Kickenberg 35

Juni 2015
Nummer 35
DER KICKENBERG
Osterfelder Heimatblatt
Die Gaststätten in Osterfeld
Bruder Hermann gestorben
Die Japanische Blütenkirsche
Der Fuhrmannsverein Osterfeld
Der Fotograf Carsten Walden
Eine neue Gedenktafel
Mißernte durch Vulkanausbruch
Das Kraftwerk Zeche Franz Haniel
Fast vergessene Sagen aus Vondern
Eine alte Postkarte
Kurzmeldungen aus Osterfeld
Osterfeld nach dem Ersten Weltkrieg
Die Auler-Ausstellung im KIR
Der MGV "Eintracht" Osterfeld feiert
Das Gartencenter Blumen Welling
Die Güterzugstrecke Oberhausen – Gladbeck
Als Kohle Mangelware war
Das Hotel "Zur Bockmühle"
Olgas-Rock
Die Schuhmacherei Wagner
Dat Vertellstöcksken
Der Veranstaltungskalender
Auflage 3500 Exemplare – kostenlos für Osterfelder Bürger
DER KICKENBERG
Osterfelder Heimatblatt
… aus der
Kramkiste
Kokolores über Zahnpastatuben
Uns Karnevalisten wird oft nachgesagt, wir
redeten Unsinn oder wie man auch sagt: Kokolores! Im Wörterbuch wird Kokolores tatsächlich mit Unsinn, törichtes Geschwätz,
dummes Zeug auch für Spaßmacher umschrieben.
Als Ursprung oder Ausgangspunkt für Kokolores könnte eine volkstümliche Verballhornung
der christlichen Formel "per omnia saecula
saeculorum" (von Ewigkeit zu Ewigkeit) herangezogen werden. Man könnte aber auch
behaupten, dass Kokolores zurückgeht auf
den Hahn, der englisch cock und französisch
coq heißt. Ich denke da an die Prahlerei und
den Stolz des Hahnes.
Sicherlich gibt es auch in Osterfeld einige
Menschen, die den Herstellerhinweisen auf
Verpackungen misstrauen und dieses mit Kokolores bezeichnen. Ich gehöre dazu.
In meinem Badezimmerschrank steht die
Verpackungshülle meiner Zahnpastatube. Darauf steht die Empfehlung: "Tube auf den
Kopf stellen". Ich bin dem gefolgt und zwar in
der schwächsten Stunden des Tages, kurz vor
dem Einschlafen. Es hätte auch kurz nach dem
Aufwachen sein können. Dann also, wenn
Seele und Verstand schon schlafen oder noch
nicht wach sind. Die Botschaft war klar. Glücklicherweise stand ich direkt vor dem Spiegel.
Ich stellte die Tube auf den Kopf. Ehrgeizig
versuchte ich den Kopf in Position zu bringen.
Mit leichten Ausgleichsbewegungen war ich im
Badezimmer unterwegs. An Zähneputzen war
nicht zu denken. Und seit der Zeit bezweifle
ich, dass es einen Osterfelder gibt, der mit auf
dem Kopf abgestellter Zahnpastatube seine
Zähne putzen kann.
Vielleicht sollte die Politik über das Verbraucherministerium alle Hersteller verpflichten,
ihre Produkte mit einem zweifelsfreien Aufdruck auszustatten: "Vorsicht! Kann Spuren
von Hinweisen enthalten". Das gilt auch für
die Verpackung von Mückenspray. Ich schlage
dem Handel für diesen Sommer folgenden
Aufdruck vor: "Dieses Tier kann Ihre Nachtruhe beeinträchtigen!"
Tabula rasa
Impressum
Die Häuser und der Bunker an der Bottroper
Straße sind verschwunden. Was erwartet uns
nun auf der freien Fläche?
Der Kickenberg
ISSN 1864-7294
Nächste Ausgabe: September 2015
Herausgeber:
Osterfelder Bürgerring e.V.
Postfach 120 347
46103 Oberhausen
Tel.: 0208 / 81 08 59 40
E-Mail:
Ich finde es sehr bedauerlich, dass Osterfelds
Eingangsbereich seelenloser geworden ist.
Kann doch der geplante Neubau kaum die Qualität z. B. des schönen Eckhauses Hans-SachsStraße/Bottroper Straße von 1895 aufweisen.
Es war ein Haus im Stil des Historismus,
über den ich im KICKENBERG Nr. 18 ausführlich
berichtet habe. Vergeblich hatte ich versucht,
das Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu
lassen. Doch laut Oberhausener Denkmalbehörde war zu viel im Laufe der Jahre am Haus
geändert worden, so dass es sich nicht mehr
im ursprünglichen Zustand befand und von
daher nicht mehr denkmalwürdig war.
Daraus folgt, dass wir Osterfelder uns unsere alten Häuser genau anschauen sollten, um
ihren Wert zu erkennen und früh genug etwas
für ihren Erhalt zu tun. Im vorliegenden Fall
hätte man zumindest das Wappen des Baumeisters retten und es in einem zukünftigen
Heimatmuseum aufbewahren können.
[email protected]
Internet:
www.oberhausen-osterfeld.de
Redaktionelle Beiträge stehen in
der alleinigen Verantwortung des
Verfassers und geben nicht zwingend die Meinung des Herausgebers wieder.
Redaktion:
Arbeitskreis Heimatkunde
Heinrich J. Bahne
Axel Brinkmann
Dirk Hellmann
Andreas Kamp
Wilfried Kastner
Josef Kortz
Günter Lohmar
Marianne Michael
Katharina Ombeck
Fritz Pamp
Walter Paßgang
Renee Radermacher
Hans Real
Michael Tomec
Klaus Weinberg
Kontakte:
Osterfelder Bürgerring e.V.
Redaktion Der Kickenberg
Postfach 120 347
46103 Oberhausen
E-Mail:
[email protected]
[email protected]
Layout:
Lektor:
Druck:
Fritz Pamp
Klaus Weinberg
Walter Perspektiven GmbH
Pfälzer Straße 78
46145 Oberhausen
Internet: www.wa-p.net
Auf chlorfreiem Papier gedruckt
Walter Paßgang
Zum Titelbild
Die Postkarte zeigt das "Restaurant zur Antonihütte", das Lebensmittelgeschäft Wischermann mit Bäckerei und den Eingang der
Notkirche an der Hasenstraße um 1910.
Text und Bilder Heinrich J. Bahne
-3-
Informationen über Osterfeld
finden Sie im Internet:
www.osterfeld-westfalen.de
www.oberhausen-osterfeld.de
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Vom Hauptdarsteller zum Statisten
Das Austrocknen Osterfelder Gaststätten
Über verschwundene Bauern und Bergleute hat man im Kickenberg schon
mehrfach gelesen und das Stadtbild
bestätigt es ja auch. Man findet weder
Bauernhöfe noch Zechen. Aber nun
sollen auch noch Gaststätten verschwunden sein? Das ist wenig überzeugend. Ob in den Randbezirken oder im
Zentrum, in Osterfeld muss man doch
reichlich Gelegenheit haben, ein Bier zu
trinken. In Klosterhardt gibt es Wischermann gleich mehrfach, in Rothebusch
Reimann, in Eisenheim Koopmann und in
der Innenstadt liegen die Kneipen traditionell dicht beieinander.
Aber Vondern ist bereits trockenes Gebiet. Mit der Schließung von Groß-Holdermann am Ende der Arminstraße ist
eine Ära zu Ende gegangen. Ist das eine
Ausnahme aufgrund der Randlage oder
ist das schon ein Beweis? Ein Blick in die
Vergangenheit kann Klarheit schaffen.
Es war einmal vor langer Zeit, da hatten die Männer keine Autos in der Garage und keine Kühlschränke in der Küche.
Aber sie hatten Arbeitsplätze, die sehr
durstig machten. Ob es unter Tage im
Bergwerk war oder am Hochofen oder im
Führerstand einer Dampflok. Die Hitze
des Arbeitsplatzes wurde nach kurzer
Zeit zur Qual. Auch die Männer an weniger heißen Orten bekamen schnell großen Durst, weil viele, harte Tätigkeiten
noch mit der Hand statt mit Maschinen
erledigt wurden.
Sicherlich sehen wir jetzt die Fotos der
kohleverstaubten Hauer vor unserem
geistigen Auge, die eine blendendweiße
Milchflasche an den Mund setzen, die mit
großen Alu-Trinkflaschen am Gürtel einfahren oder an der Teeausgabe anstehen. Aber dass alle diese Maßnahmen
nicht ausreichten, das können wir heutigen Dienstleister nicht richtig nachempfinden. Da müssen wir den Erzählungen
der Alten einfach glauben.
Einleuchtender ist da schon, dass alle
diese hart schuftenden Arbeiter am Ende
der Schicht immer noch durstig waren.
Die Pausen waren kurz und der Flüssigkeits- und Mineralverlust noch nicht
wieder ausgeglichen. Die erste, hastige
Zigarette vor dem Werkstor kann das
Hungergefühl dämpfen, der Durst quält
weiter. Doch siehe da, auf der anderen
Straßenseite, keine zwanzig Schritte
entfernt, liegt alles, wonach der Körper
lechzt, eine Schankwirtschaft. Betritt
man die Stube, so hat der Wirt zum
Schichtwechsel schon eine ganze Batterie Pilsgläser gezapft und aufgereiht. Bei
dem Ansturm käme er sonst mit dem
Ausschenken nicht nach. Für viele Männer
Ausgabe 35 – Juni / 2015
gehört ein klarer Schnaps dazu, der
entspannt und schmeckt. Da ist die Gefahr groß, dass aus diesem einen PilsKorn ein paar zu viel werden. Hat sich
der Durstgeplagte losgerissen und auf
den Heimweg gemacht, so folgt die
nächste Versuchung nur wenig entfernt.
Egal in welche Richtung sein Weg führt,
egal welche Fabrik der Ausgangspunkt
ist, Kneipen pflastern seinen Weg. Was
zu beweisen ist.
Auch wenn Straßennamen wechseln, die
Gaststätte ist für Jahrzehnte ein Begriff:
Gaststätte Möller, Sterkrader Straße 23,
später Vestische Straße 101
Das Osterfelder Einwohnerverzeichnis
von 1913 ist eine objektive Quelle, durch
persönliche Erinnerungen und Vergesslichkeit nicht getrübt. 44 "Gast- und
Schenkwirtschaften" sind dort aufgelistet. Die Namen haben alte Osterfelder
seit Kindertagen im Ohr. Bagh, Husemann, Steinhaus, Kalveram, Kusenberg
sind nur eine kleine Auswahl altbekannter Namen.
Eine Gastwirtschaft vor dem Ersten Weltkrieg.
Der Wirt, seine Ehefrau, die Kinder und die
Bedienung posieren für den Fotografen.
Man findet weitere Namen, die viele
Jahrzehnte ein fester Begriff waren aber
inzwischen als Gaststätte nur noch im
Gedächtnis vorhanden sind: Klapheck,
Rupieper, Großeschmidt, Lüger, Vaske,
Brune, Surmann, Schulte-Fischedick.
-4-
Nein, das ist noch nicht der Beweis für
ein großes Kneipensterben, denn diese
Namen könnten auch durch Wechsel der
Inhaber verschwunden sein. Davon
später mehr.
Auch ein Blick auf die Adressen dieser
Liste ist interessant. Auf der Zechenstraße (heute untere Vestische) gibt es Wirtschaften in den Hausnummern 19, 42
und 50; alle mehr oder minder in der
Nähe des Pförtnerhauses der Zeche
Osterfeld gelegen. Dieselbe Straße heißt
wenige hundert Meter weiter, nach der
Einmündung der Kapellenstraße, Sterkrader Straße und ist auch dort gut mit
Schankstuben bestückt. Sie sind sogar
einigermaßen gleichmäßig verteilt: Hausnummern 3, 23, 39, 79, 97. Es fällt auf,
dass alle eine ungerade Hausnummer
haben; sie liegen also auf einer Straßenseite. Das ist kein Zufall. Auf der anderen
Seite bewirtschaftet Bauer Freitag nämlich seine Felder. Dort wohnt (noch)
niemand.
Auf der westlichen Seite von Eisenheim
das gleiche Bild. Hier bildet die Provinzialstraße die Grenze zwischen Wohngebiet und dem Werksgelände der GHH,
und die "Tankstellen" findet man in den
Häusern Nummer 34 = Keuschen, 66 =
Neifer, 70 = Weinreich und 78 = Reuschenbach. Es sind alles gerade Hausnummern. Logisch, sie haben die Häuser
von Eisenheim im Rücken liegen.
Auch die Metallarbeiter werden damals
dankbar gewesen sein, genau zwischen
Arbeitsplatz und Wohnküche ein Bier
trinken zu können. Heute verläuft dort
die Sterkrader Straße, inzwischen ohne
Wirtschaften. Die Maschinenbauer, die
heute bei der GHH arbeiten, benutzen
diese Straße gerne als ellenlangen Parkstreifen. So ändern sich mit der Zeit die
Bedürfnisse.
In dem oben genannten Beispiel liegen
gerade einmal drei Häuser zwischen zwei
Gaststätten. Das lässt sich jedoch steigern. Auf der alten Bruchstraße 52 und
53, heute Arminstraße, lagen zwei Wirtschaften Tür an Tür nebeneinander.
Selbst die Vonderner Bergleute konnten
doch so viel Durst nicht herunter zu
spülen haben. Die Namen verraten den
Hintergrund. Die eine Schankwirtschaft
ist etwas Besseres, das "Casino" Vondern. Hier war der Treffpunkt der Steiger, damals noch Beamte genannt. Ein
normaler Arbeiter wollte lieber eine Türe
weiter gehen um unter sich zu sein, im
"Gemeinnützigen Gasthaus". Standesunterschiede waren damals nicht nur am
Arbeitsplatz, sondern auch im Privatleben deutlich zu erkennen.
Kickenberg
Die Kunden auf der Zechenstraße und
in Vondern hatten natürlich ihren Arbeitsplatz auf den beiden Zechen, doch
woher kamen die Besucher der sieben (!)
Wirtschaften auf der Hauptstraße, heute
Bottroper Straße? Auch dort lagen die
Tränken teilweise nebeneinander bzw.
gegenüber (Küpper Nr. 30, Husemann
Nr. 31). Nur sechzehn Häuser weiter gab
es wieder zwei, die gleichzeitig Nachbarn
und Konkurrenten waren. Ihre Namen
lassen allerdings vermuten, dass die
beiden sich nicht ins Gehege kamen. In
Nummer 66 führte Heinrich Backenecker
sein Lokal, in Haus Nummer 67 tat dies
Anton Greczkowiak. Es ist wohl nicht zu
sehr spekuliert, dass letzterer mehr
polnische Gäste hatte als sein Gegenüber
auf der anderen Straßenseite.
Fast zwanzig Jahre später hat Deutschland einen entsetzlichen Ersten Weltkrieg
mit furchtbaren Folgen hinter sich. Als
sei das nicht genug Leid, folgen Aufstände, Bürgerkrieg, Putsch, Besetzung,
Inflation, Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit. Die Liste der Schreckensmeldungen, gerade auch für "kleine
Leute", nimmt kein Ende. Sieht man sich
aber das Einwohnerverzeichnis des Jahres 1932 im Hinblick auf die Wirtschaften
an, dann sind alle Katastrophen spurlos
an ihnen vorbei gegangen.
66 Michels Wilhelm Ehefrau, 69 Heinrich
Backenecker, 102 Johann Waltmann,
und 102 Adolf Solf.
Warum alle politischen und wirtschaftlichen Wirren den Schankwirtschaften
nichts anhaben konnten, das verraten
die Auflistungen natürlich nicht. So rätselhaft und widersprüchlich das bei
flüchtiger Betrachtung ist, so nachvollziehbar ist es bei näherem Hinsehen.
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts
hatte das Vereinsleben einen deutlich
höheren Stellenwert als heute. Nachwuchssorgen waren unbekannt. Und wo,
wenn nicht in den Gaststätten spielte
sich das rege Vereinsleben ab? Die traditionellen Vereine Osterfelds wurden alle
in Wirtschaften gegründet (Ausnahme
Schachclub). Auch wöchentliche Treffen,
die alljährlichen Hauptversammlungen,
die Jubiläen, rein alles fand dort statt,
und zwar immer in ein und derselben
Stammkneipe. Jeder Verein besaß "seine" Wirtschaft und jede von denen konnte sich umgekehrt auf ihre treuen Vereinsmitglieder verlassen. Ob das Schützen-, Sport- oder Karnevalsvereine waren, ob Chöre, Taubenzüchter oder
Münzsammler, Kriegervereine, Landsmannschaften, Laientheater oder Tanzschulen; die Palette der Gruppen und
Vereine war schier unerschöpflich.
Selbst für die Gruppen der katholischen
Gemeinde, etwa KAB und Kolping, existierte eine eigene Gaststätte, das Katholische Vereinshaus, Kreuzstraße 10,
heute Kettelerstraße. Ein Beispiel für den
hohen Stellenwert des Vereinslokals: Die
jeweilige Mannschaftsaufstellung für den
nächsten Einsatz fanden die Spieler von
Adler Rothebusch nicht am Fußballplatz
ausgehängt, sondern in der Wirtschaft
Großeschmidt.
Auf Postkarten wurden die Gaststätten gern
wie ein Naherholungsgebiet dargestellt,
z. B. hier das Restaurant Germania
Osterfelder Straße, Ecke Waghalsstraße
Es gibt sechs Gaststätten mehr als in
der Liste von 1913. Es haben elf Wirte
ihren Beruf aufgegeben und zehnmal
sind sie an Ort und Stelle ersetzt worden. Es ist in diesen zwei Jahrzehnten
nur eine einzige Wirtschaft verschwunden, das Casino der Zeche Vondern. In
einem Falle ist der Betreiber identisch
geblieben, nur der Name ist geändert
worden. Der "Spar- und Bauverein" nennt
sich und die vereinseigene Wirtschaft nun
"Rheinisch-Westfälische
gemeinnützige
Baugenossenschaft G.m.b.H." In über
zwei Drittel der Fälle heißt der Wirt genauso wie zwanzig Jahre zuvor.
Die aktuelle "Saufmeile" ist immer noch
die Hauptstraße mit acht Wirtschaften
auf engem Raum zwischen den Häusern
Nummer 16 Franz Fischedick, 30 Heinrich Wildenhaus, 31 Johann Husemann,
40 Karl Bastwöste, 56 Johann Marks,
In der Gaststätte Schulte-Lippern hielt eine
Tanzschule in den 1930er Jahren Kurse ab.
Etliche der Häuser boten neben den
Schankstuben zusätzliche Veranstaltungsräume. Diese Säle, Kegelbahnen
oder Gemeinschaftsräume waren selbst
für kleine Versammlungen unverzichtbar.
(In den winzigen Privatwohnungen kinderreicher Familien verursachte schon
eine dreiköpfige Skatrunde ein Platzproblem.) Außerdem konnten nur hier Tanzveranstaltungen bequem durchgeführt
werde. Bequem waren immer auch Hinund Rückwege. Niemand musste seinen
Stadtteil verlassen, um genau das zu
-5-
finden, was er wünschte. Man
denke z. B. an die Anzahl der
Kinos (s. Kickenberg Nr. 24 und
25) oder die attraktive Kombination von Kino und Kneipe.
Die arbeitenden Männer und die Hausfrauen an ihrer Seite hatten zwar viel
weniger Freizeit als die Erwachsenen
heutzutage, aber diese kurzen Phasen
der Erholung wurden nie mit passivem
Sitzen vor einem Bildschirm verbracht.
Auch wer sich unterhalten wollte, musste
sich zunächst einmal auf die Beine machen, um den Gesprächspartner zu treffen. Die Zeit des Knöpfchendrückens lag
noch in ferner Zukunft. Die Summe all
dieser Unterschiede zum heutigen Leben
kann erklären, warum das Wort "Wirtschaftskrise" nicht auch eine SchankWirtschafts-Krise bedeutete.
Saal und Bühne bei Großeschmidt.
Die Rothebuscher besaßen eine eigene
Theatergruppe
Die nächste Liste der Osterfelder Wirtschaften datiert von 1950, wieder einen
Weltkrieg später. Diesmal haben die
Zerstörungen nicht vor den Reichsgrenzen haltgemacht. Diesmal sind auch
Kneipen in Schutt und Asche gelegt
worden.
