Art_BZA_ Bulle _Internet 02_02_2016

Betriebszweigauswertung Bullenmast in Niedersachsen 2014/ 2015
Im letzten Wirtschaftsjahr konnten die Daten von 234 niedersächsischen Mastbetrieben ausgewertet werden. Beteiligt
waren die Beratungsringe Osnabrück, Freren, Grafschaft Bentheim, die Ringgemeinschaft Vechta, der VzF und die
Bezirksstelle Nienburg der LWK. Die Fresseraufzucht wurde getrennt ausgewertet. Den Beratern sei wiederum Dank für
die Bereitstellung der anonymen Daten und die konstruktive Mitarbeit.
In den ausgewerteten Betrieben wird die Rindermast vornehmlich als Intensivmast in Stallhaltung
ohne Einstreu und auf Maisbasis sowie unter Verwendung fleischbetonter Rassen betrieben, die
überwiegend aus Süddeutschland zugekauft werden. Leider liegen immer weniger Daten von
Betrieben mit Mast schwarzbunter Bullen vor, obwohl in Niedersachsen nach wie vor – mit
Schwerpunkt in den Milchviehbetrieben – viele Holsteinbullen als Koppelprodukt gemästet werden,
jedoch mit abnehmender Tendenz als Folge der überall spürbaren Flächenknappheit.
Nur Betriebe mit klarer Zuordnung der Rassen oder der Mastverfahren wurden für die
Sonderauswertungen berücksichtigt. Die Zahl der Betriebe mit Einstallung von Tieren
unterschiedlichen Alters oder Verwendung unterschiedlichster Rassen nimmt zu. Diese Betriebe
sind somit leider nur begrenzt auswertbar.
Die Betriebe mit Bullenmast verteilen sich schwerpunktmäßig auf drei Mastverfahren:
-
Mast mit Einstallung von Kälbern bis 60 kg Lebendgewicht
Mast mit Starterkälbern von 60 bis 100 kg Lebendgewicht
Mast mit Zukauf von Fressern mit ca. 180 kg Lebendgewicht
Betriebe, die Bullen auf Basis zugekaufter Starterkälber (77 Betriebe) bzw. auf Basis zugekaufter
Fresser (99 Betriebe) mästen, stellen nach wie vor die größten Gruppen und bieten sich daher für
den Jahresvergleich an. Die Auswertung erfolgt jeweils bis zur Direktkostenfreien Leistung pro
Tier, pro Masttag und pro Mastplatz. In Tabelle 1 werden die Ergebnisse des Verfahrens
Bullenmast mit Starterkälbern und mit Fressern hinsichtlich Rentabilität und ausgewählter
Kennzahlen dargestellt.
Starterkälber
Tendenziell ist zu beobachten, dass die Zahl der Betriebe mit Einstallung von kleinen
Starterkälbern zurückgeht, zugunsten der Einstallung der „pflegeleichteren“ Fresser. Starterkälber
sind eindeutig arbeitsintensiver, teilweise sind auch für ein Wachstum in den Betrieben zu wenig
Kälberplätze vorhanden, so dass eher in einen neuen Endmaststall investiert wird.
Die Betriebe mit Mast von Starterkälbern erzeugten durchschnittlich 182 Tiere. Auch in der
Bullenmast unterstehen die Mäster dem Wachstumszwang und werden immer größer. Betriebe mit
kleinen Tierzahlen geben die Rindermast auf, die größeren Betriebe bleiben und stocken auf. Dies
ist mit Stallneu- oder Umbauten verbunden, die in der Regel auch die gewünschten
Verbesserungen im Bereich Tierwohl bringen.
Die Mäster konnten ihre Bullen im Mittel des Wirtschaftsjahres mit 3,96 € / kg Schlachtgewicht
(brutto) inkl. MwSt und abzüglich der Vorkosten zum gleichen Wert wie im Vorjahr vermarkten.
Nach dem tiefen Sommerloch Mitte 2014 mit Tiefstpreisen von bis zu 3,43 €/ kg Schlachtgewicht
(R3-netto) erholten sich die Bullenpreise im üblichen Rhythmus zum Jahresende, um dann nach
Höchstwerten bis ca. 3,95 € / kg SG ausgangs des Winters wieder schnell und deutlich zu fallen;
glücklicherweise auf ein stabileres Niveau als im Vorjahr. Bekanntlich werden die Erlöse
imEinzelbetrieb eindeutig durch die Preisschwankungen im Jahresverlauf und somit den
Ablieferungszeitpunkt der fertigen Bullen beeinflusst. Das sogenannte „Sommerloch“ war somit
auch im vergangenen Jahr vorhanden. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der letzten 3
Kalenderjahre.
