Zusatzmaterialien zum utb-Band Gerald Reiner, Krankes Schwein - kranker Bestand Die wichtigsten Fakten rund um die Bestandsmedizin kompakt, übersichtlich und praxisnah Dieses Lehrbuch für Studierende der Veterinärmedizin führt die wichtigsten roten Fäden der Schweinemedizin zusammen und stellt die einzelnen Inhalte in konzentrierter Form dar. Das Konzept wurde In enger Anlehnung an das bestehende Lehrcurriculum entwickelt - einer Vierteilung in Propädeutik, Krankheiten, Bestandsbetreuung und Gesetzgebung. Der Aufbau des zentralen Kapitels zu den verschiedenen Erkrankungen folgt einer übersichtlichen und eindrücklichen Systematik, die das Lernen erleichtert. Der Textteil, der die Erkrankung erläutert, wird durch ein Übersichtsschema sowie ein farbiges Foto ergänzt - die einzelnen Schaubilder eignen sich auch separat hervorragend für einen Gesamtüberblick und zur erfolgreichen Prüfungsvorbereitung. Die Zusatzmaterialien wurden vom Autor / der Autorin / den Autoren zur Verfügung gestellt und sind genau auf den Inhalt des Werkes abgestimmt. Nutzung und Copyright Die Nutzung der Materialien für eigene Studienzwecke ist kostenlos, das Copyright liegt bei den Autoren bzw. beim Verlag. Eine Weiterverbreitung gleich in welcher Form ist nur mit schriftlicher Genehmigung der utb GmbH Stuttgart gestattet. 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Lebenstag) ●● Abschleifen der Eckzähne und Kastration (bis einschließlich 7. Lebenstag) ●● Einziehen von Ohrmarken (erlaubt bis zum Absetzen) Impfprophylaxe ●● Bestandsimpfung / reproduktionsorientierte Impfung –– Sauen: v. a. Parvovirose, Rotlauf, (PRRSV) –– Ferkel: v. a. Mycoplasma hyopneumoniae, PCV2 Fütterung ●● Art des Futters, wie und an welche Tiere ●● Rationsberechnung und Zusammensetzung ●● Änderungen in Herkunft oder der Charge von Futtermitteln ●● Fütterungstechnik ●● Verfütterung von Speiseabfällen (KSP, ASP), Futterarzneimitteln, Importfutter ●● Tier-Fressplatzverhältnis Soll: –– restriktive Fütterung: 1 : 1 –– tagesrationierte Fütterung: 2 : 1 –– ad libitum, trocken: 4 : 1 (Bei Abruffütterung und Fütterung mit Breifutterautomaten sind keine speziellen Tier-Fressplatzverhältnisse vorgeschrieben) Wasserversorgung ●● Gruppenhaltung (Soll: eine Tränke für 12 Tiere) ●● Ständig zur freien Verfügung? ●● Tränken räumlich getrennt und verschieden hoch angebracht? ●● Trockenfutter und Stalltemperatur (beeinflussen Wasseraufnahme) ●● Durchflussraten Soll: –– Absetzferkel: etwa 500 ml/min –– Mastschweine: etwa 700 bis 1000 ml/min –– Sauen: etwa 2,5 l/min Tagesbedarf: Sau / Eber: 10 bis 15 l; Sauen säugend: 15 l pro Sau + 1,5 l pro Ferkel © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 6 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Einzeltieruntersuchung – Allgemeinuntersuchung Verhalten Vergleich mit Tieren derselben Bucht und der Nachbarbucht; physiologisch: ruhig (ältere Tiere) oder lebhaft (jüngere Ferkel) und aufmerksam; das Schwein nimmt an der Umwelt teil Verhaltensreduktion („sickness behaviour“: R Entzündung / Krankheit): ●● Absondern, rasches Niederlegen nach erfolgtem Auftreiben R Überanstrengung, R Schmerzen im Bewegungsapparat ●● auffallend ruhiges Verhalten selbst gegenüber stallfremden Personen ●● matt, teilnahmslos, apathisch (Somnolenz: ggr. Bewusstseinsreduktion R Sopor / Stupor: mgr. Bewusstseinsreduktion [durch Schmerzstimuli noch erweckbar] R Koma: hgr. Bewusstseinsreduktion [nicht mehr erweckbar]) Verhaltenssteigerung ●● übererregbar: R Vergiftungen, R ZNS-Beteiligung ●● schreckhaft, Abwehrreaktionen: R latente Belastungsmyopathie, R Stresszustände ●● Trippeln: R Schmerzen im Bewegungsapparat ●● Exzitation, Aggressivität, Schreien: R Schmerzen, R Isolation ●● Schreien: auch bei Wassermangel, R Hunger ●● Zähneknirschen: R Schmerzen Körperhaltung physiologisch: belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig ●● Kyphose (Aufwölbung des Rückens) ●● Lordose (Einkrümmung des Rückens) ●● Skoliose (Abweichungen zur Seite) ●● Zwangsseitenlage: R Krämpfe (z. B. Ödemkrankheit, Aujeszkysche Krankheit, Streptokokkenmeningitis) ●● Brustlage (Entlastung des Brustraums): R Erkrankung des Herzens ●● Hundesitz: R zunehmende Beschwerden des Herz-Kreislaufsystems und der Lunge ●● Karpalbeugehaltung: Entzündung im Bereich der Karpalgelenke oder distal ●● Bei Sauen Stehen oder Brust-Bauchlage während des Säugens: R Mastitis Entwicklungszustand Vergleich mit Tieren derselben Altersgruppe ●● Kümmerer (chronisch krank, kleiner Körper passt nicht zur Kopfgröße) Ernährungszustand Vergleich mit Buchtennachbarn R Gleichmäßigkeit; physiologisch: gut; Sauen: gut vor der Geburt, mäßig nach der Laktation; bei Sauen auch Body Condition Score und direkte Rückenspeckdickenmessung angewandt (mind. 15 mm) ●● sehr gut (zu fett), mäßig (Dornfortsätze sind ertastbar), schlecht (Dornfortsätze sind sichtbar und Knochenvorsprünge treten hervor) ●● Einsinken der Augäpfel: R Dehydrierung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 7 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Körperdecke Adspektion Borstenkleid: physiologisch: glatt, anliegend, matt glänzend, unversehrt, geschlossen; Haarwechsel ist beim Schwein nur schwach ausgeprägt ●● längere, wellige, dichtere Borsten: R Winter, R Auslauf, R Kälte, R Kümmerer ●● Scheuerstellen, Juckreiz: R Parasiten ●● Borstenausfall, -bruch: R Vitaminunterversorgung ●● braungelbe Verfärbung: R Seitenlage, Harnkontakt Haut physiologisch: glatt, glänzend, hellrosa, ohne Auflagerungen und Effloreszensen ●● Verschmutzungen, Verletzungen, faltig, exsikkotisch, verdickt, para-, hyperkeratotisch, schuppig, borkig ●● Verfärbungen: –– Blässe: R Anämie (Eisenmangel, Blutverlust durch z. B. Magengeschwür), R Schockzustände –– Zyanose (Blaufärbung durch verminderten Sauerstoffgehalt des Blutes): R Lungeninsuffizienz, R Herz-Kreislauf-Insuffizienz; v. a. an Ohren, Rüssel –– Erythem (lokale Erweiterung der Kapillaren): R Hyperämie durch z. B. Sonnenbrand –– Ikterus (Störung im Abbau der Blutfarbstoffe; prähepatisch, hepatisch, posthepatisch) –– Dermografie (fleckige Hautrötungen und Blässe): R Schock ●● Effloreszenzen (Macula, Papula, Nodus, Urtika, Vesicula, Bulla, Pustula, Cystis) ●● Petechien, Ekchymosen ●● Erosion, Exkoriation (Rhaghaden) ●● Umfangsvermehrung: R Stauungsödeme, R toxische Ödeme durch z. B. E. coli, Abszesse ●● Auflagerungen (Squama R Schmutz, Crusta) ●● Juckreiz: z. B. R Räude Ausbreitung: diffus, fokal (herdförmig), multifokal, disseminiert ●● Ohrrandnekrosen, Schwanzbeißen, Flankenbeißen, Ohrenbeißen Körperöffnungen ●● Nasenausfluss (serös, seromukös, purulent) ●● Augenausfluss (medialer Augenwinkel mit Sekretspuren, Sekretrinnen): R Konjunktivitis ●● Asymmetrie der Nase („schiefe“ Nase): R Rhinitis atrophicans ●● Lidödem: R E. coli ●● Aphthen an Klauensaum, Ballen, Zitzen der Sau: R MKS ●● Mund: Erbrechen durch z. B. R Reizung im Magen-Darmtrakt, R ZNS-Störung ●● Schaum: R ZNS-Störung [AK], R Erregung des Ebers, R Herz-Kreislaufschwäche ●● Vulva: Ausfluss (serös, seromukös, purulent), Verletzung ( R Geburt, R Aggression), Harngrieß ●● Anus: kotverschmiert ( R Farbe, Konsistenz, Blutbeimengungen) Palpation ●● Wärme (Rötung): R Entzündung, R Hyperthemie, Störung in der Wärmeregulation ●● Schwellung: Ödem (eindrückbar), R Emphysem (Knistern) ●● Schmerz ●● functio laesa (Elastizität, Unversehrtheit, Juckreiz (auch auslösbar) ●● Fluktuation (Abszess, R Hämatom) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 8 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Auflagerungen und Effloreszenzen der Haut Hautzellen direkte oder indirekte Schäden Schaden Entzündung Endothelien Ekchymose zusammenfließende Blutungen KSP, PDNS, Sepsis Petechie punktförmige Blutung Urtika (Quaddel) intrakutanes Ödem über Hautniveau erhaben Blutgefäße erweitert allergische Reaktion Serumaustritt Macula (Fleck) umschrieben Farbveränderung im Niveau Papel (Knötchen) ≤ 5 mm über Niveau >5 mm: Nodus Zellauflösung Ausgangspunkt = Noxe Mikroorganismen Parasiten, Insekten Hitze, Chemikalien Trauma Vesicula (Bläschen) Serum ≤ 5 mm > 5 mm: Bulla Eitererreger Trauma Erosion nur Epidermis Para-, Hyperkeratose fehlerhafte/ überschießende Verhornung Pustel (Eiterbläschen) Hohlraum ≤ 5 mm Eiter Poxvirus periphere Ausdehnung Kruste, Borke Pocke zerfließende Pustel mit Randwall Exkoriation bis Chorion Blutung Ulkus Geschwür Cicatrix Narbe © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 9 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Herz-Kreislaufsystem Anamnese ●● Zurückliegende Infektionen (z. B. Rotlauf, Streptokokken) ●● Blutverlust (z. B. Verletzung), Eisenmangel, Vergiftung ●● Belastung (z. B. Umgruppierung, Transport, Deckeinsatz, Schwergeburt, Narkose, Belastungsmyopathie) Adspektion Verhalten und Körperhaltung ●● Absondern, Fressunlust, rasches Hinlegen, ruhiges Verhalten ●● Entlastung des Brustraums (hundesitzige Stellung, Brust-Bauchlage) ●● Maulatmung als hochgradiger Befund Haut- und Schleimhäute Rüsselscheibe, Ohren, Gesäuge, Schenkelinnenseite ●● Konjunktiven: blass, zyanotisch oder tiefrot (physiologisch: frisch hellrot) ●● Verfärbungen der Haut: –– rötliche und blasse Hautflecken im Wechsel (Bauch) = Dermografie: R Schockanzeichen –– Blässe: R hypovolämischer Schock, R Anämie, R Linksherzinsuffizienz –– Zyanosen: R Hypoxämie, R Minderbelüftung der Alveolen, R Ventilations-Perfusions-Missverhältnis (z. B. Bronchitis), R Rechtsherzinsuffizienz; peripher: R schlechte Durchblutung in Folge lokaler Vasokonstriktion oder DIC. Füllungszustand der Gefäße Ohrvenen und Episkleralgefäße; physiologisch: mäßig gefüllt und gut sichtbar ●● Stauung: R Rechtsherzinsuffizienz, R starke Belastung des Herz-Kreislaufsystems (z. B. Hitzestress, ungewohnte Bewegung) ●● kaum sichtbar: R Schock Atmung ●● Atemfrequenz kompensatorisch erhöht, anfangs ohne Dyspnoe ●● Maulatmung ●● Dyspnoe und schaumiger Auswurf: R kardiales Lungenödem aufgrund schwerer Linksherzinsuffizienz (Endstadium) mit kostal forcierter Atmung Auskultation (beidseitig) Puncta maxima: unter Olecranon; Herzachse auf gedachter Linie vom Processus xyphoideus zum Ohrgrund. Eine Differenzierung der Herztöne wird im Allgemeinen nicht vorgenommen. ●● Frequenz: Tachy-, Bradykardie (physiologisch: Normokardie) ●● Intensität: schwach, pochend (physiologisch: kräftig) ●● Rhythmus: Arrhythmien, Pulsdefizit (physiologisch: rhythmisch) ●● Abgesetztheit: gespaltener Herzton (physiologisch: Töne gut voneinander abgesetzt) ●● Nebengeräusche: –– systolisches Rauschen: R Stenosen der Semilunarklappen (Aorten- bzw. Pulmonalisstenose), Insuffizienzen der Atrioventrikularklappen –– diastolisches (präsystolisches) Nebengeräusch: R umgekehrt zu oben –– sys- + diastolisches Rauschen: R ektokardiale Nebengeräusche (Verklebungen des Herzbeutels, z. B. Glässersche Krankheit) –– unregelmäßige perikardiale Reibegeräusche: R Perikarditis –– funktionelles Geräusch: R Anämie, R Foramen ovale persistens © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 10 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Herz-Kreislaufsystem (Fortsetzung) Palpation Herzspitzenstoß links; nur bei Schweinen bis 40 kg KM fühlbar ●● verstärkt: R Herzhypertrophie, R Kachexie, R Belastung, R Endocarditis valvularis ●● vermindert: R Herzinsuffizienz, R Herzbeutelerguss Puls vorderer Ohrrand: A. auricularis magna; Schwanzunterseite, mittig, nahe am Schwanzansatz: A. coccygea ●● Pulsqualität, Blutdruck: hypoton, hyperton ●● Frequenz (auch bei der Herzauskultation ermittelbar): erhöht, erniedrigt © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 11 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Respirationstrakt Adspektion Verhalten: ●● Absonderung von Buchtengenossen, rasches Niederlegen, rasche Ermüdung ●● Maulatmung, hundesitzige Stellung Frequenz, Tiefe, Rhythmus: ●● Tachypnoe: R Pneumonie, aber auch R Fieber, R Anämie, R Belastung, R Stress, R Schmerz, R metabolische Azidose, R raumfordernde Prozesse im Abdomen ●● Bradypnoe: R zentrale Störung, R herabgesetzter Stoffwechsel, R Narkose Atmungstyp: physiologisch: kosto-abdominal ●● abdominal betont (exspiratorische Dyspnoe): R Verlegung der unteren Atemwege (doppelschlägige Atmung, Pumpen, Flankenschlagen) ●● kostal betont (inspiratorische Dyspnoe): R Verlegung im oberer Respirationstrakt, R schmerzhafte Prozesse im Abdomen) ●● flache Atmung: R zentrale Dämpfung, R schmerzhafte Pleuritis oder Peritonitis Dyspnoe = Atemnot: ●● in- oder exspiratorisch Husten: spontan / auslösbar, feucht / trocken, produktiv / unproduktiv, kurz, quälend, Anzahl der Hustenstöße Auskultation physiologisch: broncho-bronchioläres Atemgeräusch; „ch,“ kehlig gesprochen Vordere Lungengrenzen (vLG): direkt hinter dem M. triceps brachii Ventrale vLG: direkt kaudal der Ellbogenhöcker: leises (bis 40 kg KM deutliches) in- und exspiratorisches Atemgeräusch Mittlere vLG: Höhe des Buggelenks, parallel zur Wirbelsäule: leises inspiratorisches Atemgeräusch Dorsale vLG: kaudal des Angulus thoracicus scapulae: bis 25 kg KM inspiratorische Atemgeräusche Nebengeräusche: ●● diskontinuierliche (= feuchte) Nebengeräusche (< 20 ms): Rasselgeräusche (Zerplatzen kleinerer und größerer Luftbläschen bei der Passage von Flüssigkeiten oder Sekreten in den Bronchien) ●● kontinuierliche (= trockene) Nebengeräusche: Giemen, Brummen, Pfeifen bei Bronchialverlegung durch R Bronchospasmus, R Schleimhautschwellung, R zähe Sekrete (zähes Sekret im Bronchialbereich wird durch den Luftstrom in Schwingung versetzt) ●● Röhrenatmen: besonders gut abgeleitete Turbulenzen innerhalb größerer Bronchien durch umgebendes hepatisiertes Lungengewebe ●● Reibegeräusche: R fibrinöse Pleuritis ●● verminderte Atemgeräusche: schallabschwächende Schichten durch R Pneumothorax, R Körperfülle Perkussion ●● Auslösung von Husten: R Pleuritis Palpation ●● Kontrolle der Freiheit beider Nasenöffnungen durch Vorhalten der Hand ●● Kontrolle auf Nasenschleim: Ausstreichen der Nase vom medialen Augenwinkel her vLG = vordere Lungengrenze; ms = Millisekunde © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 12 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Verdauungstrakt Anamnese und Adspektion ●● Betroffene Funktionsbereiche (Saugferkel, Absetzer, Masttiere, Sauen) ●● Futterzusammensetzung, Fütterung, Futterumstellung, Verschneiden ●● Futterqualität und -hygiene ●● Futteraufnahme: in Mastställen am Fütterungscomputer erfassbar –– Inappetenz (verminderte Fresslust), Anorexie (vollkommene Futterverweigerung) –– Polyphagie (gesteigerte Fresslust ohne Zunahmen): R Endoparasiten, R Gastritis –– Dysphagie: R Schluckstörung, Magenlähmung ●● Wasseraufnahme: –– Polydipsie (meist sekundär zur Polyurie, des weiteren bei Erkrankungen mit starkem Flüssigkeitsverlust z. B. R Erbrechen, R Diarrhoe, R hohe Umgebungstemperaturen) ●● Erbrechen: R zentralnervöse Störung, R Vergiftung; reflektorisch bei R Reizung im Magen-Darmtrakt (durch z. B. Gastritis, Zottenatrophie), R Magenüberladung, R Magenlähmung Adspektion und Palpation Mundhöhle ●● Epithelablösungen an Rüsselscheibe, Lippen und Zunge: R Staphylokokken, R Streptokokken; DD: Aphten durch R MKS ●● verminderter Speichelfluss: R Exsikkose, R hohes Fieber ●● vermehrter Speichelfluss: R Erregung, R Stomatitis (MKS) bis zum Schlund, R vor dem Erbrechen, R Vergiftung, R Schluckstörungen (ZNS) ●● Erbrechen: –– aktiv mit Antiperistaltik (oft direkt nach der Nahrungsaufnahme): R schmerzhafte oder R raumfordernde Prozesse in der Bauchhöhle –– passiv = Regurgitation: z. B. R erweiterte Speiseröhre ●● Schaumbildung: R erregte Eber (mit Kieferschlagen), Kieferschlagen auch als Drohgebärde, R Kaukrämpfe (ZNS-Störung) ●● eitrige Pulptitis (Saugferkel): R Abknipsen der Eckzähne (verboten!) ●● Bisswunden, Hautnekrosen: R Rangordnungskämpfe, auch bei R Milchmangel ●● Zähneknirschen: R Schmerzen Bauchdeckenspannung physiologisch: Bauchdecke weich ●● erhöhte Spannung: R Schmerzen im Abdomen (z. B. R Peritonitis). Cave! Schweine äußern Schmerzen nur schwach. ●● aufgekrümmter Rücken: R Schmerzen ●● sichtbare Umfangsvermehrung des Leibes: R Kotabsatzstörungen (z. B. Rektumstenose, R Atresia ani), R Tympanie ●● Auftreibung im Bereich der Rippenbögen: R Magendilatation ●● Nabelabszesse, -hernien, Inguinalhernien ●● Atresia ani, Rektumstenose, Rektumprolaps © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 13 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Verdauungstrakt (Fortsetzung) Adspektion und Palpation Kotbeschaffenheit Norm etwa 