Es gibt dreizehn Wirtschaften weniger
als in der Vergleichsliste von vor dem
Krieg. Gut die Hälfte aller Wirtenamen ist
verschwunden (27) und nur zwölf neue
sind nachgerückt. Manchmal erkennt
man beim Vergleich beider Verzeichnisse, wo die Räumlichkeiten blieben und
ob lediglich ein Personenwechsel stattfand. Aber in etlichen Fällen wurden
nicht nur die Straßennamen geändert,
sondern auch die Hausnummern anders
gezählt. Dann wird es schwierig zu klären, ob nur ein Wirtewechsel erfolgte
oder ob die Wirtschaft gleich ganz verschwunden ist.
Das war einmal Osterfelds "Gute Stube":
Die Ruinen des Ausflugslokals Waldhof 1945.
Heute finden wir an dieser Stelle
die Revierparkgaststätte.
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Immer noch ballen sich die
Wirtshäuser im Innenstadtbereich von Osterfeld. Man
findet sechs auf der Bottroper
Straße und auf der Gildenstraße z. B.
liegen sich Klapheck und Rininsland
nahezu gegenüber.
Eine alte Osterfelderin, die auf der
Gildenstraße wohnt, bringt es anschaulich auf den Punkt: "Mein Mann stieg
auf dem Heimweg von der Arbeit am
Bahnhof Osterfeld-Süd aus. Wenn der
auf dem kurzen Stück zu unserer Wohnung in jeder Wirtschaft am Wege nur
ein einziges Bier getrunken hätte, dann
wäre er sturzbetrunken zu Hause angekommen. So dicht lagen die Kneipen."
In Osterfelds Mitte gibt es etwa so viele
wie in Vondern, Rothebusch und Klosterhardt zusammen. Nur Eisenheim ist
mit Häusern und Schankstuben gleichermaßen dicht bebaut wie das Osterfelder Zentrum.
Ganz zaghaft, aber doch wahrnehmbar, wird nach dem Krieg die Männerdomäne "Wirt" von den ersten Frauen
ins Visier genommen. Schon zu Beginn
des Jahrhunderts waren Frauen aus
einer Gaststätte nicht mehr wegzudenken, als Bedienung und als helfende
Ehefrau des Wirtes. Als alleinige Inhaberin waren Frauen jedoch undenkbar. Es
gab nur eine Ausnahme. War der Mann
eines Wirtsehepaares gestorben, konnte
die Frau das Lokal auch als Witwe in
seinem Namen halten. Das las sich im
Telefonbuch dann so:
oder
lückenlos, Lüger zum Beispiel fehlt. Die
Entwicklungen sind jedoch so enorm,
dass dabei kleine Ungenauigkeiten nicht
ins Gewicht fallen.


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
Im Jahre 1960 sind auf Osterfelder
Gebiet über 60 Gaststätten aufgelistet, die Zahl hat sich in 10 Jahren
nahezu verdoppelt.
Auch der Trend zur Wirtin hat sich
fortgesetzt. Waren sie kurz nach
dem Krieg noch Exotinnen, so stellen sie nun bereits ein Viertel aller
Gaststättenbetreiber.
Passend dazu treten nun auch bei
den Gästen die Frauen stärker in
Erscheinung. Die ersten weiblichen
Kegelklubs werden gegründet.
In den Wohngebieten rund um den
Osterfelder Stadtkern sind die
Kneipen wie Pilze aus dem Boden
geschossen. Je nachdem wie man
Randbezirk definiert, liegen dort die
Hälfte bis zwei Drittel aller Wirtschaften.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts wurden die Wirtschaften
meist in einer Familie an die nächste Generation weitergereicht. Die
Wirtshäuser existierten jahrzehntelang am Platze. Räumliche und personelle Kontinuität waren die Regel.
1960 dagegen wimmelt die Aufzählung von Namen, die vorher als
Wirte völlig unbekannt waren. Auf
einen altbekannten Wirt kommen
zwei neue, unbekannte.
Doch von nun an gings bergab. Die
Talfahrt wurde heftig, weil gleich mehrere Prozesse zusammen trafen. Dass der
Verlust tausender Arbeitsplätze genügt,
um auch Gasthäusern die Grundlage
ihrer Existenz zu entziehen, wer wollte
darüber staunen? Es kamen aber noch
Änderungen hinzu, die niemand verdächtigte, ein Kneipensterben zu verursachen: das Pantoffelkino und der eigene
PKW.
Es wurde üblich in Deutschland, den
Abend zu Hause vor dem eigenen Fernseher zu verbringen und das kühle Pils
aus dem eigenen Kühlschrank zu holen.
Es wurde üblich, mit dem Auto den
Weg zur Arbeit und zurück nach Hause
zurückzulegen. Da ist ein Tankstellenstopp wahrscheinlicher als ein Thekenstopp.
Es wurde üblich, beim Autofahren zunehmend auf den Alkoholpegel zu achten. Unter Jugendlichen wurde es üblich,
in die Disco statt in die Kneipe zu gehen.
Zuletzt wurde es noch üblich, mit einer
Frikadelle oder Kartoffelsalat in der Kneipe nicht mehr zufrieden zu sein. Man
ging "richtig" essen, gerne auch zum
Italiener oder Chinesen.
Spickenbaum Wilh. , Witwe,
Vertreter Josef Mutz
Küpper Heinr. Witwe,
Vertreter Wildenhaus Heinr.
Es trat also immer noch ein Mann fürs
Grobe in Erscheinung, was selbstverständlich auch angebracht war. In der
Auflistung des Jahres 1950 finden sich
erste, unauffällige Abweichungen von
dieser überkommenen Regel. Schon zu
Beginn der dreißiger Jahre gab es eine
"Michels Wilhelm Ehefrau" als Wirtin. Sie
war offensichtlich nicht verwitwet.
Wiederum fast zwanzig Jahre später
bauen die Frauen diesen Brückenkopf
aus. Auf der Wesselkampstraße 11 hat
Josef Bremmekamp nach Jahrzehnten
die Leitung seiner Wirtschaft an Elisabeth Bremmekamp, vermutlich seine
Tochter, übergeben. Es gibt eine Küper
Mia als Wirtin, sogar ohne männlichen
Vertreter. Maria Schäfer führt ein Ausflugslokal an der Dorstener Straße. Die
womöglich Mutigste hat die Wirtschaft
auf der Osterfelder Straße 150. Das ist
"Weß Frl." Ein Fräulein als Kneipenwirtin
– im Jahre 1950 – das ist neu.
Nur zehn Jahre später ist die Gaststättenlandschaft nicht mehr wieder zu erkennen. Die benutzte Liste ist nicht ganz
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Das war einmal eine Traditionsgaststätte,
Hokuspokus wird aus Lüger eine Aphrodite
Der Charme der schiefen Rundung:
Innenansicht im Stil der fünfziger Jahre
All diese Änderungen sind jedoch nur
Äußerlichkeiten. Der Stellenwert von
Wirtschaften im Leben der Osterfelder ist
davon nicht betroffen, ja womöglich ist
er mit dem ökonomischen Wirtschaftswunder und steigenden Löhnen sogar
noch gestiegen. Ein Bier mehr oder weniger macht 1960 niemanden mehr arm
und Gründe für Durst gibt es reichlich.
Nach wie vor arbeiten die meisten Männer körperlich, ob in der Industrie, bei
der Eisenbahn oder im Handwerk. Und
immer noch zischt ein Getränk nach
Sport oder einer Chorprobe besonders
gut. Ohne es zu ahnen erleben Wirte
und Gäste um diese Zeit die Hochkonjunktur der (Schank)Wirtschaft.
-6-
Sicherlich ist diese kurze Aufzählung
nicht vollständig. Entscheidend ist die
jahrzehntelange Dauer. Als läge das
Gewerbe nicht ohnehin schon im ernsten
Überlebenskampf, kam der jüngste
Schlag, das Rauchverbot. Es wurde von
den Wirten erbittert bekämpft. Die negativen finanziellen Folgen waren womöglich tatsächlich gravierend. In Wahrheit
war das aber nur wie der finale Niederschlag eines ohnehin kurz vor dem Ko
stehenden Boxers.
Damit sind wir im Hier und Jetzt angekommen. Es bleibt nicht nur die Frage
nach der heutigen Anzahl der Wirtschaften zu beantworten. Man muss auch die
Art der bestehenden Kneipen betrachten,
ihre Bedeutung für den Gast und ihre
Stellung im Stadtteil. Es geht auch um
die Zukunftsaussichten der Branche bei
einer veränderten Bevölkerung, von der
schon aus religiösen Gründen ein großer
Teil keinen Alkohol trinkt.
Klaus Weinberg
Kickenberg
Osterfeld in den unruhigen Jahren
nach dem Ersten Weltkrieg
Die deutsche Außenpolitik hatte nach
dem Sturz des Reichskanzlers Otto von
Bismarck (1890) eine Wendung genommen, die langfristig in den Ersten Weltkrieg gemündet hat. Diese Entwicklung
war nicht zwangsläufig. Da aber
Deutschland unter der Führung von
Kaiser Wilhelm II den "Platz an der Sonne" – damit ist die Weltmachtstellung
von Deutschland gemeint gewesen –
anstrebte, musste dies zwangsläufig zu
außenpolitischen Turbulenzen führen.
Dadurch bedingt grenzte sich Deutschland selbst aus, dabei wurde die gefühlte
Einkreisung, also das Zusammengehen
von Frankreich, Russland und Großbritannien, stets beklagt. Deutschland hatte
bei Ausbruch des Krieges praktisch nur
noch Österreich als Bündnispartner. Den
Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918
haben die beiden zuletzt genannten
Staaten verloren. Dies führte in Deutschland zum Sturz der Monarchie in der
Revolution von November 1918.
Die politische Situation ist bei und nach
Kriegsende in Deutschland völlig instabil
gewesen. In diese Zeit gehört auch der
Aufstand der Spartakisten (1919) und die
Rote Ruhrarmee (1920). Es herrschten
damals Zustände eines Bürgerkrieges.
Davon war auch Osterfeld betroffen. Als
Gegner hatten die Spartakisten jeweils
Regierungstruppen, die die Aufstände
niederschlugen.
Den Spartakisten, benannt nach dem
Anführer des Sklavenaufstandes im Römischen Reich im Jahre 73 bis 71 vor
Christus, reichten die Errungenschaften
der Revolution von 1918 nicht aus. Man
wollte letztendlich den Kommunismus
verwirklichen. Den Rechten gingen die
Ergebnisse der Revolution von 1918
schon viel zu weit.
Letzter Auslöser des Spartakistenaufstandes war die Absetzung des Berliner
Polizeipräsidenten Emil Eichhorn am 4.
Januar 1919. Die Spartakisten sind immer wieder von Truppen der Reichswehr
oder von Freikorps, die aus Freiwilligen
bestanden, gewaltsam und blutig vertrieben worden. Die Soldaten der
Reichswehr sind sehr oft dem politisch
rechten Lager zuzuordnen gewesen. Sie
schützten die Republik mit der SPD geführten Reichsregierung.
Die Weimarer Republik, die aus der
Revolution entstanden ist, wurde von
beiden extremen politischen Lagern
abgelehnt.
Auch in Osterfeld wurde die politische
Lage zum Ende des Krieges hin immer
Ausgabe 35 – Juni / 2015
instabiler. In den Jahren 1917 und 1918
verstärkte sich die Unzufriedenheit der
Bevölkerung über die schlechte Lebensmittelversorgung. Es kam im Januar
1918 auf den Zechen zum "Generalstreik
für Frieden, Freiheit und Brot". Die Militärverwaltung beendete diesen Streik mit
der Drohung, sofort alle wehrpflichtigen
Männer einzuziehen. In der folgenden
Zeit kam es immer wieder zu Streiks im
Bergbau. Durch die Revolution von 1918
bedingt, kam als zentrale Forderung der
Bergleute die 8-Stunden-Schicht hinzu.
Um die Revolution vor Ort umzusetzen
wurde auch in Osterfeld im November
1918 ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Letzterer sollte die Gemeindeverwaltung kontrollieren.
Die Pfarrchronik von St. Antonius in
Osterfeld führt aus: "Zu den schlimmsten
Brutstätten der Spartakisten im hiesigen
Kohlenrevier gehörten vor allem Hamborn, Mülheim und Düsseldorf. Von dort
kamen große Scharen herüber nach
Osterfeld, Sterkrade und Bottrop. Sterkrade und Osterfeld, welche sich sofort
ergaben, um Blutvergießen zu verhüten,
blieben von schlimmen Gewalttätigkeiten
verschont.
Anders Bottrop. Hier vereinigten sich
Bürgerwehr und Polizei zum Widerstand.
Infolge dessen kam es dort vom 19.02.
bis 22.02.1919 besonders in der Umgebung des Rathauses zu blutigen Kämpfen, bei denen 16 Bottroper Bürger ihr
Leben einbüßten. Am 22.02.19 kam von
Gladbeck Hilfe durch die Regierungstruppen und Bottrop wurde befreit."
Die Wahl des Gemeinderates in Osterfeld (2. März 1919) brachte folgende
Sitzverteilung:
 Zentrum 21 Sitze,
 Polen 6 Sitze,
 Sozialisten 5 Sitze,
 Bürgerpartei 3 Sitze,
 DVP, DNVP, DDP, Kriegsbeschädigte
zusammen 1 Sitz.
Die Wahlbeteiligung lag bei 59%.
Das Ergebnis zeigt, dass Osterfeld keine Hochburg des linken politischen
Spektrums gewesen ist. Auch die Wahl
zur Nationalversammlung im Januar
1919 hatte ein ähnliches Ergebnis.
Truppen der Reichswehr lagern
auf dem Rathausplatz in Bottrop.
Beide Seiten, also die Spartakisten und
die Reichswehr, gingen mit massiven
Einsatz von Gewalt gegeneinander, aber
auch gegen die Bevölkerung vor.
Der Spartakistenführer Aloys Fulneczek
wird in Bottrop verhaftet.
Beim Studium des obigen Berichts
schlägt dem Leser der Hass auf die Spartakisten entgegen. Diese Abhandlung
beschreibt das Geschehen einseitig aus
Sicht des "Siegers". Die Stimme der
Spartakisten bleibt leider völlig ungehört.
Diese Einseitigkeit ist faktisch in allen
historischen Quellen zu finden.
Spartakisten und Reichswehr
im Straßenkampf
-8-
In Osterfeld gab es während der Besetzung durch die Spartakisten zeitgleich
einen Generalstreik.
Kickenberg
Der Bericht der Osterfelder Polizei führt
wenige Fakten auf. Fast immer steht die
Beschaffung von Lebensmitteln durch die
Spartakisten im Vordergrund.
"An den letzten Tagen sind in etwa
25 Geschäften Lebensmittel, besonders
Brot unter Androhung von Gewalt fortgenommen worden. In einzelnen Fällen hat
man das Brot zwar bezahlt jedoch keine
Marken abgegeben; weiter hat man die
hiesigen 10 Landwirte aufgesucht und
Lebensmittel, in der Hauptsache Speck,
erpreßt, in einigen Fällen hat man auch
Futter für die Pferde genommen.
Am 22. Februar nachmittags gegen
5¾ Uhr ist das hier vor dem Amtshause
aufgestellte Geschütz von etwa 12 Spartakisten unter Leitung des Bergmanns
Jüngst, hierselbst wohnhaft, fortgefahren
worden. Wie hier im Orte allgemein
erzählt wurde, ist das Geschütz von den
Spartakisten in der Nähe der Zeche Jakoby in Feuerstellung gefahren, um bei
einer Wiederaufnahme der Arbeit die
ganze Schachtanlage der genannten
Zeche zusammenzuschießen.
Die Zeche Jacobi um 1915
Am 23. Februar vormittags wurden
dem Gutsbesitzer Dr. Ostrop und dem
Betriebsinspektor [der Zeche Osterfeld]
Zimmermann je ein Pferd sowie dem
Betriebsinspektor [der Zeche Jacobi]
Unterberg ein Pferd mit Wagen zwangsweise unter Bedrohung mit Waffen fortgenommen …" Aus den Akten der Gemeindeverwaltung in Osterfeld ist ersichtlich: "Aus
Anlaß der Vorgänge in Bottrop war die
hiesige Bevölkerung sehr beunruhigt.
Widerstand wurde in keinem Falle geleistet; dies wäre auch vollständig zwecklos
gewesen, da die Spartakisten bestimmt
mit Waffengewalt vorgegangen wären."
Auch unbeteiligte Personen konnten
unversehens Teil des Geschehens werden. Der General-Anzeiger berichtete am
12. Februar 1920:
Wegen Amtsanmaßung
und räuberischer Erpressung verurteilt
Vor der Essener Strafkammer hatte
sich am Samstag der berüchtigte Führer
der Osterfelder Sicherheitswehr zur
Revolutionszeit A. Dilewsky wegen Amtsanmaßung und räuberischer Erpressung
zu verantworten. Die Verhandlung gab
ein anschauliches Bild, welche Elemente
während der Revolutionszeit die Macht
an sich gerissen hatten.
Der Angeklagte, ein schwer vorbestafter Mensch, tauchte eines Tages in der
Uniform eines Feldwebels in Osterfeld
auf. Die bisher verhältnismäßig ruhige
Gemeinde war nun mitten in der
"schönsten Revolution". Mit mehreren
Kumpanen führte er ein Schreckensregiment. Verhaftungen, Durchsuchungen
bei Osterfelder Bürgern waren an der
Tagesordnung.
Am Gemeindelager wurde die Kasse
beschlagnahmt, der Lagerhalter verhaftet und seine Wohnung durchstöbert.
Man fühlte sich immer stärker, das Amtshaus wurde besetzt, der alte Gemeinderat abgesetzt, und ein neuer aus radikalen Elementen bezog das Amtshaus. Bei
einigen hier wohnenden Griechen wurde
eine Durchsuchung vorgenommen und
die Griechen für verhaftet erklärt. Gegen
eine Kaution von 1000 Mark wurden sie
freigelassen und das Geld draußen verteilt. Als Regierungstruppen einrückten,
verschaffte sich Dilewsky falsche Papiere
und trat nun als Feldwebel bei der
Reichswehr in Bromberg ein. Erwähnt
wurde noch, daß Dilewsky nie an der
Front war und sich doch das E. K. (Anmerkung: Eisernes Kreuz) 1. Klasse
verdient hatte. In der Verhandlung suchte er alle Schuld auf den früheren Vorsitzenden des Soldatenrates Graneck abzuwälzen. Er wollte nur ausführendes
Organ von diesem gewesen sein. Das
Gericht verurteilte ihn zu 18 Monaten
Gefängnis."
Das Ende des Streiks verkündete der
General-Anzeiger am 24.Februar 1919:
Das Ende des Generalstreiks
Es wird wieder gearbeitet
Trotz der Essener Beschlüsse der A.- u.
S.-Räte (Anm.: Arbeiter- und Soldatenräte) und der Vertreter der Arbeiterschaft
des Industriebezirks von Freitag über die
Beendigung des Generalstreiks glaubten
die Streikleitungen in verschiedenen
Orten, so auch in Oberhausen, sich nicht
an diese Vereinbarungen kehren zu
müssen und neue Verhandlungen mit
dem kommandierenden General anbahnen zu können. Bis zu deren Beendigung
sollte von einem Aufgeben des Generalstreiks keine Rede sein. Die Hoffnung
der Spartakisten, diesen noch möglichst
lange auszudehnen, hat sich indessen
auch in Oberhausen u. Umgebung nicht
verwirklicht. Wir stehen heute vor der
hocherfreulichen Tatsache, daß die einsichtsvolle Arbeiterschaft auf den meisten Zechen heute früh wieder angefahren ist. So auf den Zechen Alstaden,
Concordia, Osterfeld, Roland usw.
Der Arbeiter- und Soldatenrat gab am
24. Februar 1919 für Osterfeld das Ende
des Streiks bekannt. Es folgte die Entwaffnung dieses Rates. Eine Anzeige im
General-Anzeiger am 25. Februar 1919
-9-
leitete dies ein:
Abgabe der Waffen!
Laut Anordnung des kommandierenden Generals des VII.
Armeekorps sind spätestens am 26. ds.
Mts. alle Waffen sowie Munition aller Art
abzuliefern. Sammelstelle für Oberhausen ist die Polizei-Inspektion II, Gödenstraße 105. Waffen dürfen behalten:
1. Diejenigen, die kraft ihres Amtes
und Dienstes zur Führung von Waffen berechtigt sind, Heeresangehörige, Forstleute, Polizeibeamte;
2. Inhaber von behördlich ausgestellten
Waffenscheinen;
3. Inhaber von Jahresjagdscheinen.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes war die politische Lage in Osterfeld weiterhin instabil. Der GeneralAnzeiger vom 21. März 1919 meldete:
Osterfeld
von Regierungstruppen besetzt
Teile der Regierungstruppen Oberhausens rückten vorgestern zur Besetzung
Osterfelds aus. In einer der letzten Nächte wurden von 2 Zivilpersonen, die einen
Diebstahl ausführten, auf eine Patrouille
drei Schüsse abgefeuert. Einem Soldaten
wurde ein Finger abgeschossen, außerdem wurde er am Oberarm verletzt.
