lesen - Borgmann Gärtner von Eden

SERIE:
BAUEN MIT
EXPERTEN
Unser Expertenteam (von links): Wolfgang Ott, Architekt; Arno Gottschalk, Finanzberater; Wiebke Weidner, Energieberaterin; Annette Laxy,
Innenarchitektin; Rolf Cardinahl, Küchenplaner; Lars Olaf Mückel, Badplaner; Frank Staudinger, Baubegleiter; Gärtner von Eden, Gartenplaner.
8. TEIL
Die Gartenplaner
Sie haben einen wirklich schönen Namen und gestalten wirklich schöne Gärten:
die „Gärtner von Eden“. Allerdings ärgern sie sich, dass sie in der Reihenfolge
eines Bauvorhabens immer die Letzten sind, dass dann häufig das Geld ausgegeben ist. Wie schade, denn sie können zum Wohlbefinden viel beitragen
F OTO S J E A N E T T E S C H AU N T E X T S V E N RO H D E
ES WAR DER GROSSE ENGLISCHE PHILOSOPH, SCHRIFTSTELLER UND
POLITIKER FRANCIS BACON, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts
diese Worte schrieb: „Gott der Allmächtige pflanzte zuerst einen
Garten, und in der Tat ist dies die reinste aller menschlichen Freuden: Es ist die größte Erfrischung für den Geist des Menschen.“
Und dann entwarf er eine Anleitung für den perfekten Garten,
schilderte detailliert, mit welchen Pflanzen der ewige Frühling
Einzug hält, dass Veilchen in der gefüllten weißen Variante den
lieblichsten Wohlgeruch entfalten, warum Springbrunnen eine
Zierde sind und wieso Teiche das Gartenvergnügen verderben: weil
sie Mücken und Frösche beherbergen. Der wahre Garten, göttlich.
„MANCHMAL IST EIN
ORKAN DAS RICHTIGE“
Wenn man so will, mag Jonni Borgmann von heiligem Zorn erfüllt
sein, wenn er sagt: „Manchem Garten täte ein Orkan ziemlich
gut.“ Borgmann gehört zu einem Zusammenschluss von Gartenund Landschaftsbauern, die sich, passend, den Namen „Gärtner
von Eden“ gegeben haben. Zusammen mit Christian Bahl und
Jörg Scharnweber bildet Borgmann die Hamburger Fraktion.
Nichts weniger als Gartenparadiese sehen sie als ihre Berufung,
und manchmal ist offenbar der einzige Weg dorthin ein Kahlschlag. Oder eben ein Orkan.
Es steht ja wirklich nicht gut um die Gartenkultur hierzulande.
In jedem Frühjahr ist das Schauspiel wieder zu besichtigen. Dann
heißt es: rein in die alten Klamotten, rein in den Kombi und
schnell rein in den nächsten Gartenmarkt! Zumeist an Samstagen
fallen Deutschlands Hobbygärtner ein und karren Stauden, Sträu-
1 3 2 S C H Ö N E R WO H N E N 9 / 20 06
cher, Hecken, Blumenkübel, Pflanzsteine und
Kanthölzer nach Hause. Ihre Zahl ist Legion,
und sie kennen kein Pardon. Ende April ist ihr
Weihnachten, und wenn alles verbaut und
verbuddelt ist, sieht man die ganze Bescherung: Staudenbeete wie Kraut und Rüben,
Rosen in Reih und Glied, sinnfreie Pergolen,
Sichtschutzwände wie an Autobahnen und
Wagenräder; kein schöner Mix, aber sauber
geharkt, die Rasenkanten abgestochen.
„STIL“, SCHREIBT DIE ENGLISCHE GARTENARCHITEKTIN JOAN CLIFTON, „IST EINE FRAGE DER
PERSÖNLICHKEIT UND DER SELBSTERKENNTNIS:
eine Frage des Charakters, nicht der Mode; der
Kreativität, nicht des Geldes. Der Stil eines
Gartens wird davon bestimmt, wie man sieht,
fühlt und lebt. Sämtliche Erfahrungen beeinflussen die Persönlichkeit, und ein Garten
ist Spiegelbild dieser Einflüsse.“ Was erzählen Deutschlands Gärten dann über unseren
Nationalcharakter?
