Die Dada-Welt ist voller Dialoge

Datum: 19.03.2016
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Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 14'095
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 038.143
Abo-Nr.: 1094437
Seite: 18
Fläche: 107'213 mm²
Die Dada-Welt ist voller Dialoge
t.
Aus Fremdem und Eigenem eine neue Bildsprache - Hannah Höch: «Ohne Titel (Aus einem ethnographischen Museum) », 1929, Collage, 48,3.32,1 cm; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
-Anhänger, ikhoko, frühes 20. ih., Dem. Rep. Kongo, östliche Pende-Region, Elfenbein, 7.2,3.4,2 cm; Museum Rietberg Zürich, Sammlung Eduard von der Heydt.
DADA AFRIKA Das ist wieder eine dieser scheinbar kleinen
Ausstellungen im Museum Rietberg, die es aber in sich haben.
Denn «Dada Afrika - Dialog mit dem Fremden» widmet sich
zum ersten Mal der Auseinandersetzung der Dadaisten
mit aussereuropäischer Kunst und Kultur.
«Ich kann ohne Essen und Trin- vorerst gestillt - in der soeben erken leben, aber nicht ohne DA- öffneten Rietberg-Ausstellung beDA.» Unterzeichnet: «Marschall kommt er jedenfalls erneut Lust
G. Grosz». «Ich auch nicht», fügt auf mehr: Das Dada-Kapitel, das
John He artfield an. «Auch ich hier aufgeschlagen wird, ist ernicht», sagt Raoul Hausmann. So staunlich und bereichernd. Es ist
ists nachzulesen auf einer gros- ungewöhnlich, es setzt neue Aksen Fotografie, die Hannah Höch zente und vertieft die Geschichte
und Raoul Hausmann, die Colla- von Dada, das für die Kunstent-
Vergleichsmöglichkeiten, die sie
bietet, die Zusammenschau von
Objekten, all die vielen Durchblicke, die dank der stimmig-klugen
Ausstellungsarchitektur möglich
werden, lassen die Kunst für sich
phen, 1920 auf der «Ersten Inter- rade in seiner gesellschaftskritinationalen Dada-Messe Berlin» schen Ausrichtung so wichtig war,
zeigt. Da befinden wir uns bereits auf überzeugende Art.
in der dritten von vier Abteilungen, der «Dada Magie», und beim Entfesselte Vitalität
99. von insgesamt 112 Exponaten. Und die Ausstellung macht es den
auch eine gute Idee, die Exponate
sprechen. So ist es im Kontext
dieses Themas, welches das
Fremde neben dem Europäigekünstlerin und den Dadaso- wicklung des 20. Jahrhunderts ge- schen gleichwertig zeigt, denn
ohne Legenden zu präsentieren:
Man schaut und sieht, erkennt
Qualitäten, weiss nicht gleich Bescheid, richtet nicht. Doch gibt es
zu jedem der rund 70 Kunstwerke
Wer nun meint, er könne gut oh- Besuchern nicht schwer, kann und den Schrift- und Bilddokune Dada leben und habe seinen Da- man sich ihr doch (auch) einfach menten eine Nummer, die im
da- Hunger im Jubiläumsj ahr 2016 nur schauend annähern; all die über 50-seitigen Begleitheft mit
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den Ausstellungstexten die Aufschlüsselung mit den nötigen Informationen liefert.
Wer ins kleine, konzentrierte,
von Wänden in dunklem Ziegelrot
«Die Dadaisten zielten
auf eine diskursive
Verlebendigung der
aussereuropäischen
Ausdrucksformen.»
umrahmte Reich von «Dada Afrika» eintritt, mit seinen auf unauffällig eleganten, gleichsam schwe- Aus dem Vorwort
benden beigen Holzsockeln präzum Katalog
sentierten Exponaten, macht zu-
nächst die Begegnung mit John
Heartfields und Rudolf Schlichters «Preussischem Erzengel»,
einem ebenso bösen wie erbärmlich armen Militaristenschwein,
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dig in seiner ästhetischen Bedeutungwahrgenommen wurde.
Masken spielen in der Begegnung des Eigenen mit dem Anderen eine grosse Rolle: Auch der
Träger einer Dada-Maske wird
während der Performance von
der Maskenmagie mitgerissen.
Auch Hans Arps «Vogelmaske»
wird «zum Argument des Irratio-
erste Aufführung der «Chants nalen» (Rudolf Utzinger 1922, zi1-1gres» im Cabaret Voltaire ge- tiert im Katalog). Und die «Puplant, eine Holzstatue aus dem derdose» der vielseitigen Sophie
Kameruner Grasland: das ideal- Taeuber-Arp, die sich von den
typische Porträt eines ranghohen unterschiedlichsten Kulturen
Mannes, asymmetrisch bewegt, inspirieren liess, wie ihre Perlenmit grossen Augen und geöffnesen Nähe erhebt sich - Freuds tem Mund. Grosse Augen und arbeiten oder Katsina-Kostüme
beweisen, nimmt die Gestalt
«Prothesengott» ist zum lächereinen die Zähne zeigenden Mund einer Reliquienbüchse aus dem
lich absurden Kriegs- und Prothesehen wir auch auf Jancos Kohle- Kongo an.
senkrüppel geworden - der
Man möchte bei jedem der
«Wildgewordene Spiesser Heart- zeichnung, die eine Bühne oder
field», den dieser zusammen mit einen (Box-)Kampfplatz andeu- kunstvollen Objekte verweilen,
tet, darauf eine sitzende und eine über das sinnfällig Schöne hiGeorge Grosz gestaltet hat.
