GS1 info 4/2015

Magazin für Supply Chain Management 4 | 2015
Showrooms, Pop-Up-Stores und
Omnichannel – der Handel muss
sich neu erfinden. Und braucht
dafür gute Daten. s8
INHALT
08
14
16
20
Aktuell
Thema Standards & Praxis 04News
WordRap, News, Veranstaltungen
Hätten Sie’s gewusst?
08Retail Revolution
ECR Austria Infotag
15Überblick
Arzneimittel im Sicherheits-Check
Lidl eröffnet Logistikzentrum
Porsche gibt Gas
06 Barcode im Alltag
13 Gastbeitrag Dr. Madlberger
14 Abschied Dr. Hartig
07 Globale Markenstrategie
Impressum: Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber:
GS1 Austria GmbH, 1040 Wien, Brahmsplatz 3;
Telefon: +43-1-505 86 01; Fax: +43-1-505 86 01-22;
E-Mail: [email protected], Internet: www.gs1.at;
Grundlegende Richtung: Informationsmagazin zur Unterstützung
des Unternehmensgegenstandes. Chefredakteurin: Mag. Daniela Springs;
Layout & Produktion: ­Starmühler Content Marketing,
1010 Wien, Schellinggasse 1, www.starmuehler.at;
Erscheinungsweise: viermal jährlich;
Auflage: 12.500 Exemplare;
Titelfoto/Illustration: © Starmühler Content Marketing
Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische
Formulierungen verzichtet.
2 GS1 info 4 | 2015
16Datenqualität
GS1 Sync – Refresh NOW!
GS1 Sync Star
Algorithmen Uni Innsbruck
Major Release 3.1
Serie LMIV
20Zu Gast bei …
Huber Holding AG
22GS1 Solution Provider Program
23Update AG Upstream
GS1 Standards – Jetz aber richtig!
24Serie GSMP
Rückverfolgbarkeitsstandard
Unique Product Identification
EDITORIAL
Darauf können
wir stolz sein!
Im Rückblick bin ich immer wieder erstaunt,
was in einem Jahr alles passieren kann.
Blenden wir zurück zum ECR Austria Infotag
2014: Die Lebensmittelbranche ist höchst
angespannt, denn die Übergangsfrist für die
Lebensmittelinformationsverordnung endet demnächst.
Der dringende Appell an alle Lieferanten, endlich
Daten zu liefern, führt zu einem enormen Ansturm auf
unseren Stammdatenpool GS1 Sync. Viele schaffen
es erst nach dem 13. Dezember, den Händlern
die Daten zur Verfügung zu stellen. Auch wir sind
sehr erwartungsvoll: Wird der Qualitätsprozess die
gewünschten Ergebnisse liefern? Werden wir das
Bekenntnis zu höchster Datenqualität auch angesichts
des enormen Ansturms durchhalten können?
„Die Branche ist motiviert,
das Stammdatenthema
offensiv anzugehen.“
24
26
Wissen & Innovation 25Wissenshäppchen
ECR Microlearning-App
Berufsschule Ried
ISO/IEC erkennt EPCIS- und CBVStandards an
26Round Table
Unsichtbare Strichcodes
28Workshop
Grünes Licht an der Laderampe
29Ausbildung
Labor statt Klassenzimmer
Ein Jahr später, am ECR Austria Infotag 2015, ist
die Branche entspannt und zufrieden, 410 Liefer­
anten haben 135.000 Artikeldaten, darunter mehr als
74.000 Basisartikel, in GS1 Sync erfasst. 47 Daten­
abholer bekommen laufend Daten. Die Branche ist
motiviert, nicht nur dabei zu bleiben, sondern das
Stammdatenthema offensiv anzugehen. Die ECR
Austria Co-Chairmen bringen es auf
den Punkt: „Schaffen wir 2016
den Artikelpass ab!“ Ich bin
begeistert und denke mir, dass
die ganze österreichische
Lebensmittelbranche stolz sein
kann!
Viel Freude beim Schmökern!
30ECR
Zwei neue Abschlussberichte:
CPFR light & VMI, CLP
31 GS1 Austria Akademie
Ihr Gregor Herzog
Geschäftsführer
4 | 2015 GS1 info 3
AKTUELL
WordRap
mit Josef Braunshofer
Kreativität und
Ungeduld
1. A
ls Kind wollte ich werden …
­Biologielehrer
2. D
as letzte Buch, das ich gelesen
habe … Frank Schirrmacher, Payback
3. D
afür würde ich mein letztes Geld
ausgeben … ein gutes Buch
4. M
eine größte Stärke … da sollten
Sie besser meine Mitarbeiter fragen
5. M
eine
größte
Schwäche
…
Ungeduld
6. M
it dieser Person würde ich
gerne für 24 Stunden die Rollen
tauschen … B. Obama
7. S
tandards sind … hilfreich
8. A
ls größte Errungenschaft in der
Logistik empfinde ich … effektives
Supply Chain Management
9. G
äbe es morgen keine Strichcodes mehr … ohne gleichwertige
Alternative eigentlich undenkbar
10. F
ür die Zukunft der Logistik wünsche ich mir … viel Kreativität im
Aufspüren weiterer Einsparungs­
potenziale
# No.
Die GS1
Familie
112
Mitgliedsorganisationen
bilden das welt­
umspannende
GS1 Netzwerk
> 150
Länder
betreut GS1
global
2.500
Mitarbeiter
arbeiten an GS1
Standards für effiziente und sichere
Supply Chains
2
DI Josef Braunshofer,
Geschäftsführer von
Berglandmilch
4 GS1 info 4 | 2015
Mio.
Mitglieder
aus den unterschiedlichsten
Branchen
weltweit
Soziale Weihnachtsaktion:
GS1 Austria unterstützt
­Wiener Tafel
Spendenaktion Die Geschehnisse der vergangenen Tage
und Wochen sowie das Leid,
das momentan viele Menschen aus humanitärer Sicht
erleiden
müssen,
gehen
jedem sehr nahe. Daher hat
sich GS1 Austria entschlossen, auch dieses Jahr zu Weihnachten wieder ein soziales
Projekt zu unterstützen. Mit dieser Hilfe kann an den Grundbedürfnissen aller Menschen angesetzt werden: bei der
Nahrung. Tagtäglich werden Tonnen von noch genießbaren
Lebensmitteln in Österreich weggeworfen. Die Wiener Tafel
sammelt diese Lebensmittel und gibt sie an Obdachlose,
­Armutsbetroffene und in diesen Zeiten nicht zuletzt vermehrt an Migranten, Flüchtlinge und Asylsuchende weiter.
Sie klicken, GS1 Austria spendet!
Helfen Sie GS1 Austria, dieses Projekt zu unterstützen! Mit
einem Klick tragen Sie zur Spende bei und
setzen ein Zeichen für Menschlichkeit.
Für jeden Klick, den Sie bis 24. Dezember
auf den Spendenbutton auf der Website
www.gs1.at/charity2015 tätigen, spendet
GS1 Austria 5 Euro an die Wiener Tafel.
Neue Broschüre: Alle GS1
Standards auf einen Blick
Überblick In der kürzlich erschienenen Broschüre „Nutzen
und Vorteile des GS1 Systems“ erhalten Sie einen umfassenden Überblick über alle GS1 Standards. Von gängigen
GS1 Identifikationsschlüsseln wie der Standortidentifikation
GLN über die Artikelidentifikation GTIN bis hin zu neueren
Identifikationsschlüsseln wie der Komponentenidentifikation
CPID lernen Sie alle GS1 Identifikationsschlüssel kennen.
Zudem bietet die Broschüre einen Einblick in die Einsatzbereiche diverser Strichcodes, wie zum Beispiel dem GS1128, GS1 DataBar und GS1 DataMatrix.
Für den Datenaustausch in Geschäftsprozessen bietet GS1 die Kommunikationsstandards GS1 ­
EANCOM® und
GS1 XML. Auch über das Engagement
von GS1 im Bereich von Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit sowie den
globalen Standardentwicklungspro­
zess wird informiert.
Download unter www.gs1.at/printmaterial > Broschüren
Hätten Sie’s gewusst?
Was nach GS1 Definition
eine Handelseinheit ist?
Jede Einheit eines/r Produktes/Dienstleistung, für
welche/s die Weitergabe von Stammdaten erforderlich ist und für das/die an irgendeinem Punkt der
Versorgungskette ein Preis kommuniziert, bestellt,
ver- oder berechnet werden kann. Es wird zwischen
standardisierten/egalisierten und variablen Handels­
einheiten unterschieden. Letztere können entweder
in Gewicht, Größe oder einer anderen fakturierrelevanten Maßeinheit variieren. Die FAQs zum GS1 System finden Sie unter www.gs1.at/faqs.
Veranstaltungen
Ö1 Radiointerview: Hat der
Barcode ausgedient?
Interview Seit über 40 Jahren setzen Handel und Industrie
auf die schwarzen Striche mit weißen Lücken und einer
Zahlenkombination darunter. Jeder kennt die Strichcodes,
die auf Konsumgüter aller Art gedruckt werden und dadurch ein effizientes Supply Chain Management möglich
machen. Kritiker sehen nun sein Ende kommen. Marlene
Nowotny, Redakteurin des Ö1 Konsumentenmagazins
Help, bat deshalb Mag. Gregor Herzog, Geschäftsfüh­
rer der Standardisierungsorganisation GS1 Austria, zum
­Radiointerview.
Interview help-Radio Ö1 „Hat der Barcode ausgedient?“
vom 24.10.2015 zum Nachhören unter https://youtu.be­
/68cwkEQ6utY (4:48 min.)
© Fotos: GS1, Berglandmilch
Aus GS1 eCom wird GS1 EDI
Namensänderung 2016 wird „GS1 EDI“ den bisherigen Begriff „GS1 eCom“ ablösen, um die globalen GS1 Standards
für den elektronischen Austausch von Geschäftsdokumenten und -daten zu bezeichnen. Die Namensänderung
wurde vollzogen, um Verwechslungen mit dem für Business-to-Consumer-Geschäfte geläufigen Begriff „eCommerce“ zu vermeiden. Der Begriff „EDI“ steht für den elek­
tronischen Datenaustausch (Electronic Data Interchange)
und ist der GS1 Community bereits bestens bekannt. Die
Namen der bewährten GS1 EDI Standards bleiben unverändert: GS1 EANCOM® und GS1 XML.
3. März 2016, Wien
_ eDay:16
Alljährlich lädt die Wirtschaftskammer
Österreich zum E-Business Event „eDay“
ein. Auch 2016 dürfen interessante Keynotes, Diskussionen und Informationen
zu E-Business-Themen erwartet werden.
www.eday.at
11.–15. April 2016, Jersey City/US
_ GS1 Global Standards Event Spring 2016
In dieser Woche erarbeiten Standardi­
sierungsspezialisten aus aller Welt gemeinsam mit Ihnen die Standards der Zukunft,
um die Versorgungsketten und Bedarfs­
ermittlung noch effizienter zu gestalten.
www.gs1.org/gsmp/news_events
14.–15. April 2016, Vösendorf
_ 32. BVL Logistik Dialog 2016
Unter dem Motto „Die Vernetzung“ erwarten Sie Top-Plenumsvorträge von Experten und Opinionleadern zum Thema
Netzwerken. Ergänzt wird das Event durch
die Fachausstellung „Alles Logistik“ sowie
eine exklusive Abendgala. www.bvl.at
18.–20. April 2016, Dubai/VAE
_ Globale GS1 Healthcare Conference
Erfahren Sie die neuesten Entwicklungen der
Industrie und regulatorischer Behörden über
AutoID, Traceability und elektronische Produktkataloge. Eine einmalige Gelegenheit
für Vertreter von Krankenhäusern bietet ein
Workshop des Healthcare Providers Advisory Council. www.gs1.org/healthcare/events
4 | 2015 GS1 info 5
Edition „Gesamtkunstwerk Nitsch“ © Hermann Nitsch
AKTUELL | BARCODE IM ALLTAG
Blutiger Strichcode
war das die Intention des österreichischen Malers und Aktionskünstlers Hermann Nitsch,
bekannt für seine Schüttbilder?
GS1 Austria hat nachgefragt.
„Ich ließ über riesige Bildflächen rote Farbe rinnen.
Später wurde das große Bild
in kleine Bilder zerlegt und für
eine Edition verwendet. Die
Verbindung mit dem EAN-Bar-
code ist unrichtig – meine
Malerei beschäftigt sich mit
zwei Grundkräften im Weltall:
mit Schwerkraft und Zentrifugalkraft. Die für Aktionsmalerei
eingesetzte Farbsubstanz unterliegt diesen Grundkräften“,
fasst Nitsch die Aktion zusammen und widerspricht damit
dem bewussten Aufgreifen des
Strichcode-Designs.
