Energiespeicherung mittels (Pump-)Speicherwasserkraft

Energiespeicherung mittels
(Pump-)Speicherwasserkraft
Prof. Dr. Robert Boes
Reatch: Energie speichern – Lösungen für morgen
Inhalt
Energiespeicherung mittels (Pump-)Speicherwasserkraft
 Bedarfssituation und Eignung von (Pump-)Speicherwerken
 Ist-Zustand und technische Entwicklungen
 Rolle der (Pump-)Speicher in der Energiestrategie 2050
 Schlussfolgerungen
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Reatch: Energie speichern – Lösungen für morgen
Volatilität der Energieproduktion aus Wind und Sonne
Bedarfssituation und Eignung
Stromproduktion Schweiz 2008 (Winter  Sommer; Tag  Nacht)
2
Wind
Sonne
Quelle: Prognos (2012)
Stromverbrauch im Tages- und Monatsverlauf
Strombedarf Schweiz 1997 und 2012 (Winter  Sommer; Tag  Nacht)
Bedarfssituation und Eignung
MW
3
MW
Dez
24 Uhr
24 Uhr
12 Uhr
Jan
12 Uhr
Jan
0 Uhr
0 Uhr
1997
2012
Quelle: Prognos (2012)
Zunahme des Bedarfs an flexibler Speicherkapazität
Bedarfssituation und Eignung
Effekt der zunehmenden Integration erneuerbarer Energiequellen
4
Quelle: Poncet, Alpiq (2012)
Flexible Speichermöglichkeit: Pumpspeicherkraftwerke
Ausgleich von Energiedargebot und -bedarf
Bedarfssituation und Eignung
Pumpspeicher)
5
Quelle: Poncet, Alpiq (2012)
6
Nennleistung
Bedarfssituation und Eignung
Kapazität verschiedener Speichertechnologien
Energieerzeugung
Quelle: nach Smolinka, Fraunhofer ISE (2011)
7
Preisniveau 2008
Wasserstoffspeicher
Druckluftspeicher
geschätztes Preisniveau > 2020
PSW
totale spezifische Speicherkosten
per Zyklus in ct / kWh
Bedarfssituation und Eignung
Spezifische Kosten verschiedener Speichertechnologien
verschiedene Akkumulator-Technologien
Quelle: nach VGB PowerTech (2010)
Trümpfe der (Pump-)Speicherwasserkraft
• Schnelle Bereitstellung grosser Leistungen
(Turbinenbetrieb)
• Schnelle Aufnahme überschüssiger Leistungen
(Pumpbetrieb)
Bedarfssituation und Eignung
• Saisonspeicher für Umlagerung Sommer in Winter
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• Stunden-/Tagesspeicher für Einlagerung überschüssiger
Energie mit PSW
• Grosstechnisch ausgereifteste Möglichkeit der Energiespeicherung
(«Batteriefunktion»)
• Günstigste Speichertechnik
Pumpspeicherkapazitäten der Schweiz
Ist-Zustand und Entwicklungen
Übersicht zur Situation
9
Quelle: nach Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband (2012) / Stettler (2011)
Pumpspeicherkapazitäten der Schweiz
Ist-Zustand und Entwicklungen
Bestand, Bau und Planung
10
Referenz
Pumpleistung [GW]
Bestand
1.5
[1]
Anmerkungen, Projektnamen
19 PSW, davon 3 Umwälzwerke
im Bau
2.14
Nant de Drance (900 MW), LinthLimmern (1’000 MW), Hongrin-Léman
(240 MW)
in Planung
1.66
Lago Bianco (1’000 MW), Grimsel 3
(660 MW)
Total
5.3
in Energiestrategie 2050 berücksichtigt
Quelle: [1] BFE (2014)
Technische Trends: Hydraulischer Kurzschluss
Bsp.: Kopswerk II (Österreich), FMHL+
• ternärer Maschinensatz  Pumpe und Turbine auf einer gemeinsamen Welle
• vollständige Pumpenregulierung durch zeitgleichen Turbinenbetrieb
Ist-Zustand und Entwicklungen
• optimaler Pumpwirkungsgrad auch bei kleinen Netzüberschüssen
Quelle: Vorarlberger Illwerke AG (2013)
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Technische Trends:
Schaffung unterirdischer Speichervolumina
Bsp.: Kapazitätserweiterung Tagesspeicher Nassfeld (Österreich)
• Schaffung eines Kavernensystems zur Wasserspeicherung (IBN 2007)
• Nutzungskonflikte an der Geländeoberfläche werden umgangen
Ist-Zustand und Entwicklungen
• keine zusätzliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes
12
Nutzvolumen : 230’000 m3
(Erweiterung um ca. 170’000 m3)
Quelle: Salzburg AG (2012)
kalk. spez. Baukosten : 120 CHF / kWh
Technische Trends: Konzepte als Mehrzweckanlagen
Bsp.: «Kombilösung Energie» Etzel-PSW am Sihlsee (SZ)
• Erweiterung Pumpspeicherkapazitäten in Verbindung mit Erhöhung des
HWS-Raums
Ist-Zustand und Entwicklungen
• Trend der Kompromissfindung:
wirtschaftliche Interessen  Schutzbedürfnis
13
Quelle: BAFU (2012)
Weite Teile der Zürcher Innenstadt liegen
auf dem Schwemmkegel der Sihl und sind
einem hohen Überschwemmungsrisiko
ausgesetzt.
