Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner 2. boden:ständig-Forum 2. März 2016, Maria Bildhausen Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Ludwigstraße 2 80539 München Telefon 089 2182-2215 Telefax 089 2182-2604 [email protected] www.stmelf.bayern.de Begrüßungsliste Besonders zu erwähnen: Bernhard Weiler, BBV-Präsident Unterfranken (Grußwortredner) Vertreter der Politik: Thomas Bold, Landrat Lkr. Bad Kissingen Birgit Erb, Bürgermeisterin, Gemeindetag Lkr. Rhön-Grabfeld Vertreter von Behörden: Behördenleiter AELF Behördenleiter ALE Vertreter der Presse: Anrede! Ich freue mich, Sie hier in Maria Bildhausen zum zweiten Forum boden:ständig begrüßen zu können. Als ehemaliges Zisterzienserkloster ist der Ort prädestiniert für eine Tagung, in der es um Boden und Wasser geht. Denn die Zisterzienser waren ja in der Land- und Wassernutzung, z.B. bei der Bewässerung von Feldern und Wiesen, ihrer Zeit weit voraus – quasi unsere historischen Vorreiter. I. Klimawandel und Landnutzung Es ist also eine gute Entscheidung, mit dem boden: ständig-Forum nach Unterfranken zu kommen: Wasser wird zunehmend der wichtigste Produktionsfaktor, den man nicht kaufen kann. Der Rekordsommer 2015 und seine Sahara-Hitze machten den Klimawandel für uns alle greifbar: Unterfranken erlebte die schlimmste Trockenheit seit 40 Jahren (1976). Mit rund 100 l/m² fiel von Mai bis Juli im Raum Bad Kis- Seite |1 singen nur etwa die Hälfte der sonst üblichen Niederschläge. Meterlange Risse durchzogen die Felder. Vor allem das Futter für Rinder wurde knapp. Im Landkreis Schweinfurt kamen Anfang Juli schwere Schäden durch Unwetter mit Hagel hinzu. Insofern müssen wir uns fragen: Wie reagieren wir auf die zunehmende Häufung von Extremereignissen, sowohl auf lange Trockenperioden als auch auf die Zunahme von Starkregen? Technische Lösungen werden immer ein wichtiger Teil der Antwort sein. Hierzu zählen einerseits der Hochwasserschutz mit dem Dammbau und der Anlage von Poldern, andererseits der verstärkte Ausbau von effektiven Bewässerungsanlagen. Technik kann aber nur ein Teil der Antwort sein. Tropfbewässerung ist z.B. teuer in der Anschaffung (ca. 2.750 €/ha) und aufwändig in der Handhabung. Auch steht dem Bedarf an Bewässerungswasser nur ein begrenztes Angebot gegenüber. Der Wandel, den wir voranzutreiben haben, wird also nicht allein technologischer Natur sein können – trotz Seite |2 allem berechtigten Glauben an den technischen Fortschritt. Entscheidend wird sein, wie wir mit dem Boden umgehen. Momentan fließt Regenwasser größtenteils immer noch zu schnell von den Flächen in die Oberflächengewässer ab – zukünftig müssen wir mehr Wasser in der Landschaft und damit im Boden halten, quasi den Boden als Schwamm nutzen. Für die Lösungen in der Praxis gibt es viele Beispiele: Etwa der Anbau von Zwischenfrüchten, Mulchsaaten, die Anlage von begrünten Abflussmulden oder Maßnahmen zur Bachauenentwicklung. Hier sehe ich mit der Initiative boden:ständig und ihren drei Handlungsbereichen Boden, Landschaft und Gewässer den richtigen Weg! Und hier haben Sie bereits viel bewegt. Dafür danke ich Ihnen allen! II. Initiative boden:ständig Hilfe anbieten – Wertschätzung aufbauen – Freiräume für unternehmerische Menschen schaffen, die ihre Idee Seite |3 verwirklichen wollen – das ist der Auftrag bei boden:ständig. Das bedeutet auch, jetzt das Machbare leisten, um damit Leuchttürme zu bauen, die zur Orientierung dienen. Die Hebelwirkung eines solchen Engagements ist enorm, wie Ihre Beispiele zeigen. Wie attraktiv die Angebote von boden:ständig sind, das entdecken immer mehr Gemeinden! Inzwischen hat sich die Zahl der Projektgebiete auf über 35 erhöht! Was mir besonders gefällt: Langfristig denken – beherzt und rasch handeln – sind bei den boden:ständigGemeinden keine Gegensätze. Dort, wo wir schon gute zwei Jahre aktiv sind – wie am Waginger See – haben sich die Maßnahmen zum Boden- und Gewässerschutz erfolgreich etabliert. Beispielhaft ist auch die niederbayerische Gemeinde Bodenkirchen, die dank boden:ständig mittlerweile eine eigene Personalstelle für den Boden- und Gewässerschutz geschaffen hat. Wir wissen, dass wir beim Thema Boden einen langen Atem brauchen. Nur so können wir Lösungen finden, die Bestand haben und von möglichst vielen mitgetragen werden. Seite |4 III. Angebote erfolgreich gebündelt Meine Verwaltungen für Ländliche Entwicklung und für Landwirtschaft sowie die Fachzentren