NDR 2 Moment mal Montag – Freitag 18:15, Samstag & Sonntag 9:15 Uhr Bernhard Kassens, Krankenhausseelsorger aus Reinbek Dienstag, 26. April 2016 ________________________________________________________________________________ Wer nichts zu lachen hat, ist schlimm dran. Wer niemals weint aber auch. Weinen hat etwas mit Schmerzen zu tun. Ich kann weinen, weil es im Körper so weh tut, oder ich weine vor Trauer, vor Verzweiflung, vor Wut. Immer ist ein Schmerz dahinter. „Tränen lügen nicht!“, sagt der Volksmund, und da gibt es, glaube ich, nur wenige Ausnahmen. Ungeweinte Tränen sind trostlos. Heimliche Tränen können ein Ventil sein und reinigen. Aber Tränen, die andere sehen dürfen, bekommen einen zusätzlichen Wert: sie werden gesehen und gewürdigt. Und vielleicht behutsam abgewischt. In der Bibel heißt es: „Gott, sammle meine Tränen in deinen Krug! – Ohne Zweifel: Du zählst sie.“ (Psalm 56, 9) Da weint also einer vor Gott. Der bringt ihm seine Tränen und der glaubt: Meine Tränen sind Gott kostbar! Bei ihm ist mein Schmerz gut aufgehoben! Für mich heißt das auch: Ich kann meinen Tränen trauen. Sie haben wichtige Botschaften. Darum hüte ich mich auch vor billigem Trost, wenn ich selbst Tröster bin. Denn: Tränen muss man erlauben, aushalten und manchmal auch ganz praktisch abwischen. Katholisches Rundfunkreferat – www.ndr.de/kirche
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