25 % Trockenmasse ●● Konsistenz: –– harter Kot (Sekretions- und Motilitätsstörungen): R Fieber, R Peritonitis, Wassermangel R Obstipation R MMA –– dickbreiig bis wässrig: R Enteritis (<25 bis 5 % Trockenmasse) ●● Blutbeimengungen: –– je frischer das Blut, desto weiter kaudal der Eintrag –– Meläna (Kot dunkelbraun, teerartig oder schwarz verfärbt): R Blutungen im Magen oder Dünndarm Farbe durch Verdauung des Blutes (Hämatin) –– schaumig orange: R hämorrhagische Enteritis der Saugferkel ●● Geruch: –– säuerlich: R Störung des Kohlenhydratabbaus R Gärungsprozesse –– faulig: R Störung des Proteinabbaus Diarrhoe ●● osmotische Diarrhoe: Maldigestion, Malabsorption –– Zerstörung der Zottenepithelien: R Rotavirusinfektion R Coronavirusinfektion –– zu schnelle Futterumstellung, Überfütterung (Enzyme und Rezeptoren fehlen) –– schwer verdauliche Futtermittel (z. B. Molke) –– Nährstoffe stehen für Bakterien bereit –– heller, übelriechender Kot mit Nahrungsbestandteilen ●● sekretorische Diarrhoe: Resorptionsumkehr; z. B. R E. coli –– wässrig-dünner Kot, eher fade riechend, kaum Nahrungsbestandteile © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 14 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Harntrakt Vorbericht, Bestandsbesichtigung ●● Hinweise auf Übertragung von Harnwegsinfektionen ●● geringer Tränkewasserverbrauch, hoher Infektionsdruck vom Boden, übermäßige Harnkontakte der Sauen untereinander, vermehrtes Sitzen, Vulvaverletzungen; trockener, geballter Kot („Kamelkot“) ●● Verhalten: Anorexie, Lethargie, Harnabsatzverhalten Adspektion ●● Harngries am ventralen Schamwinkel ●● Tenesmus vesicae = Harnzwang (häufiges und schmerzhaftes Absetzen kleiner Harnmengen): R Blasenentzündung (Zystitis) ●● Strangurie (tropfenweises, schmerzhaftes Absetzen von Harn): R Harnblasen-, Harnröhrensteine, R Urethritis, R Blutung in Niere oder Harnblase, R Blasenruptur, R Peritonitis Spontanharngewinnung beim Auftreiben; Blasenpunktion beim Ferkel Harnuntersuchung physiologisch: gelblich, klar, durchsichtig, dünnflüssig, pH-Wert 5,5 bis 7,5 ●● sehr heller Harn: R vermehrte Wasseraufnahme, R herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit der Nieren ●● dunkelgelber, konzentrierter Harn: häufiger bei R laktierenden Sauen, R mangelnde Trinkwasseraufnahme ●● Proteinurie: Glomerulonephritis Zystitis-Pyelonephritis-Komplex: Hämaturie (Blut), Pyurie (Eiter), Harn dunkel und rötlich mit Flocken und Trübung, hohe Viskosität, pH 8–9 Blutuntersuchung ●● Serumkreatinin und Serumharnstoff © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 15 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Bewegungsapparat Gegen Ende des Untersuchungsgangs, weil Beunruhigung durch Palpation physiologische Werte verändern kann Erkrankungen des Bewegungsapparates wirken sich auf Resistenz und Fruchtbarkeit aus: Schmerz R Kortikosteroide R Abgangsursache bei mind. 50 % der Sauen Klauenprobleme und Osteochondrose von besonderer Bedeutung Unterscheidung Lahmheit (Bewegungsapparat) von Lähmung (Nervensystem) Systematik: von vorn nach hinten, von links nach rechts, von distal nach proximal Mehrere Tiere einbeziehen, um Haupt- und Nebenbefunde differenzieren zu können Haltung stets eng mit einbeziehen, um Ursache zu ermitteln Einzelgelenkserkrankungen von Polyarthritiden differenzieren Untersuchung im Liegen (Sauen) Sauen vorsichtig palpieren Differenzierung zwischen Haut bzw. Unterhaut (Schleimbeutel) und Gelenk ●● Klauen: Winkel zum Boden, Klüfte, Spalten, Veränderungen an Sohle, Ballen, Kronsaum ●● Gelenke: Winkelung, Rötung, Schwellung, Schmerz, Wärme, Verletzung der Haut, Fluktuation Adspektion des stehenden Tieres ●● Winkelung von Klauen und Gelenken ●● Asymmetrien (Rückenlinie) ●● Belastung aller vier Gliedmaßen (physiologisch: gleichmäßig) (R Epiphysiolyse?, R Apophyseolyse?) ●● Unruhiges Trippeln, unvermitteltes Ablegen, Zittern ●● Hundesitzige Stellung ohne Hinweise auf Beteiligung von Respirationstrakt oder Herz-Kreislaufsystem Adspektion im Gang physiologisch: Gliedmaßenführung erfolgt parallel zur Körperachse ●● Nickbewegung des Kopfes (nach unten) im Gang bei Auffußen der gesunden Vordergliedmaße: R Lahmheit ●● Pendelbewegungen der kaudalen Rumpfpartie: R Schmerzen in Hintergliedmaße ●● Hangbeinlahmheit (Schrittlänge verkürzt): R Schmerzen im proximalen Gliedmaßenbereich ●● Stützbeinlahmheit: R Schmerzen in Klauen und distalen Gelenken ●● gemischte Lahmheit Palpation der Gelenke Punktion der Gelenke Diagnostik der Myopathieformen ●● Atrophie, Asymmetrie von Muskelbereichen ●● Blut-Serumuntersuchung: CK-Wert, AST-Wert, CK-AST-Quotient © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 16 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Nervensystem Sensorium Grad der Bewusstseinstrübung: Apathie < Somnolenz < Sopor < Stupor < Koma Störungen der Sensorik (R ZNS-Erkrankungen): ●● Gesichtssinn, Augenbewegungen (z. B. Nystagmus), Gehör und Gleichgewichtssinn (z. B. Kopfschiefhaltung, Kreislaufen) ●● Oberflächen- (z. B. im Zusammenhang mit Paraplegie: R Rückenmarksabszess) und Tiefensensibilität (Propriorezeptoren; z. B. Überkreuzen der Gliedmaßen) ●● Reflexe (z. B. Korneareflex, Lidschlussreflex, Nasenscheidewandreflex, Zwischenklauenreflex, Pannikulusreflex, Analreflex) Motorik Motorische Ausfallserscheinungen ●● Ataxie (Bewegungsinkoordination) ●● Parese (unvollständige Lähmung) ●● Paralyse = Plegie (vollständige Lähmung der motorischen Nerven eines Körperteils) ●● Mono- (eine Gliedmaße), Tetra- (alle Gliedmaßen), Hemi- (eine Seite) und Paraparese / -plegie (nur Hintergliedmaße) ●● Aphonie (Stimmlosigkeit) ●● Dysmetrie (zerebelläre Ataxie) Motorische Reizerscheinungen ●● Klonische Krämpfe (zunehmende Spontanerregung antagonistischer Muskeln; Radfahrbewegungen): –– „Schüttelkrampf“ (z. B. R Ferkelzittern) ●● Tonische Krämpfe (lang andauernde Kontraktion; z. B. R Tetanus): –– Trismus = Kiefersperre –– Opisthotonus = Überstreckung der Rückenmuskulatur („Sternengucker“) Motorische Fehlleistungen ●● Zwangsbewegungen oder Zwangshandlungen Untersuchung ●● Adspektion in fremder Umgebung ●● Test: Sehfähigkeit ●● Test: Stellreflexe ●● Test bei unsauberer Beinstellung: Beugen der Klaue (Propriozeptoren) ●● Haltung: Kopfschiefhaltung, Zittern, Festliegen ●● Gang: Kreislaufen, Ataxie ●● Hinweise auf Traumen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 17 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Geschlechtstrakt Sau Geschlechtsreife mit 5 bis 6 Monaten (140‑180 kg) Zuchtreife mit 7 bis 8 Monaten (nach mindestens einem durchlaufenen Zyklus) Zyklusdauer: 21 Tage; asaisonal polyöstrisch Feststellung des Östrus (Rausche) durch Auslösung des Duldungsreflexes: Flankengriff, Stütz- und Reitprobe in Anwesenheit eines geschlechtsreifen Ebers Dauer des Östrus ●● Altsauen: etwa 48 bis 72 Stunden ●● Jungsauen: etwa 36 bis 48 Stunden ●● Ovulation: stets zu Beginn des letzten Drittels der Brunst Trächtigkeitsuntersuchung: Sonografie transkutan nach Positionierung des Schallkopfes an der Bauchwand in Kniefaltenhöhe etwa 21 Tage nach der letzten Besamung; Wiederholung nach weiteren 3 Wochen Vulva ●● Lage und Schluss der Vulva ●● Proöstrus: Vulva hyperämisch, ödematisiert; Vaginalschleimhaut hyperämisch, spiegelnd feucht mit klarem Sekret ●● Östrus: Rötung und Schwellung der Vulva rückläufig; Vaginalsekret nimmt ab R klebrige Konsistenz ●● Verletzungen, Schwellungen ●● Sekretkrusten (Ausfluss): z. B. R Metritis durch E. coli verursacht Gesäuge ●● Anzahl, Größe und Farbe der Mammarkomplexe ●● Anzahl, Ausbildung, Lokalisation und Aussehen der Zitzen und deren Umgebung (mind. 14 Zitzen, Durchschnitt 16) ●● Abweichungen (z. B. Stülpzitzen) ●● Palpation: Konsistenz, Verschieblichkeit der Haut, vermehrte Wärme und Schmerzhaftigkeit (z. B. R Mastitis), Schwellungen (z. B. R Gesäugeaktinomykose) ●● Verletzungen (z. B. Zitzenabrisse bei Sauen, Bissverletzungen durch Ferkel, abgescheuerte Zitzen bei Ferkeln) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 18 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Spezieller Untersuchungsgang – Geschlechtstrakt (Fortsetzung) Eber Andrologische Untersuchung zur Einschätzung der Zeugungsfähigkeit (Potentia generandi) und Begattungsfähigkeit (Potentia coeundi) Äußere Untersuchung der Geschlechtsorgane Adspektion ●● Skrotum, Hoden und Nebenhoden ●● Vorhandensein beider Hoden ●● Größe, Lage, Symmetrie, Farbe der Haut des Skrotums ●● Veränderungen (z. B. Umfangsvermehrungen, Verletzungen, Rötungen) ●● Präputium einschließlich Diverticulum praeputiale Palpation ●● Größe, Konsistenz, Symmetrie, Schmerzhaftigkeit von Hoden (physiologisch: prall-elastisch) und Nebenhoden (Nebenhodenschwänze an den kaudodorsalen und Nebenhodenköpfe an den kranioventralen Polen der Hoden sind insbesondere bei älteren Tiere nicht immer palpatorisch zugänglich) ●● Haut des Skrotums ●● Verschieblichkeit des Hodens innerhalb des Skrotums und des Processus vaginalis (chronische Entzündungen: nicht verschieblich) ●● Präputium (physiologisch: weich und gut durchtastbar; auch digitale Kontrolle des Diverticulum praeputiale möglich) Prüfung des Paarungsverhaltens Reflexkette des Ebers; am besten an rauschiger Sau 1.Vorspiel (Dauer: etwa 5 bis 10 Minuten) 2.Aufsprung auf die Sau, Umklammerung, vollständige Versteifung des Penis, vollständiges Ausschachten des Penis, Einführung in den Geschlechtstrakt der Sau (Dauer: etwa 1 Minute) 3.Kopulation (Dauer: etwa 30 Minuten) 4.Ejakulation (bei Eber biphasisch; Dauer: etwa 5 Minuten) 5.Absprung Samengewinnung adspektorische und palpatorische Untersuchung des Penis beim Deckakt möglich 1.Erfassen des Penis mit behandschuhter Hand beim Aufsprung 2.Penis leicht nach unten ablenken 3.Ejakulat in einem mit Gaze bespannten Gefäß auffangen (Abtrennung des stark viskösen Sekrets der Bulbourethraldrüsen) Eine Abkühlung des Ejakulats bis zur spermatologischen Untersuchung ist zu vermeiden © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 19 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Umgang mit Schweinen und Zwangsmaßnahmen Schweine sind weitgehend harmlose und sehr neugierige Tiere ●● Ruhige Kontaktaufnahme; kein Scheuchen oder Schlagen, kein Elektrotreiber ●● Rückenkraulen beruhigt; Hals- und Schulter tätscheln wird dagegen als Aggression verstanden ●● Gefahr kann von älteren Ebern (Schlagen) und ferkelführenden Sauen (Beißen) ausgehen ●● Vorsichtiges Lenken und Leiten sowie leichte Fixation mit dem Treibbrett ●● Kleine Ferkel werden an den Hintergliedmaßen oder an Ohren und Hintergliedmaßen aufgenommen ●● Zugreifen im Brustbereich löst bei Ferkeln den Fluchtreflex aus ●● Präzise Fixation mit Hilfe einer Oberkieferschlinge verkürzt den notwendigen Eingriff © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 20 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Applikation von Arzneimitteln ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● Injektion in kleinem Maßstab R anorektische Tiere; R Narkose, R exakte Dosierung –– Länge der Kanüle: 12 mm (i.m. beim Saugferkel) bis 150 mm (i.v. bei großrahmiger Sau) –– intramuskuläre Injektion (i.m.): senkrechter Einstich im Nacken, seitlich zwischen Ohrgrund, Schulter und Speicheldrüse –– subkutane Injektion (s. c.): gleicher Einstichort wie i.m., aber senkrecht nach distal, hinter die Haut einstechen oder in die Kniefalte –– intravenöse Injektion (i. v.): R Medikamente mit starker Gewebereizung, R Bedarf der Steuerung (z. B. Barbituratnarkose) Ort: Ohrvenen nach vorheriger Stauung; möglichst distal beginnen; Ohrvenenkatheter und Braunülen an der Ohrhaut mit einem Heft fixieren Perorale Applikation (Futter / Trinkwasser) –– Tiere als ganze Gruppe, eventuell über mehrere Tage wiederholt; die richtige Dosis muss bei den Einzeltieren ankommen! –– Doser für Ferkel zur oralen Einzeltherapie Perkutane Applikation: selten, z. B. spot on zwischen die Schulterblätter Intranasale Applikation (z. B. Impfung) Intrakardiale Injektion: evtl. R Euthanasie nach vorhergehender Narkose Intratestikuläre Injektion: schmerzhaft, wird kaum noch angewandt Extradurale, subdurale Injektion: R Anästhesie © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 21 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Probenentnahme Bei lebenden Tieren zu diagnostischen Zwecken ist eine genaue Indikation notwendig Vorbereitung: Probengefäße mit Aufschrift, Tieridentifikation, Probenart, Tierarzt, Datum Ein geeignetes Transportmedium sichert das Überleben der Mikroorganismen Wichtig: saubere Entnahme, sorgfältiger Verschluss, sichere Verpackung, Begleitschreiben (Vorbericht, gewünschte Untersuchung) Kotprobe ●● Mit behandschuhtem Finger oder sterilem Tupfer direkt rektal entnommen (sichert Überleben der Erreger) Tupferprobe ●● Hautwundentupfer: R bakteriologische Untersuchung und Resistenztest ●● Nasentupfer: 1. Fixation mit Oberkieferschlinge; 2. Reinigung der Nase mit sterilem Tupfer; 3. Probentupfer unter leichten Drehbewegungen zunächst nach dorso-medio-kaudal einführen, dann vorsichtig unter leichten Drehbewegungen in Richtung Siebbein vorschieben Hautgeschabsel Stets am Übergang zwischen veränderter und gesunder Haut entnehmen und mit einem scharfen Löffel bis zum Corium durchziehen (Blut) Lungenspülprobe = Bronchoalveoläre Lavage (BAL) Diagnostik von Lungeninfektionserregern am lebenden, narkotisierten Schwein Durchführung: 1.Standardnarkose mit 2 mg/kg KM Azaperon (Stresnil®) und 15 mg/kg KM Ketamin (Ursotamin®), beides als Einzelapplikation i.m.; 2.narkotisierte Schweine auf Treibbrett in Bauchlage fixieren, Oberkiefer mit Mullbinden-Schlinge fixieren R gerade Rückenlinie; 3. Zunge vorlagern, Laryngoskop einführen, Stimmritze darstellen; 4. sterilen Absaugkatheter unter Sicht in die Trachea bis in die Bronchien einführen; 5. 15 ml sterile, isotonische Kochsalzlösung einspülen, mind. 5 ml zurückgewinnen (BALF) R mikrobiologische und molekulargenetische Untersuchung Blutprobe ●● Fixation größerer Ferkel und älterer Schweine mit Oberkieferschlinge ●● Vena jugularis: 40 mm lange Kanüle; Einstich unteres Halsdrittel ●● Vena cava cranialis: Drei-Finger-Regel; 75 mm (Mastschwein) bis 150 mm (große Sau) lange Kanüle; Einstich Drosselrinne Richtung Herz ●● Kleinere Ferkel: Rückenlage, Kopf überstreckt, Vordergliedmaßen nach kaudal gezogen; 40 mm lange Kanüle; Einstich neben Manubrium sterni vor erster Rippe Harnprobe ●● Spontanharn ●● Kleine Ferkel: Punktion der Blase durch die Bauchhöhle ●● Sauen: Mittelstrahlharn: (Niere + Blase), Endstrahlharn (Blasenboden) Uterustupferprobe ●● Röhrenspekulum nach Götze plus Zervixtupfer nach Kilian © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Entzündung, Allgemeinbefinden und Leistung Infektionen: Lunge, Darm, Gesäuge Urogenitaltrakt, Gelenke, Haut usw. Freisetzung: Erreger + Bestandteile Überfütterung, Futterumstellung Koprostase, Futterverderb usw. Pathogen-assoziierte molekulare Muster (PAMPs) (ssDNA, dsRNA, Zellwandbestandteile usw.) Blut + N. Vagus Zytokine -TNFα -IL1 IL-R Genexpressionskaskade COX 2 – Mykotoxine Stress glatte Muskulatur Endothelien: Tonus F Permeabilität F Darm: Tonus f PGE Makrophagen Immunsystem: Aktivierung Potenzierung Chemotaxis Exozytose Nervenenden Nozizeptoren: Hyperästhesie Vagus: afferente Fasern PGR Nervus vagus lokale Zielgewebe Makrophagen TLR-Sortiment q Aktivierung + Abstimmung der Abwehr an Erregertyp PGE2 R PGR ILR r PGE2 Endothelzellen der zirkumventrikulären Organe } Medulla oblongata ZNS Sinn Limbisches System Area praeoptica Fieber Temperatur F Verfügbarkeit von Metallen f Erregervermehrung f Folgen 22 krankheitsspezifisches Empfinden/ Verhalten „sickness“ Energieeinsparung Schmerzen Leiden Leptin Inappetenz/ Anorexie Nährstoffzufuhr für Darmkeime f osmotische Wirkung im Darm f Nucleus paraventricularis HT-HP-Achse ACTH q Kortison q Abwehr f TSH qThyroxine q Energie qTemperatur F GHRH qWachstum f IGF1+2 qWachstum f kataboler Stoffwechsel Energiebereitstellung für Abwehr verminderte Zunahmen, Milchproduktion, Wurfgewichte usw. HT = Hypothalamus; HP = Hypophyse; IGF = Insulinlike Growth Factor, ss = einzelsträngige DNA; ds = doppelsträngige DNA © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 23 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Allgemeinerkrankungen und Tierseuchen Anzeigepflicht Meldepflicht Keine Anzeige- oder Meldepflicht Klassische Schweinepest Salmonellose PCVD (Circo-assoziierte Krankheit) Afrikanische Schweinepest Schweinepocken Aujeszkysche Krankheit TGE Maul- und Klauenseuche