Delacroix Delaroche Geschichte als Sensation 11. 10. 2015 – 17. 1. 2016 www.mdbk.de Alexandre Jazet, Der 14. Juli 1789. Die Bastillestürmer kehren zum Rathaus zurück (nach Paul Delaroche), 1845, Musée Goupil, Bordeaux Dr. Hans-Werner Schmidt und Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig Liebe Freunde der Kunst ! nehmen sollten auf die Tagespolitik. Delacroix ist dabei ein Meisterwerk gelungen: „Die Freiheit führt das Volk“ – jene fast barbusige „Marianne“, die auf der Barrikade voranstürmt und als Symbolbild von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ gilt. Dieses Bild, das den nationalen Stolz Frankreichs verkörpert, wird nicht verliehen – stattdessen, und das kann man auch als sensationell bezeichnen, unterstützt uns das Musée du Louvre, das erste Museum Frankreichs, mit 28 Leihgaben, ebenso Museen aus Paris, Nantes, Bordeaux, Lyon und Versailles wie auch aus Oxford, Amsterdam und Kopenhagen. Weitere Museen und Privatsammler in Deutschland unterstützen unsere Ausstellung. Diese großartige kollegiale Unterstützung unterstreicht, als wie wichtig diese Ausstellung erachtet wird. Der Zeitlauf hat Delacroix und Delaroche in der Wertschätzung auseinandergebracht – in Leipzig treten ihre Bilder wieder in einen Dialog, wie einst im Pariser Salon des 19. Jahrhunderts. „Geschichte als Sensation“, entwickelt auf den Staffeleien von Eugène Delacroix und Paul Delaroche, erscheint so wie ein frühes Kapitel der beliebten Fernsehreihe „History“, in der historische Dokumente über die Zeitzeugenschaft lebendig werden und ein ergreifendes Bild von Geschichte vermitteln. Mehr als 140 Werke machen höchst anschaulich, was in den Geschichtsbüchern als die Zeit zwischen „Revolution und Restauration“ bezeichnet wird. Und eben diese Veranschaulichung von Geschichte sowie Literatur und Religion hat auch unsere Förderer überzeugt. Die Kulturstiftung der Länder ist dabei wie die Ostdeutsche Sparkassenstiftung im Verbund mit der Sparkasse Leipzig. Die Hermann Reemtsma Stiftung hat sich engagiert wie auch die RudolfAugust Oetker-Stiftung, die Ernst von Siemens Kunststiftung und EDF Deutschland. Und unsere treuen Partner, die Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig e. V. und der Freundeskreis Max Klinger e. V., haben ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Dr. Harald Langenfeld – neben seinen Funktionen als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig und Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Ostdeutschen Sparkassen stiftung auch Mitglied im Vorstand unseres Fördervereins und französischer Honorarkonsul – hat das Ausstellungsprojekt in besonderer Weise begleitet und unterstützt. Die Bürgermeister Michael Faber (Kultur) und Torsten Bonew (Finanzen) haben zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt, die angesichts der Dimension dieser Ausstellung notwendig waren. Allen möchte ich sehr herzlich danken für die ausgesprochene Wertschätzung unserer Arbeit im Museum der bildenden Künste Leipzig. Ein inhaltlich facettenreiches Begleitprogramm fokussiert wichtige Aspekte dieses historischen Dialoges, der auch getragen wird von der Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig und dem Museum der bildenden Künste Leipzig. In der Ausstellung trifft eine visuelle Ikone, Delaroches geschlagener „Napoleon“, ein monumentales Historienbild, auf eine kleine Federzeichnung von Delacroix, die zwei Löwen zeigt – eine Schenkung des Sammlerehepaares Dr. Hans-Peter Bühler und Marion Bühler-Brockhaus zur Eröffnung des Museumsneubaus 2004 (neben 40 Werken der Schule von Barbizon). So ist dieser Dialog zwischen dem geschlagenen Kaiser und dem König der Savanne auch ein Kapitel Leipziger Kultur- und Mäzenatengeschichte. Über Ihren Besuch der Ausstellung wie auch des Begleitprogramms für Jung und Alt würden