Land-Kraft-Wagen

Landtechnik
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FAHRBERICHT
Land-Kraft-Wagen
Bei der Futtertrocknung Ketterschwang konnten wir den Actros in der Praxis ausprobieren.
Das Unternehmen Paul Nutzfahrzeuge stellt einen Lkw
für die Landwirtschaft vor. Wir haben den umgebauten
Actros 1846 Probe gefahren.
E
PS und SCR-Kat treibt die Maschine an,
400 l Diesel und 35 l AdBlue sind an Bord.
Das manuelle Getriebe hat 16 Gänge, geschaltet wird über einen Vorwahlhebel.
Beim Kuppeln wählt die Elektronik automatisch den nächsten passenden Gang.
Tuning für den Lkw: Von Paul Nutz-
fahrzeuge kommen die vielen landwirtschaftlichen Umbauten. Die mechanische Heckzapfwelle stellt nahezu die
maximale Motorleistung zum Antrieb
Foto: Werkbild
ine Sattelzugmaschine mit Ladewagen ist schon ein ungewöhnlicher Anblick – besonders, wenn
auch die Zapfwelle gekuppelt ist. Möglich macht das die Firma Paul Nutzfahrzeuge aus Passau. Sie rüstet Actros-Zugmaschinen nach Kundenwunsch für die
Landwirtschaft aus.
Das Grundfahrzeug kommt dabei von
Mercedes Benz. Der Actros 1846 4x4 entstammt der dritten Generation, bei
Mercedes MP3 genannt. Ein V6 mit 456
von Anbaugeräten zur Verfügung. Die
Antriebswelle verläuft dabei mittig aus
einem Nebenabtrieb des Motors nach
hinten. Ein Versatzgetriebe sorgt für die
benötigte Drehrichtung, Höhenversatz
und die passende Drehzahl. Optional hat
der „Tuner“ sogar eine Heckhydraulik
mit 7 t Hubkraft im Programm.
Der Actros verfügt über eine
Load-Sensing-Hydraulik und drei elektrische Proportionalventile. Sie werden
mit einem Joystick aus der Kabine bedient. Auf Wunsch sind bis zu fünf
Steuergeräte möglich.
In den Anhängebock ist die K80-Kugel fest verbaut, ein normales Zugmaul
kann in den „Fahrstuhl“ eingehängt
werden – ähnlich wie bei einem Schlep-
Nach hinten stört der Auspuff die Sicht. Optional ist auch ein
7 t-Hubwerk lieferbar.
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Auf Wunsch verbaut Paul Nutzfahrzeuge einen anderen Auspuff
und kürzt den Radstand des Actros.
lägen die Füllzeiten für die großen Reifen
mit etwa 10 Minuten sehr hoch. Eine eigene Lösung kann Paul Nutzfahrzeuge
auf Wunsch anbieten.
Mit Isobus:Für die Maschinenbedie-
Über vier steile Stufen geht es ins
geräumige Fahrerhaus.
Schnell auf der Straße:Hoher Fahr-
komfort, Leistung satt: Auf der Straße
spielt der Actros seine Vorteile voll aus.
• Paul Nutzfahrzeuge macht
aus einem Standard Actros
einen Transportspezialisten
für die Landwirtschaft.
• Viele Umbauten wie Zapf-
welle, Hydraulikanlage und
Hubwerk sind möglich.
• Auf dem Acker fehlt eine
mehrstufige Lastschaltung.
• Auf der Straße ist der Actros
sparsam, leise und bis zu
80 km/h schnell unterwegs.
• Eine Drosselung auf 60 km/h
ist möglich, dann reicht der
Führerschein T.
Hier ist man locker im Schnitt 10 km/h
schneller unterwegs als mit einem leistungsstarken Schlepper, und das auch
auf Nebenstraßen und Wirtschaftswegen. Bei 1 300 bis 1 400 Umdrehungen
pro Minute erreicht der Actros
70 km/h. Weiterer Vorteil: Der Lkw ist
leise. Besonders bei häufigen Ortsdurchfahrten ein Pluspunkt.
