Sehr geehrter Herr Hoerning, sehr geehrte Frau Lohmann, sehr geehrter Herr Regierungsschuldirektor Husemann, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Festgemeinde, seit Anfang der 1960iger Jahre wurde für Harsewinkel die Errichtung einer Realschule geplant und 1962 durch Erlass des Kultusministers des Landes Nordrhein-Westfalen und Verfügung des Regierungspräsidenten in Münster auch genehmigt. Bürgermeister Gerhard Deppenwiese hob vor 50 Jahren zur Eröffnung der Städtischen Realschule für Jungen und Mädchen hervor, „dass durch die fortschrittliche Auffassung des Rates der Stadt Harsewinkel dieser bildungspolitisch wichtige Schritt in die Zukunft getan worden ist.“ Beim Einzug in das neue Schulgebäude drei Jahre später betonte der erste Schulleiter Otto Jäger die Ausbildungsfunktion der Realschule für die Wirtschaft und dass damit für die Schülerinnen und Schüler in Harsewinkel Wege zu höheren Bildungsabschlüssen eröffnet werden würden. 1 Es war die erste Realschule überhaupt im Altkreis Warendorf und sie stand – noch ungewöhnlich für die 1960er Jahre – Jungen und Mädchen offen. Aus alledem ergibt sich, dass die Errichtung der Realschule Ausdruck eines gewachsenen und vor allem gesunden Selbstbewusstseins der Stadt und seiner Einwohner war. In unserer Werland-Chronik heißt es zutreffend und sehr bildlich: „Mit dem Emporblühen der Firma Claas macht Harsewinkel den Schritt vom stillen Heidedorf zur gepflegten Industriestadt. Im Jahr 1961 ist Harsewinkel finanziell derart stark wie kein anderes Gemeinwesen in der Bundesrepublik Deutschland. Mit seinen Gewerbesteuereinnahmen im Durchschnitt der Bevölkerung steht Harsewinkel an der Spitze.“ Es gab damals eine Aufbruchstimmung in der Stadt. Es wurde überall gebaut. Neben der Realschule: Die evangelische Bodelschwingh-Schule 1957/58, zeitgleich eine Erweiterung an der Michael-Schule in der Bauernschaft Rheda, eine Turnhalle für die Stadtschule im Jahr 1959, eine Erweiterung an der Markus-Schule Bauernschaft Beller 1961/62. Und die Overbergschule 1961/62 für den neuen Stadtteil Rövekamp. In dieser nahm die Realschule vor 50 Jahren den Betrieb auf, bis das eigene Gebäude fertig gestellt war. 2 Und es wurde noch mehr investiert: 1957 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus übergeben, 1959 die Amtsverwaltung bezogen, ein Jahr später das Freibad eröffnet. Der neue Stadtpark, Schützenfestplatz und Schwanenteich fast auf den Tag genau vor 50 Jahren Anfang Juli 1963 eingeweiht. Und weil’s so schön ist : 1961/1963 Bau eines Klärwerks und 1965 Bau des Wasserwerks. Vor diesem Hintergrund wollten Harsewinkel und seine Einwohnerinnen und Einwohner mehr Bildung, mehr Chancen und mehr Teilhabe, wie es heute heißt. Deshalb wurde unsere Realschule gegründet. Und sie traf den Nerv der Zeit. Familien, die vorher nie auf die Idee gekommen wären, ihre Kinder auf die höhere Schule zu schicken, trauten sich. Das mit Erfolg. Ganze Generationen von Realschülerinnen und Realschülern arbeiten in Harsewinkel und den Nachbarstädten daran, dass unsere Stadt und der Kreis einer der wirtschaftsstärksten im Land ist und bleibt. Die Rückmeldungen aus den weiterführenden Schulen über unsere Realschulabsolventen sind in der Regel positiv. Auch die großen Betriebe im Umfeld bestätigen, dass Realschülerinnen und Realschüler aus Harsewinkel wichtig für die Unternehmen sind. 3 Aus meinem überschaubaren Bereich des Rates und der Verwaltung der Stadt Harsewinkel verweise ich auf folgende Realschüler: Für die CDU-Fraktion stellvertretend Bernhard Bückmann, Ratskollege und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins. Für die SPD-Fraktion die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Harsewinkel, Karin Kirchner. Für die UWG-Fraktion Johannes Sieweke, Fraktionssprecher der UWG