Stöchiometrie-Seminar 2 Betreuer: Pascal Heitel 19. April 2016 Allgemeines Termine der kommenden Stöchiometrie – Seminare (unter Vorbehalt): • Seminar 3: Do 21.4. 10 - 13 Uhr (Merk) OSZ H5 • Seminar 4: Di 26.4. 13 - 16 Uhr (Heitel) OSZ H5 Termine der kommenden Stöchiometrie – Tutorien (unter Vorbehalt): Tutorium 3: Mi 20.4. 18:00 – 20:00 Uhr N100.114 Tutorium 4: Mo 25.4. 18:00 – 20:00 Uhr N260.313 Tutorium 5: Mi 27.4. 18:00 – 20:00 Uhr N100.114 betreut durch Sabine Willems und Sebastian Groël 19. April 2016 Pascal Heitel 2 Taschenrechner Empfehlung: Konsequente Nutzung des Taschenrechners! 19. April 2016 Pascal Heitel 3 Motivation • Stöchiometrie verknüpft Chemie mit (einfacher!) Mathematik • mathematisch belegte Voraussagen können getroffen werden (z.B. Voraussagen zur Löslichkeit eines Salzes) • tieferes Verständnis des Trennungsgangs Praktikum • großer Gewinn an Sicherheit 19. April 2016 Pascal Heitel 4 EduVote • In diesem Seminar soll das Audience Response System eduVote eingesetzt werden • Bitte installieren Sie die eduVote-App auf Ihrem internetfähigem Gerät (Smartphone, Tablet, Laptop, iPod, etc.) • Geben Sie im Feld ID „[email protected]“ ein • Das Feld „Session Code“ bleibt leer 19. April 2016 Pascal Heitel 5 EduVote Welche schulische Bildung haben Sie im Bezug auf Stöchiometrie? 100% 90% A) keine (Chemie abgewählt) 80% 70% B) solide (Leistungskurs Chemie) 60% 50% C) Basiswissen 40% 30% D) sehr gute - Chemiestudium (abgebrochen oder auch abgeschlossen) 20% 10% 0% A ID = [email protected] 0 Teilnehmer 19. April 2016 B C D Umfrage zurücksetzen Pascal Heitel 6 Themen der beiden Seminare vor der Zwischenklausur: Reaktionsgleichgewichte in Elektrolytlösungen (Verhalten von anorganischen Salzen im Lösungsmittel Wasser) 1) 2) 3) 4) 5) Allgemeine Definitionen Chemisches Gleichgewicht Massenwirkungsgesetz Löslichkeitsprodukt Molare Löslichkeit Nächstes Seminar: 6) Ionenprodukt und Fällungsreaktionen Allgemeiner Aufbau: Seminar 2: viel Theorie, etwas Übung, Hausaufgaben Seminar 4: Besprechung der Hausaufgaben, etwas Theorie, viel Übung 19. April 2016 Pascal Heitel 7 Themen des heutigen Seminars Reaktionsgleichgewichte in Elektrolytlösungen (Verhalten von anorganischen Salzen im Lösungsmittel Wasser) 1) 2) 3) 4) 5) 19. April 2016 Allgemeine Definitionen Chemisches Gleichgewicht Massenwirkungsgesetz Löslichkeitsprodukt Molare Löslichkeit Pascal Heitel 8 1) Allgemeine Definitionen Molare Masse / Molekulargewicht • Formelzeichen: M 𝑀= • Quotient aus Masse (m) und Stoffmenge (n) • Einheit: [g/mol] 19. April 2016 𝑚 𝑛 Pascal Heitel 10 1) Allgemeine Definitionen