Dokumente Fachgespräch

DIE
Auswirkungen von E-Business
auf traditionelle
Wertschöpfungsketten
—
Folgen für Entwicklungsländer
Dr. Andreas Stamm, DIE, Bonn
© DIE
DIE
Gliederung des Vortrags
• Enttäuschte Erwartungen oder unrealistische
Hoffnungen?
• Traditionelle Wertschöpfungsketten :
Veränderungen durch E-Business
• E-Business und KMU: Versuch einer
mittelfristigen Prognose
• Herausforderungen und Handlungsansätze
für die Entwicklungszusammenarbeit
© DIE, 4/23/2016
DIE
E-Business und internationaler Handel
- Potentiale • Transaktionskosten bei der Informationsbeschaffung werden gesenkt
• Vertragsanbahnung und -abwicklung werden
vereinfacht und beschleunigt
• Traditionelle Skaleneffekte werden abgebaut
Markttransparenz
Effizienz
Vertiefte internationale Arbeitsteilung
© DIE, 4/23/2016
DIE
E-Business und internationaler Handel
- empirische Evidenz • Keine IuK-gestützte Integration von
Entwicklungsländern / KMU auf breiter
Front
• Success Stories sind selten und eher
anekdotisch als signifikant
• Ausnahme: IuK-Dienstleistungen und
Software (Indien)
© DIE, 4/23/2016
DIE
E-Business und internationaler Handel
- Barrieren für KMU
• Digital divide verhindert rasche Durchsetzung von E-Business;
• Management-Know-How und Sprachkompetenz als Barriere der Internetnutzung;
• vielfältige Eintrittsbarrieren bleiben
bestehen (Logistik der Warenauslieferung);
• neue Eintrittsbarrieren entstehen (Kundenvertrauen, Sichere Online-Zahlungen)
© DIE, 4/23/2016
DIE
Das Konzept der Wertschöpfungskette
nach Gereffi / Kaplinsky
Wettbewerbsdruck
Industrielle
Fertigung
Design
Wettbewerbsdruck
© DIE, 4/23/2016
Quelle: Kaplinsky 2000
Marketing
DIE
E-Business in der
Bekleidungsindustrie: Ausgangslage
• Individualisierung der Nachfrage und kurze
Modezyklen - Hohe Ansprüche an
Flexibilität und Effizienz
• Verlagerung der industriellen
Produktionsstufe in Niedriglohnländer Hohe Anforderungen an Koordination
und Integration
• Konzentration auf der Handelsstufe Anpassungsdruck auf die Hersteller steigt
© DIE, 4/23/2016
IuK-Technologien in der
Bekleidungsindustrie - Zeitstrahl
DIE
IuK-Technologien
zur Optimierung
der internen
Prozesse (Scanner,
EDV-Systeme)
80er Jahre
© DIE, 4/23/2016
Langsam zunehmende
Bedeutung des
Electronic Data
Interchange EDI
90er Jahre
Web EDI
Internet
EDI
InternetMarktplätze
2000/02
DIE
EDI in der deutschen
Bekleidungsindustrie
• EDI setzt sich in der Bekleidungsindustrie
– im Vergleich zu anderen Branchen nur
langsam durch;
– bislang vor allem bei den Beziehungen
Industrie- Handel durch, kaum bei den
Beziehungen Zulieferer-Industrie;
– bei Standardwaren eher als bei Modeware.
• Web-EDI und Internet-EDI in Pilotprojekten
© DIE, 4/23/2016
DIE
B2B-Marktplätze in der
Bekleidungsindustrie
• bislang vor allem ein Instrument der
Informationsbeschaffung;
• geschäftliche Transaktionen werden derzeit
noch nicht über Marktplätze abgewickelt;
• Probleme der Integration in die internen
Warenwirtschaftssysteme;
• Unternehmen stehen einer Offenlegung ihrer
Geschäftspraktiken auf offenen Marktplätzen kritisch gegenüber (Extranets, EDI).
© DIE, 4/23/2016
DIE
Pilotprojekt: KarstadtQuelle-Texyard
• Einbezogen werden ca. 250 Bekleidungsunternehmen in der Türkei.
