18 - MedUni Wien

Neuronuklearmedizinische
Untersuchungen
Susanne Asenbaum
Univ.-Klinik für Neurologie / Nuklearmedizin Wien
Neuronuklearmedizinische Untersuchungen
Grundlagen
► Funktionelle Bildgebung zur Darstellung biochemischer Prozesse,
z.T. auch Quantifizierung
► Einbringen eines Radiopharmakons (Tracer, Ligand) mit den
erwünschten Eigenschaften in den Organismus, dessen
Verteilung anhand der Strahlung nachgewiesen wird; auch:
Beurteilung der Kinetik
► ev. Verabreichung eines Isotops ohne Trägersubstanz
► die Strahlung wird mit Hilfe spezieller Detektoren erfaßt; mittels
spezieller Rechenverfahren wird ein Abbild des untersuchten
Organs rekonstruiert
► oder: einfache Abbildung der Aktivitätsverteilung
Neuronuklearmedizinische Untersuchungen
Gefahren und Kontraindikationen
► radioaktive Strahlung ! keine Screening-Untersuchungen !
► absolute Kontraindikation: Schwangerschaft !
► Halbwertszeiten der meisten Isotope: zwischen 2 min. (15O)
und 6 h (99mTc)
► effektive Ganzkörper-Äquivalenz-Dosen:
18F-FDG-PET: 8-10 mSv
99mTc-HMPAO-SPECT: 7-9 mSv
(vgl.: Transatlantikflug: 1-2 mSv)
► Isotope mit längerer Halbwertszeit: forcierte Diurese zur rascheren
Ausscheidung empfohlen
► Isotopen-Cisternographie (invasiv): Kontraindikationen gegen die
Lumbalpunktion beachten !
Single-Photon-Emissions-CT (SPECT)
Indikationen (1)
Hirngefäßerkrankungen:
► Radiopharmaka: 99mTc-markiertes HMPAO, ECD
► Aufnahme durch die Bluthirnschranke in das Gehirn weitgehend
proportional zur tatsächlichen regionalen Hirndurchblutung
(regional cerebral blood flow, rCBF)
► ev. 2. Messung nach Verabreichung von vasoaktiven Substanzen
(z.B. Acetazolamid): Ermittlung der vaskulären Reservekapazität
Demenzen:
► Radiopharmaka: 99mTc-markiertes HMPAO, ECD
► Differentialdiagnostik dementieller Prozesse (unterschiedliches
Verteilungsmuster der reduzierten Tracer-Aufnahme, z.B.
„vaskuläres Verteilungsmuster“, „SDAT-Verteilungsmuster“)
Single-Photon-Emissions-CT (SPECT)
Indikationen (2)
Extrapyramidale Erkrankungen:
► 123I-ß-CIT oder 123I-FP-CIT: Bindung an die Dopamin-Transporter
Wiederaufnahmestellen), v.a. im Striatum
► 123I-IBZM, 123I-Epideprid: Bindung mit unterschiedlicher Spezifität
an die Dopamin-D2-Rezeptoren, v.a. im Striatum
► Kombination beider Untersuchungen: ermöglicht die Abbildung der
(striatalen) dopaminergen Synapse sowohl präsynaptisch als
auch postsynaptisch (Diagnostik und Differentialdiagnostik des
Parkinson-Syndroms); Abstand zwischen beiden Untersuchungen: mindestens 3 Tage
► 123I-IBZM-SPECT: auch Diagnostik der Chorea Huntington
► 123I-IBZM-SPECT: Interaktionen mit Medikamenten (Neuroleptika,
Ca-Kanal-Blocker, Dopamin-Agonisten, Antiemetika) !
Single-Photon-Emissions-CT (SPECT)
Indikationen (3)
Epilepsien:
► Radiopharmaka: 99mTc-markiertes HMPAO, ECD
► während eines fokalen Anfalls („iktale SPECT“) fokale Mehrspeicherung (regionale Zunahme der Hirndurchblutung als Hinweis auf die epileptogene Zone)
► im Intervall ev. verminderte Aufnahme des Isotops in der betreffenden Region („interiktale SPECT“)
Intrakranielle Tumoren:
► Aussagekraft der PET i.a. höher als jene der SPECT
Isotopen-Cisternographie
► Darstellung der Liquorkinetik mittels wiederholter, in erster
Linie statischer Aufnahmen
► Lumbalpunktion, intrathekale Applikation von 111In-DTPA,
Aufstieg des Tracers in den intrakraniellen Bereich
► Normaldruck-Hydrozephalus: beträchtliche Anreicherung des
Isotops im Ventrikelsystem über lange Zeit (24 h und mehr);
fehlender Aufstieg des Isotops über die Hemisphären
► Liquorfistel: Isotop tritt durch den Riß in der Dura mater aus und
und reichert sich in einem vorher applizierten Tampon (im
äußeren Gehörgang, im Nasenrachenraum) an; Messung
der radioaktiven Strahlung aus dem entfernten Tampon
Knochen-Szintigraphie
► die Aufnahme des Radiotracers 99mTc-DPD in den Knochen
hängt von der lokalen Perfusion und vom Aktivitätszustand
der Osteoblasten ab
► Diagnose von tumorösen Prozessen (z.B. Metastasen) und von
entzündlichen Erkrankungen (z.B. Osteomyelitis, Spondylitis)
► DD: lokale Anreicherungen auch bei degenerativen und (post-)
traumatischen Veränderungen
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
Indikationen (1)
Hirngefäßerkrankungen:
► Messung der regionalen Hirndurchblutung (regional cerebral blood
flow, rCBF), u.a. mit Hilfe von mit 15O markiertem H2O
► Bestimmung der Aufnahme-Rate von Glukose in das Hirngewebe
mit Hilfe von 18F-FDG (Fluor-Deoxyglukose)
Demenzen:
► Untersuchung des Glukose-Stoffwechsels des Gehirns mittels
18F-FDG
► Diagnostik und Differentialdiagnostik dementieller Prozesse
Epilepsien:
► Untersuchungen mittels 18F-FDG
► Suche nach der epileptogenen Zone
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
Indikationen (2)
Tumoren:
► Radiopharmaka: 18F-FDG, 11C-Methionin
► Beurteilung des intrazerebralen Aminosäure-Stoffwechsels (gibt die
Ausdehnung des Tumors an)
► Differenzierung zwischen Tumor-Rezidiv und Strahlen-Nekrose
► Wahl der für eine Biopsie am besten geeigneten Stelle (18F-FDG)
► Beurteilung der biologischen Aggressivität des Tumors (18F-FDG)
► Bestimmung der Restgröße von teilresezierten Tumoren (18F-FDG,
11C-Methionin)
► Differenzierung Lymphom vs. Toxoplasmose (18F-FDG)
► Monitoring der Effizienz verschiedener Therapieverfahren (18F-FDG)
► Diagnostik niedriggradiger Astrozytome (11C-Methionin)