Leptospirose Rotlauf Streptococcus suis vesikuläre Schweinekrankheit Stomatitis vesicularis Haemophilus parasuis Glässersche Krankheit Listeriose Brucellose Toxoplasmose Milzbrand Tuberkulose Tollwut Echinokokkose weiß hinterlegt: Krankheit derzeit ohne besondere Relevanz © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 24 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Klassische Schweinepest Anzeigepflichtige Seuche! Pestivirus; Ausbreitung bei atypischem Verlauf; Haus- und Wildschwein (Reservoir) gleiche Viruspopulation Verlausformen: atypisch >> chronisch >> akut; kongenital abhängig von Virulenz, Alter der Tiere, Infektionsdruck, … Zielzellen: Makrophagen Endothelzellen Lymphozyten Immunsuppression Zytokinsturm Sekundärerreger bestimmen Klinik Kümmern Schock Tod chronisch Thrombozyten Petechien Blutungen DIC Leukopenie Fieber, Lethargie Thrombozytopenie heute: überwiegende Form akut seltene Form Sektion: nicht-eitrige Meningoenzephalitis (perivaskuläre mononukleäre Infiltrationen), Milzrandinfarkte, degenerative Gefäßveränderungen, Verlust lymphatischen Gewebes, Boutons Bestand 1. Aborte (> 2,5 %); SMEDI 2. Umrauscher (> 20 %) 3. vermehrt Fieber > 40,5 °C 4. vermehrt Kümmerer 5. vermehrt Todesfälle (SHHygVO) Diagnostik Verdacht: Anzeige; weiterführende Untersuchungen; Serologie + Virusnachweis; Zellkulturtest, PCR; Früherkennung; trace back Therapie- und Impfverbot Ausnahme: Wildschweineimpfung Bekämpfung Tierseuchenfrühwarnsystem, SHHygVO; Minimierung der Hochrisikoperiode; Keulung Bestand u. Kontaktbetriebe; Sperrgebiet, Überwachungszone © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 25 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Afrikanische Schweinepest Anzeigepflichtige Seuche! Asfivirus; hohe Tenazität: Monate in Kot, Blut/Serum, Fleischprodukten; endemisch auf Sardinien Afrika: geschlossener Zyklus Schwein – Lederzecke Hochvirulenter Stamm aus Russland: EU-Grenzen überschritten; Übertragung durch Blut, Speiseabfälle, illegale Kadaverentsorgung q Eintrag in Wildschweinpopulationen Pathogenese/Klinik: Zielzellen sind retikulo-endotheliales System Thrombozyten Endothelzellen Makrophagen Immunsuppression Zytokinsturm Hämorrhagien DIC Sekundärerreger bestimmen Klinik Hämolytische Anämie Ödeme Lungenödem Lethargie Fieber Zyanose Akren Erythrozyten Schock Tod chronisch: fibrinöse Perikarditis, Pneumonie hämorrhagische Diarrhoe Sektion: Hämorrhagien, Nekrosen der lymphatischen Gewebe, Milz vergrößert, Randinfarkte, degenerative Gefäßveränderungen Diagnostik Verdacht: Anzeige; weiterführende Untersuchungen: Realtime-PCR, Zellkulturtest, Immunhistologie, Hämadsorptionstest, Serologie Bekämpfung Tierseuchenfrühwarnsystem, SHHygVO; Keulung Bestand u. Kontaktbetriebe; Sperrgebiet, Überwachungszone; kein Impfstoff verfügbar; Abschirmung der Bestände Biosecurity Derzeit hohes Risiko der Einschleppung aus dem Osten q Vorsicht: Speiseabfälle, Personenverkehr (Schlacht- und Betriebshelfer, Schweinetransporter auf dem Rückweg, Jagdtourismus) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 26 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Aujeszkysche Krankheit Anzeigepflichtige Seuche! Schwein als einziger natürlicher Wirt; tödlich für Wiederkäuer und Fleischfresser (Pseudowut) Reservoir: Wildschwein; Haus- und Wildschwein getrennte Viruspopulationen Suides Herpesvirus 1 qLatenz! Pathogenese: Erstvermehrung in lymphoretikulären Organen jüngere Tiere ältere Tiere neurogene Ausbreitung sensorische Ganglien- und Gliazellen lympho-hämatogene Ausbreitung Makrophagen Klinik Ataxien, Paralysen, tonisch-klonische Krämpfe (Speicheln, Zwangsseitenlage, Ruderbewegungen, Opisthotonus), gestörtes Sensorium Immunsuppression, respiratorische Störungen, Niesen, Nasenausfluss, Husten, Dyspnoe, Sekundärerreger Bestand hohes Fieber, Anorexie, „sickness behaviour“ 1. Aborte (Plazentitis/Endometritis, direkte Schädigung Foeten) 2. neurologische Symptome junger Ferkel, hohe Verluste 3. Ältere Ferkel + Mast: respiratorische ersetzen neurologische Symptome 4. ältere Schweine: subklinisch Diagnostik nicht-eitrige Meningoenzephalitis (perivaskuläre mononukleäre Infiltrationen, hartnäckige respirat. Störungen, Ataxie, Krämpfe, Aborte, Ferkelsterblichkeit q Ausschlussuntersuchung Serologie: ab Tag 10 p. i. Virusnachweis (Zytopathogenität + IFZ) Bekämpfung Deutschland seit 2003 AK-freie Region (RL 97/12 EU) Lückenlose Bestandskontrolle im Rahmen SHHygVO Monitoring: 8–14 Stichproben je Mastbetrieb, 20–30 Stichproben je Zuchtbetrieb Absolutes Impfverbot, Keulung im Ausbruchsfall! IFZ: Immunfluoreszenz © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 27 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Maul- und Klauenseuche Extreme Kontagiosität und Ausbreitungstendenz q gefährlichste Seuche für Klauentiere Verdacht q Anzeigepflicht Picorna Virus, 7 Serotypen (O, A, C, Asia, SAT I-III) Tenazität: jahrelang in Gefrierfleisch, Monate in Jauche, Erde Impfverbot wegen Verschleierungsgefahr Verbreitung: Speiseabfälle (Afrika und Asien endemisch!) oro-nasale Aufnahme q Primäraphte Nasen-Rachenraum Virämie q Ansiedlung im Str. spinosum kutaner Schleimhaut und unbehaarter Epidermis Aphten an Kronsaum, Ballen, Zitzen + Myokardnekrosen der Saugferkel (Tigerherz) Hohe Saugferkelsterblichkeit in Zuchtherden (Zitzen schmerzhaft q Verhungern; Tigerherz) Seuchenhafte Stützbeinlahmheit + Festliegen + Ausschuhen Klinik Inkubationszeit: 2 Tage Tag 1: Erytheme q Tag 2: Blasendecken grauweiß q Tag 3/4: Platzen der Aphten q massive Erregerausscheidung hochrotes Korium sichtbar q ab Tag 7: Heilung (theoretisch) Diagnostik Aphtenmaterial zum Friedrich-Löffler-Institut; alle vesikulären Erkrankungen werden gleich behandelt DD: Se-Vergiftung, Panaritium, Verätzung, Staph. hyicus Bekämpfung Verdacht verpflichtet zur sofortigen Anzeige! Sperrung Betrieb + Nachbarbetriebe + Kontaktbetriebe Absoluter Stillstand Personen und Fahrzeugverkehr Sperrgebiet 3 km, Beobachtungsgebiet 10 km, Schutzzone 20 km © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 28 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Salmonellen – Salmonellose Enterobacteriaceae; Gram-negativ; hohe Tenazität, subklinische Dauerausscheider, Vektoren; ~ 3000 Serotypen Salmonellose des Schweins (Meldepflicht!) insbes. S. choleraesuis S. typhimurium Zoonose Lebensmittelhygiene fast alle mind. 106 Keime + Resistenzschwäche Makrophagen Enterozyten ●● SPI1: Intrazelluläre Ansiedlung ●● SPI2: Verhindert Phagolysosom LPS q Interleukinsturm + PGE ●● intermittierende Ausscheidung Wirksamkeit AB Dauerausscheider LPS q PGE Enterotoxine Septikämie ●● hohes Fieber, Anorexie, matt, Kümmerer ●● Husten + Dyspnoe ●● Diarrhoe, teilw. blutig ●● lebensschwache Ferkel ●● Aborte ●● Zyanose, DIC ●● Schock, Tod – Petechien, Glomerulonephritis – Milz-, Lnn-Schwellung – Leberzellnekrosen, Rektumstriktur Diagnostik BU mit Resistenztest, Serologie; Eintragsquelle ermitteln; Umgebungsproben … Enterokolitis ●● sekretorische Diarrhoe ●● inflammatorische Diarrhoe – Hämorrhagien, Nekrosen – Boutons Therapie (nur akute Fälle) ●● Ceftiofur ●● Enrofloxacin ●● CAVE: Multiresistenz DT 104 Bekämpfung Fütterung anpassen, Hygiene, orale Immunisierung (IgA) ●● ~ 5 % aller Schweine Schweine-Salmonellen VO: Monitoring ●● Kategorie I: 0–20 % ●● Kategorie II: 20–40 % ●● Kategorie III: > 40 % © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 29 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand PCVD PCV2-Diseases: Zusammenfassung von Erkrankungen unter Beteiligung von PCV2 (Porcines Circovirus Typ 2) und des lymphatischen Systems kleinstes Schweinepathogen; weltweit und ubiquitär verbreitet Orale Aufnahme q rasche Ausbreitung gesamter Körper q entgehen Abwehr Zielzellen: Lymphozyten; zunächst keine Erkrankung, später Zerstörung Makrophagen t Erreger, Impfung, LPS (Hygiene!) aktivieren Lymphozyten q Coaktivierung PCV2 Zelllyse und Virusfreisetzung q Lymphozytopenie Zelldetritus q Anlocken und Aktivieren von Makrophagen q Histiozytose Betroffenes Organsystem je nach Aktivierung q Variabilität des PCVD (Lunge, Darm, Niere … q Vollbild (mehrere Organsysteme): PMWS (Postweaning Multisystemic Wasting Syndrome) Erkrankung Verlegung der Difussionswege q functio laesa Klinik Im Bestand überwiegen Störungen des Respirationstraktes häufig vermehrt Kümmerer (Wasting), blasse Tiere, Diarrhoe, Anfälligkeit Fertilitätsstörungen; Auch wirtschaftlich bedeutsame, subklinische Infektionen Diagnostik Klinischer Verdacht; Sektion: generalisierte Lymphadenitis, granulomatöse Entzündung, Pathohistologie als Goldstandard: Lymphozytopenie, Histiozytose, Riesenzellen, Einschlusskörperchen quantitative PCR: ab 106 DNA-Partikel/ml Serum = Replikation angelaufen q PCVD Bekämpfung = Hygiene + Impfung Aktivierung des Immunsystems während sensibler Phase verhindern: jetzt keine Impfung; Hygiene, Rein-Raus, kein Mischen von Altersklassen, Belegungsdichte, Lüftung; Coinfektionen bekämpfen (PRRSV, PPV, M.hyo) Virämische Sauen identifizieren und abschaffen (Reservoir + immuntolerante Ferkel); Kolostrumversorgung (Jungsauen, Milchmangel) Impfung Sauenimpfung: bei Problemen mit Fruchtbarkeit, Neugeborenen, Saugferkeln Ferkelimpfung: bei PCVD im späten Flatdeck und Mast (Standard) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 30 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand PDNS Porzines Dermatitis und Nephropathie Syndrom = Immunkomplex-vermittelte Gefäßerkrankung und Glomerulopathie; häufig bei PCV2-Infektion, aber auch durch Streptokokken, PRRS usw. auslösbar Pathogenese chronische Freisetzung geringer Erregermengen ins Blut q Einzelantigen bindet zahlreiche Antikörper; keine Vernetzung möglich. Ablagerung an Endothelien + Glomerula q Komplementreaktion q Vaskulitis mit Petechien, DIC, Thromben + Glomerulonephritis (Nierenversagen, hohe Mortalität) Differenzialdiagnose zu KSP würde dem klassischen Verlauf der KSP entsprechen (= hochvirulentes KSPV = mehrere Schweine betroffen) Bei PDNS: nur Einzeltiere; kein hochgradiges Fieber Beginn im Perinealbereich Sektion systemische nekrotisierende Gefäßentzündung, petechiale Blutungen, Milzrandinfarkte, Glomerulonephritis, Lymphknoten: blutig infiltriert und umfangsvermehrt Diagnostik Einzeltiere; Lage der Hautveränderungen; Ausschluss der KSP; evtl. Hinweise auf PCVD Bekämpfung geht mit PCV2-Impfung deutlich zurück © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 31 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Rotlauf Erysipelothrix rhusiopathiae; grampositives Stäbchen mit Kapsel Reservoir Schafe/Geflügel q Ausläufe/Erde, hohe Tenazität Tonsillen gesunder Schweine (50%) Infektion Antikörper nein (selten) Rotlaufseptikämie (Name) perakut; hohes Fieber, Erytheme, Aborte steifer Gang, Todesfälle Milz-, Lnn-Schwellung Glomerulonephritis Milzrandinfarkte Petechien wenige ja (meist) geschützt Backsteinblattern akut/subakut hohes Fieber, Anorexie matt, steifer Gang Therapie 30 Mega Penicillin (2-3 d) 500 ppm Amoxicillin Behandlung (Penicillin) nein ja Erholung in 12 bis 24 h Chronische Formen Herzklappenrotlauf Tachycardie, Hypoxie, Zyanose Blässe, Dyspnoe, Tachypnoe, Herzgeräusche fibrinöse Endocarditis Blumenkohlherzklappen Endocarditis valvularis Gelenksrotlauf Lahmheit, Synovialitis Ankylosen, Umfangsvermehrung Knorpelabbau serofibrinöse, zellreiche, rötliche Synovia Fibrose, Spondylitis Pathogenese Orale, cutane, enterale Aufnahme Neuraminidase + Kapsel = Anheftung + Phagozytoseschutz q Endothelschäden (Haut und Synovialmembranen) q Fibrinaustritt q Koagulopathie, DIC q Hämorrhagien, Fibrin q BiGe-Zubildung (Herzklappen, Gelenke) Ag-Expression in Knorpelzellen q Knorpelabbau durch Immunsystem Diagnostik BU: Blut, Gelenke, Organe, gepaarte Serumproben Prophylaxe Standardimpfung für Sauen! Kombi mit Parvo! © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 32 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Streptococcus suis Weit verbreiteter grampositiver Erreger mit extrem hoher Variabilität. Betrifft v. a. Absatzferkel; hohes Zoonosepotenzial Eitrige Entzündungen seröser Häute wichtigste Ursache für Meningoenzephalitis beim Schwein Endocarditis valvularis und Perikarditis abszedierende Pneumonien (20 %) und Arthritiden Ubiquitär und enzootisch; symptomlose Sauen als Träger oberer Respirationstrakt (Tonsillen) q oro-nasale Übertragung Verdauungstrakt q Erregerausscheidung Geschlechtstrakt q Ferkel infizieren sich schon intra partum Aber: nur 5 % der Ferkel erkranken (Faktorenkrankheit) Prädisponierend sind Verletzungen (Haut und Schleimhäute) Rangordnungskämpfe Beißereien und Abschürfungen Karpalgelenke t Milchmangel zu rauer Boden (Dampfstrahler) q Omphalitis unsaubere Zootechnik (Kanülen, Kastration, Kupieren, Zähne) ●● ●● ●● Pathogenese Kapsel q Phagozytoseschutz + Variabilität Makrophagen als Trojanisches Pferd q Blut-Hirn-Schranke Enzymausstattung q Endothelpassage + Schutz vor Neutrophilen Klinik perakute Todesfälle möglich; Pneumonien Septikämien mit Petechien und Fieber bis 42 °C (DD: KSP) Meningoenzephalitis: Ataxien q Zwangsseitenlage, Ruderbewegungen, Nystagmus, Opisthotonus Otitis media: Kopfschiefhalten, Kreislaufen Diagnostik Eitrige Entzündungen versch. seröser Häute Erregerisolation aus Liquor, Ventrikeltupfer q BU Bekämpfung Isolate sammeln für bestandsspezifische Vakzine Vermeidung von Verletzungen, Antikörperversorgung, Hygiene © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 33 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Haemophilus parasuis: Pneumonie vs. Glässersche Krankheit Ubiquitär verbreiteter gramnegativer Keim, regelmäßig Kommensale oberer Respirationstrakt; Familie Pasteurellaceae; 15 nicht kreuzimmune Serotypen Infektion der Saugferkel an Sau (nasal) Vollbild der Glässerschen Krankheit q generalisierte Form Besiedlung ohne Erkrankung nein t maternale Antikörper q ja unzureichend fibrinöse Bronchopneumonie Fibrinöse Entzündung seröser Häute r Fibrinausschwitzung - Pleuritis, Peritonitis, Pericarditis, Polyarthritis, Meningitis ●● ●● ●● Kapsel q Schutz vor Phagozytose Neuraminidase q Oberflächenmodifikation Überstehen Phagozytose durch Makrophagen Immunevasion LOS q Entzündungskaskade q Krankheitspotenzierung Steigerung der Gefäßpermeabilität ●● ●● ●● ●● ●● ●● Klinik, Sektion Anorexie, Apathie, Fieber, Körperschmerzen flache Atmung, Niesen, Husten, Dyspnoe, Pleuritis Perikarditis, Reibegeräusche Lahmheit, Arthritiden Ataxie, Zwangsseitenlage, Opisthotonus Verdauungsstörungen durch Darmverklebung ●● ●● Durchdringen der Blut-Hirn-Schranke Diagnostik fibrinöse Entzündungen versch. seröser Häute; Erregerisolation/PCR aus ZNS (Liquor), Gelenken, Serosa; steril! Bekämpfung frühe Therapie + Metaphylaxe: Amoxicillin (Resistenztest) + Dexamethason; Impfung gegen Serotyp 4/5 (Zoetis, MSD) Bestandsimmunität! Jungsauenein gliederung, Stress vermeiden! LOS = Lipooligosaccharide © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 34 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Erkrankungen der Haut entzündlich/ immunologisch Thrombo zytopenische Purpura unklare Genese Dermatitis ulcerosa Allergien PDNS Rotlauf Pityriasis rosea angeboren Epitheliogenesis imperfecta Ernährung Parakeratose Biotinmangel Haltung Bissverletzungen Sonnenbrand Verätzung Ab schürfungen bakteriell Abszesse Exsudative Epidermitis Streptococcus suis Septikämien MKS … Schweinepocken Schweinepest Sarcoptes suis Schweinelaus Stomoxys calcitrans viral parasitär Pilze Zwergfadenwurm Pilzerkrankungen weiß hinterlegt: Krankheit ohne größere Relevanz © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Techno pathien Demodex suis 35 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Räude (Sarcoptes scabiei var. suis) Grabmilbe des Schweines; Übertragung von Tier zu Tier; Tenazität bis zu 2 Wochen (kühle, feuchte Ställe, Holz) Schadwirkung durch Stress, Unruhe, Juckreiz q Mastleistung, Milchleistung, Aufzuchtleistung reduziert Paarung auf Hautoberfläche, Weibchen graben ins Str. granulosum q Eiablage q Schlupf nach 2 bis 4 Tagen q zwei saugende Nymphenstadien q 14 (m) bis 21 (w) Tage: erneute Paarung Akute Phase Erythem um Bohrgang q Exsudation q Kruste q Papel, Pusteln; Eier, Exkremente, Speichel stark immunogen q nach 2 Wochen IgE (Allergie) q hypersensitive Phase q starker Juckreiz günstig t Haltung und Resistenzlage q ungünstig Subklinische Phase Borken höchstens im äußeren Gehörgang heute vorherrschend ●● ●● ●● ●● Chronische Phase Hyper- und Parakeratose