Nummerncode mit Hintersinn
Barcodescanner, Etikettendrucker, Kartendrucker und
mobile Datenerfassung aller gängigen Herstellermarken
im Bereich Barcode sind das Kerngeschäft der Bluetech
Systems Barcodesysteme GmbH. Das Unternehmen ist
Partner im Auto-ID-Bereich für den Vertrieb und Service
von Geräten zur automatischen Datenerfassung – und
Partner von GS1 Austria. Das Titelblatt des Produktkata­
logs von Bluetech Systems ziert ein überdimensionaler
Strichcode. Interessant und nicht auf den ersten Blick
ersichtlich ist, dass der Strichcodeinhalt die Telefonnummer des Unternehmens darstellt: 004318920790.
www.bluetech-systems.at
6 GS1 info 4 | 2015
Das Spezielle an
diesem Strichcode
ist, dass er die
Telefonnummer
der Firma darstellt.
© Fotos: Bluetech Systems, Hermann Nitsch/Wobrazek
Eine Aktion mit Früchten,
Weintrauben, überreifen Tomaten, Fleisch und Lungen,
Brot, Schleim und Eidotter wurde im April 2013 zur
Eröffnung
der
Ausstellung
„Sinne und Sein“ im Mistelba­
cher Nitsch Museum mit ei­
ner Malaktion gekoppelt. Das
Ergebnis ist ein Bild, das wie
ein Strichcode anmutet. Doch
GLOBALE
MARKENSTRATEGIE
Magazin
für Suppl
y Chain Manag
ement 4
| 2015
Ob Broschüren, Kundenmagazin oder
­Website – stets sind die Teilnehmer am
GS1 System und Partner im Fokus. Um
dem noch besser Rechnung zu tragen,
wurde eine globale Markenstrategie
ausgerollt.
© Foto: GS1/Peter Svec
O
ne face to the customer“
– der weltweit einheitliche
Mar­
kenauftritt von GS1 ist
strategisches Ziel der globalen GS1
Markenkampagne. „GS1 präsentiert
sich jetzt nicht nur in einem moder­
neren Design, uns war es auch extrem
wichtig, den Nutzen unserer Stand­
ards und Services sowie deren pra­
xisnahe Anwendung mehr in den Vor­
dergrund zu stellen“, erläutert Mag.
Daniela Springs, Marketing & Commu­
nication Manager, die Überlegungen
der letzten Monate und ergänzt: „Um
das zu erreichen, haben wir auch un­
sere Kunden und Partner stark einge­
bunden, für deren Input ich mich an
dieser Stelle ganz herzlich bedanken
möchte.“
Knapp 1.100 Personen – von NichtKunden über GS1 Anfänger bis zu
GS1 Experten – wurden in Experten­
gesprächen,
Gruppendiskussionen,
Telefoninterviews und Onlinefragebö­
gen nach ihren Wünschen und Anre­
gungen durch Marktforschungsun­
ternehmen befragt. Ein wertvoller
Input für die Überarbeitung sämtli­
cher Kommunikationsmedien wie Bro­
schüren, Kurzinformationen, Kunden­
magazin, Website, Supporttools etc.
„Eine einfachere Sprache, klarere
Nutzenkommunikation und mehr Kun­
densicht“, fasst Springs die häufigsten
Forderungen zusammen.
Während Sie diese Zeilen lesen, wird
die neue Website fertiggestellt und
Showrooms
Omnichann , Pop -Up -Stores
und
el – der Han
sich neu
del muss
erfinden.
Und brau
dafür gut
cht
e Daten.
s8
erstrahlt im ersten Quartal nächsten
Jahres in neuem Glanz. Aus Gründen
der Nach­haltigkeit werden die Druck­
werke sukzessive ersetzt. Das über­
arbeitete Kundenmagazin halten Sie
bereits in Händen.
Kundenmagazin reloaded
Wie so oft waren es die Zahlen, die
nach einer Marktforschungsstudie
den Anstoß für die Neuausrichtung
des Kundenmagazins GS1 info gab­
en. „89 % Bekanntheit des Kundenma­
gazins, 93 % Lesehäufigkeit und 83 %
Zufriedenheit mit der Themenzusam­
menstellung machen mich schon stolz.
Allerdings sahen wir Handlungsbedarf
hinsichtlich des Erscheinungsbildes
und der Lesefreundlichkeit”, nennt
Springs die Gründe für den Relaunch
des Fachmediums für Supply Chain
Manager und Entscheider.
Mit der auf Corporate Publishing spe­
zialisierten Agentur Starmühler hat
man sich frischen Wind ins Team ge­
holt. Mittels neuem Grafik- und Redak­
tionskonzept soll es gelingen, die
hochtechnischen GS1 Themen noch
näher an die Leser zu bringen. Die Ar­
tikel haben mehr Struktur bekommen:
Die wichtigsten Informationen werden
nun sehr prominent kommuniziert,
kurze Vorspänne und Überschriften
animieren zum Lesen und Zwischenti­
tel ermuntern die Leser zum Quer­
einstieg in die Artikel. Außerdem liegt
mehr Gewicht auf visueller Informa­
tion. Infografiken sollen auch bei nur
flüchtigem Durchblättern einen Über­
blick über die Inhalte geben.
Finden Sie diese Ideen gelungen? Das
Marketingteam freut sich über Lob,
Kritik und Verbesserungsvorschläge
an [email protected].
„Eine einfachere
Sprache, klarere
Nutzenkommunikation und
mehr Kundensicht waren die
häufigsten Forderungen
unserer Kunden und ­Partner.“
Mag. Daniela Springs
Ihre Ansprechpartnerin
Mag. Daniela Springs
Marketing & Communication Manager
[email protected]
4 | 2015 GS1 info 7
THEMA | RETAIL REVOLUTION
RETAIL REVOLUTION –
THE GAME IS ON
Online, Offline, Pop-up-Showroom,
Omnichannel – der Handel muss sich
neu erfinden. Der ECR Austria Infotag
widmete sich diesem Umbruch.
D
ie Bibeln unserer Wohlstandsgesellschaft
heißen
Versandhauskataloge“, schrieb der österreichische Dichter und Leh­
rer Ernst Ferstl im Jahr 1996.
Und heute, knapp 20 Jahre
später? Da ist das Umblättern der Hochglanzseiten dem
Wischen am Tablet gewichen.
Das
telefonische
Bestellen
hat dem Online-Warenkorb
Platz gemacht. Empfehlungen
gibt nicht mehr die Freundin
oder der Arbeitskollege, sondern „User163085“, ein Facebook-Ad oder gar Siri.
Die Entwicklung von Versandhauskatalogen ist bekannt,
aber wie sieht es mit stationären Geschäften aus? Ist
für sie noch Platz in einer Welt
wie der unsrigen? Befindet
sich der Handel in einer Revolution? Hat der Konsument ihn
revolutioniert oder umgekehrt?
Revolution bedeutet Umsturz.
Doch was bedeutet dieser Umsturz für Händler, Hersteller
und alle neuen Player, die sich
in den letzten Jahren dazu­
gesellt haben und noch dazukommen werden?
Wer bin ich?
Wen will ich erreichen?
Die große Frage, die über all
diesen Themen steht: Was
braucht jeder einzelne dieser
Mitspieler am Handelsmatch?
Einige Antworten, die am ECR
Austria Infotag ganz klar zum
Vorschein
kamen:
Händler
brauchen Kundendaten. Kun­
den brauchen Produkte, Erlebnisse und Verführung –
„Verbraucher besitzen mittlerweile
mehr Macht als Hersteller und
Händler. Die Macht des Handels
wird untergehen.“
Univ.- Prof. Dr. Martin Fassnacht
8 GS1 info 4 | 2015
Informationen haben sie bereits. „Verbraucher besitzen
mittlerweile mehr Macht als
Hersteller und Händler. Meine
Prognose: Die Macht des Handels wird untergehen“, bezieht
Univ.-Prof. Dr. Martin Fassnacht
von der WHU – Otto Beisheim
School of Management in seinem Vortrag klar Position.
Dazu
beigetragen
haben
auch Mitspieler wie Amazon
oder Google. Längst sind sie
schon von der Ersatzbank in
die Stürmerposition vorgeprescht. Sie treiben das Spiel
voran, halten den stationären
Handel auf Trab und stellen
ihn vor neue Herausforderungen, weil sie – ohne Zweifel
– das Einkaufsverhalten stark
verändert haben. Umso schlagender werden für Handelsunternehmen Fragen wie: Wer
bin ich? Wer will ich sein? Wer
ist meine Zielgruppe? Benütze
ich die richtigen Kanäle, um
mein Produkt an den Mann/die
Frau zu bringen?
Laut Martin Fassnacht sind die
Wege und Mittel klar. Eines
davon ist, in einem gesättigten
Markt ein präzise definiertes
Segment auszuwählen. Die Po-
© Foto: ECR Austria/Johannes Brunnbauer
sitionierung muss aus Unter­
nehmenssicht vor allem Austauschbarkeit verhindern, dem
Verbraucher einen Mehrwert
bieten und diesen Verbrau­
cher-Mehrwert als die DNA
aller Unternehmensaktivitäten
festlegen. Als Positiv-Beispiel
nennt der Experte die Handels­
kette „Hofer“. Das Segment
„Preissensibel“ wird mit unterschiedlichsten Angeboten bespielt – von Reisen bis hin zu
Elektronik und Lebensmitteln.
Die Macht der Daten
Dass sich der Handel verändern und anpassen kann, dessen ist sich Dr. Kai Hudetz,
Geschäftsführer des Instituts
für Handelsforschung Köln,
gewiss. „Viele unterschätzen
diese Fähigkeit“, so Hudetz.
Benötigt werden dazu ordentliche Daten wie von GS1.
Denn Stammda­
ten sind Teil
der Revolution. Das hoch ge­
steckte Ziel von GS1 ist, alle
Stammdaten zu digitalisieren.
„Manchmal braucht die Revolution einen Schubs. Die LMIV
war so einer“, sagt Dr. Andreas
Nentwich, GF Markant Österreich und ECR Austria-Board
Co-Chairman. Zukünftig sollen nach Food in weiterer Folge nun auch Near Food- und
B2B-Daten digitalisiert werden.
„Verabschieden Sie sich vom
Artikelpass“, richtet Nentwich
seinen Appell an den Handel.
Inszenierung:
Pop-up statt Flagship
In der Wahrnehmung der
Kunden verschwimmen die
Grenzen zwischen Händlern
und Herstellern immer mehr.
„Durch
die
Digitalisierung
besteht für den Handel die
­ efahr, umgangen zu werden“,
G
sagt Fassnacht. Der Verkauf
erfolgt direkt an den Verbraucher, der Hersteller behält
sich damit die Handelsmarge
und baut eine Beziehung zum
Kunden auf bzw. vice versa –
der Kunde kommuniziert und
interagiert direkt mit dem Hersteller. Beispiele in der Praxis
zeigen das anschaulich. Hersteller kreieren ihre eigenen
Market-Places oder mieten
sich in Pop-up-Stores ein. Wie
jenem von Norbert Kraus auf
der Mariahilfer Straße. Er ist
Geschäftsführer des Concept
Store Vienna und lässt dort die
46 m2 alle paar Wochen von
ganz unterschiedlichen Her­
stellern bespielen. Für 15.000
Euro pro Woche bleiben die
Markenhersteller
zwischen
zwei und drei Wochen im Store.
Marken wie Lindt, Landhof
4 | 2015 GS1 info 9
THEMA | RETAIL REVOLUTION
date:
Save the
16
17.11.20
ag
tria Infot
ECR Aus
Hochkarätig besetzte Podiums­
diskussion (von links nach
rechts) mit Norbert Kraus,
GF Concept Store, Mag. Markus
„Menschen treffen
irrationale Entscheidungen.“
Ken Hughes
Böhm, GF Pfeiffer Handelsgruppe, Roswitha Hasslinger, Eigentümerin Hasslinger Consulting,
Dr. Armin Wolf, ZIB2-Anchorman, Mag. Marcus Wild, CEO
SES Spar Euro­pean Shopping
Centers, Rainer Neuwirth, M
­ A,
GF myProduct.at, sowie Thomas
Kraker von Schwarzenfeld,
GF Lockbox
oder Nivea haben davon schon Gebrauch gemacht. „Die
emotionale Markeninszenierung wird immer wichtiger –
und das wird meiner Meinung nach in Supermärkten sträf­
lich vernachlässigt“, so Kraus.
