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Kein leichtes Jahr für Brasiliens Analyse-, Bio- und Labortechnik
Rezession und weniger Zusatzversicherungen trüben Aussichten / Mittelfristig mehr Ausgaben für Vorsorge /
Von Oliver Döhne
Sao Paulo (GTAI) - Brasiliens Markt für Analyse-, Bio- und Labortechnik leidet unter der schwachen Konjunktur,
der abnehmenden Zahl privater Zusatzversicherungen und den gestiegenen Kosten für Importe. Die
mittelfristigen Aussichten sind positiver. Die Regierung finanziert Projekte für biologische Medikamente, die
Lebensmittelproduktion expandiert und die Menschen wollen Krankheiten früher erkennen. Brasilien besitzt
mehrere High-End-Labore, viel Ausrüstung kommt aus dem Ausland. (Internetadressen)
Die klinischen Labore sehen 2016 als ein schwieriges Jahr. Die steigende Arbeitslosigkeit senkt die Zahl der
privaten Gesundheitspläne, die meist der Arbeitgeber übernimmt. Ende 2015 hatten 49,7 Mio. Menschen eine
private Zusatzversicherung, 0,8 Mio. weniger als ein Jahr zuvor. Die Kosten für Equipment und Dienstleistungen
sind deutlich gestiegen und es ist noch nicht klar, wer diese Zusatzkosten tragen wird.
Wenige lokale Hersteller, aber zahlreiche professionelle Dienstleister
Das staatliche Gesundheitssystem (SUS) leidet unter der Leere in den öffentlichen Kassen. Der Staat ist für rund
die Hälfte der Gesundheitsausgaben verantwortlich, etwa 9,7% des BIP. Beobachter befürchten, dass 2016 im
Gesundheitsbereich mindestens 3,8 Mrd. R$ (Real; 0,95 Mrd. Euro; 1 Euro = derzeit 4,00 R$) gespart werden
müssen. Derweil ist die Lebenserwartung auf 75,4 Jahre gestiegen. Rund 25 Mio. Brasilianer sind über 60 Jahre alt,
das sind 12% der Bevölkerung. Bis 2030 werden es voraussichtlich 30% sein. Roberto Santoro, Präsident der
Hermes-Pardini-Gruppe, sieht momentan einen Übergang von der reinen Diagnose und Behandlung hin zu
Prävention, Früherkennung und Wohlbefinden.
Marktführer bei Dienstleistungen für klinische Analyse ist die Dasa-Gruppe, die ihren Umsatz 2015 um 6,8% auf
3,2 Mrd. R$ steigerte. Dasa besitzt elf Labore und über 500 Zweigstellen in 13 Bundesstaaten. Das Unternehmen
investierte 2015 rund 250 Mio. R$ in die Expansion und will 2016 auf Modernisierung und neue Technologie
setzen. Nummer zwei ist Fleury, das um 11,6% auf 2,1 Mrd. R$ wuchs, 144 Zweigstellen in Sao Paulo, Campinas und
Brasilia besitzt und 2015 rund 112 Mio. R$ investierte. Hermes Pardini ist mit rund 850 Mio. R$ Umsatz und 69
Zweigstellen in Minas Gerais Dritter und liegt bei der Anzahl der Untersuchungen hinter Dasa auf Rang zwei. Auch
die Krankenhäuser Albert Einstein und Hospital das Clinicas besitzen florierende Labore. Weitere Akteure sind
Richet Medicina & Diagnostico, Laboratorio Medico Santa Luzia, Genetica Molecular Genoa/LPCM, Centro
Diagnostico Anatomo-Patologico (Cedap) und LCA.
Abnehmerbranchen mit gemischter Konjunkturlage
Die Pharmaindustrie verkauft weiter gut, hat aber mit gestiegenen Importkosten für Vorprodukte zu kämpfen.
Die Produktion sank im Zwölfmonatszeitraum bis Februar 2016 um 9,3%, zeigte aber im Februar 2016 wieder
aufsteigende Tendenz. Der Absatz wird 2016 voraussichtlich um etwa 6% zulegen. Die Suche nach Gegenmitteln
zu akuten Epidemien wie Zica, Dengue und der H1N1-Grippe bringen weitere Dynamik, Ähnliches gilt für die
steigende Zahl von Krebserkrankungen. Voraussichtlich 2017 tritt eine Zurückverfolgbarkeitspflicht für die
Bestandteile von Medikamenten in Kraft.
Die Entwicklungsbank BNDES finanziert mehrere Projekte zur Entwicklung biotechnologischer Medikamente.
Noch 2016 soll das Labor der Firma Libbs in Embu das Artes in Betrieb gehen. Das Konsortium Bionovis (Ache,
EMS, Hypermarcas, Uniao Quimica) baut in Valinhos eine Fertigung auf, die ab 2018 rund 400 kg therapeutische
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Proteine erbringen soll. Das Orygen-Konsortium (Biolab, Eurofarma) wird 2019 in Sao Carlos mit der Produktion
von biotechnologischen Medikamenten auf Basis eigener Patente beginnen.
Die Kosmetikindustrie verzeichnete 2015 den ersten Einbruch seit 23 Jahren und setzte 6% weniger um als im
Vorjahr. Die Produktion von Körperpflegeartikeln, Parfüms und Kosmetika sank in den zwölf Monaten bis Februar
2016 um 3,3%. Als Gründe nennt der Branchenverband Abihpec - neben der Unsicherheit der Konsumenten
angesichts der Krise - Kostenerhöhungen infolge der Abwertung des Reals und Steuererhöhungen.