Im Laufe des Jahres 1919 löste sich
der Arbeiter- und Soldatenrat in Osterfeld auf.
Am 18. November 1919 berichtete der
General-Anzeiger über die Einwohnerwehr in Osterfeld:
Im Sommer des d. J. trat man zum
ersten Mal an die Bildung einer Einwohnerwehr heran. Es wurde zu diesem
Zwecke ein allgemeiner Aufruf zur Meldung für die Einwohnerwehr, der sich an
die Angehörigen aller Berufe und Stände
richtete, in den Lokalblättern erlassen.
Das Ergebnis war, daß sich leider nur
7 Personen meldeten. Im September
beschritt man deshalb den Weg der
Einzelwerbung und zwar wieder unter
den Angehörigen aller Berufe und Stände. Diese Werbung hatte Erfolg. Die
freiwillige Feuerwehr trat geschlossen
der Einwohnerwehr bei. Weitere Meldungen werden entgegengenommen.
Die Gewerkschaften riefen am 13. März
1920 zum Generalstreik auf, um den
Kapp-Putsch in Berlin zu beenden. Der
Streik beschränkte sich in Osterfeld auf
die Zechen und das Gewerbe. Die Gemeindeverwaltung, die Polizei und die
Eisenbahn sowie die Post kamen diesem
Aufruf nicht nach.
Die streikenden Arbeiter schlossen
sich teilweise der Roten Ruhrarmee an,
die die Freikorps, die den Staatsstreich
unterstützten, vernichtend schlug.
Der Umsturzversuch scheiterte. Die
Rote Ruhrarmee löste sich jedoch nicht
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
auf, sondern übernahm praktisch die Macht im Ruhrgebiet.
Osterfeld wurde am 20. März
1920 kampflos besetzt.
Ein "Vollzugsrat" begann unverzüglich
mit seiner Arbeit. Er beließ allerdings die
gesamte Gemeindeverwaltung im Amt
und griff auch nicht in die Betriebsführung der Zechen ein. Ebenso blieb die
entwaffnete Polizei zur Unterstützung
der "Wachmannschaften" im Dienst.
hier ein Werbebüro für die rote Armee
eingerichtet. Etwa 300 – 400 Mann wurden durch dasselbe angeworben und als
"Kompagnie Osterfeld" der roten Armee
angegliedert. Die Bewaffnung und Ausrüstung der Angehörigen dieser Kompagnie erfolgte nicht hier sondern an der
Front. Außerdem bestand hier für Osterfeld noch eine Abteilung sogenannter
Wachmannschaften …"
Der General-Anzeiger berichtete am
8. April 1920:
Die Vorgänge
in der Wirtschaft Husemann
Eine Einheit der Roten Ruhrarmee
Die militärischen Erfolge der Roten
Ruhrarmee veranlassten die Reichsregierung, die in Münster stationierte Reichswehrbrigade und westfälische Freikorps
in das Ruhrgebiet zu schicken.
Daraufhin ließ der Kommandeur dieser
Einheiten, Generalleutnant Oskar von
Watter, seine Soldaten am 2. April 1920
in das Ruhrgebiet einmarschieren. Sie
beendeten den Aufstand mit brutaler
Gewalt. Besonders die Freikorps rächten
sich mit Misshandlungen und teilweise
willkürlichen Erschießungen. Obwohl der
Reichspräsident bereits am 3. April 1920
die Standgerichte und standrechtlichen
Erschießungen verboten hatte, gab von
Watter diesen Befehl erst am 12. April an
seine Truppen weiter.
Die Herrschaft der Roten Ruhrarmee
über Osterfeld dauerte bis Karsamstag,
den 3. April 1920. Ohne auf Widerstand
zu stoßen, erreichten starke Verbände
der Reichswehr Osterfeld. Im Zuge dieses Ereignisses wurden 13 Osterfelder
getötet. Neun von ihnen sind auf dem
Hof der Wirtschaft Husemann standrechtlich erschossen worden, vier weitere starben in Eisenheim durch Artilleriebeschuss.
Ein Bericht des Polizeichefs in Osterfeld
an den Landrat hielt fest:
"Nachdem die rote Armee seinerzeit
über Osterfeld hinaus vorgedrungen war,
hat der hiesige Vollzugsrat am 22.3.1920
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Ueber die Einnahme des Werbebüros
sind widersprechende Gerüchte im Umlauf. Deshalb lassen wir die Darstellung
des Mitbeteiligten, Berginvaliden Albert
Selle, der als Wachmann einige Tage im
Werbebüro tätig war, folgen:
"Beim Anrücken der Regierungstruppen
befand ich mich auf der Straße vor der
Wirtschaft Husemann. Ich begab mich
sofort in diese Wirtschaft und bin daher
in der Lage, den Vorfall genau zu schildern. (…)
Kraft (Anmerkung: Wachhabender des
Werbebüros, Beruf Bergmann) und Husemann gingen dann vor die Haustür, und
als die beiden heraussahen, fielen die
ersten Maschinengewehrschüsse in der
Richtung auf das Werbebüro (Husemannsche Lokal). Nun forderte Kraft den
Wirt Blömer auf, die Rolläden zu schließen, und sagte zu den dort anwesenden
Leuten, sie möchten fliehen, die Regierungstruppen wären schon da. Sämtliche
Anwesenden begaben sich jetzt zu dem
hinteren Ausgang, darunter auch Husemann, Blömer und ich. Während sich im
Hausflur die Leute mit ihrem Führer Kraft
noch darüber stritten, ob die Regierungstruppen da wären oder noch nicht, erscholl vom Hof schon der Ruf 'Hände
hoch!', und dann fielen auch schon die
ersten Schüsse. Regierungssoldaten mit
Handgranaten drängten nun ins Lokal und
trieben alle dort noch Anwesenden auf
den Hof. Als ich auf den Hof kam, sah ich
dort einige Leute am Boden liegen. Ich
bekam auf dem Hof einen Streifschuß und
fiel durch den Luftdruck zu Boden.
Als ich mich wieder aufrichten wollte,
wurden Gewehre auf mich gerichtet.
Husemann kam hinzugesprungen und
schlug ein Gewehr herunter, wobei er
sagte, sie möchten mich leben lassen,
ich sei ein Krüppel. Darauf sagt der
Leutnant zu mir, ich sollte aufstehen und
ins Haus gehen. Nachher wurde ich
festgenommen. Der ganze Vorfall hat
sich in einem Zeitraum von etwa einer
Minute abgespielt und ich kann daher
Einzelheiten darüber, auf welche Weise
die übrigen Leute erschossen wurden,
nicht angeben. Es war ein derartiges
Durcheinander, daß auch Husemann und
dessen Schwager Blömer bei dem Vorfall
- 10 -
ihr Leben hätten einbüßen können. Das
Gerücht, daß Leute vorher aus dem
Keller herausgeholt worden sind, entbehrt ebenso jeder Begründung, wie die
übrigen Gerüchte. In dem Keller befanden sich die Frauen, Kinder und das
Dienstpersonal von Husemann und Blömer zu ihrem Schutz. Ich kann über die
Richtigkeit vorstehender Angaben jederzeit eine eidesstattliche Erklärung abgeben.
Albert Selle"
Die unleserliche Zeile im Zeitungsbericht, die mit (…) gekennzeichnet ist,
beschreibt den Irrtum, dass es sich um
eigene, also Truppen der Rote Ruhrarmee, aus Mülheim, handeln würde.
Traurige Berühmtheit erlangte Friedrich
Hildebrandt. Wegen brutalen Verhaltens
in Osterfeld, Weißenfels und Halle während der Besetzungen durch die Rote
Ruhrarmee wurde er vor Gericht gestellt.
Das Urteil lautete auf Freispruch. Trotzdem wurde er im Juni 1920 aus dem
Polizeidienst entlassen. Im 3. Reich stieg
Hildebrandt zum Gauleiter, bzw. Reichsstatthalter auf. Anhänger Hitlers war er
ab dem Jahr 1923. Vom amerikanischen
Militärgericht wurde Hildebrandt nach
dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1947
zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung
erfolgte 1948 in Landsberg.
Die historischen Quellen, damit sind die
erhaltenen Akten, aber auch Zeitzeugenberichte gemeint, lassen nach wie vor
den Hass auf die Spartakisten und die
Akteure der Roten Ruhrarmee erkennen. Dies macht eine neutrale Beschreibung der damaligen Ereignisse fast unmöglich, da keine umfassendere Überlieferung, die auch die "Stimme" der Spartakisten berücksichtigt, vorliegt.
Osterfeld blieb in der Zeit nach dem
Ersten Weltkrieg ein Nebenschauplatz.
Für den Chronisten hat das den Nachteil,
nicht viel berichten zu können. Für die
Bevölkerung in Osterfeld war dies allerdings nicht von Anfang an absehbar.
Nachdem die blutigen politischen Auseinandersetzungen mit dem Ende der
Roten Ruhrarmee und dem Scheitern des
Kapp-Putsches beendet waren, hat die
öffentliche Ordnung vor 1924 nicht das
Niveau der Vorkriegszeit wieder erreicht.
Im Jahre 1921 berichtete der GeneralAnzeiger mehrfach von Raubüberfällen
auf offener Straße. Als allergefährlichste
Straße ist die Chaussee GladbeckBottrop-Osterfeld genannt. Die Täter
waren durchweg mit Maske und Revolver
unterwegs gewesen. Themen waren in
diesen Artikeln auch die häufigen Einbrüche in Osterfeld. Die Zeitung mahnt eine
verbesserte Arbeit der Polizei dringend
an.
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Kickenberg
Der Tod gehört zum Leben –
Bruder Hermann Frye msc verstorben
Bruder Hermann Frye – von einigen Osterfeldern auch "himmlischer Brückenbauer" genannt – verstarb
am 30. April 2015 nach längerer Krankheit im Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup.
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit diesem etwas anderen Nachruf
möchte ich Sie einladen, Ihr Tagesgeschehen zu unterbrechen. Ich möchte an
eine Osterfelder Persönlichkeit erinnern,
die sich immer wieder mit ihren Gesprächspartnern über die Endlichkeit des
Lebens auseinandergesetzt hat.
Die Rede ist von Bruder Hermann Frye.
Er ist fast 25 Jahre in Oberhausen einem
karitativen Dienst nachgegangen und hat
in Osterfeld zuletzt in der Hospizarbeit
gewirkt. Für seine Tätigkeit wurde ihm
1996 das Bundesverdienstkreuz am
Bande verliehen und am 5.12.2006 die
Ehrennadel der Stadt Oberhausen.
Zwei Ehrennadel-Träger treffen sich in Münster:
Schwester Gertrud und Bruder Hermann.
Der Klosterbruder aus Nottuln, geboren
am 5. Juli 1935, wurde 1959 Novize bei
den Herz-Jesu-Missionaren in Hiltrup bei
Münster. Er legte 1961 sein Gelübde ab
und war zunächst in der Klosterverwaltung tätig. Später wechselte er in
den Krankenpflegedienst und machte
1974 sein Examen als Krankenpfleger.
Zwischenzeitlich war er auch als Missionar in Papua Neuguinea und auf Malta
tätig. Der leidenschaftliche Kolpingbruder
der Kolpingsfamilie Klosterhardt war
bekannt für seinen Humor. Markant
waren immer seine Abschiedsworte nach
einer Begegnung: "Ich schließe dich in
mein Nachtgebet ein, sieh zu, wie du da
wieder rauskommst!"
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Bruder Hermanns Engagement in
Oberhausen begann 1976 im ElisabethKrankenhaus. 1978 baute er die erste
Sozialstation der Stadt in Osterfeld auf
und leitete sie bis 1996. In den folgenden Jahren richtete er mit einem Team
von engagierten Caritas-Mitarbeitern
unter Georg Bierwald das Ambulante
Hospiz in Osterfeld ein. Im Jahre 1999
wurde er zurück ins Kloster nach
Münster-Hiltrup beordert. Sein Herz blieb
aber in Osterfeld, denn die Hospizarbeit
war seine Herzenssache.
Er liebte die Menschen des Reviers und
bezeichnete sich selbst als "Kohlenpötter". So war es auch verständlich, dass
er in Osterfeld bei seinem Kolpingbruder
Günter Kock ein Zimmer hatte, in das er sich
bei jedem Besuch in Osterfeld zurückziehen
konnte. Osterfeld war eben sein Zuhause.
Zu seinen Stärken gehörte der Dialog –
auch mit Witz und Humor. Selbst als bei
ihm im Jahre 1995 die Diagnose Darmkrebs festgestellt wurde, waren sein
Durchhaltewille und sein Engagement
ungebrochen. Er machte sich auf, ging
den Jakobsweg nach Santiago de Compostela, um sich in aller Stille selbst zu
erforschen.
Nun möchte ich unsere Altbürgermeisterin Gretel Kühr – heute Vorstandsmitglied im Förderverein des Stationären
Hospizes "St. Vinzenz Pallotti" e.V. – als
Zeitzeugin bemühen. Sie war es, bei der
sich Bruder Hermann oft Rat und Hilfe
holte – auch im Rathaus.
Bruder Hermann war es, der Zeit seines Wirkens in Osterfeld immer von
einem Gedanken beseelt war: "Man
muss lernen, nicht nur mit dem eigenen
Tod, sondern auch mit dem Tod der
anderen zu leben und richtiges Altern
und Sterben lernen und weitergeben!"
So wurde Bruder Hermann für viele
Osterfelder in mancherlei Notsituation
zum Hoffnungsträger. Man sprach vom
15. Nothelfer! Über ihn wurde vielen
Menschen – insbesondere auch jungen
Menschen in der Ausbildung – erst bewusst, was es heißt, sich in Pflegediensten zu engagieren. Er ist damit zum
Inbegriff der "gelebten Solidarität" geworden. Mit ihm wurde aus der Mitte der
heutigen Pfarrei St. Pankratius die Hospizbewegung für Osterfeld geboren.
Nach der Gründung des Ambulanten
Hospizvereins 1997 wurde am 3. April
2004 das Stationäre Hospiz "St. VinzenzPallotti" in den Räumen des aufgelösten
Pallottiner-Klosters eingeweiht. Eine "göttliche" Lösung, über die er sich sehr freute.
Der Fahrradclub "Rostige Schelle" überreicht
Bruder Hermann eine Spende für die Caritas.
-12-
Gretel Kühr: "Bruder Hermanns Tod
macht mich traurig. Ich hatte ihn sehr
gemocht und hatte großen Respekt vor
seinem Dienst an den kranken und sterbenden Menschen. Ihm gelang der Balanceakt zwischen dem Ernst des Leidens und
Sterbens und humoriger, bodenständiger
Lebensfreude. Stets hatte er einen Witz
oder einen lustigen Spruch parat, der die
Menschen, die das Vergnügen hatten, ihm
zu begegnen, lächeln ließ. Er war offen,
vorurteilslos und nahm die Menschen so,
wie sie waren, mit großer Empathie, teilte
ihre Ängste und Sorgen, spendete Trost
und Beistand – geerdet im festen katholischen Glauben, den er aber nicht wie eine
Trophäe vor sich her trug. Er war ein äußerst bescheidener, herzensguter Mensch.
Ich bin dankbar und froh, dass ich ihm
freundschaftlich verbunden sein durfte,
und werde ihn als Wegbegleiter sehr vermissen. Der liebe Gott wird Bruder Hermann sicherlich im Himmel vergelten, was
dieser Gutes auf Erden geleistet hat!"
Bruder Hermann hat die ihm anvertrauten Talente zum Wohle der Osterfelder eingesetzt. Auch ich nehme in Dankbarkeit Abschied.
Walter Paßgang
Kickenberg
Kunst und Künstler in Osterfeld
Hans-Peter Auler stellte im KiR aus
Am Sonntag, dem 8. Februar, fand im
KiR die Vernissage zur Ausstellung der
Werke von Hans-Peter Auler unter dem
Thema "… bis hierher, Werke von 1965 –
heute" statt.
(Die Ausstellung war bis zum 5. April
2015 zu sehen.)
Der Kickenberg stellte den Künstler in
seiner Ausgabe Nr. 31 vom Juni 2014
bereits vor.
Winfried Baar hielt die Laudatio zur
Ausstellungseröffnung.
Turnerin und Trainer
Brigitte und Hans-Peter Auler
Blauer Schmetterling
Winfried Baar
Ich will im Folgenden seine Ausführungen wiedergeben:
Drei wichtige Themenbereiche beherrschen das künstlerische Schaffen
Aulers: Der erste betrifft den Menschen.
Seine Darstellungen sind sowohl vom
Naturalismus als auch vom Impressionismus inspiriert. In ihren überlängten
Proportionen erinnern sie aber auch an
die Skulptur der Gotik, die besonders an
der Kathedrale von Reims zum Ausdruck kommt. Seine letzte Arbeit zum
Thema Mensch stand im Schaufenster
von KiR. Sie hat das Thema: "Turnerin
und Trainer".
Der zweite Themenbereich befasst sich
mit Pflanzen und Tieren. Hier sehen wir
eine völlig eigenständige Auffassung
Aulers. In graphisch-konstruktiven Holzarbeiten werden Tiere und Pflanzen auf
geometrische Formen reduziert und mit
leuchtenden Farben koloriert.
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Ein drittes Thema ist das All, der Kosmos. Der Künstler stellt Werke aus diesem Bereich als Plastiken und Malerei her.
Ein Beispiel ist die immer noch eingelagerte große Spirale am ehemaligen
Bunker an der Bottroper Straße. Neben
der Spirale gehören auch das Sonnenrad
und die Gemälde Herbstsonne und Wintersonne zu diesem Themenbereich.
Ryszard Tuszewski unterhielt die Gäste.
Spirale
- 14 -
Text und Bilder Heinrich J. Bahne
Kickenberg
Natur in Osterfeld (Teil 5: Straßenbäume)
Die Japanische Blütenkirsche
Angeregt durch das Titelbild der letzten
KICKENBERG-Ausgabe will ich mich heute
mit der Japanischen Blütenkirsche befassen.
Das Titelbild zeigte Prunus sargentii,
die Sargents-Kirsche, eine mittelfrüh
blühende Art. Der Baum ist breiter als
hoch. Ein besonders schönes Exemplar
steht an der Ecke Kapellen- und Mergelstraße.
So entstanden etwa 60 verschiedene
Gartenformen, u.a. die Form "Kanzan".
Sie ist die am meisten angepflanzte
Sorte und steht an vielen Stellen in Osterfeld.
Junge Blätter von "Kanzan"
Frühlingsaspekt auf dem Friedhof
an der Bottroper Straße
Die essbaren Steinfrüchte sind kugelig
bis eiförmig und weisen einen Durchmesser von 8 bis 10 mm auf. Die Früchte
reifen etwa von Mai bis Juli und färben
sich dann purpurfarben-schwarz.
Die Sargents-Kirsche
Die Blüten erscheinen vor den Blättern
und sind einfach und hellrot.
Winteraspekt daselbst
Der Wuchs diese Baumes ist steif aufrecht, die Krone ist fast umgekehrt kegelförmig. "Kanzan" ist raschwüchsig,
wird bis 12 m hoch und 5 bis 8 m breit.
Die Rinde ist rotbraun, später braungrau
und rissig.
Parkplatz an der Fahnhorststraße
mit "Kanzan"
Die Blüten der Sargents-Kirsche
Viel auffälliger aber ist eine andere Art,
nämlich Prunus serrulata "Kanzan", die
Japanische Blütenkirsche. Sie blüht mittelspät und hat purpurrosa Blüten. Diese
sind gefüllt und stehen in dichten Büscheln.
Ein weiteres Bild des Parkplatzes
Eine Besonderheit stellt ein Baum (oder
sind es zwei Bäume?) an der Hochstraße
dar.
Die Blüten der Japanischen Blütenkirsche
"Kanzan"
Die Rinde von "Kanzan"
Ein Baum an der Hochstraße
Die echte Art dieser Kirsche ist wahrscheinlich ein chinesischer Baum mit
einfachen Blüten, der sehr früh nach
Japan kam. Er wurde dort in Kultur genommen.
Der Austrieb ist kupferbraun. Die ausgewachsenen Blätter sind etwas gerötet
und unterhalb etwas blaugrün. Sie sind
wechselständig angeordnet, spitz-elyptisch und 8 bis 10 cm lang.
Hier sieht man eine blühende Japanische
Blütenkirsche und eine blühende Süßkirsche eng verbunden.
