Meldung als pdf - Pressestelle der Universität Augsburg

 UniPressedienst Verantwortlich: Pressestelle der Universität Augsburg Klaus P. Prem, Michael Hallermayer 86135 Augsburg Telefon 0821/598‐2096 [email protected]‐augsburg.de [email protected]‐augsburg.de www.presse.uni‐augsburg.de 40/16 – 21. April 2016 Er war gern unterwegs Ein Nachruf auf Prof. Dr. Johannes Hampel (24. August 1925 – 4. April 2016) von seinem langjährigen Fakultätskollegen Prof. Dr. Hans‐Otto Mühleisen Er war gern unterwegs: real auf den Exkursionen mit Studierenden und Kollegen, in Gedanken von der antiken Philosophie bis zu aktuellen und Fragen nach der Zukunft. Seiner Geburtsstadt Troppau in Sudetenschlesien blieb er ein Leben lang verbunden, auch als er nach Kriegseinsatz, Gefangenschaft, Flucht und Vertreibung Ende der 1950er Jahre in Augsburg heimisch geworden war, der Stadt, der er ein wunderbares Buch gewidmet hat. Nach der Promotion 1957 war er seit 1959 Assistent an der Pädagogischen Hochschule, seit 1973 Professor für Didaktik der Sozialkunde an der Universität Augsburg. Wissenschaft und Erziehung waren für ihn als Hochschullehrer nicht zu trennen. Das Lernen aus der Geschichte war für ihn keine „Tugendsammlung“, sondern Aufforderung, die Dinge nicht treiben zu lassen, um letztlich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Und so hat er bald nach der Wieder‐
vereinigung die Vision formuliert, dass die politische Identität der Bürger nicht mehr auf das nationale Vaterland bezogen bleiben könne, die Zukunft sei in einem Vereinigten Europa zu su‐
chen, das allen Heimstatt werden solle, auch den ethnischen Minderheiten, die nicht in einem Staat leben, den sie Vaterland nennen. Vermittlung und Versöhnung waren Orientierung seines Handelns in und außerhalb der Univer‐
sität. So gewann er früh den gleichaltrigen Władysław Bartoszewski als Gastprofessor für die Universität Augsburg, was Voraussetzung für unvergessliche interdisziplinäre Seminare war. Und, wenn man mit Johannes Hampel in Israel/Palästina war, gehörte der Besuch beim Jerusa‐
lemer Bürgermeister Teddy Kollek wie natürlich dazu. Der gemeinsame Gott der Juden, der Mus‐
lime und der Christen war für ihn Grundlage seiner Funktion als Vorsitzender der Gesellschaft für christlich‐jüdische Zusammenarbeit in Schwaben. Auch die langjährige Arbeit als Landes‐ und Bundesvorsitzender der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) war vom Fundament seines katholischen Glaubens her ökumenisch bestimmt. In die Öffentlichkeit hinein einflussreich wirkte er fast eineinhalb Jahrzehnte lang als Chefredak‐
teur der von der Hanns‐Seidel‐Stiftung herausgegeben Zeitschrift „Politische Studien“ und als UPD 40/16, Seite 1 von 2
Leiter von deren Akademie für Politik und Zeitgeschichte. Vereinnahmen ließ er sich von nie‐
mand, auch wenn es ihm bisweilen schwer fiel, jemand etwas abzuschlagen. Sein besonderes Engagement in den späteren Jahren galt dem von ihm initiierten Bukowina Institut, heute ein An‐Institut der Universität Augsburg, in dem sein Anliegen von wechselseiti‐
gem Respekt, der zu Verständnis und Versöhnung führen kann, zum wissenschaftlichen Auftrag wurde. 14 Jahre leitete und prägte er dieses Institut. Seine Formulierung „Spuren suchen in die Zukunft“ umschreibt einen Lebensentwurf und seine Zuversicht setzte immer wieder auf die jungen Menschen, denen er vermitteln wollte, wie sie Wissen und Einstellungen für ein Europa weitergeben können, in dem Menschrechte verbunden mit Toleranz für ethnische und religiöse Minderheiten verwirklicht sind. Wir waren gern mit ihm unterwegs bei diesen Gedanken und in Länder, die er mit seinen Freun‐
den in besonderer Weise lebendig werden ließ. Hans‐Otto Mühleisen UPD 40/16, Seite 2 von 2