Reconquista heißt "Wiedereroberung" auf Spanisch (und Portugiesisch). Damit wird die Vertreibung der Mauren von der iberischen Halbinsel durch die Christen bezeichnet. Die Reconquista begann schon wenige Jahre, nachdem die arabisch-muslimischen Eroberer im Jahr 711 auf die iberische Halbinsel kamen, sie dauerte aber insgesamt 770 Jahre (von 722 bis 1492). Im 711 landet der Berber Tariq ibn Ziyad mit seinem Heer von etwa 7000 Männern aus Nordafrika kommend in die Region von Algeciras (Gibraltar) auf der iberischen Halbinsel. Spanien wurde damals von den Westgoten unter König Roderich regiert. Sie waren aber zerstritten und durch innere Konflikte stark geschwächt. Deswegen hatten sie dem Ansturm der Mauren nicht viel entgegenzusetzen. In wenigen Jahren (711-719) erobern diese fast die gesamte Iberische Halbinsel. König Roderich starb schon im Jahr 711 in der Schlacht am Rio Guadalete. Die Mauren unternehmen auch bald Vorstöße über die Pyrenäen in den Machtbereich der Franken. 722 wird heute in Spanien als Beginn der Reconquista betrachtet : Fürst Pelayo kann in der Schlacht von Covadonga die vordringenden Araber besiegen und so die Unabhängigkeit seines asturischen Fürstentums bewahren. Der Vorstoß der Araber in das Frankenreich, wird durch den fränkischen Hausmeier Karl Martell in der Schlacht bei Tours und Poitiers im Jahr 732 gestoppt. Karl Martell wurde wegen dem Zurückschlagen der Araber später als Retter des Abendlandes gefeiert. Santiago de Compostela wird 1037 zurückerobert, für manche ist dies und nicht das Jahr 722 der eigentliche Beginn der Reconquista. Außerdem zerfiel ab 1031 das Reich der Mauren in viele Teilfürstentümer, die oft untereinander zerstritten waren. Das machte die Rückeroberung leichter. Nach dem Fall Toledos (1085) rufen die Muslime die nordafrikanische Almoraviden zur Hilfe. Sie stoppen den Vormarsch der Christen vorübergehend. Dabei übernahmen sie selbst die Herrschaft im muslimischen Teil Spaniens und gliederten diesen ihrem Reich ein. Die Schlacht bei Las Navas de Tolosa am 16. Juli 1212 gilt als entscheidender Wendepunkt im Kampf zwischen den christlichen und den muslimischen Heeren. Die Truppen der verbündeten Königreiche von Kastilien, Navarra, Aragon und Leon, unterstützt von französischen Einheiten gewinnen. 1043: Der spanische Nationalheld El Cid, eigentlich Rodrigo Díaz de Vivar wird in Vivar geboren. El Cid, ein kastilischer Ritter, bekam seinen Beinahmen in der Zeit als er Söldnerführer in der spanischen Levante operierte. Er wechselte oft die Seiten und stirbt 1099 in Valencia. Nachdem Kastilien und Aragon 1265 endgültig Murcia zurückerobern blieb nur das Nasriden-Sultanat von Granada als kastilischer Vasallenstaat vorerst noch muslimisch, musste also an Kastilien Tribut zahlen. Weil die beiden christlichen Königreiche Kastilien und Aragón einander häufig bekämpften, blieb Granada 200 Jahre lang von Angriffen weitgehend verschont. Das änderte sich ab 1469. In diesem Jahr heiratete Isabella, Erbin von Kastilien, den Kronprinzen Ferdinand von Aragón. Die Hochzeit der beiden Herrscher bilden die Grundlage für die Vereinigung von Aragonien und Kastilien und damit die Grundlage für das Entstehen des heutigen Spaniens. Papst Alexander VI. verleiht dem königlichen Ehepaar 1496 den Titel Katholische Könige (Reyes Católicos). 1492: Am 2. Januar 1492 kapituliert der letzte arabische Herrscher in Al-Andalus, Muhammad XII., von den Spaniern Boabdil genannt, vor den Heeren von Ferdinand II. und Isabella I. (Los Reyes Católicos) und übergibt Granada. Damit ist die Reconquista abgeschlossen. Die Zeit der Mauren war eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Cordoba und Granada waren die reichsten und bevölkerungsreichsten Städte Europas. Die Landwirtschaft, das geistige Leben und das Handwerk erlebten in dieser Zeit eine Blüte. Sie führen moderne Bewässerungssysteme ein und bringen neue Pflanzen: Zum Beispiel Zitronen, Orangen, Pfirsiche, Reis und Gewürze. Die maurischen Herrscher förderten die Wissenschaft vor allem Philosophie, Medizin, Chemie, Mathematik, Physik und Astronomie. Das Wissen kommt zum Teil aus Griechenland und Rom, war aber mit der Zerstörung der Bibliothek in Alexandria verlorengegangen oder im christlichen Europa als Teufelszeug verdammt. Sie bauten Bibliotheken und Schulen. Auch das Schachspiel brachten sie von Indien nach Europa. Juden, Christen und Muslime lebten gemeinsam im maurischen Spanien. Sie beflügelten sich gegenseitig in ihren Leistungen und Ideen. So kamen viele Gelehrte, die im Mittelalter hohes Ansehen erlangten, aus Spanien. Auch Kunst und Architektur war sehr wichtig. Zu den eindrucksvollsten Monumenten des maurischen Stils gehört zum Beispiel die große Moschee von Cordoba oder die Alhambra in Granada. Nachdem die Reconquista abgeschlossen war, folgte eine radikale Katholisierung des Landes. Vorbei war das Neben- und Miteinander der Kulturen und Religionen. Juden und Nachkommen der Araber wurden getötet, vertrieben oder gezwungen, zum Christentum überzutreten. Außerdem wurden alle arabisch geschriebenen Bücher und Schriften verbrannt. Wissen und Können gingen verloren und Spanien verarmte allmählich.
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