Stoffmengenkonzentration • Formelzeichen: c 𝑐= 𝑛 𝑉 • Quotient aus Stoffmenge (n) und Volumen (V) • Einheit: [mol/L] • oft äquivalent verwendete Begriffe: Konzentration, Molarität, „molar“ 19. April 2016 Pascal Heitel 11 1) Allgemeine Definitionen Beziehung dieser Größen zueinander 𝑚 𝑛= 𝑀 𝑛 =𝑐∙𝑉 𝑚 =𝑐·𝑉 𝑀 | ∙𝑀 𝑚 =𝑐∙𝑉∙𝑀 19. April 2016 Pascal Heitel 12 1) Allgemeine Definitionen Massenkonzentration • Formelzeichen: β 𝛽= 𝑚 𝑉 • Quotient aus Masse (m) und Volumen (V) • Einheit: [g/L] • Achtung! Nicht mit der Stoffdichte ρ verwechseln, die dieselbe Einheit hat! • Beispiel: 1 g NaCl in 100 mL Wasser hat die Massenkonzentration von 10 g/L. 19. April 2016 Pascal Heitel 13 1) Allgemeine Definitionen Massenkonzentration • Umrechnung auf die Stoffmengenkonzentration c: 𝛽= • 𝑚 𝑛∙𝑀 = =𝑐∙𝑀 𝑉 𝑉 bzw. 𝛽 𝑐= 𝑀 19. April 2016 Pascal Heitel 14 1) Allgemeine Definitionen Vorsätze für Maßeinheiten: SI-Präfixe • Internationales Einheitensystem SI (frz. Système international d‘unités) Potenz Name Präfix Beispiel Potenz Name Präfix Beispiel 10-18 atto a as 100 - - - 10-15 femto f fs 101 deka da dam 10-12 piko p pm 102 hekto h hL 10-9 nano n nm 103 kilo k kg 10-6 mikro μ μmol 106 Mega M Mg = t 10-3 milli m mL 109 Giga G GL 10-2 centi c cm 1012 Tera T TL 10-1 dezi d dL 1 kB = 1024 B = 210 B 19. April 2016 Pascal Heitel 15 Themen des heutigen Seminars Reaktionsgleichgewichte in Elektrolytlösungen (Verhalten von anorganischen Salzen im Lösungsmittel Wasser) 1) 2) 3) 4) 5) 19. April 2016 Allgemeine Definitionen Chemisches Gleichgewicht Massenwirkungsgesetz Löslichkeitsprodukt Molare Löslichkeit Pascal Heitel 16 2) Chemisches Gleichgewicht Der „Apfelkrieg“ (Opa vs. Enkel) c = Konzentration der Äpfel im jeweiligen Garten k = Geschwindigkeit, die Äpfel vom Boden aufzuheben (konstant) v = Geschwindigkeit, Äpfel über den Zaun zu befördern =k·c Dickerson, R.; Geis, V.: Chemie - eine lebendige und anschauliche Einführung, Verlag Chemie, Basel 1983. 19. April 2016 Pascal Heitel 17 Chemisches Gleichgewicht Der „Apfelkrieg“ (Opa vs. Enkel) Anfangsbedingungen • Alle Äpfel im Garten des Enkels → cO = 0 • Ziel: Alle Äpfel auf die Seite des Opas befördern → cE = 0 • Randbedingungen: kE konstant groß, kO konstant niedrig (kE > kO Λ kE, kO = const.) Start • Wurfgeschwindigkeit des Enkels vE sehr hoch, da Konzentration an Äpfel cE hoch (→ kurze Wege) und Enkel schnell (kE) • Wurfgeschwindigkeit des Opas vO niedrig, da Konzentration der Äpfel cO klein (→ lange Wege) und Opa langsam (kO) Nach kurzer Zeit • Der Enkel muss längere Wege gehen, da cE abnimmt → vE nimmt ab • Der Opa muss kürzere