Gedicht markiert

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1. Lern-Wiederholungsschleife
Thema: Flucht
Lyrik: Gedichtanalyse
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Volltext
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
Max Herrmann-Neiße: „Gesammelte Werke“. Herausgegeben von Klaus Völker.
Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1986 (vergriffen).
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/frankfurter-anthologie/gedicht-interpretationlesung-heimatlos-von-max-herrmann-neisse-12270746.html
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Aufgaben
6 Form-Inhalt-Beziehung 2:
Beziehe die formale
Regelmäßigkeit auf die
Kernaussage
1 Formalanalyse
Reim, Metrum, Vers(maß)
2 Inhalt:
Schlüsselbegriffe
5 Form-Inhalt-Beziehung 1:
Beziehe V 3f auf 15f
Gedichtanalyse
3 Inhalt: Subjekte
Wer kommt vor?
4 Inhalt: Situation des
lyrischen Wir
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Gliederung
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
auf den ersten Blick
auffallend:
Rahmenstruktur!
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
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formal: Reim, Metrum, Kadenzen
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
A
B
A
B
Kreuzreim!
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
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formal: Reim, Metrum, Kadenzen
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
A
B
A
B
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wéhen
und läßt uns in die lang entbehrte Rúh
des sichren Friedens einer Stube séhen
und schließt sie vor uns grausam wieder zú.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
Kreuzreim!
4 regelmäßige
Strophen
unbetontes Versende = weibl.
betontes Versende = männl.
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
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formal: Reim, Metrum, Kadenzen
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
A
B
A
B
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wéhen
und läßt uns in die lang entbehrte Rúh
des sichren Friedens einer Stube séhen
und schließt sie vor uns grausam wieder zú.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
1
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Kreuzreim!
4 regelmäßige
Strophen
unbetontes Versende = weibl.
betontes Versende = männl.
5
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
5 Jamben
= traditioneller Blankvers
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Subjekte
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
wir < --- > Eingeborene
wir  jeder
personifizierter
Sommerwind
herrenlose Katzen
Bettler
In welcher Situation
befindet sich das WirSubjekt?
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Schlüsselbegriffe
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
Das Gedicht ist von
Kontrasten geprägt:
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
welchen?
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
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finale Interpretation
Max Herrmann-Neiße
Heimatlos
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
Formulieren Sie die
Kernaussage, indem Sie
V 2,3 auf V 15,16
beziehen.
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
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