Ausblick nach oben Ein Projekt des Jungen Volkstheaters Leitung: Constance Cauers Dramaturgie: Andrea Zaiser Mitarbeit: Malte Andritter, Julia Garstenauer Eine Kooperation mit der Volkshilfe Österreich Premiere: 24. Oktober 2015 im Volx Margarethen Geplante Anzahl der Aufführungen: ??? Kurzbeschreibung des Projektes Kinderarmut ist in Österreich nach wie vor ein zentrales gesellschaftliches Problem. Aus diesem Grund werden im Projekt „Ausblick nach oben“ in einer Kooperation mit der Volkshilfe armutsgefährdete Kinder über ihre Vorstellungen eines Staates mit Bedingungslosem Grundeinkommen befragt: Stell dir vor, jeder Mensch bekommt 1 500 Euro, ohne etwas dafür tun zu müssen. Findest du das eine gute oder eine schlechte Idee? Warum? Sollen wirklich keine Bedingungen daran geknüpft sein? Wie würde sich das Leben damit verändern? Anhand solcher Gedankenexperimente werden die Kinder aufgefordert, konkrete gesellschaftliche Utopien zu entwickeln und damit die gesellschaftspolitische Situation umzudrehen: Sie zeigen uns, wie sie die Welt sehen und verbessern wollen und nicht mehr die Erwachsenen entscheiden, wie zu leben ist. Damit bewegt sich das Junge Volkstheater als neue Abteilung des Volkstheaters weg von einer allwissenden hin zu einer fragenden Position, was die Institution Theater entscheidend und progressiv prägt. Die Probenstrukturen werden dazu sowohl methodisch wie auch strukturell aufgebrochen: Zum einen wird die Probezeit auf über sechs Monate ausgedehnt. Zum anderen werden die klassischen Räume des Stadttheaters verlassen und die teilnehmenden Kinder an ihren Wohnorten aufgesucht – wodurch das Junge Volkstheater als kultureller Impulsgeber an dezentralen Orten agiert. „Ausblick von oben“ ist transdisziplinär ausgerichtet und entsteht als Begleitprojekt zu „Der Marienthaler Dachs“. Zur Premiere dieser Produktion am 26. September 2015 eröffnet im Volkstheater auch die multimediale Ausstellung Abgestempelt! (AT). Langbeschreibung des Projektes Aktuelles Thema des gesellschaftlichen Zusammenlebens 313.000 Kinder und Jugendliche sind in Österreich armutsgefährdet. Ein häufiger Grund für die anhaltend hohe Zahl von armen Kindern ist nach wie vor, dass Eltern ihren sozialen Status vererben. Kinderarmut ist eines der deutlichsten Abbilder sozialer Ungerechtigkeit und führt oft zu einer Spirale von Ausgrenzung, geringer (Aus-)Bildung und niedrigen Einkommensmöglichkeiten. Armut hat nicht nur eine materielle Dimension, sondern wirkt sich auch auf die gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe aus. Mit einem zweiteiligen Projekt will das Junge Volkstheater denjenigen eine Stimme verleihen, über die sonst nur Statistiken Auskunft geben. Auf der Bühne stehen zwölf Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren. Ihre Adressatinnen und Adressaten sind die Erwachsenen, die normalerweise für sie entscheiden: Welche Schule sie besuchen, welche Hobbies sie ausüben, welche Sprachen sie lernen und was aus ihnen werden soll. Jetzt erzählen ihnen die Kinder selbst, welche Kräfte sie mobilisieren, wovon sie träumen, wie viel Phantasie, Durchsetzungskraft und auch Flexibilität sie aufbringen, um nicht zu resignieren. Die Produktion „Ausblick nach oben“ will die Diskussion über Armut in Wien antreiben und alternative Konzepte entwickeln, um die bisherige Politik zu beeinflussen. Es sind Fragen und Gedankenexperimente wie die folgenden, durch welche armutsgefährdete Kinder angeregt werden, über das bestehende Arbeitsleben nachzudenken und ausgehend von der Möglichkeit eines Bedingungslosen Grundeinkommens auch aufgefordert werden, konkrete gesellschaftliche Utopien zu entwickeln: Stell dir vor, jeder Mensch bekommt 1 500 Euro, ohne etwas dafür tun zu müssen. Findest du das eine gute oder eine schlechte Idee? Warum? Wie würde sich das Leben damit verändern? Woher kann dieses Geld kommen? Würde man noch arbeiten gehen? Was bedeutet für dich das Wort Arbeit überhaupt? Sollen wirklich keine Bedingungen an den Erhalt des Geldes geknüpft sein? Wenn du jetzt bestimmen könntest, wie man mit diesem Geld leben soll, wie würde dieses Leben aussehen? Würde es darin noch Arbeit geben? Wie wäre dein Tag dann gestaltet? Wie könnte der Tag von deinen Eltern dann aussehen? Wie glaubst du würde sich ihr Leben verändern? Wären sie glücklicher? Würden sie mehr Zeit füreinander haben? Würden sie mehr streiten? Wäre es langweilig? Darf jeder das tun, was er gerne tut? Was wäre das bei dir? Warum? Welche