Bei Jägern weiter viel Unmut

Nummer 53
KREIS ROTTWEIL
Freitag, 4. März 2016
Die Intercity-Doppelstockzüge (Dosto) sollen ab Dezember 2017 auf der Gäubahn zwischen
Stuttgart und Singen auch den Nahverkehr bedienen.
Foto: DB
Viele Fragezeichen
Gäubahn | Zweigleisigkeit steht weiter in den Sternen
Von der viel gepriesenen
Eisenbahnromantik war
am Mittwochabend bei
der Wahlveranstaltung der
SPD im Bonhoefferhaus in
Oberndorf nicht viel zu
spüren. Das Thema »Gäubahn, wann kommt die
Zweigleisigkeit« war zwar
angesagt, aber so richtig in
den Fokus des Abends gelangte es nicht.
n
Von Dieter Wagner
Kreis Rottweil. Auf dem
Podium stellten sich die Expertin für die Verkehrswege in
Baden-Württemberg der SPDBundestagsfraktion, Annette
Sawade, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Klaus Kirschner, der ehemalige Geschäftsführer des Regionalverbands
Schwarzwald-BaarHeuberg, Rainer Kaufmann,
sowie SPD-Kreisvorsitzender
Torsten Stumpf den Fragen
der recht zahlreichen Besucher.
Klaus Kirschner war es als
bekennendem
Bahnfahrer
vorbehalten, in das Thema
einzuführen. Er berichtete aus
Sicht eines Oberndorfers über
die Gäubahn und stellte fest,
dass man beim Umbau des
Oberndorfer Bahnhofes wohl
die Behinderten vergessen habe. Es sei weder ein Aufzug,
noch ein Rampe vorhanden.
Auch bemängelte er die oftmals nicht benutzbare Toilette
und den mangelnden Service
im Zug. Das größte Manko
der Gäubahn seien allerdings
die schlechten Verbindungen
mit einem Fahrplan, der nicht
optimal entwickelt sei. Annette Sawade betonte, dass sie –
als passionierte Bahnnutzerin
– die von Kirschner angeführten Mängel unterschreiben
könne. Sie verwies auf den
Bundesverkehrswegeplan von
2003, der bis heute nicht in allen Teilen erfüllt sei. Der neue
Plan sei seit Herbst 2015 überfällig, solle aber erst nach den
Wahlen veröffentlicht werden. Dort sei der Ausbau der
Gäubahn im vordringlichen
Bedarf angemeldet, immerhin
zähle sie zu den transeuropäischen Netzen.
Kaufmann sprach ebenfalls
den Bundesverkehrswegeplan
an und bemängelte das Fahrplanangebot auf der Strecke
Stuttgart- Singen. Er beurteilte
den Oberndorfer Busbahnhof
als positiv und vorbildlich, allerdings verliere dieser seine
Attraktivität, weil die Zugnicht optimal auf die Busverbindungen abgestimmt seien.
Viele der Besucher meldeten sich zu Wort, der Tenor
war eindeutig. Die Anschlüsse
der Gäubahn passen nicht,
wohl teilweise auch der Eingleisigkeit der Strecke geschuldet, der Service sei mangelhaft und auch ein Fahrrad
mit Gepäck sei fast nicht in
den Zug zu bekommen. Ein
Zugführer meldete sich zu
Wort und stellte fest, dass die
»Behördenbahn« im Vergleich
zur »Unternehmer-MehdornBahn« Gold wert gewesen sei.
Die Auflösung des Monopols
sei die falsche Lösung gewesen.
Die Politiker auf dem
Podium mussten den Menschen im Publikum überwiegend zustimmen, auch sie sehen die derzeitige Situation
der Gäubahn als äußerst kritisch an.
Und die Kardinalfrage,
wann die Strecke zweigleisig
ausgebaut sein wird, schwebt
weiterhin im luftleeren Raum.
Bei Jägern weiter viel Unmut
Jagdgesetz | Hegeringleiter klagt Aden Leid
Kreis Rottweil. Das neue Jagdund Wildtiermanagement-Gesetz, das die grün-rote Landesregierung auf den Weg gebracht hat und das seit April
2015 in Kraft ist, stößt vielen
Jägern und Jagdverbänden
sauer auf. So auch dem Hegering Rottweil, wie Hegeringleiter Otmar Riedmüller im
Gespräch mit dem FDP-Landtagskandidaten Gerhard Aden
kundtut.
Riedmüller ist nicht nur
Chef der Rottweiler Kreisjägervereinigung,
sondern
selbst Jagdpächter in Zimmern-Stetten. Sein Revier ist
720 Hektar groß, 210 Hektar
davon sind Wald. Er teilt sich
das Revier mit drei weiteren
Jägern. Er weiß also wovon er
spricht und er bekommt tagtäglich auch den Unmut seiner Kollegen im Kreis zu hören.
Im Vorfeld der Landtagswahl hat der Landesjagdverband sogenannte Wahlprüfsteine an die jeweiligen Parteien versendet, denn aus
Sicht der Jäger ist das neue
Gesetz, so wie es ist, nicht
tragbar. Die Jäger fordern Änderungen, das macht Riedmüller Aden deutlich. Aden,
selbst im Besitz eines Jagdscheins, zeigt Verständnis. Die
Freien Demokraten wollen im
Falle einer Regierungsbeteiligung innerhalb des Arbeitsprogramms für die ersten 100
Tage Entbürokratisierungen
vornehmen und Gesetzesänderungen auf den Weg bringen. Bei einem Rundgang
durch das Revier schilderte
Riedmüller Aden die Probleme. Das Schwarzwild bereitet
den Jägern seit Jahren
Schwierigkeiten. Die Bestände werden immer größer. Die
Bejagung, vor allem in
schneearmen Wintern, wird
schwieriger. Die Regelung der
allgemeinen Jagdruhe kommt
dann noch erschwerend hinzu.
Die FDP lehnt diese Regelung mit Blick auf eine wirksame Bejagung ab. Auch der
Luchs soll wieder in den heimischen Wäldern Einzug halten. Der Landesjagdverband
begrüßt es, wenn der Luchs
freiwillig kommt. Ein Auswil-
derungsprojekt befürwortet
der Verband nicht. Die FDP
lehne eine gezielte Wiederansiedlung des Luchses durch
den Menschen ebenfalls ab,
betont Gerhard Aden.
Ein zentraler Punkt für die
Jäger ist das Waffenrecht, das
durch die Terroranschläge
von Paris wieder in den Fokus
gerückt ist. Eine Verschärfung
des Waffenrechts, so wie es
die EU vorsieht, bedeute eine
weitere Hürde und Gängelung
der Jägerschaft, sagt Riedmüller. Die Arbeit werde durch
derlei Forderungen weiter erschwert. Aden versicherte
ihm, dass die FDP eine weitere Verschärfung des Waffenrechts ablehne und den Plänen der EU nicht zustimmen
werde. Und noch eine weitere
gute Nachricht hatte er für
den Kreisjägermeister parat.
Die FDP habe sich auf die
Fahne geschrieben, die Jagdsteuer endgültig zu streichen.
Doch nun gelte es am 13.
März erst einmal gut abzuschneiden. »Die FDP verspürt
Rückenwind. Wir sind überzeugt, dass wir mit dabei
sind«, so Aden