Das sieht auch Ken Hughes so. Der Shopper & Consu­
mer Behaviouralist kritisiert, dass Kunden in Supermärkten nicht inspiriert werden. Quasi eine Themenverfehlung.
„Menschen treffen irrationale Entscheidungen“, erklärt
Hughes. Konsumenten wollen nicht unbedingt ein Produkt,
sie wollen vielmehr eine Leistung, eine Emotion, ein Ergebnis. Zudem ist Hughes überzeugt: „Wir müssen Menschen
helfen, Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie im Urlaub essen gehen wollen, wählen Sie auch eher ein Lokal, das gut
besucht ist, als ein leeres. Genauso ist es mit Produkten.
Sag dem Konsumenten, es ist ein beliebtes Produkt – und er
kauft es.“ Praktische Beispiele, die Hughes aus seiner Trickkiste vorstellt: Menschen kaufen teureren Wein, wenn in
der Weinabteilung klassische Musik aus den Lautsprechern
ertönt, Männer kaufen mehr bzw. teurere Blumen, wenn der
Blumenladen mit romantischer Musik bespielt wird. Ein anderes Beispiel ist die Verbundplatzierung, etwa Zahnpasta,
die bei der Eis-Vitrine platziert ist.
Omnichannel führt zum Erfolg
In einem sind sich viele Experten einig, so auch Petri
Kokko, Director Retail bei Google Germany: Online & offline gibt es nicht mehr. Der Weg führt über die Vernetzung
beider. Ein einfaches Beispiel dafür: 42,4 % der Österrei­
cher informieren sich online vor ihrem Einkauf (Quelle: ECC
10 GS1 info 4 | 2015
Köln: Cross-Channel im Umbruch – Das Informations- und
Kaufverhalten der Konsumenten, Vol. 7, Köln, 2015). „Omnichannel-Shopper sind am ertragreichsten“, sagt Kokko
zudem. Die Anzahl der traditionellen Handelskäufer nimmt
ab – sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Smart Natives. „Stark wachsend ist jedoch nicht der begeisterte Online-Shopper, der alles online kauft, sondern der selektive
Onlinekäufer. Bestimmte Produkte werden online gekauft,
andere lieber im Geschäft“, betont auch Hudetz.
Apropos kaufen. Dass die Trennung von E-Commerce und
POS immer stärker aufgehoben wird, liegt natürlich auch
am technischen Fortschritt. „Der Absatzkanal tritt für den
Konsumenten von heute immer mehr in den Hintergrund“,
sagt DI Dr. Rainer Schamberger, CEO PSA Payment Service
Austria. Ein weiterer Schritt, der vom Wandel betroffen ist,
Keynote „Consumer-Driven Change“ von Petri
Kokko, Director Retail Google Germany
5 Thesen zum Handel 2020
›› 70 % der traditionellen Händler werden sich völlig
neu erfinden oder verschwinden.
›› 90 % der derzeitigen reinen Onlinehändler werden
nicht überleben.
›› Kanaldenken war gestern – Multi-Touchpoint-­
Management ist morgen.
›› Flexible, relevante und unterhaltende Formate
­bestimmen den Handel der Zukunft.
›› Starke Marken dominieren den Markt.
Quelle: Dr. Kai Hudetz
„Es geht um die Positionierung
der Marke und darum, dass der
Konsument Vertrauen aufbaut.“
Mag. Teresa Mischek-Moritz, ECR Austria ­Managerin, und
Mag. Markus Böhm
­Moderator des Tages Dr. Nikolaus Hartig, ­scheidender ECR
© Fotos: ECR Austria/Johannes Brunnbauer (3)
Austria Manager
ist der Bezahlvorgang. Denn auch in einem Börserl-treuen
Land wie Österreich gewinnen andere Bezahlformen an Bedeutung. Von 120.443 Terminals sind derzeit rund 32.000
NFC-fähig. Im Lebensmittelhandel kann bereits bei 73 % der
Terminals kontaktlos bezahlt werden.
Was bedeutet Omnichannel nun für einen durchschnitt­
lichen Supermarkt in der Praxis? „Es ist keine Frage der
Benennung, sondern es geht um die Positionierung der
Marke und darum, dass der Konsument Vertrauen aufbaut.
Das funktioniert nur, indem er dort abgeholt wird, wo sein
Bedürfnis ist“, sagt Böhm. Er geht davon aus, dass künf­
tig 30 % des FMCG-Volumens über den Onlinekanal erwirtschaftet werden.
Das World Wide Web also als zusätzliche Cash Cow für
Händler? Babysteps und Geduld lautet die Devise. „Die Be-
mühungen der stationären Händler im Internet, die seit rund
zwei Jahren im Gang sind, bekommen langsam ein Gesicht“,
sagt Hudetz. Die Online-Umsatzanteile wachsen langsam,
aber sicher. Eine, die auf diesen Zug aufgesprungen ist,
ist die Pfeiffer Handelsgruppe (Unimarkt, Nah&Frisch). Im
April 2014 stellte sie ihre E-Commerce-Lösung für Lebensmittel vor mit dem Ziel, Marktführer in diesem Bereich zu
werden. Investiert wurde ein „deutlich siebenstelliger Euro-Betrag“. Und heute, mehr als 1,5 Jahre später? Der Euphorie sind die nackten Zahlen gewichen. Unzufrieden ist
Geschäftsführer Mag. Markus Böhm den­noch nicht. Aktuell
habe man rund 100 Bestellungen am Tag. Die Top 10 sind interessanterweise alle Frische-Produkte. Der durchschnittliche Bon liegt bei 65 Euro. Im Vergleich dazu: „Bei Unimarkt
beträgt der Warenkorb im Schnitt zwölf bis 15 Euro“, so
4 | 2015 GS1 info 11
THEMA | RETAIL REVOLUTION
Academic Partnership:
Gewinner der ECR Aus­
tria Student Awards
Böhm. „Der Kunde braucht vier bis sechs Kontaktpunkte,
bis er das Service ausprobiert. Wenn es dann einmal so weit
ist, nutzt er es immer wieder“, berichtet Böhm weiter von
seinen Erfahrungen.
„Alle Technologien, die wir
derzeit verwenden, sind
Übergangstechnologien.“
Thomas Kraker von Schwarzenfeld
12 GS1 info 4 | 2015
Knapp 500 Teilnehmer folgen gespannt
der „Retail Revolution“.
gibt nur mehr wenige Multibrand-Geschäfte.“ Der größte
Killer der stationären Geschäfte sei Amazon.
Das veränderte Kaufverhalten
Die Onlinewelt hat einen maßgeblichen Anteil an den
Veränderungen des Kaufverhaltens, das steht außer Frage.
„Wir stehen erst am Anfang. 90 % im deutschen Handel
kommen über stationäre Geschäfte“, meint jedoch Kokko.
Dennoch machen Entwicklungen wie in den USA, wo sich
Store Visits von 2010 auf 2014 halbiert haben, hellhörig und
unterstreichen die wohl ohnehin schon größte und zentrale
Herausforderung der Handelslandschaft: Kunden erfolg­
reich zu binden – oder vielmehr, sie zu begeistern. Den­
noch muss die Kirche im Dorf gelassen werden. Eine Studie
der Marktforscherin Roswitha Hasslinger, Eigentümerin von
Hasslinger Consulting, mit 1.000 Befragten ergab, dass 14 %
der online Befragten auch online einkaufen. Bei den „off­
line“ Befragten lag die Anzahl bei noch weniger, nämlich
3 %. Beide Gruppen sehen Vor- und Nachteile. „Am Ende ist
es ein Match zwischen Bequemlichkeit versus Einkaufserlebnis“, so Hasslinger. Das haptische Erlebnis des Einkaufens im Geschäft sei nach wie vor ein wichtiges Verkaufs­
argument, genauso wie Beratung. „Produkte anfassen und
mich beraten lassen ist Entertainment“, sagt auch Kraker.
Dennoch ist er überzeugt: „Irgendwann werden alle Produkte online gekauft – einfach weil dort am meisten Informationen zur Verfügung gestellt werden können.“
© Fotos: ECR Austria/Johannes Brunnbauer (2)
Die letzte Meile
Die größte Hürde stellt sicher nach wie vor „die letzte Meile“
dar. Wie kommt der Kunde zum Produkt? „Alle Technologien, die wir derzeit verwenden, sind Übergangstechnologien“, ist Thomas Kraker von Schwarzenfeld sicher. Er ist
Erfinder der Lockbox, einer Packstation für die Wohnungs­
tür. In Österreich ist Kraker noch auf der Suche nach
Shop-Partnern.
Pfeiffer hat dagegen im April dieses Jahres zusätzlich zu
den bestehenden Abholstationen einen Zustelldienst über
Unimarkt ins Leben gerufen. „80 % laufen mittlerweile über
die Hauszustellung. Der Renner ist die klassische next day
delivery.“ Zustellung am gleichen Tag wird derzeit nur in Linz
angeboten. Dass für E-Commerce nicht nur Mut und Geduld
notwendig sind, sondern auch die richtigen Rahmenbedingungen, zeigt das eher langsame Ausbau-Tempo der Pickup-Stationen. Bis zum Frühjahr 2016 sollen die aktuell zwei
auf rund 50 in Wien und Oberösterreich anwachsen. SES
Spar European Shopping Centers CEO Mag. Markus Wild
sieht die Bedeutung der Fläche naturgemäß anders: „Mar­
ken brauchen einen Store.“ Was sich jedoch geändert hat:
„70 bis 80 % in Einkaufszentren sind Monobrand-Stores, es
KOLUMNE
Cross Channel-Handel baut
Dämme gegen Amazon-Flut
© Foto: ECR Austria/Johannes Brunnbauer
ECR Austria Infotag 2015: Wettbewerbs-Klimawandel im Zeichen der
­Digitalisierung. Cross Channel ist die Trumpfkarte des stationären Handels g
­ egen
Internet-Pure-Players. Gastbeitrag von Dr. Hanspeter Madlberger, freier Wirtschaftsjournalist
„Das Gute an Buchmessen ist, dass sie
das Medium Buch
in eine analoge
Realität bringen“,
sagte
„Spiegel“Journalistin Elke Schmitter auf der
Wiener Buchmesse. Dieser Befund
lässt sich 1:1 auf den ECR Austria Infotag übertragen, der am 12. November im Wiener Hotel Savoyen über die
Bühne ging. Menschen aus Fleisch und
Blut, Menschen wie Martin Fassnacht
(emsiger Handelsmarketing-Professor
an der Otto Beisheim Privatuni), Kai
Hudetz (scharf analysierender Vordenker von Cross Channel) und Nikolaus
Hartig (diplomatischer Metternich am
Wiener Kongress der Retail-Revoluz­
zer) live zu erleben, macht ungleich
mehr Spaß, als einen virtuellen Online-Chat am Tablet zu verfolgen.
„Wal-Mart, mit einem Jahresumsatz von
rund 500 Milliarden $, wird aktu­ell mit
einem Börsenwert von 190 Milliarden
gehandelt, Amazon schafft mit einem
Umsatz von knapp 100 Milliarden einen Börsenwert von 280 Milliarden“,
konstatierte GS1 Austria Chef Gregor
Herzog in seiner Begrüßungsrede.
„Amazon lässt ­Wal-Mart alt aussehen“,
titelte dazu kürzlich die FAZ. Ebenso
zulässig aber ist die konträre Deutung:
Es ist nur eine Frage der Zeit, wann
diese Dotcom-Blase platzen wird. Fest
steht: Die Zeit des atemlos gebannten
Blicks auf den Web-Spiderman aus Seattle ist definitiv vorbei. Und als Sicherheitsnetz für den Händlernachwuchs
taugt das Netz schon gar nicht. 90 %
der Online-Start-ups werden schei­
tern, prognostiziert Hudetz. Hoffen
wir, dass die Joungsters Markus Böhm
(Gruppe Pfeiffer), Rainer Neuwirth
(myProduct) und Thomas Kraker von
Schwarzenfeld (Lockbox), die beim
Infotag mit ORF-Moderator Armin
Wolf über „Shoppen ohne Grenzen“
diskutierten, zu den „überlebenden“
10 % zählen werden. Die Entzauberung
des Onlinehandels beginnt mit dessen
Einordnung. Der Wiener ECR Kongress
machte deutlich: Onlinehandel ist nur
ein Teilprozess der viel umfassenderen Digitalisierungswelle, die ihrerseits
die ganze Wirtschaft beschleunigt und
innovativ inspiriert. Für das GS1 Team
bedeutet der Digitalisierungsschub
Arbeitsplatzsicherung auf Jahrzehnte
hinaus. Hat doch die FMCG-Branche
größtes Interesse daran, das Meer von
Big Data in Richtung Smart Data zu
„Es ist nur eine Frage
der Zeit, wann diese
Dotcom-Blase
platzen wird.“
Dr. Hanspeter Madlberger
kanalisieren. Damit diese Herkules­
aufgabe gelingt, bedarf es in erster
Linie der Standardisierung. Solcherart
zieht die Digitalisierung einen massi­
ven Ausbau der GS1 Toolbox nach sich.
