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Foto: dpa In Ostbayern glaubt man an die E-Mobilität Anlaufprobleme der Elektroautos laut Ostbayerns Unternehmen lösbar / Tesla als Vorbild in Sachen Funktionalität und Coolness VON JULIA RUMMEL Das politische Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die deutschen Straßen zu bringen, ist Branchenexperten zufolge nur noch Träumerei – zumindest dann, wenn man die Vorgabe auf rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge bezieht und Hybride ausklammert. Soll sich das Thema E-Mobilität wider Erwarten dennoch durchsetzen, muss ein Wunder geschehen. An den ostbayerischen Unternehmen soll es jedoch nicht liegen. OSTBAYERN. Ziele: kompakter, billiger, weiter „Die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland ist kein regionales, sondern ein nationales Problem“, sagt Michael Unkelbach, Abteilungsleiter Energiesysteme und Elektrifizierung der Gaimersheimer Firma BFFT GmbH, die sich seit 2008 mit dem Thema Elektromobilität beschäftigt. „Bisher hat es keiner der deutschen Automobilhersteller geschafft, ein vernünf- tiges Elektroauto auf den Markt zu bringen, wie etwa Tesla, dessen E-Fahrzeuge zwei wesentliche Voraussetzungen erfüllen: Sie funktionieren und sie sind cool. In Deutschland fehlt ein auf die E-Mobilität zugeschnittenes Fahrzeug.“ Das sehen die Hersteller gewiss differenzierter. So entwickelt und baut etwa BMW i – eine Submarke des Münchner Autokonzerns – Fahrzeuge, die konsequent auf die elektromobile Zukunft getrimmt sind. Zudem verfolgen die meisten deutschen Automobilhersteller einen Premiumanspruch und wollen eine Zielgruppe mit entsprechend großem Geldbeutel ansprechen. Um die Preise für Verbraucher attraktiver gestalten zu können, gilt es, das Produktionsvolumen zu erhöhen. Nur so kann die Branche laut Anton Angermeier, Head of E-Mobility and Customer Segment bei der AVL Software and Functions GmbH, Wettbewerbsfähigkeit erreichen. „Hier sehe ich aber auch die Regierung in der Verantwortung, in der Ein- führungsphase Anreize für den Käufer zu setzen. Das können neben möglichen direkten finanziellen Anreizen auch Nutzervorteile sein“, so Angermeier, dessen Arbeitgeber in Regensburg derzeit beispielhaft eine innovative Lösung zur Optimierung der Fahrstrategie von E-Fahrzeugen entwickelt. „Es ist unser Ziel, sowohl eine wesentliche Verbesserung der Energieeffizienz bei Elektro- und Hybridfahrzeugen zu realisieren als auch die Genauigkeit der Restweitenberechnung deutlich zu verbessern.“ Fokus auf weiteres Wachstum Ein weiteres Themenfeld der AVL ist die Anhebung der Leistungsdichte und der Effizienz für Leistungselektroniken, um den Herausforderungen der Kompaktheit, des Gewichts und der Kosten Rechnung zu tragen. Auch bei der BFFT GmbH entwickelt man im Bereich der Trendthemen Connectivity, Infotainment und Fahrerassistenzsysteme. „Wir sorgen beispielsweise dafür, dass eine Elektrobatterie in Se- rie gehen kann, dass Energiespeicher sicherer werden und die Reichweite größer wird“, berichtet Unkelbach. So ist das Thema Elektromobilität in Ostbayern noch lange nicht gescheitert. Bei BFFT beschäftigen sich momentan 60 Mitarbeiter mit dem Thema Elektromobilität. Sie alle wurden mit dem Fokus auf weiteres Wachstum angestellt, was durch zunehmende Kundenanfragen bestätigt wird. Und auch AVL bereut die hohen Investitionen in die Entwicklung für innovative Lösungen in diesem Bereich nicht. „Eine Million Elektrofahrzeuge sind sicherlich ein sehr ehrgeiziges Ziel und ich würde es für das Jahr 2020 auch infrage stellen. Wir sind aber nach wie vor von dem Zukunftspotenzial der Elektromobilität überzeugt. Das Potenzial für die Energiewende und den Klimaschutz ist unumstritten. Sobald Elektrofahrzeuge auch im Kostenwettbewerb gleichauf liegen, werden die Nutzer die weiteren Vorteile wie beispielsweise das dynamische Fahrverhalten, gepaart mit dem ein- zigartigen Geräuschniveau, klar für sich erkennen“, so Angermeier. Zudem ist die Steigerung der Lebensqualität durch die CO2-Emissionsverminderung und die Reduzierung der Kraftstoffkosten nicht von der Hand zu weisen. Neuer Industriesektor Ein weiteres Vorantreiben des Themas E-Mobilität lohnt sich also. So lassen sich die in dem Sektor tätigen ostbayerischen Unternehmen von dem gescheiterten Ziel der Bundesregierung nicht beeindrucken und treiben ihre Entwicklungen auf dem Gebiet der Elektromobilität weiter voran. Allein bei BMW in Wackersdorf wurden 2014 rund 20 Millionen Euro in eine zusätzliche Produktionshalle investiert, in der innovative, weltweit einzigartige CFK-Verarbeitungsanlagen installiert wurden. Damit hat die EMobilität einen neuen Industriesektor in die Oberpfalz gebracht, in dem der bayerische Automobilhersteller derzeit 400 