PowerPoint-Präsentation - UK-Online

Müdigkeit – Symptom,
Somatisierung und Krankheit
Dr. med. Matthias Schlochtermeier
Facharzt für Innere und
Allgemeinmedizin
Ritterstrasse 7
50354 Hürth-Efferen
[email protected]
© Prof. Dr. J.W. Robertz
Schwerpunkt Allgemeinmedizin Am Zentrum für Versorgungsforschung der Universität zu Köln (ZVfK)
Suchbegriffe im Netz
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Fatique
Sleepiness / Schläfrigkeit
Weariness / Müdigkeit
Exhauston / Erschöpfung
Lethargy
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Definition
• Müdigkeit ist ein weitgefasstes subjektives Empfinden
• Müdigkeit ist eine universelle menschliche Erfahrung
• Nur in Ausnahmefällen suchen Menschen deshalb
medizinische Hilfe:
• wenn die Befindensstörung aus ihrer Sicht nicht
angemessen erklärt werden kann (z.B. durch
Anstrengung oder Mangel an Schlaf),
• die Beeinträchtigung nicht mehr akzeptabel erscheint
oder die individuellen Kompensationsmöglichkeiten
erschöpft sind.
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Definition – ein Versuch der Eingrenzung
Eine große Zahl von biologischen, seelischen und sozialen Ursachen
kommt in Frage, oft sind es Kombinationen verschiedener Ursachen.
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es gibt eindeutig diagnostizierbare seelische und körperliche
Störungen
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oft lässt sich erfahrungsgemäß keine eindeutige Ursache
erklären
Wir versuchen hier praktische Antworten auf die Frage
nach einer möglichst evidenzbasierten Klärung zu
geben!
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Evidenzlevel: Therapie und Prävention
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Level / Empfehlung
T Ia / A
Metaanalyse/Systematische Übersicht von randomisierten
kontrollierten Studien oder "Megatrial"
T Ib
einzelne randomisierte kontrollierte Studie(n)
T IIa
Kohortenstudie mit Kontrollgruppe, nicht randomisierte
klinische Studie, quasiexperimentelle Studie
T IIb / B
Fall-Kontroll-Studie
T III
Querschnitts-, ökologische Studie, Kohorte ohne Kontrollgruppe
(Anwendungsbeobachtung), Fallserie
T IV / C
Expertenmeinung, Grundlagenforschung
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Müde oder hungrig?
Wie verhalte ich mich als
Arzt schlau?
Passiv oder aktiv?
Spiegeln oder Vollgas?
Meine Entscheidung hat
große Bedeutung für uns
Beide!
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Inzidenz des Symptomes
• In einer deutschen Bevölkerungsbefragung geben 31% der über 16
Jahre alten Befragten gab an, manchmal oder häufig unter
"Ermüdungserscheinungen„ zu leiden (5). Frauen sind häufiger
betroffen als Männer, Angehörige höherer sozialer Schichten und
Menschen in Partnerschaften seltener (6). Unter Patienten, die die
Allgemeinpraxis aufsuchen, findet sich die Angabe von "stark" oder
"sehr stark" ausgeprägter Müdigkeit praktisch ebenso häufig (7-8);
auch hier überwiegen die Frauen.
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Müdigkeit international
• in einer frankokanadischen Studie in 6,7% Müdigkeit als
Hauptgrund für den Arztbesuch (11); diese Zahl verdoppelte sich,
wenn Patienten mit Müdigkeit als nachrangiger Beschwerde
mitberücksichtigt wurden.
• International variiert die Häufigkeit (Prävalenz) von Patienten mit
unerklärter, über mindestens einen Monat anhaltender Müdigkeit
zwischen 2% und 15% (17), darunter in Deutschland bei ca. 11%.
Nach einem Jahr persistierte die Symptomatik bei 20% bis 33%,
aber in Deutschland war die Persistenz in den beiden Zentren 33%
bzw. 51% (18).
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Ursachen des Symptomes Müdigkeit, I
I. Assoziation mit seelischen Störungen und
psychosozialen Belastungen
• 73% der depressiven Patienten
• 75% der Patienten mit somatoformen Störungen
-> geben Müdigkeit als Symptom an
->Depressionen und Angststörungen müssen spezifisch
behandelt werden!
