Dr. Christian Reitemeier, Referatsleiter für

Justizministerium
des Landes
Nordrhein-Westfalen
Kommunaljuristisches Forum Lippe 2015
Vollzug mitdenken – Modellversuch zum
Bürokratieabbau in NRW
Detmold, 2. Juni 2015
Dr. Christian Reitemeier
Gesetzesfolgenabschätzung –
Bessere Rechtssetzung
Tacitus, 56 – 117 n. Chr.
„Früher litten wir an Verbrechen,
heute an Gesetzen.“
Zeugnis der Angst und Abneigung
vor (oft auch empfundener) Überregulierung
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Erfüllungsaufwand der Wirtschaft und
Vollzugslasten der Bundesländer
durch EU-Recht und Bundesrecht sowie deren Messung
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Erste länderspezifische Kosten-Studie
Systematische Betrachtung
länderspezifischer und kommunaler Bedarfe
durch EU- und Bundesregulierungen
Untersuchungsgegenstand:
LEBENSMITTELKENNZEICHNUNGSRECHT
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Anlass
 Nationaler Normenkontrollrat (NKR)
 NKR für Kostenabschätzung zuständig
 GG: Gesetzgebungszuständigkeit hat meist der Bund
Bund (mit Tendenz zur EU); Vollzug aber meist durch die
Länder und dort oft durch die Kommunen
 Defizite derzeit: Länder können ihre Interessen nicht
ausreichend einbringen; NKR nimmt Ungleichgewicht
der Kostenprognose wahr, kann aber selbst nicht
gegensteuern
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Entwicklung des jährlichen Erfüllungsaufwands
Mindestlohn
EnergieeinsparVO
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Entwicklung des jährlichen Erfüllungsaufwandes
von Bund, Ländern und Kommunen ohne „GKVGesetz“
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Kernbotschaft NKR-Jahresbericht 2014
4. Länder und Kommunen stärker an Kostenschätzungen
beteiligen
Dem Verwaltungsvollzug durch Länder und Kommunen wird
bei der Ermittlung der Folgekosten von Gesetzgebung zu wenig
Beachtung geschenkt. Der Vollzugsaufwand kann nur niedrig
gehalten werden, wenn die zu erwartenden Kosten von Anfang
an mitberücksichtigt werden. Dafür müssen Länder und
Kommunen wesentlich systematischer als bisher
Kostenschätzungen für den Vollzug neuer Gesetzesvorhaben
erarbeiten und in die Vorbereitung der Gesetze durch die
Bundesministerien einbringen.
NKR-Jahresbericht 2014, S. 5 –Kernbotschaft 4
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NRW - Projekt
 Wirtschaftsministerium: EA der Wirtschaft
 NRW-Clearingstelle Mittelstand: mit Verbänden
 Justizministerium: Vollzugsaufwand Land und
Kommunen
 FH Mittelstand, Nationales Zentrum für Bürokratiekostenabbau
 Staatskanzlei, Innenministerium
 Geschäftsstelle Bürokratieabbau, NKR, Statistisches
Bundesamt
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Projektteilnehmer
Vollzugskosten: kommunale Ebene
 Kreis Lippe
 Stadt Bielefeld
 Kreis Viersen
 Stadt Düsseldorf
Wirtschaft: 12 repräsentative Unternehmen (Gastronomie,
LM-Unternehmer, Verkauf „loser Ware“)
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Inhalt des Pilotprojektes
 Untersuchung des Lebensmittelkennzeichnungsrechts
 EU-Verordnung („LMIV“), i.W. gültig ab 13.12.2014
 Daneben teilweise Umsetzung durch Bundesrecht
 Inhalt wesentlicher NEUregelungen:
Allergenkennzeichnung
Kennzeichnungspflichten für lose Ware
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Erfüllungsaufwand der Wirtschaft und Vollzugslasten der
Bundesländer durch Bundesrecht sowie deren Messung
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Standardkosten-Modell: Anwendungsbeispiel
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Definition des Erfüllungsaufwands
NKR-Jahresbericht 2010, S.45
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Umfassende Betrachtung der Kostenfolgen (Erfüllungsaufwand)
Was gehört zum Erfüllungswand?
Vollzugsaufwand
Bürger + Wirtschaft
Vollzugsaufwand
Verwaltung
Beispiel:
Änderung des Arzneimittel-Gesetzes
 Kosten inhaltlicher Pflichten: 50,2 Mio. €
 Maßnahmen zur Reduzierung und Verbesserung
des Antibiotikaeinsatzes (Hygienemaßnahmen,
Umstellung des Impfregimes)
 Kosten Verwaltung der Länder: 22,0 Mio. €
 Bereitstellen und Pflege einer Datenbank
 Verarbeitung der übermittelten Daten
 Überwachung der Maßnahmen zur Minimierung des
Antibiotikaeinsatzes
Bürokratiekosten von Informationspflichten,
z.B. Nachweis- und Meldepflichten (altes Mandat)
Abbauziel 25%
 Bürokratiekosten der Wirtschaft: 5 Mio. €
 Vierteljährliche Meldung über Anwendung
antimikrobiell wirksamer Stoffe
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Abbaubilanz seit 30. September 2006
NKR-Jahresbericht 2012, S. 72
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Ganzheitlicher Ansatz für effektiven Bürokratieabbau
und bessere Rechtsetzung
NKR-Jahresbericht 2013, S.4
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NKR und Ex-ante-Verfahren im
Gesetzgebungsprozess
NKR-Jahresbericht 2009, S.12
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EU
Vorphase
KOM
PARL
?
?
?
RA
T
EU-RL
EU-VO
?
Bund
Länder
LReg
Vollzug
?
Reg
BRat
BTa
g
BRat
?
?
?
?
?
LParl
Wie erfolgt
Informationsaustausch zu
Kostenfolgen?
Kommunen
Vorphase
LReg
?
L. + K.-Beteiligung
Regulierung
Ermittlung des Vollzugsaufwands im Mehrebenensystem
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Kommune
LParl
?
Kommune
Vollzugswissen, Daten
Konkretisierung/Fixierung
Alternativenabwägung
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Überblick EA-Ermittlung im Gesetzgebungsprozess*
Vorphase/
Eckpunkte
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Erstellung
Ref.-Entw.
Beteiligungsphase
* Auszug NKR-Gutachten 2014, Autor: ifg.cc
Finalisierung und
Schlussabstimmung
BRat
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Herausforderung – „Abschottung der Ebenen“
Bundesressort 1
§§
Bundesressort 2
§§
Bundesressort 3
…
Bundesressort n
§§
§§
14 Ressorts
…
Land 1
16 Länder
§§ +
Gemeinde 1a
Land 16
Gemeinde 1n
…
§§ +
Gemeinde 16a
Gemeinde 16n
11.000
Gemeinden
§§
= Regulierung
= Vollzug
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Ausblick/ Perspektiven
 Keine neue Bürokratie schaffen
 Perspektive: Schlanke neue Institution
 Endziel: Interessen des Landes und der Kommunen
einbringen
 Politische Ziele sollen nicht in Frage gestellt werden,
wohl aber Anbringung von Verbesserungsvorschlägen
 Auch Landesrecht selbst könnte einbezogen werden
(Diskussion über „Landes-NKR“)
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Nordrhein-Westfalen
 Präsentation der Projektergebnisse geplant am 26.Juni
2015 in Düsseldorf (auswärtige Sitzung des NKR)
 Beginn Diskussion über Perspektiven
 NRW kann Vorreiterrolle übernehmen
 Erweiterung der Handlungsspielräume von Land und
Kommunen durch bessere Kostenkontrolle
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