Moderation - Université de Fribourg

Gesprächsführung und Intervention – Universität Fribourg – HS 2015 -­‐ Handout Moderation und Mediation Paul Röhr, Leonie Kollmar, Mariano Paredes, Lina Brakemeier, Nathalie Bürdel & Luc Wiesmüller Moderation (lat. Moderare -­‐ Steuern, Lenken) „Moderation ist eine Methode zur Steuerung der Kommunikation in Gruppen, um diese gemeinschaftlich zu einem definierten Ziel zu führen“ (Lehmann, 1998, S.119). Das Ziel der Moderation ist je nach Anwendungsfeld unterschiedlich. In einer klassischen Diskussionsrunde dient die Moderation der Informationsgewinnung. In einer Arbeitsgruppe hingegen der Problemlösung. Dabei sollen negative Gruppenprozesse wie soziales Faulenzen oder Groupthink verhindert werden. Anwendungsfelder Moderation findet insbesondere in Diskussionsrunden, Konferenzen, Seminaren, Arbeitsgruppen und Shows Anwendung. Vorgehen: 1. Problemdefinition 2. Gruppenmitglieder und deren Standpunkte vorstellen 3. Zeitlicher Rahmen und Gesprächsregeln festlegen 4. Eröffnung der Diskussionsrunde 5. Ergebnissicherung und Auswertung Techniken Eine gute ModeratorIn ist keine LeiterIn, sondern hilft der Gruppe zu einer lösungsorientierten Kommunikation. Sie regt Austauschprozesse an und strukturiert die Diskussion, macht aber keine eigenen Lösungsvorschläge. Der/Die ModeratorIn bleibt dabei neutral und bewertungsfrei. Zudem achtet er/sie auf das Einhalten der Ge-­‐
sprächsregeln (Wohlgemuth, 1993; Lehmann, 1998). Aktives Zuhören, adäquate nonverbale Kommunikation, (Aufmerksamkeit, Blickkontakt) sind wichtige Techniken für den Moderator. Zustimmung durch Kopfnicken oder „mhm“ sollte vermieden werden, um die Neutralität des/der ModeratorIn zu gewährleisten. Fragetechniken -­‐ Offene Fragen -­‐-­‐> treiben Gespräche voran, generiert Informationen und Ideen -­‐ Direkte Fragen -­‐-­‐> führen zu Klarheit, bringen Problem auf den Punkt. -­‐ Klärende Fragen -­‐-­‐> besseres Verständnis für alle -­‐ Suggestivfragen und multiple Fragen vermeiden! Mediation (lat. Mediare -­‐ „Vermitteln“) ist die strukturierte und deeskalierende Konfliktlösung durch eine unabhängige und externe Drittperson, den/die MediatorIn. Konfliktparteien sind zwei (oder mehr) Parteien. Es können sich sowohl Privatpersonen (Bsp.: Ehepartner) als auch Gruppen (Bsp.: Geschäftspartner) gegenüberstehen. Das Ziel der Mediation ist primär das Vermitteln zwischen den Gruppen. Das heißt, damit vermittelt werden kann und das Problem bearbeitet werden kann, wird an gegenseitigem Verständnis und gewaltfreier Kommuni-­‐
kation gearbeitet (Deeskalation). Die Mediation dient als außergerichtliche Einigungsmöglichkeit, bei der auf das Finden fairer Verhandlungsstra-­‐
tegien und Lösungswege fokussiert wird. Optimaler Weise führt eine Mediation zu besseren Lösungen in zukünftigen Konflikten. Angewendet wird die Mediation in verschiedensten Anwendungsfeldern: Ehe, Familie & Partnerschaft (Generationskonflikt); Erbschaft (Rechtsstreit); Wirtschaft & Arbeitsplatz (Arbeits-­‐
beziehungen) ; Schule & Jugendeinrichtung; Interkulturelle Beziehungen (Nachbarschaftstreit); Mietbeziehung Mediation setzt an, wenn vorherige Lösungsversuche gescheitert sind. 1 Gesprächsführung und Intervention – Universität Fribourg – HS 2015 -­‐ Handout Moderation und Mediation Paul Röhr, Leonie Kollmar, Mariano Paredes, Lina Brakemeier, Nathalie Bürdel & Luc Wiesmüller Der/Die MediatorIn muss allparteilich sein und seinen eigenen Unglauben und Zweifel zurückhalten um mit folgenden Techniken die Kommunikation der Konfliktparteien zu verbessern: Paraphrasieren, Aktives Zuhören, Zusammenfassen, konstruktive Umdeutung von Inhalten, Nachfragen, Hypothesen aufstellen. Weiterhin ist die Sensibilität und der Umgang des/der MediatorIn mit Emotionen besonders wichtig, da diese ein Indikator subjektiver Betroffenheit sind und den Mediationsbedarf verdeutlichen. Emotionen sollten deshalb beachtet und bewertungsfrei analysiert werden. Somit haben sie einen hohen diagnostischen Wert für Konflikt-­‐
