Arbeitstagung Rechtsverhältnisse/Studierende – Hochschulinstitutionen Zentrale Aspekte zur korrekten Gestaltung von Ausbildungsverträgen im FH-Bereich Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Einleitung • Aufbau-/Ausbaunotwendigkeiten im FH-Bereich • Erste Konfliktfälle – erste Judikatur • Zentrale Fragestellungen – Aufnahme am FH-Studiengang – Wesen/Inhalt des Ausbildungsvertrages – Sonderfragen • Anwesenheitspflicht • Wiederholung des Studienjahres • Immaterialgüterrechtliche Aspekte Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Aufnahme am FachhochschulStudiengang • Rechtsform – öffentlich-rechtlicher Akt vs privatrechtlicher Akt – VwGH 28.6.2010 sowie OGH 26.2.2014: zivilrechtliche Angelegenheit – Konsequenz: privatrechtlicher Ausbildungsvertrag Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Ausbildungsvertrag • atypischer Vertrag (= Vertrag sui generis) • Rechtsgrundlagen: ABGB, FHStG, HS-QSG, einschlägige Verordnungen • Dauerschuldverhältnis Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Vertrags-Abschluss 1 • übereinstimmende Willenserklärungen (§ 861 ABGB) • Geschäftsfähigkeit • ernst; frei von Irrtum/List/Zwang; möglich; erlaubt • Formfreiheit; nach Tunlichkeit: Schriftform (inklusive ausdrückliche Aufklärung betreffend akademischen Grad) • diskriminierungsloser Zugang (§ 4 Abs 1 FHStG) Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Vertrags-Abschluss 2 • Sonstige Bestimmungen des FHStG: – – – – – Regelungen/Aufnahmeverfahren (§ 11) Anerkennung nachgewiesener Kenntnisse (§ 12) Prüfungsmodalitäten (§§ 13, 15 ff) Studienunterbrechung (§ 14) Ungültigerklärung/Prüfungen bzw wiss Arbeiten (§ 20) • Hausordnung als integraler Vertragsbestandteil • Vorvertragliche (Schutz- bzw Aufklärungs)-Pflichten • Geltung des KSchG (zB: § 6 Abs 3: „Transparenzgebot“) Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Standardinhalte/Ausbildungsvertrag 1 • Prägend: Fachhochschulrat, FH-Info 1 vom Juli 1997 – (zwingende) Ausbildungsvertragsinhalte: – – – – – – Bezeichnung der Vertragspartner/innen Bezeichnung des Studienganges Dauer der Ausbildung Folgen einer Vertragsverletzung Gerichtsstand Ort/Datum des Vertragsabschlusses • Zentrale Erhalterpflicht: Gewährleistung/ordnungsgemäßer Studienbetrieb (Hinweis auf Studien- und Prüfungsordnung) Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Standardinhalte/Ausbildungsvertrag 2 • zentrale Studierendenpflichten: – persönliche Anwesenheit/aktive Beteiligung – Einhaltung/Prüfungs- und Abgabetermine – Befolgung/Hausordnung • unzulässige Vertragsinhalte: – Zugangsbeschränkungen – Aufnahmegebühren – Pönale • Hinweise zur Vertragsbeendigung (mittlerweile § 18 Abs 5 FHStG) Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Ergänzende Ausbildungsvertrags-Inhalte • • • • • Verweis auf die ÖH-Beitragspflicht datenschutzrechtliche Aspekte immaterialgüterrechtliche Regelungen Regelung betreffend Kostenbeiträge (Exkursionen) Schlichtung/Mediation (nur unter Wahrung des ordentlichen Rechtsweges) • Aufnahme des Schriftformgebotes • diverse Bedingungen (zB Unterbleibung der Durchführung des Studiums wegen zu geringer Anmeldezahlen) • Geltung nur im Rahmen der allgemeinen zivilrechtlichen und besonderen fachhochschulspezifischen Regelungen Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen I: Anwesenheitspflicht 1 • bis dato: keine gesetzlich grundgelegte Anwesenheitspflicht im FH-Bereich • Grundsatz/FHStG: Gestaltung des FH-Studiums in einer Art und Weise, dass „es in der festgelegten Studienzeit abgeschlossen werden kann“ (§ 3 Abs 2 Z 4 FHStG) • keine zivil- bzw verwaltungsrechtlichen Verbote betreffend Anwesenheitspflicht Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen I: Anwesenheitspflicht 2 • Erhalterrecht: Einführung einer Anwesenheitsverpflichtung – Beachtung von sachlicher Ausgewogenheit – gesetzliche Einschränkung: § 31 Abs 6 HSG: 30 %-ige Unterschreitung der Anwesenheitsverpflichtung von Studierendenvertreter/inne/n – Verankerung/Anwesenheitspflicht bzw sachliche Ausnahmen davon in Studien- und Prüfungsordnung (§ 10 Abs 3 Z 10 FHStG) – Verbot der Exekutierung einer restriktiven