Dazu kommt der „nationale“ Aspekt.
Teresa Mischek-Moritz hob als neue
ECR Austria Managerin die Bedeutung
von ECR Austria als Hotspot für die
Diskussion spezifisch öster­reichischer
IT-Problemlösungen hervor.
Vor wenigen Tagen eröffnete Amazon
in Seattle seinen ersten stationären
Buchladen. Die jüngsten Entwicklungen bei Amazon erinnern frappant
an einen Befund, der in Robert Nie­
schlags „Dynamik der Betriebsformen im Handel“ (1954) nachzulesen
ist. Darin wird beschrieben, wie neue
Geschäftstypen mit einer aggressi­
ven Preispolitik gegenüber der traditionellen Konkurrenz reüssieren. Die
Klassiker übernehmen daraufhin Elemente der Newcomer, während diese
sich das gesamte absatzpolitische
Instrumentarium der Traditionalisten
aneignen.
Exakt diese Entwicklung ist jetzt
im Onlinehandel zu beobachten.
Der Diskont-Versandhändler Amazon fährt eine Trading up-Strategie,
während der stationäre Handel im
Gegenzug seine Cross Channel-Aktivitäten rasant ausbaut. Und dadurch
den Online-Retailern immer mehr den
Wind aus den Segeln nimmt. Laut
IFH steigern im deutschen LEH die
stationären Händler ihren Marktanteil
im Onlinehandel heuer von 30,7 % auf
31,2 % und punkten damit im Wettbewerb mit Amazon, Zalando & Co. De­
ren Wachstum schwächelt bereits.
Dieser Artikel spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und deckt sich nicht unbedingt mit der Meinung des Herausgebers des Magazins.
4 | 2015 GS1 info 13
THEMA | ECR
LEBENDE
ECR LEGENDE
Sozial: Engagement bei SOMA
Selten ist eine Aufgabe jemandem so auf
den Leib geschrieben wie ECR Niki Hartig.
Nach 13 Jahren übergibt er das Zepter
an Mag. Teresa Mischek-Moritz.
Neugierig: Verkostung von Hundebier
14 GS1 info 4 | 2015
Professionell: Moderation am Punkt
Entspannt: Niki Hartig im Kreise
des ECR Austria Infotag-Teams
„Niki Hartig bleibt
eine Legende.
Professionalität,
Humor, Spontaneität
und Charme
zeichnen ihn aus.“
Mag. Gregor Herzog
Mutig: Mit Segway auf der Bühne
© Fotos: GS1/Gregor Schweinester, CASH (2),
ECR Austria/Johannes Brunnbauer
A
usgangspunkt für so viele erfolgreiche ECR Jahre
waren seine Erfahrung und sein Fachwissen aus
Spitzenpositionen sowohl in der Lebensmittelindustrie als auch im -handel, die ihm zu enormer Glaubwürdigkeit verhalfen.
Darüber hinaus ist Niki ein einzigartiger Kommunikator.
Arbeitsgruppen zu moderieren, trotz vielfältiger Meinungen und Positionen zu einem Ergebnis zu kommen, ist sein
Metier. Dazu gehört auch sein unglaubliches persönliches
Netzwerk. Stets kennt er die Richtigen, um die ECR Sache
voranzutreiben.
Alljährlicher Höhepunkt ist der ECR Austria Infotag.
450 Teilnehmer lassen sich von einem akribisch geplanten
Programm begeistern, die Dramaturgie ist minutiös geplant, der Spannungsbogen muss über den Tag halten. Als
Mo­derator bringt er viel von dem ein, was ihn ausmacht:
Professionalität, Humor, Spontaneität, Charme, aber vor allem auch die Freude an den Menschen.
Trotz alledem ist Niki aber auch Altruist. Um zu erläutern,
was ich damit meine, bediene ich mich eines hartigschen
Kunstgriffs – ich schaue in Wikipedia nach und finde: „Altruismus ist die willentliche Verfolgung der Interessen oder
des Wohls anderer oder des Gemeinwohls.“
Ich denke dabei an sein internationales Engagement für
die Europäische ECR Initiative, seine Rolle als Geburts­
helfer für Neugründungen in Reformstaa­
ten und an die Bereitschaft, sich für den
Nachwuchs zu engagieren, sei es als
Lehrvortragender, sei es als Kollege
gegenüber jüngeren Mitarbeitern.
Niki hat immer Zeit und ein offenes
Ohr. Besonders erfreulich ist es für
mich, dass Niki weiterhin im Rahmen
von GS1 den Logistikverbund-Mehrweg managen wird.
Mag. Gregor Herzog,
Geschäftsführer GS1 Austria
STANDARDS &
PRAXIS
Porsche gibt Gas
Die Echtheit von
Arzneimitteln wird in
Zukunft durch eine
2D-Matrix angezeigt.
Arzneimittel im Sicherheits-Check
© Fotos: GS1/fotostorm.net – Slobodan Vasic, Lidl, Barcotec
Gesetz Die EU-Richtlinie 2011/62 soll Arzneimittel fälschungssicher machen. In der
Folge wird die Pharmabranche aufgefordert, Systeme zu entwickeln, die verhindern, dass gefälschte Arzneimittel zum Patienten geraten. Dafür werden Arznei­
mittel vom Hersteller mit einer Seriennummer versehen. Der Apotheker kann anhand der Seriennummer prüfen, ob das Produkt tatsächlich ein Original ist.
Nach Ablauf einer dreijährigen Übergangsfrist müssen Arzneimittel und teilweise
OTC (Over the Counter)-Produkte zukünftig eine 2D-Datamatrix mit Informationen
zu Produktcode, Verfallsdatum, Chargennummer und Seriennummer auf der Verpackung tragen. Ziel dabei ist es, die Echtheit der am Markt befindlichen Arzneimittel sicherzustellen. Dies geschieht durch ein „Point-of-dispense-verfication system“,
wodurch ein Produkt vor Abgabe an den Patienten gescannt und ein Echtheitscheck mittels einer Datenbank durchgeführt wird. Weitere Informationen finden Sie
unter www.gs1.at/healthcare
Lidl eröffnet modernes Logistikzentrum
Neubau Nach nur einem Jahr Bauzeit
geht das europaweit modernste und
nachhaltigste Lidl-Lager in Wundschuh bei Graz in Betrieb. Eröffnet
wurde das neue Zentrallager am
17. Oktober. Über das Logistikzentrum werden künftig rund 60 Lidl-Filialen in Kärnten, der Steiermark und
im Südburgenland mit über 2.000
unterschiedlichen Produkten beliefert. Zukünftig können durch den Neubau Transportwege verkürzt und die
Umwelt geschont werden. Auf einer
Lagerfläche von 37.000 Quadratmetern mit 18.000 Paletten­
stellplätzen
werden bis zu 200 ­
Mitarbeiter be­
schäftigt sein.
Die Bearbeitungsreihenfolge der Flurför­
dergeräte verhindert Leer- und Suchfahrten.
Dimensionen Das Porsche-Teilevertriebszentrum in Salzburg bildet mit
einer Fläche von knapp 77.000 m2 zusammen mit Porsche PCB Ungarn das
Zentraldepot für Südosteuropa für alle
Volkswagen-Konzernmarken. Das Sortiment reicht dabei von Originalteilen
und Zubehör über Lacke bis hin zu
Werkzeugen für Händler und Importeure. Mit einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess sollte die Lagerlogistik in evolutionären Schritten an die
neuen Marktbedingungen angepasst
werden. Die Lösung dafür war eine
Investition in manuelle Prozesse, die
schneller, günstiger und mit mehr nachhaltiger Flexibilität umzusetzen sind.
36.000
Lieferpositionen täglich
Auf einer Fläche von 37.000 m2 eröffnete
Lidl das modernste und nachhaltigste
Logistikzentrum Europas
Die Herausforderung dabei war, dass
sie dennoch keine Einbußen an Zukunftssicherheit mit sich bringen und
eine Amortisationszeit von unter einem Jahr erzielen. Mit einem System
von Barcotec ist Porsche dies nun gelungen! Mehr unter www.barcotec.at
4 | 2015 GS1 info 15
STANDARDS & PRAXIS | DATENQUALITÄT
GS1 SYNC –
REFRESH NOW!
Datenaktualisierung
sichert Produkt­qualität.
GS1 Sync nahm vier
Onlineshops genauer
unter die Lupe und stellte
sich dabei selbst dem
Realitäts-Check.
I
m Zeitalter informationshungriger
Konsumenten und eines rasanten
Wachstums des Onlinehandels mit
Lebensmitteln sind richtige und aktuelle
Produktdaten ein integraler Bestandteil der Produktqualität geworden. Im
Zusammenspiel von Herstellern und
Händlern wurden mit Unterstützung
des Stammdatenportals GS1 Sync von
GS1 Austria die Markterfordernisse
qualitativ hochwertig erfüllt. Da sich
der Qualitätsprozess in GS1 Sync sehr
gut bewährt hat, muss der Fokus jetzt
auf der Datenaktualisierung liegen, um
weiterhin das hohe Niveau der Datenqualität zu halten. Konkret bedeutet
dies: Änderungen, die am Produkt
und in der Folge auf der Verpackung
durchgeführt werden, müssen auch in
GS1 Sync vorgenommen werden. Diese
Änderungen durchlaufen in der Folge
den Qualitätsprozess von GS1 Sync.
Data Quality Check – Onlineshops
Von August bis September 2015
hat
das
GS1
Sync-Qualitätssicherungs(QS)-Team diverse Artikel
aus vier Onlineshops der österreich­
i­
schen Lebensmittelhändler bestellt
und überprüft. Ziel war es einerseits,
die Aktualität der Daten entsprechend
der Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) festzustellen und sich
andererseits als QS-Team selbst einem
Realitäts-Check zu stellen. Konkret
wurden Artikel von den Onlineshops
www.billashop.at,
www.unimarkt.at,
www.hausfreund.at als auch von
16 GS1 info 4 | 2015
Datenqualitäts-Check:
Produktverpackung versus
Daten in GS1 Sync und im
Onlineshop
www.metro.at bestellt. Bei allen erfolgte die Zustellung prompt am angegebenen Tag und im angegebenen
Zeitfenster entweder durch den Le­
bensmittelhändler selbst oder durch
die Post. Die QS-Überprüfung erfolgte
auf Basis der zugestellten Verpackungen, die als Referenz für die bereits
im Händlerkatalog befindlichen Daten
dienten und gegengeprüft wurden.
Anschließend erfolgte außerdem eine
Überprüfung zu den vorhandenen
Daten in den jeweiligen Onlineshops.
Insgesamt wurden 560 Artikel bestellt.
Davon zählten 400 zu Artikeln aus
dem Stammdatenportal GS1 Sync, die
übrigen 160 Artikel wurden über das
globale Datensynchronisationsnetz­
werk, kurz GDSN, eingestellt.
16 Fehler entdeckte das QS-Team in
den GS1 Sync-Artikeldaten
Diese sind eindeutig auf die fehlende
Datenaktualisierung zurückzuführen.
Das bedeutet, das zum gegebenen
Zeitpunkt (Ersteinstellung) kontrol­
lierte Etikett weist Unterschiede zum
aktuellen Etikett bzw. zur aktuellen
Verpackung auf, die im Rahmen des
„Onlinechecks“ zugestellt wurde. Weit
höhere Fehlerquoten zeigten sich bei
den 160 GDSN-Artikelstammdaten.
Kein Unterschied wurde zwischen den
Daten im Händlerkatalog in GS1 Sync
und den Daten in den Onlineshops
festgestellt. Zusammenfassend lässt
sich sagen, dass die Qualität der geprüften Daten in GS1 Sync hoch ist,
aber dennoch Raum für Verbesserung
vorhanden ist. Eine kontinuierliche
Datenaktualisierung ist daher umso
wichtiger. Diese liegt in der Verantwortung des Dateneinstellers, das
QS-Team kann hier nur unterstützen.
Erste Aktionen wurden vom QS-Team
von GS1 Sync diesbezüglich bereits
gesetzt.
Im täglichen Arbeitsprozess ist der
laufende Kontakt mit den Datenliefe­
ranten in Bezug auf die Datenaktualisierung durch einen dedizierten
QS-Betreuer bereits implementiert.