Wege gehen, da cO zunimmt → vO steigt an 19. April 2016 Pascal Heitel 18 Chemisches Gleichgewicht Der „Apfelkrieg“ (Opa vs. Enkel) Nach einiger Zeit • Enkel wird es nie schaffen, alle Äpfel in den Garten des Opas zu bekommen, da es immer Zeit braucht, die Äpfel aufzuheben! → ein dynamisches Gleichgewicht hat sich eingestellt • Die Anzahl an Äpfeln auf jeder Seite bleibt konstant, auch wenn welche hin- oder hergeworfen werden! • Da kE > kO, ist das GGW auf der Seite des Opas (mehr Äpfel) Opa 19. April 2016 Pascal Heitel Enkel 19 2) Chemisches Gleichgewicht Der „Apfelkrieg“ (Opa vs. Enkel) Es gilt: 𝑣𝑂 = 𝑣𝐸 𝑘𝑂 ∙ 𝑐𝑂 = 𝑘𝐸 ∙ 𝑐𝐸 | ∙ 1 𝑘 𝐸 ∙ 𝑐𝑂 𝑘𝑂 𝑐𝐸 = 𝑐𝑜𝑛𝑠𝑡. ≔ 𝐾 = 𝑘𝐸 𝑐𝑂 K….Gleichgewichtskonstante Im Falle des Apfelkriegs: 0 < K << 1 Übertragen auf chemische Reaktionen: A (Edukte) ⇌ B (Produkte) • 19. April 2016 A B Hinreaktion, B Rückreaktion Pascal Heitel 20 2) Chemisches Gleichgewicht • Bsp.: • Chemische Reaktion entspricht in unserem Bild Werfen von Äpfeln Reaktionsgeschwindigkeit v Ist die Änderung der Konzentration pro Zeiteinheit und wird definiert als: 𝑑𝑐 𝑣 = 𝑑𝑡 = 𝑐′ Für den speziellen Fall der Gleichgewichtsreaktion zwischen A und B ist die Reaktionsgeschwindigkeit abhängig von der Konzentration c (siehe Apfelkrieg) und der Geschwindigkeitskonstanten k: 𝑣 = 𝑘∙𝑐 19. April 2016 Pascal Heitel 21 2) Chemisches Gleichgewicht Gleichgewichtsreaktion 𝐴 ⇌ 𝐵 𝑑𝑐 1. Ableitung stark negativ 1. Ableitung schwach negativ 𝑣 = 𝑑𝑡 = 𝑐′ und in diesem Fall: 1. Ableitung 0 𝑣 = 𝑘∙𝑐 19. April 2016 Pascal Heitel 22 2) Chemisches Gleichgewicht Prinzip von Le Chatelier (Prinzip des kleinsten Zwangs) „Übt man auf ein chemisches System im Gleichgewicht einen Zwang aus, so reagiert es so, dass die Wirkung des Zwanges minimal wird.“ „Zwänge“ können sein: • Temperatur • Konzentrationsänderungen • Druck Bsp.: 𝐴 𝑙 +2𝐵 𝑔 ⇌ 3 𝐶(𝑔) + 𝐷(𝑙) Δ𝐻 = −100 𝑘𝐽 𝑚𝑜𝑙 Was passiert bei Erhöhung (a) der Temperatur (b) der Konzentration von A (c) des Drucks? 19. April 2016 Pascal Heitel 23 2) Chemisches Gleichgewicht Prinzip von Le Chatelier (Prinzip des kleinsten Zwangs) „Übt man auf ein chemisches System im Gleichgewicht einen Zwang aus, so reagiert es so, dass die Wirkung des Zwanges minimal wird.“ „Zwänge“ können sein: • Temperatur • Konzentrationsänderungen • Druck Bsp.: 𝐴 𝑙 +2𝐵 𝑔 ⇌ 3 𝐶(𝑔) + 𝐷(𝑙) Δ𝐻 = −100 𝑘𝐽 𝑚𝑜𝑙 Was passiert bei Erhöhung (a) der Temperatur (b) der Konzentration von A (c) des Drucks? 19. April 2016 Pascal Heitel 24 2) Chemisches Gleichgewicht Prinzip von Le Chatelier (Prinzip des kleinsten Zwangs) „Übt man auf ein chemisches System im Gleichgewicht einen Zwang aus, so reagiert es so, dass die Wirkung des Zwanges minimal wird.