- 15 -
Text und Bilder Heinrich J. Bahne
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
MGV "Eintracht 1875" feiert runden Geburtstag
Osterfelder Traditionschor wird 140 Jahre jung
Der MGV "Eintracht 1875" OberhausenOsterfeld feiert sein 140-jähriges Bestehen. Im KICKENBERG Nr. 13, Dezember
2009, wurde die Vereinsgeschichte des
Chores ausführlich dargestellt. Deshalb
wird an dieser Stelle nun auf die darauffolgenden Jahre eingegangen. Die vollständige Chronik wird in einer Festschrift
im Sommer dieses Jahres erscheinen, die
dann bei den Sängern des Chores erhältlich ist.
Seit einigen Jahren kooperieren die
Sänger der Osterfelder Eintracht mit dem
Sängerbund GHH. Auf diese Art und
Weise können die beiden Nachbarchöre
die Schwachstellen in den Stimmen, die
durch den ausbleibenden Nachwuchs
entstanden sind, ausgleichen.
Zu einem der ersten gemeinsamen
Auftritte gehörte das Benefizkonzert am
13. September 2009 auf der Burg Vondern, dessen Erlös dem Hospiz Vinzenz
Pallotti gespendet wurde. Auch die Sängerinnen der Osterfelder "HobbySingers" traten mit an, um für diesen
guten Zweck das Ergebnis zu verbessern. In der Vorburg-Remise waren
Freunde angetreten, die unentgeltlich
Getränke und Speisen anboten, sehr zum
Gefallen der zahlreich erschienenen
Gäste.
Als besonderes Ereignis galt die Teilnahme an der Feier des 50. Geburtstages unseres Chorleiters Klauspeter Rechenbach am 28. Mai 2010. Alle drei von
ihm geleiteten Chöre (der MGV 1921
Mülheim-Heißen, der MGV Cäcilia Alstaden sowie der MGV "Eintracht" Oberhausen-Osterfeld) nahmen daran teil und
trugen zu einem unvergesslichen Konzert
bei.
Vorsitzende fallen nicht vom Himmel.
Fritz Appenzeller, der sich als stellvertretender Vorsitzender bereits über 29 Jahre viele Verdienste erworben hatte,
übernahm im März 2011 den Vorsitz der
Eintracht. Zu seinen engsten Mitarbeitern
im Vorstand gehört Schriftführer Josef
Müller, der sein Amt im Chor schon
54 Jahre innehat.
Am 6. April 2013 verstarb unser langjähriges Mitglied Theo Croonenberg.
Viele Jahre war er neben den Chorleitern
unverzichtbar als Sänger, Vizechorleiter,
Komponist, Instrumentalist (Cello), Humorist, und vor allem als ein lieber
Mensch und Sangesbruder. Die Eintracht
hat ihm viel zu verdanken. Die Erinnerung an ihn wird bei allen, die ihn kann-
Der MGV "Eintracht 1875" Oberhausen-Osterfeld im Jubiläumsjahr 2015
Am 22. Dez. 2013 konnte der Chor ein
Weihnachtskonzert der besonderen Art
veranstalten. Die Mezzosopranistin Julia
Schulz, aus München, eine Großnichte
des Eintrachtsängers Franz Löw, war als
Ensemblemitglied der Staatsoper in
Bukarest ein besonderer Gast in der
Kirche St. Antonius Klosterhardt. Es
wurde ein riesiger Erfolg für den Chor
und die bestens disponierte Sängerin, die
vom Publikum geradezu gefeiert wurde.
Großes Jubiläumskonzert
140 Jahre sind für alle, die in dieser
Zeit für den Chor ehrenamtlich gearbeitet, gesungen, dirigiert, sich gesorgt
oder auch manchmal gebangt haben,
wie im Fluge vergangen. Der Männergesangverein Eintracht aus dem Gründungsjahr 1875 hat wechselvolle Zeiten
erlebt. Er hat den Menschen, die Entspannung suchten, ob aktiv oder als
Zuhörer, tausende von schönen Stunden
beschert.
Klänge der Freude, Sonntag, Klinge mein
Herz, Ernani, Studentenchor, My Way,
Landerkennung, La Mer, Cabaret, Memory aus Cats, Ich hätt’ getanzt heut Nacht
aus My fair Lady sowie Hello Dolly.
Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildet das Weihnachtskonzert am Sonntag,
13. Dezember 2015 um 17 Uhr in der
St. Pankratiuskirche.
Immer mehr Vereine kämpfen mit
Nachwuchsproblemen, so auch die Männerchöre. Dabei ist es doch von großem
Wert, wenn man ohne die Fähigkeit ein
Instrument spielen zu können, mit der
eigenen Stimme in der Chorgemeinschaft
ein Erlebnis des Musizierens erfahren
und als Ausgleich für den Stress des
Alltags "die Seele baumeln lassen" kann.
Wie lange dieses großartige Hobby Spaß
machen kann, sieht man an den vielen
Sängern, die sich ein Leben lang aktiv
dem Chorgesang widmen. Erfreulich ist,
dass in der letzten Zeit die rückläufige
Tendenz durch einige Zugänge im Chor
leicht gebremst werden konnte.
Wenn Sie auf der Suche nach einer
sinnvollen Freizeitbeschäftigung vor der
Wahl stehen, dann geben Sie dem Männergesangverein "Eintracht 1875" Oberhausen-Osterfeld "Ihre Stimme".
Kontaktmöglichkeiten sind:
Der Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten wird das große Festkonzert am
Sonntag, dem 30. August 2015, um
17 Uhr im Waldhofsaal des Revierparks
Vonderort sein. Unter der Gesamtleitung
von Chordirektor FDB Klauspeter Rechenbach und unter Mitwirkung des Salonorchesters Münster wird die Eintracht, unterstützt von Sängern des GHH-Chores,
u.a. folgende Werke vortragen:
- 17 -
Fritz Appenzeller,
Stefan-George-Str. 12a, 46117 Oberhausen
Tel. 89 11 62
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eintracht-osterfeld.de
Sie können natürlich auch freitags um
20 Uhr zum "Hineinschnüffeln" in das Eisenheimer Probenlokal "Haus Koopmann" an der
Kniestraße 27 kommen.
Engelbert Schäfer
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Es war einmal:
Der Fuhrleute- und Kutscherverein
"Fahr wohl Osterfeld"
Wenn Benzinkutscher unserer Tage
sich über die Pferdefuhrleute aus der
guten, alten Rossäpfelzeit unterhalten,
dann kommt meist nicht viel dabei heraus. Anders war es zum Beispiel im Jahre 1902, als Heinrich Lohr den Fuhrleuteund Kutscherverein "Fahr wohl Osterfeld" aus der Taufe hob.
Den Vorsitz übernahm der Mitgründer
Sicking und er wurde besonders von den
Kollegen Schier, Verhagh, Real, Vogelpoth und Borges unterstützt. Der Verein
tagte in den Wirtshäusern Paul & Toni
Reuschenbach in Eisenheim, Lüger auf
Rothebusch sowie bei Borghoff.
Zu den Kutschern und Fuhrleuten mit
ihren oftmals klobigen, einachsigen Holzkarren und eisenbeschlagenen Rädern
gehörten Spediteure, Kohlenhändler,
Milchhändler, Brotkutscher, Sandgrubenbesitzer und der "Klüngelspitt".
Die Firma Futtermittel Hesse
an der Rothebuschstraße 115
Natürlich hinterließen die Osterfelder in
ihren Vereinsanzügen und dem großen
Banner einen hervorragenden Eindruck.
"Fahr wohl Osterfeld hat schon wat auf
sich gehabt" sinnierte ein glücklicher
Paul Reuschenbach. Der Verein, der in
seiner Blütezeit 70 - 80 Mitglieder verzeichnen konnte, löste sich zu Kriegsbeginn im Jahre 1939 auf.
Aber auch bei der Überschwemmung
der damaligen Waghalsbrücke gab es für
die Fabrikarbeiter und Geschäftsangestellten nur die Möglichkeit, vor und nach
ihrer Schicht mit Pferd und Wagen über
die Brücke transportiert zu werden.
Haltestellen und Tränken für die Pferde
waren beispielsweise bei Leo Buschmann
auf der Bottroper-, Reuschenbach auf
der Sterkrader-, Surmann auf der Bottroper Straße, Weppelmann auf der
Berg- und Großeschmidt auf der Rothebuschstraße. Manche Osterfelder erinnerten sich noch lange daran, dass die
Kutscher nicht nur ihre Pferde tränkten,
sondern die Gelegenheit auch zum eigenen Wohle nutzten. Und wenn manche
Pferde mit ihren Holzkarren des Wartens
müde waren, fanden sie auch alleine den
Weg in den heimatlichen Stall.
Die Fuhrleute in Osterfeld hatten gerade erst eine Vereinsfahne angeschafft,
als diese in den Wirren nach dem Ersten
Weltkrieg verloren ging. Zum Glück fand
sich ein großzügiger Sponsor, der ihnen
die Summe von 700 Mark auf den Tisch
blätterte. Von diesem Geld wurde um
1920 eine neue Vereinsfahne gekauft.
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Die Kutschenbaufirma an der Michelstraße
Die Rückseite der Fahne wurde mit
dem Vereinsspruch "Des Fuhrmanns Zier
ist Pferd und Geschirr" bestickt. "Prost
Fuhrmannszeit" rief Gastwirt Paul Reuschenbach sen. den Mitgliedern zu, wenn
er von eigenen oder auswärtigen Treffen
erzählte. Eine Einladung aus Düsseldorf
an den Verein im Jahre 1925, am dortigen großen Umzug teilzunehmen, freute
ihn besonders.
Die Brotfabrik Keuschen 1916 an der
Kasernenstraße 4, der heutigen Fuldastraße
- 18 -
Nach dem Krieg erinnerten sich die
Stammtischbrüder der Gaststätte Reuschenbach wieder an die großartige
Vereinsfahne der Fuhrmänner. Sie lag
tatsächlich auf dem Heuboden des alten
Pferdestalls beim ehemaligen Fähnrich
Borges auf der Siepenstraße, dem letzten Fahnenträger des Vereins.
Nach Reparatur und gründlicher Renovierung, zierte sie den Gastraum von
Paul Reuschenbach, der im Jahre 1957
verstarb. Bis zum Abriss der Gaststätte
an der Sterkrader Straße im Jahre 1966
konnten sich noch alle Pferdefreunde
und Fuhrmänner an längst verflossene
Zeiten erinnern. Und so mancher Benzinkutscher zog vor dieser erinnerungsreichen Fahne und denen, die einmal dahinterstanden, den Hut.
Günter Lohmar
Kickenberg
Traditionsgeschäfte in Osterfeld
Blumen Welling
In Osterfeld verschwindet so manches
alteingesessene Geschäft. Daher halte
ich es für wichtig, die verbliebenen Firmen und ihre Geschichte für die Nachwelt festzuhalten.
Diesmal soll die Firma Blumen Welling
vorgestellt werden.
Wie begann die Geschichte der Firma?
1908 gründete Theodor Welling den
Betrieb. Er war Niederländer und kam
aus Doentrichen. Er heiratete Christine
Bott aus Osterfeld. Sie wohnten zusammen mit der Familie Alders im alten Haus
Gehrbergstraße 10. Dieses Haus wurde
erst 1987 abgerissen. Hinter dem Haus
befand sich die Stadtgärtnerei der Stadt
Osterfeld.
1988 fand die Eröffnung des Verkaufsgewächshauses statt.
Eine Anzeige aus dem Jahre 1975
Der Verkaufsraum innen
Am 1. Januar 1979 übernahm Werner
Welling, der Enkel des Firmengründers,
den Betrieb. Er hatte mit 16 Jahren am
1. August 1968 eine zweijährige Lehre
begonnen und erfolgreich abgeschlossen. 1974 machte er in Heidelberg seine
Meisterprüfung und war gerüstet, am
1. Januar 1979 das Geschäft zu übernehmen. 1982 folgte dann die Gründung
der Blumen Welling GmbH.
Es folgte 1990/1991 der Anbau einer
offenen Überdachung.
Die Ausstellungsflächen außen
1993 wurde das alte Ladenlokal abgebrochen und es begannen die Bauarbeiten für die Erweiterung. Auch wurde die
Gehrbergstraße ausgebaut, und auf dem
ehemaligen Gärtnergelände wurden Einstellplätze eingerichtet.
Werner Welling
Im Jahre 1984 erwarb die Firma ein
Grundstück an der Teutstraße und erbaute eine Filiale, die nicht mehr besteht. Das Gelände beherbergt nun einen
Steinmetzbetrieb.
Mitte der 1930er Jahre übernahm der
Sohn Willi (1914 – 1999) den Betrieb
und den Friedhof an der Gehrbergstraße,
dessen Eingang ursprünglich an der
Bottroper Straße lag.
Sein Bruder Theo bekam die Verwaltung des Friedhofs an der Wittekindstraße, oftmals auch Friedhof am Schlammkanal genannt, dessen Eingang heute an
der Teutstraße liegt.
Nach wie vor aber existierte die Firma
unter dem Namen Theodor Welling.
Der Kundenparkplatz
Im November 1987 begannen die Bauarbeiten für den neuen Betrieb.
1997 und 2003 erfolgten weitere Ausbauten. Im letzten Jahr entstanden ein
neues Kühlhaus und eine Toilettenanlage
für behinderte und nichtbehinderte Kunden. So umfaßt die heutige Gesamtfläche ca. 5 000 m² und die überbaute Verkaufsfläche ca. 850 m². Das unterkellerte Erdgeschoß mit seinen Büro-, Sozialund Arbeitsräumen hat die Fläche von
ca. 750 m².
Text und Bilder Heinrich J. Bahne
Eine Anzeige aus dem Jahre 1950
- 19 -
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Mit dem Fotografen Carsten Walden
unterwegs
Ob Reportagen, Interviews, Berichte in
Zeitungen oder Zeitschriften – das richtige Bild dazu rundet jeden Artikel ab,
verschafft dem Leser einen anschaulichen Eindruck des Geschehens und hält
Erinnerungen fest. Auch die KICKENBERGRedaktion bemüht sich, ihre Artikel mit
Fotos aus ihrer Schatzkiste zu beleben
und ist erfreut, hin und wieder mit Bildern aus der Leserschaft oder von Pressefotografen unterstützt zu werden.
Während wir im KICKENBERG Nr. 27 über
den Osterfelder Fotoprofi Tom Thöne
berichteten, möchten wir heute den
Fotokünstler Carsten Walden vorstellen.
Der 1968 an der Stadtgrenze Osterfeld/Sterkrade geborene und auch heute
noch dort wohnende Carsten Walden
besuchte die Hauptschule Eisenheim,
arbeitete als Schlosser auf der Zeche
Osterfeld und später bei Thyssen-Krupp.
Schon bald entdeckte er seine Leidenschaft, die Vielseitigkeit der Fotografie.
Am Anfang mit einer kleinen Digitalkamera ausgestattet, lichtete er unter
anderem seine Familie, Freunde oder die
Natur ab. Was mit Spaß und Ausprobieren begann, konnte er durch großen
Ehrgeiz vom einstigen Hobby bis zum
sogenannten Quereinsteiger als professioneller Fotograf umsetzen.
Bekannt sind auch seine spektakulären
Luftaufnahmen. Mit Frank Götzel, einem
erfahrenen Modellflieger, hat sich Carsten auf Fotoaufnahmen spezialisiert, die
mit Hilfe eines Quadrocopters aus bis zu
100 Metern Höhe entstehen. Der
Quadrocopter ist eine hochmoderne,
emissionsfreie Flugdrohne, die von vier
Elektromotoren angetrieben wird. Am
Boden steuert "Pilot" Frank die Drohne,
während Carsten über ein Lifebild am
Monitor über eine separate Steuerung
den Auslöser betätigt. Die Bilder werden
bei schönem Wetter mit wenig Wind aus
verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen und sind unter www.campopix.de
zu sehen.
Der Quadrocopter im Einsatz
Carsten Walden erkannte schon früh,
dass das beste Teleobjektiv nur in Verbindung mit den eigenen Füßen Wirkung
erzielt. Daher wollte er nicht nur nah am
Ort des Geschehens, sondern direkt
dabei sein. Auch durch das Kennenlernen der KICKENBERG-Zeitschrift entdeckte er seine Sympathie zur Oberhausener
Heimatkunde. Fotografie ist für ihn Kunst
und Wissensvermittlung zugleich.
Carsten hat als Pressefotograf eine
langjährige Erfahrung und inzwischen
einen renommierten Kundenkreis. Dazu
zählen das vierteljährlich an alle Haushalte verteilte Stadtmagazin "Oh!", die
Touristik & Marketing Oberhausen
GmbH, die Gasometer GmbH, die WAZ,
der Landschaftsverband Rheinland, die
Werbeagentur Contact und die Emschergenossenschaft mit ihren Publikationen.
Auch die Lotto-Gesellschaft "West-Lotto"
druckte eines seiner ersten Bilder des
- 21 -
Gasometers Oberhausen auf das 1-EuroRubbellos und warb damit für die Ruhr
2010-Kulturhauptstadt Europas.
Stolz ist Carsten auch auf sein Foto als
Cover des Jahrbuches Oberhausen 2015
mit dem Heißluftballon und dem beleuchteten Gasometer im Hintergrund.
"Solche Fotos entstehen bei Einbruch der
Dunkelheit, wenn der Himmel noch nicht
schwarz, sondern Dunkelblau ist", berichtet er.
Gelegentlich präsentiert er seine
schönsten, großformatigen Aufnahmen
im Bert-Brecht-Haus sowie im Technischen Rathaus in Sterkrade. Sie sind für
ihn Werbung und seine Visitenkarten.
Sein letztes großes Werk war der mit
der "Oh"-Redaktion herausgegebene
3. Foto-Jahreskalender mit dem Titel
"Schön ist Oberhausen 2015", mit zwölf,
man kann schon sagen, Liebeserklärungen an seine Heimatstadt.
Ein umfangreicher Einblick seines
Schaffens ist auf der Homepage
www.fotografie-walden.de
zu finden.
Günter Lohmar
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Güterzugstrecke an der Koppenburgstraße stillgelegt?
Wer früher mit dem Auto aus Oberhausen oder Bottrop über die Bottroper
Straße in die Koppenburgstraße einbog,
erlebte manchmal in der Nähe des Mühlenbachs eine Überraschung. Am unbeschrankten Bahnübergang überquerte
ein bis zweimal am Tag ein Güterzug auf
der Gleisstrecke von Duisburg nach Gladbeck diese Straße. Ein Zugbegleiter
musste jeweils an dieser Stelle aussteigen und mit einer roten Fahne winken,
um den Autoverkehr anzuhalten.
Die seit dem Vorjahr nicht mehr benutzte Güterzugstrecke führte über Osterfeld zur Firma Pelkington (früher
Flachglas AG) in Gladbeck, um den zur
Glasgewinnung benötigten Quarzsand zu
transportieren.
Das Gleis führte beginnend in Höhe des
Gasometers über den OLGA-Park und
nördlich des Osterfelder Zentrums, über
die Koppenburgstraße, am Revierpark
Vonderort vorbei, durch den Bottroper
Stadtgarten nach Bottrop-Eigen. Es endete an der Hegestraße in Gladbeck. Die
deutsche Bahn Netz AG hatte als Eigentümer die Gleisstrecke an das Streckennetz der DB angebunden. Ihr Sprecher
sagte dazu: "Mittlerweile wird die Gladbecker Firma allerdings mit LKW beliefert, so dass es derzeit auf dem Gleis
keinen Zugverkehr mehr gibt. Was mit
dem Gleis künftig passiert, ob es wieder
genutzt oder zurückgebaut wird, ist noch
offen".
Über Ideen, was mit der verwilderten
Trasse in Osterfeld geschehen könnte,
diskutierte die Bezirksvertretung unseres
Stadtteils schon im letzten Jahr. Das
Bündnis Oberhausener Bürger (BOB)
stellte den Antrag, die Strecke in das
bestehende Radwegenetz einzubinden.
Walter Passgang erinnerte daran, dass
die OLGA-Besucher 1999 die auf dieser
Strecke angebotenen Fahrten mit einem
historischen Zug gerne genutzt haben.
Die Idee des Osterfelder Bürgerrings, die
Gleise anschließend für Draisinenfahrten
zu nutzen, lehnte die Bahn damals ab.
Die Verwaltung der Stadt Oberhausen
wurde beauftragt, eine Machbarkeitsstudie einschließlich Kostenvoranschlag für
einen Radweg zu erarbeiten. Zur Finanzierung des Projektes stehen auf Antrag
Fördermittel der EU zur Verfügung.
Günter Lohmar
Im Jahre 1975 zeigte sich der Bahnübergang an der Koppenburgstraße noch mit Schranke.
