperaturen unter 0 °C sind für die Befruchtung nicht förderlich. Bei weiterhin kühlen Temperaturen sollte abgewartet werden. Bei ansteigenden Temperaturen empfiehlt sich eine Behandlung, sobald die Hälfte der oberen Triebe blüht, sprich es nicht mehr grün schimmert. Um Durchfahrtsverluste zu vermeiden, kann besser abends behandelt werden, da die Stängel dann dynamischer sind. In der Leistungsfähigkeit der Fungizide ergeben sich aus den Versuchen nur marginale Unterschiede. Eingesetzt werden können z.B. 0,5 l/ha Cantus Gold, 1,0 l/ha Custodia, 1,0 l/ha Symetra, 1,0 l/ha Propulse, 0,5 l/ha Acanto + 0,5 l/ha Prosaro oder 0,5 l/ha Acanto + 0,5 l7ha Cerconbin Fl. Neben Sklerotinia unterdrückt man mit einer Blütenbehandlung Abreifekrankheiten wie Alternaria und Cylindosporium. Außerdem ergeben sich durch die Maßnahme physiologische Mehrerträge. AHL‐Zusätze in der Blüte bedeuten zusätzlichen Stress für den Raps und können sich negativ auswirken. Flüssige Bordünger sind nicht verträglich. Epso Microtop mit 5kg/ha ist möglich. Insektizide zur Blütenbehandlung? Bei den kühlen Temperaturen fliegt der Kohlschotenrüssler nicht. Die Mitnahme eines Insektizids ist somit überflüssig. Steigen die Temperaturen Anfang Mai doch noch an, kann bei Vorjahresbefall in unmittelbarer Nachbarschaft zum aktuellen Rapsschlag ein Insektizid mitgenommen werden. Das Mittel Biscaya hat in der Blüte keine Zulassung mehr. In der Tabelle steht, welche Insektizide noch eingesetzt werden können. Außerdem ändert sich in Mischung mit Fungiziden die Einstufung der Bienengefährdungsklasse. Aus Gründen des Bienenschutzes, sollten B4‐Mischungen ebenfalls abends gespritzt werden. Weizen: Erste Fungizidmaßnahme Ganz frühe Weizenbestände sind in der Regel bereits einmal behandelt. Sofern auch in der nächsten Woche längere Regenperioden gemeldet werden, wird vielfach zum Wochenende bei trockener Witterung ein guter Termin für die erste Behandlung erreicht. Gegen Septoria tritici empfiehlt sich als sicherste Maßnahme vorbeugend 1,0 l/ha Bravo oder 1,25 l/ha Amistar Opti. Ohne Vorlage mit der CCC‐Behandlung sind vereinzelt Schläge mit starkem Gelbrost anzutreffen. Hier ist viel Wert auf eine sichere Gelbrostwirkung zu legen. Capalo ist hierfür besonders geeignet, bei hohem Gelbrostdruck auch mit höherer Menge von 1,5 l/ha. Dort wo es mehr um eine breite Wirkung geht (Gelbrost ist nur gering vorhanden) sind geringere Mengen von 1,25 l/ha Capalo mit Bravo ausreichend. Alternativ mit Schwerpunkt Septoria ist Eleando mit 1,75 l/ha zu favorisieren. Auf Standorten mit mehr Halmbruchdruck bringt Unix die bessere Wirkung, ist aber schwach gegen Gelbrost, so dass eine Ergänzung z.B. mit Rubrik, Epoxion oder Orius sinnvoll ist. Dort wo mehr Mehltau vorkommt wäre die Kombination aus Unix + Gladio angeraten. Gleichzeitig kann der Weizen zum zweiten Mal mit 0,3 bis 0,5 l/ha CCC + 0,1 bis 0,3 l/ha Moddus (oder Nachbauten) oder mit 0,3 bis 0,6 l/ha Medax Top plus gleicher Menge Turbo eingekürzt werden. Gerste: Abschlussbehandlung Zwischen den Sorten ergeben sich auch innerhalb einer Region teilweise große Entwicklungsunterschiede. Vielfach schiebt die Gerste das letzte Blatt, die kühle Witterung verzögert aber die Entwicklung. Momentan findet man neben Rhynchosporium auch erste Netzflecken. Mehltau ist kaum vorhanden. Zum Abschluss empfiehlt sich zu EC 49 z.B. 0,6 bis 0,8 l/ha Aviator Xpro oder 0,8 bis 1,0 l/ha