“ „Zwänge“ können sein: • Temperatur • Konzentrationsänderungen • Druck Bsp.: 𝐴 𝑙 +2𝐵 𝑔 ⇌ 3 𝐶(𝑔) + 𝐷(𝑙) Δ𝐻 = −100 𝑘𝐽 𝑚𝑜𝑙 Was passiert bei Erhöhung (a) der Temperatur (b) der Konzentration von A (c) des Drucks? 19. April 2016 Pascal Heitel 25 2) Chemisches Gleichgewicht Prinzip von Le Chatelier (Prinzip des kleinsten Zwangs) „Übt man auf ein chemisches System im Gleichgewicht einen Zwang aus, so reagiert es so, dass die Wirkung des Zwanges minimal wird.“ „Zwänge“ können sein: • Temperatur • Konzentrationsänderungen • Druck Bsp.: 𝐴 𝑙 +2𝐵 𝑔 ⇌ 3 𝐶(𝑔) + 𝐷(𝑙) Δ𝐻 = −100 𝑘𝐽 𝑚𝑜𝑙 Was passiert bei Erhöhung (a) der Temperatur (b) der Konzentration von A (c) des Drucks? 19. April 2016 Pascal Heitel 26 Themen des heutigen Seminars Reaktionsgleichgewichte in Elektrolytlösungen (Verhalten von anorganischen Salzen im Lösungsmittel Wasser) 1) 2) 3) 4) 5) 19. April 2016 Allgemeine Definitionen Chemisches Gleichgewicht Massenwirkungsgesetz Löslichkeitsprodukt Molare Löslichkeit Pascal Heitel 27 3) Massenwirkungsgesetz beschreibt das Verhältnis der Konzentrationen der Produkte zu den Edukten im Gleichgewichtszustand einer chemischen Reaktion Dieser Wert ist für die Reaktion charakteristisch! Das MWG kann auf zwei verschiedene Arten hergeleitet werden: a) auf Basis der Thermodynamik (Wärmelehre bei chemischen Reaktionen) oder b) auf Basis der Kinetik (zeitlicher Ablauf chemischer Reaktionen). 19. April 2016 Pascal Heitel 28 3) Massenwirkungsgesetz Kinetische Herleitung des MWG • beruht auf der kinetischen Gastheorie (führt Ablauf chemischer Reaktionen auf Bewegungsenergie = kinetische Energie zurück) • Zwischen Molekülen, die sich in ständiger Bewegung befinden, kommt es ständig zu Zusammenstößen, die bei ausreichend hoher kinetischer Energie zur Reaktion führt: 𝐴+𝐵 ⇌𝐶+𝐷 • Nach Beginn einer chemischen Reaktion ist Geschwindigkeit der Hinreaktion (vhin) sehr viel größer als die der Rückreaktion (vrück) • Für vhin gilt: 𝑣ℎ𝑖𝑛 = 𝑘ℎ𝑖𝑛 ∙ 𝑐(𝐴) ∙ 𝑐(𝐵) • Für vrück gilt: 𝑣𝑟ü𝑐𝑘 = 𝑘𝑟ü𝑐𝑘 ∙ 𝑐(𝐶) ∙ 𝑐(𝐷) 19. April 2016 Pascal Heitel 29 3) Massenwirkungsgesetz Kinetische Herleitung des MWG • Wenn die Reaktion den Gleichgewichtszustand erreicht hat, gilt: 𝑣ℎ𝑖𝑛 = 𝑣𝑟ü𝑐𝑘 𝑘ℎ𝑖𝑛 ∙ 𝑐(𝐴) ∙ 𝑐(𝐵) = 𝑘𝑟ü𝑐𝑘 ∙ 𝑐(𝐶) ∙ 𝑐(𝐷) 𝑘ℎ𝑖𝑛 𝑐(𝐶) ∙ 𝑐(𝐷) = = 𝐾 𝑘𝑟ü𝑐𝑘 𝑐(𝐴) ∙ 𝑐(𝐵) K…Gleichgewichtskonstante 19. April 2016 Pascal Heitel 30 3) Massenwirkungsgesetz Allgemeine Form des MWG Definition: Eine chemische Reaktion befindet sich im Gleichgewichtszustand, wenn der Quotient aus dem Produkt der Konzentrationen der Reaktionsprodukte und dem Produkt der Konzentrationen der Edukte bei gegebener Temperatur und Druck einen konstanten Wert erreicht. Wichtig: Die Koeffizienten der Produkte und Edukte in der Reaktionsgleichung gehen im Massenwirkungsgesetz in den Exponenten über! 