Gedenktafel erinnert an Kriegsgefangenenlager
.
Am Morgen des 30. März 1945 – also
vor genau 70 Jahren – besetzten amerikanische Truppen kampflos Osterfeld.
Schon beim Vorrücken befreiten sie die
Männer und Frauen in den Kriegsgefangenen- und Zivilarbeiterlagern, die es
z. B. in unmittelbarer Nähe der GHHZechen Osterfeld und Jacobi und in
Eisenheim (Forsterbruch) gab.
Vor den Toren der Zeche Osterfeld lag
von 1942 bis 1945 auf dem heute bebauten Gelände zwischen der Vestischen
Straße, der Rübekampstraße und dem
Gleiskörper der Hüttenbahn ein Lager für
sowjetische Kriegsgefangene.
Der 70. Jahrestag veranlaßte den Osterfelder
Lokalpolitiker
Hermann-Josef
Schepers, auf dieses fast vergessene
Lager aufmerksam zu machen. Es gelang
ihm, Frau Dr. Gudrun Havermann von
seiner Idee zu überzeugen. Die Pädagogin, die an der Gesamtschule Osterfeld in
der Oberstufe Geschichte unterrichtet,
begeisterte anschließend die Schüler des
12. Jahrgangs für dieses Projekt.
In den folgenden Monaten sammelten
die Jugendlichen in Zusammenarbeit mit
Mitarbeitern der Gedenkhalle nicht nur
Ausgabe 35 – Juni / 2015
im Stadtarchiv sondern auch in Gesprächen mit Zeitzeugen Informationen über
das Lager. Während der Recherchen
reifte der Entschluß, an der Unterführung in Nähe der Malzstraße eine Gedenkstätte zu errichten, die auch in
Zukunft von Schülern der Gesamtschule
gepflegt werden soll.
Zahl der in der Grube beschäftigten
Kriegsgefangenen von 400 im August
1942 auf 2 300 am Jahresende 1944.
Am 30. November 1944 flog die britische Luftwaffe einen Großangriff auf
Osterfeld, bei dem das Lager größtenteils
zerstört wurde. 178 Gefangene starben.
Sie fanden auf dem Liricher Friedhof ihre
letzte Ruhestätte.
An das Kriegsgefangenenlager der
Zeche Osterfeld erinnert seit dem
26. März 2015 eine Gedenktafel, die
die Projektgruppe gestaltet hat. Die
Herstellungskosten übernahm die Sparkassen-Bürger-Stiftung.
Die Projektgruppe der Gesamtschule Osterfeld
hat die Ergebnisse ihrer Recherchen in
einem Rollenspiel verarbeitet.
Die im Lager lebenden sowjetischen
Kriegsgefangenen waren hauptsächlich
im Untertagebetrieb der Zeche Osterfeld
eingesetzt, weil ab Mitte 1942 immer
öfter auch junge, leistungsfähige Bergleute zum Dienst mit der Waffe eingezogen wurden. Als Folge davon stieg die
- 22 -
Fritz Pamp
Kickenberg
ᵼ
Heute fast vergessen:
Als Steinkohle Mangelware und heiß begehrt war
Maßnahmen zur Steigerung der Produktion und die Reaktionen der "Normalverbraucher"
Die britische North German Coal Control ( NGCC ), die im Dezember 1945 im
Ruhrgebiet alle Zechen übernommen
hatte, erkannte sehr schnell, daß der
Steinkohlenbergbau nur dann in der
Lage war, mehr zu produzieren, wenn es
gelang, die Belegschaften zu vergrößern
und bevorzugt mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnraum zu versorgen. Die
Engländer warben mit der Frage:
"Kannst Du bei Deiner jetzigen Tätigkeit
sagen, daß Deutschlands Wiederherstellung von Dir abhängt? Wenn Du
Bergmann wärst, könntest Du es sagen".
Außerdem suchten sie in den Gefangenenlagern nach Bergleuten und Freiwilligen, die sich zur Untertagearbeit verpflichten mußten. Als Lohn winkte die
sofortige Entlassung aus der Gefangenschaft. Aber nur ganz wenige wollten
wirklich freiwillig "an die Kohle", weil sie
nicht einmal sicher sein konnten, nach
der Schicht ein warmes Essen zu bekommen. Deshalb erhöhten die Briten
Ende 1946 die Bergarbeiterrationen auf
4000 Kalorien und gleichzeitig die Löhne
um 20%. Außerdem ließen sie auf den
Zechen Küchen einrichten, die die Belegschaft mit Suppen und Butterbroten
versorgten.
Durch diese Maßnahmen stieg die Belegschaftszahl unter Tage zwar wieder auf
183 000, sie reichten aber offensichtlich
immer noch nicht aus, die fehlenden
Bergleute anzuwerben und wie erforderlich zu ernähren. Viele Neubergleute, die
aus allen möglichen Berufen stammten,
kehrten schon nach wenigen Monaten
wieder ab, weil sie der Schwerstarbeit in
der Grube nicht gewachsen waren oder
weil sie nicht erneut in Lagern leben wollten. Die Bergwerksgesellschaften hatten
nämlich wegen der allgemeinen Wohnungsnot die Baracken in den ehemaligen
Fremdarbeiterlagern so gut es ging renoviert, um ihre neuen Belegschaftsmitglieder überhaupt unterbringen zu können.
Als weiteren Anreiz zur Leistungssteigerung führte die NGCC im Februar 1947 das Bergmann-Punkte-System
ein. Ein Gedingearbeiter erhielt abhängig
von seinem Verdienst monatlich maximal
150 Punkte, für die er Speck, Kaffee,
Zucker, Schnaps, Zigaretten, Bekleidung
und Schuhe erwerben konnte, Waren,
von denen der Normalverbraucher nicht
einmal zu träumen wagte. Diese Aktion
lief bis zur Währungsreform 1948.
Zwischen Juli 1947 und März 1948 bezogen die Kohlenhauer zusätzlich drei
Care-Pakete , die Nahrungsmittel mit
Ausgabe 35 – Juni / 2015
einem Nährwert von 40 000 Kalorien
enthielten. Schichtlöhner unter Tage
bekamen nur Teilmengen, die Übertagebelegschaft war ausgeschlossen.
Außerdem stiegen am 1. Juni 1948 die
Löhne und Gehälter für die Bergbaubeschäftigten um 15%.
Die ebenfalls im Jahre 1948 eingeführten IK-Marken (Importwaren-Kaufmarken), für die es in bestimmten Geschäften Importwaren wie Speck, Dosenmilch,
Erdnüsse und Pfeffer zu Vorkriegspreisen
gab, beteiligten den Bergmann direkt an
den Devisenerlösen, die durch seine
Mehrleistung erwirtschaftet wurden.
Auf diese Weise gelang es schließlich,
genügend Männer anzuwerben, um die
größten Lücken in den Belegschaften zu
schließen, sowie die Leistung und die
Kohleproduktion – wenn auch mit Überund Sonntagsschichten – im gewünschten
Maße zu steigern. 1948 förderten die
247 000 Bergleute im Ruhrgebiet 81 Millionen Tonnen Kohle.
Wie viele andere kam auch der spätere
Elektrosteiger und Haus-Poet auf der
Zeche Jacobi, Hein Sollmann, wegen der
besseren Versorgung 1948 zum Bergbau.
Er begründete diesen Entschluß später
so:
Ich hörte, daß der Bergmannsstand
sehr nahrhaft ist in unserem Land.
Die haben Holz, die haben Kohlen,
ja sogar Schuh' mit Ledersohlen!
Die haben gutes Öl aus Raps
und kriegen jeden Monat Schnaps.
Selbst neben den drei Care-Paketen
rollen fleißig die Moneten.
Belegte Stullen gibt es auch
und Bergmannspunkte sind hier Brauch.
Drum geb' ich bald zur eigenen Ehr'
für'n Butterbrot mein Bestes her!
Wen wundert es, daß sich nicht alle
Menschen mit der aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Bevorzugung der Bergleute abfanden. Am 9. Januar 1948 streikten zum Beispiel in Essen 16 500 Industriearbeiter eine Woche lang. Sie
protestierten gegen die Privilegien der
Bergleute und forderten eine bessere
Lebensmittelversorgung für die gesamte
Bevölkerung. Die Militärregierung versprach neben einer gerechten Verteilung
der Nahrungsmittel auch zusätzliche
Lieferungen.
Gleichzeitig machten immer häufiger
Zeitungen außerhalb des Ruhrgebietes
gegen die Sonderzuteilungen Front. Die
Gewerkschaftszeitung Die Bergbau-Industrie nahm deshalb in ihrer Ausgabe vom
- 24 -
15. Mai 1948 zu einigen Vorwürfen Stellung:
… "Es ist vielfach der Neid, der manchem
Journalisten die Feder führt. CarePakete, Punktsystem, Dollarwaren – nein
was diesen Bergleuten alles zugeschanzt
wird! Und dabei
<war der Bergarbeiter immer der ärmste
Teufel im Kohlenpott, weil er weniger
gelernt hatte als ein Facharbeiter oder
ein Handwerker. Heute ist er ein 'feiner
Maxe’ und der Herr Regierungsrat ist
gegen ihn ein bemitleidenswerter Zeitgenosse.>
So steht es wörtlich unter der Überschrift "Halbgott Bergmann" in der
Nr. 21 des "Münchner Merkur". Vielleicht
genügt es aber, wenn wir folgendes
feststellen: Nicht jeder, der sich einen
Stehkragen umbindet und gleichzeitig in
der Lage ist, einige Sätze in lesbarem
Deutsch zu schreiben, ist schon ein
Journalist. Wer aber der Meinung ist, daß
der Bergbau mit ungelernten Kräften
betrieben werden kann – die unberechtigte Vorteile genießen – der soll von der
Möglichkeit der Aufnahme der Bergarbeit
Gebrauch machen. Die Zechentore stehen heute noch für jeden arbeitswilligen
und arbeitsfähigen Mann offen. Er wird
dann sehr bald die Erfahrung machen,
daß er nach verfahrener Schicht trotz
höherer Kalorienzahl mindestens genau
so schlecht abschneidet wie der Normalverbraucher. Er wird weiter spüren, daß
die Ausführung verantwortlicher Hauerarbeit eine strengere Lehrzeit voraussetzt als die Inangriffnahme von Schreibtischarbeit.
Die mannigfachen Gefahren, die den
Bergmann unter Tage bei seiner Arbeit
bedrohen, und die vielfach schwierigen
Bedingungen, mit denen er zu kämpfen
hat, bedingen eine große geistige und
körperliche Gewandtheit." …
Mit der Währungsreform lösten sich die
zuletzt geschilderten Probleme von
selbst. Die Deutsche Mark brachte am
20. Juni 1948 die große Wende. Essen
war nicht mehr das Thema Nummer
eins. Die Lebensmittelbeschaffung klappte plötzlich reibungslos, und auch bei
sonstigen Waren traten kaum noch Engpässe auf. Für Geld konnte man fast
alles bekommen. Zu den wenigen Ausnahmen zählte die Steinkohle, die auch
in den folgenden Jahren trotz stetig
steigender Produktion nicht in den gewünschten Mengen zur Verfügung stand.
Sie wurde den Verbrauchern zugeteilt.
Fritz Pamp
Kickenberg
Ein Vulkanausbruch lässt Osterfelder hungern
Als Caspar David Friedrich 1816/1817
seine Bilder malte, z.B. Neubrandenburg
und Ansicht eines Hafens, ahnte er nicht,
dass für die spektakulären Himmelsfarben jenes Sommers ein Vulkanausbruch auf der anderen Seite der Welt
verantwortlich war. Auch andere Maler
der Romantik wie William Turner oder
Karl Schinkel, ergötzten sich am
theatralischen Dämmerungslicht. Die
biedermeierlichen Sonnenuntergänge in
Europa waren von nie dagewesener
Pracht.
etwa die Menge von 150 Kubikkilometer
Gestein, Gas, Wasserdampf und Rauch
aus. Das ungeheure Getöse wurde noch
im westlichen Sumatra gehört, in einer
Distanz von 2 500 Kilometern. Mindestens 10 000 Menschen starben sofort,
mehr als 50 000 verhungerten oder
starben durch Verletzungen in den folgenden Wochen. Die anschließende
Klimaverschlechterung durch Asche und
Gase, die in die Stratosphäre gelangt
waren, führten zu Hungersnöten weltweit. Weitere 80 000 Opfer sollte der
Gau gekostet haben. Die Eruptionssäule
erreichte eine Höhe von über 40 Kilometern. Das farblose Gas verbindet sich 30
bis 50 Kilometer über der Erde, jenseits
fast aller Witterungseinflüsse, mit Wasserdampf zu Schwefelsäure. Dieser Aerosolschleier, aus feinsten Tröpfen, wirft
die wärmenden Strahlen der Sonne ins
Weltall zurück.
1816: Das Jahr ohne Sommer
1842 schreibt der Pfarrer Terlunen in
seiner Chronik über Osterfeld:
"Neubrandenburg" gemalt von C. D. Friedrich
im Jahr ohne Sommer
Als vom 5. bis 12. April 1815 der auf
der indonesischen Insel Sumbawa
gelegene Vulkan Tambora ausbrach –
man kann auch sagen, der Tambora war
förmlich explodiert – veränderte das die
Welt. Die Intensität auf dem Vulkanexplosivitätsindex erreichte einen Wert
von sieben, die Skala endet bei acht. Die
Sprengkraft entsprach etwa der von
170 000 Hiroshimabomben und er spuckte
"1817. Das Nothjahr.
1816 Regnete vom Frühjahr bis im
Spätherbst dermaßen, daß kaum ein Tag
ohne Regen vorüberging, und keinen
warmen Sonnenschein etwas Hoffnung
brachte, dies war natürlich der Landwirthschaft so nachtheilig, daß nicht die
Hälfte des Beitrags von Lebensmittel
erzielt worde. Aus den vorhergehenden
Jahren war kein Vorrath und die Erndte
dieses Jahres war durch eine beispiellose
nasse Witterung größtenteils verdorben".
Die Mitteltemperatur der Nordhemisphäre sank 1816 stellenweise um bis zu
4,6° Celsius. Obwohl der Vulkan südlich
des Äquators liegt, erfolgte im Mai ein
Wintereinbruch, der so hart war, dass
selbst Brunnen zufroren.
Weiter schreibt Terlunen im vierten
Kaptitel:
"Bei der schlechten Erndte diese Jahres
1816 veranlaßte der Hohen Behörde
überdem für das folgende Jahr 17 eine
Getreide Zufuhr aus den Ostseehäfen zu
welchem Ende im October u. Novemb
der Bedarf den Eingessenen bis zu Ende
der nächsten Erndte ermittelt worden.
… Erst im Merz 1817 kam es Successive
an, wodurch die Noth und Angst einigermaßen gelindert worde, doch kam es
so weit, daß die Menschen sich den
jungen Klee abschnitten, und als Gemüse kochten, …"
In vielen Ländern Europas und Amerikas blieb der Sommer aus. Im Hochsommer fiel in England Schnee, in Bayern ertrank das Vieh auf den Weiden. In
den Niederlanden herrschte Futtermangel und die Bauern schlachteten ihre
Tiere. In Baden kam es zu schwersten
Missernten. Überall in Deutschland und
anderswo herrschten große Hungersnöte. Die Behörden veranlassten sozialpolitische Meilensteine. Suppenanstalten,
Spitäler und landwirtschaftliche Hilfskassen wurden eingerichtet. England, Frankreich und andere Länder erließen neue
Sozialgesetze, die etwas später auch in
unseren Breiten ihren Nachhall fanden.
Aber der Vulkanausbruch, mit seinen
sehr negativen Folgen, verhalf einer
genialen Erfindung zum Durchbruch. Die
Pferde waren Mangelware, entweder
verhungert oder notgeschlachtet, und
die Nachfrage war entstanden für ein
minimalistisches
Fortbewegungsmittel
auf zwei Rädern. Karl Drais hatte lange
an seiner Fahrmaschine getüftelt. Er ließ
seine Laufmaschine 1818 in Frankreich
unter den Namen "vélocipède" patentieren.
Als die Pferde "im Jahr ohne Sommer"
sterben, ist der Weg frei für eine bis dahin
belächelte Erfindung: das Fahrrad
Wenn im Jahr 2017 der 200. Geburtstag gefeiert wird, dann hat das sehr viel
mit einem weithin vergessenen Vulkanausbruch in Indonesien zu tun.
Der Südost-Asiatische Raum mit der indonesischen Insel Sumbawa
Ausgabe 35 – Juni / 2015
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Hans Real
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Die Bockmühle
-
Vom Bauernhof zum Luxushotel
Im Osterfelder Ortsteil Klosterhardt erhebt sich mächtig das einzige Hotel
Osterfelds, das Parkhotel "Zur Bockmühle". Es ist heute von überregionaler Bedeutung und von seinem Ursprung her
eng mit der Antony-Hütte, der "Wiege
der Ruhrindustrie", verknüpft.
Auf alten Karten finden wir im Grenzgebiet zu Sterkrade die Allmende "Bockemöllers Heide". Sie wurde vom Elpenbach durchflossen. Das Gebiet war
nicht sehr fruchtbar und mit Strauchwerk
bedeckt. Genau hier am Elpenbach lag
die schon 1400 erwähnte Ölmühle, wohl
ursprünglich ein märkisches Lehen. 1734
wurde sie als Bauernhof erwähnt.
Die Bockmühle als Ölmühle hat nichts
zu tun mit der Konstruktion einer sogenannten Bockwindmühle. Die Bockwindmühle stellt den ältesten Mühlentyp in
Europa dar. Bei diesem Typ steht das
Mühlenhaus auf einem dicken Pfahl, dem
"Hausbaum". Dieser steht senkrecht in
einem hölzernen Stützgestell, dem Bock.
Auf diesem kann die ganze Mühle in den
Wind gedreht werden.
Bei der hiesigen Ölmühle aber wurde
Flachs verarbeitet. Sein Ursprung ist die
anspruchslose Leinpflanze, die einerseits
zur Ölgewinnung diente, andererseits für
die Herstellung von Wäsche und Kleidung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
eine große Rolle spielte, bevor Baumwolle in größeren Mengen importiert wurde.
Die Samenkapseln enthalten ein bis zu
44% fettes Öl. Sie werden in Ölmühlen
gemahlen. Das Leinöl gilt als wertvolles
Speiseöl. Aus den Stängeln werden Fasern zur Garnherstellung gewonnen. Die
Fasern, die sich gut verspinnen und
verarbeiten lassen, haben eine hohe
Wärmeleitfähigkeit; und der Stoff wirkt
dadurch kühlend auf der Haut.
Um die Fasern zu gewinnen, muss der
Flachs geschlagen werden. Dieses Schlagen wird Bocken genannt. Davon leitet
sich der Name Bockmühle ab.
errichtete sein Bruder Bernhard nebenan
an der Ecke zur Mergelstraße seine Gaststätte. Er nahm 1908 zwar die Schankkonzession von der alten Bockmühle mit,
nannte allerdings seine Gastwirtschaft
zunächst "Zum Schwan".
Ausschnitt aus der Karte Siedlungswesen und
Flächennutzung der Gemeinde Osterfeld aus
der Zeit von 1825 bis 1866
Als im 19. Jahrhundert die Besitzer der
Bockmühle keine männlichen Erben
hatten, heiratete die älteste Tochter den
Kleidermacher und Kappenmacher Bernhard Wischermann. Seit dieser Zeit ist
der Name Bockmühle mit dem Namen
Wischermann verbunden. Der Flachsanbau wurde aufgegeben, mit der Gastwirtschaft, dem Kolonial- und Manufakturwarengeschäft und der Werkstatt für
Kappen und Kleider war genug zu tun,
da sich immer mehr Familien in der
Umgebung angesiedelt hatten.
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Sein Sohn Paul, ein gelernter Gastronom, übernahm 1934 das Erbe. Er vergrößerte die Gastwirtschaft. Sie wurde
unter anderem bekannt als KaffeeRestaurant und Gartenwirtschaft, wobei
die Gartenwirtschaft etwa 400 Plätze
gehabt haben soll. Das Vereinsleben
hatte wieder begonnen, deshalb wurde
ein Saal für 80 Personen angebaut.
Die Außenansicht in den 1930er Jahren
Die St. Antony-Hütte 1864
Links hinten die 1848 erbaute Bockmühle, die
das alte Gebäude der Bockmühle ersetzte.
Auch dieses Haus wurde 1958 abgerissen.