Quelle: AWEL (2012)
Bisherige Entwicklung Energieverbrauch und -mix
Rolle in der Energiestrategie 2050
Endenergieverbrauch in der Schweiz nach Energieträger 1910-2012
24%
38-46% (?)
Anteil Strom heute bei ca.
einem Viertel; der Anteil
wird aber gemäss Studien
(u.a. ETHZ, 2011) bis 2050
auf 38-46% ansteigen
Energie ist mehr als Strom, aber Strom wird immer wichtiger!
14
Quelle: BFE (2013)
Entwicklung Elektrizitätserzeugung und -nachfrage
Rolle in der Energiestrategie 2050
Szenarienvergleich im hydrologischen Jahr
15
Szenarien:
Weiter wie bisher (WWB)
Politische Massnahmen (POM)
Neue Energiepolitik (NEP)
Quelle: Prognos (2012)
Deckung Zusatzbedarf
Szenarien
Prognosen
ETHZ (BFE)
Rolle in der Energiestrategie 2050
14 (11) TWh
16
4 (4) TWh
3 (4) TWh
6 (4) TWh
4 (3) TWh
Ausbau der Wasserkraft und der neuen erneuerbaren Energien zur Deckung der wegfallenden
Produktion aus Kernkraft für das Nachfrageszenario
«Mittel» (ETHZ) bzw. «Neue Energiepolitik (NEP)»
und «Politische Massnahmen (POM)» (BFE)
_______________________
Summen: ETHZ
31 TWh
BFE
26 TWh
Quellen:
ETH Zürich (2011)
Werte in (): Piot (2014)
Rolle in der Energiestrategie 2050
Stromdefizit im Winterhalbjahr (saisonaler Effekt)
• Ausgangslage (Angaben bezogen auf Winterhalbjahr)
– Seit Jahren Einfuhrüberschuss im Winterhalbjahr
– Heutige Kernkraft liefert 14 TWh Bandenergie
– Neue Erneuerbare sollen 2050 rund 10.5 TWh erzeugen
17
Quellen: BFE, Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2013, Piot (2014)
Stromdefizit im Winterhalbjahr (saisonaler Effekt)
2010 2035 2050
Angaben für Winterhalbjahr in TWh
Rolle in der Energiestrategie 2050
Landesverbrauch
Neue Energiepolitik (NEP)
34.63
32.98
31.90
Politische Massnahmen (POM)
34.63
34.67
36.55
29.63
16.49
16.63
-
0.94
1.75
Photovoltaik, Wind
0.04
2.25
5.56
Geothermie, Biomasse
0.72
3.35
4.91
Angebot
Bestehendes Angebot aus Wasserkraft, Kernenergie und fossil-thermischen Kraftwerken
Neue Wasserkraftwerke (Prognos 2012)
Total 30.39 23.03 28.85
Differenz zwischen Angebot und Landesverbrauch
Neue Energiepolitik
4.24
9.95
3.05
Politische Massnahmen
4.24
11.64
7.70
18
Quellen: Prognosd (2012), Piot (2014)
Rolle in der Energiestrategie 2050
Stromdefizit im Winterhalbjahr (saisonaler Effekt)
19
 Deckung der Lücke durch
 Importe,
 neue Gaskombi-Kraftwerke oder
 zusätzliche saisonale Speicher
• Im Bestszenario müssen rund 3 TWh bereitgestellt werden
• Erhöhung von rund 20 bestehenden Talsperren um ca. 10%
brächte zusätzlich 2 TWh Winterenergie
Quelle: Piot (2014)
Potential Vergrösserung Speicherseen
Rolle in der Energiestrategie 2050
Erhöhung vorhandener Talsperren um ≤ 10%
Aktuelle Preisdifferenz Sommer-Winter führt nicht zu
ausreichender Wirtschaftlichkeit
20
Karte: Darstellung SWV; Quellen: BFE (2004), EPFL (2012)
Rolle in der Energiestrategie 2050
Stromdefizit im Winterhalbjahr (saisonaler Effekt)
21
 Deckung der Lücke durch
 Importe,
 neue Gaskombi-Kraftwerke oder
 zusätzliche saisonale Speicher
• Im Bestszenario müssen rund 3 TWh bereitgestellt werden
• Erhöhung von rund 20 bestehenden Talsperren um ca. 10%
brächte zusätzlich 2 TWh Winterenergie
• Fazit:
– für Szenario «NEP» ist Lücke durch neue Saisonspeicher
vermutlich (weitgehend) zu schliessen,
– für Szenario «POM» nicht
Quelle: Piot (2014)
Ausgleich im Tages- bzw. Wochenverlauf
Rolle in der Energiestrategie 2050
(Tag/Nacht-Effekt)
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• Ausgangslage
– Produktion sehr variabel (PV und Wind)
– Bedarf an Speichern, um in Tagesrandstunden und nachts
genügend Strom zur Verfügung zu stellen
Quellen:
Meteo-Schweiz,
Piot (2014)
Ausgleich im Tages- bzw. Wochenverlauf
(Tag/Nacht-Effekt)
Rolle in der Energiestrategie 2050
• Betrachtung von
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– Energie:
Steht genügend Wasser/Speicherinhalt zur Verfügung, um
allfällige Produktions-Überschüsse zu nutzen?