𝑎𝐴 + 𝑏𝐵 ⇌ 𝑐𝐶 + 𝑑𝐷 𝑐 𝑐 (𝐶) ∙ 𝑐 𝑑 (𝐷) 𝐶 𝐾 = 𝑎 𝑜𝑑𝑒𝑟 𝐾 = 𝑐 (𝐴) ∙ 𝑐 𝑏 (𝐵) 𝐴 19. April 2016 Pascal Heitel 𝑐 ∙ 𝐷 𝑎∙ 𝐵 𝑑 𝑏 31 3) Massenwirkungsgesetz Allgemeine Form des MWG - Beispiel 𝑁2 + 𝑂2 → 19. April 2016 Pascal Heitel 𝑁2 𝑂5 32 3) Massenwirkungsgesetz Zusammenfassung MWG • „Plus“ wird zu „Mal“ 𝐻2 + 𝐼2 → [𝐻2 ] [𝐼2 ] • „Mal“ wird zu „Hoch“ 2 𝐻𝐼 → 𝐻𝐼 • Konzentration der Produkte im Zähler • Konzentration der Edukte im Nenner • Im MWG immer die Konzentrationen (in mol/L) einsetzen! 19. April 2016 2 Pascal Heitel 33 3) Massenwirkungsgesetz Generelle Überlegungen zum MWG • • • K ist keine universelle Konstante. Sie ist abhängig von: Reaktion Temperatur Druck Lösungsmittel Einheit von K variabel, hängt von Reaktionsgleichung ab Vergleichbarkeit der Gleichgewichtskonstanten eingeschränkt Korrekterweise müsste man die Aktivitäten der Stoffe einsetzen. Die Aktivität ist die effektiv an einer chemischen Reaktion teilnehmende Konzentration (berücksichtigt Kräfte zwischen den Ionen, die deren Beweglichkeit einschränken) Für verdünnte Lösungen ist die Vereinfachung (Konzentration) ausreichend genau. 19. April 2016 Pascal Heitel 34 3) Massenwirkungsgesetz Generelle Überlegungen zum MWG Welchen Wert hat K, wenn das Gleichgewicht auf Seiten der a) Produkte liegt? b) Edukte liegt? c) Produkte und Edukte gleichermaßen liegt? Lösungen: a) > 1 b) 0 < K < 1 c) 1 19. April 2016 Pascal Heitel 35 3) Massenwirkungsgesetz Übungen zum Aufstellen des MWG 1) 𝑁2 + 𝑂2 → 2 𝑁𝑂 2) 3 𝐻2 + 𝑁2 → 2 𝑁𝐻3 3) 𝐶𝐻3 𝐶𝑂𝑂𝐻 + 𝐻2 𝑂 → 𝐶𝐻3 𝐶𝑂𝑂− + 𝐻3 𝑂+ 19. April 2016 Pascal Heitel 36 Themen des heutigen Seminars Reaktionsgleichgewichte in Elektrolytlösungen (Verhalten von anorganischen Salzen im Lösungsmittel Wasser) 1) 2) 3) 4) 5) 19. April 2016 Allgemeine Definitionen Chemisches Gleichgewicht Massenwirkungsgesetz Löslichkeitsprodukt Molare Löslichkeit Pascal Heitel 37 4) Löslichkeitsprodukt Was passiert, wenn ein schwer lösliches Salz in Wasser gelöst wird? Beispiel: Lösen von Silberchromat in Wasser („Elektrolytische Dissoziation“) 𝐴𝑔2 𝐶𝑟𝑂4(𝑠) ⇌ 𝐴𝑔2 𝐶𝑟𝑂4 (𝑎𝑞) ⇌ 2 𝐴𝑔+(𝑎𝑞) + 𝐶𝑟𝑂42− (𝑎𝑞) ⇌ 2 𝐴𝑔+(𝑎𝑞) + 𝐶𝑟𝑂42− (𝑎𝑞) ⇌ 𝐴𝑔2 𝐶𝑟𝑂4 𝑎𝑞 𝐴𝑔2 𝐶𝑟𝑂4(𝑠) 19. April 2016 Gesättigte Lösung Index aq für Wasser (lat. aqua) → Die Lösung eines Salzes AxBy ist gesättigt, wenn beide GGWReaktionen im GGW sind. Bodenkörper Index s für solid bzw. f für fest Pascal Heitel 38 4) Löslichkeitsprodukt Was passiert, wenn ein schwer