Das Gesellschaftszimmer
Beim Bau der Hütte "Zur Gottesgnaden"
entschied sich der Domherr Franz Ferdinand von Wenge für den Platz am Elpenbach, "oberhalb der Bocksmühle, auf den
sogenannten Furellenbach". Er hatte am
26. Oktober 1752 das Grundstück dazu
erworben. Bei den Streitigkeiten mit der
Äbtissin des Klosters Sterkrade ging er als
Sieger hervor. Am 18. Oktober 1758
nahm seine Hütte den Betrieb auf.
Die Nähe zur Antony-Hütte mit ihren
Arbeitern ließ auf dem Bauernhof neben
dem Flachsanbau einen Handel mit Lebensmitteln, Holz, Backwaren, einen Frisörbetrieb und eine Schneiderei entstehen.
Restaurant Zum Schwan,
Ansichtskarte von etwa 1912
Die Gartenanlage
Das Bild der alten Bockmühle
Als Heinrich Wischermann im Jahre
1906 seine Metzgerei an der Breitestraße (heute Teutoburger Straße) baute,
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Der Zweite Weltkrieg ließ weitere Pläne
erst einmal in der Schublade verschwinden. Paul Wischermann kehrte als kranker Mann aus der Gefangenschaft zurück. Doch sein Unternehmergeist war
wach geblieben. Er baute – von vielen
verspottet – 1953 die oberen Räume zu
drei Hotelzimmern aus, nachdem er sich
Kickenberg
von der Zwangsbelegung freigekauft
hatte. Er hatte damit Erfolg, deshalb
baute er noch zwei weitere Zimmer an.
Somit war das "Hotel Zur Bockmühle"
entstanden.
1971 starb Paul Wischermann. 1967
aber hatte er sein Hotel und seine Gastwirtschaft an seinen Sohn Paul junior,
der sich mit einer Lehre als Koch in Solingen und eine weiterer Lehre als Kellner in Duisburg auf seine Aufgaben
vorbereitet hatte, und dessen Ehefrau
Ursula übergeben.
Unter Paul junior ging der Auf- und
Umbau weiter. 1968 kamen drei Kegelbahnen hinzu, zwei Jahre später wurde
das Hotel noch um 18 Zimmer mit Dusche, WC, Radio und Telefon erweitert.
Der Umbau des zweieinhalb geschossigen Eckhauses zu einem fünf geschossigen Hotel mit 105 Betten erfolgte
1972/73.
Der Großbrand in den Restaurationsräumen 1976 führte zu einem Neubau
des Pubs "Schotte's Kneipe" und eines
Tagungsraumes im ersten Stock. 1978
wurde der Seitenflügel aufgestockt und
der Fitnessbereich ausgebaut.
Das Best Western Parkhotel
Zur Bockmühle
Ecke Teutoburger Straße / Mergelstraße
Der Hoteleingang vom Parkplatz
Gerade für die Wochenenden
werden verschiedene Arrangements angeboten, bei denen
der Besuch eines Musicals, des
Movie Parks, des VIP Shopping im
CentrO oder kulturelle Ereignisse mitgebucht werden. Ein Shuttleservice (mit
der eigenen weißen amerikanischen
Stretchlimousine oder mit Kleinbussen)
ermöglicht es, die Ziele bequem zu erreichen. Für 2 Kinder unter 12 Jahren besteht die Möglichkeit, mit den Eltern in
Familienzimmern zu übernachten.
Ein Familienzimmer
2009 wurde das Engagement Paul Wischermanns mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Hingewiesen wurde auf
sein Engagement für die Ausbildung von
Jugendlichen, die Einrichtung der "gastronomischen Meile" in Oberhausen, sein
Einsatz im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) sowie in vielen Ehrenämtern.
Ein Bad
Schottes Kneipe
Drei Generationen der Familie Wischermann
Um das 250jährige Bestehen der
Bockmühle zu feiern, ließ Paul Wischermann im Bereich Heiden 2 Morgen
Flachs anbauen. Im August 1984 wurden
verschiedene Jubiläumsveranstaltungen
durchgeführt, bei denen Flachs an die
Besucher ausgeteilt wurde. Zu etwa der
Zeit hat sich das Hotel der Hotelkooperation "Best Western" angeschlossen, um
größere Bekanntheit zu erreichen.
Heute wird das Parkhotel von Paul
Wischermann, seiner Tochter Ursula
Wischermann-Bruckschlegel sowie seinem Schwiegersohn Hans Bruckschlegel
als gastronomischem Leiter geführt. Es
ist ein 4-Sterne Superior Hotel, das in
erster Linie von Geschäftsreisenden
gebucht wird. Mit 7 Tagungsräumen
unterschiedlicher Größe, die mit modernen Kommunikationsmitteln ausgerüstet
sind, lassen sich hier Besprechungen
realisieren.
Mit seinen 98 Zimmern ist das Parkhotel zwar nicht das größte Hotel in Oberhausen, (NH und TRYP haben eine größere Anzahl an Zimmern) aber das Hotel
mit der höchsten Qualifizierung. Neben
Standard, Komfort und Deluxe Zimmern
bietet es 10 Suiten. Für besondere Feiern, z. B. Hochzeiten, gibt es spezielle
Angebote.
Seit fast 10 Jahren sind auch Touristen
in den Blick gerückt. Das Hotel ist – wie
das zweite Haus der Gruppe, das Hotel
Residenz in Oberhausen – in den Katalogen der großen deutschen StädtereisenV
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Es folgten immer weitere An- und Ausbauten, das Hotel wurde erweitert und
mit höherem Komfort ausgestattet. So
erfolgte 1988 eine komplette Neugestaltung der Fassade mit Spiegelelementen.
Nachdem die benachbarte Metzgerei
Heinrich Wischermann 2008 ihre Pforten
geschlossen hatte, wurde auch dieser
Bereich für das Hotel übernommen. Das
führte zur Investion von rund 3 Millionen
Euro für die gründliche Umgestaltung
des Eingangsbereichs und des Parkplatzes wie auch einiger Zimmer bis zur
Eröffnung dieses Teils im Jahre 2013.
- 29 -
Auf einigen Zimmertüren erinnern Bilder an
die industrielle Vergangenheit der Region.
Unabhängig von den Angeboten des
Hotelbereichs stehen das Restaurant und
Schotte's Kneipe allen Gästen für Mahlzeiten wie auch Feiern in geschlossenen
Gesellschaften zur Verfügung.
Sie finden das Hotel im Internet unter
http://www.parkhotel-oberhausen.de
Telefonisch ist es zu erreichen unter
0208 6902-0
Marianne Michael
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Zum 16. Mal Olgas-Rock am 7. und 8. August 2015
Ein Musik-Festival mit Event-Charakter in Osterfeld
Neben dem Osterfelder Stadtfest sowie
zahlreichen Veranstaltungen des Bürgerrings, der Werbegemeinschaft (WEGO)
und unseren diversen Vereinen ist seit
Jahren eine weitere Veranstaltung hier in
aller Munde.
Das vom Kulturbüro der Stadt Oberhausen gemeinsam mit dem rocko e.V.
(dem Verein zur Förderung der Rockmusik in Oberhausen) veranstaltete OlgasRock-Festival auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau an der Vestischen Straße ist mittlerweile ein fester
Bestandteil des Kulturangebotes unserer
Stadt. Mit einer tollen Mischung aus
Rock, Pop, Metal, Punk und Alternative
werden die musikalischen Wünsche der
Besucher erfüllt. Tausende junger und
jung gebliebener Menschen, auch aus
den Nachbarstädten, haben seit vielen
Jahren dieses Musik-Festival in ihr Herz
geschlossen. Die Atmosphäre ist trotz
der großen Zahl der Rock-Fans entspannt, ja fast familiär.
So wird auch das diesjährige RockFestival für alle Fans aus NRW am Freitag, dem 7. und am Samstag, dem 8.
August 2015 – jeweils ab 12.00 Uhr
wieder ein eintrittsfreies Erlebnis unter
dem Motto "Umsonst und Draußen" sein.
Die anfallenden Kosten, wie Gagen für
die Bands, Bühnen und Technik, Personal, Sicherheit, Toiletten usw., werden
hauptsächlich über den Verkauf von
Speis und Trank mit den Olga-Talern als
Wertmarken finanziert. Daher bitten die
Veranstalter alle Gäste um Verständnis
und Unterstützung, keine Speisen und
Getränke mitzubringen, wenn sie im
einzigen Einlassbereich am Steigerhaus
in mehreren Schleusen auf das Gelände
geleitet werden. Für Fotos sind Handykameras erlaubt, Spiegelreflexkameras
allerdings nicht. Es ist auch vorgegeben,
dass Tiere zu Hause bleiben müssen.
Auch in diesem Jahr stehen den insgesamt 25 Bands wieder zwei Bühnen für
ihre musikalischen Darbietungen zur
Verfügung. Neben national und international bekannten Bands, bietet das Olgas-Rock-Festival auch zahlreichen regionalen und lokalen Nachwuchsbands die
Möglichkeit, sich in einem professionalen
Rahmen einem großen Publikum zu
präsentieren. Ein weiteres Beispiel für
die Förderung und Vernetzung der lokalen und regionalen Musikszene ist der
seit 10 Jahren von rocko e.V. und dem
Zentrum Altenberg veranstaltete Bandcontest "Best-of-Unsigned". Hier bekommen die Gewinnerbands die Chance,
bei gleich drei etablierten Musikfestivals
Ausgabe 35 – Juni / 2015
zu spielen. Neben einem Auftritt beim
Olgas-Rock-Festival stehen noch das
Free-Fall Festival in Moers und das Pfarrfestival in Essen auf dem Programm.
Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010
gibt es einen regen Kulturaustausch
zwischen Oberhausen und der Partnerstadt in England Middlesbrough, bei
dem lokale Bands die Möglichkeit bekommen, in der jeweiligen Partnerstadt
live aufzutreten.
OLGA-Park und Livemusik
passen gut zusammen
Das Publikum freut sich auf 25 Bands
Rock-Fans zeigen Herz bis ganz vorne
Neben der Live-Musik gibt es natürlich
wieder ein großes Rahmen-Programm.
Vom Bungee-Jumping bis zu den Aussichtsfahrten auf gut 80 Meter Höhe und
zahlreichen Ständen, somit jede Menge
Abwechslung. Zudem bietet das zum
Park ausgebaute große ehemalige Zechengelände viel Platz und Möglichkeiten, sich auch abseits der Musik zu unterhalten. Da auf dem Gelände selbstverständlich nicht übernachtet werden
kann, bietet u. a. das ca. 15 Minuten
entfernte Hostal Veritas an der Essener
Straße den auswärtigen Gästen eine
preiswerte Unterkunft.
- 30 -
Olgas-Rock stand auf der Kippe
Die 15. Ausgabe der Veranstaltung im
Vorjahr wird wegen des schlechten Wetters noch lange in Erinnerung bleiben.
Ein verregneter erster Festivaltag brachte den Veranstaltern nicht die sonst
übliche Anzahl von Besuchern und bescherte ihnen einen nicht unerheblichen
Umsatzeinbruch an den Ständen. Dazu
kam, dass die ursprünglichen 20 000 €
an städtischen Zuschüssen gemäß dem
Haushaltsplan um die Hälfte gekürzt
wurden. Die Finanzlücke konnte nicht
allein durch Sponsoren geschlossen
werden.
Dies alles führte dazu, dass die Organisatoren unmittelbar nach Ende des Festivals nicht unbedingt von einer Weiterführung von Olgas-Rock ausgehen konnten. Erfreulicherweise erhielten die Verantwortlichen aber von den Fans und
Bands sehr viele positive und aufmunternde Unterstützungsangebote. Auch
die Zustimmung seitens des städtischen
Kulturdezernates, sich weiterhin für den
Erhalt des Olgas-Rock-Festivals einzusetzen sorgte beim Veranstalter rocko e.V.
für neuen Mut, weiter zu machen.
Das "Musik-Festival an der frischen Luft
und im Grünen" hat sich in 15 Jahren zu
einer angesehenen Marke in NRW entwickelt. Dass die Veranstaltung auch ohne
feudale Zuschüsse dauerhaft überleben
kann, daran werden alle Beteiligten und
die vielen ehrenamtlichen Helfer weiter
arbeiten.
Zum Beweis fanden am 28. Februar
und am 1. März sogenannte Rettungskonzerte für Olgas-Rock mit bekannten
Bands im Zentrum Altenberg statt, die
zugunsten des Osterfelder Festivals auf
ihre Gage verzichteten. Dazu wurden ein
Fotokalender mit vielen mitreißenden
Festival-Bildern und außerdem zahlreiche
Festivalbändchen
verkauft.
Weitere
Ideen machen Hoffnung auf eine gute
Zukunft.
Die Veranstalter planen für das Festival
im August, auf dem OLGA-Gelände neben weiteren Verkaufsständen auch eine
Bestellmöglichkeit für T-Shirts und CDs
im Online-Shop einzurichten. Als zusätzliche Einnahmequelle sollen Getränke nur
noch in Olga-Pfandbechern angeboten
werden. Dazu besteht der Wunsch auf
eine steigende Spendenbereitschaft.
Aber auch gutes Wetter und "Daumen
drücken" könnte helfen, nach der Stimmungsparty zufrieden zurück zu blicken,
um ein Wiedersehen hoffentlich auch im
Jahr 2016 zu ermöglichen.
Günter Lohmar
Kickenberg
Der Steinkohlenbergbau der Gutehoffnungshütte in Oberhausen (Teil 19)
Die Zeche Franz Haniel
Das Kraftwerk
Im Jahre 1953 betreibt die Bergbau AG
Neue Hoffnung, eine Nachfolgegesellschaft der GHH, die Kraftwerke Sterkrade und Osterfeld, die in den Kesselhäusern überwiegend schwer absetzbare
Ballastkohle und Mittelgut verfeuern.
Deshalb produzieren sie den Dampf und
damit auch Druckluft und vor allem
elektrische Energie sehr kostengünstig.
Wegen der stetig steigenden Förderung
auf den Zechen Osterfeld, Jacobi und
Franz Haniel zeichnet es sich jedoch ab,
daß die beiden genannten Kraftwerke die
in den Betrieben benötigte Energie in
absehbarer Zeit nicht mehr mit der erforderlichen Sicherheit liefern können.
Deshalb fällt im Vorstand die Entscheidung, auf ihrer jüngsten Schachtanlage
Franz Haniel ein weiteres Kraftwerk zu
bauen und einen Teil der dort geförderten Flammkohle, die sich gut als Kesselkohle eignet, unaufbereitet zu verstromen. Der größte Teil der Förderung soll
aber wie bisher über die Schiene zur
Aufbereitung Jacobi transportiert werden
(siehe Kickenberg Nr. 27).
Die Planung sieht eine installierte elektrische Leistung von 47 Megawatt und
einen Turboverdichter für die Erzeugung
von 80 000 Nm³/h Druckluft vor. Noch
im selben Jahr, also 1953, erfolgt der
erste Spatenstich. Die Bauarbeiten verlaufen zügig und ohne Komplikationen.
Die Zeche Franz Haniel mit dem Kraftwerk 1956
Auf dem Dach des Kesselhauses sind Elektrofilter installiert, die das Rauchgas der drei Dampfkessel entstauben. Das Gebäude davor ist das Maschinenhaus. Im Kühlturm am rechten Bildrand
wird das aus dem Kraftwerk zurückfließende erwärmte Kühlwasser vor der Wiederverwendung
gekühlt.
Die Schalt- und Steuerwarte
Eine Kesselspeisepumpe
Jeder der drei von einer zentralen Warte gesteuerten Schmelzkammerkessel
erzeugt in der Stunde 125 Tonnen
Dampf mit 80 bar und 510° C. Dafür
braucht er rund 10 Tonnen Kohle und
135 Tonnen Wasser.
Die Kesselspeisepumpen drücken das
Wasser von hier aus durch die Hochdruckvorwärmer in die Kessel. Drei Elektrofilter auf dem Dach des Kesselhauses
reinigen die Rauchgase und geben sie
über kurze Schornsteine an die Atmosphäre ab. Erst 17 Jahre später, 1972,
wird aus Umweltschutzgründen ein
160 m hoher Kamin gebaut.
Das Maschinenhaus wird gebaut.
Zum Jahresende 1954 steht das Projekt kurz vor der Fertigstellung. Überall
beschäftigen sich die Monteure mit den
Restarbeiten, und die Prüfingenieure der
Lieferfirmen und des TÜV suchen nach
Schwachstellen und Sicherheitsrisiken,
damit diese noch vor der Inbetriebnahme beseitigt werden können.
Der Chronist, der als 19-jähriger Elektrolehrling ein klein wenig zum Gelingen
beigetragen hat, ist Zeuge, als Bergassessor Klaus Haniel am 20. Januar 1955 auf
das berühmte Knöpfchen drückt und das
Kraftwerk Franz Haniel zum ersten Male
Dampf, Druckluft und elektrischem Strom
in die entsprechenden Netze speist.
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Die Speisewasser-Aufbereitungsanlage
mit den Ionenaustauschern
Etwa ein Drittel des eingesetzten Kesselspeisewassers ist in Ionenaustauschern
vollentsalztes Brunnenwasser, das mit
dem Kondensat gemischt über die Niederdruckvorwärmer
den
Speisewasser-Entgasungsbehältern zugeführt wird.
- 32 -
Die Zeche Franz Haniel 1974
Der 160 m hohe Kamin soll die Rauchgase
besser verteilen.
Der in der 21 MW-Vorschaltmaschine
oder bei Bedarf auch in einer Reduzierstation auf 17,5 bar entspannte Dampf
Kickenberg
speist danach eine 26 MW-Kondensationsmaschine, einen Turbokompressor
für 80 000 Nm³/h Niederdruckluft, der
ebenfalls auf Kondensation arbeitet. Aus
diesem "Zwischendrucknetz" werden
auch die Fördermaschinen und die sonstigen Dampfverbraucher auf der Zeche
Franz Haniel versorgt.
Die 26 MW-Maschine
Die GHH setzt in ihren Zechenkraftwerken
Turbogeneratoren nach dem System "Ljungström" ein, die das Tochterunternehmen M.A.N.
in Lizenz baut. Bei diesen Maschinen treibt die
in der Mitte angeordnete Gegenlaufturbine
zwei Generatoren an.
Die Hochspannungs-Schaltanlage
Außerdem versorgt das neue Kraftwerk
die Schachtanlage Jacobi über eine 4 km
lange Rohrleitung mit Dampf. Die alten
Kesselhäuser auf beiden Zechen haben
ausgedient und sollen später abgerissen
werden.
Die Dampfleitung zur Zeche Jacobi
ist parallel zur Werksbahntrasse verlegt.
Im Vordergrund die Dampf-Übergabestation
auf der Zeche Jacobi
Auch nach der offiziellen Inbetriebnahme bleibt, wie bei fast allen Neuanlagen,
Einiges zu verbessern und zu optimieren.
Diese Arbeiten sind in vollem Gange, als
sich am 31. Januar auf der "Zwischendecke" unterhalb der Schalt- und Steuerwarte aus ungeklärter Ursache die Außenmäntel einiger Kabel entzünden. Das
Kraftwerk muß wieder außer Betrieb
genommen werden. Zum Glück stehen
die alten Kesselhäuser noch…
Die Feuerwehr bekommt den Brand
schnell unter Kontrolle, trotzdem richtet
er einen solchen Schaden an, daß es
Wochen, wenn nicht Monate dauern
kann, alle Kabel auszuwechseln. Solange
soll zumindest die Kesselanlage aber
unter keinen Umständen stillstehen. In
dieser Situation wird Improvisation groß
geschrieben und plötzlich ziehen eifrige
Elektriker zwischen Kesselhaus, Wasseraufbereitung,
Reduzierstation
und
Schaltwarte für die wichtigsten Steuerungen und Messungen "Freileitungen".
Und weil alle – auch der Stift – an vielen
Tagen "doppelt" machen, stehen die
Kessel mit örtlichen Steuerständen am
28. Februar wieder unter Dampf. Eine
Woche später geht die Anlage voll an
das Netz.
Gleichzeitig machen sich Spezialisten
daran, nur die verbrannten Teile der
Kabel zu ersetzen und die ausgetauschten Stücke an geeigneten Stellen durch
neuartige Gießharzmuffen mit den Restlängen zu verbinden. Nach und nach
verschwinden die Provisorien wieder und
Anfang November wird das Kraftwerk
zum zweiten Male angefahren.
Größere Zwischenfälle im Kraftwerksbetrieb gibt es in Zukunft nicht mehr.
Nach der Stillegung des Kraftwerkes
Osterfeld am 24. Februar 1977 beliefert
das Kraftwerk Franz Haniel auch die
Zeche und Kokerei Osterfeld mit Dampf.
Die Rohrleitung erreicht jetzt eine Gesamtlänge von 7,4 km.
