Weihnachtsbasar 2011 der Heinrich Heine Schule

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Redaktion: Tonio Langbehn
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Fotos: Sybex
Hilfsaktion der Heinrich-Heine-Schule in Heikendorf
Weihnachtsbasar
für die Partnerschule in Tansania
S
eit drei Jahren organisiert die
Schülervertretung der
Heinrich-Heine-Schule in Heikendorf im Kreis Plön einen
Weihnachtsbasar, um mit dem
Erlös Schülern in Tansania in
Ostafrika zu helfen. Schättruum war beim Basar dabei
und hat mit Schülersprecher
Torben Rutz und SV-Mitglied
Mareike Röpstorff über die
Aktion gesprochen.
Lebhaftes Gewusel und Gedränge überall: An 28 Ständen
in der Eingangshalle und der
Mensa stehen Schüler der unteren Klassenstufen und verkaufen Selbstgemachtes. Lehrer,
Eltern, Großeltern, Nachbarn
und Freunde sind gekommen,
um die Weihnachtsgeschenke aus
Kinderhand zu erstehen. Mathias
aus der 5. Klasse hat Fröbelsterne
im Angebot, Rouven und Pascal
Oft teilen sich in Mrimbo mehrere Schüler ein Schulbuch.
aus der 7. Klasse bieten Engelfiguren an. Isa-Maria hat Armbänder
gehäkelt, Kaja und Kim aus der
6. Klasse haben Türkränze gebunden. Stine und Kathrin freuen sich,
dass sie nach einer halben Stunde
schon elf selbst gebastelte 3-DWeihnachtskarten für den guten
Zweck verkauft haben.
Auch das Rahmenprogramm
kann sich sehen lassen. Bevor der
Schülerchor mit flotten Weihnachtssongs die Besucher in
Schwung bringt, führt eine Schülergruppe ein Krippenspiel auf.
Bei einer großen Tombola gibt es
attraktive Preise zu gewinnen.
Vincent aus der Klasse 6c ist der
Glückspilz des Tages. Der Elfjährige zieht den Hauptgewinn,
einen iPod touch. Währenddessen
sorgen Mitglieder der Schülervertretung für die Verköstigung
der Besucher, verkaufen Getränke
und Kuchen. Jede Klasse hat fürs
Buffet einen Kuchen gestiftet.
Mittendrin läuft an einer großen
Leinwand eine PowerPointPräsentation, die zeigt, wofür die
Schülervertretung Weihnachtsbasar und Tombola veranstaltet:
Der Erlös soll Schülern in Tansania
zugutekommen.
Mara, Anna-Lena, Katharina und Lara Marie aus der Klasse 5c (v. li.)
verkauften beim Weihnachtsbasar für den guten Zweck Wachsbilder,
Kekse, Lichter und Getöpfertes.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Schulpartnerschaft
in Tansania
Schon seit einiger Zeit gibt es
eine Schulpartnerschaft der Heinrich-Heine-Schule und der Grundund Regionalschule in Heikendorf
mit vier Grundschulen in Mrimbo
und der Vunjo Secondary School,
einer Internatsschule im Nachbarort Shokony. Der Heikendorfer
Verein Elimu koordiniert alle Aktivitäten und setzt sich unermüdlich
für die Förderung der Bildung von
Kindern und Jugendlichen in Tansania ein. Beispielhaft berichtet
SV-Mitglied Mareike von einem
Projekt, das dank Spenden der
Schüler finanziert werden konnte:
„Früher rührte die Köchin der
Vunjo Secondary School den Maisbrei für die 600 Internatsschüler in
einem Bretterverschlag über einer
Torben und Mareike zeigen, wohin die Einnahmen aus dem Weihnachtsbasar gehen.
offenen Feuerstelle an. Beißender
Qualm quälte ihre Lungen. Heute
hat die Schule ein Kochhaus aus
Stein und einen Feuerherd, der
seine Hitze energiesparend in
Steinen speichern kann.“
Der Startschuss für das außergewöhnliche Engagement der
Schülervertretung fiel vor drei
Jahren. Durch die Afrika-AG, die
Lehrerin und Elimu-Vorsitzende
Angela Wöhlk für die Unterstufenklassen anbietet, erfuhren die
Schüler eine Menge über das
Leben der Menschen im fernen
Tansania. Ergänzend nahmen einige Lehrkräfte das Thema in
ihren Fachunterricht auf. So stellten Schüler im Kunstunterricht
afrikanische Spiele und Skulpturen her, im Englischunterricht wurden Briefe an die Schüler der
Partnerschulen geschrieben. Eines
wussten die Heikendorfer Kinder
bald: Tansania ist eines der ärmsten Länder der Welt. Viele junge
Menschen können dort weder
den guten Zweck zusammen, im
lesen noch schreiben, ein Viertel
Jahr 2010 waren es
der Einwohner sind
2.400 €.
Analphabeten, 30 %
In diesem Jahr sollen
der Kinder besuchen
Weitere
die Basareinnahmen in
keine Schule.
Infos über
Höhe von 2.200 €
„Uns wurde
u gibt es im
im
El
über Elimu wieder an
klar, dass eine
Internet unter
die Vunjo Secondary
nachhaltige Verwww.elimuSchool für eine Baubesserung dieser
maßnahme fließen. In
Situation nur
heikendorf.de
Tansania gibt es die
durch eine gute
Vorschrift, dass das Abitur
schulische Bildung
nur dann abgenommen wird,
möglich ist. Sie ist Vorauswenn es dafür in der Schule einen
setzung dafür, dass junge MenExtraraum mit einzelnen Schulschen in Tansania einen Beruf
bänken gibt. Ohne Examensraum
erlernen und ihren Lebensunterkönnen die Schüler kein Abitur
halt selbst verdienen können“,
machen. Also soll die Vunjo Seconerklärt Mareike. Leider fehlt es bei
dary School den bisher fehlenden
den Partnerschulen in Tansania
Examensraum bekommen, der
oft am Allernötigsten. Es gibt
außerhalb der Prüfungszeiten als
kaum Schulbücher, die AusstatMensa genutzt werden kann.
tung der Klassenräume und die
Wie die Lage an den Schulen in
Sanitäranlagen sind mangelhaft.