wir uns sehr freuen. Ihr Dr. Hans-Werner Schmidt Direktor GESCHICHTE ALS SENSATION Zwei Stars der Historienmalerei treffen in der Ausstellung aufeinander – sie waren Zeitgenossen und wurden von der französischen Kunstkritik gleichermaßen bejubelt wie geschmäht. Während Paul Delaroche (1797–1856) mit seinen realistischen Geschichtsbildern zu Lebzeiten einer der international populärsten Maler F rankreichs war – insbesondere in Deutschland, England und den USA – störten sich viele an der drastischen Themenwahl und der freien, skizzenhaften Malweise von Eugène Delacroix (1798–1863). „Mit einem betrunkenen Besen gemalt!“ oder „Ein Massaker der Malerei!“ waren Reaktionen des Publikums, wäh- rend die glatte, handwerklich perfekte Malweise Delaroches Gemälde leicht verständlich machte. Heute ist aus dem einst verkannten Delacroix der berühmteste Maler Frankreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geworden. Delaroche war lange Zeit nahezu vergessen und wird zum ersten Mal posthum in Deutschland umfassend gewürdigt. Durch die Gegenüberstellung der beiden Künstler lässt sich verstehen, wogegen sich Delacroix seinerzeit künstlerisch absetzte und was seine Originalität, ja Modernität ausmachte. Die Ausstellung wirft ein Licht auf die bis heute brisante Wechselwirkung von Kunstmarkt, Kunstkritik und öffentlichen Institutionen wie Museen und Kunstakademien, die für den zeitweiligen Ruhm, aber auch für den Niedergang und das Vergessen von künstlerischen Karrieren und Positionen mitverantwortlich sind. Beide Maler hatten ein gemeinsames Ziel: Sie wollten das Publikum mit hochemotionalen Bildern unmittelbar ansprechen, ja sinnlich überwältigen. Daher führt die Ausstellung den Untertitel „Geschichte als Sensation“ – Sensation meint dabei nicht nur das Spektakel, sondern vor allem die Empfindung und das Erlebnis. Beide Maler wollen mit ihren Bildern auf das Gefühl des Betrachters einwirken. Eugène Delacroix, Boissy d’Anglas grüßt den Kopf des Abgeordneten Féraud, 1831, Musée des Beaux-Arts de Bordeaux Die Französische Revolution und ihre Folgen Titel: Paul Delaroche, Napoleon I. in Fontainebleau am 31. März 1814 nach Empfang der Nachricht vom Einzug der Verbündeten in Paris, 1845, Museum der bildenden Künste Leipzig Die Leipziger Volkszeitung setzt sich in einem redaktionellen Teil mit dem Weltgeschehen auseinander, im anderen mit der Lokalpolitik. Sie widmet sich der Kultur und verleiht auch Fragen der Religion eine Stimme. In dieser Ihnen vorliegenden Beilage wird dieses Themenspektrum durch Werke der bildenden Kunst angesprochen. Paul Delaroche? – nie gehört! Mag sein. Aber das große Banner, das zur Zeit über dem Haupteingang unseres Museums hängt und auf dem Napoleon ziemlich deprimiert erscheint, das haben Sie sicherlich schon einmal gesehen. Paul Delaroche hat das Bild gemalt und es zeigt den geschlagenen Napoleon im Jahr 1814, also kurz vor dem Ende seiner politischen Karriere, das entscheidend in Leipzig eingeleitet wurde, nämlich in der so gewaltig titulierten „Völkerschlacht“. Und dieses Bild wurde 1845 von dem Leipziger Seidenwarenhändler Adolph Heinrich Schletter erworben, der Handelsvertretungen in Paris und Lyon unterhielt und mit Leidenschaft die französische Kunst seiner Zeit sammelte. Jener Schletter hat den L eipzigern den ersten Museumsbau (1858) geschenkt und seine Sammlung französischer Kunst gleich mit. Delaroche war zu seiner Zeit ein Star und der Leipziger Schletter musste den hohen Preis seines Werkes akzeptieren. Und Delacroix? Warum tritt er neben Delaroche in unserer Ausstellung auf ? Delacroix war der Kontrahent und Konkurrent von Delaroche, mit dem er gemeinsame Lebenserfahrungen teilte. Beide Künstler wuchsen in den Nachwirren der Französischen Revolution auf, in der gesellschaftliche Werte je nach Standpunkt der