q Borken Juckreiz verschwindet Diagnostik Milbennachweis aus Hautgeschabsel (Übergang gesund/verändert, bis Blut austritt) q KOH-Verdauung, nur 35%ige Sensitivität q Probenzahl anpassen Serologie (Ak 4 Wo bis 12 Mo), 95%ige Sensitivität Betrieb: Kratzindex (30 Sauen, 15 Minuten: Kratzen/Sau < 0,5 unverdächtig) Bekämpfung 2 x pro Jahr Avermectine; Sanierung: alle Schweine 2 x behandeln, überbrückt Tenazitätsdauer m: Männchen, w: Weibchen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 36 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Ferkelruß (Exsudative Epidermitis) Staphylococcus hyicus ●● weit verbreitet; Haut und Schleimhäute gesunder Sauen ●● 8 Serotypen geringer Kreuzimmunität, Virulenzunterschiede ●● Virulenzfaktoren ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● Immunologische Lücken: Jungsauen, Milchmangel Einzelabteile in Großbetrieben Hautverletzungen (Rangkämpfe) Infektion + Erkrankung Kapsel, Katalase, Aggregation, Ak-Verdauung q Phagozytoseschutz Fibronectin-bindendes Protein q Adhäsion Exfoliatives Toxin q Ausbreitung in der Epidermis q Separation Str. germinativum / Str. corneum hgrd. Befall q Blutbahn q Epithelexfoliation: Niere, Harnleiter, Gehirn q Todesfälle Klinik Beginn: kleine rötliche Papeln im Kopfbereich q Pusteln, Vesikel ●● generalisierte Form (Saugferkel): –– abgestoßenes Epithel und Exsudat gesamte Körperoberfläche Verklebung mit Staub q Ruß –– Haut hgrd. entzündet, krustig, rissig, parakeratotisch verdickt; Ballen Hornablösung; Krustenablösung mit Substanzverlust –– Fieber, Anorexie, Dehydratation q Todesfälle –– Nierenschäden (exfoliatives Toxin) q Todesfälle ●● lokale Form (ältere Tiere): milder Verlauf, Einzeltiere, Hinweis auf entstehende Immunlücke Diagnostik typische Hautveränderungen + Erregernachweis aus entzündlicher Haut unter Krusten Bekämpfung Toxinwirkung nicht behebbar q hochgradige Läsionen infaust q rechtzeitige, metaphylaktische Antibiotika-Gabe; Resistenzen und Wirkspiegel als Probleme; Benzylpenizillin; Kortikosteroide und Desinfektionssprays; Mittel der Wahl: Vakzination (bestandsspezifisch; virulenter Stamm) Wiederaufflackern Hinweis auf neue Serotypen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 37 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems Mykoplasmen, Streptokokken Staphylokokken, Salmonellen Ausbreitung Perikarditis Haemophilus Actinobacillus Pasteurellen Septikämie Anämie Pneumonie Sauerstoffmangel Druckanstieg Cor pulmonale mechanische Behinderung oxidativer Schaden Myokarditis z. B. MKS, PCV2, HEV Herzmuskelnekrose Endokarditis S. suis Erysipelothrix Arcanobakterien Staphylokokken Hypertrophie Klappen -insuffizienz -stenose Herzinsuffizienz q Herzminutenvolumen f metabolische Azidose DIC kardiogen Sepsis generalisierte Entzündung Zunahme Gefäßvolumen Endotoxine Stress Traumen ZNS vasogen Stress ß-Rezeptoren Schock hypovolämisch Belastungsmyopathie Volumenmangel Tod Elektrolytverschiebung Hyperkalämie Hypokalzämie Niereninsuffizienz schwere Diarrhoe HEV = Hämagglutinierendes Enzephalomyokarditis-Virus © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Anämieformen Eiweißmangel (Kupfermangel) Resorptions- und Synthese-Störungen (z.B. PCVD, Niereninsuffizienz) Fehlerhafte Eisensubstitution ●● physiologische Fe-Quelle (Erde) fehlt ●● geringe Reserven ●● Milch: 1 mg/l (/d) ●● hoher Tagesbedarf (10 mg) (Wachstum q Myoglobin) Verbrauch: Nematoden, Katabolismus: IL-1, TNFα Magengeschwür Hyostrongylus APP PIA Dysenterie Trichuris, Infektionskrankheiten/Entzündung M.suis Intoxikation: Dicumarol maternale Ak vs. paternale Thromb.-Ag (Thrombozytopenische Purpura) PDNS KSP ASP (Lyse) Erosion Thrombozytopenie DIC Anheftung Verformung der Erythrozyten vorzeitiger Abbau in der Milz 38 Endothelschäden q Sickerblutungen EisenmangelAnämie Hypoplastische Anämie Hämorrhagische Anämie Hämolytische Anämie Gewebshypoxie q Metabolische Azidose q Schwäche, Leistungseinbuße, Kümmerer, Dyspnoe, Tachypnoe, Blässe, Hkt < 33 l/l ●● ●● Diagnostik MCHC < 300 g/l Mikrozyten, Polychromasie, Poikilo-, Anisozytose Blut aus Fieberphase: lackfarben; Kälteagglutination, Hkt < 10–20 l/l Serum hämolytisch/ ikterisch Erreger: Fluoreszenzmikr., PCR Grundkrankheit identifizieren Grundkrankheit bekämpfen Vitamin K1, Fe-Dextran Bekämpfung spätestens bis 3. Lebenstag 200 mg Fe-Dextran i.m. oder s.c. Therapie und Metaphylaxe: Langzeit-Tetrazykline; Fe-Dextran MCHC = Mean Cellular Heamoglobine Concentration © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 39 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Erkrankungen des Respirationstraktes entzündlich/ immunologisch Allergien Ernährung maternale Antikörper Haltung Lüftungsfehler viral Influenza Futterstaub Stress Haltungsdichte, Belegungsart, Luftqualität Stressoren, Funktionstrennung PRRS PCVD Schweinepest Aujeszkysche Krankheit PRDC bakteriell parasitär Enzootische Pneumonie Rhinitis atrophicans Haemophilus parasuis Chlamydien Mycoplasma hyopneumoniae Pasteurellen und Bordetellen Streptococcus suis A. pleuropneumoniae Lungenwürmer Ascaris suum Zwergfadenwurm weiß hinterlegt: Krankheit ohne größere Relevanz © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 PRCV 40 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand PRRS RNA-Virus (Arteriviridae) q 2 Stämme (US/EU) jeweils hohe Variabilität q tausende Genotypen Impfvirus/Kreuzimmunität? Affinität zu: Embryonen Plazentagefäße aktivierten Lungenmakrophagen Spätaborte vermehrt Umrauschen Klinisches Bild: In Abhängigkeit von Umweltbelastung: LPS, Keime Originär: wenige Symptome: Konjunktivitis, Niesen, interstitielle Pneumonie Hohe Vorbelastung + Sekundärerreger: Husten, Dyspnoe, Fieber Immunevasion führt zu ausgeprägter Virämie und Persistenz q Ausscheidung und Verbreitung durch subklinische Schweine qPersistenz im Betrieb Lebend-Impfung wenig nachhaltig ●● nur nach PRRSV-Nachweis ●● nur wenn Grundschutz durch vorhandene Ak ●● nur wenn klinische Symptomatik vorhanden ●● 3–4 Mal /Jahr Diagnose ●● Virusnachweis (PCR) in Serum/Lunge, Lungenlymphknoten ●● Serologie (absolute und relative Ak-Titer) Klinik Frage der Ag/Ak-Titer Brennpunkte ●● Jungsaueneingliederung ●● Flatdeck © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 41 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Influenza A RNA-Virus mit segmentiertem Genom (8 RNA-Stränge) Punktmutationen q genetic drift Schwein als Mischgefäß für porcine, humane und aviäre Stämme Mischung = Reassorting q genetic shift hohe Variabilität: Antigenität Virulenz ●● ●● ●● H1N1 H3N2 ●● ●● H1N2 pH1N1 pH1N2 Affinität zu respiratorischem Epithel plus Aktivierung der Abwehr ●● ●● ●● interstitielle Pneumonie katharrhalisch-eitrige Broncho-Pneumonie Zytokinsturm Abwehr dereguliert q Aborte + Todesfälle ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● Behandlung Sekretolytikum (Bromhexin) NSAID (Acetylsalicylsäure) Antibiose gegen Sekundärerreger ●● ●● ●● ●● ●● ●● Klassischer Verlauf hochakute vollständige Bestandserkrankung trockener, schmerzhafter Husten (Brüllhusten) hohes Fieber Sekundärinfektionen Aborte und Todesfälle Heilung binnen 1 Woche Immunsystem langfristig beeinträchtigt Diagnostik Virusnachweis nur bis d7 p.i. gepaarte Serumprobe Subtypendifferenzierung (Serologie/PCR) Impfung alte Impfstoffe schlecht wirksam Respiporc Flu3, Flu pan (IDT) hohe Wirksamkeit –– Sau ante concept.: Schutz vor Fertilitätsstörungen –– Sau ante partum: Schutz der Ferkelaufzucht –– Absetzer: Schutz der Mastphase © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 ●● ●● Atypischer Verlauf enzootisch, Einzeltiere Umrauscher Aborte 42 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Mycoplasma hyopneumoniae Bakterium ohne Zellwand qkeine Penicillinwirkung ubiquitäre Verbreitung, Reservoir: Sauen, kaum aus Herde eliminierbar, hohe Kontagiosität geringe Eigenvalenz: ●● Ansammlung in schlecht belüfteten Spitzenlappen ●● Verkleben der Zilien ●● Hemmung der Abwehr (IL10) q Pförtner für Sekundärerreger Mykoplasmenpneumonie trockener, unproduktiver Husten, kein Fieber ●● ●● ●● Klinik entsprechend Sekundärerreger, Fieber, feuchter, produktiver Husten q Enzootische Pneumonie Sektion Spitzenlappen! Variabel mit Sekundärerregern katarrhalische Bronchitis und Bronchopneumonie q Makrophagen und Granulozyten massive Hyperplasie des BALT q peribronchioläre und perivaskuläre Lymphozyten Hyperplasie Alveolar- und Bronchialepithel Verdachtsdiagnose Schlachtlungen, Klinik, Sektion, Erregernachweis (PCR): unsicher q beweisend: Immunhistochemie + Histomorphologie Serologie: unsicher Therapie Tylosin als Mittel der Wahl ●● ●● flächendeckende Impfung one shot oder two shot 80 % der Ferkel Konzept Impfung überprüfen, Hygiene, AB gegen Sekundärerreger © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 43 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Actinobacillus pleuropneumoniae reduzierte Mastleistung evtl. blasse Schweine sporadisch Husten Kümmerer Bestand Husten + Dyspnoe Zyanose, Fieber Apathie, Anorexie hundesitzige Stellung Todesfälle evtl. Dyspnoe Zyanosen, Fieber blutig-schaumiger Auswurf Herz-Kreislauf-Versagen plötzliche Todesfälle Sektion adhäsive Pleuritiden Schlachtlungencheck subklinische bis chronische Form hämorrhagischnekrotisierende Pneumonie kaum spezifische Veränderungen akute Form perakute Form Alveolarepithel Pasteurellaceae gramnegativ 18 Serotypen: 2–5, 7, 9: stark virulent kaum Kreuzimmunität abhängig von: Virulenz des Erregers Betriebshygiene Begleitinfektionen Immunität Resistenz Diagnostik PCR, BU Serologie Impfstoffe Serotyp 2 Toxoidimpfstoff Therapie z. B. Amoxicillin (Resistenztest) q akute Tiere parenteral + Restgruppe per os q NSAIDs gegen Endotoxinwirkung Endothelien, DIC Endotoxine Transferrin: Fe Phagozytoseschutz Apx-Toxine: Poren in Phagolysosom q Zerstörung der Makrophagen + des Lungengewebes q keine lobuläre Begrenzung subklinische Reservoirs Prophylaxe Persistenz in Tonsillen, Lungennekrosen! Quarantäne, Impfung, Hygiene, Rein-Raus, Tierdichte © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 44 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Rhinitis atrophicans Conchenhypoplasie und Knochenabbau im Bereich der Nase Schäden Wundfläche: IL1/TNFα q Wachstumsdepression Conchenabbau: Trockene, partikelbelastete Luft q Pneumonien. Prädisposition multiple, biotische und abiotische Faktoren q alles was Schleim produziert q Vermehrung + Toxinproduktion q Hemmung der Osteoblastenfunktion Keime toxinbildende Bordetellen und/oder nichttoxinogene Pasteurellen toxinogene Pasteurellen (Dermonekrotoxin) nicht-progressive RA progressive RA (Definition!) schwer nachweisbare Besiedlung bei hoher Stallhygiene (Zuchtbetriebe): kein Schleim! q Übertragung mit Jungsauen zum Ferkelerzeuger q durch prädisponierende Faktoren Krankheitsausbruch q Zuchtausschluss bei Nachweis der pRA ●● ●● ●● Therapie Antibiose nach Resistenztest Klinik und Pathologie spielen keine Rolle; nur: Nachweis von Pasteurella multocida mit Dermonekrotoxin Prophylaxe Vakzination der Sauen ante partum (IDT, Intervet) Metaphylaxe und Impfung verschleiern Infektion q verboten Herausforderung Zertifizierung der Unverdächtigkeit Abschirmung des Bestands serologische Kontrollen BU + Zellkultur oder PCR pRA = Progressive Rhinitis atrophicans © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 45 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Krankheiten des Verdauungstraktes entzündlich/ immunologisch Allergien Fütterung Magengeschwür Rotavirus viral Schweinepest Coli-Ruhr (Escherichia coli) Salmonellose parasitär Mykotoxine Kochsalzvergiftung Futterkomponenten EnteroHämorrhagisches Syndrom Stress Haltung bakteriell Futterqualität Vomiting and Wasting Disease (Corona) Clostridium perfringens Typ A Typ C TGEV (Corona) PEDV (Corona) Dysenterie (Brachyspira hyodysenteriae/ hampsonii) PCVD Spirochaetendiarrhoe (Brachyspira pilosicoli) Ileitis (Lawsonia intracellularis) Spulwurm (Ascaris suum) Knötchenwurm (Oesophagostomum spp.) Kokzidien (Isospora suis) Peitschenwurm (Trichuris suis) Roter Magenwurm (Hyostrongylus rubidus) Zwergfadenwurm (Strongyloides ransomi) weiß hinterlegt: Erkrankung ohne größere Bedeutung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 46 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Magengeschwüre Reizung der Magenschleimhaut überhitzte Pellets CCM (Säure) Helicobacter/Hyostrongylus hyper- und parakeratotische Veränderungen Zu feiner Vermahlungsgrad des Futters > 20 % der Futterpartikel < 0,2 mm Bäckereiabfälle Stress Überbelegung Transport Umstallung Lüftung serielle Futterversorgung! ungünstiges Tier-Fressplatz-Verhältnis! überschießende Freisetzung von HCl und Pepsin zeitweise leerer Magen Säure erhält Zugang zu Pars proventricularis Glukokortikoide hemmen COX1 q PGE2 f q protektiver Schleim f Bicarbonat f HCl F Ulkus bei mind. 20 % der Mastschweine Schmerzen + Leiden Sickerblutungen q Anämie q Leistungsminderung, Blässe, Teerkot Klinik korrodierte Blutgefäße q Verbluten in den Darm q plötzliche Todesfälle Diagnostik Schlachtbefunde, Sektion, Identifikation ätiologischer Faktoren, z. B. Partikelgröße Bekämpfung Primärstress abstellen, Futter anpassen, Lochsiebe, Raufuttergabe, Krankenbucht, Eisengabe, Kalzium, Vitamin K CCM = Corn-Cob-Mix © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 47 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Entero-Hämorrhagisches Syndrom (EHS) v. a. Mastschweine Leicht abbaubare Futtermittel Molke mit Brot, CCM Aufgasung Dickdarm Aufsteigen schlechte Futterhygiene Flüssigfütterung Anmischbehälter Futter steht in Leitungen/Trögen Hefen und Pilze Clostridien Torsion von Darmabschnitten (um vordere Gekrösewurzel) venöser Abfluss behindert hämorrhagische Infarzierung q Nekrose plötzliche Todesfälle (Kreislaufkollaps) aufgegaste und blutgefüllte Darmschlingen blutige Flüssigkeit in Bauchhöhle Blinddarmspitze nach vorne verlagert Gekrösewurzel spiralig aufgedreht Diagnostik Sektion, mikrobiologische Futteruntersuchung (Anmischbehälter + Trog) q Verderb: Hefen, Pilze, Clostridien Bekämpfung Futterhygiene verbessern; Flüssigfutterreste nicht stehen lassen Sonderfälle Torsionen von Magen, Milz oder Leber (Sauen) Probleme beim Aufstehen q Schwung q Unterdruck stark wechselnde Füllungszustände des Magens + Rangordnungskämpfe CCM = Corn-Cob-Mix © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Torsio 48 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Futter- und Fütterungsfehler ●● ●● ●● verminderte Futteraufnahme bei gesunden Schweinen Verdauungsstörungen, Diarrhoe gründliche Anamnese und Betrachtung von Futter und Fütterung (Futterchargenwechsel? amtlicher Probennehmer?) Geschmackliche Beeinträchtigung Roggen, Raps, Leguminosen, Fett, Unkrautsamen, Kalzium, Mykotoxine, Verderb Fehler bei Gewinnung und Lagerung Anbau/Ernte s. Mykotoxine; Reinigungs- und Trocknungsgrad, Konservierung, Keimeintrag Probleme durch Zubereitung und Mischen Entmischung kleiner Mengen und in Rohrleitungen; Vergleich Beipackzettel mit Analysewerten bei Zukauf; Vermahlungsgrad: Magengeschwüre; Überhitzung: Geschmack + Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen + Magengeschwüre Probleme im Fütterungsmanagement Leistungsangepasste Futterrationen; einheitlicher und korrekter Ernährungszustand; Tier-Fressplatzverhältnis; Frustration bei langem Warten q Stress und Magengeschwüre Probleme mit schwer verdaulichen Futterkomponenten q osmotische Diarrhoe + Umwandlung in Bakterienprotein (Dysbakterie); Ferkel: Kuhmilch (Laktose), Stärke, überhitztes Eiweiß, zu fette Sauenmilch Mastschweine: Magermilch (Laktose), rohe Kartoffelstärke Abrupte Futterumstellung bis Bildung der Enzyme/Rezeptoren q E.