Adexar. Zusätzlich sollte aus Resistenzgründen immer 1,0 l/ha Credo oder alternativ 1,25 l/ha Amistar Opti mit in den Tank gegeben werden. Eingekürzt werden kann bei Temperaturen von mindestens 14 °C mit 0,25 bis 0,5 l/ha Cerone/Camposan. Triticale: Anschlussbehandlung Vorlagen gegen Gelbrost mit der CCC‐Behandlung haben gut funktioniert. In den meisten Beständen ist zumindest auf den oberen Blättern kein Gelbrost. Triticale wird zum Wochenende fast überall EC 32 (drittletztes Blatt ist voll geschoben) erreichen. In warmen Lagen bzw. früh gedrillter ist auch weiter entwickelt. Damit ist ein Stadium erreicht um mit einer weiteren Blattbehandlung den Anschluss an die Abschlussbehandlung sicher zu stellen. Dort wo die Halmbasis nur geringe Verbräunungen aufweist sind Fungizide mit Nebenwirkung Halmbruch ausreichend. Hier wäre z.B. Capalo mit 1,5 l/ha geeignet. Mit besserer Halmbruchwirkung und sehr guter Rostwirkung kann Viverada mit 2,0 l/ha eingesetzt werden. Dort wo Mehltau vorkommt wäre auch eine gute Möglichkeit mit 0,6 l/ha Gladio + 0,6 kg/ha Unix gegeben. Gegen Gelbrost ist die Maßnahme schwächer, gegen Halmbruch gut. In wie weit noch Wachstumsregler notwendig sind, sollte schlagspezifisch entschieden werden. Viele Bestände stehen in diesem Jahr eher dünn. Eine leichte Einkürzung kann von 0,3 ‐ 0,4 l/ha CCC erwartet werden. In Kombination mit 0,25 l/ha Cerone wird stärker gekürzt, allerdings sind hierfür Temperaturen > 14°C erforderlich. Mais: Herbizide im Vorauflauf Aufgrund der Kälte wird der in der letzten Woche gedrillte Mais zunächst nur im Boden liegen. Herbizidbehandlungen sollten also noch geschoben werden bis wärmeres Wetter in Sicht ist und der Mais nach der Behandlung zügig wächst. Bei Bodenfeuchte kann im Vorlauflauf dann mit z.B. 2,5 l/ha Gardo Gold gearbeitet werden. Im frühen Nachauflauf bis zum 2‐Blattstadium des Maises sollten 0,5 l/ha Sulcogan zugemischt werden. Auf Standorten mit Finger‐ und oder Borstenhirse ist Sulcogan durch 1 l/ha Laudis zu ersetzen. Hier können dann auch die geeigneten Packkombinationen mit halber Menge zum Einsatz kommen. Die zweite Behandlung steht dann zum 6‐Blattstadium des Maises an. Ist der Unkrautdruck gering reicht eine Behandlungen zum 3‐4‐Blattstadium des Maises. Zuckerrüben: Kälteeinbruch macht Herbizideinsatz schwierig Die wenigen (ca. 5 %) vor Ostern gesäten Rüben sind meist gut aufgelaufen. Auch die erste NAK‐
Behandlung wurde auf den Schlägen in der letzten Woche mit gutem Erfolg durchgeführt. Auf den restlichen Flächen konnte die Saat erst ab dem 10.04. wieder aufgenommen und bis auf wenige Restflächen zügig abgeschlossen werden. Hier laufen jetzt auch die ersten Rüben auf. Da für alle Regionen in der gesamten kommenden Woche Nachtfröste bis ‐3 °C, tlw. auch Schnee‐ und Graupelschauer prognostiziert werden, sollte nach Möglichkeit für die Herbizidmaßnahmen in den früh und spät aufgelaufenen Rübenbeständen die Wiedererwärmung in der ersten Maiwoche abwartet werden. Die meisten Unkräuter lassen sich etwas später, wenn auch dann mit höheren Aufwandmengen, verträglicher ausschalten als zum jetzigen Zeitpunkt. Ausnahmen sind Unkräuter, die das Keimblattstadium schon jetzt deutlich überschritten haben und eventuell schwer bekämpfbar würden, dann aber Blattherbizide und Additive reduzieren. Nutzen Sie auch das mit dem Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer erarbeitete EDV‐
