DIE WELT am Sonntag

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ICON
84 Seiten Stil
und Mode
Magazin
17. APRIL 2016
NR. 16
Seelenlandschaft
Warum uns der
Wald so guttut
S. 17
Der Fall Carlota
Wie ein Mensch
gebrochen wird
Thema
DEUTSCHLANDS GROSSE SONNTAGSZEITUNG
B **
Michelle Hunziker
Über Berlusconi, Satire
und Emmentaler
S. 57
GEGRÜNDET 1948
PREIS
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€ 3,90
IN DIESER AUSGABE
Kampf ums Kind
Die Zahl der Sorgerechtsfälle explodiert, es wird erbitterter gestritten denn je. Warum?
Politik S. 4
Was ist ein richtiger
Täter ohne Reue
Er war ein Partylöwe und galt als
Nachfolger Andy Warhols. Doch er
wurde zum Mörder Panorama S. 23
MANN?
Wechsel beim DFB
Der neue Präsident Grindel über
Transparenz, Seilschaften und die
Zukunft des Fußballs
Sport S. 28
Lust und Werbung
GETTY IMAGES (3); MONTAGE WELT AM SONNTAG
Jahrtausendelang hat der Mann
dominiert. Jetzt sind die Frauen
auf dem Vormarsch – und er muss
sich neu definieren. Nur wie? Seite 61
Das geplante Sexismusverbot des
Justizministers geht am eigentlichen
Problem vorbei
Wirtschaft S. 33
Ästhetik der Zeichen
Was hat die Erfindung des Buchdrucks mit der digitalen Revolution
zu tun? Sehr viel
Kultur S. 53
Neues zu 9/11
Wie Saudi-Arabien in den Terroranschlag auf das World Trade Center verwickelt war Zeitsprung S. 59
Essen vom Feinsten
NSU-MORDE
BÖHMERMANN-AFFÄRE
Geheime
Ermittlungen
Bouffier rüffelt
die Kanzlerin
Die Bundesanwaltschaft führt parallel
zu den „offenen“ Verfahren noch ein
weiteres Ermittlungsverfahren zur Aufklärung der NSU-Mordserie durch. Die
Ergebnisse werden allerdings sowohl
vor der Öffentlichkeit als auch vor den
Richtern im NSU-Prozess, den Verteidigern und den Opfer-Anwälten geheim
gehalten. Nach Recherchen der „Welt
am Sonntag“ werden in diesem gesonderten Verfahren zudem Erkenntnisse
über die Verstrickung der deutschen Geheimdienste in die Aktivitäten des NSU
gesammelt. Dies betrifft auch Vernehmungen zur Rolle von Ralf Marschner,
der unter dem Decknamen „Primus“ für
das Bundesamt für Verfassungsschutz
arbeitete und den NSU-Terroristen Uwe
Mundlos in seiner Baufirma und möglicherweise die als Mittäterin angeklagte
Beate Zschäpe in seinen Läden in
Zwickau beschäftigte.
Seite 8
Der hessische Ministerpräsident und
stellvertretende Bundesvorsitzende der
CDU, Volker Bouffier, hat das Verhalten
der Kanzlerin in der Böhmermann-Affäre kritisiert. „Ich habe lange auch als
Strafverteidiger gearbeitet und bin
skeptisch, Gesetzesänderungen unmittelbar wegen eines aktuellen Anlasses
anzustoßen“, sagte er. Mit einem gewissen Abstand zu Ereignissen lasse „sich
das oft vernünftiger bewerten“, erklärte
er im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“. Die Bundesregierung hatte am
Freitag angekündigt, den umstrittenen
„Majestätsbeleidigungsparagrafen“ abzuschaffen, und gleichzeitig den Weg
für ein Verfahren gegen den Satiriker
Jan Böhmermann frei gemacht.