-coli-Probleme Das Gleiche bei Überfütterung Probleme mit der Fütterungshygiene Verunreinigung mit Kot q Infektionskreisläufe; Verunreinigung Anmischbehälter; Restfutter in Leitung/Trog bei Flüssigfütterung q Futterverderb q Schmackhaftigkeit + Nährstoffgehalt + Verträglichkeit leiden q Tympanie bis Entero-Hämorrhagisches Syndrom, Diarrhoe; Futteraufnahme vermindert © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 49 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Rotavirus-Infektion Ätiologie RNA-Virus, Fam. Reoviridae, mehrere Serotypen, keine Kreuzimmunität, nur geringe Wirtsspezifität q Ferkel, Welpen, Kinder; unbehüllt q hohe Tenazität q endemisch im Bestand; weit verbreitet, hohe Affinität zu Jungtieren; Faktorenkrankheit: schlechte Hygiene (Infektionsdruck) + Antikörpermangel (Jungsaueneingliederung, MMA) Entspricht weitgehend einer milden TGE-Erkrankung Gute Immunität gegen den selben Serotyp nach Infektion Pathogenese Infektion und partielle Zerstörung des Zottenepithels Maldigestion und Malabsorption q osmotische Diarrhoe q Begünstigung bakterieller Erreger (E. coli, Clostridien) + sekretorische Diarrhoe q Toxine und Entzündungsmediatoren Klinik Neugeborene bei absolutem Antikörpermangel, ansonsten 2. bis 8. Lebenswoche: Apathie, Anorexie, Erbrechen, nicht blutige Diarrhoe, Exsikkose, Hypoglykämie, Koma, Tod Pathologie kaum von TGE zu unterscheiden (s. Kap. 2.7.5.1) Diagnose elektronenmikroskopische Kotuntersuchung q typische radiäre Viruspartikel; PCR; Immunhistologie, Dünndarmschnitte, Koerreger identifizieren Therapie Absetzen Ferkelstarter (osmotische Diarrhoe); frisches Trinkwasser + NaCl (5g/l) -Glukose (50 g/l) -Lsg Bekämpfung von Sekundärinfektionen; Hygiene! Prophylaxe Hygiene verbessern, Immunität der Sauen optimieren (Kotkontakt herstellen) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 50 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Escherichia-coli-Diarrhoe Enterotoxische Escherichia coli (ETEC); Enterobacteriaceae, gramnegativ, zahlreiche Serotypen, ubiquitär, Kolonflora Fimbriengrundtyp: keine Rezeptoren auf Dünndarmschleimhaut: ab Geburt Maternale Antikörper: Besiedlung: je nach Menge vorhanden fehlen nein Toxine: Erkrankung: Frage Ag:Ak Serotypen: z. B. O138 O139 O141 O149 F4 ja LT, ST, evtl. Endotoxine keine Coli-Diarrhoe Neugeborene Coli-Endotoxämie Absetzer ST, LT: Cl–-Kanal, Funktionsumkehr q sekretorische Diarrhoe q Wasser- und Elektrolytverlust q Todesfälle, Kümmerer Endotoxinschock Klinik enzootisch, zahlreiche Tiere; gelber, nahrungsfreier (Milch-)Kot, breiig bis flüssig Pathologie katarrhalische Enteritis, Hyperämie der Darmgefäße, keine Hämorrhagien Diagnostik Klinik, Kottupfer, hämolysierende E. coli; Serotyp! evtl. Bosworth-PCR (Virulenzfaktoren) Therapie Antibiose nach Resistenztest, z. B. Colistin, Baytril Maßnahmen: Hygiene + frisches Wasser Saugferkel: Sicherung hoher Antikörperversorgung: q Sicherung der Milchleistung (MMA-Prophylaxe) q Sicherung der richtigen Antikörperversorgung (Jungsaueneingliederung, Muttertiervakzinierung! kommerziell oder stallspezifisch Absetzer: Hygiene, Futter ansäuern (0,65 % Ameisensäure) Rohprotein max. 16 %; Rohfaser min. 6 % F = Fimbrien; O = somatisches Antigen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Clostridium perfringens Ubiqitärer grampositiver Erreger; Gas- und Sporenbildner orale Aufnahme, Ansiedlung im Dünndarm, Toxinproduktion Typ A Typ C b1-Toxin b2-Toxin a-Toxin aktiviert durch Trypsin inaktiviert – – ●● ●● ●● ●● Kolostrum mit Trypsininhibitor zum Schutz der kolostralen Antikörper milderer Verlauf – schwerer Verlauf 51 Gasbildung q Emphysem, schaumiger Kot Verlust des Bürstensaums q Maldigestion/Absorption Nekrotisierende Enteritis (NE) Hämorrhagien q Blut im Kot, erste Lebenstage q pathognomonisch Nekrosen Mukosa und Submukosa + Verlust der Basalmembran irreversible Darmschädigung q Tod nach wenigen Stunden chronischer Verlauf: graugelbliche, grießige Durchfälle, verkäsende Massen (Tigerstreifung) perakut: plötzliche Todesfälle Diagnostik Kottupfer, evtl. Sektion; bakteriologische Untersuchung; Toxingennachweis mittels PCR (a, b1) Therapie deutliche NE: infaust q Metaphylaxe infizierter, noch nicht erkrankter Buchtengenossen mit Aviapen (40000– 80000 I E) 1. + 2. Lebenstag oder Amoxicillin (i. m.) Prophylaxe Typ A: Toxoidimpfstoff (IDT) oder bestandsspezifisch Typ C: kommerzielle Impfstoffe, auch Kombi mit E. coli Hygiene! Reinigung mit Fettlöser; Sporen! Sauen als Reservoir © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 52 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Kokzidiose (Isospora suis) Isosporose = Kokzidiose des Schweines; Durchfall 2./3. Lebenswoche; Eimerien und Kryptosporidien unbedeutend Massive Ausscheidung + hohe Tenazität + rasche Sporulation q schnelle Ausbreitung, hoher Infektionsdruck Ältere Schweine resistent q Anlaufen im Abferkelstall verzögern! nicht-hämorrhagische pastöse bis wässrige Diarrhoe, 2./3. Lebenswoche Exsikkose Kümmerer Wasser Elektrolyte Nährstoffe Resorptionsstörung erste sichere koproskopische Diagnostik Oozysten nach 5 bis 15 Tagen Ausgangspunkt = Zottenatrophie nach 3–4 Tagen sexuelle Stadien Sporulation zu infektiösen Sporozoiten in 1–2 Tagen verunreinigte Umgebung orale Aufnahme asexuelle Stadien intrazellulär Enterozyten Dünndarmzotten Resistenz bei älteren Schweinen erhebliche Kontamination q schnelle Ausbreitung Diagnostik Durchfälle 2./3. Lebenswoche, unblutig; koproskopischer Oozystennachweis bei älteren Ferkeln Sektion Zottenatrophie, Isospora-Stadien in Darmmukosa Bekämpfung Toltrazuril (Baycox, Bayer) in 1. Lebenswoche als Mittel der Wahl (Metaphylaxe), 20 mg/kg; tägliche Reinigung Desinfektion: Kresol © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Zwergfadenwurm (Strongyloides ransomi) haarfeiner Nematode q Dünndarm, Haut und Lunge Präpatenz 3 (orale Infektion) bis 6 (perkutane Infektion) Tage Nährstoffentzug Abmagern + Kümmern Inappetenz + Diarrhoe Entzündung (Resorptionsprobleme) Eiproduktion Ansiedlung luftführende Wege Pharynx Blutweg Lunge Dünndarm Dünndarm Haut feinschalige Eier mit u-förmiger Larve orale Aufnahme Sekundärinfektionen Ferkel 53 Schlupf nach 4 bis 6 Tagen infektiöse 3. Larve verunreinigte Umgebung (Stroh) perkutane Aufnahme Quaddeln Sau Einnisten in Unterhautfettgewebe Östrogene Diagnostik Flotation und Koproskopie Bekämpfung Hygiene, Entwurmung der Sau vor Umstallung in Abferkelstall; Ferkel: Antiparasitikum in Pastenform oral Durch Hygiene/Entwurmungsprogramme q geringe Bedeutung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Einwandern in Kolostrum Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Coronaviren Transmissible Gastroenteritis (TGE); Meldepflicht Epizootische Virusdiarrhoe (EVD q PED) Porcine Epizootic Diarrhoea alle Altersstufen Saugferkel sterben durch Exsikkose 54 Vomiting and Wasting Disease (VW) Lähmung der Magenganglien, Saugferkel q funktioneller Pylorusverschluss q Megagaster, Erbrechen, Kümmern keine Therapie / Heilung Vorbeuge: Jungsaueneingliederung (Immunität) Befall ausgereifter Enterozyten q vollständige „Zottenatrophie“ q Maldigestion, Malabsorption q hgrd. osmotische Diarrhoe q starke Exsikkose q Nieren-, Kreislaufversagen Darmreizung q reflektorischer Pylorusverschluss q Erbrechen Nährstoffe führen zu Dysbakterie q Komplikation Heilung lokale Immunität (IgA), Zottenregeneration um Tag 7 p. i. Aufnahme hoher Virusmengen durch Makropinozytose (Saugferkel) q tödlich in ersten beiden Lebenswochen Schutz maternale Antikörper; Impfstoff nicht verfügbar TGE: Natürliche Immunität durch weiterverbreitetes, rel. harmloses PRCV (Porzines Respiratorisches Coronavirus) q ehemals „Oldenburger Schweineseuche“, heute nur noch sporadisch Diagnose transparenter Darm (Zottenatrophie) Elektronenmikroskopie (Kot), Immunfluoreszens (Darm) PED klinisch nicht von TGE unterscheidbar seit 2013 verlustreiche Seuchenzüge in Asien und Nordamerika seit 2015 in Deutschland Therapie frisches Wasser; 50 g Glukose + 5 g NaCl/l Wasser Mast: Futterentzug (osmotische Diarrhoe); Jungsaueneingliederung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Ileitis Häufigkeit Symptome q ten Fa zm kto in ren dern q de Verbluten q Todesfälle Re sis 55 hämorrhagische Diarrhoe Sickerblutungen, Blässe Durchfälle, dunkler Kot Kotkonsistenz vermindert Mastleistung reduziert subklinisch q chronisch Erstbefall: Akuter Verlauf Absetzer/Mast: PIA Endmast/Sauen: PHE Lawsonia intracellularis: Gramnegativ, obligat intrazellulär, q praktisch nicht anzüchtbar; ubiquitär; keine Resistenzen Pathogenese: orale Aufnahme, Endozytose in Kryptenzellen des Ileums Umprogrammierung Zellzyklus q Wucherung statt Differenzierung „intestinale Adenomatose“ q raumfordernd q Gefäßrupturen fehlende Ausdifferenzierung zu Enterozyten Maldigestion, Malabsorption q Mastleistung f; Diarrhoe Sektion hirnwindungsartige Proliferation des Ileums graugelbe verkäsende Massen: NE „Wasserschlauch“: regionale Ileitis Erkrankungsgrad abhängig von Erregermenge q Diagnostik: quantitative Realtime-PCR Immunhistochemie Hämorrhagien + Blässe schwarzer Kot Therapie 21 Tage Tylosintartrat 10 mg/kg KM 200 ppm oral Anreicherung im Gewebe Impfung per Drench ab 3. Woche Enterisol Ileitis Differentialdiagnosen Mischinfektionen, Brachyspiren, Salmonellen, EHS © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Brachyspiren gramnegative Schraubenbakterien streng anaerob Todesfälle hämorrhagische Diarrhoe Sickerblutungen, Blässe Symptome q eingefallene Flanken Durchfälle: Schleim, Fibrin Mastleistung reduziert de ern ind zm en ten tor sis Fak Re t ten Fa zm kto in ren dern q de Bestand Re sis 56 Häufigkeit B. hyodysenteriae B. hampsonii, B. suanatina B. pilosicoli Schweinedysenterie Ähnliche Symptomatik Spirochaetendiarrhoe Pathogenese orale Aufnahme Geschmack Schleimüberproduktion Ansiedlung Becherzellen Dickdarm Fibrin/Blut Hämolysin q zerstört Darmzellen und Endothelien hämorrhagische Kolitis und Typhlitis LPS/LOS q Entzündung q Resorptionsstörung q Entleerung des Dickdarmkegels Diarrhoe Flanken eingefallen leichtes Fieber, Schock t Dehydratation Blässe Makrophagen-knock-out schlechte Immunität q kein Impfstoff verfügbar chronischer Verlauf: fibrinös-nekrotisierende Pseudomembranen Diagnose Vollbild pathognomonisch frühe Phase: Ileitis, Salmonellose, Mischinfektionen als DD, Kotröhrchen luftfrei, per Express, Medium PCR zum raschen Nachweis; BU + Resistenztest! intermittierende, subklinische Langzeitausscheider Therapie 21 Tage; Resistenzen weit verbreitet Tiamulin 100 ppm/10 mg/kg KM Valnemulin 75 ppm Alzogur: Stall/Güllekanal © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 57 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Endoparasiten Nematoden Roter Magenwurm Spulwurm! Zwergfadenwurm Peitschenwurm Knötchenwurm Kokzidien Isospora suis! ●● ●● ●● ●● ●● bevorzugt Sauen Ferkel Mast Sau Saugferkel Mast Mast Adulte in Magen Dünndarm Dünndarm Dickdarm Dickdarm Migration Leber, Lunge Haut, Lunge Darm Darm Dünndarm Saugferkel erhebliche Reproduktion Fortpflanzungsprodukte – erhebliche Tenazität (Jahre) – erhebliche Chemoresistenz kein Zwischenwirt (außer Lungenwurm) klinisch oft unerkannt (symptomlose Ausscheider) Träger kaum zu entdecken (intermittierende Ausscheidung geringer Mengen) ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● rasche Ausbreitung enzootischer Verlauf hoher Infektionsdruck kaum zu eliminieren erhebliche Leistungseinbußen Krankheitsbilder Resistenzschwächung Sekundärinfektionen q Bestandsproblem Prophylaxe 2 ●● Reinigung mit heißem Wasser, Hochdruck, Fettlöser, 1 Min/m ●● Trocknen (1–2 Tage, Verdünnungsfehler) ●● Desinfektion 1 (gegen Viren und Bakterien) ●● Desinfektion 2 (gegen Parasiten auf Chlorkresol- oder H S-Basis) 2 – 2 Stunden; 20 °C; 0,4 l/m2 (Faustzahlen) Therapie ●● Makrozyklische Laktone (Doramectin, Ivermectin) ●● Benzimidazole (Fen-, Flubendazol), Levamisol ●● Sauen vor Umstallen Abferkelstall, Ferkel erste 2 Wochen in Mast © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 58 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Spulwurm (Ascaris suum) weit verbreiteter Nematode, betrifft Dünndarm, Leber und Lunge Präpatenz 6–8 Tage. Leistung f + Kümmern Inappetenz + Diarrhoe Nährstoffentzug katarrh. Enteritis (Resorptionsprobleme) Eiproduktion Ansiedlung luftführende Wege Abschlucken Pharynx Lunge Leber 5 Tage Pfortadersystem Dünndarm Dickdarm Eindringen in Eier mit derber, höckriger Schale temperaturabhängige Entwicklung 30–40 Tage infektiöse 3. Larve im Ei Blutungen + Sekundärinfektionen Husten Dyspnoe Stoffwechselstörung + Anämie verunreinigte Umgebung (Stroh) Verdauung Eihülle im Magen orale Aufnahme Diagnostik adulte Würmer, Milchflecken, typische derbe, höckrige Eischale Bekämpfung Hygiene, wirksames Desinfektionsmittel, Bestandsentwurmung zweimal/Jahr (Sauen)/Einstallung zur Mast, Rein-Raus Erhebliche Bedeutung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 59 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Knötchenwurm (Oesophagostomum sp.) Nematode, der sich von Dickdarmgewebe ernährt; Abwehr des Wirts führt zur Bildung bis erbsengroßer Knötchen Leistung f + Kümmern Inappetenz + Diarrhoe Nährstoffentzug Anämie katarrh./hämorrh. Kolitis + Typhlitis Abwehr Wurmknötchen + Entzündung Geschwüre Sekundärinfektionen Zelldetritus Dickdarmschleimhaut Eiproduktion Schlupf temperaturabhängig freie infektiöse 3. Larve verunreinigte Umgebung (Auslauf, Tiefstreu) orale Aufnahme Diagnostik adulte Würmer auf/in Dickdarmschleimhaut; bis erbsengroße Knötchen in der Schleimhaut; koproskopischer Nachweis der Eier im Kot Bekämpfung entspricht anderen Nematoden Unterbrechung der Eientwicklung q feuchte Ausläufe und Tiefstreuställe! geringe Bedeutung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 60 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Peitschenwurm (Trichuris suis) weit verbreiteter Nematode, unempfindlich gegen Avermectine; Präpatenz 16 Tage; Blutsauger (Spikulum). Leistung f + Kümmern Inappetenz + Diarrhoe katarrh./hämorrh. Kolitis + Typhlitis Eiproduktion ab Tag 16 im Lumen Dickdarm Sekundärinfektion Nährstoffentzug Anämie Blutsaugen (Spikulum) 2-wöchige Gewebewanderung zitronenförmige Eier mit Polpfropf Dünndarm: Schlupf der Larve temperaturabhängige Entwicklung 60–90 Tage infektiöse 3. Larve im Ei verunreinigte Umgebung (Auslauf, Tiefstreu) orale Aufnahme Diagnostik adulte Würmer ragen aus Dickdarmschleimhaut Koproskopie: typische, zitronenförmige Eier mit Polpfropfen Bekämpfung entspricht anderen Nematoden, außer: schlechte Wirksamkeit der Avermectine qKoproskopie vor Entwurmung; Unterbrechung der Eientwicklung qfeuchte Ausläufe und Tiefstreuställe! Große Bedeutung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 61 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Roter Magenwurm (Hyostrongylus rubidus) Blutsaugender Magenparasit insbesondere von Sauen Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und körperliche Entwicklung Führt eventuell zu Magengeschwüren Reduktion der ●● körperlichen Entwicklung ●● Mastleistung ●● Rausche ●● Ovulationsrate ●● Milchleistung Nährstoffentzug Anämie Verdauungsstörung Teerkot plötzlicher Tod durch Magenblutung Magengeschwüre Blutsaugen Gastritis Fundusdrüsen der Magenschleimhaut Eiproduktion Schlupf temperaturabhängig nach 1 Woche freie infektiöse 3. Larve verunreinigte Umgebung (Auslauf, Tiefstreu) Diagnostik rote Würmer unter schleim- und fibringefüllten Plaques der Magenschleimhaut; Larven und Würmer in Fundusdrüsen; koproskopischer Nachweis der Eier im Kot; Unterscheidung vom Knötchenwurmbefall durch Larvenanzucht Bekämpfung entspricht anderen Nematoden Ruhephasen der Larven bedingen Notwendigkeit längerer bzw. mehrmals wiederholter Behandlungen; Tiefstreu, Ausläufe; nur noch geringe Bedeutung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 orale Aufnahme 62 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Erkrankungen des Harntraktes Haltungsfaktoren Wasserangebot f zugig, kalter feuchter Stall Mykotoxine wenig Harn (Spülwirkung) Immunsuppression Futterkalzium hoher ph-Wert Zystitis nephrotoxische Antibiotika Vulvaverletzung + hundesitzige Stellung hoher Infektionsdruck unspezifisch Zugang spezifisch Actinobaculum suis Anheften und Aufsteigen mit Fimbrien Ureasespaltung q pH-Wert F q Schleimhautreizung, Entzündung Präzipitation von Mineralien Toxinwirkung ZystitisPyelonephritisKomplex Entzündung Nekrose Tubulonephrose Kot hinter Sau tubuläre Rückresorption f harnpflichtige Substanzen im Blut Kreatinin + Harnstoff q Anorexie, Lethargie Proteinverlust Nierenversagen glomeruläre Filtration f Sauerstoffmangel Hypovolämie Exsikkose (Enteritis) kardiogen (Streptokokken, Rotlauf) Septikämie Nährstoffverlust Kümmern interstitielle Nephritis Entzündung Diffussionswege F Glomerulonephritis Endothelschäden Schweinepest (direkt) Anhäufung von Immunkomplexen (C3) PDNS (PCV2, PRRSV) PCVD Leptospirose Schwein als Reservoir; Unfruchtbarkeit, Aborte, Totgeburten, lebensschwache Tiere Reservoir in Augenflüssigkeit, Liquor, Genitaltrakt, Lumen proximaler Tubuli q (Schutz vor Abwehr); im Interstitium Ansammlung von Makrophagen, Lymphozyten, Plasmazellen q Diffussion gestört, chronische Nephrose C3 = Komplement 3 © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 