S E R I E Vier-WochenRhythmus in dieser Ausgabe Management Stallplatzbedarf Umstellung Wirtschaftlichkeit Das ist beim Stallbau zu beachten Welche baulichen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit der Vier-Wochen-Rhythmus „rund läuft“, erläutert Bernhard Feller, LK Westfalen-Lippe. U m große, einheitliche Ferkelpartien anbieten zu können, entscheiden sich immer häufiger Sauenhalter für den Vier-Wochen-Rhythmus. Doch das ist nicht der einzige Grund. Darüber hinaus bietet das System weitere Vorteile: Die teuren Abferkelplätze werden optimal genutzt, Arbeiten können gebündelt werden und im Arbeitsablauf treten regelmäßig Phasen auf, in denen lediglich Routinearbeiten anfallen. Wegen der arbeitswirtschaftlichen Vorteile entscheiden sich häufig gerade Betriebe mit größeren Sauenherden für den Umstieg. Das hat jedoch zur Folge, dass die Sauengruppen mitunter sehr groß ausfallen. Denn beim Vier-Wochen-Takt werden die Sauen nur in fünf Gruppen unterteilt. In großen Herden müssen daher 100 oder sogar noch mehr Sauen innerhalb weniger Tage abferkeln oder besamt werden. Arbeiten bündeln, Abläufe straffen! Das kann allerdings nur funktionieren, wenn es gelingt, Arbeitsschritte zu bündeln und die Rüstzeiten bzw. Rüstwege kurz zu halten. Sinnvoll kann z. B. der Einbau stationärer Hochdruckreiniger und Einweichanlagen sein. Auch der Einsatz von Fremdarbeitskräften zur Stallreinigung und während der Belegzeiten ist eine Überlegung wert. Aber auch aus stallbaulicher Sicht müssen bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt sein, damit der Vier-Wochen-Rhyth- S 10 top agrar 3/2001 Beim Vier-Wochen-Rhythmus werden die teuren Abferkelplätze optimal ausgelastet. In jeder Bucht ferkeln pro Jahr bis zu 13 Sauen ab. Fotos: Heil mus störungsfrei läuft. Übersicht 1 zeigt den Stallplatzbedarf verschiedener Absetzrhythmen. Dabei wurde unterstellt, dass sich die Sauen mindestens sechs Wochen im Deckzentrum aufhalten. Außerdem wurde bei allen Produktionsrhythmen im Wartestall Platz für eine zusätzliche Gruppe einkalkuliert, um den Umtrieb der Tiere bzw. die Möglichkeit zum Reinigen und Desinfizieren zu gewährleisten. Beispiel Vier-Wochen-Rhythmus: Hier wird die Herde in fünf gleich große Gruppen unterteilt. Von diesen fünf Sau- S C H W E I N Wichtig ist, dass die Sauen zeitnah rauschen und besamt werden. Auch in modernen Deckställen darf deshalb der Stimuliereber nicht fehlen! Laufgang vor den Sauen nicht verzichtet werden. Denn er fördert das Rauscheverhalten und stimuliert die Sauen beim Besamen. Um den Rauscheverlauf exakt zu dokumentieren, ist zudem ein durchdachtes Kennzeichnungssystem unerlässlich. Denn bei großen Sauengruppen wird häufig mit mehreren Mitarbeitern gearbeitet. In einigen Betrieben sind während der Belegzeiten zusätzlich Besamungstechniker im Einsatz. Um den Überblick zu behalten, sollte deshalb eine einheitliche „Zeichensprache“ angewendet werden. Wie ein derartiges Kennzeichnungsengruppen befinden sich inklusive Umtrieb immer drei Gruppen im Wartestall, zwei im Deckzentrum und eine Gruppe im Abferkelstall. Die Anzahl der jeweils erforderlichen Plätze ergibt sich aus der Herden- bzw. Gruppengröße. Für eine Herde mit 250 Sauen sind also mindestens 50 Abferkelplätze, 100 Plätze im Deckzentrum und 150 Wartestallplätze erforderlich. Alternativ werden beim frühen Umstallen vom Deckzentrum in den Wartestall (siehe Übersicht 1, Angaben in Klammern) 50 Plätze im Deckzentrum und 200 Plätze im Wartestall benötigt. Grundsätzlich gilt: Je größer die Sauengruppen, desto mehr Reserveplätze müssen vorgehalten werden. Dadurch verteuern sich die mehrwöchigen Systeme. Das gilt besonders für den Drei-Wochen-Rhythmus, bei dem relativ viele teure Abferkelplätze benötigt werden. Deutlich wird dies, wenn man die