Ach nein, auf diese Diskussion möchten
sich Bahl, Borgmann und Scharnweber lieber
doch nicht einlassen. Könnte ja wie Kundenbeschimpfung klingen. Aber dass Ärger in
ihnen nagt, darüber etwa, welchen Rang die
Gartengestaltung hierzulande einnimmt, wie
selten die Kompetenz von Planern wie ihnen
als wichtig, vielleicht sogar als unverzichtbar
1000 m2, von
Jonni Borgmann klar
gegliedert und robust
bepflanzt. Das Zentrum:
ein Koi-Teich.
angesehen wird, wenn ein neuer Garten angelegt, ein alter umgestaltet werden soll, dass
viele meinen, einen Garten ganz ohne Vorbildung schon selbst zu prächtiger Blüte führen
zu können: Das klingt immer wieder durch.
Und so lassen die drei sich doch animieren, über die beliebtesten Fehler der Hobbygärtner zu plaudern. Sie kennen sich gut
und spielen sich locker die Bälle zu. „Die Leute
wissen wenig über Pflanzen“, beginnt Jonni
Borgmann, „sie setzen Rosen in schattige Vorgärten, weil sie mit denen renommieren wollen, und Rhododendren in die pralle Sonne als
Sichtschutz vor die Terrasse. Und dann wundern sie sich, wenn die Pflanzen kümmern.“
Christian Bahl übernimmt: „Man kann genau
sehen, welche Pflanze in welchem Monat ins
Beet kam – als sie blühend im Gartencenter
stand. Ob sie mit den anderen, die da bereits
stehen, harmoniert?“ Bahl zuckt die Schultern.
Na, also eher nicht. Und so geht es weiter:
über Wege, deren Kanten absacken, Autostellplätze, die keine vernünftige Tragschicht haben, Gärten ohne Struktur und Sichtachsen
mit zu kleinen Terrassen und Rasenflächen,
die keiner nutzt. Die Frage, die durchklingt,
fast ein bisschen ratlos vorgetragen: Warum
meinen die Leute bloß, dass sie ohne Ausbildung hinkriegen, was wir uns in Lehre,
Meisterschule, Studium erarbeiten mussten?
Fließendes Wasser – ein sehr beliebtes, belebendes Element. Im Frühsommer zeigt sich dieser Garten besonders farbenprächtig und repräsentativ.
„WIR SIND JA DIE LETZTEN, DIE BEI EINEM BAUVORHABEN AN DER
REIHE SIND, DESWEGEN IST FÜR DEN GARTEN OFT KEIN GELD MEHR
DA“, entfährt es Jörg Scharnweber genervt. „Warum planen die
Leute nicht schon bei der Baufinanzierung mit ein, dass das
Grundstück ja auch noch angelegt werden muss? Haus und
Garten sind doch eine gestalterische Einheit!“ Und Kollege Borgmann zitiert einen Bauherren: „3000 Euro haben wir noch, Herr
Borgmann, das muss doch reichen?“
Tut es natürlich nicht. Allein für die Planung eines 600
Quadratmeter großen Hausgartens sind bei den Gärtnern von
Eden etwa 900 Euro fällig, Honorar für mehrere Besuche vor Ort,
Gespräche und Skizzen, die schließlich in einen durchkomponierten, schön gezeichneten Entwurf münden, wie er auch auf diesen
p
Die Gärtner von Eden, Gartenplaner,
sind ein bundesweiter Zusammenschluss von derzeit 60 Garten- und
Landschaftsbauern, die erst nach strenger Qualitätsprüfung in die
Gemeinschaft aufgenommen wurden. Sie geben „Eden – das Magazin für
Gartengestaltung“ heraus und haben in dem Buch „100 Traumgärten in
Deutschland“ (Callwey, 59,95 Euro) eine Bestandsaufnahme ihres Könnens vorgelegt. Die Fotos und Pläne der Gärten auf diesen Seiten stammen
aus Magazin und Buch. Christian Bahl (links) und Jörg Schwarnweber
(Mitte) sind Gärtnermeister, Jonni Borgmann (rechts) ist Ingenieur für Garten- und Landschaftsbau. Alle drei arbeiten in Hamburg und Umgebung.
