Auf eine mehr als 100 jährige Geschichte kann der Schützenbezirk Niederbayern zurückblicken. Dokumentarisch belegt ist, dass der Schützenbezirk Niederbayern bei der Gründung des Oberpfälzer Schützenbundes, im Jahr 1889, Pate stand. Vieles aus der Vorkriegsgeschichte liegt jedoch im Dunkeln. Im Chaos der Kriegszeit sind Unterlagen verlorengegangen oder von damaligen Schützenkameraden versteckt worden und in Vergessenheit geraten. Während bis 1933 die Schützenvereinigungen ihren Zusammenschluss in Dachorganisationen auf freiwilliger Basis beschlossen, erfolgte danach die Politisierung des Sports. Die Organisationsform wurde von oben geregelt. Nicht genehme Vereine wurden verboten und aufgelöst. Mit dem Kriegsende kam auch das vorläufige Aus für das Schützenwesen. Aber bereits in den Jahren 1949 bis 1950 lebte in einzelnen Orten die Tradition des Schießsportes wieder auf. An der Gründungsversammlung des Bayerischen Sportschützenbundes am 28. September 1950 nahmen auch 5 Vertreter der niederbayerischen Schützen teil, unter ihnen Josef Semmler aus Osterhofen. Als Vertreter von Niederbayern kam er in den Beirat des BSSB. Am 14. Januar 1951 fand unter seiner Leitung die erste Niederbayerische Schützenmeistertagung in Plattling statt. Die 24 anwesenden Schützenkameraden beschlossen die Gründung des Schützenbezirks Niederbayern, der zunächst die Bezeichnung „Kreis Niederbayern" erhielt. 1. Kreisschützenmeister war Josef Semmler, 2. Rudolf Mayerhofer aus Passau. Entsprechend der damals bestehenden Landkreise entstanden 19 Gaue (Bezirke) mit 19 Gauschützenmeistern. Sie führten nun die Gründungsversammlungen in den Gauen mit der ordentlichen Wahl der Gauschützenmeister durch. Bei den ordentlichen Gaugründungen kam es zu Gebietsänderungen, aus denen sich die heutigen Schützengaue bildeten. Josef Semmler, 1. Bürgermeister in Osterhofen, leitete den Schützenbezirk Niederbayern, bis er 1961 aus gesundheitlichen Gründen das Amt abgeben musste. Er starb am 28. 7. 1961. In seiner Amtszeit wurde der Grundstein für das heutige Schützenwesen in Niederbayern gelegt. Vieles, was heute ganz selbstverständlich erscheint, musste aus dem Nichts geformt und zum Leben erweckt werden. Noch 1951 gab es in Passau das erste Niederbayerische Kreisschießen, später Bundesschießen genannt, die erste große Schützenveranstaltung nach dem Krieg. Es beteiligten sich 578 Schützen. Mit über 1 000 Schützen, unter ihnen 200 Schützen aus Osterreich, entwickelte sich der Schützenzug zu einer Demonstration des neuen Schützenwesens. In einem feierlichen Akt wurde die alte Niederbayerische Bundesfahne von den „Apfelkoch Schützen", die sie über die Kriegs-und Nachkriegsjahre aufbewahrt hatten, an das Bezirksschützenmeisteramt übergeben. Die steigende Mitgliederzahl, 1952 waren es 1 700, 1956 7 500 und 1961 bereits 12 675, machte die Erweiterung des Bezirksschützenmeisteramtes erforderlich. Schatzmeister, Schriftführer und zwei Sportleiter kamen hinzu. 1954 wurde die erste Groß- und Kleinkaliberanlage in Germansdorf erstellt. 