GS1 Sync –
Zahlen & Fakten
(Stand: November 2015)
410
GS1 Sync-Lieferanten
350
GDSN-Lieferanten, die Artikeldaten
für den Zielmarkt Österreich
bereitstellen
Werden
Sie ein GS1
Sync Star!
Verfügbare Artikeldaten für
österreichische Händler: rund
Das GS1 Sync-QS-Team startet im Rahmen
der Qualitätssicherung eine Initiative, um
Unternehmen, die sich nachhaltig mit Datenqualität ausei­
nandersetzen, zu „GS1 Sync
Stars“ zu küren.
Artikeldaten (= GTINs),
darunter mehr als
Welchen Nutzen kann sich ein Daten­
einsteller d
­ avon erwarten?
›› „Brand Awareness“ – positives
Signal eines Markenherstellers an seine
Handelspartner
›› Mehrwert der Marke in Bezug auf Datenqualität
›› Beschleunigung interner Prozesse
135.000
75.000
Basisartikel
Laufende Pflege der
Produktänderungen: ca.
1–2 %
der Endverbraucher-­Datensätze
ändern sich pro Monat
© Fotos: GS1/Katharina Schiffl (2),
Weinwurm
Ihr Ansprechpartner
Mag. Admir Lani
Produktmanager
GS1 Sync
[email protected]
47
Verfügbare
Datenabholer in Österreich
67
Verfügbare
Datenabholer in
Deutschland
GS1 Sync fördert dies durch erweitertes
Service für GS1 Sync Stars:
›› „Same day“-QS-Check (wenn ­Daten/
Bilder bis 14 Uhr eintreffen)
›› QS-Check für Daten am deutschen Zielmarkt (LMIV-relevante Felder)
›› Nennung in GS1 Austria-Medien
Welche Voraussetzungen muss ein Dateneinsteller erfüllen, um GS1 Sync Star zu
werden?
›› Der Dateneinsteller muss eine
Vollprüfung der vorhandenen ­Daten
durchführen lassen.
›› Die Datenaktualisierung muss alle drei
Monate bestätigt werden.
›› Halbjährlich muss eine Abstimmung mit
dem GS1 Sync-QS-Team erfolgen.
4 | 2015 GS1 info 17
STANDARDS & PRAXIS | DATENQUALITÄT
In einem Kooperationsprojekt des
Quality Engineering Competence
Centre der Universität Innsbruck
(QE LaB), von MPREIS und GS1 Austria wurden Algorithmen zur auto­
matisierten Fehlersuche im Stamm­
datenportal GS1 Sync entwickelt.
Die strukturiert vorlie­
genden Produktdaten in GS1 Sync bieten großes
Potenzial für eine automatisierte
Feh­lersuche. Bis­her waren die dafür
erforderlichen IT-Anwendungen allerdings für die hoch spezialisierten
Anforder­ungen von GDSN-Produkt­
datenbanken nicht vorhanden. Besonders die Anforderungen aus der
LMIV
(Lebensmittelinformationsverordnung) galten als IT-technisch
kaum überprüfbar. Das QE LaB der
Universität Innsbruck hat sich die­
ser Herausforderung gestellt und in
Zusam­
menarbeit mit MPREIS und
GS1 Austria eine geeignete Softwarelösung entwickelt.
Prof. Dr. Ruth Breu, Leiterin
Die Produktdatensätze aus GS1 Sync
werden von dieser Anwen­dung automatisch analysiert, potenziell feh­
lerhafte Datensätze werden erkannt
und entsprechend ausgewertet. Im
Zuge des Quali­
tätssicherungs(QS)Prozesses bei GS1 Sync ist seit eini­
gen Monaten ein Prototyp dieser
Anwendung im Praxistest. Die ersten Ergebnisse sind ausgesprochen
vielverspre­
chend und zeigen bei
bestimmten Fehlerklassen sehr hohe
Trefferquoten. Beispielsweise wird
der Zusammenhang zwischen der
Großschreibung von Allergenen in
der Zutatenliste mit der codierten
Abbildung von Allergenen bereits
weitgehend erkannt und geprüft.
In der QS von GS1 Sync wird diese
Softwarelösung als Vorstufe zum
Alexandra Jäger, BSc,
Projektmitarbeiterin
manuellen Abgleich zwischen Produktbild und Datensatz als äußerst
nützliche Ergänzung verwendet.
Eine zweifelsfreie Prüfung der
Übereinstimmung von Verpackung
und Produktdaten ist aber ohne
menschliche
Komponente
auch
künf­tig nicht möglich. Die Kombination beider Verfahren bringt jedenfalls ein Mehr an Datenqualität.
Die Funktionsweise des entwickel­
ten Prototyps gliedert sich in zwei
Schritte. In einem ersten Schritt
werden Produkte, anhand ihrer
Daten, automatisch der passenden
Produktgruppe zugeordnet. Dies ist
notwendig, um produktgruppenspezifische Überprüfungen zu ermöglichen – beispielsweise ob bei
alkoholischen Getränken die Volumenprozente vorhanden sind. Die
eigentliche Fehlersuche findet im
zweiten Schritt statt. Hier werden die
nun klassifizierten Daten konfigurierbaren logischen und semantischen
Checks unterzogen, um mögliche
Probleme in den Produktdaten
fest­
zustellen. Für eine weitere Verwendung werden diese Fehler oder
Warnungen dann in Form einer Excel-Datei exportiert.
Das QE LaB Quality Engineering Competence Centre an der
­Universität Innsbruck (www.qe-lab.
at) entwickelt in Kooperation mit
Industriepartnern Methoden und
Werkzeuge für das geschäftsgetriebene Qualitätsmanagement vernetzter IT-Systeme. Die thematischen
Schwerpunkte des von Prof. Dr. Ruth
Breu geleiteten Zentrums liegen in
den Bereichen: IT-Infrastrukturma­
nagement, Nachweis von Security- und Compliance-Eigenschaften
sowie risikobasiertes Testen.
Ihre Ansprechpartnerin
Ing. Barbara Wendelin
Produktmanagerin
GS1 Sync
[email protected]
Ist Ihr Unternehmen
fit für das GS1 Sync
Major Release 3.1?
2013 wurde gemeinsam mit Vertretern
aus Handel und Industrie das österre­i­
chische Datenprofil „B2C Food“ für den
elektronischen Austausch von Lebensmittelinformationen zur Erfüllung der
LMIV entwickelt. Dieses nationale „B2C
Food“-Datenprofil basiert auf dem internationalen Standard GDSN (Global
Data Synchronisation Network), der
nun einem Major Release unterzogen
wird, um die Anwendungen effizienter
und leistungsfähiger zu machen. Die
Neuerungen dieses GDSN Major Release werden auch im österreichischen
B2C Food-Profil umgesetzt und betreffen somit auch die GS1 Sync-Anwender.
Gleichzeitig mit der Einführung des
neuen Release beschloss die österrei­
chische Community die Ausweitung
des Stammdatenaustauschs um Near
Food- und Logistik-Daten.
Wie stark ein Unternehmen von den
Release-Umstellungen und den Erwei­
terungen
der
Datenübermittlung
betrof­fen ist, hängt von mehreren Faktoren ab: dem jeweiligen Sortiment,
der Art der Dateneinstellung bzw. -abholung (Webportal, Excel-Upload bzw.
XML-Übermittlung) und den bestehen­
den Geschäftsbeziehungen. Die je­
weiligen Anwendergruppen werden
von GS1 Austria zeitgerecht und umfassend über die notwendigen Umstellungsmaßnahmen informiert und beraten, Schulungen werden angeboten.
Jul Aug Sep Nov Dez Jan Feb Mar Apr Mai Test für M2M-­‐XML Kunden Test Web-­‐Portal und Excel-­‐ Anwender GDSN Regeln 25.11.15 Zielmarkt AT Regeln 01.01.16 MjR 3 Go Live Event 06.05.16 Basis GDSN Regeln verfügbar Alle GDSN Regeln verfügbar Zeitplan für die Umsetzung
des Major Release 3.1
18 GS1 info 4 | 2015
Okt Pilot Zielmarkt AT Rückmeldungen (CIC) verfügbar © Fotos: QE Lab/Claudia Bachlechner (2), GS1/Peter Svec (2)
Algorithmen im Dienste
der Datenqualität
8
Teil
Ihr Ansprechpartner
MMag. Rene Schweinzger
Produktmanager GS1 Sync
[email protected]
SATTELFEST FÜR DIE
NEUE LEBENSMITTELINFOR­MAT­IONSVERORDNUNG
Mit GS1 Sync können Lebensmittelunternehmen rechtlich erforderliche Informationsinhalte
einfach und effizient elektronisch austauschen. Der letzte Teil der LMIV-Serie konzentriert sich
auf den Themenbereich Vitamine und Mineralstoffe.
VITAMINE / MINERALIEN: CODE (SIEHE ABB. 1)
VITAMINE / MINERALIEN: MESSGENAUIGKEIT (SIEHE ABB. 2)
GS1 Sync Attributname
Vitamine/Mineralien: Code
GS1 Sync Attributname
Vitamine/Mineralien: Messgenauigkeit
GDSN Attributname
Nutrient Type Code (UN INFOOD Code)
(Food Beverage Tobacco)
GDSN Attributname
Measurement Precision (Food Beverage
Tobacco)
LMIV-Verweis
EU-LMIV Artikel 9(1)b, Artikel 9(1)d, Artikel 18, Artikel 19, Artikel 20, Artikel 22,
Anhang VII & Anhang VIII
LMIV-Verweis
EU-LMIV Artikel 32
Hierarchiestufe
Nur auf Ebene des Basisartikels
Hierarchiestufe
Nur auf Ebene des Basisartikels
Attributbeschreibung: Hier sind die Vitamine/Mineralien laut Verpackung von der Nährwerttabelle anzugeben. Um eine strukturierte Abbildung zu gewährleisten, werden die einzelnen Nährstoffe als Codewerte
bereitgestellt. Als Grundlage dafür dient die INFOODS Liste - http://
www.fao.org/infoods/infoods/standards-guidelines/food-component-identifiers-tagnames/en/
Attributbeschreibung: Hier ist die Messgenauigkeit der Werte je 100g
oder je 100ml oder je Portion bei ALLEN Nährwerten, Vitamine / Mineralien sowie Sonstigen Stoffen anzugeben.
VITAMINE / MINERALIEN: MASSEINHEIT
GS1 Sync Attributname
Vitamine/Mineralien: Maßeinheit
GDSN Attributname
Quantity Contained UOM (Food Beverage Tobacco)
LMIV-Verweis
EU-LMIV Artikel 29-35 & Anhang XIII
Hierarchiestufe
Nur auf Ebene des Basisartikels
VITAMINE / MINERALIEN: WERT
GS1 Sync Attributname
Vitamine/Mineralien: Wert
GDSN Attributname
Quantity Contained (Food Beverage
Tobacco)
LMIV-Verweis
EU-LMIV Artikel 29-35 & Anhang XIII
Hierarchiestufe
Nur auf Ebene des Basisartikels
Attributbeschreibung: Für Vitamine / Mineralien sind entsprechend
LMIV1669/2011 – Anhang XIII die folgenden Codewerte zulässig: g, mg
Attributbeschreibung: Angabe der im Produkt enthaltenen Menge der
Vitamine/Mineralien. Angabe in Bezug auf die Bezugsgröße der Nährwertkennzeichnung, d.h. pro 100ml, pro 100g oder pro 1 Portion.
Abb. 2: Obenstehende Messgenauigkeiten sind zulässig.
Abbildung des Merkmals im GS1 Sync-Webportal
Abb. 1: Nebenstehende Vitamine und
Mineralien stehen zur Verfügung.
4 | 2015 GS1 info 19
STANDARDS & PRAXIS | ZU GAST
HUBER HOLDING AG
DER ROTE FADEN IN DER
TRANSPORTLOGISTIK
I
n rund 13 Minuten Nähzeit
entsteht ein Pyjama, ein
einfacher BH ist in 14 Minuten und eine Herrenunterhose in nur vier Minuten fertig! Damit alle 10,05 Millionen
Wäschestücke pro Jahr ebenso
schnell und reibungslos von der
Produktion über den Handel
bis hin zum Kunden gelangen,
setzt Huber auf die durchgängige Auszeich­
nung mit GS1
Strichcodes.
Ein Blick in das 13.700 m2 große
Lager in Györ (Ungarn), das
2010 eröffnet wurde, zeigt die
zentrale Rolle des Strichcodes
sehr deutlich. Für die Wäschemarken Huber, Hanro, Skiny
und HOM steht hier ein Lager
mit 7.100 Hochregalplätzen
zum Nachschub für den Kommissionierbereich zur Verfügung. Aus rund 36.000 Fachbodenlagerplätzen
werden
in eindrucksvoller Geschwindigkeit die Kundenaufträge
zusammengestellt.