Für die Grundmaschine werden je
nach Ausstattung ca. 85 000 – 100 000 €
fällig. Dazu kommt der Umbau von Paul
Nutzfahrzeuge. Die Zapfwelle kostet
etwa 15 000 €, für die Hydraulikanlage
sind es in Testausstattung 18 000 €. Insgesamt kann man mit etwa 150 000 € für
den Transportspezialisten rechnen. Ein
vergleichbarer Schlepper ist teurer, aber
auch vielseitiger.
Alle Umbauten sind übrigens von
Mercedes Benz abgenommen. Sie können also nach dem Kauf Wartungen
und Reparaturen in einer Mercedes-Nutzfahrzeuge-Werkstatt durchführen lassen. Auch die Werksgarantie
gilt weiter. Frank Berning
Fotos: Berning
per. Zusätzlich lässt sich die Sattelplatte
nutzen. Im Zugmaul sind 2 t, auf der
K80 bis zu 3 t und auf der Sattelkupplung 7,8 t Stützlast möglich. Durch die
großen Reifen und den Hilfsrahmen für
die Zapfwelle wandert die Sattelkupplung im Vergleich zu Standard-Zugmaschinen übrigens ein ganzes Stück
höher. Es passt also nicht ohne Weiteres
jeder Auflieger an den Actros. Statt der
Sattelkupplung kann auch eine Pritsche
oder ein Kipper aufgebaut werden, die
Länge ist allerdings auf ca. 3 m begrenzt.
Unser Testfahrzeug war mit 16.00 R20
auf der Vorderachse und 650/55R26,5
hinten bereift. Diese Bereifung ist bis 70
km/h zugelassen, der Actros wurde von
Paul in seiner Höchstgeschwindigkeit begrenzt. Es sind Dimensionen bis zu
495/70R24 vorne und 750/45R26,5 hinten
möglich. Damit ist das Fahrzeug dann
2,75 m breit. Eine Reifendruckregelanlage
wäre von Mercedes lieferbar, allerdings
nung komplettiert eine Isobus-Ausrüstung mit Müller-Terminal die Ausstattung. Bei unserer Probefahrt ließ sich
darüber der angehängte Pöttinger-Ladewagen problemlos bedienen. Die Zapfwelle schaltet man über den Nebenabtrieb zu. Vor dem Schalthebel befindet
sich ein Poti für das Handgas. Zwei
Handgas-Festdrehzahlen können ab
Werk programmiert werden.
Und der Führerschein? Hier hat der
Kunde die Wahl. Grundsätzlich ist eine
Zulassung als LoF-Zugmaschine erforderlich, das passiert direkt nach dem
Umbau. Die Geschwindigkeit kann auf
60 km/h begrenzt werden, so dass der
Actros in landwirtschaftlichen Anwendungen mit Führerschein T gefahren
werden darf. Je nach Bereifung sind
aber auch bis zu 80 km/h mit Führerschein CE möglich. Ein EG-Kontrollgerät ist verbaut, muss aber nur bei gewerblichen Fahrten eingesetzt werden.
Im Praxiseinsatz fährt sich der Actros
zunächst ungewohnt, vor allem auf dem
Feld. Dank voll gefederten Chassis und
sehr gutem Sitz, ist der Fahrkomfort
sehr gut. Dürftig fällt dagegen die Übersicht nach hinten aus. Hier stört vor
allem der Auspuff hinter der Kabine.
Auf Wunsch gibt es eine (teure) Zwischenachslösung. Zur besseren Sicht auf
die Arbeit hat Paul eine Kamera im Heck
verbaut. Beim Ladewageneinsatz fehlten
uns die Lastschaltstufen. Dank Untersetzung bietet das Getriebe genügend
Gänge, man muss aber immer kuppeln.
Schnell gelesen
Alle gängigen Kupplungen können in den Schienen gefahren
werden.
Viele Zusatz-Funktionen sind in das Standard Armaturenbrett
integriert. Der Joystick steuert die Hydraulik.
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