Ab 1. Juli 1978, als das Kraftwerk Sterkrade den Betrieb einstellt, muß das
Kraftwerk Franz Haniel zusätzlich die
Druckluftversorgung
der
Bergwerke
Osterfeld und Prosper-Haniel übernehmen. Aus diesem Grunde wird die Drucklufterzeugungsanlage um zwei Verdichter
mit je 80 000 m³/h erweitert. Die neuen
Maschinen erhalten Elektroantriebe.
Ein Niederdruck-Kompressor
mit Elektroantrieb
- 33 -
Im Zuge dieser Arbeiten
rüstet die Firma Babcock zwei
der drei Dampfkessel zur
Verwertung des untertage abgesaugten Grubengases mit zusätzlichen
Gasfeuerungen aus.
Am 29. November 1988, also nach genau 12 355 Tagen, muß auch das Kraftwerk Franz Haniel seine Tore schließen.
In dieser Zeit erzeugt es aus 7,15 Mill.
Tonnen Rohkohle 9,2 Milliarden Kilowattstunden elektrischen Strom und eine
nicht bekannte Menge Druckluft und
Prozeßdampf.
Aus den genannten Zahlen lassen sich
folgende gerundete Mittelwerte errechnen:
Täglich
setzt
der
Betrieb
580 Tonnen Rohkohle mit 35 % Bergeanteil ein und speist 745 000 kWh in
das Verbundnetz, das sind 0,51 Kilogramm reine Kohle je Kilowattstunde.
Wenn man bedenkt, daß der entnommene Prozeßdampf und die erzeugte Druckluft bei dieser Berechnung unberücksichtigt bleiben, ist das im Vergleich zu
einem modernen Steinkohlenkraftwerk,
das ungefähr 0,3 kg Kohle je Kilowattstunde verbraucht, kein schlechter Wert.
Der Kamin – eine weithin sichtbare Landmarke – verschwindet am 2. Dezember
1990 vor den Augen zahlreicher Zuschauer, die das Ereignis von der Halde
aus beobachten, von der Bildfläche.
Wohldosierte, an vorher berechneten
Stellen
angebrachte Sprengladungen
sorgen dafür, daß der Koloß fällt, ohne die
angrenzenden Gebäude zu gefährden.
Nach dem Zünden der
ersten Serie im Sockel
neigt sich der Kamin in die
gewünschte Richtung.
Die zweite Serie teilt ihn
in der Mitte. Die obere
Hälfte neigt sich nicht
zur Seite.
Auch als die untere
Hälfte fast auf den
Boden schlägt, bleibt die
obere Hälfte in der
Senkrechten.
Nur wenige Sekunden
nach der ersten Zündung ist das Wahrzeichen dem Erdboden
gleich gemacht.
Fritz Pamp
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Kurzmeldungen aus Osterfeld
100 Jahre
Hindenburg-Apotheke
Die Geschichte der Heilmittel ist mit den
Ursprüngen der Menschengeschichte
verknüpft. Von Beginn an wurden Körper,
Seele und Geist als eine untrennbare
Einheit empfunden. Körperliche und geistige Gesundheit seien wichtig genug,
darum zu beten, betonte der römische
Dichter Juvenal bereits vor Christi Geburt.
Vor allem im 20. Jahrhundert haben
sich die Apotheken zu leistungsfähigen
und modernen Unternehmen gewandelt.
Im Stadtteil Osterfeld versorgen 8 Apotheken an allen Tagen im Jahr lückenlos
die Bevölkerung mit Ratschlägen und
Medikamenten.
Als dienstälteste Osterfelder Apotheke
kennen wir die Hindenburg-Apotheke
(siehe auch KICKENBERG Nr. 17), die kürzlich ihren 100. Geburtstag feierte. Viele
Jahre führte Jochen Fischer bis August
2009 die Apotheke und ging mit 66 Jahren in den Ruhestand. Er übergab sie
Farajoullah Tondravane-Moradi, der mit
seiner Familie schon seit vielen Jahren in
Osterfeld lebt.
An der Bergstraße 197 bildet die Beratung und Messung bei Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinproblemen ebenso einen Teil des Apotheken-Angebotes
wie das Thema Kompressions- und
Stützstrümpfe bei Venenleiden. Zu weiteren Fachberatungen gehören unter anderem auch die medizinische Fußpflege
und die Homöopathie sowie die Entsorgung von Altmedikamenten. Näheres
können Sie telefonisch unter 99429-31
erfahren oder am Computer unter
www.hindenburg-apotheke-oberhausen.de.
Die Hindenburg-Apotheke kooperiert
mit dem Ambulanten Pflegedienst "Pflege Engel". Mit ihrer wohnquartiersnahen
Versorgung unterstützt das Team kranke
und hilfsbedürftige Menschen in ihrem
Wunsch, so lange wie möglich in der
gewohnten häuslichen Umgebung bleiben zu können. Weitere Informationen
können unter Tel. 6257 8086 oder
www.pflegedienst-engel-oberhausen.de
abgerufen werden.
Günter Lohmar
Ausstellung in der
Auferstehungskirche
Am 8. März, in der vorösterlichen Zeit
dieses Jahres, wurde in der evangelischen Auferstehungskirche an der Vestischen Straße in Osterfeld eine Ausstellung besonderer Art in einem Gottesdienst eröffnet.
Die Künstlerin Alexandra Lauer-Göttert
hatte an sieben Stationen Passion und
Auferstehung Christi in überzeugenden
Bildern dargestellt. In ihnen hat sie eigene Erfahrungen von Leid und Hoffnung
verarbeitet. Das Besondere an der Präsentation ihrer teils abstrakten, in Acryl
auf Leinwand gemalten, Darstellungen
war die Verknüpfung mit Alltagsgegenständen. Diese waren genauso wie die
meisten Bilder auf weiße Tücher drapiert.
Als ein Beispiel habe ich das Bild mit
dem Titel "Abendmahl" ausgewählt. Es
stellt den Beginn des Leidensweges Jesu
dar.
Das Gemälde zeigt in der Mitte eine
weiße Säule, die Christus darstellen soll.
Davor sieht man eine winzige Säule, die
wohl das Mahl bedeuten dürfte. Die
weiteren Säulen in verschiedenen Farben
sind seine Jünger, wobei die Zahl 12 auf
4 reduziert ist.
Vor dem Bild hatte die Künstlerin einen
weiß gedeckten Tisch aufgestellt. Auf
einem Teller sind zwei Brotstücke zu
sehen. Daneben stehen ein Trinkglas
und eine Glaskaraffe, die für den Wein
bestimmt sein dürften. So wird in zweifacher Weise an das letzte Abendmahl
Jesu mit seinen Jüngern erinnert.
Bild und Text von Heinrich J. Bahne
- 35 -
Weitere Stolpersteine
in Osterfeld verlegt
Vor 20 Jahren hat der Künstler Gunter
Demnig in Köln den ersten Stolperstein
verlegt. Das ist ein quadratischer, knapp
zehn Zentimeter großer Betonstein mit
einer Messingplatte. Darauf erinnert eine
Inschrift an die Menschen, die in der Zeit
des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den
Selbstmord getrieben wurden. Der Stein
wird am letzten selbstgewählten Wohnort
des Opfers in den Gehweg eingesetzt.
Mittlerweile sind mehr als 50 000 Steine in
Deutschland und anderen europäischen
Ländern verlegt worden. Sie bilden das
größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Am 2. März 2015 fand die nunmehr
zehnte Verlegung in Oberhausen statt,
bei der auch zwei weitere Stolpersteine
in Osterfeld hinzukamen. Erinnert wurde
an der Elpenbachstraße 16 an Bruno
Blank, geboren 1906 als Sohn einer
Arbeiterfamilie. Er war nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933
als Kassierer für die KPD in der Zechensiedlung Jacobi tätig. Von der Gestapo
1936 verhaftet und vom Oberlandesgericht Hamm wegen "Hochverrat" zu zwei
Jahren Haft verurteilt, wurde er daran
anschließend in das Konzentrationslager
Bruals-Rhede verschleppt. Nach seiner
Entlassung folgte die Arbeitslosigkeit und
eine Zeit weiterer Verfolgung. 1942
wurde er zu einer Strafeinheit der
Wehrmacht eingezogen. Bis zu seinem
Tod im Jahre 1990 engagierte Bruno
Blank sich politisch.
In Anwesenheit von Familienangehörigen
Arthur Staudts setzt Gunter Demnig den Stein.
Ein weiterer Gedenkstein wurde an der
Rothebuschstraße 116 für den Bergmann
Arthur Staudt, Jahrgang 1889, eingesetzt.
Er war bekennender Anhänger der von
den Nazis verbotenen SPD und Gewerkschaftsmitglied, wurde 1935 von der
Gestapo verhaftet und 1936 vom OLG
Hamm wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens" zu 17 Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung lebte Arthur Staudt mit seiner Ehefrau bis zu seiner Ermordung 1946 in
Oberhausen.
Renee Radermacher
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Kickenberg
Kurzmeldungen aus Osterfeld
Jahreshauptversammlung
Osterfelder Bürgerring e.V.
Vorstand wiedergewählt
Neuer Seelsorger in der
Pfarre St. Pankratius
Pastor Graw in sein Amt eingeführt
Propst em. Karl Wehling
60 Jahre Priester
Der Osterfelder Bürgerring lud seine
267 Mitglieder zur Jahreshauptversammlung am 19.03.2015 in das Haus Reimann ein.
Nach der Begrüßung und der Totenehrung berichtete die Vorsitzende Marita
Wolters über die Aktivitäten des Vereins,
die Schatzmeisterin Anke Mettler erläuterte anschließend seine finanzielle Lage.
Die Prüfer bescheinigten Frau Mettler
eine vorbildliche Kassenführung.
Am 1. Februar 2015 wurde Pastor Vinzent Graw als neuer Seelsorger mit dem
Seelsorgeschwerpunkt St. Franziskus in
der Pfarrei St. Pankratius eingeführt.
Gleichzeitig ist er Stellvertreter des Pfarrers von St. Pankratius. Mit dem
35jährigen Geistlichen hat die Gemeinde
den jüngsten Pastor des Bistums, insgesamt ist er der viertjüngste Geistliche
des Bistums.
Vielen Osterfelder Katholiken wird der
neue Pastor bekannt sein, da er von
2006 bis 2010 als Kaplan in St. Pankratius eingesetzt war. Er war zuletzt als
Kaplan in der Pfarrei St. Medardus in
Lüdenscheid tätig.
Das diamantene Priesterjubiläum feierte am 8. März 2015 Propst em. Karl
Wehling.
Am 5. März 1955 war er in der Lambertikirche zu Münster von Bischof Michael
Keller zum Priester geweiht worden.
Nach einigen Stellen als Kaplan war er
zehn Jahre lang Religionslehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Sterkrade.
Vom 4. Februar 1969 bis zum 1. Oktober 1996 wirkte er als Propst in der Pfarrgemeinde St. Pankratius in Osterfeld.
Jürgen Fischer leitete die satzungsmäßig anstehende Wahl des Vereinsvorstandes. Ohne Gegenkandidaten stellten
sich die Amtsinhaber zur Wiederwahl:
Marita Wolter, Vorstandsvorsitzende
Michael Helmrich, Stellvertreter
Rudolf Krenz, Stellvertreter
Anke Mettler, Schatzmeisterin
Heinrich Harpering, Schriftführer.
Weil die Versammlungsteilnehmer auf
Nachfrage keine geheime Wahl beantragten, ließ Herr Fischer durch Handzeichen abstimmen. Alle Bewerber wurden
ohne Gegenstimmen wiedergewählt.
Daraufhin übernahm Frau Wolter die
Versammlungsleitung.
Fritz Reimann stand nach jahrelanger
Mitarbeit dem Beirat nicht mehr zur Verfügung. Um den freigewordenen Sitz
bewarb sich Frau Manuela Krey. Die anderen Mitglieder stellten sich zur Wiederwahl. Da es keine weiteren Kandidaten
gab, schlug die Vorsitzende vor, folgende
Personen in den Beirat zu wählen:
Manuela Krey
Klaus Brackmann
Ludgerus Breuckmann
Immanuel Schuler
Wolfgang Wolter.
Pfarre St. Pankratius gratuliert
Unter dem TOP Verschiedenes kündigte Frau Wolter drei Veranstaltungen des
Bürgerrings an, zu denen die Mitglieder
zu gegebener Zeit schriftlich eingeladen
werden:
25.09.2015 Benefizessen
23.10.2015 Bücherlesung
03.12.2015 adventliche Begegnung.
Die Pfarrei St. Pankratius hat mit Pfarrer Vogel im Moment einen Pfarrverwalter. Pastor Christoph Wichmann ist zum
1. Adventssonntag zum Pfarrer und
Propst in St. Pankratius ernannt.
Damit wird der notwendige Zukunftsprozess angegangen werden. Festzustellen ist, dass bei einem Katholikenanteil
von 33,5% im Bistum Essen (Zahlen von
2013) die Faktoren "alternde Gesellschaft"
und "soziale Veränderungen im Ruhrgebiet" (alternde Bevölkerung, oft Berufstätigkeit beider Elternteile, viele Alleinerziehende, Patchworkfamilien) auch Auswirkungen auf die kirchlichen Strukturen
haben. Im gesamten Bistum Essen standen 4 850 Taufen 9 840 Bestattungen
und 5 405 Austritte gegenüber.
Für Pastor Graw, der sich in zusätzlichen
Seminaren und Praktika auf sein Amt
vorbereitet hat, steht die persönliche
Seelsorge, der Kontakt mit den Menschen
vor Ort, im Mittelpunkt seiner Arbeit. Er
wird die Zeit nutzen, die örtlichen Gegebenheiten und die Menschen der Gemeinde kennenzulernen und dann seine Erfahrungen in den Zukunftsprozess im Sinne
dieser Menschen einzubringen.
Die KICKENBERG-Redaktion wünscht ihm
ein segensreiches Wirken in Osterfeld.
Natürlich wurde in einigen Reden auf
die vielen Verdienste des Jubilars hingewiesen. Er selbst bedankte sich bei allen,
die zum Gelingen des Festes beigetragen
hatten.
Fritz Pamp
Marianne Michael
Text und Bilder: Heinrich J. Bahne
Auch dieser Wahlgang konnte per Akklamation durchgeführt werden. Alle
Bewerber wurden einstimmig gewählt.
Die Kassenprüfer Jürgen Fischer und
Hermann-Josef Schepers bleiben eine
weitere Wahlperiode im Amt.
Ausgabe 35 – Juni / 2015
- 36 -
Die Feierlichkeiten begannen mit einem
Festhochamt um 16.00 Uhr in der
Propsteikirche. Konzelebranten waren
Pastor Marquart aus Osterfeld und Pfarrer
Dr. Knechten aus Datteln-Horneburg.
Kirchenchor und Blasorchester der
Gemeinde gaben der Feier einen würdigen Rahmen.
Anschließend fand im Pfarrheim mit
vielen geladenen Gästen die weltliche
Feier statt.
Kickenberg
Fast vergessene Sagen aus Vondern
In alten Zeiten erzählte man sich in Osterfeld noch so mancherlei Sagen. Da
wurde von wütenden Riesen und unruhigen Geistern, von tapferen Recken und
von verzauberten Brücken berichtet. Der
Osterfelder
Heimatforscher
Bernhard
Grünewald sammelte sie in den 1920er
Jahren und schrieb sie nieder. Sehr bekannt wurde die Sage von der Waghalsbrücke (siehe KICKENBERG Nr. 5). Nicht so
oft sind hingegen – vielleicht wegen ihrer
Kürze – weitere Sagen aus Vondern zu
hören. Damit sie nicht völlig vergessen
werden, möchte ich sie hier erneut (in
Kursivschrift) vorstellen und kurz besprechen.
Auch nachdem sich bei uns das Christentum fest etablierte hatte, hingen die
Menschen nach wie vor am vorchristlichen
Brauchtum. Die christlichen Würdenträger
wandelten daraufhin einige heidnische
Feste in christliche Feiertage um und
integrierten das alte Brauchtum in das
Kirchenjahr. Ehemals heidnische Feiertage, wie Walpurgisnacht (heilige Walburga), Erntedank (St. Michael), Fastnacht (ursprünglicher Starttermin am 6.
Januar, heute Epiphanias, Heilige drei
Könige) oder verschiedene Osterbräuche
(Osterfeuer), sind daher noch heute bekannt. Geblieben sind auch Märchen, die
oft in den alten Mythen ihren Ursprung
haben. Beispielhaft seien hier Frau Holle,
Dornröschen oder Schneewittchen genannt. Als Sagen haben sich noch viele
Geschichten vom wilden Heer, den Alben
und Zwergen, Schlossgeistern oder den
weißen und schwarzen (Jung-)Frauen
usw. erhalten. Durch die Annahme des
christlichen Glaubens wurden mit der Zeit
aus den heidnischen Göttern und Wesen
böse Geister und unheilvolle Gestalten.
Man entstellte und verteufelte sie nun und
verwies auf Aberglauben und Zauberei.
Deshalb können wir heute viele Sagen
kaum noch richtig verstehen.
Der Poltergeist
In Burg Vondern hauste einst ein unsteter Geist, der besonders zur Nachtzeit die
Bewohner durch Türschlagen, Gepolter
auf den Treppen und ähnlichen Unfug zur
Verzweiflung trieb. Als er einmal wieder
gar nicht zur Ruhe kommen konnte, soll
ihn ein Geistlicher in den Kellergewölben
gebannt und eingemauert haben. Als
Förster Klute auf Burg Vondern lebte,
begann der Geist ganz unerwartet wieder
seine störende und geheimnisvolle
Nachtwanderung, so dass man sogar das
Schloss räumen wollte. Mit der Zeit beruhigten sich aber die Bewohner und die
Sage geriet in Vergessenheit.
Wer zu Lebzeiten ein schlechter
Mensch war und eine Untat beging, fand
im Jenseits keine Ruhe und kam zu
Ausgabe 35 – Juni / 2014
bestimmten Zeiten in der Nacht als
Wiedergänger zurück. Seine Untat
konnte sich auf die Nachfahren negativ
auswirken. Er versetzte daher mit seinem Auftauchen die Menschen in Angst
und Schrecken. In christlicher Zeit konnte
nur ein Geistlicher diesem Spuk ein Ende
setzen.
Das silberne Spinnrad
Wer heute Burg Vondern einen Besuch
abstattet und sich in den weiten Räumen
umsieht, bemerkt an der Ostwand in
einem Zimmer eine geweißte MammutRippe. An diese knüpft sich die Sage, dass
sie von einem Ritter stamme, dessen
Riesengeschlecht ehedem auf Vondern
hauste und unsere Gegend unsicher
machte. Dieses Geschlecht soll auch im
Besitz ungeheurer Reichtümer gewesen
sein, so dass selbst gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, zum Beispiel die
Spinnräder, silbern waren. Einst kam nun
einer der Recken zur späten Nachtstunde
heim, er hatte bei seinem Freunde auf der
benachbarten Burg geweilt. Dort war es
lustig zugegangen und wieder und wieder
hat der große Humpen die Runde gemacht. Ein geringfügiger Umstand – namentlich soll es ihm unbequem gewesen
sein, dass er Mutter und Schwester noch
am Spinnrad sitzend antraf – versetzte
den jähzornig Veranlagten in wütende
Raserei, so dass er das Spinnrad durchs
Fenster in den nahen Burggraben warf.
Als man diesen um die 1750er Jahre
zuwarf, fischten die Arbeiter eifrig nach
dem kostbaren Schatz, ohne ihn jedoch
zu finden. Und so ruht er denn wohl heute noch dort.
Vermutlich wurden hier im Laufe der
Zeit in der Überlieferung verschiedene
heidnische Elemente vermischt. Im germanischen Glauben gab es neben dem
Göttergeschlecht auch das Riesengeschlecht. Es verkörperte als Wesen ursprünglich die lebensfeindlichen Kräfte in
der Natur. So gab es zum Beispiel Frost-,
Berg- oder Eisriesen. Sie wohnten hauptsächlich in unfruchtbaren Gegenden oder
in Bergen und fügten den Menschen so
manchen Schaden zu. Die Bergriesen
besaßen auch viele Bodenschätze, daher
ihr Reichtum. Der Riese nimmt in dieser
Sage wohl von Wodan ("der Wütende"),
dem alten germanischen Himmels- und
Sturmgott, sein aufbrausendes, hier negativ dargestelltes Wesen auf. Das wertvolle
Spinnrad symbolisiert Frija ("die Geliebte,
Frau"), die höchste germanische Göttin,
die entsprechend dem christlichen Glauben ebenfalls negativ dargestellt wird. Sie
war zuständig für Fruchtbarkeit, Haus und
Familie. Das Spinnrad war ihr unterstellt.