Personen beschäftigt. Saubere Elektropower statt dicker Dieselschwaden Siemens liefert komplettes Antriebssystem, Batterien und Ladestationen für die weltweit erste batterieelektrische Auto- und Passagierfähre Mit der Entwicklung der „Ampere“, der weltweit ersten batterieelektrischen Auto- und Passagierfähre der Welt, haben bayerische Ingenieure einen Meilenstein gesetzt. So lieferte Siemens für die Zusammenarbeit mit dem norwegischen Schiffbauer Fjellstrand das komplette elektrische Antriebssystem sowie Ladestationen mit Lithium-Ionen-Batterien, die mit Strom, der aus Wasserkraft gewonnen wird, geladen werden, und trug damit dazu bei, dass der Schiffseigner Norled seine Treibstoffkosten um bis zu 60 Prozent senken konnte. STAVANGER/MÜNCHEN. E-Mobilität geht auch groß Bedingt durch das relativ schwache Stromnetz in der Region haben Siemens und Norled entschieden, drei Batteriepakete einzusetzen: eines an Bord und jeweils eines als Zwischenspeicher in jedem Hafen. Diese 260kWh-Einheiten versorgen die Fähre während der Wartezeit mit Elektrizität. Anschließend wird die abgegebene Energie langsam aus dem Netz ersetzt, bis das Schiff zurückkommt, um Passagiere abzusetzen und seine Batterien erneut aufzuladen. Nachts, wenn die Fähre nicht in Betrieb ist, werden die Batterien, von denen jede über eine Leistung von etwa 1600 Standardautobatterien verfügt, auf dem Schiff direkt aus dem Netz wieder aufgeladen. Während eine konventionelle Diesel- Die von Siemens in Kooperation mit dem Schiffbauer Fjellstrand ausgestattete weltweit erste elektrische Auto- und Passagierfähre wurde in Betrieb genommen. Mit ihren drei Batteriepaketen, eines an Bord und eines in jedem Hafen, fährt sie vollständig emissionsfrei. Foto: Siemens watt liefert. Statt dem normalerweise im Schiffbau verwendeten Stahl kam als Material für den Schiffsrumpf ausschließlich leichtes Aluminium zum Einsatz. „Trotz ihrer zehn Tonnen schweren Lithium-Ionen-Batterie sowie einer Tragfähigkeit für 120 Fahrzeuge und 360 Personen wiegt die Fähre daher nur die Hälfte einer konventionellen Konstruktion aus Stahl“, so Müller weiter. Zusammen mit dem von Siemens speziell abgestimmten Energiemanagementsystem konnte der Energiebedarf für eine Überfahrt dadurch erheblich reduziert werden. Damit ist es erstmals möglich, auch größere Schiffe mit definierten Fahrtrouten komplett emissionsfrei und leise anzutreiben. Interesse aus Deutschland fähre mindestens eine Million Liter Diesel im Jahr verbraucht und dabei 570 Tonnen CO2 und 15 Tonnen Stickoxid ausstößt, liegt der Verbrauch der Norled-Fähre etwa bei zwei Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr – der, wird er aus regenerativen Quellen erzeugt, eine deutlich bessere Ökobilanz aufweist. Davon verbraucht sie auf der sechs Kilometer langen Strecke über den Sognefjord zwischen Lavik und Oppedal in Norwegen, die die Ampere 32-mal täglich zurücklegt, jeweils nur 150 kWh – so viel wie ein norwegischer Standardhaushalt in drei Tagen. „Durch dieses Projekt wurde ein- drucksvoll bewiesen, dass E-Mobilität nicht nur auf kleine, relativ leistungsschwache Antriebseinheiten wie E-Bike oder E-Car begrenzt sein muss. Durch intelligente Verteilung, Speicherung und Verwendung der elektrischen Energie werden sich zukünftig vielfältige emissionsreduzierte oder eben auch emissionsfreie Antriebsmöglichkeiten ergeben, die heute klassisch aus anderen Energieformen gewonnen werden“, erklärt Christian Müller, Vertriebsingenieur für elektrische Schiffsanlagen bei der Siemens AG. Doch der Antrieb allein ist noch nicht die größte Innovation an der E- Fähre, die das Ergebnis eines vom norwegischen Verkehrsministerium und der norwegischen Straßenverwaltungsbehörde im Jahr 2010 ausgelobten Wettbewerbs ist. „Bei der Ampere ist erstmals nicht nur der Antrieb, sondern das gesamte Konzept der Fährverbindung auf Energieeffizienz abgestimmt worden“, so Müller. Denn anders als viele Elektroautos wurde die emissionsfreie Fähre von Grund auf neu entwickelt. Die 80 Meter lange und 20 Meter breite Fähre wird von zwei elektrischen Motoren angetrieben, von denen jeder eine Leistung von 450 Kilo- Aus diesem Grund ist auch das Interesse in Deutschland an der neuen Technologie sehr groß. „Im gesamten Bundesgebiet herrscht rege Nachfrage, speziell für Kanal- oder Flussfähren oder auf den süddeutschen Seen, wo strenge Abgasvorschriften gelten. Zwar bedeuten Batterien dieser Art derzeit noch eine größere Investition, allerdings erwarten wir, dass die Preise hierfür in den nächsten Jahren signifikant sinken. Spätestens dann wird auch diese Antriebsart eine ernstzunehmende Alternative zu herkömmlichen Diesel- oder Gasantrieben sein“, prophezeit Müller. (xjr)
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