Mrimbo und Shokony tatsächlich
Häufig leiden Schüler unter Hunaussieht, davon konnte sich
ger, können mit leerem Magen
nicht richtig lernen. Aids und
Malaria raffen die
Die Klassenräume an der Vunjo
Bevölkerung dahin,
Secondary School sind überfüllt.
machen Kinder zu
Waisen mit ungewisser
Zukunft.
Engagement
seit 2009
„Wir wollten helfen
und uns in dieser
Sache engagieren. Da
es in unserer Schule
noch keine feste Veranstaltungstradition
zur Weihnachtszeit
gab, riefen wir 2009
den Weihnachtsbasar
ins Leben“, blickt Schülersprecher
Torben Rutz (19) zurück. Mareike,
die Elimu-Mitglied ist, beobachtete dabei einen positiven Nebeneffekt: „Durch diese gemeinsame
Aktion konnten wir den Zusammenhalt und die Stimmung unter
den Schülern fördern und stärken.“ Im ersten Jahr des Weihnachtsbasars kamen 1.600 € für
Begegnungen mit einheimischen
Kindern hinterließen bei Mareike einen
tiefen Eindruck.
Fotos: privat (4)
Familien, die mit sieben Personen in einer winzigen Hütte aus
Lehm und Stöcken leben. Ich
lernte eine Frau kennen, die
Malaria hatte, sich aber keine
Medikamente leisten konnte.
Erschütternd war das Treffen mit
einer alleinstehenden
Frau, die die Kinder
ihrer Schwester aufzog,
die an Aids gestorben
war“, berichtet
Mareike. Nachdenklich
bekennt sie: „Diese
Erlebnisse haben mir
gezeigt, wie klein unsere Probleme im Vergleich zu solchem Leid
sind. Mit diesem Bewusstsein gehe ich jetzt
anders durch die Welt.“
Lernen dürfen
ist ein Privileg
Mareike persönlich ein Bild
machen. In den diesjährigen
Osterferien reiste sie mit einer
Schülergruppe und zwei Betreuerinnen nach Tansania, um die von
Elimu geförderten Schulen und
Einrichtungen kennenzulernen.
Stark beeindruckten die 19Jährige die Begegnungen mit den
Einwohnern vor Ort. „Ich traf
Gastfreundschaft wird in Tansania großgeschrieben (v. li.): Mareike Röpstorff, Anna Heinzel und
Frederike Muhs mit Schüler Sawadi.
An der Partnerschule Vunjo
Secondary School, einer Internatsschule, schloss Mareike mit Jackline Urio Freundschaft, einer
18-jährigen Schülerin. Jackline, die
fünf Geschwister hat, will später
studieren und Anwältin werden.
Dass Schüler in Deutschland
manchmal keinen Bock auf die
Schule haben, kann sie nicht verstehen. Sie ist dankbar und stolz,
dass sie lernen darf, und sieht dies,
genau wie ihre Mitschüler, als
Privileg an.
Im Internat, das sich wegen des
Schulgeldes nur sehr wenige Eltern
für ihre Kinder leisten können,
wird auf Englisch unterrichtet. Die
täglichen Mahlzeiten bestehen
ausschließlich aus Maisbrei und
Bohnen. Die Kinder schlafen in
schlichten Gemeinschaftsunterkünften und müssen Schulräumlichkeiten und Schuluniformen
selbst in Ordnung halten.
Obwohl das Leben in Tansania
viel beschwerlicher ist als bei uns,
war Mareike davon angetan, wie
fröhlich die Menschen sind.
Freundlichkeit, Herzlichkeit, Gastfreundschaft, Rücksichtsnahme
und Dankbarkeit waren für sie
eine Selbstverständlichkeit. „Es
war beeindruckend zu sehen,
über welch kleine Dinge, wie
zum Beispiel ein paar Süßigkeiten, sich die Kinder freuen
konnten.“
Auch das tansanische
Lebensmotto „Pole Pole“ ging
Mareike schnell in Fleisch und
Blut über. Es bedeutet „immer
schön locker und ruhig bleiben“.
„Ich habe mich schnell der ‚African time‘ angepasst, und alles
wurde irgendwie entspannter
und einfacher“, schmunzelt sie.
Solidarität
hilft
Nach dem Besuch der Partnerschulen ist ihr einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig das
solidarische Engagement der Heikendörfer Schüler für die Schüler
in Tansania ist und wie viel sie tatsächlich mit ihren Aktionen am
anderen Ende der Welt bewegen
können. Unzählige Fotos hat sie
von ihrer Reise mitgebracht, die
die Fortschritte bei den unterstützten Projekten eindrucksvoll
dokumentieren.
Mit dem Erlös aus dem diesjährigen Weihnachtsbasar zeigt
sich die Schülervertretung der
Heinrich-Heine-Schule sehr zufrieden. „Im nächsten Jahr wollen
wir fünf bis sechs Stände mehr
anbieten, denn wir glauben, dass
die Nachfrage aufgrund der steigenden Bekanntheit unseres Basars 2012 noch mal ordentlich
zunehmen wird“, hofft Mareike.
Silke Bromm-Krieger
[email protected]