1956 gab es bereits offizielle Niederbayerische Meisterschaften in den Disziplinen Luftgewehr, Zimmerstutzen, Kleinkaliber und Scheibengewehr. Beim 5. Niederbayerischen Schützentag in Plattling legten die Delegierten ein Bekenntnis zum Bayerischen und Deutschen Schützenwesen und zur großen Schützentradition ab, die auf mehr als ein halbes Jahrtausend zurückblicken kann. Sie stellten Sauberkeit und Moral, aber auch die Enthaltung von jeder politischen und militärischen Tendenz als oberstes Gebot heraus. Als Nachfolger von Josef Semmler wählten die Delegierten des 10. Schützentages, 1961 in Osterhofen, Martin Ritzinger, Eggenfelden, zum 1. Bezirksschützenmeister und als seinen Vertreter Alfred Michaelis aus Straubing. Josef Semmler und Hans Hänsel wurden Ehrenschützenmeister. Martin Ritzinger stand 4 Jahre an der Spitze des Bezirks. In dieser Zeit entstanden viele neue Schießstätten. Außerdem stellten sich die ersten sportlichen Erfolge ein. Im Alter von 68 Jahren starb Ritzler am 6. Februar 1965. Beim 14. Niederbayerischen Schützentag, 1965 in Au/Hallertau, wurden Alfred Michaelis, Straubing 1., Alois Barth, Eggenfelden 2. und Georg Schwaiger, Au 3. Bezirksschützenmeister. Mit Konrad Wirnhier kam im November 1965 der große internationale Erfolg eines niederbayerischen Schützen. In Santiago de Chile wurde er Weltmeister in Skeet. Seine Erfolgsserie setzte sich fort: Weltmeister 1967, Europameister und Bronzemedaille in Mexico 1968, Olympiasieger in München 1972, dazu kamen zahlreiche Titel als Deutscher Meister. Im Dom zu Passau weihte am 17. April 1967 Prälat Konrad Baumgartner die neue Fahne des Schützenbezirks Niederbayern. Am Grab von Ehrenbezirksschützenmeister Hans Hänsel (16. April 1967) senkte sie sich zum ersten Mal. Der Bedeutung der Jugendarbeit entsprechend rückte 1969 der Jugendleiter, Josef Königseder, in das Bezirks-Schützenmeisteramt auf. Die verschiedenen Disziplinen im Schießsport gewannen an Bedeutung. Das unterstrich die Berufung von Referenten für Pistole, Wurftauben und Bogen in den Bezirksausschuß. 1971 wurden die Bezirksbogenmeisterschaften erstmals offiziell ausgetragen. Durch den Tod des Präsidenten des Deutschen Schützenbundes und seines Vertreters musste Alfred Michaelis als 2. Vizepräsident des DSB das Präsidentenamt übernehmen. Deshalb legte er 1972 sein Amt als Bezirksschützenmeister nieder. Neuer Bezirksschützenmeister wurde Alois Barth, Eggenfelden, sein Vertreter Georg Schwaiger und Alfred Michaelis Ehrenbezirksschützenmeister. Mit 39 Jahren stand nun ein Schütze der jüngeren Generation an der Spitze des Bezirks. Jugendlicher Elan und die Erfahrung als aktiver Schütze brachten neue Ideen, durch die lange Amtszeit aber auch eine gewisse Kontinuität in den Verband. Am 31. 12. 1989 hatte der Niederbayerische Schützenbezirk 50 492 Mitglieder — 10 940 (21,7 %) sind Frauen. Eine Frau im Schützenmeisteramt ist heute eine Selbstverständlichkeit. Die Schützenjugend ist mit 15 731 oder 31,5 % ein starker Eckpfeiler für den Bestand des Schützenwesens in Niederbayern. Die Aufgaben im Bezirksschützenmeisteramt wuchsen und mussten den Gegebenheiten angepasst werden. Die Zahl der bei Niederbayerischen Meisterschaften geschossenen Disziplinen stieg ebenso rapide an wie die Zahl der bei nationalen und internationalen Wettkämpfen erfolgreichen Schützen. Niederbayern stellte Olympiasieger, Weltmeister, Europameister und zahlreiche Deutsche Meister. Mit der jährlich stattfindenden Meisterehrung wurde ein würdiger Rahmen geschaffen, um den Schützen einen Dank für ihren Einsatz zu sagen.
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