lösliches Salz in Wasser gelöst wird? Auch hier ist das GGW dynamisch: • In einem bestimmten Zeitintervall lagert sich genauso viel festes Silberchromat am Kristall an wie sich an anderer Stelle ablöst. • Gleichzeitig dissoziiert genauso viel gelöstes Silberchromat wie an anderer Stelle assoziiert. Für dynamische GGW gilt das Massenwirkungsgesetz: 𝐴𝑔2 𝐶𝑟𝑂4 𝑠 ⇌ 2 𝐴𝑔+ 𝑎𝑞 + 𝐶𝑟𝑂42− 𝑎𝑞 𝐴𝑔+ 2 [𝐶𝑟𝑂42− ] 𝐾= [𝐴𝑔2 𝐶𝑟𝑂4 ] 19. April 2016 Pascal Heitel 39 4) Löslichkeitsprodukt Was passiert, wenn ein schwer lösliches Salz in Wasser gelöst wird? Da die Konzentration von Silberchromat im Kristall [Ag2CrO4(s)] konstant ist, kann sie mit in die Gleichgewichtskonstante multipliziert werden: 19. April 2016 Pascal Heitel 40 4) Löslichkeitsprodukt Aufstellen des Löslichkeitsprodukts 1:1 Salze 𝐴𝐵 𝑠 ⇌ 𝐴+ 𝑎𝑞 + 𝐵 − 𝑎𝑞 3:2 Salze 𝐴3 𝐵2(𝑠) ⇌ 3 𝐴2+𝑎𝑞 + 2 𝐵3−𝑎𝑞 19. April 2016 Pascal Heitel 41 4) Löslichkeitsprodukt Aufstellen des Löslichkeitsprodukts - Beispiele 𝐶𝑎(𝑂𝐻)2(𝑠) ⇌ 𝐶𝑎2+𝑎𝑞 + 2 𝑂𝐻 − 𝐴𝑔3 𝑃𝑂4 19. April 2016 (𝑠) 𝑎𝑞 ⇌ 3 𝐴𝑔+ 𝑎𝑞 + 𝑃𝑂4 3− 𝑎𝑞 Pascal Heitel 42 4) Löslichkeitsprodukt Aufstellen des Löslichkeitsprodukts - Allgemein 𝐴𝑥 𝐵𝑦(𝑠) ⇌ 𝑥 𝐴 𝑦+ 𝐾𝐿 = 𝐴𝑦+ 19. April 2016 𝑎𝑞 𝑥 + 𝑦 𝐵 𝑥− · 𝐵 𝑥− Pascal Heitel 𝑎𝑞 𝑦 43 4) Löslichkeitsprodukt Generelle Überlegungen • KL gilt für nur für gesättigte Lösungen • Zahlenwert des Löslichkeitsproduktes KL stellt Aussage zur Löslichkeit einer Verbindung dar und ist eine stöchiometrische Konstante • nur KL–Werte mit gleichen Einheiten können miteinander verglichen werden! • KL ist von Temperatur, Druck und Lösungsmittel abhängig • Literatur–KL–Werte gelten standardmäßig in Wasser bei Zimmertemperatur (25°C); 19. April 2016 Pascal Heitel 44 4) Löslichkeitsprodukt Generelle Überlegungen • Oft wird in der Literatur nur ein pKL-Wert angegeben. Was bedeutet das? 𝑝 = − 𝑙𝑜𝑔10 = − 𝑙𝑔 𝑝𝐾𝐿 = − 𝑙𝑔(𝐾𝐿 ) | · (-1) lg 𝐾𝐿 = −𝑝𝐾𝐿 | 10^( ) 10lg 19. April 2016 𝐾𝐿 = 𝐾𝐿 = 10−𝑝𝐾𝐿 Pascal Heitel 45 4) Löslichkeitsprodukt Generelle Überlegungen • Was bedeutet ein großer Wert für KL? Was ein kleiner? Vorsicht mit negativen Exponenten! Bsp.: KL(AgCl) = 10-9,96 (mol/L)2 KL(AgBr) = 10-12,4 (mol/L)2 • Großer KL: gute Löslichkeit, hohe elektrolytische Dissoziation • Kleiner KL: schlechte Löslichkeit/schwer löslich, geringe elektrolytische Dissoziation 19. April 2016 Pascal Heitel 46 Themen des heutigen Seminars Reaktionsgleichgewichte in Elektrolytlösungen (Verhalten von anorganischen Salzen im Lösungsmittel Wasser) 1) 2) 3) 4) 5) 19. April 2016 Allgemeine Definitionen Chemisches Gleichgewicht Massenwirkungsgesetz Löslichkeitsprodukt Molare Löslichkeit Pascal Heitel 47 5) Molare