Die monetäre Gesamtleistung ist im Durchschnitt der Betriebe mit Einstallung von Starterkälbern
um 27 € auf 1579 € pro erzeugtem Bullen gesunken und entspricht damit nicht dem Gesamttrend.
Dies ist vor allem den in dieser Gruppe auf 409 kg gesunkenen Schlachtgewichten (- 6 kg)
geschuldet. Möglicherweise erklärt sich dieses durch einen gegenüber dem Vorjahr etwas höheren
Rasseanteil von Braunviehbullen (32,5 %=25 Betriebe). In 42,9 % der Betriebe standen
Fleckviehbullen; bei 22 % konnte keine klare Rassezuordnung erfolgen.
Tab. 1: Vergleich der Wirtschaftsjahre
Starterkälber (60 kg - 100 kg)
2012/13
96
164
2013/14
88
177
2014/15
77
182
1.694
18
21
1733
1.586
14
6
1606
1556
15
8
1579
Fresser
Merkmal
Anzahl Betriebe
1)
Erzeugte Tiere
Leistung
Normalverkäufe
Notschlachtungen
Bestandsveränderung
Leistung gesamt
Einheit
Stk.
Stk.
2014/15
99
155
2013/14
96
163
2012/13
106
141
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
1641
14
-17
1638
1.634
14
-23
1625
1780
14
2
1796
Zugänge
Aufzuchtmilch
Kraftfutter
Tierarzt, Medikamente
Strom, Wasser, Sonstiges
Grundfutter
Nebenprodukte
Direktkosten
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
€ / erz.Tier
736
1
285
9
43
239
7
1320
769
3
308
11
43
241
7
1382
746
3
336
13
45
272
12
1427
Direktkosten
464
45
396
29
54
309
19
1316
493
46
355
31
54
268
18
1.265
455
44
331
32
53
259
16
1.190
417
341
389
Direktkostenfreie
Leistung (DKfL)
€ / erz. Tier
318
243
369
77,4
63,1
72,2
DKfL je Tag
Ct / Tag
74,1
55,2
85,6
282
230
264
DKfL je Mastplatz
€ / Platz
270
201
312
€ / Stk.
kg / Stk.
g / Tag
g / Tag
kg / Stk.
€ / kg
%
%
€ / Tag
dt / erz. Tier
726
201
535
711
1250
417
3,99
1,92
3,01
2,11
10,99
753
196
536
701
1219
417
3,98
2,35
2,81
1,92
11,36
722
195
537
714
1239
417
4,31
2,20
2,03
2,43
10,95
439
82
641
704
1191
411
4,26
3,95
3,13
2,34
12,42
476
80
647
708
1196
415
3,96
4,30
2,93
2,04
12,77
437
79
640
707
1195
409
3,96
4,47
3,45
2,09
12,67
weitere Kennzahlen
Preis Zugänge
Gewicht Zugänge
Zuwachs
Nettozuwachs
TZ brutto LG
Schlachtgewicht
Erlös / kg SG
Verluste
Vorzeitige Abgänge
2)
Bruttospanne
Kraftfutter
2,31
2,36
2,36
Kraftfuttereinsatz
kg / Tag
2,55
2,57
2,51
1,20
1,06
1,02
Futterkosten
€ / kg Zuw.
1,00
1,04
1,16
kg / erz. Tier
1)
Erzeugte Tiere = kg Gesamtzuwachs / (Verkaufs-LG - Einkaufsgewicht)
2)
Bruttospanne (inkl. Verluste) = (Verkaufserlös - Kälberpreis) / Futtertage
Gegenüber dem Vorjahr sanken die Direktkosten bei der Mast mit Starterkälbern um 75 € auf 1190
€. Ursache waren vor allem an geringere Schlachterlöse angepasste günstigere Kälberpreise (-39
€ je Stück) und die günstigeren Kraftfutterkosten von 331 € (-24 €) bei etwa gleich hohem
Kraftfuttereinsatz von 12,67 dt je erzeugtem Tier.
2
Abb.1: Jungbullenpreise (R3) in Niedersachsen
Mit leicht gesunkenen Maispreisen reduzierten sich auch die Kosten für Grundfutter, die mit
insgesamt 275 € je erzeugtem Tier (-11 €) für Grundfutter inkl. Nebenprodukte beziffert wurden.
