Gesucht: »Vorbilder der Weiterbildung« zum Deutschen Weiterbildungstag 2016 unter dem Motto »Weiterbildung 4.0 – fit für die digitale Welt« Zum Deutschen Weiterbildungstag 2016 möchten wir zum sechsten Mal unsere »Vorbilder der Weiterbildung« ehren. Menschen, die dem abstrakten Begriff Weiterbildung ein konkretes Gesicht verleihen. Menschen und Initiativen, die eine besondere Geschichte der Weiterbildung erzählen. Und vor allem Preisträgerinnen und Preisträger, die für unser diesjähriges Motto stehen: »Weiterbildung 4.0 – fit für die digitale Welt«. Solche preiswürdigen Menschen oder Initiativen können sein: » eine Unternehmerin/ein Unternehmer, die oder der in besonderer Weise auf innovative digitale Lernangebote setzt (»Vorbildliches Unternehmen«) » ein Mensch, dem digitales Lernen eine neue Chance eröffnet hat, die sein Leben nachhaltig verbesserte (»Zweite Chance«) » eine Zuwandererin/ ein Zuwanderer, die oder der dank digitalem Lernen in unserer Gesellschaft Fuß fassen konnte (»Integration durch Bildung«) » ein Mensch, dessen Geschichte exemplarisch für berufliche Fortentwicklung durch digitale Lernformen steht (»Aufstieg durch Weiterbildung«) » eine Dozentin/ ein Dozent, die oder der vorbildhaft digitale Lerntechniken im Lernprozess nutzt (»Innovative/r Dozent/in«) » ein Mensch, der verkörpert, wie Weiterbildung auch im hohen Alter fit hält und Teilhabe an der Gesellschaft sichert (»Wer nicht rastet, der nicht rostet«) » innovative digitale Angebote der politischen Bildung, die den öffentlichen Diskurs in Zeiten des Web 2.0 beeinflussen (»Innovative Politische Bildung«) Einsendungen können bis zum 22. April 2016 ans Büro Deutscher Weiterbildungstag gesandt werden: [email protected] Aus allen Vorschlägen wählt die Jury insgesamt 4 Preisträgerinnen und Preisträger in verschiedenen Kategorien. Entscheidend sind eine überzeugende Geschichte und der Bezug zum Thema digitale Bildung. Bitte schon jetzt vormerken: Die Preisverleihung findet statt am 28. September 2016 in der Akademie der Künste (Pariser Platz 4, 10117 Berlin). Beispiele für Vorbilder der Vergangenheit Sigrun Stahr, Preisträgerin 2014 in der Kategorie »Dozentin aus Leidenschaft« Sigrun Stahr arbeitet mit erwachsenen Analphabeten. In der VHS Lippe-West unterrichtet sie Migranten und Flüchtlinge, die nicht oder nur kurz zur Schule gehen konnten. Sigrun Stahr weiß: Wer nicht lesen kann – keine Straßennamen, keine Briefe vom Amt und nicht einmal die Schilder im Supermarkt – fühlt sich blind. Lesen und schreiben aber öffnet die Welt, macht unabhängiger und selbstbewusst. Deshalb tut die engagierte Dozentin alles, um ihre Kursteilnehmer zum Lernen zu motivieren. So hat sie mit ihren Schülerinnen und Schülern deren Lieblingsrezepte gesammelt und in einem kleinen Buch zusammengestellt. Nicht selten geht das Engagement der sympathischen Dozentin jedoch weit über den Unterricht hinaus – wenn jemand eine Brille braucht, sich aber nicht zum Augenarzt traut, wenn jemand den Brief vom Sozialamt nicht versteht oder wenn jemand plötzlich seine Wohnung verliert und einen Anwalt sucht. Dann ist es für Sigrun Stahr manchmal schwer, eine Grenze zu finden und nicht auch noch den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen ... Meike Theis, Preisträgerin 2012 in der Kategorie »Aufstieg durch Weiterbildung« Meike Theis verliebte sich mit 20 ins Lebkuchenherzen-Backen beim Familienunternehmen Schulze in Borgholzhausen. 18 Jahre blieb sie als ungelernte Hilfskraft in der Produktion. Doch irgendwann wollte sie mehr – und entschied sich für eine Umschulung zur Industriekauffrau. Der Anfang war schwer. Mit 18 war sie von der Schule gegangen und nun warteten Herausforderungen wie kaufmännisches Rechnen und Lernen am PC. Doch die damals 42-Jährige schaffte ihr Ziel. Sie hatte bereits einen anderen Job in der Tasche, als sich die Juniorchefin ihrer alten Firma meldete: »Was machst Du nach dem Abschluss?« Meike Theis‘ Entscheidung fiel schnell: zurück in die Lebkuchen-Bäckerei! Dort arbeitet sie jetzt im Vertrieb, wo sie als Industriekauffrau für die Kundenbetreuung zuständig ist. Ende gut … Dawood Ahmed Mubashar, Preisträger 2010 in der Kategorie »Integration durch Bildung« Dawood Ahmed Mubashar (37) kam aus Pakistan nach Deutschland. Seine Muttersprache ist Urdu. 2008 besuchte er bei der VHS Bonn den Integrationskurs und erreichte in der Abschlussprüfung »Zertifikat Deutsch B1« die Note 2. Anschließend konnte er eine Ausbildung zum Omnibus-Berufskraftfahrer absolvieren. Diese Weiterbildung zahlte sich für ihn aus: Seit Mitte 2009 ist er bei den Stadtwerken Bonn (SWB) als Busfahrer beschäftigt und gilt inzwischen als »Bonns beliebtester Busfahrer«. Dominik Förster, Preisträger 2010 in der Kategorie »Zweite Chance« »Leben und Zukunft« – antwortet Dominik Förster, 25 Jahre alt aus Gelsenkirchen, auf die Frage: »Was bedeutet Ihnen dieser Lehrgang?