Herrschenden und Regierenden neu definiert wurden und in der auf den jakobinischen Terror die uneingeschränkte Herrschaft des napoleonischen Kaisertums folgte. Wie sich hier orientieren? Beide, Delaroche und Delacroix, zogen die Geschichte und Literatur als Inspiration heran, setzten Ereignisse ins Bild, die wie moralische Lehrstücke Einfluss Im Laufe von 60 Jahren erlebte Frankreich drei Revolutionen – die Französische Revolution von 1789, die Julirevolution von 1830 und die Februarrevolution von 1848. Zwischen 1799 und 1815 lag außerdem der Aufstieg und Fall Napoleons, der Frankreich politische und territoriale Expansion, aber auch große militärische Niederlagen brachte. Hunderttausende junge Franzosen ließen in der sogenannten Großen Armee ihr Leben, von ihren vielen europäischen Leidensgenossen in den Armeen der Feinde Frankreichs ganz zu schweigen. Die Französische Revolution und die schillernde Figur Napoleons spalteten die Französische Gesellschaft in Anhänger und Opponenten. Barrikaden wurden nicht nur auf der Straße, sondern auch in den Köpfen errichtet. Zensur der Presse und Einschränkung der Meinungsfreiheit waren auch nach 1789 gebräuchlich. Die Erinnerung an den jakobinischen Terror während der Revolution, als die Guillotine das Volk in einen Blutrausch versetzt hatte, blieb in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenso lebendig wie die Erinnerung an Napoleon. Der häufige Wandel der politischen Systeme und der herrschenden Ideologien nach den Erschütterungen der Französischen Revolution prägte auch die Biografie der beiden Künstler Eugène Delacroix und Paul Delaroche. Nicht nur malten sie Bilder, die sich direkt auf konkrete politische Ereignisse bezogen, sondern beide stellten bevorzugt die Vergänglichkeit von Macht und Mächtigen dar. Eugène Delacroix, Übungsstunde im Kunstreiten, 1822, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett Paul Delaroche, Marie Antoinette vor dem Tribunal, 1851, The Collection of the Château de Balleroy Literatur als zündender Funke Eugène Delacroix, Die Barke des Kardinals Richelieu auf der Rhone, 1826, Musée du Louvre, Paris Hofmaler der geköpften Majestäten Eugène Delacroix, Cromwell im Schloss Windsor, um 1828, Galerie Hans, Hamburg Noch niemals zuvor wurden so viele Geschichtsbücher publiziert wie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie erzielten hohe Auflagen und erreichten ein Massenpublikum. Wenn ein Volk seinen König köpfen kann, stellen sich viele Fragen. Wie war die Französische Revolution im Detail verlaufen? Gab es dafür historische Vorläufer? Hat Geschichte eine Moral? Historiker, Literaten und Maler entdeckten das Mittelalter und die Renaissance als Stoff für schaurige Dramen, die nicht erfunden waren, sondern auf historischen Tatsachen beruhten. Paul Delaroche feierte in den 1820er und 1830er Jahren im Pariser Salon große Erfolge mit seinen Darstellungen aus der englischen und französischen Geschichte, die als Spiegelbilder der jüngeren Geschichte und politischen Gegenwart Frankreichs interpretiert wurden. Durch seine Zusammenarbeit mit dem Verlagshaus Goupil und dem Berliner Kunsthändler Louis-Friedrich Sachse wurden die Gemälde von Delaroche vervielfältigt und international berühmt. Sie gehörten zur Grundausstattung europäischer Geschichtsbücher und schmückten die Wohnzimmer der Pariser Bourgeoisie, die sich am Sturz der Mächtigen ergötzte. Heinrich Heine, ein früher Bewunderer Delaroches, bezeichnete ihn ironisch als „Hofmaler der geköpften Majestäten“. PAUL DELAROCHE EUGÈNE DELACROIX 1797 Hippolyte-Paul Delaroche wird am 17. Juli in Paris geboren 1798 Ferdinand-Victor-Eugène Delacroix wird am 26. April in Charenton-Saint-Maurice bei Paris geboren 1818 Lehre bei dem Historienmaler Antoine-Jean Gros 1824 Reise nach London 1827/28 Orden der