Auf
12
Packtischen, zwei Adjustier­
36.000
Fachbodenlagerplätze
20 GS1 info 4 | 2015
vorbereitungstischen,
zwei
Versandstationen und einem
Kommissioniervorarbeiterplatz
arbeiten im Zweischichtbetrieb rund 80 Mitarbeiter und
machen auch hier deutlich: Die
Leidenschaft für Wäsche wird
großgeschrieben.
Warenannahme, Einlagerung
und Nachschub
Um die Warenannahme so effizient wie möglich zu gestalten, setzt Huber Tricot auch
bei der Kennzeichnung seiner
Kartons und Paletten auf die
Standards von GS1. Jeder Karton wird mit einem GS1 Transportetikett versehen. Dieses
beinhaltet
die
Artikelnummer, Menge, Charge, interne
Auszeichnung des Nachschubs und
Übergabe an die Fördertechnik
Produktions­
nummer und den
SSCC (Serial Shipping Container Code). Der SSCC identifiziert jede Transporteinheit. Die
Daten werden in zwei GS1-128
Strichcodes dargestellt, um
mit einem Scanner den Waren­
eingang rasch abzuwickeln.
Nach der Kontrolle kommt die
Ware in das Palettenlager. Hier
ist jeder Lagerplatz mit einem
Lagerplatzcode versehen und
wird dann mit der entsprechenden Transporteinheit verknüpft. Der Nachschub wird
auto­
matisch durch eine Mengenbedarfsberechnung ange­
fordert. Die Kartons pro Artikel, Farbe und Größe werden
aus dem Palettenlager geholt
und mittels SSCC bestätigt.
© Fotos: GS1/Renate Haiden (3), GS1/Peter Svec (2)
Über 10 Millionen Wäschestücke – hochwertige Wäsche
und Textilien für den Lifestyle- und Luxusbereich –
werden pro Jahr verkauft. Ohne effizientes Supply Chain
Management undenkbar.
Damit sind Menge und Art des
Artikels ent­lang der gesamten
Lieferkette sichergestellt. Nach
der Auszeichnung der Kartons
mit der jeweiligen Marke – Huber, Hanro und Skiny – werden
diese an die Fördertechnik
übergeben.
EDI im Fashion-Einzelhandel
Die eigene Retailschiene der
Huber Holding, Huber Shop,
setzt ebenfalls auf standar­
disierte Nachrichten zur Versorgung der eigenen Filialen
im DACH-Raum mit wichtigen
Informationen aus der Supply
Chain. Täglich werden hunderte EDI (electronic data
i n t e rc h a n g e) - N a c h r i c h t e n
ORDERS (= Bestellung) und
DESADV (= Lieferaviso) zwi­
schen der Retailzentrale und
den
Filialen
kommuniziert.
ORDERS werden in der Zentrale um NOS (never-out-ofstock)-Artikel
ergänzt
und
zum jeweiligen Fachlieferanten
weitergeleitet. Ergänzend zu
diesem Beschaffungsprozess
liefert Huber Shop auch SLSRPT (= Verkaufsberichte) und
INVRPT (= Bestandsberichte)
an seine Lieferanten. Um die
Informationskette zu schließen,
erhält Huber Shop von sei­
nen Lieferanten umfangreiche
PRICAT (= Preiskataloge), um
damit eine automatisierte Anlage von neu gelisteten Artikeln und Preisänderungen zu
gewährleisten. Dieser Nach­
richtenprozess findet auch
„intern“ in der Huber Holding
zwischen den Produzenten Huber, Hanro und Skiny mit Huber
Shop mit denselben standar­
disierten Nachrichten statt.
10,05 Millionen
Wäschestücke
Ihre Ansprechpartner
Alexander Peterlik
Business Development Manager
[email protected]
Michael Rottensteiner
Projektmanager eCom
[email protected]
Überprüfung der Ware
durch Scannen des SSCC
am Karton
Huber Holding AG
››
››
››
››
››
››
››
Firmensitz: Götzis, Vorarlberg
Firmengründung: 1908
Mitarbeiter: rund 1.000, etwa die Hälfte davon in Österreich
Umsatz (2014): 109 Mio. Euro
Inhaber: Benger Brands Ltd.
Unternehmungen: Huber, Hanro, Skiny, HOM, Arula, Huber Shop
Sortiment: Unterwäsche, Home-, Lounge-, Night- und Streetware,
Badesport, Socken, Accessoires
›› Exportquote: 60 %
Einlagerung der Ware im Hochregallager
www.huberholding.com
4 | 2015 GS1 info 21
GS1 AUSTRIA SOLUTION PROVIDER PROGRAM
SOLUTION
PROVIDER
IHRE EXPERTEN FÜR GS1 STANDARDS
Die Partner im GS1 Solution Provider Program bieten maßgeschneiderte
Lösungen: für ein bestimmtes Marktsegment, für definierte Unternehmensbereiche, für spezielle Anwendungen. Ziel ist es, den ö
­ sterreichischen
Unternehmen verstärkt bei der Implementierung der GS1 Standards zu
helfen und ihnen gute Möglichkeiten am internationalen Markt bieten zu
können.
GS1 Standards bringen hohe Investitionssicherheit und sind die Basis für
eine globale Expansion. Mit der Verwendung des GS1 Systems und dessen Standards zeigt ein Unternehmen, dass es im internationalen Kontext
­operiert und einer E
­ xpansion positiv gegenübersteht.
Viele Unternehmen, die schon seit Jahren die Standards
von GS1 mitentwickeln, sind heute führend im Handel und
in der Industrie. Die Gemeinschaft derer, die die großen
Vorteile des GS1 Systems erkannt haben, wächst mit
jedem Tag. War es in den frühen 80er-Jahren der Lebensmittelhandel, der die Entwicklung und Nutzung des GS1
Systems vorangetrieben hat, sind es heute vor allem der
„Do it Yourself“-Bereich, die Bekleidungsindustrie, die
Abfallwirtschaft und das Gesundheitswesen. All diese
Branchen haben die GS1 Standards ausgewählt, da diese
über viele Jahrzehnte erprobt, geprüft und vor allem voll
einsatzfähig sind. Sie alle profitieren vom Know-how der
Solution Provider, die die Unternehmen in den unterschiedlichen Projekten begleiten.
„Es ist unser Ziel,
den österreichischen
Unternehmen bei der
Implementierung der
GS1 Standards zu
helfen.“
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© Foto: shutterstock
www.ecm.at
Ihr Ansprechpartner
Alexander Peterlik
Business Development Manager
[email protected]
22 GS1 info 4 | 2015
Bestellung
(ORDERS)
Bestellantwort
(ORDRSP)
GS1 STANDARDS:
JETZT ABER RICHTIG
Die Verwendung von GS1 Standards
auf Ebene der Kennzeichnung und der
strukturierten Datenkommunikation
bringt für alle nur Vorteile.
Lieferschein
(DESADV)
Rechnung
(INVOIC)
Die Zeit des Probierens ist jetzt vorbei. Oft werden Dinge
im Leben versucht, die dann zur Routine werden. Das war
auch der Plan der GS1 Arbeitsgruppe „Upstream“, die am
25.2.2015 gestartet wurde. Ziel war die Einführung von
elektronischen Nachrichten basierend auf den GS1 Stan­
­
dards und die Verwendung des GS1 Transportetiketts auf
den Transporteinheiten. Die größte Herausforderung der
Arbeitsgruppe war die Klärung von eindeutigen Artikelnummern. Im GS1 System und auch bei den Vorlieferanten
ist dies die GTIN (Global Trade Item Number), wohingegen
es auf Seite der Industrie die interne Materialnummer ist.
siert. Die Nachrichten Bestellung (ORDERS), Bestellantwort (ORDRSP), Lieferschein (DESADV) und die Rechnung
(INVOIC) wurden im Rahmen der Arbeitsgruppe definiert
und werden seit 1. Oktober 2015 von einigen Teilnehmern
der Gruppe bereits im Echtbetrieb realisiert. „Die Verwen­
dung der GS1 Standards auf Ebene der Kennzeichnung und
der strukturierten Datenkommunikation bringt für alle nur
Vorteile“, so Prokurist Günter Heimbuchner, Leiter Logistik
und technischer Einkauf bei S. Spitz.
Schon im Echtbetrieb
Für die Arbeitsgruppe zeigt das Ergebnis, dass klare Strukturen und Regeln vorhanden sind. Die Kennzeichnung der
Transporteinheit wird mit einem GS1 Transportetikett reali­
Ihr Ansprechpartner
Alexander Peterlik
Business Development Manager
[email protected]
Neuer GS1 Solution Provider Program-Partner OPAL
Die OPAL Associates Holding AG mit
Hauptsitz in Wetzikon (Schweiz) ist
seit 1996 ein international führendes
Unternehmen im AutoID-Bereich und
verfügt über ein europaweites Netz mit
mehreren Standorten in der Schweiz,
in Deutschland, Österreich, Dänemark,
Frankreich und Asien. OPAL setzt auf
ganzheitliche Konzepte und versteht
sich als Dienstleister sowie Systemintegrator in den Bereichen AutoID
und SAP®. Dabei steht die Integration
der kompletten Logistik in neue oder
vorhandene SAP®-Systeme im Vordergrund. OPAL ist Partner der führenden Hersteller und bietet Produkte
wie Scanner, Printer, mobile Datenerfassungsgeräte und Netzwerkprodukte an, entwickelt innovative Softwarelösungen und Servicekonzepte
für komplexe Logistiksysteme in vielen
Branchen und definiert für jede Anwendung die entsprechenden Verbrauchsmaterialien wie Farbbänder
und Etiketten, die aus der eigenen
Produktion stammen. Der Kunde er-
hält somit eine umfassende Lösung
von A bis Z aus einer Hand: Beratung,
Konzeption, Projektierung, Produkte,
Installation und individuellen Service.
Kontakt
OPAL Associates GmbH
Donaufelderstraße 102/2/8
1210 Wien
Herr Johannes M. Driessen
[email protected]
Tel. +4312700313
www.opal-holding.com
4 | 2015 GS1 info 23
STANDARDS & PRAXIS | GSMP
PRODUKTE WERDEN
TRANSPARENT
Eine erhöhte Transparenz im
Prozess wird den Konsumenten
immer wichtiger.
Rückverfolgbarkeit, Sicherheit und
Nachhaltigkeit sind beherrschende
Themen in der Standardisierung.
Seien es Lebensmittel, Kosmetika,
Arzneimittel oder auch Züge – GS1
arbeitet mit allen Sektoren zusammen, um Lösungen für deren ganz
spezifische Anliegen zu erarbeiten.
Ihr Ansprechpartner
DI Eugen Sehorz
Projektleiter GS1 System
[email protected]
Aktuell gibt es neue Empfehlungen
von GS1 für Fleisch und Geflügel,
Fisch, Medikamente oder Eisenbahnen. Allerdings müssen alle Lösungen
auf ein einheitliches Modell zurückführbar sein! Es macht keinen Sinn,
unterschiedliche Systeme zu etablie­
ren, alleinstehende Silos aufzubauen
und inkompatible Schnittstellen einzuführen.
Lebensmittelsicherheit, Konsumen­
ten- und Produktsicherheit sind in aller Munde. Für Konsumenten werden
Informationen über Produkte immer wichtiger. Informationen über:
die Bestandteile der Lebensmittel,
die Herkunft der Zutaten, die mögli­
cherweise Palmfette aus unkontrolliertem Anbau auf brandgerodeten
Flächen enthalten, die Sicherheit des
Spielzeugs für Kinder, die Herstel-
lung von Kosmetika ohne Einsatz von
Tierversuchen oder die Echtheit von
Arzneimitteln. Diese Informationen
sind für Konsumenten beinahe unverzichtbar. Vor zwei Monaten wurde
eine
Arbeitsgruppe
gegründet,
die den 2006 verabschiedeten GS1
Rückverfolgbarkeitsstandard
überarbeitet und an die heutigen techni­
schen Möglichkeiten anpasst. Der erweiterte Einsatz von elektronischem
Datenaustausch (EDI) und die Ent­
wicklung der EPC Information Service (EPCIS) und Core Business Vocabulary (CBV)-Standards sind dabei
Kernelemente. Ermöglicht wird dies
durch eine verbesserte Sichtbarkeit
in der Wertschöpfungskette unter
gemeinsamer Nutzung von Aufzeichnungen und Informationen. Seien Sie
bei der Zukunft dabei!