Die Grundfutterkosten wurden in Anlehnung an den Erntepreis für Körnermais als Vergleichspreis
bewertet. Je nach einzelbetrieblicher Situation oder Höhe des Pachtpreisniveaus für Maisflächen
dürften sich diese Werte im Jahresabschluss nicht immer so wieder finden. Die nur in einem Teil
der Betriebe verfütterten Nebenprodukte wie Biertreber, Pülpe etc. wurden getrennt vom
Grundfutter erfasst und betrugen 16 €. Die errechneten Futterkosten lagen mit 1,02 € / kg pro kg
Zuwachs rechnerisch um 4 Ct unter den Werten des Vorjahres.
Der Aufwand für Strom, Wasser, Sonstiges ist vielfach als Pauschale pro Tier bzw. Masttag
angesetzt. Bei Betrachtung der Kostenstruktur ergibt sich, dass die Futterkosten bei den
Starterkälbern mit einem Anteil von 54,6 % (Vorjahr: 54,3%) den Löwenanteil des Aufwandes
ausmachen, während die Bestandsergänzung 38,2 % (Vorjahr 39 %) und die sonstigen Kosten 7,1
% betragen. Bei den Fressern verhält es sich in etwa umgekehrt: hier entfallen 55,8 % der
Direktkosten auf den Fressereinkauf, während 40,3 % auf die gesamten Futterkosten entfallen.
Insofern fallen hier die Bestandsergänzungskosten weit mehr ins Gewicht.
Die durchschnittlichen Schlachtgewichte scheinen sich mit durchschnittlich 415 kg über alle
ausgewerteten Betriebe im betrachteten Zeitraum auf hohem Niveau stabilisiert zu haben. Bei den
Betrieben mit Starterkälbern ist das Schlachtgewicht erstaunlicherweise auf 409 kg (-6 kg)
gesunken. Dies mag gegenüber dem Vorjahr an einem etwas höheren Anteil an
Braunviehbetrieben, aber auch an einer veränderten Zusammensetzung der ausgewerteten
Betriebe liegen, die über die Jahre nicht konstant ist. Grundsätzlich liegt die Ursache für die hohen
Endgewichte, neben einer besseren Verteilung der Einstallkosten, auch in der besseren
Klassifizierung der schwereren Schlachtkörper. Hohe Schlachtgewichte bedingen jedoch
Tiermaterial mit entsprechendem Wachstumsvermögen. Wurde in den vergangenen Jahren noch
ein Aufschlag für QS gezahlt, so ist dies mittlerweile Standard. Betriebe, die keine QS-Auditierung
nachweisen können, erhalten bei entsprechender Marktlage in der Regel deutliche Abschläge und
müssen mit Abnahmeverzögerungen rechnen.
Über die Jahre liegen die Totalverluste und Ausfälle durch vorzeitige Abgänge in diesem
Mastverfahren insgesamt zwischen ca. 7 und 8 %. Betrachtet man die letzten 3 Jahre so ist in hier
eine Tendenz zu leicht steigenden Verlusten (7,92%) zu verzeichnen. In jedem Jahr sind
erhebliche einzelbetriebliche Schwankungen zu verzeichnen- bis zu Extremen von 21 % Verlusten.
Hohe Verluste können auf mangelhafte Haltungsbedingungen, Krankheitseinbrüche,
Managementfehler, saisonale Einflüsse aber auch auf schwaches Tiermaterial zurückzuführen
sein. Letzteres findet sich dann, wenn Tiere in gleichem Gewichtsbereich, aber mit großen
Altersunterschieden, die aus Entwicklungsverzögerungen resultieren, eingestallt werden.
3
Die Täglichen Zunahmen bewegen sich mit 1195 g auf einem in den letzten Jahren gleichbleibend
recht hohen Niveau und spiegeln die hier betrachtete intensive Mast mit fleischbetonten Rassen
aus Süddeutschland wieder. Der Nettozuwachs je Masttag bewegt sich gegenüber dem Vorjahr
mit Ø 707 g auf gleichem Niveau. Die Kennzahl errechnet sich aus dem Zweihälftengewicht
dividiert durch das Lebensalter in Tagen und stellt eine objektive und zunehmend stärker
berücksichtigte Größe dar. Die Vorkosten betrugen durchschnittlich 38 €, wobei dieser Wert
teilweise in Verbindung mit den gezahlten Erlösen pro kg zu sehen ist.
