- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und

Ministerium für Arbeit,
Soziales, Gesundheit,
Frauen und Familie
Die Pressesprecherin
Henning-von-Tresckow-Straße 2-13
14467 Potsdam
Presseinformation
Nr.: 057/2016
Potsdam, 21. April 2016
Pressesprecherin: Marina Ringel
Telefon: +49 331 866-5040
Mobil: +49 170 4538688
Fax:
+49 331 866-5049
Internet: www.masgf.brandenburg.de
[email protected]
Vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung
Frauenministerin Golze: Sexuelle Gewalt nicht
verschweigen
In Brandenburg haben Opfer von Vergewaltigungen seit anderthalb Jahren
die Möglichkeit, in vier Kliniken vertraulich Spuren sichern zu lassen – ohne
sofort Anzeige bei der Polizei erstatten zu müssen. Das Programm „Vergewaltigt – was nun? Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung“ steht heute im Mittelpunkt einer bundesweiten Fachtagung, die vom
Autonomen Frauenzentrum in Potsdam veranstaltet wird. Dort sagte Frauenministerin Diana Golze zur Eröffnung: „Sexuelle Gewalt findet zu wenig
Beachtung in der Öffentlichkeit, obwohl etwa jede siebte Frau in Deutschland von strafrechtlich relevanter sexueller Gewalt betroffen ist. Sexuelle
Gewalt darf nicht verschwiegen werden.“
Im Auftrag des Frauenministeriums wurde zum Angebot „Medizinische Soforthilfe
und vertrauliche Spurensicherung“ ein 90-sekündiger Kinospot gedreht, der zum
ersten Mal im Rahmen der diesjährigen Frauenwoche im März im Potsdamer
Thalia Kino gezeigt wurde. Weitere Kinos im Land Brandenburg sollen angefragt
werden, den Film zu präsentieren. Im Internet ist der Film auf der Seite
www.hilfe-nach-vergewaltigung-brandenburg.de eingestellt.
Golze betonte: „Der Film berührt und vermittelt einen anschaulichen Eindruck der
Gedanken- und Gefühlswelt von Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren mussten.
Die Entscheidung, ob eine Anzeige bei der Polizei gestellt werden soll, fällt vielen
Betroffenen direkt nach der Tat schwer. Mit der vertraulichen Spurensicherung
haben sie Zeit, sich diesen Schritt in Ruhe zu überlegen. Oft kommen die Täter
aus der eigenen Familie oder dem Freundeskreis. Die Angst, dem Täter nach
einer Anzeige schutzlos ausgeliefert zu sein, ist dann so groß, dass sich viele vor
einer Strafanzeige scheuen. Wir müssen alles tun, um die Opfer in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Dafür ist es notwendig, dass die Öffentlichkeit,
besonders das engere Umfeld wie Nachbarschaft, Arbeitskollegen oder Verwandte, für das Thema sensibilisiert wird.“
Die vertrauliche Spurensicherung wird in vier Brandenburger Kliniken angeboten:
Klinikum Frankfurt (Oder), Ruppiner Kliniken Neuruppin, Carl-Thiem-Klinikum
Cottbus und Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam. Landesweit sind GynäkoloTelefon: +49 331 866-0 │Telefax: +49 331 866-5108 │E-Mail: [email protected]
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gen über das Angebot informiert und können Frauen entsprechend beraten. Informationen gibt es auch bei allen Opferberatungsstellen der Opferhilfe.
Wenn ein Opfer in eine der vier Kliniken kommt und zum Beispiel mit dem
Schlüsselsatz „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einer Gynäkologin“ bzw.
„Ich brauche dringend ein Gespräch mit einem Urologen“ diskret darauf aufmerksam macht, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat, wird es unverzüglich zu
der entsprechenden Station weitergeleitet. Dort soll in ruhiger Atmosphäre das
weitere Vorgehen mit der Ärztin oder dem Arzt beraten werden. Auf Wunsch wird
auch der Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen vermittelt.
Der ärztliche Untersuchungsbericht mit den Daten verbleibt im Krankenhaus. Die
gesicherten Spuren (zum Beispiel Spermaspuren, Verletzungen, blaue Flecke)
werden anonymisiert an einem sicheren Ort mehrere Jahre gelagert. Wenn das
Opfer sich zu einem späteren Zeitpunkt für eine Strafanzeige entscheidet, sollte
es die Polizei auf die vertrauliche Spurensicherung hinweisen. Die Polizei kümmert sich dann um die weiteren notwendigen Schritte.
Informationen zur medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung
gibt es in den vier Kliniken in Cottbus, Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam,
bei niedergelassenen Ärzten sowie bei allen Opferberatungsstellen des Opferhilfe
Land Brandenburg e.V. (Kontaktdaten unter www.opferhilfe-brandenburg.de).
Weitere Informationen unter www.hilfe-nach-vergewaltigung-brandenburg.de.