Ehrenlegion. Beginn der Zusammenarbeit mit dem Verlagshaus Goupil 1832 Mit 35 Jahren jüngstes Mitglied des Institut de France 1833 Professor der Académie des Beaux-Arts, Paris 1834 Italienreise 1835 Heirat in Rom mit Louise Vernet, Tochter des Malers Horace Vernet Übernahme des Lehrateliers von Antoine-Jean Gros nach dessen Tod 1838 Beginn der Reihe von Bildnissen Napoleons. Zweite Italienreise 1843 Schließung des Lehrateliers nach dem tragischen Tod eines Schülers 1845 Tod seiner Ehefrau Louise 1849 Reise über Aachen, Frankfurt, Weimar und Leipzig nach Dresden 1856 Delaroche stirbt am 4. November 1815 Erste künstlerische Ausbildung im Atelier des Historienmalers Pierre-Narcisse Guérin 1816 Aufnahme in die École des Beaux-Arts 1824 Beschäftigung mit dem Werk des britischen Dichters Lord Byron 1825 Aufenthalt in England von Mai bis August 1832 Reise über Spanien nach Marokko 1838 Auftrag für die Ausmalung der Bibliothek der Abgeordnetenkammer im Palais Bourbon, Paris (1847 vollendet) 1839 Reise nach Belgien und Holland mit Stationen in Antwerpen, Den Haag und Amsterdam 1850 Auftrag für die Ausmalung der Galerie d’Apollon im Louvre (1851 vollendet). Reise nach Brüssel, Antwerpen und Köln Eugène Delacroix, Der Tod des Sardanapal (Ölstudie), 1826/27, Musée du Louvre, Paris „Wie sehr möchte ich ein Dichter sein, zumindest mit den Mitteln der Malerei!“ schreibt der junge Delacroix 1824 in sein Tagebuch und spricht damit eine zentrale Seite seines Schaffens an: Kein französischer Maler des 19. Jahrhunderts war ein so leidenschaftlicher Leser und hat so stark versucht, Poesie und Literatur in die Malerei zu übertragen, ja in Farbe zu übersetzen. Wie auch sein Zeitgenosse Victor Hugo (1802–1885), der große Schriftsteller der französischen Romantik, entdeckte Delacroix Shakespeare als großes Vorbild, verehrte Dante, Lord Byron und Walter Scott, deren Themen und Motive er immer wieder in Gemälden und Grafiken umsetzte. Die Schilderung des menschlichen Dramas zwischen Groteskem und Erhabenem, Schrecklichem und Schönem, zwischen Komödie und Tragödie ist ein fortwährendes Anliegen von Delacroix. Die Literatur ist dabei eine lebendige Quelle der Anregung für ihn und als Inspiration noch wichtiger als die politische oder gesellschaftliche Wirklichkeit. Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist der komplette Zyklus seiner Lithografien zum „Faust“, von deren kongenialer Umsetzung Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) begeistert war. Eugène Delacroix, Mephistopheles in Auerbachs Keller, 1826, Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett, Der Kunstverein in Bremen 1855 Auf der Pariser Weltausstellung ist Delacroix mit mit 36 Gemälden vertreten 1857 Mitglied im Institut de France als Nachfolger von Paul Delaroche 1863 Delacroix stirbt am 13. August Paul Delaroche, Cromwell am Sarge Karls I., vor 1834 oder 1846, Hamburger Kunsthalle Paul Delaroche, Die Söhne Eduards IV., 1830, Musée du Louvre, Paris Zwischen Gott und Bestie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren die Ideale der Französischen Revolution, die aber wenig später in der Realität der kapitalistischen bürgerlichen Gesellschaft keine Rolle mehr spielten. Im Gegenteil, Egoismus und der Kampf ums Dasein herrschten vor, nicht nur in der Metropole Paris. Im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Paris viele Kirchen neu erbaut oder mit neuen Bildprogrammen ausgestattet, die auf ein wachsendes Bedürfnis breiter Schichten nach spiritueller Orientierung reagierten. Delaroche und Delacroix waren hieran beteiligt und schufen hochemotionale religiöse Historienbilder. Beide blieben dabei skeptisch hinsichtlich der Erlösungsversprechen der Gesellschaft und der Kirche. Eugène Delacroix fand im Bild des wilden Raubtiers ein Symbol für Schönheit und Vitalität, aber