Der Tod gehört zum Leben

Vereine stellen
sich vor
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Sternenland e. V.
Der Tod gehört zum Leben
Der Tod eines nahestehenden Menschen kann
für Betroffene jeden Alters eine schlimme Erfahrung sein. Für Kinder und Jugendliche führt
ein solcher Verlust zu besonders stark spürbaren Veränderungen und Herausforderungen –
und zwar in Hinsicht auf ihre körperliche und
geistige Gesundheit ebenso wie auf ihre Lernfähigkeit und ihre Beziehungen.
Kinder trauern anders
Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf die Erfahrung von Abschied und Verlust. Hier hängt
sehr viel davon ab, inwieweit sie Unterstützung
bekommen – von ihren Familien und ihrer gesamten Umwelt. Wenn Mutter oder Vater, ein Geschwisterkind, Großeltern, ein gleichaltriger
Freund oder ein anderer geliebter Mensch sterben, bricht die Lebenswelt von Kindern zusammen. Die Familie als elementarste soziale Instanz
der kindlichen Entwicklung wird zutiefst erschüttert. Das Kind leidet unter dem Verlust, aber auch
unter dem veränderten Verhalten der Hinterbliebenen. Gerade jetzt braucht es ein warmherziges, zuverlässiges und vertrauensvolles Umfeld,
in dem alle Gefühle und Trauerreaktionen zur
Sprache und zum Ausdruck kommen dürfen.
Kinder trauern ganz anders als Erwachsene: Verdrängung, innerer Rückzug, albernes,
aufgedrehtes Verhalten, Aggressionen, Wut,
tiefe Traurigkeit mit oder ohne Tränen – es gibt
hier kein richtig oder falsch! Wenn Kinder und
Jugendliche ihre Trauer nicht zeigen können,
verschließen sie sich und leiden häufig psychosomatisch an Konzentrationsstörungen,
Albträumen, Angstzuständen, Kopf- und
Bauchschmerzen, Neurodermitis, Asthma. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass unterdrückte Trauer in Kindheit und Jugend später oft Depressionen hervorruft.
Welche Hilfe gibt es?
Die Netzwerke im Leben von Kindern – Familie, Freunde, Schule, Gemeinschaften – können
verschiedene Formen der Unterstützung bieten. Besonders Trauergruppen schaffen eine
Umgebung, in der Betroffene über den Verlust
und die Zukunft sprechen dürfen, ohne Angst
zu haben, andere damit zu belasten. Gerade
das Gefühl der Gemeinschaft macht Mut und
schenkt Hoffnung und Zuversicht.
Trauerbegleitung
Sternenland ist ein Zufluchtsort für trauernde
Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Hier finden alle Betroffenen Raum und Zeit für ihre
Trauer und ihren Schmerz. In Einzel- und Familiengesprächen und in drei Kinder- und einer
Jugendtrauergruppe begleiten wir die trauernden Familien auf ihrem persönlichen Trauerweg zurück ins Leben mit viel Herzenswärme
und Verlässlichkeit. Dieser schmerzhafte Weg
braucht viel Zeit – Kinder und Jugendliche im
Alter von drei bis achtzehn Jahren, auch mit
einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung, besuchen die vierzehntägigen Trauergruppen durchschnittlich zwei Jahre, bevor sie
selbst entscheiden, sich aus dem Sternenland
zu verabschieden. Da Trauerarbeit weder
staatlich noch von Krankenkassen gefördert
wird, ist die Arbeit der Fachkräfte und der geschulten Ehrenamtlichen auf Spenden und Förderung angewiesen. Für betroffene Familien
sind alle Trauerhilfe-Angebote kostenlos!
Rituale wie der Begrüßungs- und Abschiedskreis schenken Sicherheit und Halt –
hier erfahren die Kinder, dass sie mit ihrer
Trauer nicht allein sind. Durch Projekte z. B.
Trommelworkshop, Klettern, Segeln, tiertherapeutische Maßnahmen, Besuch einer Leitstelle
werden Vertrauen und Mut der Kinder und Jugendlichen gestärkt.
Auf spielerische Weise lernen die Kinder,
dass ihre Gefühle und Gedanken gut und richtig sind und zugelassen werden dürfen – auch
Wut, Angst und Unverständnis sind Zeichen
der Trauer. Daher ist es uns wichtig, die Ressourcen trauernder Kinder zu stärken und sie
darin zu bestärken, ihren eigenen Weg durch
die Trauer zu finden und zu gehen.
Bedeutung und Nachhaltigkeit von Trauerarbeit
Die Nachhaltigkeit unserer Trauerarbeit sehen
wir vor allem daran, dass durch das Erlebnis
des Todes traumatisierte, psychosomatisch erkrankte Kinder und Jugendliche nach einiger
Zeit wieder gesunden – an Körper und Seele.
Wir erleben täglich, dass Tod und Trauer
sprach- und hilflos machen. Daher möchten wir
diesem Tabuthema eine Stimme geben und die
Gesellschaft sensibilisieren, im Umgang damit
ausbilden. Mit Vorträgen, Workshops und Seminaren informieren wir z. B. über Kindertrauer
und Trauer allgemein, besuchen Kindergärten,
Schulen, Hochschulen. Falsche Vorstellungen
und Berührungsängste müssen abgebaut werden: Denn der Tod gehört zum Leben.
Katharina Frönd, Sendenhorst
Kontakt
Spielerisch über die
Trauer reden
Foto: ©Sternenland e. V.
Zentrum für trauernde
Kinder und Jugendliche,
Sendenhorst
© Schattauer 2015
Katharina Frönd
Sternenland e. V. Zentrum für trauernde
Kinder und Jugendliche
Kirchstr. 18, 48324 Sendenhorst
Tel. 02526/9388456
[email protected]
www.kindertrauer-sternenland.de
Kinder- und Jugendmedizin 4/2015