fotolia.com SAH-Redaktion: Wie kann ich mir das in der Praxis vorstellen? WOHLFÜHLEN DURCH GESUNDE BEWEGUNG Melissa Camara-Romero: Ist der behandelnde Arzt der Auffassung, dass ein Bewegungstraining sinnvoll ist, so kann er zur weiteren Klärung mit seinen Kollegen im Projekt-Team „Palliativsport“ Kontakt aufnehmen. Als erstes wird dann für den Patienten ein individueller Bewegungsplan unter Berücksichtigung der körperlichen Möglichkeiten und der Erkrankung angefertigt. Zweimal pro Woche für je eine Stunde findet dann in einer Physiotherapie-Praxis ein Bewegungstraining statt, welches in kleinen Gruppen absolviert und von einem ausgebildeten Physiotherapeuten betreut wird. Grundsätzlich umfasst das Bewegungstraining Palliativsport 20 Therapie-Einheiten. Bei Therapie-Erfolg kann auf Wunsch eine Verlängerung beantragt werden. Neues Angebot für Patienten mit Tumorerkrankungen und anderen fortgeschrittenen chronischen Erkrankungen Patienten mit einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung oder einer anderen lebensverkürzenden, chronischen Erkrankung fühlen sich oftmals müde, abgeschlagen und dem Alltag nicht mehr ausreichend gewachsen. Dieses Syndrom nennt man Fatigue. Es ist eine chronische Müdigkeit, hervorgerufen durch Tumorerkrankungen, Chemotherapien oder chronischen Erkrankungen wie z.B. eine fortgeschrittene Lungen- oder Herzerkrankung. In vielen Studien wurde versucht, diese chronische Müdigkeit zu bessern. Das einzig positive Ergebnis erbrachte eine gezielte Bewegungstherapie. Hierdurch kann die FatigueSymptomatik nachgewiesenermaßen deutlich reduziert werden. Zudem steigert Bewegung unter anderem das körperliche Wohlbefinden, die Lebensqualität und sorgt für einen besseren Schlaf. Das SAH-Journal sprach mit der Koordinatorin des EuregioKrebszentrums, Dr. Petra Heinen und ihrer Kollegin, Melissa Camara-Romero, über das Fatigue-Syndrom und das neue Angebot im Palliativsportbereich in unserer Region. SAH-Redaktion: Viele Patienten sind unsicher, wie sie sich bei einer Tumorerkrankung oder auch bei anderen fortgeschrittenen chronischen Erkrankungen hinsichtlich Sport und Bewegung richtig verhalten. Ist bei einer derartigen Erkrankung Schonung oder Bewegung besser? SAH-Redaktion: Kann man denn bereits nach einer so kurzen Zeit positive Veränderungen wahrnehmen? Dr. Petra Heinen: Normalerweise ist dies tatsächlich der Fall. Zu erwarten ist, dass die Müdigkeit nachlässt und sich das Schlafverhalten bessert. Dadurch verspüren die Patienten wieder mehr Antrieb und Kraft im Alltagsgeschehen. Auch wirkt sich das regelmäßige Training positiv auf die Gleichgewichts- und Koordinationsfähigkeiten aus. Melissa Camara-Romero: Nicht zu vergessen ist, dass Bewe- Dr. Petra Heinen: Der behandelnde Arzt ist hier der richtige Ansprechpartner. Er kennt die individuelle Verfassung des Patienten am besten. Im Raum Eschweiler/Stolberg haben sich nun ganz aktuell Mediziner aus dem niedergelassenen und dem Klinikbereich sowie Physiotherapeuten mit Krankenkassen zusammengeschlossen und ein Projekt ins Leben gerufen, um mit Unterstützung der Fachleute das Wohlbefinden der betroffenen Patienten zu steigern. gung in einer Gruppe Spaß macht. Außerdem lernt man neue Menschen kennen. Man erfährt, dass man nicht alleine mit seinen Erfahrungen und Gedanken ist – und sicherlich ist das ein oder andere Gespräch untereinander auch noch hilfreich. SAH-Redaktion: Das hört sich gut an! Unterstützen denn alle Krankenkassen dieses