Bouffier bezeichnete das Verhalten
des türkischen Präsidenten in der Sache
als „indiskutabel“. Erdoğan habe „manche Anwandlungen wie der Präsident
Russlands“. Der hessische CDU-Chef
ging aber auch mit dem Satiriker Jan
Böhmermann ins Gericht: „Wenn Begriffe verwendet werden, die als rassistisch oder zutiefst niederschmetternd
empfunden werden können, dann warne ich davor. Nicht alles und jedes ist
immer klug.“ Böhmermann selbst
meldete sich gestern via Facebook zu
Wort und kündigte dort nach einer
Woche des Schweigens eine „kleine
Fernsehpause“ an. Außerdem wolle er
die Bundesrepublik verlassen. Bei seinem Publikum bedankte er sich „von
Herzen“ für die Solidarität, die er erfahren habe.
Seiten 2, 3, 6 und 11
46.000
Unterkünfte auf Online-Wohnungsportalen wie AirBnB oder Wimdu werden
deutschlandweit ausschließlich an Touristen vermietet. Angesichts der Wohnungsnot wollen Politiker gegen diese
Praxis vorgehen. In Berlin benötigen
Vermieter für die zeitweise Vermietung
ab 1. Mai zwingend eine Erlaubnis. Fehlt
Seite 47
die, drohen Bußgelder.
Einfach, aber kreativ ist sie, die neue
französische Küche, die gerade die
Pariser Bistros erobert
Reise S. 66
Milliardenschäden
durch Pflegebetrug
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Superheld vs. Realität
„Spiderman-Tech“
Das Bundeskriminalamt warnt vor russischen Banden, die Kranke
ausnutzen. Die Verluste für Kassen und Sozialsysteme sind enorm
D
er durch die alternde Bevölkerung stetig
wachsende Pflegemarkt in Deutschland
lockt immer mehr Betrüger an. Die Täter
organisieren sich inzwischen in Banden
und nutzen bei ihren kriminellen Geschäften auch Schwerstkranke aus. Im Visier der
Strafverfolgungsbehörden stehen vor allem Pflegedienste, die von Bürgern der ehemaligen Sowjetunion
geführt werden. Der Schaden geht inzwischen in die
Milliarden. „Dieses Geschäft ist mittlerweile offenbar
lukrativer als Drogenhandel – und damit interessant für
Banden, die der organisierten Kriminalität zuzuordnen
sind“, sagt ein hochrangiger Korruptionsbekämpfer der
Pflegekassen.
VON DIRK BANSE UND ANETTE DOWIDEIT
Den Redaktionen von „Welt am Sonntag“ und „Bayerischer Rundfunk Recherche“ liegen interne Dokumente des Bundeskriminalamtes (BKA) vor, laut denen
russische Pflegedienste das deutsche Gesundheitswesen bundesweit „strukturiert und organisiert betrügerisch zur Maximierung ihrer Gewinne“ ausnutzen. Dieses Fazit zieht der Bericht einer sechsmonatigen Auswertung durch das BKA im vergangenen Jahr. Und noch
etwas ist dort vermerkt. Das BKA verfügt demnach in
Einzelfällen über Informationen, wonach der Markt
„ein Geschäftsfeld russisch-eurasischer organisierter
Kriminalität ist“.
Die Behörde in Wiesbaden wollte zwar die vertraulich eingestuften Dokumente nicht kommentieren, äußerte aber ihre Besorgnis über diese immer mehr an Be-
deutung gewinnende Kriminalitätsform. Ein Experte
aus dem Fachbereich Wirtschaftskriminalität des Bundeskriminalamts sagte: „Insbesondere den kommunalen Sozialhilfeträgern sowie den gesetzlichen Krankenund Pflegekassen, also letztlich der Allgemeinheit, entstehen beträchtliche finanzielle Schäden. Deshalb ist es
wichtig, dass wir uns gemeinsam mit den Polizeibehörden der Bundesländer mit diesem Phänomen befassen
und Straftaten aufklären.“
Die europäische Polizeibehörde Europol kommt in
einem Bericht zu dem Schluss: „Eine Unterwanderung
des Gesundheitsmarktes durch organisierte Kriminalität bietet Möglichkeiten für kriminelle Aktivitäten wie
unterschiedliche Betrugsstraftaten zum Nachteil von
Patienten und Versicherungen. Dies verspricht hohe
Gewinne, ein niedriges Entdeckungsrisiko und deutlich
geringere Strafen als traditionelle Kriminalitätsfelder.“
Auch das Bundeskriminalamt prognostiziert, dass
der Betrug in der Pflege die Polizei zunehmend beschäftigen wird. „Der einfache Zugang zum Pflegemarkt an sich, die finanzielle Ausstattung des Pflegemarktes sowie Mängel in der Kontrolle und Sanktionierung machen den Pflegemarkt generell anfällig für Betrugsstraftaten“, notierten die Ermittler in ihrem Auswertungsbericht.