Bedingt durch die geringeren Kälberpreise konnte sich die Bruttospanne (inkl. Verlusten) im WJ
2014/15 im Durchschnitt der betrachteten Betriebe mit Starterkälbern um 5 Cent auf einen Wert
von 2,09 € erhöhen, war damit aber noch weit von dem guten Wert des Wirtschaftsjahres 2012/13
entfernt. Die Bruttospanne dient als einfaches Kriterium für die Marge zwischen Einkauf und
Verkauf. Aus diesem Wert sind alle weiteren Kosten abzudecken.
Die DkfL als Kriterium für die Produktivität bzw. die am Markt erzielbare Leistung abzüglich der
direkt zuzuordnenden Kosten, ergab in der Gruppe der Starterkälber einen Wert von
durchschnittlich 389 € (+48 €) je erzeugtem Tier. Damit ergibt sich eine Direktkostenfreie Leistung
pro Futtertag von 72,2 Cent und pro Mastplatz von 264 € (+34 €). Bekanntlich sind aus der DkfL
die festen Kosten und Reparaturen für Gebäude und Maschinen, die eingesetzte Arbeitszeit und
die Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu entlohnen.
Fresserzukauf
Grundsätzlich stellt sich die Situation in den Fresserbetrieben ähnlich dar, obwohl in dieser
Auswertung eine etwas andere Rassenzusammensetzung gegenüber dem Vorjahr und auch
gegenüber den Starterkälberbetrieben zu verzeichnen ist. Ca. 50 % der Betriebe halten
ausschließlich Fleckvieh, 17 % Braunviehbullen und ca. 30 % haben Tiere unterschiedlicher
Rassen oder auch Kreuzungstiere bzw. Absetzer aus der Mutterkuhhaltung eingestallt. Die
biologischen Werte entsprechen damit in etwa den Daten aus 2012/13.
Bei einer leicht verbesserten Marktleistung von 1638 € (+13 €) gegenüber dem Vorjahr und mit
1320 € um 62 € geringeren Direktkosten durch weniger Aufwand für die Bestandsergänzung und
Kraftfutter ergab sich eine Direktkostenfreie Leistung von 318 € je erzeugtem Tier und damit ein
Plus von 75 €. Pro Masttag konnte die Direktkostenfreie Leistung auf 74,1 Cent (+18,9 Ct)
verbessert werden. Insgesamt wurde eine DKfL je Mastplatz von 270 € und damit ein um +69 €
besserer Wert erzielt werden. Wenn auch günstiger als im Vorjahr, so lässt dieser Wert für
durchschnittliche Betriebe keinen Raum für weitere Wachstumsschritte. Dies gilt vor allem für
immer teurer werdende Ställe mit möglicherweise höheren Platzvorgaben bzw. Anforderungen.
Verbesserungen hinsichtlich Tierwohl und auch der Arbeitswirtschaft machen jedoch häufig neue
Ställe erforderlich. Dieses wird in der derzeitigen Situation nur für wenige Mäster in Betracht
kommen.
Die Fressermast zeichnet sich gegenüber der Starterkälber-Mast im abgelaufenen Jahr mit
durchschnittlich 431 Futtertagen durch einen um 107 Tage kürzeren Haltungszeitraum aus. Sie
bietet somit Vorteile hinsichtlich der Arbeitszeit und Optimierung des Ergebnisses pro Stallplatz.
Die Schlachtgewichte scheinen mit 417 kg und einem durchschnittlichen Zuwachs von 535 kg auf
hohem Niveau zu stagnieren. Im Extrem wurden in einem Betrieb Schlachtgewichte von
durchschnittlich 488 kg erreicht. Diese Werte bedingen entsprechende Qualitäten bzw. Rassen wie
z.B. Limousin, die auch bei hohen Gewichten noch Fleisch und nicht nur Fett ansetzen. Generell
sind Schlachtgewichte von über 400 kg anzustreben.
Das Niveau der Verluste und Notschlachtungen bewegt sich mit knapp 5 % auf Vorjahreswert. Hier
sind über die Jahre ähnliche Werte festzustellen, zumal die Fressermast grundsätzlich weniger
Verluste und Tierarztkosten aufweist als die Starterkälbermast mit den jüngeren Tieren.
Die mit 1250 g (+31 g) deutlich gestiegenen Zunahmen bzw. die Nettozunahmen von 711 g sind
wahrscheinlich dem gegenüber dem Vorjahr höheren Anteil an Fleckviehbullen zu verdanken. Bei
einem Kraftfuttereinsatz von 2,55 kg je Tag wurden 10,36 dt Kraftfutter je erzeugtem Bullen
verfüttert.