S C H Ö N E R WO H N E N 9 / 20 06 1 3 3
p
Seiten zu sehen ist. Eine kostenlose Planung,
wie so mancher Konkurrent sie in der Hoffnung auf einen Auftrag anbietet, lehnen sie
ab. „Dafür steckt zu viel Arbeit darin. Vom
ersten Kontakt bis zum Beginn der Arbeiten
vergehen nicht selten eineinhalb Jahre“, berichtet Christian Bahl. „Wir fangen erst an,
wenn der Kunde wirklich überzeugt ist und
das sichere Gefühl hat, dass dieser Entwurf
zu ihm und seinem Haus passt.“
KOMMEN WIR ALSO ZUM POSITIVEN. Was macht
einen Garten aus, der diese Bezeichnung verdient? Ulrich Timm, viele Jahre lang der Gartenarchitekt von SCHÖNER WOHNEN, hat es
so formuliert: „Garten, das ist der Ort der
großen Gefühle wie – in bunter Reihenfolge –
der Freude, der Neugier, der Begegnungen, des
Zusammenseins, der Überraschungen, der
Enttäuschungen, des Freizeitvergnügens, aber
auch der Arbeit, und es kann ein Ort sein, an
dem Gartenkultur entstehen kann.“ (Zitiert
nach dem schönen Buch von Stefan Leppert:
„Hinter meiner Hecke. Gartenarchitekten
zeigen ihre Gärten“, DVA, 49,90 Euro.)
Der Weg zum
schöneren Garten
1. Idealerweise gibt es bereits vor Beginn des
Hausbaus eine fertige Gartenplanung, damit
Haus und Garten von Anfang an als Einheit entwickelt werden können.
2. Dann können Sie auch schon vor Abschluss der
Baufinanzierung eine Kostenschätzung erarbeiten
lassen, die in den Finanzplan einfließt.
3. Schätzen Sie bei der Anlage des Gartens Ihre
Möglichkeiten zur Eigenhilfe zurückhaltend ein.
Natürlich kann jeder Hobbygärtner Beete umund Pflanzen eingraben, aber etwa mit Natursteinen zu pflastern, ist harte körperliche Arbeit,
bei der es zudem auf Präzision ankommt.
4. Seien Sie skeptisch, wenn ein Gartenbauer Ihnen die Planung in der Hoffnung auf einen Auftrag
kostenlos anbietet. In einer guten Planung steckt
so viel Zeit, dass sie eigentlich nicht unbezahlt
bleiben kann. Warum also fordert er kein Honorar?
1 3 4 S C H Ö N E R WO H N E N 9 / 20 06
Jonni Borgmann, 47, seit elf Jahren
selbständig, mag es klassisch.
Damit sind die Prioritäten klar: Erst reden wir über den Garten
als Lebensraum, dann über die Kultur. Wobei jeder professionelle
Gestalter natürlich danach strebt, das eine mit dem anderen
zu verbinden, ja, die Schönheit, die Kultur aus dem funktional
angelegten Lebensraum im wahrsten Sinn des Wortes wachsen
zu lassen. Und natürlich möchte er seinen Kunden glücklich machen. „Je konkreter ein Bauherr weiß, was er von seinem Garten
erwartet, umso besser für den Gestalter“, sagt Jonni Borgmann,
„ich mag es gar nicht, wenn einer sagt: ‚Sie machen das schon.‘
Der wird nicht zufrieden sein.“
„ÄSTHET ODER GENIESSER –
DAS IST DIE FRAGE“
EINE TYPOLOGIE VON GARTENBESITZERN HABEN DIE GÄRTNER VON
EDEN ENTWICKELN LASSEN – zur besseren Orientierung der Kunden
und als Leitfaden für die Planung. Als da wären:
● DER DESIGNFREUND: Er schätzt eine klare Geometrie, edle, aber
schlichte Materialien, präzise beschnittene Gehölze. Strenge, reduzierte Formen, exklusiv designte Gartenmöblierung, eine puristische Anlage und nur wenige Farben prägen seinen Garten.
● DER GENIESSER mag es üppig, gern auch mal bunt. Er hat nichts
gegen eine klare Gliederung, aber die Formen sollen weich sein,
die Farben kräftig. Heiter und sinnlich kommt sein Garten daher.
● DER ÄSTHET ist eine Mischung aus beiden: Er liebt es zwar schlicht,
aber nicht streng, vielseitig, aber nicht bunt. Was er auf jeden Fall
schätzt, ist eine repräsentative Ausstrahlung seines Gartens.