Die gesetzlichen Krankenkassen gehen davon aus,
dass sie vor allem durch den Betrug an Intensivpflegepatienten jährlich um bis zu 1,25 Milliarden Euro betrogen werden. Der Berliner Bezirksstadtrat Stephan von
Dassel (Grüne) schätzt den gesamten volkswirtschaftlichen Schaden in der Bundesrepublik Deutschland sogar
Seite 37
auf zwei Milliarden Euro.
Heute um 22.05 Uhr
BUNDESLIGA
Bremen rettet
Trainer Skripnik
Werder Bremen macht einen großen
Schritt Richtung Klassenerhalt und rettet Trainer Viktor Skripnik den Job. Pizarro, Bartels und Yatabare trafen gegen
Wolfsburg. Hertha BSC war in Gedanken wohl schon beim Pokal-Halbfinale
am Mittwoch gegen Borussia Dortmund
und verliert überraschend in Hoffenheim. Damit übernimmt Bayer Leverkusen nach einem Sieg über Frankfurt den
dritten Platz in der Bundesliga. Für die
Eintracht wird es im Abstiegskampf daSeiten 26 und 27
mit langsam eng.
Freitag
Hannover – Mönchengladbach ..... 2:0
Samstag
Leverkusen – Frankfurt ................... 3:0
Augsburg – Stuttgart ...................... 1:0
Bremen – Wolfsburg ......................... 3:2
Hoffenheim – Berlin .......................... 2:1
Darmstadt – Ingolstadt .................. 2:0
München – Schalke ............................ 3:0
ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG
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„M“ wie Kaffeekapsel
D
ie größte Bedrohung der
Menschheit ist die Kaffeekapsel. Allein in Deutschland wurden 2014 drei Milliarden davon verbraucht, das sind etwa 5000 Tonnen
Aluminium und Plastik. 2030 wird das
Saarland komplett unter einer drei Meter dicken Kaffeekapselschicht verschwunden
sein. An dieser Entwicklung kann man nicht allein George Clooney die Schuld geben. Laut Berechnungen des Vatikans wird ihm sein Engagement für Nespresso 100 Jahre Fegefeuer extra
einbringen, dann ist seine Schuld aber auch komplett gesühnt, es sei denn, er macht noch Werbung für Teekanne-Tealounge-Kapseln. Die Grünen im Bundestag wollen jetzt die Hersteller von
Kapselkaffee zu mehr Verantwortung
zwingen, mit der vollen Härte einer
harmlosen Oppositionspartei. Doch die
Hersteller verlangen, dass die Verbraucher die Verantwortung übernehmen.
Bekanntlich schwören die Produzenten
auf die drei großen „M“: Möglichst wenig Kaffee möglichst aufwendig verpackt für
möglichst viel Geld verkaufen. Weil die Kunden
davon absurderweise begeistert sind, sehen sich
die Hersteller gezwungen, immer größere Profite
mit Plastik- und Aluminiumverpackungen zu machen. Die Kapselkaffeeherren fordern daher: Der
Verbraucher muss endlich aufhören, unsere Kapseln zu kaufen, sonst können wir nicht aufhören,
immer mehr Kapseln zu produzieren.
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GR 4,60 € • H 1280 HUF • I 4,60 € • IRL 4,50 € • L 4,10 €
ISSN 0949 – 7188
LEBE DEINE LIEBE.