UNIQUE PRODUCT
IDENTIFICATION PROJECT
Dabei wurden zwei mögliche Lösungen untersucht:
›› Vergabe einer neuen GTIN für alle geringfügigen
Änderungen
›› Verwendung der bestehenden GTIN und Vergabe einer
Erweiterung für geringfügige Änderungen
In Workshops, unter Aufsicht von Cap Gemini in Europa und
den USA, wurden Fakten und Daten erarbeitet. Teilneh­mer
waren Markenhersteller, Einzelhändler und Mitglieder des
24 GS1 info 4 | 2015
GS1 Management Boards und Consumer Good Forums
(TCGF). Um die Komplexität besser zu verstehen, wurden
Einzelgespräche geführt und Webinars abgehalten.
Der Output der Workshops zeigte:
›› Beide Lösungen verursachen hohe Kosten und einen
Bruch in den Abläufen (verglichen mit dem Nutzen den
sie bringen würden).
›› Die GTIN-Vergaberegeln müssen besser definiert
werden.
›› Neue Wege für kostengünstige Informationsweitergabe
müssen geschaffen werden.
›› Für Sortimente sollten neue Modelle von Hierarchien
erarbeitet werden.
Derzeit wird am Endbericht gearbeitet, in dem auch die
nächsten Schritte festgelegt werden.
Diese müssen dann von den Boards verabschiedet und
anschließend als Arbeitsauftrag in GSMP eingebracht
werden. GS1 hält Sie am Laufenden!
© Foto: GS1/Stockphoto, GS1/Peter Svec
Seit zwei Jahren wird auf Grund neuer Vertriebskanäle
(Omnichannel) über die Kennzeichnung von Produktva­
rianten diskutiert. Der Grund dafür ist, dass für den Vertrieb dieser geringfügig zu unterscheidenden Produkte
mehr Informationen notwendig sind. Die große Herausforderung in diesem Projekt ist, möglichst schnell eine
pragmatische Lösung für die Industrie abzustimmen, um
„geringfügig“ veränderte Produktvariationen (Sortimente,
minimale Änderungen der Inhaltsstoffe, Promotions- oder
saisonale Packungen, …) zu identifizieren.
WISSEN &
INNOVATION
Berufsschule
Ried setzt auf
GS1 Standards
ECR Wissen in
kleinen Häppchen
Vorbereitung Beim Herbsttermin des
ECR Manager Kurses kam zum ersten
Mal ein neues Tool zum Einsatz: eine
Microlearning-App, die das Lernen in
kleinen Häpp­­­chen ermöglicht. Erstmals erhielten die Teilnehmer des ECR
Manager Kurses bereits vor Seminarbeginn einen exklusiven Einblick in die
Lehrinhalte. Dies geschah anhand von
unterschiedlichen Fragen rund um
die Themen des Kurses. Diese Neue­
rung bringt viele Vorteile mit sich. So
kann die Vorbereitung auf den Kurs
in Zukunft orts- bzw. zeitunabhängig
und auf spielerische Weise erfolgen.
Ein lehrreicher und unterhaltsamer
Zeitvertreib – nicht nur während des
Wartens auf die nächste U-Bahn!
Die Microlearning-App
für ECR-Manager
Schule Seit Kurzem zählt auch
die Berufsschule Ried zu den GS1
Teilnehmern. Dadurch nimmt der
Praxisbezug für die angehenden
Betriebslogistiker weiter zu. Künf­
tig sollen die GS1 Standards von der
Verwaltung von GTINs (Global Trade
Item Numbers) über das Drucken
von Strichcodes bis hin zum Erstellen eines Transportetiketts im Rahmen der Lehrveranstaltungen eingebaut werden. Ganz nach dem Motto
„Schüler gestalten ihre eigenen Barcodes“ können die theoretischen Inhalte des bewährten Gastvortrages
von GS1 Austria noch praxisnaher
vermittelt werden.
© Foto: GS1
ISO/IEC erkennt GS1 EPCIS- und CBV-Standard an
Neuer Standard GS1 Standards dienen der Aufzeichnung von Produktbewegungen und Statusinformationen, um Transparenz, Sicherheit
und die Einhaltung von Verordnungen zu ermöglichen. Die internationale Standardisierungsorganisation
ISO (International Organization for
Standardi­zation) hat die beiden GS1
Standards, EPC Information Service
(EPCIS) und Core Business Vocabulary (CBV) ratifiziert. EPCIS wird
bereits vielfach in den Bereichen
Frischeprodukte, Gesundheit sowie
Transport und Logistik eingesetzt,
um Sichtbarkeit und Effizienzsteigerung in der Wertschöpfungskette zu
erhöhen. EPCIS ist ein offener Standard, der Unternehmen die Erfassung
und den Zugriff auf standardisierte
Informationen, im CBV definiert, erlaubt. Diese Daten können von allen
Handelspartnern entlang der Versorgungskette gemeinsam verarbeitet
werden. Davon profitieren von den
Konsumenten über die Rohstofflieferanten bis hin zu den Patienten
alle. Es bietet Möglichkeiten für ein
verbessertes Bestandsmanagement,
Verfolgbarkeit von Fisch, Fleisch, Gemüse und verarbeitetem Fleisch oder
Fälschungssicherheit bei medizinischen Produkten und Medikamenten.
„ISO/IEC JTC ist hocherfreut, dass
GS1 so hervorragende Arbeit geleistet hat und diesen wichtigen Standard von ISO ratifizieren ließ“, meinte
Karen Higginbottom, Vorsitzende bei
ISO/IEC. „Es beweist einmal mehr die
starke und notwendige Beziehung
zwischen den beiden Standardentwicklungsorganisationen.“
4 | 2015 GS1 info 25
WISSEN & INNOVATION | ROUND TABLE
UNSICHTBARE
REVOLUTION?
Kaum kommt ein neues Produkt auf den Markt,
schon wird über eine „Revolution“ gesprochen.
Digimarc nennt sich die neue Technologie, über
die Experten beim Round Table diskutierten.
A
ngaben auf dem Produkt
und Barcodes werden in den
nächsten 20 Jahren nicht
verschwinden, aber wir bieten eine
Alternative mit vielen Vorteilen“,
eröffnet Erik Bank, Director of Business Development, European Region
bei Digimarc, die Diskussionsrunde.
Diese Alternative heißt Digimarc.
Digimarc-Codes werden auf Basis
von Wasserzeichen vercodiert. Das
gibt den Herstellern von Handels­
produkten die Möglichkeit, Strichcodes „unsichtbar“, über die ganze Fläche des Produkts verteilt,
anzubringen. Daraus ergeben sich
viele Vorteile gegenüber dem herkömmlich aufgedruckten Barcode:
Der Scanning-Prozess an der Kasse
wird beschleunigt, das Marketing be­
kommt neue Möglichkeiten in Hinblick
auf das Design der Verpackung, die
zusätzlich interaktiv gestaltet werden
kann und dem Kunden Informationen
liefert, die online verfügbar sind.
„Konsumenten fordern
zunehmend Transparenz
über die Artikel, ihre
­Inhaltsstoffe und die
Herkunft der Rohstoffe.“
Sylvia Völker, MSc, MBA
Dass
Informationen
gewünscht
werden, wissen auch die Lebensmittelproduzenten.
­„Konsumenten
fordern
zunehmend
Transparenz
26 GS1 info 4 | 2015
über die Artikel, ihre Inhaltsstoffe,
die ­Herkunft der Rohstoffe“, so Sylvia Völker, MSc, MBA, Leitung Einkauf
und Logistik, Supply Chain bei Maresi
Austria. Doch über welche Informationen reden wir? Und woher kommen
sie? „Nicht jeder Kunde sucht nach
denselben Informationen, weshalb
viele unterschiedliche Daten benötigt
werden. Darin liegt für Hersteller
und Händler die Herausforderung“,
wirft Mag. Anton Salesny vom Institute for Retailing and Marketing der
Wirtschaftsuniversität Wien, der sich
im Rahmen seiner Forschung mit der
Kassenzone und der Optimierung des
Checkout-Prozesses beschäftigt, ein.
Die Industrie als auch die Händler stehen vor der Herausforderung, die Informationen so zur Verfügung zu stellen, dass es für den Kunden attraktiv
ist, diese zu nutzen, und sie einen echten Mehrwert für den Kunden bieten.
Ein Mehrwert, der durch die neue
Technologie
entsteht,
ist
die
Beschleu­
nigung des Checkout-Pro­
zesses an der Kasse. Doch sehen das
die Kunden genauso positiv oder
fühlen sie sich dadurch eher unter
Druck gesetzt? Ing. Mag. Gerald Gruber, Projektleiter und Strichcodeexperte bei GS1 Austria, wirft zudem
ein: „Sogar das jetzige Strichcode-Potenzial wird nicht ausgeschöpft, da
die Inhalte der Codes oft nicht korrekt sind. Auch wenn ich das Einlesen
beschleunige, bleibt der Inhalt des
Codes trotzdem falsch.“ Dennoch
dürfte dies ein entscheidendes Argu-
Round Table mit Ing. Mag. Gerald Gruber, Projektleiter bei GS1
Austria, Manuela Hagenauer, MBA,
Geschäftsleitung Vertrieb und Marketing bei Barcotec,
Mag. Anton Salesny vom Institut für
Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität Wien,
Sylvia Völker, MSc, MBA, Leitung
Einkauf und Logistik, Supply Chain
bei Maresi Austria, Erik Bank, Director of Business Development European Region bei Digimarc, Christoph
Nestelberger, Moderator, Anzeigenleitung austropack, Mag. Ulrike Putz,
Redakteurin bei austropack
ment für den Handel sein, der gerade
umrüstet. „Der österreichische Handel befindet sich gerade im Wandel.
Vor allem im Kassenbereich vollzieht
sich ein Paradigmenwechsel. Werden
neue Scanner angeschafft, dann sind
das Imagescanner – diese können
einfach mit einem Softwareupdate
auf Digimarc erweitert werden“, weiß
Manuela Hagenauer, MBA, Mitglied
der Geschäftsleitung von Barcotec.
Viele Möglichkeiten richtig nutzen
Die neue Technologie bietet viele
Möglichkeiten. Die zentrale Frage
dabei ist jedoch, wie man sie in der
Praxis richtig nutzt. Auch der QRCode hat anfänglich einen Hype erlebt und wurde anfangs viele Male ge­
scannt, weil Nutzer neugierig waren.
Der GS1 Code wird
­unsichtbar auf der ­gesamten
Oberfläche angebracht
(hintere Verpackung; vorne
Was sagt GS1 zu
Digimarc?
zur Visualisierung schwarz
angedruckt).
Produktdemo: Wie
funktioniert Digimarc?
GS1 bietet anwendungsgetriebene, offene
Standards. Die Digimarc-Technologie ist kein
GS1 Standard, es gibt derzeit weder Richtlinien
des Inhalts noch Vorgaben bzw. die Möglichkeit
zur qualitativen Überprüfung. Die dazu notwendigen kamerabasierenden Scanner (Imager) an
den Kassen sind derzeit noch nicht flächende­
ckend vorhanden. Wenn die gewichtigsten GS1
Anwender es wünschen, wird der Standardi­
sierungsprozess für diese Codierungstechnologie gestartet. Derzeit sind diesbezüglich noch
keine Arbeitsgruppen initiiert worden. Wichtig
wird aber jedenfalls sein, Standards zu schaf­
fen, die international im Gleichklang ausgerollt
werden, damit sichergestellt ist, dass beispielsweise ein österreichisches Produkt auch für
den Export geeignet ist. Die Entwicklung von
auf Wasserzeichenbasis codierten Inhalten wird
von GS1 weiter interessiert beobachtet. Aus
GS1 Sicht sind noch viele Fragen offen.
© Fotos: GS1/Barcotec (2), Digimarc
Digimarc –
was ist das?
Wenn dann aber immer dieselbe
Grafik aufscheint oder auf eine Webseite weitergeleitet wird, die für die
mobile Nutzung nicht optimiert ist,
dann wird die neue Technologie rasch
uninteressant. Nichtsdestotrotz freut
sich das Marketing über einen unsichtbaren Code, der das Verpackungsdesign nicht stört und somit viele neue
gestalterische Möglichkeiten eröffnet.
Auch nach dem Round Table sind
noch viele Fragen offen. Dennoch
sehen die Diskussionsteilnehmer die
neue Technologie als interessanten
Ansatz, der Potenzial in sich trägt. Es
herrscht Einigkeit darüber, dass Digimarc künftig in der einen oder anderen Anwendung umgesetzt werden
wird. Ob er den Strichcode in Zukunft
aber ablöst, wird sich noch zeigen.