auch für die zerstörerische Energie der Natur, deren Schöpfung der Mensch ist. François-Auguste Biard, Matrosen in einem Boot, sich gegen Eisbären verteidigend, um 1839, Museum der bildenden Künste Leipzig Ein Mäzen und sein Museum Paul Delaroche, Herodias mit dem Haupt Johannes des Täufers, 1843, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln Der Leipziger Kaufmann und Kunstsammler Adolph Heinrich Schletter (1793–1853) trug eine der bedeutendsten Sammlungen französischer Kunst in Deutschland zusammen, die er mitsamt seinem Vermögen 1853 der Stadt Leipzig stiftete – unter der Bedingung, dass die Stadt innerhalb von fünf Jahren ein Museum dafür bauen sollte. Andernfalls würde seine Sammlung an die Stadt Dresden gehen. Das war Leipzig ein Ansporn und in genau fünf Jahren wurde der erste Museumsbau für das Städtische Museum (das um die Jahrhundertwende in Museum der bildenden Künste Leipzig umbenannt wurde) auf dem Augustusplatz errichtet. Das Gebäude wurde 1943 beim Bombenangriff auf Leipzig zerstört. Das Hauptwerk von Schletters Sammlung war das 1845 direkt beim Künstler in Paris erworbene Gemälde „Napoleon I. in Fontainebleau“, das mit einem Kaufpreis von 12.000 Francs zugleich das teuerste Bild seiner Sammlung war. Parallel zur Ausstellung „Eugène Delacroix & Paul Delaroche. Geschichte als Sensation“ werden Meisterwerke aus der Schletter-Sammlung präsentiert. Dafür wurden bedeutende Gemälde restauriert und für einige Werke mit Mitteln der Hermann Reemtsma Stiftung neue Rahmen nach historischen Vorbildern angefertigt. Im Ausstellungskatalog wird die Sammlung Adolph Heinrich Schletter erstmals vollständig verzeichnet. Schletter sammelte nicht nur Kunst, er war auch ein begeisterter Musikliebhaber und förderte junge Künstler wie Richard Wagner. Anne-Louis Girodet-Trioson, Danae betrachtet sich in dem ihr von Amor vorgehaltenen Spiegel, 1798, Museum der bildenden Künste Leipzig Eugène Delacroix, Der Tod des Johannes des Täufers, 1858, Kunstmuseum Bern Eugène Delacroix, Löwe aus dem Atlasgebirge, 1829, Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett, Der Kunstverein in Bremen Städtisches Museum Leipzig, erbaut 1854–1858 Das von Adolph Heinrich Schletter ermöglichte und nach Plänen des Architekten Ludwig Lange gebaute erste Museumsgebäude am Augustusplatz konnte im November 1858 feierlich eröffnet werden. Nach Plänen des Stadtbau direktors Hugo Licht wurde durch Anbauten die ursprüngliche Grundfläche des Museums in den 1880er Jahren verdoppelt. In der Bombennacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 wurde das Gebäude weitgehend zerstört, für das Museum der bildenden Künste Leipzig begann die über 60 Jahre dauernde Interimszeit, die am 4. Dezember 2004 durch die Eröffnung des Neubaus ihr Ende fand. Die Ruine des alten Museumsgebäudes wurde erst 1962 abgerissen, 1981 eröffnete an gleicher Stelle das neue Gewandhaus. HISTORIENMALEREI DES 19. JAHRHUNDERTS elgischen Während der Ausstellung werden in einem Saal im 3. Obergeschoss weni- den weitreichenden Einfluss von Paul Delaroche sowie der b ger bekannte Werke der deutschen Historienmalerei des 19. Jahrhunderts Historienmalerei. Gleichzeitig illustrieren die Gemälde den Geschmack des präsentiert. In ihrer genrehaften Auffassung von Geschichte zeigen sie Leipziger Bürgertums im 19. Jahrhundert. Eugène Delacroix, Eine Inderin wird von einem Tiger angegriffen, 1856, Staatsgalerie Stuttgart DELACROIX & DELAROCHE SPEZIAL ERÖFFNUNG 10. Oktober, 18 Uhr VORTRÄGE 12. November, 18 Uhr Napoleon und die Naturwissenschaften Prof. Dr. Joachim Fischer, München 26. November, 18 Uhr Delacroix und die „Dante-Barke“ Prof. Dr. Klaus Herding, Frankfurt am Main 3. Dezember, 18 Uhr Delacroix und die Moderne Dr. Holger Jacob-Friesen / Kunsthalle Karlsruhe 10. Dezember, 18 Uhr Delacroix und