im Harsewinkeler Stadtrat und im Kreistag. Für die FDP-Fraktion Dr. Barbara Flötotte, Ratskollegin. Für die Grünen, ups habt Ihr keinen Realschüler? Brunhilde Leßner, Fraktionssprecherin der Bündnis 90/die Grünen und Lehrerin an dieser Realschule seit 1973. Viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Rathaus haben die Realschule Harsewinkel besucht. Mein gesamter Verwaltungsvorstand angefangen von Heinz Niebur, meinem Stellvertreter im Amt, dem Kämmerer Martin Kleinheinrich, dem Fachbereichsleiter Bürgerdienste Ewald Lüffe und der Bürgermeisterin. Nur Reinhard Pawel als Fachbereichsleiter Bauen/Planen kann nicht auf die Zeit in der hiesigen Realschule zurückblicken. Er besuchte die Realschule in seinem Heimatort Gütersloh. Die Liste kann noch fortgesetzt werden, weil Sie in der Zentrale und im Standesamt, in meinem 4 Vorzimmer und im Wasserwerk, im Abwasserbetrieb, der Wohnungsfachstelle, im Bürgerbüro und in den Schulsekretariaten überall ehemaligen Schülerinnen und Schülern dieser Schule begegnen. Politik und Verwaltung sind also in maßgeblichen Positionen mit ehemaligen Realschülern besetzt. Und dennoch wird vor dem 50. Geburtstag beschlossen, diese erfolgreiche Schule zugunsten einer neuen Gesamtschule auslaufen zu lassen. Eine späte Rache an der eigenen Bildungsanstalt war das gewiss nicht und auch nicht die Reaktion auf die Erfolglosigkeit dieser Schule. Dass die Realschule nicht erfolglos war, zeigen die Schülerzahlen der letzten Jahre. In der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen heißt es: „Das Ansehen, das die Realschule in der Bevölkerung genießt, hat zu einem überproportionalen Anstieg der Schülerzahlen geführt. In diesem Jahr des 25-jährigen Bestehens besuchen 488 Schülerinnen und Schüler in 20 gebildeten Klassen die Realschule.“ Im Jahr des Auflösungsbeschlusses waren es 5 Klassen und 201 Schülerinnen und Schüler mehr als 1988 zum Zeitpunkt dieser Festschrift. Die Eltern wählten also ungebrochen die Realschule für den weiteren Bildungsweg ihrer Kinder. Auf der Strecke blieb die Hauptschule. Die Realschule hatte, wie in vielen anderen 5 Städten, die Aufgabe eine sehr unterschiedliche Schülerschaft aufzunehmen, ohne dafür so viele Lehrerinnen und Lehrer zugewiesen zu bekommen, wie es die Gesamtschulen nun mal bekommen. Die Realschule Harsewinkel wird in einigen Jahren Geschichte sein – aber sie hat Geschichte gemacht und wird sie weiter machen. Die Idee wird weiterleben und weitergetragen, dass aus bildungshungrigen und –willigen Familien, Kinder einen besseren und höheren Bildungsabschluss erwerben, und der Aufstiegswille der Eltern sich in den Kindern verwirklicht. Die Realschule hat mir persönlich Chancen eröffnet, die ich ohne sie nicht hätte. Ich würde hier vermutlich nicht stehen, wenn meine Mutter damals nicht gesagt hätte, ich kann Dir zwar nicht helfen auf der Realschule in Englisch und Mathe, aber versuch’s. Deshalb sage ich dem jetzigen Schulleiter, Wolfgang Hoerning Dank und Anerkennung stellvertretend für alle Pädagoginnen und Pädagogen, die den Bildungsauftrag erfüllt haben. Ich sage und sichere zu, dass ich alles unternehmen werde, dass die jetzigen Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen bis zum Abschluss gut beschult werden, damit auch sie gute Startchancen ins Erwachsenenleben haben und weiß dabei die Bezirksregierung an meiner Seite. Ich bedanke mich herzlich 6 bei dem Festkomitee rund um den ehemaligen Schulleiter dieser Lehranstalt, Dietrich Möller. Ich gratuliere der Realschule Harsewinkel zum 50igsten Geburtstag. Dieses Alter hat keine der Schulen in Harsewinkel bisher erreicht. Herzlichen Glückwunsch – alle guten Wünsche, für diejenigen, die in der Realschule lernen, unterrichten und arbeiten. 7
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