63 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Ätiologie neurologischer Störungen Streptococcus suis Haemophilus Listerien hämatogene Streuung Überwindung der Blut-Hirnschranke Erkennung durch Abwehr KSP, ASP Entzündungsreaktion Zyto Mikrothromben Toxine (Zytolysine) q Nekrose / Apoptose lyse EDEC Desintegration durch Stx2e Endothelschäden Extravasation Granulozyten Rückenmarksabszesse Fibrin Ödem Drucksteigerung Diffusionsstörungen Durchblutungsstörung Nitrit Methämoglobin CO Hb-Blockade H2S Atmungskette O2-Defizit Energiedefizit SHV1 Teschoviren Tollwut Replikation Zytolyse gestörte Myelinisierung Selenintoxikation Organophosphate (gebeiztes Saatgetreide) neuronaler Zelltod Hemmung Hypoglykämie (MMA, Kälte, zu wenige Zitzen, kleine Ferkel) Exsikkose Kochsalzvergiftung (Trinkwassermangel) Zitterferkel (KSP, ASP, Genetik, Toxine, andere) Acetylcholinesterase Symptome je nach betroffenen Neuronen und ZNS-Regionen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Schematische Wirkungsweise neurologischer Störungen Tuba eustachii q Otitis media Kopfschiefhalten Kopfschütteln Eitererreger Streptococcus suis Haemophilus. Listeria EDEC (Stx2e), PHV1 Kochsalzvergiftung Hypoglykämie Nitrit, CO, H2S, usw. Meningitis (Fieber) Kopfschiefhalten Kreislaufen Nystagmus subkortikale Strukturen Vestibularapparat zerebelläre Ataxie Kleinhirn Speichelsekretion Medulla oblongata Rückenmark Überstimulation tonische Tetanus motorische Krämpfe Vorderhornzellen Teschoviren Parese/Paralyse erhaltene Sensibilität weitläufige Zerstörung / Beeinträchtigung von Neuronen Parese/Paralyse Verlust der Sensibilität Zitterferkel graue Substanz Kortex unkontrollierte Erregungsausbreitung weiße Substanz verzögerte Erregungsausbreitung Bewusstseinstrübung Zwangsbewegungen Rückwärtslaufen klonische Krämpfe: Ruderbewegung in Zwangsseitenlage Ataxie Parese Paralyse Hintergliedmaßen sensible Hinterhornzellen Rückenmarksabszesse Selenintoxikation Tremor Kopf und Gliedmaßen Tollwut Aggressivität Exzitation Verhaltensänderung später vollständige Paralyse terminal © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 weitläufige Zerstörung von Neuronen anfangs 64 Organophosphate 65 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Colienterotoxämie Ödemkrankheit durch Edema Disease associated E. coli (EDEC) F18-Fimbrien plus Stx2e, eventuell zusätzlich ST/LT; Endotoxine Ätiologie Rezeptoren im Dünndarm ab 3. Lebenswoche q Anheften bei Absetzern möglich; zusätzlich kein Schutz über kolostrale Antikörper Bestentwickelte Tiere betroffen: Aufnahme großer Futtermengen ●● q Magenüberladung q schlechte Ansäuerung q E. coli überleben ●● q Darmüberladung q Peristaltik vermindert q explosionsartige Vermehrung; Anheftung mit Fimbrien; Toxinproduktion ●● Resorption des Vasotoxins (Shiga-Toxin, Stx2e) q Endothelfunktion gestört q Plasmaaustritt q Ödeme in allen Geweben mit geringem Turgor Typische Symptome 10 bis 14 Tage nach Absetzen Klinik ZNS: Krämpfe, Zwangsseitenlage, Ruderbewegungen, Bewusstsein gestört, „Froschhaltung“ Nasenrücken- und Lidödem; Stimmritze (hohe Stimme) Lunge: Dyspnoe Diarrhoe falls ST/LT vorhanden Endotoxinschock möglich Pathologie Ödeme in Gallenblasenbett, Magenwand, Gekröse Hyperämie der Meningen, Enzephalomalazie, perivaskuläre Ödeme serofibrinöse Ergüsse in Körperhöhlen Diagnose Ödeme! BU mit Serotypisierung und Virulenztest (Stx2e, F18 per PCR) Therapie bei deutlicher Klinik infaust; Metaphylaxe (Resistenztest) Maßnahmen Hygiene, Futter ansäuern (0,65 % Ameisensäure) Rohprotein max. 16 %; Rohfaser min. 6 % Neuer Impfstoff gegen Stx2e vorhanden (IDT) Resistenzzucht möglich (Patentproblem) EDEC = Edema Disease Associated E. coli © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 66 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Krankheiten des Bewegungsapparates alimentär Haltung genetisch traumatisch entzündlich/ degenerativ infektiös weiches Korn Hornspalten + Klüfte Klauen Klauenrehe Stallklauen Kronsaum Ferkelruß Biotinmangel Panaritium Selenvergiftung Knochen Mineralisationsstörung: Rachitis/ Osteomalazie Knorpel Hypervitaminose MKS Panaritium Trauma Osteomyelitis Entmine ralisierung Osteodystrophie Osteochondrose Apo-/ Epiphysiolysis Rotlauf Arthrose (Rotlauf) eitrig: Streptokokken Fusobakterien, Trueperella Gelenke fibrinös: H. parasuis M. hyosynoviae M. hyorhinis seröse Entzündung Muskulatur dietätische Myopathie myofibrilläre Hypoplasie (Spreizferkel) Belastungsmyopathie Trauma (Adduktoren) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 67 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Erkrankungen der Klauen Bodenfehler lange Stallklaue q Schwerpunkt vom Tragrand zum Ballen verlagert q Aufhängeapparat überlastet nicht rau genug zu breite Spalten Unebenheiten/Grate/Stufen lokaler Druckanstieg Staunässe Quetschung der Lederhaut Pododermatitis (Rehe) Hornspalten Nekrosen, Ablösung Abriss Afterklaue t durchtrittig Infektion Quetschung Kronsaum q Eitererreger q Panaritium Hornklüfte DD: MKS Biotinmangel Infektionen Leberüberlastung Toxine (LPS bei MMA) Leiden t Schmerzen q Lahmheit Kortisolfreisetzung unkontrolliertes Ablegen Sexualhormone; Prolaktin qMilchmangel qFerkelverluste Reproduktionsstörungen qSchlachtung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 68 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Osteochondrose (Arthrosis deformans) Äthiologie „Nebenwirkung“ der Selektion auf Fleischfülle beim Schwein Auslöser: Diskrepanz Ausreifung der Knochen vs. Fleischmasse verschärft durch: Bewegungsmangel + Bodenbeschaffenheit Erhebliche Bedeutung da: ●● Reduzierte Nutzungsdauer von Zuchttieren ●● Ausfall von Mastschweinen (Leistung, Schlachtunfähigkeit) ●● Schmerzen, Leiden und Schäden ●● ●● ●● Pathogenese Gewicht und Zugkraft der Muskulatur q Überlastung der enchondralen Ossifikation qBereich der Gelenkknorpel + Bereich der Epiphysen Ernährungs-/Durchblutungsstörungen q ischämische Knorpelnekrosen q Stabilität der Gelenksunterlage + Epiphysen reduziert q Einbrechen der Gelenkflächen bei Druckbelastung q schmerzhafte Veränderung der Gelenkoberfläche Instabilität der Epiphysenfugen bis hin zur Ablösung –– Epiphysiolyse fleischreicher Eber (Femurkopf) –– Apophysiolyse bei Sauen (Sitzbeinhöcker) Klinik vermehrtes Liegen, Verharren in hundesitziger Stellung, lange Röhrenknochen, besonders Karpal- und Tarsalgelenke betroffen, steifer Gang, trippelnde Entlastung der Hintergliedmaße, seröse Synovialitis bis hin zu Ankylosen, unregelmäßige Wachstumsfugen, Gelenkknorpel dünn und unregelmäßig Diagnostik klinischer Verdacht; Sektion/Schlachtung: Knochenlängsschnitte + Histologie (Gelenkknorpel, Epiphysen) Bekämpfung Ausselektion empfindlicher Zuchttiere; verhaltene Fütterung, weicher Boden, Rangkämpfe vermeiden; kurzfristig NSAIDs; keine nachhaltige Therapie © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 69 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Gelenkentzündung steril prädisponiert infektiös serös fibrinös purulent Traumen (Boden, Gewicht, Kämpfe usw.) Überlastung Stauchung Minderernährung Erysipelothrix Haemophilus Mycoplasma - hyosynoviae - hyorhinis (Pasteurellen, APP) Streptococcus suis und andere Streptokokken Staphylokokken Trueperella Fusobakterien ●● ●● ●● ●● ●● Fibrinöse Entzündung Erregerreservoir: Nasen-Rachen-Raum Mangel an Antikörpern (Eingliederung? Milch? Impfung?) + schlechte Abwehrlage (Stressoren, z. B. Transport) q hämatogene Streuung (Septikämie) q Affinität zu Synovialismembran + anderen serösen Häuten Eindringen von Eitererregern Kot als Reservoir (Hygiene) Milchmangel q Abschürfung über Karpalgelenken + Bissverletzungen im Gesicht Wunden durch: Rangordnungskämpfe, Technopathien, unhygienische zootechnische Maßnahmen, rauer Boden (Nabelabszesse), Kannibalismus, Lungenabszesse q hämatogene Streuung oder Übergriff aus Peripherie Klinik Gelenke umfangsvermehrt, oft fluktuierend, warm, schmerzhaft, oft verkrümmt q Lahmheit; später evtl. Ankylosen; je nach Erreger q spezifische Begleitsymptomatik Diagnostik Summe der Symptome, Gewinnung der Synovia in Narkose oder bei Sektion (Cave: Kontamination); Erregernachweis: BU (Eitererreger, Rotlauf) / PCR (Mykoplasmen) Bekämpfung Ursachen abstellen, Erreger-abgestimmte Antibiose, Impfprogramm © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 70 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Myopathien rote Fasern ●● geringer Durchmesser ●● hoher Sauerstoffumsatz ●● empfindlich gegen Peroxidation ●● hoher Bedarf Vit. E + Selen ●● hohe AST-, mittlere CK-Aktivität weiße Fasern ●● großer Durchmesser ●● anaerobe Glykolyse ●● hohes Laktatpotenzial ●● hohe AST-, hohe CK-Aktivität diätetische Muskeldegeneration ●● Fettsäureperoxide q Zerstörung von Zellmembranen ●● Entgleisung der Zellregulation ●● Skelett- und Herzmuskulatur, Gefäße und Leber betroffen Belastungsmyopathie ●● Selektion auf Hypertrophie ●● Selektion auf defekten RYR ●● Kalziumspiegel erhöht ●● Aktivierung von –– Hypertrophie q O2-Mangel –– Glykogenolyse q Laktat –– Kontraktion q Rigor q Hyperthermie ●● potenziert über ß-Rezeptoren ●● ●● ●● ●● Maulbeerherzkrankheit Ergüsse und Petechien Mikrothromben q Infarkte Muskeldegeneration, Leberverfettung q plötzliche Todesfälle ●● ●● ●● 20–50 Myalgien, Muskelnekrosen, Azidose mit plötzlichem Herztod maligne Hyperthermie Fleischbeschaffenheit (PSE/DFD) t Diagnostik: CK/AST-Quotient q > 50 > 100 < 20 qLeberschaden; um 50 qMuskeltrauma (rote + weiße Fasern) Bekämpfung ●● ●● ●● Vit.-E- + Se-Gabe + NSAID Abstellen: Mais, zu viele polyungesättigte Fettsäuren, verdorbenes Rapsöl, Futterüberlagerung; Anheben Vit. E/Se im Futter ●● ●● ●● Stressoren entfernen kaltes Wasser MHS-Gentest sehr erfolgreich q heute selten (Pietrain-Reinzucht) MHS = Malignes Hyperthermie-Syndrom; RYR = Ryanodin-Rezeptor © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 71 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Brunstzyklus Hypothalamus Proöstrus (d 18–21) GnRH Hypophyse LH FSH – Thekazellen Steroidsynthese Granulosazellen Expression FSH-Rezeptoren Atresie Androgene Aromatase Östrogene Brunst Ovulation Hypothalamus GnRH Östrus (d 1–2) Hypophyse + LH FSH – Inhibin Thekazellen Granulosazellen Expression FSH-Rezeptoren Atresie Androgene Aromatase Östrogene Brunst + Duldung Hypothalamus LH Metöstrus (d 3–6) Hypophyse Theka Luteinzellen Granulosa – LH Progesteron Vorbereitung Einnisten Trächtigkeit Hypothalamus Diöstrus I (d 7–12) Luteinzellen Einnisten Trächtigkeit – PGF2a Diöstrus II (d 13–17) Progesteron Hypophyse Hypothalamus Luteinzellen Hypophyse Apoptose Endometrium Progesteron f Blockade aufgehoben © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 72 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Regulation von Trächtigkeit und Laktation Endometrium endokrin q exokrin PGF2a Diöstrus II bei erfolgreicher Konzeption (d 12–15 und später) Hypothalamus Progesteron Luteinzellen Hypophyse – Östrogene Schutz Laktationsazyklie Hypothalamus endogene Opioide Hypophyse VL HL Saugreiz Milchentzug reflektorisch Prolaktin – Embryonen Milchfluss Milchproduktion VL = Vorderlappen; HL = Hinterlappen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Brunststimulation (eCG) und Ovulationssynchronisation (hCG) bei der Sau 8 16 0 8 16 0 terminorientiert 72 h 8 16 0 Dienstag Mittwoch Donnerstag 8 16 0 Freitag 8 16 0 Samstag unter FSH und LH Wirkung reifen Follikel heran 24 h 8 16 0 Sonntag KB2 KB1 hCG 500 IE cCG 800 IE Absetzen 24 h 12–16 h 8 16 0 8 16 0 Uhr Montag Dienstag Ovulationen GnRH-Analogon mit LH-Wirkung induziert Ovulation nach 36–40 h q früher und präziser GnRH-Analogon mit FSH- + LH-Wirkung rekrutiert mehr und bessere Follikel Prolaktin fällt weg q Aufhebung der HT/HP-Blockade Altsau nach 28-tägiger Säugezeit 36–48 h 8 16 0 78–80 h 8 16 0 8 16 0 Dienstag Mittwoch Donnerstag 8 16 0 Freitag KB1 24 h 8 16 0 Samstag 8 16 0 Sonntag KB2 terminorientiert hCG 500 IE eCG 800 IE Ende Regumate 73 12–16 h 8 16 0 8 16 0 Uhr Montag Dienstag Jungsau, 7–10 Tage nach Umstallung (Rauscheinduktion) und 18-tägiger Regumate-Behandlung (Brunstsynchronisation) eCG = Equine Chorionic Gonadotropine; hCG = Human Chorionic Gonadotropine; HT = Hypothalamus; HP = Hypophyse © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 74 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Störungen der Zyklustätigkeit inadäquate Fütterung + hohe Laktationsleistung + lange Laktationsdauer Parasiten DON Allgemeinerkrankung Endzündung Energiemangel Proteinmangel Vitaminmangel IL1 TNFa zentraler Katabolismus Leptinmangel (< 15 mm RS-Dicke) Hypothalamus reduzierte Freisetzung von GnRH Zyklusinstabilität primiparer Sauen ZEA q ÖstrogenMimikry positiver Feedback zu früh: Luteinisierung Progesteron – Kortisol Hypophyse reduzierte Freisetzung von FSH Haltung Fütterung Krankheit Stress NNR – unvollständige Zyklusblockade Progesteron LH Tage 12 bis 30: Imitation eingenisteter Foeten (Östronsulfat) PGF2α endokrin qexokrin positiver Feedback vermindert FSH-sensitive Phase Dyszyklie Follikelwachstum f LH-sensitive Phase LH reicht nicht zur Ovulation, aber zur Luteinisierung Östrogene f C.l. periodicum qC.l. persistenz Kleine Würfe Scheinträchtigkeit hochgradig partiell Azyklie schlechte Rausche LH fehlt Thekaluteinzysten oder Luteinzysten Rückbildung mit physiologischer Gelbkörperregression ab Tag 13 Follikelatrophie Follikelthekazysten (selten) Folgen: Unwirtschaftlichkeit q Kontrolle jeder Sau am 20. Tag nach Besamung mit Ultraschall; betroffene Sauen werden i.d.R. selektiert. RS = Rückenspeck © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Störungen der Trächtigkeit Haltung Fütterung Management Stress Vitamine/Spurenelemente körperliche Entwicklung (Kondition) genügend Licht? Eberpheromone? Brunstinduktion korrekt? Besamungsmanagement Geburtseinleitung korrekt? Geburtshygiene Geburtsüberwachung? Milchleistung/-mangel? Resistenzminderung Allgemeinerkrankungen Influenza KSP/ASP Leptin + Neurotransmitter Hypothalamus Hypophyse Entzündung TNFa Prostaglandine LH Mykotoxine Luteolyse Progesteron Östrogenwirkung Embryotoxizität Abwehrschwäche – unspezifische Erkrankungen E. coli Klebsiellen Streptokokken Staphylokokken usw Kortisol – – 75 Corpus luteum embryonale Östrogene schützen spezifische Erkrankungen PPV PCV2 PRRSV PEV SHV1 Progesteron schützt Embryonen Foeten Plazenta direkte Gewebeschäden + Zytokinwirkung TNFa + Infektionen spezifische Erkrankungen KSP/ASP PHV1 Chlamydien Leptospiren Listerien Brucellen unspezifische Erkrankungen E. coli Klebsiellen Streptokokken Staphylokokken usw. Genetik Futterumsatz Ovulationsrate Uteruskapazität Anteil resorbierter Embryonen Krankheitsresistenz Muttereigenschaften Milchleistung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 76 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Porzines Parvovirus Eine der wichtigsten Ursachen für Reproduktionsstörungen Porzines Parvovirus (PPV), ubiquitär und weltweit endemisch Bezüglich Virulenz hoch variable Stämme hoher Tenazität Pathogenese Sau bleibt klinisch inapparent; erstes Ferkel über Makrophagen aus Plazenta infiziert q intrauterine Ausbreitung zwischen den Foeten q Absterben in verschiedenen Entwicklungsstadien: Resorption bis Tag 35 p. c. Verknöcherung ab Tag 35 q Mumifikation Immunkompetenz ab Tag 70 q Viruselimination möglich Klinik Größenverteilung der Mumien wie Orgelpfeifen, Totgeburten und evtl. lebensschwache und gesunde Ferkel = SMEDI (Stillbirth, Mummification, Embryonic Death and Infertility) Betroffen: seronegative Sauen, 2 Wochen nach oro-nasaler oder spermatogener Infektion Bei korrekter Impfung bleiben Reproduktionsstörungen aus; bei Impffehler: mehr Umrauscher, Mumien und kleinere Würfe Jungsauen besonders empfindlich, wenn sie bei Impfung noch maternale Ak tragen q nicht vor 180. Lebenstag impfen Diagnostik PPV-Antikörper mit Hilfe gepaarter Serumprobe von Sauen Einzeltiter bis 512 eher Impftiter; > 2000 = Feldinfektion Immunfluoreszenz in fetalem Gewebe Bekämpfung inaktivierter Impfstoff als obligate Sauenimpfung Erstimpfung ab 180. Lebenstag, 2. Impfung 5-8 Wochen vor Erstbelegung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 77 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Leptospirose Leptospira pomona, tarassovi, bratislava und viele andere; Zoonose q Meldepflicht Reservoir Schadnager, feuchte Ställe, latent infizierte Sauen jahrelange Ausscheider, kaum klinisch, hoch ansteckend Aufnahme Schleimhäute, Wunden, Reproduktionstrakt Reservoir