Anwesenheitsverpflichtung • zu beachten ist § 14 FHStG (Antragsrecht auf Studienunterbrechung) Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen II: Wiederholung des Studienjahres 1 • § 18 Abs 4 FHStG: einmalige Wiederholung eines Studienjahres in Folge einer negativ beurteilten kommissionellen Prüfung als Möglichkeit • kein bedingungsloser Anspruch auf Wiederholung des Studienjahres • Kollegium kann gem § 10 Abs 3 Z 10 FHStG die näheren Konditionen in der Prüfungsordnung konkretisieren Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen II: Wiederholung des Studienjahres 2 • maximal einmalige Wiederholungsmöglichkeit (Wortlaut des Gesetzes) • FHStG-Grundsatz: Abschluss des FH-Studiums „in der festgelegten Studienzeit“ (§ 3 Abs 2 Z 4 FHStG) • Ähnliche Ergebnisse vermitteln sowohl eine systematische als auch eine historische Interpretation von § 18 Abs 4 FHStG Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen III: Immaterialgüterrecht 1. Allgemeine Aspekte • maßgebliche Bereiche: – – – – Musterschutzgesetz Patentgesetz Gebrauchsmustergesetz Urheberrecht • zahlreiche Regelungen betreffend Verhältnis Dienstgeber/in und Dienstnehmer/in • analoge Anwendung auf das Verhältnis Erhalter und Studierende Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen III: Immaterialgüterrecht 2. Musterschutz • Inhalt: Aussehen von Erzeugnissen („Designschutz“) • Anspruch auf Musterschutz: Schöpfer/in (§ 7 MuSchG) • Schöpfer/in kann Muster grundsätzlich auf andere Erhalter übertragen • unübertragbar/unverzichtbar: Anspruch auf Nennung als Schöpfer/in (§ 8 Abs 2 MuSchG) • grundsätzlich zulässig: sachlich ausgewogene Vereinbarung betreffend die Übertragung von „Student/in Musterschutzrecht“ auf Erhalter Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen III: Immaterialgüterrecht 3. Patentrecht a • Schutzgegenstand: Erfindungen auf allen Gebieten der Technik; müssen: – neu sein – sich nicht ohne Weiters für den Durchschnittsfachmann aus dem Stand der Technik ergeben – gewerblich anwendbar sein • Definition Diensterfindung (§ 7 Abs 3 PatG): – – – – • Erfindung fällt in das Arbeitsgebiet des Unternehmens, in dem Erfinder/in tätig ist und erfinderische Tätigkeit gehört zu dienstlichen Obliegenheiten oder Erfindungsanregung durch Tätigkeit im Unternehmen oder Benutzung von unternehmerischen Hilfsmittel für Zustandekommen der Erfindung Einräumung des Benützungsrechts an Diensterfindungen zugunsten Arbeitgeber/in zulässig (Schriftformgebot) Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen III: Immaterialgüterrecht 3. Patentrecht b • im Falle entsprechender Übertragungsvereinbarung: – Mitteilungsverpflichtung durch Erfinder/in gegenüber Dienstgeber/in – Dienstgeber/in muss sich innerhalb von vier Monaten erklären, ob Erfindung in Anspruch genommen wird (Geheimhaltungsverpflichtung) – falls keine Aufgriffserklärung erfolgt: frei gewordene Erfindung • zwingendes Recht: angemessene Erfindungsvergütung (§ 8 Abs 1 PatG) – Berücksichtigung der wirtschaftlichen Bedeutung der Erfindung – Ausmaß der Erfindungsverwertung • • analoge Anwendung auf Verhältnis Student/in und Erhalter gleiche Rechtslage betreffend Gebrauchsmuster (§ 7 Abs 2 GMG) Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser Sonderfragen III: Immaterialgüterrecht 4. Urheberrecht • • • • Regelungsgegenstand: eigentümliche geistige Schöpfung formfreie Entstehung des Urheberrechts durch Schöpfung des jeweiligen Werkes (Realakt) Grundsatz: Verbot der rechtsgeschäftlichen Übertragung zulässig: – Werknutzungsrecht (ausschließliche Rechtseinräumung) oder – Werknutzungsbewilligung (beschränkte Rechtseinräumung) • • Werke wissenschaftlicher/belehrender Art = Werke der Literatur: schöpferisches Element muss in der Eigentümlichkeit der Darstellung liegen (bloße Forschungsergebnisse/wissenschaftliche Feststellung bilden keinen Gegenstand des urheberrechtlichen Schutzes) Ausbildungsvertrag: Möglichkeit zur Einräumung von Werknutzungsbewilligung/ Werknutzungsrecht des Erhalters im sachlich angemessenen Rahmen Hon.-Prof. Prof. (FH) Mag. Dr. Werner Hauser
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