Agrarökologie mit den Wasserberatern unterstützen die Akteure vor Ort dabei. Wir stehen den „boden:ständigen“ Gemeinden und Landwirten als aktivierende Partner sowie durch Beratung und Prozessbegleitung zur Seite. Aus der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Praktikern, Kommunen und Verwaltung ist ein hervorragendes Beispiel für Bodenschutz erwachsen. In allen Regierungsbezirken haben die Ämter für Ländliche Entwicklung hierfür Umsetzungsteams installiert. Diese Teams sind der Dreh- und Angelpunkt jedes neuen boden:ständig-Projekts. Sie sind vor Ort aktiv, starten Aktionen, entwickeln Maßnahmen und setzen diese gemeinsam mit den Ämtern um. Es ist darüber hinaus richtig und wichtig, an unsere bewährten Mittel zu denken, um Kräfte zu bündeln. Stichworte sind hier: Freiwilliger Landtausch, einfache Dorferneuerungen, vereinfachte Verfahren sowie die sogenannten Seite |5 „wachsenden Verfahren“. Ziel ist es, den Landwirten und Gemeinden im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe maßgeschneiderte Instrumente anzubieten und dabei schnell auf neue Herausforderungen zu reagieren. Das entspricht meinem Verständnis einer modernen Verwaltung. Nachhaltiger Boden- und Gewässerschutz lässt sich aber nicht durch Pläne und Programme oder Verwaltungsvorschriften erreichen, die München, Berlin oder Brüssel vorgibt. Nur wer von seiner Leistung überzeugt ist, wird auch seinen Beitrag leisten. Es gilt der Grundsatz „Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht“! Das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) ist hier eines unserer wichtigsten Instrumente: Wir honorieren damit das freiwillige Engagement der Landwirte und gleichen den Aufwand sowie die monetären Nachteile aus. Trotz der engen finanziellen Spielräume ist es mir gelungen, viele relevante Bausteine beim Boden- und Wasserschutz zu erhalten. Ein Schwerpunkt im KULAP sind die Maßnahmen zur Förderung des ökologischen Seite |6 Landbaus. Die Umstellung auf biologischen Landbau stellt sicher eine besonders nachhaltige Boden- und Gewässerschutzstrategie dar. Es ist kein Zufall, dass aus einem boden:ständig-Projekt am Waginger See und mehreren Gemeinden die Öko-Modellregion Waginger See-Rupertiwinkel entstand. Ebenso gibt es im Landkreis Rhön-Grabfeld zwischen boden:ständig und ÖkoModellregion einen regen Austausch. Mit der neuen Maßnahme B 59 im KULAP möchte ich nun die Initiative noch ein weiteres Stück voranbringen. In den Projektgebieten von „boden:ständig“ wird die Anlage von Struktur- und Landschaftselementen finanziell unterstützt. Gefördert werden die Investitionskosten sowie die Ausgaben zur Vorbereitung und Abwicklung – ebenso die Bereitstellung der Flächen. Mit diesem Förderbaustein habe ich auf die Wünsche der Landwirte in den boden:ständig-Gebieten reagiert. Ich bin mir sicher, dass dieses Angebot eine gute Resonanz finden wird, denn damit bleiben die Flächen da, wo sie hingehören – in den Händen der Landwirte. Seite |7 IV. boden:ständig-Preis Um Menschen zum Mitmachen zu bewegen, braucht es Anerkennung und Wertschätzung für die Engagierten, braucht es positive Beispiele und Mutmacher. Deshalb habe ich den boden:ständig-Preis ins Leben gerufen, der heute zum ersten Mal verliehen wird. Mit ihm sollen diejenigen ausgezeichnet werden, die durch ihren Einsatz den Boden- und Gewässerschutz in ihrer Region bereits vorangebracht haben, aber auch diejenigen, die ihre pfiffigen und innovativen Ideen erst noch in die Tat umsetzen wollen. Die Auswahl der Preisträger oblag einem eigens dafür initiierten, mit Vertretern von Verbänden und Behörden aus den Bereichen Land- und Wasserwirtschaft sowie der Kommunen hochrangig besetzten Beirat. Seinen Mitgliedern danke ich herzlich für die sorgfältige Prüfung und Bewertung der Vorschläge. Die Preisträger 2016 kommen aus den Reihen der Landwirte, Dorfgemeinschaften und Kommunen. Sie geben dem vielfältigen Seite |8 Engagement für das kostbare Gut Boden ein Gesicht! Sie stehen für Dialog, Kooperation und Tatkraft! Ihnen, liebe Preisträger, gilt mein herzlicher Glückwunsch! Von Ihnen werden wir später sicher viel darüber erfahren, aus welcher Quelle sich Ihr Ideenreichtum schöpft, was Sie antreibt und was Innovation ermöglicht. Ich bin gespannt auf die Vorstellung Ihrer Projekte und wünsche dem Forum einen guten Verlauf sowie viele neue Impulse. Es gibt viel zu tun! Packen wir es an! Seite |9
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