Ohne fruchtbaren Acker gab es keinen
Flachs und damit keine Kleidung.
- 38 -
Das Spinnen und Reden zur späten
Nachtruhe gefiel wohl dem "Riesen"
nicht so gut. Man kann auch im heidnischem Sinne sagen: Wenn die Hausfrau
tagsüber ihre Hausarbeit nicht mehr erledigte, wurde sie und ihre Familie von den
Göttern bestraft. Von ihrer Tätigkeit hing
das Wohl der ganzen Hausgemeinschaft
ab. Ohne Fleiß kein Preis.
Die alte Eiche
Etwa fünf Minuten von Burg Vondern
entfernt, an dem Hofweg nach Steinhaus,
stand ehemals eine mächtige Eiche. Auch
sie war sagenumwoben. Jeden erfasste
geheimes Grausen, wenn er zu nachtschlafender Zeit hier vorüber musste.
Nicht selten zeigte sich ein Geist, eine
große weiße Gestalt. Als einst ein Bürger
zur mitternächtlichen Stunde an ihr vorbei
seinen Weg nahm, ertönte furchtbares
Geschrei einer Eule. Jetzt wurde die unheimliche Stätte noch mehr gemieden.
Markante alte Eichen galten in heidnischer Zeit als heilige Bäume. Hier schaute
man zu den Göttern, hier legte man Opfer
nieder und bat um ein gutes und fruchtbares Jahr. In christlicher Zeit vermied
man daher vor allem zu Mitternacht solche Stätten. Denn dann konnten sich
heidnische Geister (Götter) zeigen oder
sich bemerkbar machen und die Menschen verschrecken und in ihren Bann
ziehen. Die hier genannte weiße Gestalt
und die Eule (der Totenvogel) weisen
noch auf diese uralte Glaubenswelt hin.
Geheimnisvolles Rauschen
Unmittelbar bei der Burg Vondern floss
vordem die Westfälische Quelle in die
Emscher. Hier ertränkte sich einst der
Rentmeister des Hauses. Von da an war
es in der Gegend nicht mehr geheuer.
Einst ging hier zur späten Stunde ein
Arbeiter an ihr vorüber. Plötzlich erhob
sich ein starker Wind. Ein geheimnisvolles
Rauschen machte sich in der Luft bemerkbar und der Mann lief so schnell er
nur konnte, um den bösen Geistern zu
entgehen. Er wird als wenig ängstlich und
als glaubwürdig geschildert.
Manche Quellen, Teiche, Brunnen oder
Moore wurden in heidnischer Zeit ebenfalls als heilige Orte angesehen. Die Westfälische Quelle durchfloss früher den
Vondernbruch und mündete dort in die
Emscher. Ein unchristlicher Freitod an
dieser Stätte konnte nicht geheuer sein.
Das geheimnisvolle Rauschen und der
plötzlich aufkommende starke Wind weist
auf das Erscheinen von Wodan hin. "Zur
späten Stunde" sollen sich ja auch heute
noch die Geister zeigen…
Michael Tomec
Kickenberg
Schuhe brauchen Menschen!
Ursprünge und Werdegang der Osterfelder Schuhmacherei Wagner
Wer über diese Überschrift stolpert,
sollte sich daran erinnern, dass der
Mensch nach Verlassen des Mutterleibes
rund zwei Jahre benötigt, um auf eigenen Füßen zu stehen. Damit Stehen und
Gehen kein Problem bereiten, sollten die
Schuhe gepflegt sitzen. Schuhe geben
also dem Menschen Lebensqualität; und
so brauchen Schuhe den Menschen und
der Mensch braucht Schuhe.
Im handwerklichen Bereich gab es früher spannende und abwechslungsreiche
Tätigkeiten. Das Schuhmacherhandwerk
ist und war ein richtiges „Hand-Werk“,
das von etlichen jungen Menschen erlernt wurde. Eine der Osterfelder Schuhmachereien war die von Hermann Wagner sen. in der Kirchstraße. Hier wurden
die Schuhe vieler Osterfelder repariert
und auf neuen Glanz gebracht.
In einem Gespräch mit Hermann
Wagner jun. konnte ich Folgendes
erfahren:
Johann Peter Wagner, der Großvater
von Hermann Wagner jun., stammte aus
dem Ort Welschbillig im heutigen
Landkreis Trier. Hier betrieben sein Vater
und Großvater schon eine Schuhmacherei und auch Landwirtschaft. Die
besseren Verdienstmöglichkeiten bewogen ihn, wie so viele andere auch, in das
wirtschaftlich aufstrebende Ruhrgebiet
abzuwandern. So eröffnete Johann Peter
Wagner mit seiner Ehefrau Elisabeth,
geb. Klasen, im Jahre 1892 eine
Schuhmacherei mit Schuhgeschäft in
Osterfeld.
auch Eigentümer des Trinkhallengrundstücks der "Klümkesbude" von Karl
Schüren an der Haltestelle der Linie 2 an
der St. Pankratius Kirche waren.
Aus der Ehe von Johann Peter und
Elisabeth gingen in der Zeit von Januar
1892 bis November 1904 insgesamt
10 Kinder hervor. Hermann Wagner jun.
hatte sechs Kinder noch persönlich
kennengelernt. Christine Unger und
Maria Hübers waren Hausfrauen in
Osterfeld, Lisbeth blieb ledig und war
Hausangestellte in Oberhausen. Die drei
Söhne, Paul, Matthias und Hermann
erlernten alle den Beruf des Schuhmachers und machten sich selbstständig.
Hermann Wagner blieb in Osterfeld
und eröffnete in der Kirchstraße 14 sein
Geschäft. Matthias zog nach Bocholt,
Paul machte sich in Oberhausen selbstständig. In der Kirchstraße 14 wurde im
Jahre 1934 auch Hermann Wagner jun.
geboren, der später den Familienbetrieb
übernahm und heute in Kirchhellen lebt.
Wie es der Zufall will: Er wohnt in Kirchhellen in der Kirchstraße 16.
Hermann Wagner sen. Inhaber des
Geschäftes an der Kirchstraße
Johann Peter Wagner
vor seinem Ladenlokal an der Emscherstraße
(heute Osterfelder Straße) um 1910.
Im Laufe der Jahre wurden Filialen errichtet; doch das Hauptgeschäft befand
sich weiterhin an der Emscherstraße.
Hauseigentümer waren Treiber-Kortz, die
Hermann jun. berichtet über seinen
Großvater Johann Peter Wagner, dass
dieser damals auch "ehrenamtlich" im
Kirchendienst tätig war. Er versah den
Dienst als Kirchenschweizer an St. Pankratius. Damals war es üblich, dass die
Männer und Frauen im Kirchenschiff
getrennt saßen. Hatte eine Frau "aus
Versehen" bei den Männern Platz genommen, so war es die Aufgabe des
Großvaters, diese aus der Bank "zu befördern". So erzählt man sich, dass es
dabei auch schon mal geschah, dass ihm
der Hut in den Nacken rutschte.
Auch dem geselligen Vereinsleben in
Osterfeld war nicht nur Johann Peter,
der Großvater, sehr zugetan, sondern
auch der Vater Hermann.
- 39 -
Der Großvater war Mitglied im Bürgerschützenverein Osterfeld und hier im
Jahre 1901 Schützenkönig; Hermann
sen. war 1936 Mitbegründer der Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb Vondern in der
Gaststätte Großholdermann.
Sohn Hermann erinnert sich noch gern
daran, dass im Laden seines Vaters
folgender Spruch des Poeten und Schuhmachers Hans Sachs zu lesen war:
"Ehre, deutsches Volk, und hüte treulich deinen Handwerksstand; als das
deutsche Handwerk blühte, blühte auch
das deutsche Land." Hermann jun. verbrachte von 1949 bis 1951 seine Lehrzeit
zum Schuhmacher beim Lehrherrn Hermann Kauke an der Bergstraße neben
der Metzgerei Konopka.
Nach bestandener Gesellenprüfung war
er bis 1969 im elterlichen Geschäft tätig.
September 1961 heiratete er Henriette
Formes. Die Osterfelder erinnern sich
noch gerne an das Eiscafé Formes, die
Konditorei oder die spätere Wirtschaft
"Wappenstube", die von Henriette am
Wappenplatz betrieben wurde.
Aus wirtschaftlichen Gründen – als
selbstständiger Handwerksmeister konnte man mit industriell gefertigten Schuhen nicht mehr konkurrieren – bewarb
sich Hermann jun. im Februar 1969 bei
der "Elefanten"-Schuhfabrik in Kleve als
Bandmeister. Weitere Stationen waren
eine mehrjährige Tätigkeit als Bandmeister in einer Schuhfabrik im belgischen
Genk und später als Leiter der Schuhwarenabteilung bei der Firma Karstadt,
zuerst in Recklinghausen, dann in Wanne-Eickel.
Alles drehte sich bis April 1976 im Hause Wagner um Schuhe, aber dann sagte
auch Hermann jun. trotz aller beruflichen
Erfahrungen in puncto Leder und Schuhe
seinem Handwerk ade und wechselte
zum Traditionsunternehmen Gutehoffnungshütte in Sterkrade. Bis zum Rentenalter 1997 war er dort in der Inventurabteilung beschäftigt. Seit 1973 wohnt die
Familie nun in Kirchhellen.
Bemerkenswert war sein Schlusssatz:
"Das Osterfelder Heimatblatt 'Der Kickenberg' bekomme ich freundlicherweise von
unserer guten Bekannten, Ursel Schräjahr,
seit geraumer Zeit zugestellt. Es ist immer
erfreulich, so manche schöne Erinnerung
aus der Heimatstadt zu erfahren."
Abgewandelt möchte ich abschließend
mit Reinhard Mey sagen:
"Ich liebe meine Schuhe,
wir sind ein schönes Paar.
Ich mag ihre Gerüche
und ich mag ihr Inventar!"
Walter Paßgang
Ausgabe 35 – Juni / 2015
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Kickenberg
Alte Ansichten – neue Ansichten
Der Strukturwandel
Das linke Bild aus den 1960er Jahren
zeigt die Trasse der Hüttenbahn von
Sterkrade nach Oberhausen in Höhe der
Wertfeldstraße. Die GHH hatte ihre
Oberhausener Betriebe und den Hafen
Walsum durch eine Werksbahn miteinander verbunden. An drei "Übergabestellen" gab es Verbindungen mit der
Reichs- bzw. Bundesbahn. Die Hochspannungsmasten neben der Bahntrasse
gehörten zum werkseigenen "Ringnetz",
das die Betriebe mit elektrischer Energie
aus eigenen Kraftwerken versorgte.
Die 2,40 m "dicke" Rohrleitung, rechts
im Bild, transportierte Gichtgas zur Beheizung der Koksöfen zu den Kokereien
Osterfeld und Jacobi. Der Abzweig zur
Kokerei Osterfeld ist in der Bildmitte zu
sehen. Diese Rohrleitung wurde in einem
Tunnel durch den Bahndamm geführt.
Der 117 m hohe Gasometer im Hintergrund diente bis zum 13. August 1979
als Zwischenspeicher für das im
Hochofenprozeß anfallende Gichtgas.
An diesem Tag ging der letzte Hochofen
in Oberhausen – der Hochofen A im
Bildhintergrund rechts – außer Betrieb
und die Kokereien mußten die Beheizung
auf Koksgas umstellen.
In der Bildmitte erkennt man am Horizont das HOAG-Kraftwerk an der Ecke
Osterfelder/Essener Straße und die
Knappenhalde. Das vor dem Gasometer
sichtbare Reihenhaus gehört zur Siedlung "Eschenbruchshof", die Häuser im
Vordergrund liegen an der Bottroper
Straße.
Das rechte Bild zeigt die Haltestelle
OLGA-Park. Es verdeutlicht eindrucksvoll
den Einfluß des Strukturwandels an dieser
Stelle. Die Stahlwerke, Zechen und Kokereien sind stillgelegt, deshalb werden die
Schienenstränge und die Versorgungsleitungen nicht mehr benötigt. Der Rat der
Stadt beschloß, auf einem Teil der freigewordenen Industrieflächen das Einkaufsparadies CentrO. bauen zu lassen.
Zu den wenigen Industriebauwerken,
die von der Abrißbirne verschont blieben,
gehörte der Gasometer. Er ist heute eine
nicht alltägliche Ausstellungshalle und
zugleich Aussichtsturm. Auch die Wohnhäuser, die auf den Bildern zu sehen
sind, haben die Zeiten beinahe unverändert überdauert.
Mit Blick auf die durch das CentrO. zu
erwartenden Besucherströme beschloß der
Rat der Stadt, im öffentlichen Personennahverkehr die Straßenbahn wieder einzuführen, die 1968 auf Beschluß desselben
Gremiums den Betrieb einstellen mußte.
Pünktlich zur CentrO – Eröffnung im
September 1996 fuhren die neuen Straßenbahnzüge zusammen mit den Autobussen der STOAG zwischen dem Einkaufszentrum und Sterkrade Bhf bzw.
Oberhausen Hbf – unabhängig vom
übrigen Straßenverkehr – auf eigenen
Fahrbahnen über die ehemalige Hüttenbahntrasse.
Fritz Pamp
Katsch het wat tou vertellen
Op dem Kamp
Op dem Kamp dat sin de Hüser op
Schmitz haen ne Hippe (Ziege), Wort-
deRipsdörne no den Sportplatz bis to de
manns Bernd, der Bruder von Oma
Bahn! As ik op de Welt kom, stunnen do
Schmitz, ha Karnickel. Hauner (Hühner)
fief Hüser: Brindöpke, Kathage, Krause
haen alle.
Brunsbach, Schmitz und Paaßen. Kott vö
Be Kathage stunn dat Backhus, wo frö-
de Bahn wor noch en Hus. Do wohnen
her alle backen däen.
Lehnen, Rigol un Michalak.
Wenn et Halftied wor op den Sport-
Alle Hüser haben nen Pütt (Brunnen)
platz, liepen alle klöwer no Döpi un no us
un ne Pumpe. De Pütt van det Hus vö de
Döpies (Brindöpke) haen en Perd met
Bahn wor so dieb, dat se dat Water met
Wagen. De verkoffen domols noch Sand
nen Emmer anne Kette hochdrieven
ut de egenen Sandkuhl. Ferkes haen
mussen.
Kathage, Krause un Paaßen.
- 41 -
to de Pumpe, Water wor genog do!
Dat wor de gude olle Tied!
Dat sall et van Dage sinn,
Inke Katsch
Ausgabe 35 – Juni / 2014
Kickenberg
Veranstaltungskalender
Juni – August 2015
Revierpark Vonderort
Freizeithaus
Bottroper Str. 322
Briefmarken Großtauschtag
27. Juni, 9:00 - 14:00 Uhr
Modelleisenbahnund Spielzeugmarkt
12. Juli, 11:00 - 16:00 Uhr
Park Südteil
Trödelmarkt
4. Juni, 11:00 - 18:00 Uhr
5. Juli, 11:00 - 18:00 Uhr
2. August, 11:00 - 18:00 Uhr
Oberhausen Open Air
"Umsonst und draußen Festival"
5. Juni, ab 18:00 Uhr
Holi Festival
"Farben- und Musikspektakel"
6. Juni, ab 11:00 Uhr
Freibad
Celebrate the summer
"Pool Open Air"
4. Juli, 12:00 - 22:00 Uhr
Solbad
Lange Saunanacht
jeden 1. Freitag im Monat
von 20:00 - 1:00 Uhr
Bezirksvertretung Osterfeld
Öffentliche Sitzung
9. Juni, 18:00 Uhr
Aula der GSO (Eingang Bärenseite)
Westfälische Str.
OLGA-Park
Vestische Str. 45
Ruhr-in-Love
"Das elektronische Familienfest"
27. Juni, 12:00 - 22:00 Uhr
Olgas-Rock
"Umsonst und Draußen"
Musikfestival
7. - 8. August, jeweils ab 12:00 Uhr
St. Antony-Hütte
Antoniestr. 32-34
"Die Wiege der Ruhrindustrie"
Öffentliche Führung mit anschließendem
Rundgang durch den
industriearchäologischen Park
21. Juni, 14:30 - 16:00 Uhr
19. Juli, 14:30 - 16:00 Uhr
16. August, 14:30 - 16:00 Uhr
Ausgabe 35 – Juni / 2015
Burg Vondern
Vereine
9. Ritterfest
"Bürger, Bauern, Vogelfreie"
18. - 19. Juli
Großes Treffen der ehemaligen
Handballspieler der SG Osterfeld
6. Juni
Friesenhügel, Kapellenstr. 92
Arminstr. 65
Sonntags-Matinee
Karten jeweils 12 € an der Tageskasse
Ensemble Corrèlatif
Das Holzbläserquartett
"Musik im Spiel – Spielmusik"
Von Benedetto Carulli bis Johan Strauss
7. Juni, 11:00 Uhr
Duo Hierba Buena
Noticias del Mundo
Weltnachrichten im Rhythmus von Tango
und Bossa Nova
Sonnica Yepes – Gesang
Thomas Hanz – Gitarre
23. August, 11:00 Uhr
Informationen und Terminabsprachen für
Burgbesichtigungen
donnerstags von 18:00 - 19:00 Uhr
Erzählcafé im Bistro Jederman
Osterfelder Marktplatz
"Gewässer in Osterfeld"
mit Heinrich Bahne
9. Juni, 18:00 - 20:00 Uhr
Der "Gartendom"
Ein Gebäude für Kohle, Film, Blumen und Beton
mit Fritz Pamp
7. Juli, 18:00 - 20:00 Uhr
Stadtsportbund
Vereine präsentieren sich
13. Juni, 10:00 - 14:00 Uhr
Osterfelder Innenstadt
Erich Kästner-Schule
Schulfest
13. Juni, 12.00 - 16.00 Uhr
Rothebuschstr. 21
Kirchen
Pfarrei St. Pankratius
Gemeindefest
13. - 14. Juni
Nürnberger Str. 5
Ev. Auferstehungskirchengemeinde
Sommer- und Gemeindefest
21. Juni
Kapellenstr. 26
Kath. Pfarrgemeinde St. Josef
Gemeindebezirksfest
22. - 23. August
Hertastr. 4
- 42 -
HSC Osterfeld
Handballtunier
4. - 6. Juni
Friesenhügel, Kapellenstr. 92
BV Osterfeld 1919 e.V.
Familientag + Trödelmarkt
6. Juni, ab 10 Uhr
Platzanlage, Mergelstr. 84
Die Hobby-Singers
Frauenchor Osterfeld 1998
Musikalischer Frühschoppen
14. Juni, ab 11:00 Uhr
Gaststätte Koopmann, Kniestr. 27
SV Klosterhardt 1925
Schützenfest
14. Juli
Vereinsheim, Droste-Hülshoff-Str. 27
BSV 1882 Osterfeld
Schützen- und Volksfest
24. Juli
OLGA-Park, Vestische Str. 45
SV Rothebusch
Schützenfest
14.-16. August
Vereinsheim, Nürnberger Str. 99
KG Blau-Gelb Vondern
Sommerfest
28. August
Kindersommerfest
29. August
Burg Vondern, Arminstr. 65
MGV Eintracht 1875
Jubiläumskonzert zum
140-jährigen Bestehen des Chores
30. August, 17.00 Uhr
Revierpark Vonderort, Freizeithaus,
Waldhofsaal, Bottroper Str. 322
GOK
Monatsversammlung
jeden 2. Donnerstag im Monat,
um 19:30 Uhr
Haus Reimann, Rothebuschstr. 122
Osterfelder Radsportverein 1983 e.V.
Informationsabend
jeden 2. Donnerstag im Monat,
um 19:00 Uhr
Gaststätte Zur Antony-Hütte,
Hasenstr. 20
Akademisches Lehrkrankenhaus
der Universität Duisburg-Essen
PFLEGEZENTREN UND AMBULANTE PFLEGEDIENSTE
Wenn Sie durch einen Unfall, eine Erkrankung oder andere Einschränkung
eine umfangreiche Unterstützung benötigen, sind wir für Sie da. Wir bieten eine umfassende, professionelle 24-Stunden Versorgung zu Hause oder
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 0208 / 8996-0
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St. Josef-Hospital
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Ambulanter Pflegedienst
St. Clemens
Wilhelmstraße 34
46145 Oberhausen
 0208 / 695-4110
Ambulanter Pflegedienst
St. Josef
Mülheimer Straße 83
46045 Oberhausen
 0208 / 695-4120
Ambulanter Pflegedienst
St. Marien
Kettelerstraße 10-14
46117 Oberhausen
 0208 / 695-4130
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