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Ursachen des Symptomes Müdigkeit, II
II. Malignome
• Haben Anamnese und körperlicher Befund keine Hinweise erbracht,
sind bösartige Erkrankungen als Ursache von Müdigkeit sehr selten
(level of evidence S I). Soweit untersucht, sind sie nicht häufiger als bei
anderen − nicht müden − Praxispatienten (level of evidence S I )
-> Eine Tumorsuche aufgrund des Symptomes Müdigkeit ist nicht
sinnvoll
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Ursachen des Symptomes Müdigkeit, III
III. Sonstige Ursachen
III.1 Anämie
III.2 Endokrinologische Ursachen
III.3 postinfektiöse Müdigkeit
III.4 chronisch somatische Krankheiten
III.5 arterielle Hypotonie
III.6 Schlafstörungen
+ schlafbezogenen Atemstörugnen
III.7 Bewegungsmangel
III.8 Medikamente
III.9 Sucht
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III.1 Fakten Anämie
• Zwischen Anämie und Müdigkeit gibt es in großen bspw.
niederländischen oder britischen Studien keinen kausalen
Zusammenhang!
• Eine systematische Arbeit fand einen nachgewiesenen kausalen
Zusammenhang zwischen Eisenmangelanämie und Arbeitsleistung
= aerobe Kapazität
• Bei Eisenmangel ohne Anämie war der Zusammenhang schwach
• Das Auftreten einer Symptomatik bei perniziöser Anämie nach
unterbrochener Substitution mit Vitamin B-12 dauert lang und macht
schwache Symptome
-> Insgesamt wird die Korrelation von Müdigkeit und Anämie bei Arzt
und Patient überschätzt
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III.2 Fakten endokrinologischer Ursachen
• Im Evidenzbereich von symptomevaluierten Studien wurden
vereinzelt Schilddrüsenfunktionsstörungen und diabetische
Stoffwechsellagen festgestellt
-> wegen der Seltenheit gibt es keine verlässlichen Angaben zur
Häufigkeit
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III.3 Fakten postinfektiöser Müdigkeit
• Virale Atemwegsinfekte sind häufig und eine wichtige Ursache von
Müdigkeitszuständen!
• Bspw. klagen sechs Monate nach Pfeiferschem Drüsenfieber
(positive EBV-Serolgie) noch 40% der Patienten über physische
Müdigkeit
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III.4.1 Fakten bei chronisch somatischen Krankheiten
• Müdigkeit ist häufig und sehr belastend für chronisch kranke
Patienten, hier muss die Grundkrankheit behandelt werden!
• Müdigkeit muss nicht durch die Krankheit selbst verursacht sein. Sie
kann auch durch:
– Erschöpfte psychosoziale Kompensationsmechanismen (früher reaktive
Depression)
– Schmerz
– Gestörter Schlaf
– Folgen körperlicher Inaktivierung (Dekonditionierung)
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III.4.2 Fakten bei chronisch somatischen Krankheiten
• Wegen der möglichen multifaktoriellen Geneseder Erkrankung sollte
nicht ausschließlich nach einer Erklärung durch die
Grunderkrankung gesucht werden, sondern gleichzeitig ein
unabhängiges Basisprogramm zur Müdigkeitsdiagnostik laufen
(Anamnese, klinischer Befund, Basislabor)
– Behandlung der Grundkrankheit hat Vorrang
– Körperliches Training und Verhaltenstherapie sind aber grundsätzlich zu
bedenken
– Selbstmanagementprogramme sind wenig hilfreich
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III.4.3 Fakten Behandlung chronischer Krankheiten
Was ist gesichert?
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COPD
• Reha + körperliches Training bis Stadium III, leitliniengerechte Therapie helfen
Herzinsuffizienz
• Reha und körperliches Training bis Stadium III verbessert Lebensqualität,
leitliniengerechte Therapien helfen
Rheuma
• Keine Evidenz, Studien laufen
Apoplex
• Mglw eigenständige, läsionsunabhängige Symptomatik, keine Evidenz, Studien laufen
Morbus Parkinson
• Mglw. Methylphenidat, umstritten, keine Evidenz, Studien laufen
MS
• Psychologische Intervention hilfreich, Übungsbehandlung verbessert Muskelleistung,
aber nicht Müdigkeit
Tumor
• Multifaktoriell: Schmerzen, UAW, Ernährungsprobleme u.v.m. -> Basisprogramm
Müdigkeit (s.o.) sinnvoll, kognitive Verhaltenstherapie hilft, vielleicht Modafinil, keine
Evidenz
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III.5 Fakten arterielle Hypotonie
Methodisch akzeptable Daten über einen Zusammenhang von
Müdigkeit und niedrigem Blutdruck/Orthostaseproblemen liegen
nicht vor.