Programm LIZ‐Herbizid, die Zu‐ und Abschlagtabelle in Kraut und Rüben oder den Ratgeber Pflanzenbau und Pflanzenschutz. Damit können sie die Bedingungen der vergangenen und kommenden Tage berücksichtigen und sichern somit die Durchführung ihrer Herbizidstrategie ab. Gräserbekämpfung in Kartoffeln Da Hirsearten in der Regel verspätet und ungleichmäßig auflaufen, reicht die Wirkung der Bodenherbizide nicht immer aus. Somit kann es durchaus vorkommen, dass nach dem Auflaufen der Kartoffeln noch Behandlungen erforderlich werden. Gelegentlich sind auch noch Quecken oder Flughafer zu bekämpfen. Eine gezielte Nachbehandlung mit Graminiziden bis ca. 15 cm Wuchshöhe der Kartoffeln gewährleistet eine gute Benetzung der Gräser, wobei diese nicht mehr als drei Blätter haben sollten. Gegen Hirsearten reichen meist 50 bis 75 % der zugelassenen Aufwandmenge aus. Treten gleichzeitig auch Unkräuter wie Kamille und Klettenlabkraut auf, bietet sich der Einsatz von Cato oder ESCEP (+ Trend) unter Beachtung der Einsatzbedingungen an. Ab einer Aufwandmenge von 35 g/ha wird auch eine unterdrückende Wirkung gegen Disteln erzielt. Quecken lassen sich ab dem Dreiblattstadium mit Cato im Splittingverfahren (30 + 20 g/ha) recht kostengünstig beseitigen. Eine nachhaltige Bekämpfung von Disteln und Quecken ist allerdings nur mit glyphosathaltigen Mitteln im Rahmen der Fruchtfolge möglich. Bei späteren Herbizideinsätzen sollten aus Gründen der Verträglichkeit die Graminizide bevorzugt werden. Eine Wirkung gegen einjährige Rispe bieten nur die Mittel Aramo und Cato. Clomazone: Wetterprognose des DWD nutzen Viele clomazonehaltigen Pflanzenschutzmittel sind mit der Anwendungsbestimmung NT 127 versehen: Anwendung bei zu erwartenden Tageshöchsttemperaturen: bis 20 °C über 20 °C über 25 °C ganztägige Anwendung möglich Anwendung von 18.00‐9.00 Uhr keine Anwendung Z.B. die Kartoffelherbizide Centium 36 CS, Metric enthalten Clomazone. Eine spezielle Wetterprognose zu Einsatzbedingungen für clomazonehaltige Pflanzenschutzmittel bietet der Deutsche Wetterdienst an (http://www.dwd.de/DE/leistungen/clomazone/clomazone.html unter Startseite ‐ Leistungen). Mit dem Ausdruck dieser Seite vom Tag der Anwendung hat man eine gute Dokumentation über die Anwendungsbedingungen. Ratgeber Pflanzenbau und Pflanzenschutz 2016 noch verfügbar Der aktuelle Ratgeber Pflanzenbau und Pflanzenschutz 2016 der Landwirtschaftskammer Nordrhein‐Westfalen kann noch erworben werden. Er gibt auf 680 Seiten wertvolle und umfassende Informationen zu Fragen des Ackerbaus, inklusive der nachwachsenden Rohstoffe und der Grünlandbewirtschaftung, sowohl aus konventioneller als auch ökologischer Sicht. Die auf neutralen Feldversuchsergebnissen aufbauenden Informationen werden übersichtlich und praxisorientiert dargestellt. Neben produktionstechnischen Aussagen rund um die Pflanzenproduktion enthält der Ratgeber die wichtigsten Informationen zu den aktuellen rechtlichen Regelungen. Neu ist, dass ein E‐Book inklusive ist. Der Ratgeber kann bei allen Kreisstellen der Landwirtschaftskammer Nordrhein‐Westfalen für 20 Euro bezogen werden. Eine Zusendung zuzüglich 5 EUR für Porto und Verpackung ist auch möglich. Bestellt werden kann der Ratgeber bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein‐Westfalen, Pflanzenschutzdienst, Astrid Neubauer, Siebengebirgsstraße 200, 53229 Bonn, Telefon: 0228/703‐2136, Fax 0228/703‐2102, E‐
Mail: [email protected].