• Diese liefern bereits für KarstadtQuelle,
haben bereits ein pre-qualifying durch den
Auftraggeber durchlaufen.
• Die Hersteller konkurrieren um die Aufträge
von KQ (request for quotation).
• Die Prozesszeiten werden um ca. 80 %
verkürzt.
© DIE, 4/23/2016
DIE
E-Business im Lebensmitteleinzelhandel von Argentinien
• Der Strukturwandel im argentinischen LEH
– Konzentrationsprozess:
– Absatz über Supermärkte:
• 1984: 26 %,
• 1997: 53 %
– Vordringen internationaler Konzerne (Jumbo,
Carrefour)
– Professionalisierung der Logistik
© DIE, 4/23/2016
DIE
Elektronischer Informationsaustausch
im Einzelhandel von Argentinien
– 2001: Supermarktketten beginnen, den
Informationsaustausch mit den Zulieferern
über eine einheitliche Plattform (bCentral)
abzuwickeln.
– bCentral ist eine speziell für KMU in
Zulieferbeziehungen entwickelte IT-Lösung;
– Drei Monate nach der Implementierung
arbeiteten bereits zwischen 5 % und 15 %
der Zulieferer mit bCentral.
– 2005 sollen alle Zulieferer eingebunden sein.
© DIE, 4/23/2016
DIE
Einstiegsbarrieren von KMU in das
E-Business (LEH Argentinien)
• Die fixen und variablen Kosten sind gering
• Fixkosten 45 $
• laufende Kosten ca. 35 $ / Monat
• Indirekte Kosten sind deutlich signifikanter:
• Viele KMU verfügen bislang nicht über die
notwendigen Hardware-Voraussetzungen.
• Interne Abläufe müssen angepasst werden.
• Mitarbeiter müssen geschult werden
• Parallele Kommunikationsmodalitäten.
© DIE, 4/23/2016
DIE
Automobilindustrie (Argentinien)
• Die Zulieferbetriebe sind durchweg über
EDI mit den Montagewerken vernetzt.
• Über EDI erfolgt der Bezug der strategisch
wichtigen Güter bei dem kritische
Informationen ausgetauscht werden.
• Offene Marktplätze (COVISINT) dienen
vornehmlich dem Bezug von einfachen
Massengütern. Hier steht die Reduzierung
der Beschaffungskosten im Mittelpunkt.
© DIE, 4/23/2016
DIE
Zusammenfassung der empirischen
Beobachtungen
– Die Entwicklung geht von den Großunternehmen in den Wertschöpfungsketten aus.
– Sensible Daten werden weitgehend über EDI
ausgetauscht, strategische Güter über EDI
beschafft.
– Marktplätze: überwiegend allgemeine
Informationen.und Beschaffung von Standardprodukten,
– Mittelfristig werden EDI und Marktplätze als
parallele Systeme bestehen bleiben.
© DIE, 4/23/2016
DIE
Mittelfristige Prognose
• Die technischen Voraussetzungen für die
Umsetzung von E-Business werden sich in
vielen Entwicklungsländern verbessern.
• Internationale Unternehmen führen erprobte
Lösungen auch in EL ein.
• KMU müssen sich an die Vorgaben anpassen oder werden aus den Wertschöpfungsketten verdrängt.
© DIE, 4/23/2016
DIE
Auswirkungen auf KMU
• Die Einführung von E-Business wird durch
die Großunternehmen in der WSK induziert.
• Häufig müssen KMU unterschiedliche
Systeme vorhalten und pflegen.
• KMU können die Kosten für die IILösungen nur bedingt durch Effizienzsteigerungen amortisieren.
• Die Markttransparenz kommt zunächst den
Großunternehmen in der WSK zugute.
© DIE, 4/23/2016
DIE
Handlungsansätze für die EZ
• Sensibilisierung und Aufklärung von KMU,
z.B. über best-pratice-Wettbewerbe.
• „E-readiness“ als integraler Bestandteil der
Stärkung von KMU in WSK.
• Berücksichtigung des E-Business im
Rahmen von BDS-Maßnahmen.
• Unterstützung von elektronischen
Marktplätzen, die auf die spezifischen
Bedürfnisse von KMU zugeschnitten sind.
© DIE, 4/23/2016