Projekt? Dr. Petra Heinen: Aktuelle Vertragspartner sind die AOK Rheinland/Hamburg und die actimonda-Krankenkasse. Patienten anderer Kassen können sich zur weiteren Klärung an die teilnehmenden Ärzte oder ihren Facharzt wenden. Melissa Camara-Romero: Um die Forschung auf diesem Gebiet zu unterstützen und das sportliche Angebot durch die Krankenkassen in Zukunft möglicherweise flächendeckend zu gewährleisten, müssen jedoch weitere Daten erhoben werden. Aus diesem Grund bitten wir die Patienten, uns zu unterstützen und im Rahmen des Bewegungsprojektes Fragebögen zu beantworten, die auf die eben genannten Punkte und ihre körperliche Aktivität abzielen. Selbstverständlich sind die Fragebögen anonymisiert. SAH-Redaktion: Ein tolles neues Projekt! Vor allem, weil man selber etwas tun kann, um mehr Lebensqualität zu erhalten. Herzlichen Dank für das Gespräch. Projekt-Team Dr. Petra Heinen: Sicherlich muss dies individuell entschieden werden. Im Zuge der medizinischen Entwicklung wird allerdings immer klarer, wie wichtig Bewegung zur Bekämpfung chronischer Krankheiten ist. Dafür sind sehr viele Mechanismen verantwortlich, die im Körper durch Bewegung angeregt werden. Das betrifft insbesondere das Immunsystem, welches sich unter moderater Bewegung messbar bessert. Ärzte Physiotherapie-Praxen und Trainingsorte Dr. med. E. Ebner, Praxis für Schmerztherapie und Palliativmedizin, Koordination Palliativnetz Stolberg-Eschweiler, Stolberg, Steinfeldstr. 5, Tel. 02402/9976640 EuregioRehaZentrum am St.-Antonius-Hospital (ERZ), Eschweiler, Englerthstr. 8, U. Herbke, Tel. 02403/76-1703 PD Dr. med. Peter Staib, Chefarzt Euregio-Krebszentrum SAH, Tel. 02403/76-1281 Melissa Camara-Romero: Nachweislich wirken sich körperliche Betätigungen günstig auf die gesundheitliche Gesamtsituation des Patienten aus. Die Zahl der sportlich aktiven Krebspatienten steigt, weil die Bewegung ihr Wohlbefinden steigert und sogar die Prognose der Krebserkrankung verbessert. Es gibt bereits einige Untersuchungen, die gezeigt haben, dass sich das Fatigue-Syndrom und die Schlafgewohnheiten unter regelmäßiger körperlicher Aktivität sehr positiv für Patienten entwickeln. Onkologische Praxis M. Groschek, Stolberg, Steinfeldstr. 7, Tel. 02402/7668829 PD Dr. Dr. Ch. Dietrich, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Bethlehem Gesundheitszentrum, Stolberg, Tel. 02402/107-4223 In Zusammenarbeit mit: Pulmologische Praxis Drs. med. F.-K. Morschel und M. Korte, Stolberg, Salmstr. 21, Tel. 02402/81081 SAH-Redaktion: Woher weiß der Betroffene, welche körperliche Betätigung für ihn die richtige ist? MVZ Stolberg – Onkologie, Dr. med. B. Pott und Dr. med. A. Meyer-Alberti, Stolberg, Kaiserplatz 9, Tel.: 02402/974550 Mit viel Engagement und Herzblut im Einsatz zum Wohl der ihnen anvertrauten Patienten: Melissa Camara-Romero und Dr. Petra Heinen und allen Haus- und Fachärzten in Eschweiler und Stolberg 12 13 Physiotherapie & Physical Rehabilitation Training, Eschweiler-Weisweiler, Auf dem Pesch 14, J. Cantelberg, Tel. 02403/66010 Physiotherapiepraxis Systermans, Eschweiler, Moltkestr. 5-7, Tel. 02403/29811 Zentrum für Rehabilitation und Physiotherapie Stolberg gGmbH (ZAP), Stolberg, Steinfeldstr. 5, R. Houfer und J. Aydin, Tel. 02402/1074182 Physiotherapiepraxis Rainer Sieven, Stolberg, Cockerillstr. 100, Tel. 02402/9744797 Praxis für Physiotherapie Urlings, Stolberg, Prämienstr. 140, H. Urlings, Tel. 02402/83234
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