Nachfolgeplanung will gelernt sein!

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AUS- & WEITERBILDUNG
Nachfolgeplanung
will gelernt sein!
Für Inhaber von KMU-Betrieben, die in den kommenden Jahren im Zuge der Nachfolgeregelung nach
einem neuen Inhaber respektive Geschäftsführer suchen, gestaltet sich dieser Prozess äusserst komplex
und ist in der Regel mit vielen Unwägbarkeiten verbunden. Abhilfe schafft der rund zehnmonatige,
praxisorientierte «Lehrgang Nachfolgeplanung KMU» an der HKV Basel.
Interview mit Fredi Zwahlen
B
is 2018 stehen von den insgesamt 320‘000 KMU der Schweiz
rund 71‘000, oder 22 Prozent, vor einem Eigentümerwechsel. Rund ein Drittel dieser Unternehmen kann allerdings
nicht erfolgreich übertragen werden, weil sich die Inhaber
nicht oder zu spät um die Nachfolge gekümmert haben. Laut einer Studie der BISNODE D&B SCHWEIZ AG gibt es übrigens den grössten
Anteil an Unternehmungen mit einer potenziell offenen Nachfolge in
der Nordwestschweiz. Über 14 Prozent der hier ansässigen KMU müssen ihre Nachfolge noch regeln.
Im Gespräch mit dem «Geschäftsführer» beschreibt Fredi Zwahlen, Initiant und Mit-Referent des «Lehrgangs für KMU-Nachfolgeplanung»,
die Lehrgangsinhalte und erläutert die Problematik rund um gescheiterte oder nicht realisierte Nachfolgelösungen für die KMU, welche
beträchtliche volkswirtschaftliche Schäden verursachen.
«Geschäftsführer»: Welche volkswirtschaftlich relevanten Auswirkungen entstehen, wenn für KMU keine Nachfolgelösungen gefunden werden können?
Fredi Zwahlen: Wenn keine Nachfolgelösungen gefunden werden, bedeutet dies in der Regel das Aus für die betroffenen Firmen. Wenn wir
davon ausgehen, dass rund ein Drittel der Unternehmen, welche in
den nächsten drei, vier Jahren mit dieser Problematik konfrontiert
sind, nicht erfolgreich an neue Eigentümer übertragen werden kann,
gehen in der Schweiz mehr als 120‘000 Arbeitsplätze verloren. Auch
wenn Neugründungen und Firmenausbauten diesen Verlust nominell
zum Teil wieder kompensieren, resultiert daraus ein enormer Verlust
an Know-how und Steuereinnahmen.
Welche sind die Gründe, die Nachfolgelösungen so schwierig machen?
Es gibt viele Gründe. Meistens kann innerhalb der Familie kein Nachfolger gefunden werden. Es gilt, erhebliche steuer- und/oder erbrechtliche Fragen zu lösen. Mögliche, für KMU diesbezüglich erschwerende
Bestimmungen gelangen übrigens am 14. Juni vor das Volk, wenn über
die Volksinitiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV»
abgestimmt wird. Vor allem aber können viele Firmeninhaber «nicht
loslassen» oder beschäftigen sich nicht oder zu spät mit der Planung
ihrer Nachfolge.
Welche Nachfolgelösungen kommen in Frage?
Entweder gibt es eine Lösung innerhalb der Familie, eine Übertragung
an das bestehende Management, die Übertragung an ein neues Management, ein Verkauf oder eine Fusion.
Wann sollte man dann mit der Nachfolgeplanung beginnen?
Eine seriöse Nachfolgeplanung dauert vom Zeitpunkt der ersten Planung bis zur realisierten Umsetzung fünf bis acht Jahre. Dieser Prozess
lässt sich – wie wir das auch im «Lehrgang Nachfolgeplanung KMU»
darlegen und durchspielen – am besten in sieben Schritten unterteilen.
GESCHÄFTSFÜHRER 02 : : 2015
AUS- & WEITERBILDUNG
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Wie sehen diese Schritte aus?
Am Anfang steht natürlich eine grundlegende Situationsanalyse mit
Zielsetzungen, strategischen und operativen Vorgaben, Zeithorizonten usw. Dann muss man sich über Vor- und Nachteile verschiedener
Nachfolgevarianten, vor allem auch aus der individuellen Sicht des Inhabers sowie seiner persönlichen Bedürfnisse, beschäftigen. Darauf
folgt eine Bewertung dieser Faktoren, um Grundlagen für einen Vorentscheid und für die Favorisierung einer Lösungsvariante zu legen.