Die komplette
­­Diskussion können
Sie in der austropack
9/2015, Seite 16–19,
nachlesen. GS1 A
­ ustria
dankt Mag. ­Ulrike
Putz, Redakteurin bei
austropack, für die
Kurzzusammenfassung
des Round Table.
Die Digimarc-Codes des amerikanischen Unternehmens „Digimarc“ werden auf Basis von
Wasserzeichen vercodiert. Ursprünglich zum
Schutz des Urheberrechtes im Medienbereich
eingesetzt, bietet der Code nun auch den Herstellern von Handelsprodukten die Möglichkeit,
die (Strich-)Codes für das menschliche Auge
unsichtbar anzubringen. Dies geschieht vielfach
über die gesamte Fläche des Produktes. Digimarc verspricht, dass dadurch beispielsweise
der Kassiervorgang im Einzelhandel verkürzt
werden kann, da dem Kassenpersonal die Suche
nach dem Strichcode an der Ware erspart bleibt. Auch dass die Ware zuerst richtig positioniert werden muss, bevor sie gescannt wird, fällt
zukünftig weg. Dieser Vorteil schaffte es auch
schon ins Guinness-Buch der Rekorde: 50 Artikel
wurden in nur 48,51 Sekunden gescannt! Der
neu aufgestellte Geschwindigkeitsrekord konnte
den alten um 75 Sekunden unterbieten.
4 | 2015 GS1 info 27
WISSEN & INNOVATION
Neuer GS1 Austria
Workshop „Grünes Licht
an der Laderampe“
Beispiel-Aufgabe: Welche Strichcodes
sind an einer herkömmlichen
Supermarktkasse nicht lesbar?
1
2
3
4
Glauben Sie, Ihre Kollegen kennen die Lösung?
Der Workshop für alle, die wissen wollen, warum in einem Supermarkt die Regale nicht leer sind
und warum ein einfacher Scan zwischen einem zufriedenen und einem unzufriedenen Kunden steht!
Der Ablauf
• GS1 Broschüre „Grünes Licht an der
Laderampe“ vorab zum Durchlesen
• Vorstellung des GS1 Systems in Theorie
und Praxis
• Gruppenübungen zur Umsetzung des
Gehörten und Gelernten
• Vortrag und Übungen angepasst an
das teilnehmende Unternehmen
Die Teilnehmer
• „GS1 Laien“ – Lehrlinge, Praktikanten,
Trainees, Berufsneueinsteiger,
Quereinsteiger
• Aus Bereichen wie z.B. Supply Chain
Management, Logistik, Wareneingang
oder Bestellwesen
Der Nutzen für die Teilnehmer
• Fachlicher Input
• Interaktives, spielerisches Lernen
• Know­how über GS1 Standards und
Supply Chain Management
• Goodie­Bag für das Gewinnerteam
Der Nutzen für Ihr Unternehmen
• 1. Workshop ist kostenlos
• Flexible Terminvereinbarung
• Vorbereitung des Workshops durch
GS1 Austria; Durchführung direkt bei
Ihnen vor Ort
Grünes Licht an der Laderampe
Voraussetzungen für den erfolgreichen
Warenübergang vom Hersteller zum Händler
Weitere Informationen
zur Broschüre und
zum Workshop
Daniela Paar, MA,
Projektmanagerin
Training bei GS1 Austria,
[email protected]
www.gs1.at/broschuere_laderampe
www.gs1.at/kurzinfo_laderampe
www.gs1.at
Lösung: Der 1. und 3. Strichcode sind an einer
herkömmlichen Supermarktkasse nicht lesbar.
Der Workshop
• Ziel: Wissen, warum die Wertschöp­
fungskette funktioniert und der
richtige Ansatz und Standard in
der Entwicklung des Supply ChainKonzeptes entscheidend für Ihren
Erfolg sind.
• Dauer: ca. 4–5 Stunden
• Mind. 6, max. 16 Teilnehmer
LABOR STATT
KLASSENZIMMER
Die HTL Leoben ist Österreichs erste Logistik-HTL. Dort werden
technische Logistiker ausgebildet, die im Rahmen von Laborübungen
optimal auf die spätere Berufspraxis vorbereitet werden.
L
ogistik und Stoffstrommanagement“ ist einer der drei
Ausbildungsschwerpunkte der Privat-HTL in Leoben.
Technische als auch wirtschaftliche Kenntnisse stehen
im Bereich Logistik im Vordergrund. Großer Wert wird dabei
auf Laborübungen gelegt. Die erlernte Theorie wird direkt
in die Praxis umgesetzt, indem Optimierungen entlang des
gesamten Produktlebenszyklus durchgeführt werden.
Ihre Ansprechpartnerin
Daniela Paar, MA
Projektmanagerin Training
[email protected]
Nachgefragt bei …
Mag. (FH) Alexandra Gmundtner, Geschäftsführerin, HTL L
­ eoben
Was ist das Besondere an der HTL Leoben und ihrer Ausbildung, speziell im Bereich Logistik?
Die Herausforderung liegt in der Entwicklung und nachhaltigen Umsetzung zukunftsorientierter Ausbildungskonzepte.
Die Logistik-HTL vermittelt als interdisziplinäre Ausbildung
die ganzheitliche Betrachtung der Stoff-, Finanz- und Kommunikationsflüsse. Die unmittelbare Verbindung mit der
Industrie und die enge Kooperation mit der Montanuniversität Leoben unterstützen im Besonderen die qualifizierte
fachliche Aktualisierung und die Schwerpunktsetzung hinsichtlich Verfahrenstechnik und IT.
Wie passen die GS1 Themen zu Ihrem Bildungsinstitut
bzw. den Lehrinhalten?
Die standardisierte, eindeutig identifizierbare Verbin­dung
des Waren- und Informationsflusses entlang der Supply
Chain unter Nutzung geeigneter Datenträger spielt in unterschiedlichen Ausprägungen eine wesentliche Rolle,
sowohl in den fachtheoretischen wie auch in den fach­
spezifischen Laboratorien, wo Fachtheorie mit Fachpraxis
zusammengeführt wird.
Kontakt:
Mag. (FH) Alexandra Gmundtner
Geschäftsführerin HTL Leoben
Max-Tendler-Straße 3
8700 Leoben
[email protected]
www.htl-leoben.at
Worum handelt es sich bei dem Supply Chain ManagementLabor der HTL Leoben?
Hier werden unterschiedliche IT-gestützte Planungs- und
Simu­lationstools zur Stoffstromoptimierung von der Be­
schaffung über die Produktion und die Distribution so­
wie das Recycling erlernt und trainiert. Das angrenzende
Automatisierungs­
labor und die Modellfabrik schließen an
das SCM-Lab an, wo beispielsweise Lager-, Produktions- und
Transportprozesse programmiert und im Modellmaßstab ausgeführt werden. Dies geschieht unter Einsatz unterschiedlicher Technologien, wie beispielsweise RFID, zur eindeutigen
Identifikation von Produkten.
Wie würden Sie den Stellenwert einer Logistik-Ausbildung
in der heutigen Zeit beschreiben und wie wird er sich künftig
entwickeln?
Um inner- und überbetriebliche Prozesse entlang der
Wertschöpfungskette effizienter zu gestalten, ist die interdisziplinäre, ganzheitliche Ausbildung des HTL-Logistikers
bereits in unterschiedlichen produzierenden Betrieben stark
nachgefragt. Die zunehmende Digitalisierung betrieblicher Abläufe und Vernetzung weit über das bestehende Maß
hinaus erfordert innovative, interdisziplinäre Denkweisen und
wird in Zukunft den Stellenwert der Ausbildung noch weiter
heben.
Vervollständigen Sie den Satz: „Aus- und Weiterbildung …“
… sind heute wie in Zukunft ein kritischer Erfolgsfaktor
hinsichtlich einer lebenslangen, persönlichen Beschäf­
tigungsfähigkeit, aber auch im Bereich des Wettbewerbs
von Unternehmen. Es stellt somit die Grundlage unserer
­Gesellschaft dar!
4 | 2015 GS1 info 29
WISSEN & INNOVATION | ECR
ECR: ZWEI NEUE
ABSCHLUSSBERICHTE
­ utomatischer Warennachschub und
A
Verbesserung der Mengenplanung
bei Promotions zwischen Herstellern
und Händlern sowie der ­Umgang mit
der neuen EU-Verordnung zum Thema
CLP sind Inhalt der zwei neuen Abschlussberichte.
CPFR light und VMI
Im Zentrum dieser Arbeitsgruppe stehen der automatische
Warennachschub und die Mengenplanung bei Promotions
zwischen Herstellern und Händlern. Sie bilden die Basis für
optimale Warenversorgung und somit die Grundlage für
die Vermeidung von Out-of-stock-Situationen. CPFR light –
Collaborative Planning, Forecasting & Replenishment – und
VMI – Vendor Managed Inventory – sind Detailtechniken von
CRP. Das Continuous Replenishment kann als Überbegriff
für alle Partnerschaftsprogramme zwischen Herstellern und
Händlern gesehen werden, die einen automatisierten Warennachschub zum Ziel haben.
Ziele der Arbeitsgruppe waren:
›› Begriffsabgrenzungen
›› Korrekte Verwendung von EANCOM®-Nachrichten
›› Prozessvereinheitlichung (sowohl beim Ablauf CPFR
light/VMI sowie bei organisatorischen Punkten)
›› Betrachtung und Verbesserung des Forecasting­
Prozesses
›› Ausarbeitung von Punktationen einer Musterverein­
barung
Im Rahmen der Ausarbeitung einer Prozessvereinheitlichung und eines Idealverlaufs der oben angeführten ECR
Techniken wurden die korrekte Verwendung von Stamm­
daten, EANCOM®-Nachrichten und Qualifyern definiert,
Forecasting und Mengenplanungsmodelle festgelegt und
ein ideales Zeitrahmenmodell erarbeitet. Zusätzlich wurden
die Kennzahlen für die Performancemessung festgelegt.
Wichtig dabei ist, dass diese von beiden Partnern einheitlich
definiert und Punktationen für eine Mustervereinbarung
ausgearbeitet werden. Best-Practice-Beispiele von Teilneh­
mern der ECR Arbeitsgruppe ergänzen den Praxisteil. Die
vorliegende Empfehlung der ECR dient als Basis für die verbreitete Anwendung dieser Techniken. Mehr Informationen
dazu und den Abschlussbericht zum Download finden Sie
unter www.ecr-austria.at.
30 GS1 info 4 | 2015
CLP
Die EU-VO 1272/2008 EU – Regulation of Classification,
Labelling and Packaging of substances and mixtures – die
seit Jänner 2009 in Kraft ist, hat mit 1. Juni 2015 die bis­
herige Regelung (DPD 1999/45/EC) ersetzt und damit für
Hersteller und Händler neue Herausforderungen gebracht.
Diese Verordnung reicht von der Neueinstufung aller Produkte über die Änderung der Etiketten und Überver­­­­­
pa­
ckungen bis zu neuen Regelungen für Platzierung am POS
und Gefahrenhinweise am Regal. Zusätzlich wurden die
bisherigen Piktogramme durch neue Gefahrensymbole
ersetzt. Diese Ausgangssituation hat nach Anregung und
Beschluss im ECR Board mit Juni 2014 zur Etablierung der
ECR Arbeitsgruppe CLP geführt.
Diesem Beschluss zufolge wurden von der Arbeitsgruppe
folgende Ziele formuliert:
›› Information aller betroffenen Unternehmen aus Handel
und Industrie
›› Konsequenzen der Richtlinie für die Industrie und
­deren Produkte
›› Konsequenzen der Richtlinie für den Verkauf in der
Selbstbedienung sowie durch die Behörde angedachte
Änderungen der SelbstbedienungsVO
›› Weitere Vorgehensweise ECR und Fachverband der
chemischen Industrie
Spezialisten der betroffenen Hersteller sowie aller großen
Händler in Österreich haben unter fachlicher Begleitung
des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreich
die Neuregelungen analysiert und die Auswirkungen diskutiert. So kann eine ordnungsgemäße Umsetzung der
Verordnung gewährleistet werden. Der vorliegende Endbericht ist d
­ aher eine gute Grundlage, um Veränderungen
schnell zu erfassen und damit notwendige Schritte einzuleiten. Weiters bie­tet er die Möglichkeit, bereits getrof­fene
Maßnahmen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Der Abschlussbericht kann unter www.ecr-austria.at heruntergeladen werden.
Ihr Ansprechpartner
Dr. Nikolaus Hartig
ECR Austria Manager
[email protected]
4 | 2015 GS1 info 31
Datenerfassung
in Perfektion
www.barcotec.at
Qualität gesteigert
n
Transparenz erhöht
n
Durchlaufzeit verkürzt
n
Fehler reduziert
n
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