Löslichkeit Aus dem Löslichkeitsprodukt lassen sich die Konzentrationen der einzelnen Ionen in gesättigter Lösung und daraus die Löslichkeit des Elektrolyten/Salzes berechnen: 1:1 Salze Bei der Dissoziation von einem Mol AB entstehen 1 Mol A+- und 1 Mol B--Ionen. Die molare Löslichkeit L(AB) entspricht Konzentration der Ionen: 𝐴𝐵(𝑠) ⇌ 𝐴+ 𝑎𝑞 + 𝐵 −𝑎𝑞 𝐾𝐿 = 𝐴+ 𝐵− 𝐿(𝐴𝐵) = 𝐴+ = 𝐵− → 𝐴+ 𝐵− = 𝐿2𝐴𝐵 = 𝐾𝐿 𝐿(𝐴𝐵) = 19. April 2016 Pascal Heitel 𝐾𝐿 48 5) Molare Löslichkeit 2:1 Salze 𝐴2𝐵(𝑠) ⇌ 2 𝐴+ 𝑎𝑞 𝐾𝐿 = 𝐴+ 2 + 𝐵2−(𝑎𝑞) 𝐵2− Pro Mol A2B, das gelöst wird, erhält man 2 mol A+ und 1 mol B2-. 𝐿(𝐴2𝐵) = → 𝐾𝐿 = 2 𝐿 1 + 𝐴 = 𝐵2− 2 2 𝐴2 𝐵 ∙𝐿 3 𝐿 19. April 2016 𝐴2 𝐵 = Pascal Heitel 𝐴2 𝐵 = 4 𝐿3(𝐴2 𝐵) 𝐾𝐿 4 49 5) Molare Löslichkeit Allgemein Die molare Löslichkeit eines Salzes AxBy ist: 𝑥+𝑦 𝐿 𝐴𝑥 𝐵𝑦 = 𝐾𝐿 . 𝑥𝑥 ∙ 𝑦𝑦 Der Begriff Sättigungskonzentration ist ein Synonym für die molare Löslichkeit. Sie gibt die Konzentration eines schwer löslichen Salzes in gesättigter Lösung an. 19. April 2016 Pascal Heitel 50 5) Molare Löslichkeit • Bei L handelt es sich um eine Stoffmengenkonzentration mit der Einheit mol/L • Im Gegensatz zu KL ist L vergleichbar, da die Einheit immer gleich ist! • L ist abhängig von bereits in Lösung befindlicher Ionen desselben Typs (gleichioniger Zusatz → Stoff der Abschlussklausur) • Des Weiteren ist L von folgenden Größen abhängig, da KL in der Formel enthalten ist: Temperatur Druck Lösungsmittel • Hinweis für Klausuren: Die Wendung „Waschen eines Niederschlags“ bezieht sich immer auf die Löslichkeit des Niederschlags! 19. April 2016 Pascal Heitel 51 5) Molare Löslichkeit Einschub: Stöchiometrisches Verhältnis • Korrektes Verhältnis der Edukte zu den Produkten in einer chemischen Reaktion • Kann auch auf das Verhältnis der Edukte (bzw. Produkte) zueinander erweitert werden. • Bsp: 𝐴𝑔𝐶𝑙 𝑠 ⇌ 𝐴𝑔+ (𝑎𝑞) + 𝐶𝑙 − 𝑎𝑞 𝑛(𝐴𝑔+ ) 1 = =1 𝑛(𝐶𝑙 − ) 1 Mit: 𝑉 𝐴𝑔+ = 𝑉(𝐶𝑙 − ): → 𝑐 𝐴𝑔+ = 𝑐(𝐶𝑙 − ) 19. April 2016 Pascal Heitel 52 5) Molare Löslichkeit Einschub: Stöchiometrisches Verhältnis Aufgabe: Welches Verhältnis hat die Konzentration der Eisen(III)-Ionen zu Sulfid in Eisen(III)sulfid? 19. April 2016 Pascal Heitel 53 5) Molare Löslichkeit Beispielaufgabe 1 Es sei ein Salz der Formel A3B4 gegeben. a) Leiten Sie die allgemeine Formel für die molare Löslichkeit (Sättigungskonzentration) eines Salzes dieser Form her, indem Sie die stöchiometrischen Verhältnisse der einzelnen Reaktionspartner aufstellen! b) Wie groß ist der pKL–Wert, wenn Sie von einer Sättigungskonzentration von 5 · 10-2 mol/L ausgehen? 