Umgekehrt kann eine Befindensstörung zu verminderter
körperlicher Aktivität und damit zu kurzfristig erniedrigtem Blutdruck
führen.
„German Disease“:= nur die Deutschen verschreiben RR-hebende
Medikamente von Korodin-Kreislauftropfen bis epinehprinhaltige
Substanzen. Die Verschreibungen gehen zurück!
-> bei Patienten und teilweise auch bei Ärzten wird die Korrelation
von Müdigkeit und erniedrigtem Blutdruck überschätzt
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III.6 Fakten schlafbezogene Atmungsstörungen
Jegliche Schlafstörung kann Tagesmüdigkeit machen!
Cave Schlafapnoesyndrom!
- Anamnese mit Adipositas mit BMI, Anamnese mit
Nachtschweiss +Tagesmüdigkeit, imperatives Einschlafen am
Tag, Langzeitblutdruckmessung mit arteriellem Hypertonus und
nicht erhaltenem Tag-Nacht-Profil geben entscheidende
Hinweise
-> ambulantes Schlafapnoescreening beim Pneumologen
-> falls positiv: Schlaflabor
-> falls positv: (n)-CPAP-Therapie
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III.7 Fakten Bewegungsmanngel
Studien legen einen Zusammenhang zwischen Müdigkeit und
Bewegungsmangel nahe
Interventionsstudien zeigen, dass aerobes Training zu einer:
- generellen Verbesserung des Befindens des Gesunden
und Kranken führt.
- bei cardialen, pulmonalen, rheumatischen,
neurologischen und Tumorerkrankungen signifikante
Verbesserungen
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III.8 Fakten Medikamente
Für eine große Gruppe von Substanzklassen ist Müdigkeit als
Therapiefolge beschrieben:
- Benzodiazepine, Neuroleptika, Antidepressiva,
Antihistaminika, Antihypertensiva (alte lipophile Betablocker),
Opiate, Parkinsonmittel
Cave Multimediktion, bei älteren Menschen oft deutlich mehr als 6
unterschiedliche Mittel, oft durch verschiedene Behandler, dann
sind alle Störungen des Normalbefindens grundsätzlich verdächtig
auf UAW!
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III.9 Fakten Sucht/Substanzabusus
Sämtliche suchterzeugende Substanzen können Müdigkeit
erzeugen, an erster Stelle Alkohol, klassisch auch alle „Downer“
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Ursachen des Symptomes Müdigkeit, IV
IV. Umwelteinflüsse:
IV.1 Kohlenmonoxid: viele Vergiftungstodesfälle, v.a. USA
IV.2 Kohlenwasserstoffe: bspw. Lösungsmittel
IV.3 Sick-Building-Syndrome: unspezifische Symptome der
Schleimhäute / des ZNS, die konkret mit dem Aufenthalt in
bestimmten Gebäude(-teile)n in Verbindung stehen
IV.4 Multiple-Chemical-Sensitivity: kontrovers
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Schlussfolgerung und Prognose
 Müdigkeit ist als gemeinsame Endstrecke vieler Störungen zu
verstehen, diese können biologischer, psychischer und sozialer Art
sein
 Bei der Mehrzahl der Patienten können die Einzelaspekte nicht
sicher voneinander getrennt werden
-> Der Einzelfall entscheidet, es braucht aber einen Algorhythmus mit
Kernempfehlungen
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Hausärztliche Diagnostik I: Anamnese
-
Patienten reden lassen (Habit I)! – Investiere in den Anfang
Patienten verstehen lernen (Habit II) – Ermittle die Sicht des
Patienten auf sein Probleme
Spezialanamnese mit Charakteristika des Symptomes und
assoziierten Beschwerden: hier werden alle o.g. Themen abgefragt:
Depression/Angst, somatische Krankheiten, poastinfektiös,
Medikamente, Sucht, Schlafstörungen etc.