Als Nächstes kommen die konkrete Nachfolger- oder Käufersuche mit
den entsprechenden Profilanforderungen sowie die Bewertung des
Unternehmenswertes und dem Entscheid, was genau verkauft werden
soll. Im nächsten Schritt geht es um vertragliche Grundlagen, Zielpreis, Gewährleistungen, Finanzierung und Risikoprüfung. In einem
weiteren Schritt stehen Verhandlungstaktiken und Vertragsinhalte im
Vordergrund, und zuletzt muss die Umsetzung der Nachfolgelösung
genau geplant werden.
Welchen methodisch-didaktischen Ansatz verfolgen Sie im «Lehrgang Nachfolgeplanung KMU»?
Dieser Lehrgang bereitet mit erfahrenen Experten – nach der Devise
«von Praktikern für Praktiker» – interaktiv (Theorie-Inputs und Arbeit
an Business-Cases) auf eine erfolgreiche Übernahme vor und zeigt
praxisnah und auch anhand des eigenen, konkreten Falles, wie der
Nachfolgeprozess selbstständig geführt werden kann.
Das heisst, die Teilnehmenden können direkt auf ihre eigene Situation bezogen im Lehrgang für sie geeignete Lösungen finden?
Genau. Die Teilnehmenden können in den Workshops ihre eigene Situation und Problemstellungen einfliessen lassen, erhalten konkrete, individuelle Lösungsansätze und haben so einen unmittelbaren Nutzen vom
Besuch des Lehrgangs, der nicht nur konkretes Case-Management bietet, sondern dafür sorgt, dass Probleme erkannt und kapitalverschlingende Leerläufe und Fehlentwicklungen vermieden werden.
LEHRGANG NACHFOLGEPLANUNG KMU
21. AUGUST 2015 BIS JUNI 2016
Der Kurs beinhaltet elf Blocktage à acht Lektionen (Freitag,
jeweils ganztags / Samstag, jeweils morgens) und wird mit
dem Leistungsnachweis Zertifikat Nachfolgeplanung HKV
Basel abgeschlossen. Der Schulungsort ist Basel.
Zielgruppe:
• Inhaber von KMU-Betrieben (Übergeber, die in den kommenden Jahren ihr Unternehmen übergeben werden)
• Potenzielle Unternehmer (Übernehmer, die den Schritt in
die Selbstständigkeit wagen möchten)
Ziel:
• Selbstständige Führung des Nachfolgeprozesses unter
Beizug der nötigen Experten
• Entwicklung oder Förderung der Mitsprachekompetenz
Anmeldung:
Handelsschule KV Basel
Weiter- und Kaderbildung
Telefon +41 (0)61 295 63 63
FREDI ZWAHLEN
Fredi Zwahlen ist selbstständiger Unternehmer. Er betreut
seit Jahren Unternehmer und KMU in Strategie, Nachfolgeplanung, Unternehmensentwicklung und Veränderungsprozessen.
Zuvor war der eidg. dipl. Bankfachmann mit einem Nachdiplomstudium in Strategie und Marketing unter anderem
bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank als Sitzdirektor
und in verschiedenen andern Führungsfunktionen tätig.
Bei der Bank Heusser war er Mitglied der Geschäftsleitung
und hat danach während 15 Jahren als geschäftsführender Partner bei der Gsponer Consulting Group das internationale Unternehmen mit aufgebaut.
Aktuell präsidiert Fredi Zwahlen den Verwaltungsrat der
Raiffeisenbank Liestal-Oberbaselbiet, ist Vizepräsident
des Raiffeisenverbandes Nordwestschweiz und Mitglied
von strategischen Arbeitsgruppen bei Raiffeisen Schweiz.
Zudem ist er Verwaltungsrat und Präsident Strategieausschuss am Universitätskinderspital beider Basel (UKBB),
Beirat bei WERO-MEDICAL in Wiesbaden sowie Stiftungsrat
der Stiftung Gesundheit und Natur, Basel (SGN). Weiter
fungiert er an der Hochschule für Wirtschaft, Basel (HFW),
als Dozent und Prüfungsexperte für «strategische Unternehmensführung» und «Businessplan» und ist an der Handelsschule KV Basel Dozent am Lehrgang «Starter Kit für Verwaltungsräte und Stiftungsräte».
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