19. April 2016 Pascal Heitel 54 5) Molare Löslichkeit Beispielaufgabe 1 19. April 2016 Pascal Heitel 55 5) Molare Löslichkeit Beispielaufgabe 1 19. April 2016 Pascal Heitel 56 5) Molare Löslichkeit Beispielaufgabe 1 19. April 2016 Pascal Heitel 57 5) Molare Löslichkeit Beispielaufgabe 2 Im Praktikum weisen Sie Calcium nach, indem Sie es als Calciumphosphat Ca3(PO4)2 ausfällen. Danach möchten Sie Ihren Niederschlag wieder auflösen und haben 450 mL Wasser zur Verfügung. Wie viel μg Calciumphosphat lösen sich in der angegebenen Wassermenge? [KL(Ca3 (PO4)2) = 1,3 · 10-32 (mol /L)5; M(Ca3(PO4)2) = 310,18 g/mol] 19. April 2016 Pascal Heitel 58 5) Molare Löslichkeit Beispielaufgabe 2 19. April 2016 Pascal Heitel 59 Möglichkeiten der Rekapitulation • Handout als pdf zum Download (voraussichtlich heute oder morgen): http://www.uni-frankfurt.de/54975917/mehr • Video des gesamten Seminars: http://videoportal2.uni-frankfurt.de/mediasite/Catalog/catalogs/lehre 19. April 2016 Pascal Heitel 60 „Erfolg hat drei Buchstaben: TUN“ „Sage es mir, und ich werde es vergessen, zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten; lass es mich tun, und ich werde es können. “ Johann Wolfgang von Goethe 19. April 2016 Pascal Heitel 61 Viel Erfolg beim Lösen der Hausaufgaben! 19. April 2016 Pascal Heitel 62 Hausaufgaben 1. Die Löslichkeit von Silberchlorid in reinem Wasser beträgt bei Raumtemperatur 2,0 mg in 1 L. Berechnen Sie das Löslichkeitsprodukt von Silberchlorid! [M(AgCl) = 143,4 g/mol] 2. Berechnen Sie das Löslichkeitsprodukt eines schwerlöslichen Salzes vom Typ A3B mit der Sättigungskonzentration des Salzes c(A3B) = 10-6 mol/L! 3. Mit wie viel mL Wasser dürfen 150 mg eines Calciumoxalat-Niederschlages maximal gewaschen werden, wenn sich nicht mehr als 0,2% (Massenprozent) des Niederschlags lösen sollen? [KL(CaC2O4) = 1,8 · 10-9 mol2/L2 ; M(CaC2O4)= 128 g/mol] 4. Wie viel Gramm Silberphosphat lösen sich in 200 mL Wasser? Leiten Sie hierbei zunächst den Formelausdruck der molaren Löslichkeit von Silberphosphat über den Einsatz der stöchiometrischen Verhältnisse her! [KL(Ag3PO4) = 1,8 · 10-18 (mol/L)4; M(Ag3PO4) = 418,58 g/mol] 19. April 2016 Pascal Heitel 63 Hausaufgaben 5. In einem geschlossenen 1 Liter-Gefäß reagieren Iod und Wasserstoff beim Erhitzen zu Iodwasserstoff. Nach einiger Zeit stellt sich ein Gleichgewicht ein. Geben Sie die Stoffmengenkonzentrationen von Wasserstoff und Iod nach der Gleichgewichtseinstellung an und nehmen Sie hierzu an, dass Iodwasserstoff im Gleichgewicht in einer Stoffmengenkonzentration von 0,65 mol/L vorliegt. [K = 54,5] 19. April 2016 Pascal Heitel 64
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