Auslastung der Abferkelplätze bei den verschiedenen Absetzrhythmen vergleicht, wie dies in Übersicht 2 geschehen ist. Bei 28 Tagen Säugezeit lassen sich beim Drei-Wochen-Rhythmus nur 8,7 Abferkelungen pro Bucht realisieren. Der Fünf-Wochen-Rhythmus schneidet mit 9,4 und der Ein-Wochen-Rhythmus mit 10,4 Abferkelungen dagegen bereits deutlich besser ab. Die beste Auslastung der teuren Abferkelbuchten erzielt man jedoch erwartungsgemäß bei allen Absetzrhythmen, bei denen sich die Säugezeit auf 21 Tage beschränkt. Und wer dann noch die optimale Stallplatzausnutzung mit dem Ziel kombiniert, große Ferkelpartien zu erzeugen, landet beinahe zwangsläufig beim Vier-Wochen-Rhythmus. Bei diesem System entstehen zwar regelmäßig Arbeitsspitzen. Diese Arbeitsspitzen treten jedoch zu festen Zeiten auf und lassen sich daher von langer Hand planen. Übersicht 1: Raumbedarf der verschiedenen Absetzrhythmen Säugedauer, Tage Absetzrhythmus, Wochen Sauengruppen • gesamt • im Abferkelstall • im Deckstall • im Wartestall1) 1 28 3 5 1 21 5 6 10+1 7 2 2 3+1 4 1 2 1+1 20 4 6 10+1 21 2 4 10 5 2 1 3 2 (1)2) 5+1 2+1 (3+1)2) Beispiel: 10 + 1 = 10 Gruppen im regulären Wartestall + 1 Gruppe (Umtrieb) in kostengünstigen Haltungssystem. 2) Bei frühem Umstallen vom Deckzentrum in den Wartestall. © top agrar 1) Möglichst geschlossen in die Rausche Damit die Ferkel später gleichzeitig das Absetzalter erreichen und man zügig umstallen kann, müssen die Sauen in einem engen Zeitkorridor abferkeln. Der Grundstein für dieses zeitnahe Abferkeln wird bereits im Deckzentrum gelegt. Ziel der Arbeit im Deckzentrum muss es daher sein, die großen Sauengruppen gezielt und geschlossen in die Rausche zu führen. Gleichzeitig müssen im Deckzentrum alle Register gezogen werden, die die anfallenden Arbeiten erleichtern und vereinfachen können. Denn nur so lassen sich die Arbeitsspitzen, die beim Belegen großer Sauengruppen anfallen, bewältigen, ohne dass der Besamungserfolg darunter leidet. Das A und O ist eine optimale Stimulation der Tiere. Profi- und IntensivDeckställe bieten hier ideale Voraussetzungen, um die Sauengruppen geschlossen zur Rausche zu führen und den Rauscheverlauf zu kontrollieren. Dabei darf auch auf den Einsatz eines Ebers auf dem system mit vier farblich unterschiedlichen Viehzeichenstiften aussehen kann, ist im top agrar-Fachbuch „Fruchtbarkeit im Sauenstall“ ausführlich beschrieben. Dabei wird dem vierten bis siebten Tag nach dem Absetzen jeweils eine Viehzeichenstift-Farbe fest zugeordnet. Ein positiver Duldungsreflex wird in der jeweiligen Farbe mit einem Punkt auf dem Rücken der Sau dokumentiert. Jede Belegung wird zusätzlich mit einem Längsstrich und das Ende der Duldung mit einem Querstrich gekennzeichnet. Optimal ist es, wenn das Deckzentrum mit Besamungskastenständen ausgerüstet ist. Denn diese Stände sind durch spezielle Besamungstürchen, die waagerechte Anordnung der seitlichen Gitterstäbe im hinteren Tierbereich und das Fehlen störender Querträger über den Kastenständen so konzipiert, dass die Sauen zum Belegen gut zugänglich sind. Auf diese Weise können mehrere Sauen gleichzeitig besamt und hohe Stundenleistungen erreicht werden – erst recht dann, wenn als zusätzliche Hilfe Besamungsbügel, -taschen oder Besamungsgurte eingesetzt werden. top agrar 3/2001 S 11 MANAGEMENT Um den Stimulationseffekt für die Sauen zusätzlich zu fördern und für das Stallpersonal beste Arbeitsbedingungen zu schaffen, müssen in punkto Stallklima und Beleuchtung im Deckzentrum optimale Verhältnisse herrschen. Ist z.B. die Fensterfläche zu klein, sollte eine Zusatzbeleuchtung installiert werden. Dabei hat es sich bewährt, cirka einen Meter über den Trögen ein Leuchtenband zu installieren. Die Beleuchtungsstärke sollte 200 bis 300 Lux betragen. Zum Platzbedarf: Wie Übersicht 1 verdeutlicht, sollte beim Vier-WochenRhythmus das Deckzentrum Platz für zwei Sauengruppen bieten. Das reicht für eine Aufstallungsdauer von acht Wochen oder bis zu sieben Wochen nach dem Belegen. Optimal ist es, wenn zwei Deckzentren, bzw. zwei räumlich voneinander getrennte Abteile vorhanden sind. Denn dann lassen sich beide Abteile optimal im Rein-Raus belegen und zwischendurch reinigen bzw. desinfizieren. Das ist im Deckzentrum besonders wichtig, da aus Innerhalb weniger Tage müssen bei großen Herden über 100 Sauen besamt werden. dem Gesäuge der abgesetzDa sind rationelles Arbeiten und eine gute „Buchführung“ gefragt. ten Sauen noch mehrere Takelstall. Hinzu kommen einige ge lang Milch tropfen kann. Übersicht 2: Unterschiedliche Ist nur ein Deckabteil Reserveplätze für eventuelle Auslastung der Abferkelbuchten vorhanden, muss entweder Umrauscher. Beispiel: In eisofort nach dem Abklingen nem Betrieb mit 250 Sauen beSäugedauer, Tage 28 21 der Rausche in den Wartefinden sich beim Vier-Wostall umgestallt werden. Das chen-Rhythmus 50 Sauen in Absetzrhythmus, Wochen 1 3 5 1 2 4 hat jedoch zur Folge, dass jeder Gruppe. Beträgt die Abferkelungen/Bucht u. Jahr 10,4 8,7 9,4 13 13 13 die Umrauschkontrolle im Umrauschquote im langjähri© top agrar Wartestall stattfindet und gen Durchschnitt sechs Prodie dabei entdeckten Umzent, sollten zusätzlich drei rauscher ins Deckzentrum Reserveplätze bereitgehalten jeweils wenige Tage benötigt werden, reizurückgestallt werden müssen. Oder werden, insgesamt also 53 Abferkelchen einfache, preiswerte Lösungen. aber das Umstallen erfolgt erst nach der buchten. In punkto Hygiene bietet der Vier-WoDenkbar ist z.B. das Einrichten von Dreidritten Trächtigkeitswoche. Das bedeuchen-Rhythmus optimale Voraussetzunflächenbuchten in vorhandenen Altgetet jedoch allemal mehr Stress für die gen, denn alle Sauen werden gleichzeitig bäuden. Während der ein bis drei ReiniTiere. Eine erhöhte Umrauschquote und abgesetzt. Dadurch lassen sich auch gungstage lassen sich die Sauen aber auch weniger lebend geborene Ferkel können unterschiedlich große Abferkelabteile problemlos in Außenhütten unterbringen. die Folge sein. Grundsätzlich eignen sich für den oder vorhandene, große Einraumabteile Preiswerte Reserveplätze im Vier-Wochen-Rhythmus alle gängigen nutzen und im Rein-Raus belegen. Wartestallsysteme. Besonders vorteilEinraumabteile bieten eine gute ÜberWartestall haft sind jedoch Gruppenhaltungsversicht beim Abferkeln. Die GeburtskonIm Wartestall muss beim Vier-Wofahren. Denn die Sauengruppen sind bei trolle ist erleichtert und die Wurfbehandchen-Rhythmus mindestens Platz für diesem Absetzrhythmus sehr groß, so lung einfacher. In punkto Hygiene sind zwei Sauengruppen vorgehalten werden dass gute Sortiermöglichkeiten zur allerdings kleinere Abteile vorzuziehen. Für die Regelung des Stallklimas ist (siehe Übersicht 1). Hinzu kommen ReGruppenbildung bestehen. Zumindest die Größe des Abteils dagegen weniger serveplätze für eine weitere Gruppe. kann die Gruppe stabil bleiben, und es wichtig. Hier spielen die Achsmaße des Diese Plätze werden für den Umtrieb wird nicht ständig nachgestallt. Die RuStalles und die installierte Lüftungstechbenötigt, d.h. dort wird eine Sauengruphe in der Herde bleibt erhalten. Dabei nik eine wesentlich größere Rolle. Ledigpe während der Reinigung der Abferkelkönnen auch vereinfachte Fütterungslich bei den Technikkosten bietet der Einbuchten untergebracht. Und genau hier techniken eingesetzt werden. Denkbar raumstall Vorteile. Denn es muss weniger zeigt sich der Vorteil des Vier-Wochensind z. B. Abruffütterungen ohne SelekRegeltechnik installiert werden. Dafür Systems. Zwar kommt auch dieser Protionseinrichtung. lässt sich das Stallklima in kleineren