Nierentubulusepithelien, Endometrium, während 2. Trächtigkeitshälfe transplazentare Übertragung q Vermehrung in Foeten q Aborte, Totgeborene, Lebensschwache Klinik Sauen unauffällig; naive Jungsauen selten: Ikterus, Anämie, Hämoglobinurie Auffällige Symptomatik mit der Zeit zunehmende Prävalenzen: qAborte ab 2. Trächtigkeitsphase qkleinere Würfe, Totgeburten, lebensschwache Ferkel Sektion abortierte Foeten: sulzige Subkutis, blutige Ergüsse in Körperhöhlen, evtl. miliare Lebernekrosen Diagnose Nachweis aus abortierten Foeten (Organe, Flüssigkeit) mit PCR; Serologie (positiv ab 1:100); klinische Relevanz überprüfen (Ausschluss von Differenzialdiagnosen, Abortproblem) Bekämpfung Bestandsbehandlung mit Tetrazyklinen, Ansäuern des Harns, Reinigung und Desinfektion, Hygiene und Schadnagerbekämpfung optimieren © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 78 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Brucellose Brucella suis und andere; weltweit bedeutsame Zoonose Reservoir Wildschwein und Feldhase qBedrohung Schwein Jahrelange Ausscheider, kaum klinisch, hoch ansteckend q Anzeigepflicht Aufnahme Mukosen des Verdauungs- und Reproduktionstraktes Bakteriämie Lymphgewebe, Synovialiszellen, Trophoblast Multiple Resistenzmechanismen: Phagosom q Brucellasom effiziente intrazelluläre Vermehrung, Schutz vor Abwehr, Immunsystem Klinik Reproduktionsorgane als Hauptzielorgane Plazentitis q Fruchttod durch O2- und Nährstoffmangel ab Tag 21 q Aborte in allen Trächtigkeitsphasen q kleinere Würfe, Totgeburten, lebensschwache Ferkel Artritiden, Spondylitis, Nachhandparese Endemisch: lediglich kleinere Würfe, höhere Umrauschraten Sektion evtl. verkäsende, gelbe Granulome in Organen, kaum Läsionen in Foeten und Abortmaterial Diagnose bakterielle Kultur aus Abortmaterial, evtl. plus gepaarte Serumproben Bekämpfung Verdacht anzeigepflichtig. SHHVO: Ausschlussuntersuchung bei erhöhten Umrauschern und Aborten, serologische Stichprobentests zum Seuchenscreening © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Geburtseinleitung Reifungsvorgänge Surfactant Glukosebereitstellung Thyroxine, Katecholamine For. ovale, Duct. art. Foetus foetale Plazenta 2a PGF2a maternale Plazenta 1 HT: CRH NNR Glukokortikoide 2b Hydroxylasen Aromatase COX Adenohypophyse: ACTH Östrogene parakrin Ovar: Luteolyse Freisetzung Relaxin Muttersau Myometrium (erste) Wehen Erschlaffung Zervix Ödematisierung Geburtswege Ca-Einstrom PGF2a Hypophysenhinterlappen 3 Oxytozin Stress Östrogene F Expression Oxytozinrezeptor kontaktile Proteine gap-junctions PGF2a Depotocin 8 16 0 KB2 = TT-Tag 1 Natürliche Einleitung der Geburt 8 16 0 Uteruskapazität Gestationsende – Progesteron fällt weg 8 16 0 9 16 0 9 16 0 Sonntag Montag Dienstag TTT: 111 112 113 Nähr-/ Sauerstoffbedarf nicht erfüllbar Drucksteigerung Kontraktilität – – KB1 79 Mittwoch Donnerstag 114 Anfall von Geburten mit Geburtseinleitung ohne Geburtseinleitung 115 neurogen Pressorezeptoren Bauchpresse Künstliche Einleitung der Geburt 8 16 0 Freitag 116 8 16 0 Samstag 8 16 0 Uhr Sonntag 117 118 Vorverlagerung später Geburten in die Hauptgeburtsphase TTT = Trächtigkeitstag; TT = Trächtigkeit; CRH = Corticotropin Releasing-Hormon; HT = Hypothalamus negative Beeinflussung; positive Beeinflussung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 80 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Metritis, Mastitis, Agalaktie (MMA) Bezeichnung irreführend, da exsudative Endometritis, Hypo- statt Agalaktie Mastitis meist isoliert q postpartales Dysgalaktie Syndrom (PPDS) = durch Milchmangel geprägte, fieberhafte Puerperalerkrankung aufgrund zentraler Einwirkung von Entzündungsmediatoren, die durch anflutende bakterielle Abbauprodukte (bes. Endotoxine) aktiviert wurden. Herkunft der Endotoxine Dystokie Hygienemangel Kotkontakt verschleppte Geburt (5-6 h) manueller Eingriff qInfektion, Trauma Schmerz Endometritis chronische Harnwegsinfektion Wasseraufnahme unzureichend (Spüleffekt) Keimpool Blut Milch Harn Kot Koprostase massive Erregervermehrung Mastritis Teilabbau Abwehrzellen – bakterielle Abbauprodukte (z. B. LPS) Mykotoxine, Stress Stoffwechselbelastung PAMPs q TLRs qAktivierung Makrophagen qZytokine + PGE2 (COX) Leptin Blut + N. vagus q Entzündungssignale ans ZNS IL1 PGE2 TNFα lokale Entzündung ILR PGR qPGE2 Limbisches System q Gliederschmerzen q Energieeinsparung – sickness Area praeoptica Fieber Appetitzentrum q Inappetenz HT-HP- Achse ACTH qKortison TSH qThyroxine GHRH qWachstum IGF1+2 qWachstum Prolaktin f Schmerz Gesäugeverweigerung Rückstau qMilchstop Katabolismus Hypogalaktie Diagnostik Verdacht ab 39,5°C; Ferkel: eingefallene Flanken, starke Unruhe, Kampfspuren (Gesicht, Karpalgelenke), asynchrones Verhalten Therapie NSAIDs (COX2-Hemmung), Antibiotika, Ursachen abstellen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 81 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Mykotoxine niedermolekulare, nichtimmunogene, hitze- und trocknungsstabile Substanzen von großer Vielfalt; Leitsubstanzen: Zearalenon (ZEA) Desoxynivalenol (DON) und Ochratoxin (Oct) Pathogenese DON Oct ZEA Störung der Proteinbiosynthese Hemmung von Wachstums-/ Proliferationsprozessen Schleimhaut, Knochenmark Immunsystem, Enterozyten Embryonen Östrogenwirkung nephrotoxisch hepatotoxisch immunsuppressiv kanzerogen Störung der endokrinen Regulation der Fortpflanzung Bestandssituation bei Mykotoxinbelastung Anstieg: Umrauschquote, Aborte, Totgeburten, Spreizer, Endometritiden, Kümmerer, Anfälligkeit, Ohrrandnekrosen, unspezifische Symptomatik Abfall: Milchleistung, Wurfgröße, Leistung, Vitalität HPLC Futter Galle Blut Diagnostik DON 500 µg/kg 80 µg/l 30 µg/l Vulvaödem Pseudogravidität Embryonaltod azyklisches Umrauschen verzögerte Pubertät ZEA 50 µg/kg 10 µg/l ungeeignet Uterushistologie Therapie Futter verschneiden, Vitamin B/Bierhefe, eiweißreiches Futter Prophylaxe Futteranbau, -gewinnung und Lagerung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 82 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Bestandsdiagnostik Anamnese ●● ●● für jede Einheit ●● ●● ●● ●● Bestandsdaten, Betriebsform, Aufstallung Betriebsgröße, Strukturierung, Abläufe Haltung, Fütterung, Management Hygiene, Reinigung und Desinfektion Leistungszahlen Probleme, Krankheitsbefunde Betriebsbegehung ●● ●● ●● ●● ●● ●● weiterführende Untersuchungen ●● ●● Abferkelstall q Deckzentrum q Wartestall q Flatdeck q Mast q Jungsauenquarantäne Ernährungszustand (absolut + relativ), Sauen, Saugferkel Verhalten: Saugferkel, Absetzer, ... Haltung: Haltungsdichte, Sortierung, SHHVO, TiSCHNHVO Luftqualität, Lüftung, Temperatur, Luftgeschwindigkeit Bodenbeschaffenheit, Einstreu, Entsorgung Fütterung, Futterzusammensetzung, Futterqualität, Wasser Häufigkeit von Krankheitssymptomen nach Produktionsbereich akut und typisch erkrankte Tiere zur Sektion evtl. Tupfer-, Blut-, Kotproben Gewebeproben pathologische Histologie ●● ●● ●● ●● ●● bakteriologische Untersuchung (BU) – Resistenztest, evtl. Serotypen molekularbiologische Untersuchung (PCR) – Erreger mit geringer Tenazität – Viren, Virulenzfaktoren virologische Untersuchung (Ausschluss von Tierseuchen) parasitologische Untersuchung Umwelt-, Futter-, Wasseruntersuchungen, Mykotoxine Ätiologische Diagnostik unter Einbeziehung aller Ergebnisse aus Haltung, Fütterung, Management, Hygiene, Klinik, Sektion, Schlachtbefunde, weiterführende Untersuchungen integrierte und nachhaltige Lösungskonzepte bei Minimierung des Antibiotikaeinsatzes TiSCHNHVO = Tierschutznutztierhaltungsverordnung © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Routinekontrolle ständige Anpassung 83 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Statistik und Epidemiologie Ziel des betreuenden Tierarztes: umfassende Eruierung der aktuellen Bestandssituation als Basis eines nachhaltigen Lösungsansatzes Problem zielführende Symptomatik (einschl. Erreger und Antikörper) nur bei einem Teil des Bestands vorhanden Hohe Kosten für die Diagnostik vs. Sicherheit der Diagnostik Stichprobenumfang? ●● ●● Wie viele Tiere müssen untersucht werden, um mit ausreichender Sicherheit einen im Bestand vorhandenen Befund nachzuweisen? Probenzahl steigt –– mit steigender Tierzahl (Betriebs-(Gruppen-)größe) –– mit sinkender Prävalenz des Erregers im Betrieb (vorher abschätzen!) –– mit höherer gewünschter Sicherheit des Ergebnisses (90-95 %) –– mit sinkender Sensitivität des eingesetzten Tests „sicherer Ausschluss“ eines Befundes q alle Tiere untersuchen Testmerkmale folgen grundsätzlich einer Verteilung (z. B. Hämatokrit, Farbtiefe eines ELISA, Dichte einer Genbande) Verteilungen positiver und negativer Proben überlagern sich q Cut Off = Grenzwert mit optimaler Sensitivität und Spezifität Aber: Je mehr Proben als richtig positiv erkannt werden, desto mehr falsch positive müssen in Kauf genommen werden und umgekehrt. Sensitivität Wahrscheinlichkeit (P) dafür, dass Proben mit Befund auch als solche erkannt werden Spezifität Wahrscheinlichkeit dafür, dass nicht-infizierte als nicht-infiziert erkannt werden © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Trächtigkeit 16,4 Wochen Säugen 3W Absetzen 2 Abferkeln Absetzen 1 Besamung Wochenrhythmen (W1–W4), Säugezeit (S3–S4) und Bestandsplanung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 W1 S3 Gr. 1 W2 S3 Gr. 1 W4 S3 Gr. 1 2 3 2 4 5 3 2 6 7 4 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 1 … 1 … 10 5 6 7 8 9 1 … 3 4 5 Woche Absetztermine für Gruppen Deckzentrum: 6 Wochen 5 Tage leer + 35. TTT + RD W1 S3 Anzahl Gruppen: W2 S3 Anzahl Gruppen: W4 S3 Anzahl Gruppen: Wartestall: 10 Wochen 35. – 110. TTT + RD Abferkelstall: 4 Wochen 110. TTT + SZ + RD 10 + 1* 5 + 1* 2 + 1* 4 2 1 6 3 2 Säugen 4W Absetzen 2 Trächtigkeit 16,4 Wochen Abferkeln * Ausweichbucht wegen Zeit für Reinigung und Desinfektion Absetzen 1 Besamung 84 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 W1 S4 Gr. 1 W3 S4 Gr. 1 2 3 4 2 5 6 7 3 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 1 … 7 1 … 4 5 6 Woche Deckzentrum: 6 Wochen 5 Tage leer + 35. TTT + RD W1 S4 Anzahl Gruppen: 6 W3 S4 Anzahl Gruppen: 2 Wartestall: 10 Wochen 35. – 110. TTT + RD Abferkelstall: 5 Wochen 110. TTT + SZ + RD 10 + 1* 4 + 1* 4 2 * Absetztermine für die Gruppen mit der Nummer ** Ausweichbucht wegen Zeit für Reinigung und Desinfektion RD = Reinigung und Desinfektion; TTT = Trächtigkeitstag; W1, 2, 3, 4 = 1, 2, 3, 4 Wochen-Rhythmus; S3,4 = 3- bzw. 4-wöchige Säugezeit © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 85 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Klima und Lüftung Luftqualität ●● ●● ●● ●● Lufttemperatur zu hoch: Leistungsrückgang, Stress, Milchmangel, Kannibalismus zu niedrig: Unterkühlung q Immunsuppression q Erkrankung, Leistungsdepression (Haufenbildung, Zittern) Luftfeuchtigkeit zu hoch: Leistungsrückgang, Stress, Verdunstungskälte zu niedrig: Reizung der Schleimhäute, Staubentwicklung ●● ●● ●● ●● ●● ●● Luftgeschwindigkeit zu hoch: Konvektionskälte, Unterkühlung (Immunsuppression) zu niedrig: Hitzestau, ungleichmäßige Belüftung, Stress Verunreinigungen Ammoniak: hemmt Zilien und Abwehr CO2: Messung der Lüftungsrate Staub: Atemwegsreizung, Erregerreservoir (z. B. Salmonellen) mikrobielle Abbauprodukte aktivieren Abwehr q krankheitsfördernd q aktivieren Makrophagen (PRRSV), aktivieren PCVD q belasten BALT Lüftungsprobleme Lüftungsrate über Raumtemperatur geregelt q Winter: Luftqualität f Sommer: Zugluft Lüftung und Heizung oft unterdimensioniert in Alt- und Umbauten Hohe Belegdichte, staubige Fütterung, verklebte Spalten, alte, kaputte Wandisolation q Überforderung der Lüftung Lüftungsprinzipien Gute Luftumwälzung in allen Bereichen, aber ohne Zugluft bei den Tieren Meist aktive, zentrale Raumabsaugung unter der Decke Türgangs- und Schlitzlüftung: Frischluftmassen gelangen in Treibgang q langsam fließende Luftwalzen über die Buchtenabtrennung Strahllüftung: Frischluftmassen durch Schlitze unter Decke, Verbreitung an glatter Decke entlang ins Abteil, langsames Absinken zu den Tieren; Winter: kleinere Luftmengen q kleinere Einlassöffnung, höherer Druck Rieseldecke q Porenkanäle, Porendecke: Luftmassen über Porendecke q gute Ausbreitung im Abteil, langsames Hinabrieseln zu den Tieren Unterflurabsaugung: keine aufsteigenden Schadgase Lüftungsmessung: immer auf Höhe der Schweine Mobile Klima- und Schadgasstation, Nebelgerät, Wärmebildkamera © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 86 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Fütterung Futteraufnahme und Bedarf ●● ●● ●● ●● ●● ●● Trockenfutterbedarf: Absetzen bis Mastende ca. 0,3–4 kg/Tag Jungsau bis laktierende Sau ca. 4–9 kg/Tag Energiegehalt: Saugferkel bis tragende Sau ca. 14–11 MJ ME/kg Futter Laktierende Sau wie Saugferkel Proteingehalt: Saugferkel bis Mastende/Tragende 240–90 g/kg Futter laktierende Sau ca. 170 g/kg Futter Lysingehalt: Saugferkel bis Endmast/Tragende ca. 15–6 g/kg Futter laktierende Sau ca. 9 g/kg Futter Rohfasergehalt: Saugferkel/Laktierende max. 50–60 g/kg Futter Tragende min. 80 g/kg Futter Alle übrigen 40–60 g/kg Futter Kalzium: Saugferkel bis Endmast ca. 11–4 g/kg Futter Tragende bis Laktierende ca. 5–8 g/kg Futter Schlechte Futterqualität ●● ●● ●● ●● ●● Prüfung der Futterrezeptur (ca. 75 % Gerste und Weizen, 20 % Sojaschrot, Rest Mineralfutter) grobsinnliche Prüfung der Futterkomponenten kleine, schrumpelige Körner lassen geringere Inhaltsstoffe erwarten q Unterversorgung und Intoxikation q Futtermittelanalyse Wassergehalt >14 % q mikrobiologischer Verderb / Mykotoxine q Trocknung, Reinigung, Konservierung mit 0,1–0,3 % Propionsäure Verunreinigung q Schmackhaftigkeit leidet q Leistungseinbußen schlechte Silage (Luftzufuhr) q Fehlgärung, hoher pH-Wert q Listerien, Pilze stehendes Flüssigfutter, Krusten im Anmischbehälter Grenzwerte: Keime allg. (>108), Hefen (>106), Schimmelpilze (>105/g Futter) ME = Metabolisierbare Energie © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 87 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Trinkwasser Trinkwasseraufnahme ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● etwa 1 h nach Futteraufnahme (2 l [Ferkel], 10 l [Mast], 20–40 l [Sau]) etwa das 3-Fache der Futtermenge 1 Tränke für max. 12 Schweine Nippelhöhe: handbreit über Widerrist Durchfluss: 0,7 l/min (Ferkel) bis 2,5 l/min (Sau) Aufnahme am liebsten aus offener Fläche (Trogfluter für Sauen) frisches Wasser bereits bei Saugferkeln (Milchmangel) Trinkwassermangel ●● ●● ●● ●● deutlicher Rückgang der Futteraufnahme q Tageszunahme f Hauptursache für Blasenentzündung / MMA bei Sauen Leitungen / Nippel zugesetzt, Leitung eingefroren, zu wenig Trinkstellen, zu niedrige Durchflussrate Gefahr der Kochsalzvergiftung schlechte Wasserqualität ●● ●● ●● ●● Brunnenwasser durch Oberflächenwasser kontaminiert? Soll: frei von E. coli, Salmonellen, Campylobacter; < 10 000 KBE/ml hohe Gehalte an gramnegativen Keimen q Ohrspitzennekrose Wasserhygienisierung (Chlor-, Redox- oder Ozonanlage) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 88 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Reinigung und Desinfektion Intensive Schweineproduktion: Idealbedingungen für Erreger Leistungsminderung u. Krankheit abhängig v. Quotient Erregermenge/Abwehrlage Besondere Gefahr durch ●● hohe Haltungsdichte ●● Mischen von Altersklassen ●● kontinuierliche Belegung ●● unterschiedliche Herkünfte ●● v. a. Flatdeck/Jungsauen Stall 9 2 ●● Durchgangsende: 10 Keime/cm 6 2 ●● nach Reinigung: 10 Keime/cm 3 2 ●● nach Desinfektion: 10 Keime/cm Reinigung Voraussetzung für jede Desinfektion (Wirksamkeit) ●● ●● ●● ●● ●● Grobreinigung: Stroh, Staub Einweichen: 1,5 l Wasser/m2, mit Fettlöser, mind. 3 h (Krusten, Biofilme) Nassreinigung: Hochdruckreiniger, 15 l Wasser/min + Tenside, 40 °C, 150 bar Abspülen: klares Wasser entfernt Reinigungsmittel Trocknung: Heizung und Lüftung bleiben aktiv (sonst Verdünnung der Desinfektionsmittel + Kältefehler) Desinfektion DVG-gelistete Präparate; Wirkung gegen Erregerspektrum prüfen ●● ●● ●● ●● ●● Niederdrucksysteme, mind. 0,4 l/m2 Verweildauer: 0,5 bis 3 h Schaumpistolen für Decken und Wände (längere Verweildauer) vorher Reinigen (Proteinfehler) vorgeheizt auf 20 °C (Kältefehler; v. a. Aldehyde) Empfindlichkeit ●● ●● ●● ●● ●● behüllte Viren und Mykoplasmen (KSP, ASP, AK, Influenza A, PRRSV) gramnegative Bakterien (Pasteurellaceae, E. Coli) grampositive Bakterien (Staphylokokken, Streptokokken, Clostridien) unbehüllte Viren (PCV2, Enteroviren); spezielle