● DER NATURMENSCH schließlich mag vieles, aber keine Ecken und
Kanten. Organische Formen, üppig wuchernde Stauden, Pflanzen
aus der Region und unregelmäßige Geländeformen bilden sein
Paradies. Und natürlich gibt es ein Kräuterbeet, vielleicht eins
für Biokartoffeln, sowie üppig tragende Obstbäume.
p
Shui-Berater herangezogen wird? Das Wort
vom Gartenparadies ist ja ziemlich abgegriffen, aber wer sich ganz ohne Vorbehalte dem
Zauber eines Tages im eigenen Grünen hingibt, der empfindet seine Bedeutung wieder
neu. Was kann belebender sein?
ABER WEITER MIT DEN FRAGEN: WELCHER STIL
IST GEWÜNSCHT? Englisch, japanisch, medi-
Jörg Scharnweber, 40, ist in den
väterlichen Betrieb eingestiegen.
terran, bäuerlich oder architektonisch? Soll
Wasser plätschern, und, wenn ja, wie? Soll’s
ein Zierteich, Koi-Teich oder Naturteich sein,
der vielleicht sogar von einem Bach gespeist
wird? Oder genügt ein Quellstein, Brunnen
oder Wasserspiel? „Möchten Sie Wellness im
Garten?“, möchte der Fragebogen wissen und
bietet vom Schwimmteich über Sauna, Whirlpool, Tauch- und Kneippbecken bis zur Hängematte verschiedene Varianten.
„EINE PLANUNG
BRAUCHT JEDER“
Was für ein Auftritt! Eine
makellose Großbonsai-Kiefer
akzentuiert die Front dieser
Villa. Der Charakter des
3000 m2 großen Anwesens
wird von klassischen Gestaltungselementen geprägt.
p AM BEGINN EINER ERFOLGREICHEN GARTENPLA-
NUNG STEHT ALSO DIE SUCHE NACH DER SEELE
DES BAUHERRN – und um ihr auf die Spur zu
kommen, erkunden gute Gartenplaner erst
mal das Haus und dessen Einrichtung. Und
sie stellen viele Fragen: Nicht weniger als elf
Themenkomplexe umfasst der Fragebogen,
mit dem zum Beispiel Christian Bahl die
Wünsche seiner Kunden zu erfassen versucht.
Der wichtigste Punkt: Wozu soll der Garten
überhaupt dienen – zur Repräsentation, zur
Darstellung des eigenen Anspruchs an Design
und Architektur? Oder soll er einfach gemütlich sein, zum Baden oder Spielen einladen,
das Betätigungsfeld eines Hobbygärtners werden oder ein Ort der Ruhe und Entspannung,
zu dessen Planung auch schon mal ein Feng-
1 3 6 S C H Ö N E R WO H N E N 9 / 20 06
Auf sechs Seiten verteilen sich die Fragen, sie
vermitteln einen Eindruck von der Komplexität einer gelungenen Gartenplanung, von
der Vielfalt der Stile und der Vielzahl der Ausstattungsgegenstände, die sie beinhalten kann:
Müllbox, Carport, Zapfstelle, Grill, Pavillon,
Sonnensegel, Gartenhaus ... Dass für eine solche Planung Honorar fällig wird, ist eigentlich
selbstverständlich; und dass man selbst als
Bauherr mit grünem Daumen den Rat eines
Planers gut gebrauchen kann. „Wir erleben
das immer wieder“, erzählt Christian Bahl. „Da
meint einer, seinen Garten fertig angelegt zu
haben, aber dann möchte er noch einen Teich
und Licht im Garten. Und dann buddeln wir alles wieder auf.
Hätte er doch lieber gleich eine Planung in Auftrag gegeben.“
NACH WELCHEN PRINZIPIEN ARBEITEN DIE GÄRTNER VON EDEN?
„Wie beim Hausbau“, sagt Jonni Borgmann, „erst der Grundriss,
dann die Möbel.“ Soll heißen: Erst wird die Struktur – Wege,
Sitzplätze, Gehölze, Grünflächen, Beete, Teich – entwickelt, dann
die Bepflanzung festgelegt. Und natürlich steht all das in Beziehung zum Haus, soll der Blick aus dem Fenster einer schönen
Sichtachse im Garten folgen können, ein kunstvolles Spiel mit
Gehölzen oder Hecken dem Grundstück Tiefe verleihen, selbst
wenn es nur klein ist. Unverzichtbare Voraussetzung: Kunde und
Planer sind auf einer Wellenlänge. Die Gärtner von Eden schätzen
es dabei sehr, wenn sie nach Referenzen gefragt werden. „Unsere
Kunden sind unsere besten Verkäufer“, freut sich Christian Bahl.