Dann aber findet sich in diesem angeschnittene Figur, fragmen- naus sein «Potenzial» entdekleinen Auftaktkapitel auch eine tierte Körper von expressiver cken, seine weitführenden Verafrikanische Plastik, eine Hem- Wildheit: «entfesselte Vitalität», bindungen - der attraktive Kataba-Figur aus der Sammlung von wie sie an den dadaistischen log mit den gut lesbaren Texten
ist da sehr hilfreich, egal ob es
Han Coray (aus der einst rund Abenden zu erleben sein sollte.
sich um die Gegenüberstellung
250 Stücke ins Museum Rietberg Neues und Anverwandeltes
gelangten). Coray gilt als «Ge- Ob die (Dada-)Künstler die Vor- des reizvoll einfachen Löffels
burtshelfer» von Dada, stellte er bilder aus Afrika - «Negerkunst» aus Gabun mit der löffelartigen
in seiner Galerie am Zürcher Pa- ist nur der Oberbegriff, wir finden Figur von Man Ray handelt oder
das von der Decke schwebt. In des-
radeplatz doch als Erster «Neger- in der Auseinandersetzung mit
kunst» zusammen mit «Mo- dem Fremden auch Kunstwerke
dernster Malerei» aus. Diese ers- aus Papua-Neuguinea, von den
te dadaistische Ausstellung fand Osterinseln, der Hopi-Indianer
im Januar 1917 statt und war, von- oder aus Kambodscha - «richtig»
seiten der Europäer, unter ande- verstanden oder sie in ihnen vor
um die Begegnung des Elfenbeinanhängers aus der Pende-
Region mit dem sportlichen
Kopffüssler, der als eines der vie-
len verstörend-faszinierenden
Hybridwesen dem Kosmos von
Hannah Höch entsprungen ist.
rem mit Werken von Hans Arp, allem Gegenentwurf und ErweiDie Welt ist aus den Fugen geSophie Taeuber, Marcel Janco terung des bürgerlichen Kunstbe- raten - die Dadaisten haben, fünund Hans Richter bestückt, lau- griffs und all der Werte sahen, die diggeworden auch in der Fremde,
ter Künstlern, die uns in der aktu- den Ersten Weltkrieg nicht hatten ihr etwas entgegenzusetzen: Das
ellen Rietberg-Ausstellung be- verhindern können, ist in diesem ist eine von vielen Erfahrungen,
Kontext nicht so wichtig. Wichtig
gegnen.
Mit «Dada Performance», «Da- ist, wie dank dieser Auseinanderda Galerie» und «Dada Magie» setzung Neues, nachhaltig Bewefolgen die drei Hauptkapitel der gendes entstehen konnte, wie die
Schau, von denen eins so faszinie- Ausdrucksformen in Umbruch
rend wie das andere ist. Da steht gerieten, dass die Kunst durchläs-
neben einem Dada-Plakatentwurf von Marcel Janco, für die
die sich nun im Museum Rietberg
machen lassen. Angelika Maass
DATEN UND FAKTEN
Bis 17. Juli. Die Ausstellung, die
siger und fragwürdiger und das das Phänomen «Dada Afrika»
Fremde zumindest vordergrün- aus den unterschiedlichsten
Blickwinkeln beleuchtet, wurde
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zusammen mit der Berlinischen
Galerie erarbeitet, wo sie später
in erweiterter Form gezeigt wird.
Wie schon oft im Museum
Rietberg ist auch die Gegenwart
mit einbezogen: Die Künstlerin
Senam Okudzeto schliesst die
Ausstellung mit einer listig femi
nistischen, Man Ray die Ehre erweisenden Installation ab. Mei
gen So,12.3o Uhr, kann man sie
in einem Künstlergespräch kennen lernen. Der attraktive Kata-
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log mit einer Fülle zusätzlicher
Abbildungen und Informationen
(Scheidegger &Spiess, 240 Seiten, über 200 Abb.) ist für günstige 39 Franken zu haben. Mehr
Infos, auch zum abwechslungsreichen Begleitprogramm, auf
www.rietberg.ch. aa
Männliche Figur, Anfang 20. Jh., Bangwa-Region, Kameruner Grasland, Holz; Völkerkundemuseum Zürich. - Marcel
Janco: Entwurf für Dada-Plakat zur Veranstaltung «Le Chant Niere» vom 31. März 1916, Kohle; Kunsthaus Zürich.
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