– Leistung:
Steht genügend Pumpleistung zur Verfügung, um allfällige
Überschüsse zum Zeitpunkt des Auftretens «einlagern» zu
können?
Quelle: Piot (2014)
Ausgleich im Tages- bzw. Wochenverlauf
Rolle in der Energiestrategie 2050
Energiebilanz in der 2. Juliwoche 2050 nach NEP-Szenario
24
Werktag
Samstag
Sonntag
Woche
Laufwasser
62-78
55-74
46-72
411-536
Photovoltaik
24-85
24-85
24-85
168-595
Wind
9
9
9
63
Geothermie, Biomasse
21
21
21
147
116-193
109-189
100-187
789-1341
Nachfrage
145
130
120
975
Nachfrageüberschuss
29
21
20
186
Produktionsüberschuss
48
59
67
366
Angaben in GWh
Produktion
Total Energie
Quellen: Prognos (2012), Piot (2014)
Ausgleich im Tages- bzw. Wochenverlauf
Rolle in der Energiestrategie 2050
Energiebilanz nach NEP-Szenario
Wälzwirkungsgrad
Energiebedarf
Pumpen [GWh]
Energieproduktion
Turbinieren [GWh]
Heute
0.75
240
180
Mit Ausbau
0.80
300
240
• Fazit:
– In Woche mit hoher Sonneneinstrahlung (Produktion 366
GWh) können total rund 70 GWh an überschüssiger Energie
nicht gespeichert werden
– Vor allem an Wochenenden ist Situation kritisch
– In strahlungsarmer Woche beträgt Nachfrageüberschuss
rund 190 GWh, der aus Speicherbecken gedeckt werden
kann
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Quelle: Piot (2014)
Ausgleich im Tages- bzw. Wochenverlauf
Rolle in der Energiestrategie 2050
Tages-Leistungsbilanz in der 2. Juliwoche 2050 nach NEP-Szenario
Werktag
Samstag
Sonntag
Laufwasser
2.6-3.3
2.3-3.1
1.9-3.0
Photovoltaik
1.1-8.8
1.1-8.8
1.1-8.8
0-1.0
0-1.0
0-1.0
0.9
0.9
0.9
4.6-14.0
4.3-13.8
3.9-13.7
Nachfrage (Last)
6.7-7.3
6.0-6.5
5.5-6.0
Lastüberschuss
2.7
2.2
2.1
Leistungsüberschuss
7.3
7.8
8.2
Angaben in GW
Produktion
Wind
Geothermie, Biomasse
Total Leistung
26
Quellen: Prognos (2012), Piot (2014)
Ausgleich im Tages- bzw. Wochenverlauf
Leistungsbilanz nach NEP-Szenario
Rolle in der Energiestrategie 2050
• Fazit:
27
– Leistungsbandbreite von −2.7 bis 8.2 GW
– Leistungsüberschüsse von 7.3 bis 8.2 GW
– Pumpenleistung 2050 rund 5.3 GW
 Überschussleistung zwischen 2.0 GW (werktags) und 2.9 GW
(sonntags), die nicht durch Pumpen aufgenommen werden
kann
Quelle: Piot (2014)
Zusammenfassung
• Starke Zunahme volatiler Energieerzeugung (Wind, Sonne) verlangt
nach mehr Regel- und Ausgleichsenergie
• PSW im grosstechnischen Sinne nach wie vor die günstigste Option
• Ausbau Pumpspeicherkapazität im Gange
• Neue Pumpspeicherkapazität allerdings derzeit fraglich
• Jüngster Boom hat neue Technologien beschleunigt
Schlussfolgerung
• Produktions-Lücke im Winterhalbjahr kann durch Erhöhung
bestehender Speicher knapp geschlossen bzw. vermindert werden
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• (Pump-)Speicherkapazität reicht in 2050 voraussichtlich weder aus
Produktions- noch Leistungssicht, um Überschüsse aus neuen
Erneuerbaren einzulagern
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
[email protected]
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