Abduktionsrhythmus nicht ganz ohne ReDer Abferkelbereich ist die „Kinderteilen jedoch flexibler gestalten und an die serveplätze aus. Sie können jedoch im stube“ der Neugeborenen. Um möglichst jeweiligen Bedürfnisse anpassen. kostenintensiven Abferkelbereich auf viele Ferkel absetzen zu können, sollten Die Abferkelbuchten selbst sollten ein Minimum begrenzt werden. Haltungsverfahren und Stallklima hier Die für den Umtrieb erforderlichen wegen der besseren Hygiene voll unterdeshalb optimale Voraussetzungen bieReserveplätze werden dagegen weitaus kellert sein. Warmwasser beheizte Lieten. Wie Übersicht 1 verdeutlicht, befinkostengünstiger im Wartebereich bereitgeflächen sorgen für optimalen Komfort det sich beim Vier-Wochen-Rhythmus gestellt. Da diese Reserveplätze nur für im Ferkelnest. Auf die Abdeckung des immer nur eine Sauengruppe im Abfer- S 12 top agrar 3/2001 S C H W E I N Ferkelnestes wird dagegen in letzter Zeit zumeist verzichtet, da sie den Blick ins Ferkelnest behindert. Um die Übersicht zu verbessern, sollten die Ferkelnester bei Neubauten möglichst nahe am Kontrollgang angeordnet werden. Bewährte Verfahren für die Aufzucht Der Aufzuchtbereich unterscheidet sich nicht von Aufzuchtställen anderer Produktionsrhythmen. Beim Vier-Wochen-Rhythmus besteht ein Platzbedarf für zwei Absetzgruppen. Dies entspricht einer Aufzuchtdauer von 53 Tagen plus drei Tage für die Reinigung und Desinfektion der Abteile. Bei einem Zuwachs von 400 g je Tag können die Ferkel in diesem Zeitraum ein Ausstallgwicht von 27 kg erreichen. Unter Praxisbedingungen kann man jedoch nicht davon ausgehen, dass sich die Abteile mit nur einem einzigen Verkaufstermin komplett räumen lassen. Denn erstens streut das Absetzalter in einem gewissen Rahmen. Und zweitens sind auch die Zunahmen nicht bei allen Ferkeln gleich. Deshalb bietet es sich auch in der Aufzucht an, die Ferkel auf Fazit ■ Auch aus baulicher Sicht bietet der Vier-Wochen-Rhythmus klare Vorteile. Denn die teuren Abferkelplätze werden optimal genutzt. Und die Reserveplätze im Abferkelstall können auf ein Minimum beschränkt werden, d. h. auf die im mehrjährigen Schnitt zu erwartenden Umrauscher. ■ Um einen zügigen Umtrieb der Gruppen zu gewährleisten und alle Sauen zeitnah abferkeln zu lassen, müssen die güsten Sauen möglichst geschlossen in die Rausche geführt werden. Profiund Intensiv-Deckställe bieten hier gute Voraussetzungen. Besamungs-Kastenstände verbessern zusätzlich die Produktivität im Deckstall. ■ Die für den Umtrieb erforderlichen Reserveplätze können kostengünstig im Wartebereich zur Verfügung gestellt werden. Für die Reserveplätze sind einfache und preiswerte Lösungen gefragt. Ansonsten bieten sich für den Wartestall verschiedene Gruppenhaltungsverfahren an. ■ Da im Abferkelstall nur eine Sauengruppe untergebracht ist, können auch unterschiedlich große Abteile oder kostengünstige Einraumabteile problemlos im Rein-Raus gefahren werden. mehrere Abteile aufzuteilen. Die großen Absetzgruppen bieten ideale Sortiermöglichkeiten nach Gewicht und Geschlecht. Durch gewichtsdifferenziertes Ausstallen lassen sich auf diese Weise die Abteile auch in der Aufzucht im ReinRaus belegen. Zur Haltungstechnik: Im Idealfall werden die kleinen Ferkel in kleinere Abteile oder Buchten eingestallt. Sie sind mit einer verbesserten Heizungs- technik in Form von abgedeckten Liegeflächen oder einer zusätzlichen Strahlungsheizung ausgestattet, um den Absetz- und Umstallungsstress zu mildern. Diese Abteile sind in der Regel mit Kunststoffboden ausgelegt. Für die schwereren Ferkel bieten sich dagegen auch Betonspalten an. Welche Fütterungstechnik in der Aufzucht zum Einsatz kommt, hängt von den betrieblichen Gegebenheiten ab. top agrar 3/2001 S 13
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