«. Und dann fängt er an zu erzählen, wie ihn die ersten 24 Jahre des Lebens bis in die Drogensucht, Obdachlosigkeit und zur Bewährungsstrafe geführt hatten. Man sieht ihm nicht an, dass dieser Tiefpunkt erst gut drei Jahre zurückliegt und die Stationen dieser Geschichte sind so »klassisch«, als seien sie einem Drehbuch entliehen. Erst mit 22 kommt es nach einer längeren »Reha-Maßnahme« zur Wende. In einer gemeinsamen Qualifizierung beim Bfz-Essen und der VHS holt Dominik Förster den Hauptschulabschluss nach. »Einer unserer Besten«, sagt die Klassenlehrerin, »ich hätte nie gedacht, dass eine solche Geschichte hinter ihm liegt«. Nach dem Schulabschuss hat Dominik nun eine Ausbildung zum Mechatroniker begonnen. Wir wünschen viel Glück! Stadtreinigung Hamburg, Preisträger 2010 in der Kategorie »Vorbildliches Unternehmen« Die Stadtreinigung Hamburg hat etwas getan, was nicht viele Unternehmen tun: Sie hat sich für die Weiterbildung jener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark gemacht, die eine eher geringe formale Qualifikation haben: die Hamburger »Müllmänner«. Dabei, und das ist das Besondere, ging es in den Angeboten nicht um rein berufsspezifisches Wissen. Ganz im Gegenteil: Mit »Englisch für Auffrischer« oder dem Kommunikationsseminar »Der Ton macht die Musik« wurden Kurse angeboten, von denen die Mitarbeiter ganz persönlich profitieren sollten. Kein Wunder, dass das Echo äußerst positiv war. Viele Kurse waren schnell ausgebucht, so dass Zusatzkurse angeboten werden mussten. Für viele Teilnehmer war es nach langer Zeit die erste bewusste und strukturierte Lernerfahrung und die meisten haben festgestellt: Lernen macht wirklich Spaß und der Aufwand dafür lohnt sich sehr! Für dieses erfolgreiche und uneingeschränkt zur Nachahmung empfohlene Projekt wurde die Stadtreinigung Hamburg als »Vorbild der Weiterbildung« ausgezeichnet. Herlind Kasner, Preisträgerin 2008 in der Kategorie »Leben für die Weiterbildung« Es gibt zwei Zahlen, die beschreiben Herlind Kasners »Leben für die Weiterbildung« ziemlich gut: 80 und 34. 80 Jahre alt ist Herlind Kasner geworden und 34 Jahre – ohne Unterbrechung! – unterrichtet sie jetzt Fremdsprachen. Bis heute leitet sie an drei Abenden pro Woche vier Englischkurse an der Volkshochschule Templin, alle Kurse gut besucht. Damit ist Herlind Kasner die mit Abstand langjährigste Dozentin der Kreisvolkshochschule Uckermark und sicher bundesweit einer der wenigen, wenn nicht die einzige Sprachendozentin, die in ihrem Alter noch so ein großes Volumen an Sprachunterricht bewältigt. Außergewöhnliche Energie gepaart mit geistiger Beweglichkeit zeichnen die leidenschaftliche Dozentin aus. »Ich wundere mich immer, wenn mich Menschen fragen, ob ich das denn noch machen müsse«, sagt die 80-Jährige hellwach: »Natürlich muss ich nicht, aber das hier wird gebraucht!« Projekt »Berufsvorbereitende Maßnahme Sport« (»BVB Sport«), Preisträger 2008 in der Kategorie »Zweite Chance« Schulschwänzer, Dealer, Möchtegern-Machos – die Klientel von Christian Michl (45) klingt nicht wirklich geeignet für ein Ausbildungsprojekt. Ist sie auch nicht, und deshalb ist dieses Projekt der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) in München so einzigartig. »Berufsvorbereitende Maßnahme Sport« heißt oder griffiger: »BVB Sport«. Erklärtes Ziel der rund 40 bis 50 jungen Männer in »BvB Sport«: einen Ausbildungsplatz bekommen, die Lehre machen und zu Ende bringen. Der Sport – Fußball oder Basketball – ist dabei meist das letzte Mittel, um an die Jungs heranzukommen, denn dabei fühlen sie sich sicher, können zeigen, was sie draufhaben und werden selbstbewusster – nicht selten als Ersatz für schlechte Schulnoten. »Man kann eine Persönlichkeit, die etwas brüchig geworden ist, wieder zusammenkleben«, ist die Erfahrung der Projektverantwortlichen. Und der Erfolg gibt ihnen recht: Von den Teilnehmern beginnen mehr als 70 Prozent nach der »BVB Sport«-Zeit eine Ausbildung, die meisten bringen sie zu Ende. Weitere Informationen und Filmporträts über die Preisträger der Vergangenheit finden Sie auf http://www.deutscher-weiterbildungstag.de/vorbilder
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