Mittel notwendig Parasiteneier (Ascaris, Isospora); Mykobakterien; spezielle Mittel notwendig Impfindlichkeit nimmt ab Besonderheiten ●● ●● ●● ●● ●● Aldehyde: anfällig für Proteindenaturierung (Schmutz) und Kältefehler 1–2%ig, 1–2 Stunden; Breitspektrum, schlecht gegen Sporen und Parasiteneier quaternäre Ammoniumverbindungen: durch Seifen neutralisiert Peressigsäure: leicht abbaubar, kälteempfindlich; sehr breite Wirkung organische Säuren: umweltfreundlich, aber korrosiv; nicht gegen Parasiteneier Kresole (Phenolderivate): insbesondere gegen Parasiteneier und Sporen © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 89 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Antibiotikaeinsatz und Antibiotikaresistenz Leistung und Gesundheit von Infektionskrankheiten dominiert. Eigentliche Erkrankungsursache meist Haltungs-/Managementfaktoren Am Ende steht der Einsatz von Antibiotika + Risiko auf Resistenzbildung 16. Novelle des AMG durch Verbesserung der Haltungsbedingungen gesündere Tierbestände schaffen, um Einsatz von Antibiotika zu minimieren. Haupteinsatzgebiete für Antibiotika Flatdeck und Mast (bis 40 kg KM: 85 % der Antibiotikagaben) Pneumonien und Diarrhoe Ziel Erregervermehrung hemmen q Vorsprung für körpereigene Abwehr Möglichkeiten s. Abb. 3.18 Aber Selektionsdruck q Resistenz q (fast) ungehinderte Vermehrung Resistenzmechanismen s. Abb. 3.19 ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● Förderung von Resistenzen Antibiotika: zu geringe Dosen, zu kurzer, intermittierender Einsatz Breitspektrum-AB setzen unbeteiligte Keime unter Selektionsdruck Ungenügende Diagnostik: Keime sind bereits oder natürlicherweise resistent Bakteriostatische AB hemmen Wirkung bakterizider AB bei gleichzeitigem Einsatz q Multiresistenzen werden gefördert Begleitmaßnahmen (Hygiene, Dichte, Infektionsdruck usw.) unzureichend Fehler bei Verabreichung über Futter oder Trinkwasser (Mischung, Dosis) Resistenzsituation Schwein tq Mensch: MRSA: Noch weitgehend getrennte Stämme aber Austausch möglich ESBL und Carbapenemase-bildende Enterobacteriaceae Salmonella sp. (Multiresistenzen) Staphylokokken und Streptokokken Tetrazykline (bis 50–90 %), ß-Lactame (bis 80 %), Sulfonamide (bis 80 %) (Mischung, Dosis) © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 90 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Arzneimittelgesetz 16. Novelle des AMG durch Verbesserung der Haltungsbedingungen gesündere Tierbestände schaffen, um Einsatz von Antibiotika zu minimieren. ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● Arzneimittel (AM) nur für die vom Tierarzt betreuten Tiere verschreiben Behandlung durch Tierarzt oder Landwirt (Abgabe) Tierart, Anwendungsgebiet und Dosierung exakt nach Packungsbeilage Anwendung entspricht dem Stand der veterinärmedizinischen Wissenschaft (s. Antibiotika-Leitlinien) Bei Abgabe: detaillierter Behandlungsplan Keine Abgabe auf Vorrat: Verbrauch innerhalb 31 Tage (AB: 7 Tage) AUA-Beleg: Datum, Präparat, Chargennummer, Dosierung, Wartezeit, genaue Art der Anwendung Landwirt unterschreibt vor erster Anwendung Falls laut Zulassung längere Anwendung als 7 Tage (AB): Abgabe der Gesamtmenge und Tag 7 Kontrolle und Freigabe Restmenge 0-Abgabe-Beleg ausstellen Umwidmungskaskade Wartezeit: mindestens 28 Tage AM mit Zulassung Schwein + Anwendungsgebiet q o.k. f nicht verfügbar Stufe 1: AM mit Zulassung Schwein + anderes Anwendungsgebiet q o.k. f nicht verfügbar Stufe 2: AM mit Zulassung für andere Tierart q o.k. f nicht verfügbar Stufe 3: AM mit Zulassung beim Menschen oder LM-Tier (EU) q o.k. f nicht verfügbar Stufe 4: Herstellung aus Wirkstoff nach Tab. 1 Anh. EU Nr.37/2010 jetzt Anwendung nur durch den Tierarzt Fütterungsarzneimittel Tierarzt verschreibt; Hersteller liefert direkt an Landwirt Nur zugelassene Arzneimittelvormischung (AMV) verwenden (max. 3 verschiedene, max. 2 AMV mit einem AB oder 1 AMV mit mehreren AB Dosierung: Tagesdosis in mind. ½ Futterration Pulver zur oralen Verabreichung Verkauf durch Tierarzt, Anmischen durch Landwirt, über Futter oder Wasser; Mischgenauigkeit! Kontrolle durch Behörde LM = Lebensmittel lieferndes © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 91 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand AMG qMinimierung des Antibiotikaverbrauchs Einsatz nur erkrankte Tiere, wenn Einsatz therapeutisch indiziert qvorherige gründliche Untersuchung (Beleg) ●● ●● ●● Meldung an Behörde (Antibiotika) alle Lieferungen von Hersteller an einen Tierarzt alle Abgaben/Anwendungen eines Tierarztes an den Landwirt: je Wirkstoff: Anzahl behandelter Tiere (N), Behandlungstage (T) Langzeit-AB mit Wirkung ab 48 h: Addition zu Behandlungstagen Meldung der Durchschnittszahl pro Halbjahr gehaltener Tiere (D) Berechnung der Therapiehäufigkeit (TH) = (N x T) / D (Summe aller AB) = wie oft wurde ein Tier im Halbjahr durchschnittlich behandelt Vergleich mit Vorjahr plus Rangierung aller bundesdeutschen Betriebe Vergabe einer Kennzahl (K): 1: AB-Einsatz des Betriebes höher als bei 50 % aller Betriebe 2: AB-Einsatz des Betriebes höher als bei 75 % aller Betriebe über K1: Betrieb zu AB-minimierenden Maßnahmen verpflichtet über K2: Einreichung schriftlichen Maßnahmenplans bei Behörde Überwachung der Maßnahmen durch Behörde 2 x erheblich über K2: Zwangsmaßnahmen (evtl. Ruhen der Tierhaltung) Veröffentlichung der Daten im Bundesanzeiger © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 92 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Antiphlogistika Glucocorticoide Dexamethason Hemmung Genexpression in Abwehrzellen q zentraler Ansatz am Haupttranskriptionsfaktor NFκB q Cytokine plus Cyclooxygenasen q umfassendste antiphlogistische Wirkung q Aber auch Hemmung von: q Heilung und Regeneration, Endometrium, Milchdrüse q Abwehr- und Immunsystem (Cave Sepsis) TLR MD2 CD14 MyD88 Phosphorylierungskaskade Corticosteroide – NF-κB Expression – COX NSAIDs PGE2 Cytokine IL-1, TNFα Nicht Steroidale Antiphlogistika saure ●● ●● ●● ●● v. a. gute lokale Wirkung Flunixin (Finadyne; MSD): COX2 = COX1 stark analgetisch weniger antiphlogistisch Meloxicam (Metacam; Boehringer): COX2 > COX1 stark antiphlogistisch, antipyretrisch, analgetisch bes. geeignet gegen Endotoxine, geringe Ulcusneigung Ketoprofen (Dinalgen; Bayer): zentral und peripher wirksam antiphlogistisch, antipyretrisch, analgetisch Acetyl-Salicylsäure: zentral und peripher wirksam: (Pyrinalgin 100; Veyx): antiphlogistisch, antipyretrisch, gering analgetisch neutrale ●● ●● v. a. zentrale Wirkung, gering antiphlogistisch Paracetamol (Pracetam 10 %; Vetoquinol) zentrale Wirkung, geringe antiphlogistische Wirkung, wenig Nebenwirkungen Metamizol (Novalgin; Intervet) antipyretrisch, analgetisch, gering antiphlogistisch CD14 = Cluster of Differentiation Protein 14; NFkB = Nuklear Factor kappa B © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 93 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Impfung Leistungseinbuße und Krankheit sind Funktionen von Infektionsdruck und Abwehr. Impfung dient der Abwehrsteigerung: humorale Immunantwort (v. a. Bakterien) q neutralisierende Antikörper zelluläre Antwort (v. a. Viren, intrazelluläre Erreger) Impfung schützt vor Klinik, sichert Leistung, reduziert Erregervermehrung und Erregerausscheidung, führt aber nicht zur Erregerelimination Mischen naiver und geimpfter Tiere: Infektion der naiven q massive Erregerausscheidung q Erkrankung der Geimpften, wenn Erregermenge > Antikörpermenge (z. B. Jungsaueneingliederung) ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● Standardimpfung (gegen ubiquitäre Erreger) Sauen: Parvovirose/Rotlauf (zweimal jährlich, bestandsweise oder 14 d vor Belegung) Ferkel: Mycoplasma hyopneumoniae und PCV2 (one oder two shot, 3. LW) Angepasste Impfprogramme (nach Bestandsproblematik) Muttertiervakzinen: E. coli, Clostridien q maternale Antikörper gegen Saugferkeldiarrhoe Ferkelimpfung: bei Problemen in Aufzucht und Mast Impfzeitpunkt orientiert sich am typischen Auftreten von Klinik im Bestand q Immunität muss 2 Wo vorher vorliegen q Boosterung muss weitere 3 Wo und Erstimpfung weitere 2 bis 3 Wochen (also insgesamt 7 bis 8 Wo) vorher erfolgen. Reicht Immunität bis zum Mastende? Sauenimpfung: bei Problemen der Reproduktion (14 d vor Belegen der Sau) bei Problemen der Saugferkel (5. und 2. Wo ante partum) Impfung durch den Landwirt (Abgabe) keine amtliche Impfung, kein Impfversuch nur vom bestandsbetreuenden Tierarzt, nach Behandlungsplan (Behörde); Einweisung; Impffähigkeit, Impfreaktion und Wirkung kontrollieren Faktoren für Impferfolg Wechsel der Impfkanüle zwischen Würfen; keine stumpfen Kanülen selbstfüllende Spritzen gegen Kontamination; Impffähigkeit (nicht bei Parasiten, Stress [Absetzen, Kastration], Kümmerer, starke Diarrhoe, Eisengabe) mehrere Impfungen: alle auf einmal oder jeweils im Abstand von 2 Wo genügend Antigen verimpfen (Dosis nicht auf Körpermasse umrechenbar, Kühlkette, Hygiene, volle Dosis einsetzen, nicht überlagern usw). Impfung vor 3. Lebenswoche: Cave! Interferenz mit maternalen Antikörpern © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 94 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Genetik und Züchtung Bis Mitte der 1980er Jahre: mehr Fleisch, weniger Fett als Hauptzuchtziel q Antagonismus zu Fruchtbarkeit und Vitalität (z. B. MHS-Gen) Fruchtbarkeit: zunächst nur sehr geringer genetischer Fortschritt Steigerung durch Managementmaßnahmen (Würfe/Jahr) Ursache: polygener Erbgang, kleine Betriebe mit stark unterschiedlichen Umwelten Verbesserung ab 1990er Jahren durch BLUP-Tiermodelle Steigerung der lebendgeborenen Ferkel q zunächst erhöhte Verlustraten, da kleinere Ferkel Moderne Zucht meist in Hand großer Zuchtunternehmen Kreuzungszucht, zentrale Erhebung von Phänotypen, Nukleusherden, neue Verfahren zur Zuchtwertschätzung, molekulargenetische Verfahren Zuchtziel: Sau mit mehr Zitzen, sehr guter Futterverwertung, hoher Milchleistung q Zahl abgesetzter Ferkel dabei wenig aggressiv, robust und langlebig Ferkel: frohwüchsig, krankheitsresistent, vital, wenig Ebergeruch bei gutem Fleischanteil Umsetzung: Kreuzungszucht, genomische Selektion q Genotyp statt Phänotyp Ausgleich der Antagonismen der klassischen Zucht auf Fleischfülle q vitalere, stressfreiere und gesündere Tiere für die Fleischproduktion MHS = Malignes Hyperthermie-Syndrom; BLUP = Best Linear Unbiased Prediction © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 95 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Kastration Geschlechtsreife ab ca. 5. Monat/80 kg ∆16 Steroid-Synthese Tryptophan Cyt.P450 Darmbakterien Skatol Transport hemmt 5α-Androstenon Testosteron Abbau in Leber Sulfotransferasen Ablagerung in Fettgewebe Parotis (Speicher) Freisetzung mit Speichel Duldungsreflex der Sau Ebergeruch (v. a. beim Erhitzen) Schmerzen Leiden Schäden ●● ●● ●● ●● ●● ●● Kastration Schmerzfreie Alternativen? Narkose: Nachschlafphase zu lang (CO2, Ketamin); gesteigerte Verluste und Erstickungsgefühl (CO2); Preis, Umwelt, Hygiene (Isofluran) Lokalanästhesie: Injektion ähnlich schmerzhaft wie Kastration Impfung: gegen GnRH; Improvac, Absetzer + 7 Wo vor Schlachtung gute Wirksamkeit, kein schmerzhafter Eingriff, aber nicht angewandt, da Verbraucherängste; Arbeitsaufwand Züchtung: erste Selektionserfolge; Kopplung mit Fruchtbarkeit Spermiensexing: zu langsam für benötigte Spermienmenge beim Schwein Ebermast: schnellere Mast, aber Aggression, Aufreiten, Penisbeißen Gesetzgebung erlaubt chir. Kastration ohne Schmerzausschaltung bis zum 4. Lebenstag (noch bis voraussichtlich 2019) Düsseldorfer Erklärung 2008 (Schlachter, Einzelhandel, Bauernverband): Langfristiges Ziel: Ebermast; bis dahin chir. Kastration unter Schmerzausschaltung: zeitgleiche Gabe v. NSAIDs; Überwachung durch QS-System Kastrationsschmerz voll erhalten, postoperativ geringe Dämpfung Wundheilungsstörungen keine nachhaltige Lösung! Bleiben: Verbesserung der Ebermast? Einführung Immunkastration? Verbesserung der Diagnostik von Fleisch mit Ebergeruch! © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 96 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Schwanz- und Ohrnekrosen – Kannibalismus „Schwanzbeißen“: 3 % der Mastschweine betroffen, Beginn zwischen 4. und 8. LW q routinemäßiges Kupieren des letzten Schwanzdrittels q Verstoß geg. RL 2008/120/EG q Forderung intakter Ringelschwänze Vorteil: Frühwarnsystem zur Erfassung des Tierwohls q Erwartung: bei Kupierverzicht bei derzeitigen Haltungsbedingungen: Schwanzbeißen bei 60 % der Mastschweine Entstehung primäres Schwanzbeißen Frustration/Stress: ●● kein Zugang zu Futter/Wasser, Liegeplätzen ●● Tier: Fressplatzverhältnis ●● Futterrestriktion ●● Auseinanderwachsen sekundäres Schwanzbeißen zunächst vorsichtiges Benagen Duldung aufgrund Juckreiz Etablierte Verletzung Nekrosen notorischer Beißer: ●● Beißen wurde zum Selbstzweck ●● meist kleinere Tiere ●● Spitze des Eisbergs Ersatz für unbefriedigtes Kauen und Wühlen unstrukturierte Haltung Verlegung der Kapillaren Entzündungskaskade ●● ●● ●● ●● ●● Gramnegative Enterobacteriaceae Brunnen, Biofilm, Tränken hoher Infektionsdruck über Kot zu hoher Magen-pH (Überladung) zu hoher Darm-pH (Eiweiß:Rohfaser) verminderte Darmperistaltik (Überladung) Anflutung hoher Mengen mikrobiologischer Abbauprodukte Entgiftungsvermögen f durch: ●● Stress ●● PCVD ●● PRRSV ●● Mykotoxine ●● Wegfall maternaler Antikörper Hauptfaktoren und Bekämpfung 1. Beschäftigung: täglich frisches veränderbares Material (Heu, Stroh in geringen Mengen, z. B. über Wühlturm, Raufe) 2. Komfort: Abkühlungsmöglichkeit, Belegdichte f, Buchtenstruktur 3. Futter und Wasser: Qualität und Quantität, Sättigung, Rohfaser 4. Gesundheit: Atemwegserkrankungen 5. direkter Stress: Umgruppierung und Transport © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 97 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Übersicht Tierschutzgesetz §1 Tiere als Mitgeschöpfe Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Es gilt der Schutz von Leben und Wohlbefinden. §2 Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat muss es seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen. darf die artgemäße Bewegung nicht so einschränken, dass Schmerzen, vermeidbare Leiden oder Schäden entstehen. braucht Kenntnisse und Fähigkeiten für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung … §4 Tötung von Tieren Ein Wirbeltier darf nur unter Betäubung oder sonst nur unter Vermeidung von Schmerzen getötet werden. Töten darf nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat (Sachkundenachweis). Ein warmblütiges Tier darf nur geschlachtet werden, wenn es vor Beginn des Blutentzugs betäubt worden ist. Es bedarf keiner Betäubung, wenn eine solche bei Notschlachtungen nicht möglich ist. §5 Eingriffe an Tieren, Betäubung Es gilt die grundsätzliche Garantie der körperlichen Unversehrtheit. Abs. 1 Schmerzhafter Eingriff bei einem Wirbeltier: nur nach vorhergehender Betäubung und durch einen Tierarzt Abs. 2 Ausnahmen: wenn vergleichbare Eingriffe am Menschen ohne Betäubung durchgeführt werden. wenn der Schmerz (Eingriff) geringfügiger ist als die Beeinträchtigung durch die Betäubung im Einzelfall nach tierärztlichem Urteil braucht eine Betäubung nicht durchgeführt werden für: –– –Kennzeichnung durch Ohrtätowierung –– –Kennzeichnung durch Schlagstempel, Ohrmarke oder injizierbaren Mikrochip –– –Kürzen des Schwanzes von unter 4 Tage alten Ferkeln –– –Abschleifen der Eckzähne von unter 8 Tage alten Ferkeln (Schutz von Muttertier und Wurfgeschwistern) –– –betäubungslose Kastration männlicher Ferkel unter 8 Tagen, sofern keine Abweichung von der physiologischen Anatomie vorliegt; komplettes Verbot erst ab 2019. §6 Eingriffe an Tieren, Amputationsverbot Ausnahmen –– –im Einzelfall nach tierärztlicher Indikation –– –Fälle des § 5 –– –Eingriffe dürfen auch durch andere Personen als den Tierarzt durchgeführt werden. © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646 98 Übersichten: Krankes Schwein – kranker Bestand Gesetze Tierschutzrecht Tierschutzgesetz TierschutznutztierhaltungsVO Tierschutztransportverordnung Tierseuchenrecht Tiergesundheitsgesetz + Verordnungen Schweinehaltungshygiene VO ViehverkehrsVO Verbraucherschutzrecht Arzneimittelgesetz Fleischhygienegesetz Bundesimmissionsschutzgesetz Schweine-Salmonellen VO © 2015 aus Reiner, Krankes Schwein – kranker Bestand, Eugen Ulmer KG ISBN 978-3-8252-8646-0; UTB-Bandnummer 8646
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