4
Einfluss der Vaterrassen
Einige wesentliche Kennzahlen des Einflusses verschiedener Vaterrassen innerhalb der drei
betrachteten Mastverfahren werden in Tabelle 2 dargestellt. Aufgrund der geringen Zahl
ausgewerteter Betriebe sind die Werte vorsichtig zu betrachten. Die Betriebe mit schwarzbunten
Bullen finden sich überwiegend im Verfahren mit Mast kleiner Kälber bis 60 kg. Es handelt sich
hier in der Regel um Milchviehbetriebe mit Ausmast der eigenen Bullenkälber. In den anderen
Mastverfahren werden nur vereinzelt schwarzbunte Bullen eingestallt.
Die Mehrzahl der ausgewerteten Betriebe mästet in den letzten Jahren überwiegend Braunvieh-,
Fleckvieh- oder Kreuzungskälber. Betriebe mit Einstallung von Bullen unterschiedlicher Rassen
werden zwar tendenziell mehr, sind in der Betrachtung jedoch nicht berücksichtigt.
Tabelle 2: Kennzahlen ausgewählter Vaterrassen 2014/15
Merkmal
Einheit
Kleine
Kälber
Schwarzbunte
15
62
1445
126
3,59
49
696
403
54,0
622
8,0
15,2
1,18
644
394
226
Starterkälber
Braunvieh
25
241
1491
302
3,88
75
639
401
55,6
666
8,3
12,8
1,05
551
450
300
Anzahl Betriebe
Stk.
1)
Erzeugte Tiere
Stk.
€ / erz.Tier
Normalverkäufe
Preis Zugänge
€ / Stk
Erlös / kg SG
€ / kg
Gewicht Zugänge
kg / Stk
Zuwachs
kg / erz. Tier
Schlachtgewicht
kg / Stk.
Ausschlachtung
%
Tageszunahme netto
g / Tag
Verluste / vorzeit. Abgänge
%
dt / erz. Tier
Kraftfutterverbrauch
Futterkosten / kg Zuwachs
€ / kg Zuw.
Futtertage
Tage/PE
DkfL/Tier
€ / erz. Tier
DkfL/Platz
€/Platz
1) Erzeugte Tiere = kg Gesamtzuwachs/( Verkaufs -LG – Einkaufsgewicht)
Fleckvieh
33
155
1645
566
4,05
84
647
421
57,0
747
7,3
12,7
0,98
521
353
250
Fresserzukauf
Braunvieh
17
132
1605
566
3,93
183
557
415
55,5
683
6,7
12,7
1,04
459
364
289
Fleckvieh
49
141
1679
801
4,06
200
540
425
56,9
746
3,7
10,7
0,96
418
313
275
Wie in den Vorjahren handelt es sich bei den Betrieben mit Braunvieh-Starterkälbern um
durchschnittlich deutlich größere Betriebe.
Die Fleckviehbullen sind gegenüber den Braunviehbullen bei Einstallung tendenziell schwerer,
werden rassebedingt aber auch auf höhere Endgewichte bzw. Schlachtgewichte von mittlerweile
gut 421 (Starterkälber) bzw. 425 kg (Fresser) gebracht. Die Kälbereinkaufspreise liegen in den
betrachteten Betrieben um 264 € (Starter) bzw. 235 € (Fresser) höher als bei den Braunviehbullen;
ein Wert, der über höhere biologische Leistungen kompensiert werden muss. Die Abstände im
Einkaufspreis zwischen den beiden Rassen bleiben in etwa gleich, wobei der Abstand von
Fleckvieh zu Braunviehfressern im Zeitraum etwas größer geworden ist. Der höhere Einkaufspreis
basiert nicht nur auf den höheren Preisen je kg, sondern auch den höheren Gewichten beim
Einkauf der Fleckviehtiere. Bei einer Betrachtung bis zur Direktkostenfreien Leistung ist die
Differenz bei den Starterkälbern zwischen Braunvieh und Fleckvieh nochmals größer geworden
und beträgt im vergangenen Zeitraum 300€ DkfL je Mastplatz für Braunvieh gegenüber 250 € bei
Einsatz von Fleckviehbullen. Bei der Fressermast beträgt die Differenz nur + 14 € zugunsten des
Braunviehs. Die besseren DkfL je Tier und Mastplatz des Braunviehs sind vor allem durch den
günstigeren Einkauf der Braunviehkälber und –fresser bedingt. Das Fleckvieh konnte diese
Differenz nicht mehr durch Leistung bzw. Zunahmen oder die bessere Klassifizierung aufholen.
