Konjunkturbericht 2014 für die Blechumformung Produktion in 2014 um 3,5% über Vorjahresniveau gestiegen * Zuversicht für 2015 nimmt zu Lage: Das Jahr 2014 konnten die Blech umformenden Betriebe in Deutschland mit einem Produktionsplus von 3,5% abschließen. Der Umsatz stieg um 2,1% auf knapp 12,9 Milliarden Euro. Der Jahresverlauf zeigte deutliche Parallelen mit dem Vorjahr, jeweils folgte einem sehr positiven ersten Halbjahr ein schwächeres zweites Semester. Laut vorläufiger Daten des Statistischen Bundeamtes wurden im Jahr 2014 damit 4,5 Millionen Tonnen Blechteile umgeformt. Basis für das Wachstum war die gute Automobilkonjunktur in Nordamerika, China und Osteuropa. Auch die Süd- und Westeuropäischen Fahrzeugmärkte haben sich stabilisiert. Erfreulich ist der erneute Beschäftigungszuwachs um 0,9% auf über 70.000 fest angestellte Mitarbeiter. Während die konjunkturelle Entwicklung – jedenfalls im Branchendurchschnitt – also durchaus als zufriedenstellend bezeichnet werden kann, trübt der Blick auf die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen die Stimmung. Steigende Personal- und Stromkosten bei gleichzeitig hohem Wettbewerbsdruck gefährden die Innovationsfähigkeit der Zuliefer-Branche. Innovationen, Flexibilität und wettbewerbsfähige Kostenstrukturen gedeihen aber am besten in einem Umfeld, das weniger von der Marktmacht als von gegenseitigem Vertrauen, Offenheit und Fairness im Umgang miteinander geprägt ist. Abb. 1: Quartalsweise Entwicklung der Produktion in Tonnen und in 1.000 € Quelle: Statistisches Bundesamt, vierteljährliche Produktion im verarbeitenden Gewerbe Industrieverband Blechumformung e. V., Hagen 04/2015 1 Der Anteil der Lieferungen an den Straßenfahrzeugbau ging im Jahr 2014 leicht von 56% auf 55% zurück, dennoch bleibt die Fahrzeugindustrie die mit Abstand bedeutendste Kundengruppe der Blech umformenden Industrie. Der Maschinenbau als zweitwichtigste Abnehmerindustrie hat den Marktanteil auf 8% erhöht, der Anteil der elektrotechnischen Industrie blieb dagegen konstant. Die große Gruppe der sonstigen Verwender von Blechformteilen hat ihren Produktionsanteil von 29% auf 31% erhöht. Zu diesen Kunden zählen weitere Hochtechnologie-Branchen wie Luft- und Raumfahrt, chemische Industrie aber auch der Bausektor und die Möbelindustrie. Abb. 2: Produktionsmenge in Tonnen nach Kundengruppen 2014 Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen IBU Angesichts des sehr hohen Wettbewerbsdrucks und teilweise als unfair empfundenen Verhandlungs- und Geschäftsgebaren in der Automobilindustrie sind viele Zulieferbetriebe stets bestrebt, ihr Kundenportfolio zu diversifizieren. Dies scheint in den letzten Jahren einigen Marktteilnehmern durchaus gelungen zu sein. Im Jahr 2011 lag der Marktanteil der Automobilindustrie an der Produktion der Blechumformung noch bei über 60%. Allerdings hängt diese Entwicklung auch mit den Mega-Trends Leichtbau und Energieeffizienz zusammen, denn der Umsatzanteil der Fahrzeugkunden ist in diesem Zeitraum lediglich von 48% auf 47% zurückgegangen. Der Trend zu leichteren Bauteilen ist in den meisten anderen Branchen bisher weit weniger ausgeprägt, daher ergeben sich unterschiedliche Interpretationen bei mengen- und wertmäßiger Betrachtung der Entwicklungen. Industrieverband Blechumformung e. V., Hagen 04/2015 2 Die Direktlieferungen an den Straßenfahrzeugbau gingen dementsprechend im Jahr 2014 um 0,8% zurück, übertrafen aber erneut 2,4 Millionen Tonnen. Für das Wachstum sind eher die indirekten Lieferungen über die Hersteller von Motoren und Antriebselementen verantwortlich, diese legten um 17,2% zu. Auch der Maschinenbau erholte sich im Jahr 2014 und nahm 13,7% mehr Blechformteile ab als im Vorjahr. Da diese Branchen jedoch vergleichsweise geringe Anteile an der Gesamtproduktion aufweisen, ist das Wachstum von 9,3% der sonstigen Verwender Haupttreiber der um 3,5% erhöhten Produktion der Blechverarbeiter. Abb. 3: Produktionsmenge und -wert nach Abnehmern mit Veränderungsraten 2013/2014 in % Blechformteile für Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen IBU Abgesehen von der Automobilindustrie konnte die Umsatzentwicklung der Mengenentwicklung in