verständnis und Mediationsbedarf Dr. Duly’s 7 Sieben-­‐Schritte Modell: 1. Die wichtige Vorarbeit (ABC-­‐Regel) • A = Atmosphäre für eine Mediation schaffen a) Akzeptanz; Allparteilichkeit; Anerkennung; Affirmation • B = Beziehung aufbauen • C = Courage zur Mitarbeit vermitteln (Mut geben) 2. Herstellen der konstruktiven Kommunikation im geschützten Rahmen Das Mediationsverfahren wird kurz erklärt und die Rolle des/der MediatorIn wird eingeführt. Die Gesprächsre-­‐
geln (Respekt und Toleranz) werden festgelegt und der Fokus wird auf konstruktive Lösungen gelegt anstatt auf Verurteilung wegen früheren Verhaltens. Hingewiesen wird auch auf die Selbstverantwortlichkeit der Parteien. 3. Definieren und diskutieren -­‐ Die Phase des Mitteilens Jede Partei erklärt was vorgefallen ist. Die Parteien kommen dabei abwechselnd zu Wort und hören sich dabei zu. Der/Die MediatorIn hört aktiv zu und fasst das gesagte kurz zusammen. 4. Zusammenfassen -­‐ Nachfragen und klären Der/Die MediatorIn fasst abschließend beide Sichtweisen zusammen und formuliert eine Definition des Prob-­‐
lems. 5. Ideengewitter -­‐ Lösungen suchen und sammeln Die Konfliktparteien überlegen sich Lösungen. Der/Die MediatorIn selbst formuliert keine Lösungsvorschläge, sondern strukturiert das Gespräch. 6. Fertig? Einverstanden -­‐ Ausprobieren! Einigen auf eine Lösung. Diese wird schriftlich zusammengefasst (Vertrag). Der/Die MediatorIn gratuliert an-­‐
schließend zur Lösung und bedankt sich für konstruktive Zusammenarbeit 7. Fortsetzung oder Folgetreffen vereinbaren Wichtig ist es im Anschluss bei den Parteien nachzufragen, ob die Lösung eingehalten wurde. Wenn ja, war die Mediation erfolgreich, wenn nein, wird Konfliktlösungsprozess fortgesetzt und beim ersten oder dritten Schritt angesetzt. Literaturverzeichnis Canori-­‐Stähelin, S., & Schwendener, M. (2006). Mediation macht Schule: der Weg zu einer konstruktiven Konfliktkultur. Zürich: Verlag Pestalozzianum. Dulabaum, N. L. (2003). Mediation: Das ABC: die Kunst, in Konflikten erfolgreich zu vermitteln. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union. Lehmann, G. (1998). Grundlagen der Kommunikation-­‐die Moderation. Frankfurt: Peter Lang. MediatorenPortal.de. (n.d.). Mediation verstehen. Abgerufen unter http://www.mediatorenportal.de/page/anwendungsbereiche-­‐der Montada, L., & Kals, E. (2013). Mediation: psychologische Grundlagen und Perspektiven (3. überarbeitete und aktualisierte Aufl.). Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union. Redlich, A. (1997). Konflikt-­‐Moderation: Handlungsstrategien für alle, die mit Gruppen arbeiten; mit vier Fallbeispielen. Wind-­‐
mühle, Verlag und Vertrieb von Medien. 2 Gesprächsführung und Intervention – Universität Fribourg – HS 2015 -­‐ Handout Moderation und Mediation Paul Röhr, Leonie Kollmar, Mariano Paredes, Lina Brakemeier, Nathalie Bürdel & Luc Wiesmüller Rosenkranz, P. (n.d) pro Mediation. Abgerufen unter http://peterrosenkranz.de/ Seiffert, M. (2014-­‐2015). Mediation München Büro. Abgerufen unter https://www.msm.expert/ablauf/grenzen-­‐der-­‐mediation/ Wohlgemuth, A. C. (1993). Moderation in Organisationen. Problemlösungsmethode für Führungsleute und Berater. Bern: Haupt Verlag. 3