Insgesamt nimmt der Anteil der Kreuzungen in den ausgewerteten Betrieben zu, zumal die Tiere
im Einkauf häufig günstiger sind als reines Fleckvieh.
Die Ausschlachtung liegt mit 57 % bei Fleckvieh in beiden Mastverfahren erwartungsgemäß höher
als bei Braunviehbullen. Exakte Ausschlachtungswerte sind letztlich nur über das Wiegen bei der
Ablieferung festzustellen. Die besseren Schlachtkörper, charakterisiert durch Handelsklasse und
5
Fettstufe, finden sich naturgemäß in den höheren Erlösen je kg wieder, die beim Fleckvieh in dem
betrachteten Zeitraum mit 17 Cent/kg Schlachtgewicht bei Starterkälbern und +11 Cent /kg bei
Fressern über den Braunviehpreisen lagen. In den Vorjahren fiel die Differenz in beiden Verfahren
einheitlicher aus. Dies mag daran liegen, dass die Notierungen für die unterschiedlichen Qualitäten
mehr differierten.
Erwartungsgemäß wiesen die Betriebe mit Braunviehkälbern höhere Verluste und vorzeitige
Abgänge gegenüber denen mit Fleckviehkälbern auf. Mit 8,3 % Verlusten inkl. vorzeitigen
Abgängen bei den Starterkälbern und 6,7 % bei Fressern liegen die Braunviehbullen wie in jeder
Auswertung höher als das Fleckvieh. Bekanntlich sind die Braunviehbullen nach Aussagen vieler
Betriebsleiter schwerer zu händeln und sind somit nicht von allen Mästern erwünscht. Wie in den
bisherigen Auswertungen, so ergeben sich mit 1246 g (Starter) und 1296 g (Fresser) eindeutig
höhere Zunahmen für Fleckviehbullen. Der korrekteste Vergleichswert für die Erfassung der
Tageszunahmen ist der Nettozuwachs in g pro Tag, da er das festgestellte Schlachtgewicht in
Bezug zu den Lebenstagen (nach HI-Tier) setzt. Hier werden bei Fleckviehbullen weitaus höhere
Nettozunahmen je Tag von 747 bzw. 746 g (Starter und Fresser) gegenüber dem Braunvieh von
666 g (Starter) bzw. 683 g (Fresser) erreicht. Trotz der in allen Punkten besseren biologischen
Leistungen der Fleckviehbullen hatte das Braunvieh im vergangenen Wirtschaftsjahr ökonomisch
die Nase vorn.
In den meisten Kennzahlen schneidet das Verfahren der Mast mit Einstallung kleiner
Schwarzbunter Kälber im Durchschnitt der Betriebe eher schlechter ab. Dieses gilt besonders für
die täglichen Zunahmen von 1086 g, den Nettozuwachs von 622 g, bedingt durch eine erheblich
längere Mastdauer, schlechtere Ausschlachtung von 54 %, geringere Erlöse pro kg
Schlachtgewicht von durchschnittlich – 31,5 Cent/kg gegenüber Braunvieh und durchschnittlich 46,5 Cent /kg gegenüber Fleckvieh (Vorjahr -25 Cent und -36 Cent).
Auffällig ist, dass die Abstände in der Notierung zwischen R und O weiter auseinander gedriftet
sind, als es in der Vergangenheit der Fall war (siehe auch Abb.2). Dies betrifft besonders die
Schwarzbunten, die sich zu einem Großteil in dieser Handelsklasse wiederfinden.
Abb.2: Preisabstand in den Handelsklassen U-O bei Jungbullen (2010-2015)
Mit 8,0 % Verlusten plus vorzeitigen Abgängen wurde bei Schwarzbunten ein recht guter Wert
erreicht, lag er sonst häufig um 11 % und übertraf regelmäßig den Wert des Braunviehs.
Grundsätzlich ergeben sich höhere Verluste aus der insgesamt längeren Mastdauer (644 Tage)
und der Einstallung kleinerer und damit empfindlicherer Tiere. Bei sehr günstigen Preisen für
schwarzbunte Kälber besteht die berechtigte Sorge, dass die Pflege der kleinen Bullkälber in den
Milchviehbetrieben teilweise eher stiefmütterlich erfolgt. Dies ist keine gute Voraussetzung für ein
Angebot gut entwickelter Mastkälber und auch aus ethischen Gründen nicht vertretbar.