den übrigen Branchen nicht folgen. Die Erzeugerpreise im Wirtschaftszweig 25.50 (Herstellung von Schmiede-, Press-, Zieh- und Stanzteilen, gewalzten Ringen sowie pulvermetallurgischen Erzeugnissen) sind im Jahresvergleich um 1,1% zurückgegangen. Die rückläufige Stahlpreisentwicklung ist demnach überwiegend an die Kunden weitergereicht worden. Die gegenteilige Entwicklung im Bereich der Fahrzeugindustrie dürfte mit einem gestiegenen Nutzwert der gelieferten Blechteile begründbar sein. Der im Pkw-Segment ausgeprägte Leichtbau-Trend aber auch die steigenden Anforderungen an die aktive und passive Fahrzeugsicherheit erfordern immer bessere Materialeigenschaften, die sich letztendlich auch in höheren Produktionskosten niederschlagen. Diese Innovationen im Bereich des Vormaterials Stahl, die in partnerschaftlichen Forschungsprojekten entlang der Lieferkette entwickelt werden, sind ein wesentlicher Standortfaktor für die Industrie. Offensichtlich verdrängen die optimierten Stahlwerkstoffe auch Aluminiumprodukte, wie deren überraschender Produktionsrückgang um 3,8% zumindest vermuten lässt. Industrieverband Blechumformung e. V., Hagen 04/2015 3 Ausblick: Auch in das Jahr 2015 sind die Blech verarbeitenden Unternehmen in Deutschland erneut dynamisch gestartet. Die Fahrzeugzulassungen in Deutschland sind im ersten Quartal um 6% gestiegen, in Europa sogar um 8,5%. Auch Nordamerika bleibt mit plus 5,6% auf Wachstumskurs und in China liegen die Pkw-Verkäufe mit 11,3% zweistellig im Plus. Vor diesem Hintergrund besteht berechtigte Hoffnung, dass die Blechumformung im laufenden Jahr weiter expandieren könnte. Darauf deutet auch der Geschäftsklimaindex für den Wirtschaftszweig hin, der sich bis April kontinuierlich weiter verbessert hat. In den letzten Monaten zeigten sich insbesondere die Erwartungen für die Entwicklung im kommenden Halbjahr optimistischer. Im April wurde auch die aktuelle Geschäftslage wieder positiver eingeschätzt. Unterstützt wird dieses Lagebild durch die Entwicklung des Einkaufsmanagerindex sowie das steigende Wirtschaftsvertrauen im Eurogebiet. Insbesondere, dass sich die Stimmung der Industrie nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Italien und Spanien leicht verbessert hat, stimmt zuversichtlich. Abb. 4: Geschäftsklima der Branche Schmiede-, Press-, Zieh- und Stanzteile (WZ 25.50) Quelle: ifo-Institut, München Allerdings sind die Aussichten mit hohen Unsicherheiten behaftet. Neben den politischen Krisen in der Ukraine oder im Nahen Osten lasten auch innenpolitische Entscheidungen auf dem Ausblick auf das Jahr 2015. Die kostenträchtigen rentenpolitischen Entscheidungen der Großen Koalition, der bürokratische Aufwand zur Handhabung des Mindestlohns in der Lieferkette und teilweise hohe Tarifabschlüsse setzen den finanziellen Spielräumen der Unternehmen zu. Besonders verunsichert sind die Entscheider der Branche allerdings zunehmend durch die Energiewende. Fehlende Planbarkeit der zu erwartenden Kosten erschweren es jedenfalls immer mehr, Investitionsentscheidungen zugunsten des Standorts Deutschland zu treffen. Dennoch blickt die Branche überwiegend optimistisch in die weitere Zukunft und hält ein Wachstum von 3% im Jahr 2015 für erreichbar. Industrieverband Blechumformung e. V., Hagen 04/2015 4 Die Branche Blechumformung 2014 im Überblick 2014 2013 Veränderung in % gg. Vorjahr Umsatz insges. in Mrd. € 12,87 12,61 +2,1% Umsatz Inland in Mrd. € 8,94 8,78 +1,8% Umsatz Ausland in Mrd. € 3,93 3,83 +2,7% davon nur Umsatz Euro Zone in Mrd. € 2,42 2,37 +2,3% davon nur Umsatz andere Länder in Mrd. € 1,51 1,46 +3,2% in % 30,53 30,37 +0,5% in Tsd. t 4.532 4.376 +3,5% Index 2010=100 113,8 111,0 +2,5% Index 2010=100 99,5 100,6 –1,1% 70.530 69.900 +0,9% 3,08 2,97 +3,6% 668 673 –0,8% Exportquote Produktion Auftragseingang Volumenindex Erzeugerpreise Schmiede-, Press-, Zieh- u. Stanzteile sowie pulvermet. Erzeugnisse Beschäftigte Lohn- und Gehaltssumme in Mrd. € Anzahl der Betriebe Quelle : Statistisches Bundesamt, IBU, eigene Berechnungen Industrieverband Blechumformung e. V. Hagen, 30.4.2015 Industrieverband Blechumformung e. V., Hagen 04/2015 5
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