Delaroche als politische Künstler Prof. Dr. Claudia Hattendorff / Universität Gießen WORKSHOPS* 11. November, 17–19 Uhr Im Kontext: Was ist Anlass künstlerischer Auseinandersetzung? Mit der Künstlerin Mara Diener 28. November, 10–12 Uhr Ich Zeig’s Euch Werkstatt Von den jungen Guides das Führen lernen ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN Sonntag, jeweils 11 Uhr: 11. Oktober, 18. Oktober, 25. Oktober, 8. November, 22. November, 29. November, 13. Dezember, 20. Dezember, 27. Dezember, 3. Januar, 10. Januar, 17. Januar Mittwoch, jeweils 18 Uhr: 28. Oktober, 9. Dezember, 16. Dezember, 30. Dezember Donnerstag, 15 Uhr für die Generation 60plus: 5. November, 3. Dezember, 7. Januar Museum der bildenden Künste Leipzig Katharinenstraße 10 04109 Leipzig Tel. 04 31 / 21 69 90 [email protected] www.mdbk.de Di + Do–So 10–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr Mo sowie 24. und 31. Dezember geschlossen Feiertage 18. November, 25./26. Dezember und 1. Januar, 10–18 Uhr Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 5,50 Euro Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei. Am zweiten Mittwoch im Monat freier Eintritt. Der KunstBegleiter Der Audioguide, realisiert mit Unterstützung des Institut Français und der Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig e. V., steht dem Individualbesucher als Begleiter auf Deutsch, Französisch und Englisch zur Verfügung und kann im App-Store kostenfrei heruntergeladen werden. Der Katalog Der in Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Leipzig entstandene Katalog zur Ausstellung enthält Beiträge von Sébastien Allard, Stephen Bann, Kristin Bartels, Thierry Laugée, France Nerlich, Jan Nicolaisen und Martin Schieder. Der Band mit 384 Seiten und zahlreichen Farbabbildungen erscheint im Michael Imhof Verlag und ist im Museumsshop Wasmuth für 39 Euro sowie im Buchhandel erhältlich. * Die Workshops richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren. Anmeldung unter Tel. 03 41/21 69 99 14 Impressum Museum der bildenden Künste Leipzig Einrichtung der Stadt Leipzig Beilage zur Leipziger Volkszeitung am 10. Oktober 2015 Texte: Jan Nicolaisen, Kurator Redaktion: Jörg Dittmer, Ulrike Otto, Roland Stratz Gestaltung: Harald Richter, Hamburg Fotos: bpk / RMN, die genannten Museen und Sammlungen; PUNCTUM / Alexander Schmidt (S. 2) Hauptleihgeber der Ausstellung Musée du Louvre, Paris | Musée des Beaux-Arts de Nantes | Kunsthalle Bremen Förderer der Ausstellung CRANACH – VON DER IDEE ZUM WERK Eine Kabinettausstellung aus eigenen Beständen bis 15. November 2015 Lucas Cranach d. J., Hirsche, 1560er Jahre Lucas Cranach d. Ä. (Kronach / Oberfranken 1472 – 1553 Weimar), zählt zu den wichtigsten Künstlern der deutschen Renaissance. Mit großem Erfolg leitete er einen Werkstattbetrieb in Wittenberg und Weimar, der für das sächsische Herrscherhaus, für Reformatoren wie Martin Luther, aber auch für katholische Würdenträger wie Kardinal Albrecht von Brandenburg wichtige Aufträge ausführte. Das Museum der bildenden Künste Leipzig verfügt mit 18 Gemälden, 10 Zeichnungen und 59 Druckgrafiken über einen beeindruckenden Cranach-Bestand, um dieses brisante Spektrum von Auftraggebern der Reformationszeit zu veranschaulichen. Höhepunkt der Kabinettausstellung, die im Zusammenhang mit dem 500. Geburtstag von Lucas Cranach d. J. steht, ist ein Werkstattraum, in dem die jüngsten Forschungsergebnisse zur Maltechnik der Cranachwerkstatt präsentiert werden. Sie wurden im Zuge umfassender Untersuchungen für das Cranach Digital Archive (http://www.lucascranach.org) generiert. Darüber hinaus ist die spektakuläre Restaurierung des Andachtsbildes „Die Heilige Dreifaltigkeit“ (1515) von Lucas Cranach d. Ä. in einer Foto- und Filmdokumentation zu sehen.
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