Und was kostet die blühende Pracht? 60 Euro pro Quadratmeter haben die Gärtner von Eden als Basispreis für die Anlage ei-
p
FOTO: NICK BARLO
Einen alten Stadtgarten
gestaltete Christian Bahl zu
einem Wellness-Garten um.
Zentrum: der Schwimmteich
mit Gegenstromanlage.
p
nes neuen Gartens ermittelt, was sich für
ein Grundstück von 1000 Quadratmetern auf
60 000 Euro summiert. Da schlucke ich erst
mal. Und rechne nach. 500 Quadratmeter
Bauland in Golfrasen zu verwandeln ist vergleichsweise billig: zwischen 2000 und 3000
Euro. Aber den Rasen mit Naturstein einzufassen, damit sich die Kanten gut mähen
lassen? 25 Euro pro Meter, und leicht kommen 50 Meter zusammen. Wie lange rutscht
ein Gartenbauer auf den Knien herum, um
ein rustikales Pflaster aus Feldsteinen von 100
Quadratmetern so kunstvoll zu verlegen, dass
es wie alt aussieht? 200 Stunden. Materialkosten 2500 Euro, Gesamtpreis 9000 Euro. Und
auch Pflanzen kosten viel Geld. Neulich, in der
Gärtnerei, sollte ein höchst unscheinbarer
Bambus 45 Euro kosten, der wohl drei bis vier
Jahre brauchen würde, um gemeinsam mit
29 anderen eine schützende Hecke von zehn
Metern zu bilden. Macht zusammen 1350
Euro – und noch hat sie keiner eingepflanzt.
„Wir legen gerade einen Garten von 1000 Quadratmetern an“, erzählt Jonni Borgmann, „und
er wird 60 000 Euro kosten. 8000 Euro für
die Pflanzen – der Rest ist harte Arbeit.“
UND UNGEDULD IST TEUER. Das Faszinierende
am Gartenbau: Im Unterschied zu allen anderen Gewerken, die an der Schönheit eines
Hauses, seiner Einrichtung und Umgebung
beteiligt sind, können Planer auf die Zeit set-
1 3 8 S C H Ö N E R WO H N E N 9 / 20 06
Obwohl erst 33, ist
Christian Bahl schon ein
erfahrener Planer: Er übernahm den väterlichen Betrieb
im Alter von 25 Jahren.
zen, darauf, dass kleine Pflanzen, am richtigen Platz gepflanzt, mit
den Jahren groß und prächtig werden und auf einmal zu einer
Zierde heranwachsen. Wie sollte das einem kümmerlichen Sofa
gelingen? Umgekehrt wollen heute viele Gartenbesitzer nicht
mehr warten, bis Sonne, Regen, Nährstoffe und hingebungsvolle
Pflege aus Setzlingen eindrucksvolle Pflanzen gemacht haben. Na,
dann sollen sie eben 25 000 Euro für einen schön gewachsenen
alten Baum bezahlen, anstatt einen kleinen für 150 Euro zu kaufen und ihn jahrelang zu hätscheln. Den Gärtnern von Eden ist es
recht. „Manchmal pflanzen wir, was der Radlader heben kann“,
erzählt Christian Bahl, „aber wir planen immer für Jahrzehnte.“
„UNGEDULD KANN
VIEL GELD KOSTEN“
Technisch ist es kein Problem, einen Garten anzulegen, der wirkt,
als sei er 30 Jahre alt, aber ihm fehlt die Patina, die ein gewachsener in dieser Zeit angesetzt hätte. Und er fühlt sich anders an,
weil sich diese wundervolle Verbundenheit erst über die Jahre
entwickelt, wenn etwas so wächst, wie man es sich erträumt hat.
Manchmal freilich müssen professionelle Planer diesem Traum
erst zu seiner ganzen Schönheit verhelfen. „Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, was das Grundstück hergibt“, sagt
Jörg Scharnweber, und durch seine nüchterne Äußerung schimmert der Stolz, dass ihm das gegeben ist. Ja, was kann das Grundstück hergeben? Ein Stückchen Paradies auf Erden?
Adresse ab Seite 153
@
Alle bisherigen Folgen finden Sie unter
www.schoener-wohnen.de/experten