Konsequenzen hätte das? Welche Regeln gibt es in einem Staat, wo niemand Geldsorgen haben muss? Wer stellt diese Regeln überhaupt auf? Darf einer entscheiden oder alle? Wer würde sich darum kümmern, dass alle etwas zu essen haben, wenn niemand arbeiten will? Würde man dann nicht gerne arbeiten, wenn man nur das zu tun braucht, was einem sowieso Spaß macht? Die daraus gewonnenen Utopien sollen vor den Kopf stoßen und dazu beitragen, mit Hilfe der sogenannten Verlierer des Systems den Vorstellungshorizont zu erweitern. Eine transdisziplinäre künstlerische Arbeit „Ausblick nach oben“ ist ein Begleitprojekt zu „Der Marienthaler Dachs“. Zur Premiere dieser Produktion am 26. September 2015 eröffnet im Volkstheater die Ausstellung Abgestempelt (AT), die sich aus dem gemeinsamen Recherchematerial speist. Die interdisziplinäre und multimediale Ausstellung umfasst Hörinstallationen mit Interviews von Kindern und Experten aus Politik, Pädagogik und sozialer Arbeit, Fotos, individuelle Stadtpläne, Wunschzettel und Hörmitschnitte. Ausstellung: Bildende Kunst, Installation, Soundscapes, Forschungstheater Theater-Performance mit LaiendarstellerInnen Stadtteilerkundigungen mit Fotos und Videos, um die Lebensräume der Kinder zu erforschen. Diese Methode stellt die Kinder als Experten ihrer Umgebung in den Mittelpunkt. Individuelle Stadtpläne werden erstellt, welche die Bedeutung des Wohnumfeldes der Kinder zum Thema haben. Interviews mit Experten Transformation am Volkstheater Als Junges Volkstheater, eine neue Abteilung des Volkstheaters, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, rigide Strukturen im Stadttheater zu ändern, um sich von der allwissenden Position des Anbieters hin zur fragenden Institution zu entwickeln. Als Vertreter des Volkstheaters ist es unsere Pflicht, Themen wie Armut sowie das Bedingungslose Grundeinkommen gemeinsam mit der Bevölkerung zu diskutieren. Für solche partizipatorische Projekte, bei denen sich im besten Fall alle Bevölkerungsschichten beteiligen, braucht es eine lange Anlaufzeit, um diese theaterfernen Gesellschaftsschichten mit Hilfe von Multiplikatoren und KooperationspartnerInnen zu erreichen. Deutsche Studien zum Thema „Interkulturelles Audience Development“ (Birgit Mandel, 2013) belegen, dass eine Mobilisierung von jungen Menschen als neues Publikum durch aktive Teilhabe gefestigt wird. Diese Arbeit mit LaiendarstellerInnen erfordert eine intensive Vorbereitungszeit, welche durch die öffentlichen Gelder nicht abgedeckt werden kann. Um das Zusammenleben in Wien zu verbessern, braucht es diese partizipatorischen Projekte, die sich mit dem Leben der Wiener und Wienerinnen befassen und sie als PartnerInnen im künstlerischen Prozess Teil haben lassen. Innovative Alternative zu etablierten Lösungen und Praktiken im Kulturbetrieb Im Gegensatz zum klassischen Betrieb im Stadttheater werden bei „Ausblick nach oben“ die Probenstrukturen aufgebrochen und auf über sechs Monate ausgeweitet. Auch methodisch werden alternative Praxen erprobt: Dies betrifft die Arbeit mit der aus den Naturwissenschaften entlehnten Methode des Gedankenexperiments, durch welche armutsgefährdete Kinder durch eine konkrete Aufgabenstellung sowohl theoretisch wie auch praktisch aufgefordert werden, über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Arbeit, Leistung und Bedingungslosem Grundeinkommen zu reflektieren. Aktualität des Themas Das Thema Armut bei Kindern ist ebenso aktuell wie die Diskussionen rund um die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens. Dies zeigt sich etwa an der Woche des Grundeinkommens, welche von 14.-20. September 2015 stattfindet – nur einen Monat vor der Premiere des Projektes „Ausblick nach oben“. Eine Zusammenarbeit mit dieser Veranstaltung wird angestrebt, um den Impuls für das Wiener Kulturleben noch nachhaltiger und wirksamer zu gestalten. Impulsgeber an dezentralen Orten In Zusammenarbeit mit der Volkshilfe verlassen wir die Stadttheaterräume, die bei bildungsfernen und von Armut betroffenen Gruppen als unerreichbar angesehen werden. Als Kunstschaffende suchen wir den Dialog mit diesen Gruppen in ihren Wohnräumen und geben ihnen die Möglichkeit, ihre Meinungen und Wünsche zu äußern. Gemeinsam stellen wir die Alltagsstrukturen der meist aussichtslosen Situation auf den Kopf und schaffen somit vorantreibende Impulse in den Randbezirken Wiens. Ein Impuls von außen nach innen, ein Ausblick nach oben!
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