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Hausärztliche Diagnostik II: körperliche Untersuchung
-
geleitet von Auffälligkeiten in der Anamnese
Standard: Abdomen, Lymphknotenregionen, Herz, Schleimhäute,
Atemwege etc.
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Hausärztliche Diagnostik III: Labor
-
Abhängig von Anamnese und körperlicher Untersuchung
-
Standard: Glucose im Blut, BB, Blutsenkung/CRP, Y-GT
+/Transaminansen, TSH
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Hausärztliche Therapie
-
-
Gesprächsbereitschaft signalisieren, Folgetermine vereinbaren,
Offenheit für breites Spektrum an Ursachenbehebung
Habit IV: rekapituliere Handlungsmöglichkeiten und fasse
zusammen
Konkret ggf:
-
Symptomtagebuch
Symptomorientierte aktivierende Maßnahmen
Verhaltenstherapie
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CFS – Chronic-Fatique-Syndrome
• Chronisches Müdigkeitssyndrom:=
Ist ein sehr seltenes Beratungsergebnis, Prävalenz in einer ethisch
heterogenen Bevölkerungsstichprobe in den USA ergab 0,42%.
Zugehörigkeit zu einer Minderheit, niedriger sozialer Status und
Ausbildungsstand sowie weibliches Geschlecht waren damit assoziiert.
Das CFS ist eine Ausschlussdiagnose, ein definitiver Test existiert nicht
und die Diagnosestellung hat eigentlich keine sinnvolle Konsequenz für
den Patienten
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CFS – Chronic-Fatique-Syndrome
Nach NICE und kanadischem Konsensus sollten Allgemeinärzte
mit der Krankheit vertraut sein und bei folgenden Konstellationen
daran denken:




Neu aufgetretene, anders nicht erklärte Müdigkeit mit einem definitiven Beginn
Persistierend oder rezidivierende physikalische oder mentale Müdigkeit
Durch welche die körperliche Aktivität substantiell eingeschränkt wird
Nicht erklärbar durch andere Erkrankungen
 Erschöpfung oder Abgeschlagenheit nach körperlicher Aktivität die
unangemessen ist und zu verzögerter Regeneration führt
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Tips + Tricks Depression
Screeningfragen (bezogen auf die letzten 4 Wochen):
1. Haben sie sich oft niedergeschlagen / schwermütig /
hoffnungslos gefühlt?
2. Haben Sie wenig Interesse / Freude an Tätigkeiten gehabt?
-> 2x Nein = mit hoher Sicherheit keine Depression
-> mind 1x Ja -> weiterfragen:
- Schlafstörungen, Gewichtschwankungen, Selbstwertgefühl,
Konzentrationsschwierigkeiten, Versagensängste, reduzierter
Bewegungsdrang, Gedanken nach Tod oder Selbstmord
-> Depression liegt vor, wenn 5 Kriterien bejaht werden, davon
mindestens eine Screeningfrage
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Tips + Tricks Angststörung
Screeningfragen (bezogen auf die letzten 4 Wochen):
1. Nervliche Anspannung / Ängstlichkeit / Gefühl aus dem
seelischen Gleichgewicht zu sein?
2. Viele verschiedenen Sorgen?
3. Erlebte Angstatacken?
Ggf. Rat zur Verhaltenstherapie, Ablenkungsmanöver als
Sofortmaßnahme
© Prof. Dr. J.W. Robertz
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Tips + Tricks: häufige Fehler
- pathologische Laborwerte werden vorschnell als ausreichende
Erklärung benutzt
- Zuerst werden körperliche Ursachen ausgeschlossen und erst
danach der psychosoziale Bereich erarbeitet, daraus resultiert
oft eine somatische Fixierung. Eindeutig somatische Ursachen
sind selten!
- Scheinassoziationen + selbsterfüllende Prophezeiungen
- Vermehrtes Labor / Eisenwertbestimmungen,
- Vorschnelle Etikettierung:
- Die subklinische Hypothyreose, Eisenspeichermangel, Amalganbelastung,
Darm-Candidose u.v.m.
© Prof. Dr. J.W. Robertz
Schwerpunkt Allgemeinmedizin Am Zentrum für Versorgungsforschung der Universität zu Köln (ZVfK)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und einen
schönen und aktiven Abend noch!
© Prof. Dr. J.W. Robertz
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