VERBAND Verschiedene Exkursionen gehörten genauso zum Kurs wie Theorie und Gruppenarbeit. Gärtner als wichtiger Partner im interdisziplinären Team Revitalisierungen sind hochkomplexe Projekte. Es gilt, die Kompetenz des Gärtners bei allen beteiligten Parteien zu verankern. Mit der erstmals im Bildungszentrum Gärtner (BZG) in Pfäffikon durchgeführten Weiterbildung von JardinSuisse ist ein Schritt in die richtige Richtung getan. Text und Bilder: Petra Hausch Am Abend des letzten Ausbildungstages waren sich alle einig: Die Pilotkurse «Revitalisierung von Fliessgewässern und Flachwasserzonen» (vgl. g’plus 5/2015) waren ein voller Erfolg, und der Gärtner wird in diesem Aufgabenfeld ohne Zweifel gebraucht. Wie relevant der Bereich auch politisch ist, bewies die Anwesenheit von Stefan Schenk und Daniel Fischer, zwei Vertretern des AWEL Zürich (Amt für Abfall, Wasser, Energie und und Luft) sowie von Lisa Dietrich, einer Gemeindevertreterin (Bäretswil), die sich bereit erklärt hatten, ins Bildungszentrum Gärtner nach Pfäffikon zu kommen um an der abschliessenden Podiumsdiskussion teilzunehmen. 8 7/2015 Revitalisierung von Fliessgewässern ist ein komplexes Thema. Davon zutiefst beeindruckt ist Daniel Spalinger, der beide Kursmodule absolviert hat: «Zwar habe ich mit meiner Firma schon ein Revitalisierungsprojekt durchgeführt, doch nun sind mir viele Zusammenhänge klarer als zuvor. Ich nehme viel neues Wissen, beispielsweise über die Reinigungskräfte der Fliessgewässer, mit.» Das Einstiegsmodul 1 befasst sich mit der qualifizierten Pflege von Fliessgewässern und Flachwasserzonen. Modul 2 baut darauf auf und vermittelt Wissen über bauliche Massnahmen und deren Auswirkungen. Das Zusammenspiel aller beteiligten Gruppen wird beleuchtet. Die Weiterbildung besteht aus einer Mischung von Theorie, Gruppenarbeit, Projektvorstellungen und Exkursionen. Die Teilnehmer konnten ihre eigenen Projekte mitbringen und innerhalb der Gruppenarbeit bzw. mit Unterstützung der Kursleitung weiterentwickeln. Stimmen aus der Praxis Kursleiter Thomas Winter von der Stiftung Wirtschaft und Ökologie (SWO) bewertet den Aufbau als gelungen: «Modul 1 ist der richtige Einstieg, um tiefer in Themenbereiche wie Morphologie, Hydrologie, Retention und Regeneration von Grund- und Trinkwasser einzusteigen.» Für ihn ist im Verlauf Podiumsdiskussion «Chancen und Nutzen von Revitalisierungen» Den Abschluss des letzten Kurstages im Modul 2 bildete eine Podiumsdiskussion mit dem Thema «Chancen und Nutzen von Revitalisierungen», zu der Erich Affentranger (Leiter BZG) und Lothar Schröder (Kursleiter SWO) namhafte Gäste begrüssen konnten: Stefan Schenk (AWEL, Abteilung Wasserbau, Sektion Beratung/Bewilligung), Daniel Fischer (AWEL, Sektion Biosicherheit) und Lisa Dietrich (Gemeinderätin Bäretswil, Tiefbau und Werke) stellten sich kurz vor, um anschliessend auf Fragen von Lothar Schröder einzugehen und mit dem Plenum zu diskutieren. Stefan Schenk machte klar, dass der Hochwasserschutz ein Kerngeschäft ist, der Gewässerunterhalt ein Thema im Gesamtsystem. Er sieht das AWEL als «Anwalt der Bäche» und freut sich, wenn mit fachkompetenten Leuten gearbeitet werden kann. Sein Aufruf an die Gärtner ist, ihre – seiner Ansicht nach vorhandenen – Defizite im speziellen Bereich der Revitalisierung aufzuarbeiten: «Wenn VERBAND der fünf Kurstage klar geworden, dass der Gärtner richtiger und wichtiger Partner im Bereich der Revitalisierung ist: «Der Gärtner ist der einzige Berufszweig, in dem das Pflanzenwissen, vor allem auch im Bereich der einheimischen Pflanzen, gelehrt, geübt und beherrscht wird.» Es gelte nun, diese Erkenntnis im interdisziplinären Prozess von Revitalisierungsprojekten langfristig zu verankern. Diesen Standpunkt unterstützt auch Heinz Hartmann, Bereichsleiter Berufsbildung bei JardinSuisse: «Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich freue mich, dass die Kurse so erfolgreich gestartet sind. Nun gilt es, diese Weiterbildung gesamtschweizerisch als modulares Angebot zu lancieren.» Er betrachtet es als zentrale Aufgabe von JardinSuisse, dafür zu sorgen, dass die Fachkompetenz der Grünen Branche bei allen Beteiligten wahrgenommen wird. Daniel Fischer und Stefan Schenk vom AWEL Zürich (von rechts) nahmen an der abschliessenden Podiumsdiskussion ebenso teil wie Lisa Dietrich von der Gemeinde Bäretswil. Sie den Bach als Bach mit all seinen Kräften begreifen lernen, dann sind Sie für uns ein fähiger Partner!» Er, der selbst über einen gärtnerischen Hintergrund verfügt, bestätigt: «Die besten Bäche habe ich mit Gärtnern gebaut.» Der Bereich der Gewässer sei ein riesiges, interdisziplinäres Feld, in das der Gärtner unbedingt hineingehöre. Daniel Fischer als Zuständiger für den Bereich Biosicherheit im AWEL des Kantons Zürich beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema invasive Neophyten und betont die Gefahr, die dadurch an Gewässern entstehen kann. Auch er vertrat die Meinung, dass nur ein interdisziplinäres Team Sinn ergebe. Er wünscht sich, dass bereits bei der Planung überlegt werde, was in zehn Jahren das Ziel sei. Lisa Dietrich von der Gemeinde Bäretswil hat bereits Erfahrung mit der Projektierung von Revitalisierungen: «Das Projekt, das wir gemeinsam mit Daniel Wäfler planen, ist vielversprechend.» Wäfler verbinde in seiner Funktion als Projektverfasser das gärtneri- sche Wissen auf ideale Weise mit demjenigen aus der Landwirtschaft. So könne das Ziel, einen Einklang von Lebensraum und Hochwasserschutz zu schaffen, erreicht werden. Der richtige Partner für die Natur Erich Affentranger, einer der treibenden Kräfte beim Aufbau dieser Weiterbildung, resümierte abschliessend: «Der erste Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Verankerung unserer Kompetenz im Bereich der Revitalisierung ist gelungen. Nun gilt es weiterzugehen und aufzuzeigen, dass die Grüne Branche neben dem urbanen Bereich auch in der Natur der richtige Partner ist.» Der Verband JardinSuisse spielt für ihn bei dieser Weiterbildung eine sehr wichtige Rolle: «Wenn mit Ämtern und Behörden, Ingenieuren und Architekten sowie Ausführenden, wie den Gärtnern, so viele Partner zusammenspielen müssen wie im Bereich von Revitalisierungsprojekten, muss auch der Verband umfangreiche Arbeiten leisten.» 7/2015 9
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