Die Lebensmittelindustrie wird 2016 weiter wachsen und 0,9 bis 1,3% mehr verkaufen. Der Branchenverband Abia
sieht einen Trend zu mehr Transparenz über die Herkunft der Inhaltsstoffe und freiwilligen Identifikationssiegeln.
Trotz der moderaten Konjunkturlage kündigen Firmen Investitionen an. Nestle will 400 Mio. R$ in die lokale
Herstellung bisher importierter Produkte investieren. M. Dias Branco, Marktführer bei Nudeln und Kleingebäck,
will ebenfalls 400 Mio. R$ in Juiz de Fora anlegen. Brasilien ist einer der größten Produzenten und Exporteure
tierischer Proteine.
Für die Überprüfung der Lebensmittelsicherheit sind in Brasilien verschiedene Akteure zuständig: für gering oder
nicht verarbeitete Lebensmittel das Agrarministerium (Mapa), für verarbeitete Lebensmittel die
Gesundheitsüberwachungsagenturen von Gemeinden und Bundesstaaten (Agencias de Vigilancia Sanitaria) sowie
die Nationale Agentur Anvisa. Die Untersuchungen erfolgen in den offiziellen öffentlichen Gesundheitslaboren
(Laboratorios oficiais de Saude Publica, Lacens) und den Laboren der Stiftung Oswaldo Cruz (Fiocruz). Die im
Renali-Netz verbundenen öffentlichen Labore informieren über Techniken der Lebensmittelanalyse und laufende
Forschungsprojekte.
Importe sinken
Die Einfuhr von Laborausrüstung sank laut Angaben der Allianz für Industrieinnovation im Gesundheitssektor
(Abiis) 2015 um 24,3% auf 538 Mio. R$. Laut einer Studie der BNDES von 2013 kommen Material und Geräte für
komplexere In-Vitro-Untersuchungen von Multis wie Roche, Siemens, Johnson & Johnson, Abbott, Beckman
Coulter, BD und Biomerieux, die ihren Hauptumsatz oft mit Reagenzien machen und das Equipment günstig
mitliefern. Laut BNDES kamen 2013 rund 37% der Laborausrüstung und 78% der Reagenzien aus dem Ausland.
Anfang April 2016 übernahm die brasilianische Firma Adavium den Marktführer für Hämatologie, Hemogram,
sowie Alka Tecnologia, einen der wichtigsten Hersteller von Geräten und Reagenzien der Immunologie. Damit
steigt Adavium laut Branchenverband CBDL zur Nummer eins in der lokalen In-Vitro-Ausrüstung auf. Die
Inlandsnachfrage nach Laborausrüstung liegt laut Abiis bei 1,6 Mrd. US$ und die nach Reagenzien bei 2,2 Mrd. US
$. Wichtigste Lieferanten sind die USA, Deutschland, die Schweiz, die VR China, Japan und Frankreich.
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Brasilianische Einfuhr ausgewählter Analyse-, Bio- und Labortechnik 2015
NCMZolltarif 1)
Produkt
Import (Mio.
US$)
Veränderung
2015/14 in %
7017.10-90
Glaswaren für Laboratorien, hygienische oder
pharmazeutische Bedarfsartikel
9,6
-10,8
8414.10
Vakuumpumpen
28,8
-9,8
8418.69
Andere Einrichtungen, Maschinen und Geräte zur
Kälteerzeugung 2)
95,9
-31,7
8419.40
Destillier- und Rektifizierapparate
19,5
23,9
8419.89
Apparate zur Temperaturänderung von Stoffen 2)
172,8
4,9
8421.19.10
Zentrifugen von der in Laboratorien verwendeten
Art
6,6
-2,2
8514.10.90
Widerstandsöfen mit indirekter Beheizung für
Laboratorien
2,7
-25,3
8514.20.19
Induktionsöfen für Laboratorien
0,8
-25,1
8514.20.20
Öfen mit dielektrischer Erwärmung für Industrie
oder Laboratorien
2,6
61,3
8514.30.19
Widerstandsöfen mit direkter Beheizung für
Laboratorien
0,7
-25,3
8514.30.29
Lichtbogenöfen für Laboratorien
0,04
914,5
8539.49
UV- und Infrarotlampen
3,6
-9,6
9016.00
Waagen mit einer Empfindlichkeit von 50 mg oder
feiner
3,7
-35,8
9027.10
Untersuchungsgeräte für Gase und Rauch
97,2
-30,8
9027.20
Chromatographen und Elektrophoresegeräte
47,4
-36,4
9027.30
Spektrometer etc.
36,0
-33,9
9027.50
andere Instrumente, die optische Strahlen
verwenden
88,6
-27,7
9027.80
andere Instrumente für phys./chem.
Untersuchungen
151,9
-22,1
9027.90
Mikrotome
117,2
-9,4
1) Zolltarif des Mercosur, entspricht weitgehend dem HS-System; 2) nur teilweise für Labore
Quelle: MDIC
Internetadressen:
Brasilianische Allianz für Industrieinnovation im Gesundheitssektor
Internet: http://www.abiis.org.br
Brasilianischer Verband für Labordiagnostik
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Internet: http://www.cbdl.com.br
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