Schwarzbunte Bullen sollten auf Schlachtgewichte von mindestens 380-390 kg gebracht werden,
wenn die Leistungen passen und den Tieren in der Endmast ausreichend Platz zur Verfügung
steht. Wenn auch die Mehrzahl der Bullen in O klassifiziert wird (hier 87 %), so können gut
ausgefütterte Schwarzbunte nennenswerte Anteile an R-Bullen bringen. In dieser Auswertung
6
erreichten die Schwarzbunten Bullen ein Schlachtgewicht von 403 kg, ein Hinweis, dass die
zunehmend spezialisierten Mäster auch die Schwarzbunten schwerer mästen.
Bei einer Betrachtung des oberen Viertels aller Schwarzbuntbetriebe (n=23) ergibt sich, dass die
Ergebnisse hinsichtlich der DkfL je Mastplatz mit einem Wert von 294 € durchaus mit dem
Durchschnitt der Mast mit Fleckvieh oder Braunviehbullen mithalten kann. Gute Betriebe erreichten
ca. 1150 g Tageszunahme. Die DkfL/Tier ist in dieser Gruppe mit 491 € (bei nur 6 Betrieben)
zunächst positiv, relativiert sich aber mit der langen Mastdauer und dem daraus resultierenden
höheren Arbeits-, Gebäude- und Kapitalanspruch. Also weitere Kosten, die hier nicht erfasst sind.
Kennzahlen erfolgreicher Mäster
Die Sortierung der erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betriebe wurde rassespezifisch nur für
Fleckvieh über alle Verfahren (n=91) und nicht für alle Betriebe vorgenommen, um eine bessere
Vergleichbarkeit zu haben. Die Darstellung erfolgt in Form mehrerer Grafiken.
Die erfolgreichsten 25 % der Fleckviehbetriebe erzielten mit einer Direktkostenfreien Leistung von
355 € je Mastplatz +193 € mehr als das weniger erfolgreiche Viertel mit 162 €. Bei der Annahme
von 100 Stallplätzen ergibt sich in einfacher Rechnung zwischen dem oberen und unteren Viertel
ein Unterschiedsbetrag in der Direktkostenfreien Leistung von 19.300 € pro Betrieb. Dieser mag
sich je nach eingesetzter Technik, Arbeitszeit und Neu- oder Altbau relativieren.
g
780
Abb. 3: Erfolgreiche/weniger
erfolgreiche Betriebe
Fleckviehbullen über alle Verfahren
Hohe tägliche Zunahmen sind nur möglich mit Einsatz
bester Kälber- bzw. Fresserqualitäten, aber auch eines
entsprechenden Managements und guter
Haltungsbedingungen. Im oberen Viertel der
Fleckviehbetriebe lagen die Verluste und vorzeitigen
Abgänge bei 3,5 %, bei den weniger Erfolgreichen bei 8,75
% (Abb.4).
775
760
745
740
720
709
700
+
Ø
Die erfolgreicheren Betriebe hatten mit 775 g eine um 67 g
höhere Nettozunahme als die weniger Erfolgreichen
(Abb.3).
-
g Nettozuwachs
Das erfolgreichere Viertel hatte mit 432 kg ein um18 kg
höheres Schlachtgewicht (Abb.5) und eine erheblich
bessere Klassifizierung mit 62 % Hdkl. U gegenüber 43 %
Hdkl. U des weniger erfolgreichen Viertels. Diese Werte
schlagen sich dann auch nieder in einem mit 4,13 €/kg
Schlachtgewicht um 14 Cent besseren Erlös, den die Top-
Betriebe erzielen konnten.
%
10
Abb. 4: Erfolgreiche/weniger
erfolgreiche Betriebe
Fleckviehbullen über alle Verfahren
8,75
8
2
440
Abb. 5: Erfolgreiche/weniger
erfolgreiche Betriebe
Fleckviehbullen über alle Verfahren,
sortiert nach DKfL/Mastplatz
432
430
6
4
kg
5,13
420
3,52
++
Ø
424
-
410
414
+
Ø
-
400
0
% Verluste/vorzeitige Abgänge
kg Schlachtgewicht
Schlachtgewichte bleiben hoch
In der diesjährigen Auswertung scheinen die Schlachtgewichte mit 415 kg auf hohem Niveau zu
stagnieren. Bei einer Sortierung der Betriebe nach Schlachtgewicht zeigt sich, dass die DkfL pro
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Tier mit zunehmendem Ablieferungsgewicht steigt. Gleiches gilt für die DKfL je Futtertag und je
Mastplatz. Dies gilt so lange, wie sehr schwere Schlachtkörper außerhalb von vorgegebenen
Gewichtskorridoren seitens der Vermarkter nicht mit Abzügen belegt werden.
So erreichten 12% der Betriebe ein Schlachtgewicht von über 440 kg, mit einer DkfL je Masttag
von 312 € und damit einen um 25 € höheren Wert als im darunter liegenden Gewichtsbereich von
421-440kg. Erwartungsgemäß steigt der Anteil in Handelsklasse U klassifizierter Bullen mit dem
Gewicht, wobei bei über 440 kg SG 58 % der Tiere in Hdkl. U und 4% in E klassifiziert wurden.
Die Betriebe mit Ablieferung schwerer Bullen hatten auch geringere Verluste/ vorzeitige Abgänge (
2,96 %)aufzuweisen..
Die Mast auf sehr hohe Gewichte (teilweise mehr als 450 kg) kann nicht grundsätzlich als
Empfehlung gegeben werden. Einzelbetrieblich mögen höchste Schlachtgewichte günstig sein, in
der Regel sinken jedoch die täglichen Zunahmen und die Futterkosten werden durch eine
schlechtere Futterverwertung und den höheren Energiebedarf bei stärkerer Verfettung belastet.
Gute Bullen mit hohem Fleischansatzvermögen werden in der Regel schwerer gemacht. Bei
besten Zunahmen rechnet sich die längere Mast eher als bei Betrieben mit geringen Zunahmen,
zumal das Risiko von Verlusten ebenfalls steigt. Der weiteren Erhöhung der Endgewichte sind
irgendwann – auch seitens der Vermarkter - Grenzen gesetzt. Grundsätzlich ist anzuraten, die
Tiere möglichst vor dem Verkauf zu wiegen, um die täglichen Zunahmen, die Ausschlachtung und
ggf. Abzüge entsprechend beurteilen zu können.
Fazit:
Das Wirtschaftsjahr 2014/15 bot gegenüber dem Vorjahr eine günstigere Situation für die
Bullenmäster. Das Marktpreisniveau entsprach über den gesamten Zeitraum gesehen dem
Vorjahr, Einstallpreise, Kraftfutter- und Grundfutterkosten bewegten sich auf niedrigerem Niveau
und beeinflussten das Ergebnis positiv.
Die Mast mit Starterkälbern brachte mit 264 € je Mastplatz ein ähnliches Ergebnis wie die Mast mit
Fressern mit 270 €. Bedingt durch die nicht so hohen Einstallpreise erzielten die Mäster mit
Braunvieh vergleichsweise bessere Ergebnisse als die Fleckviehmäster, da hier die hohen
Einstallpreise nicht ausreichend über die Leistung kompensiert werden konnten. Unabhängig vom
Marktpreisniveau sind die biologischen Kennzahlen und vor allem auch die Verhältnisse zwischen
den einzelnen Verfahren oder Rassen erstaunlich konstant. Wie in den Vorjahren so bleiben die
Unterschiede zwischen den Betrieben erstaunlich groß. Bei Betrachtung der einzelbetrieblichen
Unterschiede ist nach wie vor gültig, dass die erfolgreicheren Betriebe neben geschicktem Einund Verkauf der Tiere auch die besseren produktionstechnischen Kennzahlen aufweisen.
Bullenmast „nebenbei“ wird in der Regel nicht die besten Ergebnisse erzielen.
Arbeitsgruppe Auswertung BZA-Bullenmast
An der BZA Bullenmast 2014/15 waren folgende Ringe und Kammerdienststellen beteiligt:
Ring oder Kammer-Dienststellen
Straße, PLZ, Wohnort
Telefon
BR Freren e. V. (G. Borcherding)
Am Hundesand 12, 49809 Lingen
0591 / 9665669-312
BR Grafschaft Bentheim e. V. (J. Butmeyer)
Berliner Straße 8, 49828 Neuenhaus
05941 / 92 09 782
BR Osnabrück e. V. (C. de Joung)
Am Schölerberg 7, 49082 Osnabrück
0541 / 5 60 08 -121
Ringgemeinschaft Vechta e.V. (A. Möllmann)
Rombergstraße 53, 49377 Vechta
04441 / 923785
Verein zur Förderung der bäuerlichen
Veredlungswirtschaft GmbH (VzF- L.Grosse)
Veerßer Str. 65, 29525 Uelzen
0162 / 7859109
LWK Niedersachsen, BzSt Nienburg (W. Naue)
Vor dem Zoll 2, 31582 Nienburg
05021 / 97 40 147
LWK Niedersachsen, Fb 3.5 (H. Meine-Schwenker) Mars-la-Tour-Str.6, 26121 Oldenburg
0441 / 801-692
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